Ich habe so ein Gefühl, die 2020er Jahre, die mit dem nächsten Januar beginnen werden, könnten UNSERE 20er Jahre werden. Einmal, weil es so ja nicht weitergehen kann, und dann natürlich, weil es ja heißt: "Ich möchte nochmal 20 sein..."

Dieser Thread ist für das kommende Jahrzehnt und weil viele meinen, 20er sei alles, wo ne "2" vorne steht, beginne ich ihn jetzt, in der Furche zwischen den Saisons, in der zuschauerlosen Zeit, in der unfaßbaren Janusköpfigkeit der letzten Monate, mit einem Wort: Im Niemandsland des Ligasands.

Sand im Getriebe, Sand in den Köpfen (danke, Loddar!), Sand, wohin das Auge sieht. Eine wunderschöne Wüste tut sich vor uns Fans auf und es gibt - objektiv besehen - nicht den geringsten Anlaß, von den 20ern etwas anderes zu erwarten als von den letzten 20 Jahren. Doch genau hier muß die Kölsche Philosophie einsetzen. Johannes Duns Scotus, dessen Grab in der Minoritenkirche am Kolpingplatz zu besuchen ist, hat von einer "species intelligibilis" gesprochen und damit - die Forschung ist sich mittlerweile sicher - den 1.FC Köln gemeint.

Lange hat man gedacht, Species intelligibils bezöge sich bei Duns Scotus eigentlich auf eine bestimmte Form von Erkenntnis. Heute ist klar, es muß der 1.FC Köln gemeint sein, denn nur der 1.FC Köln ist eine Lebensform (species), die lediglich mit dem Verstand (intellectus) aufgewiesen werden kann und bei der der Realsinn (sensus realis) des Menschen starke Probleme hat, sich einer genaueren Vorstellung (conceptus) von dem besagten Fußballverein (clubus) zu bemächtigen. An anderer Stelle im Werk des großen mittelalterlichen Philosophen kommt auch der Ausdruck "Phantasma" vor, doch das halte ich für tendenziöse Philosophiegeschichtsschreibung aus Düsseldorf. Gott strafe Düsseldorf!

Wie auch immer, kommen wir von den höheren Sphären mittelalterlicher Transzendantalphilosophie zurück zur rauen Gegenwart. Wie wird es in der kommenden Dekade weitergehen? Wird der 1.FC Köln ein paar weitere Ewigkeiten die inkarnierte Unerheblichkeit ganz Fußballdeutschlands bleiben oder geschieht doch noch das Außergewöhnliche?

Ich glaube: Letzteres. Und ich will gerne in aller Kürze meine Gründe für diese Annahme darlegen. Erstens bin ich es leid. Zweitens hat ein anderer großer Philosoph (diesmal der Antike) behauptet, alles verändere sich ständig. Von Ausnahmen weiß die Überlieferung da nichts. Und drittens habe ich mir (das ist kein Witz jetzt) vor wenigen Tagen eine Packung Hanutas gekauft. Zuletzt muß ich das Zeugs gegessen haben, als ich ein Grundschulkind war, denn ich war 2011 bei Daums Vertragsverlängerungsmarathon am Geißbockheim leider nicht dabei.

Als ich gestern die Hanuta-Packung aufmachte, fiel ein kleines Klarsichtpäckchen mit Nationalspielersammelbildchen zu Boden. Vermutlich sind mehrere Bildchen in dieser Klarsichtpackung, obenauf aber lag... niemand anderer als Jonas Hector. Hector und Hanuta, also wenn das kein gutes Zeichen ist...

Wenn Ihr mögt, dann nutzt diesen Thread doch als saisonübergreifende Philosophierstube und debattiert munter darüber, was fehlt, was weg muß, was gar nicht in die Tüte kommt und wo es mit dem FC noch hinführen wird. Ich weiß, das tun wir auch in jedem anderen Thread, aber dieser hat den Vorteil, daß User x im Jahr 2029 (also zur Zeit der nächsten Weltwirtschaftskrise) dem User y vorhalten kann, was er anno 2021 Dämliches behauptet hat. Werden wir vom Scheich übernommen, verkaufen wir unseren Arsch nach China? Gibt es noch andere Möglichkeiten mit Konzepten wie RB und Konserven mitzuhalten? Oder werden wir den Weg des andern 1.FC K gehen? Gibt es überhaupt noch mehr als temporäre Teilerfolge zu verzeichnen? Und wenn ja, wie sehen die wohl aus? Ist ein Sieg über Leverkusen wirklich schon das höchste, dessen Kölsche Lebensart sich rühmen darf?

Ich glaube, da geht noch was. Außerdem glaube ich, daß der FC schon jetzt ein neues Weltklassetalent ausbrütet in der Nachfolge und von dem Kaliber von Lukas P. und Toni S.

Wir werden sehen.

Viel Gefühl, noch mehr Glaube
Ich will den Roman hier nicht mehr zitieren, da er von der Realität weiter entfernt ist als ein Fußweg zum Mond.

ACH WAS!

Das Gewittertierchen macht doch scho' gar witzige Posts auf!

Zitat von Graf Wetter vom Strahl im Beitrag #1

---

Ich glaube, da geht noch was. Außerdem glaube ich, daß der FC schon jetzt ein neues Weltklassetalent ausbrütet in der Nachfolge und von dem Kaliber von Lukas P. und Toni S.

Wir werden sehen.

---

Graf, ich denke, dass FC-Fans so eine Art "Fegefeuer auf Erden" erleben, nur ohne Erlösung und einem guten Ende. Es droht die Hölle - vielleicht schon ab der nächsten Saison!

Ich dachte immer, es gebe einen Unterschied zwischen den sog. Iger-Jahren und einem Jahrzehnt. Also es gibt etwa die 20er-, 30er-, 40er-Jahre und das 2., 3., 4. Jahrzehnt. Wobei der Unterschied darin besteht, daß die Iger, also z.B. die 20er Jahre von 1920 oder eben 2020 bis 1929/2029, das zweite Jahrzehnt aber von 2011 bis 2020, das 3. von 2021 bis 2030 reicht (so wie das neue (3.) Jahrtausend ja auch am 1.I.2001 begann). Demnach wären die 20er-Jahre cum garno salis dasselbe wie das 3. Jahrzehnt, mit der kleinen Verschiebung von einem Jahr - das ist dann das Salz. Ich nehme an, der Dr. Subtilis hätte es ähnlich gesehen. Hier im Ausgangspost scheinen diese beiden Bezeichnungstypen aber als Synonyme aufgefaßt zu werden. Oder vestehe ich das falsch?

Wie dem auch sei, der FC der 20er wird sich wohl von dem des 3. Jahrzehnts nur wenig unterscheiden und auch wohl leider nicht viel von dem der 10er oder des 2. Jahrzehnts. (Der Pfeil fliegt nicht, sagte ja wieder ein anderer griechischer Philosoph.) Wir könnten vielleicht Tips abgeben, wieviele Erst- und wieviele Zweitligajahre des FC in das Intervall fallen werden. Und wieviel echte Derbies (nur gegen Düsseldorf!) es in diesen 10 Jahren geben wird.

Aixbock