Wie der Vorstands- und der Konkurrenz-Thread zeigen, gibt es hier wohl ein starkes Bedürfnis nach Diskussion über das Fußball-Konstrukt des Plörre-Händlers aus der Ostmark. Im alten Forum gab es dazu einen eigenen Thread. Leider weiß ich dessen Namen nicht mehr: am Anfang stand irgendwas mit "Konstrukt" und dann folgte irgendetwas Unflätiges. Ohne den alten Namen eröffne ich deshalb einen neuen Thread zum alten Thema, in dem wir intensiv - und gerne auch heftig und deftig - dazu diskutieren können. Nachdem ich ursprüngliche Benennungen mit einem der beliebten Gegensatzpaare (RBL - Retter oder Totengräber? Göre oder Göttin? Vorbild oder Verhängnis? etc.) verworfen hatte, starte ich jetzt mal mit einem relativ neutralen Namen... Mögen die Beiträge mindestens so sehr als Wachmacher und Energielieferant dienen, wie manche sich das von dem Gummibärentrunk versprechen!
Ein Ziel, wird immer wieder von mir verlangt, ein Ziel sollte ich haben. Mein Gott, muss ich da fragen, wo soll denn das hinführen? Christof Stählin
Philipp Köster: Kabinenpredigt Sieg der Klatschpappe: Der Triumph eines Ostklubs, der gar keiner ist RB Leipzig ist Herbstmeister. Es ist der vorläufige Höhepunkts eines im deutschen Fußballs einzigartigen Projekts – in vielerlei Hinsicht, meint stern-Stimme Philipp Köster.
...Es ist der vorläufige Höhepunkts eines im deutschen Fußballs einzigartigen Projekts, und das in vielerlei Hinsicht. Einzigartig ehrgeizig, einzigartig erfolgreich und einzigartig skrupellos. Eine dreistellige Millionensumme hat der österreichische Getränkekonzern Red Bull ausgegeben, um einen Klub an die Spitze der Bundesliga zu hieven. Einen Klub, der nach allen Maximen des modernen Entertainments geformt wurde: glatt, klatschpappig, familienfreundlich und straff geführt.
Einen Klub, der zu Recht für seine sportliche Arbeit gelobt wird, die so konsequent und mit Weitsicht an keinem anderen Bundesliga-Standort betrieben wird. Einen Klub, der zwar als Ostklub firmiert, aber nie einer war. Einen Klub schließlich, dessen Werdegang und Wesen eine Gefahr für die Liga bedeutet, nicht nur für ihre Kultur, sondern auch für ihre Strahlkraft und damit für ihr Geschäft. Denn letztlich fußt der Klub RB Leipzig auf der Überzeugung, dass alles, wirklich alles am Reißbrett planbar und für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen ist. Das mag für den Fußball gelten, aber nicht für seine Kultur. Die kann nur dort entstehen, wo es im Kern etwas gibt, was sich kommerzieller Verwertungsstrategien entzieht. Eine Idee, eine Überzeugung, eine gemeinsam erkämpfte Geschichte. Das alles gibt es in Dortmund, auf Schalke, in Bochum und in Kaiserslautern. Das ist nicht immer schön anzuschauen und oft auch nicht sportlich erfolgreich. Aber es ist etwas, für das es sich lohnt, auch im Regen in der dritten Liga zum Auswärtspiel zu fahren. ... ...Weil es eine Menge anderer Klubs gibt, die den Job für die Leipziger mitmachen, deren Fans den Gästeblock in Leipzig füllen und die sich zwar auch als Wirtschaftsunternehmen verstehen, die aber die Mitbestimmung der Mitglieder und Anhänger nicht als ungebetene Störung des Betriebsfriedens begreifen. ... https://www.stern.de/sport/fussball/philipp-koester/rb-leipzig-ist-herbstmeister--sieg-der-klatschpappe---die-stern-stimme-9060882.html
Viel besser hätte ich es auch nicht vermitteln können. Es wäre nett, wenn man die Contra-Argumente zur Kenntnis nehmen könnte, ohne die Neid-Keule schwingen zu müssen. Ich bin gespannt, ob dann noch ein überzeugendes Argument übrig bleibt.
RB fehlen einfach die Ultras. Aber mit den Jahren werden die auch kommen und dann sind die ein halbwegs normaler Verein mit Pyro, Gewalt und Polizeieinsätzen. Echte, lebendige Fankultur eben.
Das Konstrukt kann man mit guten Gründen scheisse finden, aber das macht deren Fans keinen Deut weniger wert als die Fans anderer Vereine. Ist schon ne ziemliche Dreistigkeit und total arrogant, deren 40- oder 50.000 Zuschauer bei jedem Heimspiel zu ignorieren und zu behaupten die hätten keine Fans.
Ich kann mich an Spieltage erinnern, da kamen keine 100.000 Zuschauer an einem ganzen Spieltag. Und dann kamen die bösen Pay-TV-Sender und haben den Fußball kaputt gemacht. Habe ich heute hier gelesen und erinnert mich an die Diskussion über RB Leipzig.
Ich habe seit 10 Jahren Pay TV um den FC zu schauen, bin aber scheinbar geheimer Sponsor von den ganzen Konstrukten! Dann halte ich lieber mal die Fresse!
Bei einigen Beiträgen hier, würde selbst Aspirin Kopfschmerzen bekommen! Schließe meine dabei nicht aus!
Denke eines langsamen, schlechten und bis zum Hals vollen Denkers!
Dass der Osten mindestens einen Erstligisten im Profifußball haben sollte, sehe ich. Es läge am DFB/DFL, unter Aufbietung des Solidaritätsgedankens, den Vereinen mittels Sonderkonditionen einen Weg zu ebnen, der die politisch verursachten Unterschiede ausgleicht. Ob es überhaupt einen gangbaren Weg gäbe, kann ich nicht beantworten. Die Variante RB ist für mich nicht gangbar.
Die Kritik am RB richtet sich kaum gegen die Fußballfans aus Leipzig, jedenfalls nicht in meiner Wahrnehmung. Eigentlich erhalten die „Konsumenten“ sogar ziemlich vielen Verständnis, weil Fußball und Leipzig kein Widerspruch in sich ist. Das RB in Leipzig angekommen ist, bedeutet nicht, dass RB bei den Fußballfans in der Republik angekommen ist.
Grundsätzlich bin ich kein Freund einer Unterteilung der Anhänger. Aber natürlich sind nicht alle Fans, aller Vereine, in meinen Augen un-unterscheidbar. Es gibt Anhänger bestimmter Vereine, die fluten das europäische Ausland, um ihrem Verein nahe zu sein. Andere bringen es nicht mal fertig, in einem internationalen Spiel mehr als die Hälfte der Plätze ihrer kleinen Heimspielstätte auszufüllen. Bei manchen Vereinen kann man den Tabellenplatz am Zuschauerzuspruch ablesen. Das wertet den einzelnen Fan nicht ab, die Anhängerschaft in Gänze aber schon. Die einen haben meinen Respekt, die anderen eben nicht.
Das gilt im Übrigen auch häufig für Bayern Fans, denen wird oft unterstellt, reine Erfolgs/Eventfans zu sein.
Mag sein, dass manche Menschen gedacht haben, Pay-TV bereitet den Untergang des Fußballs vor. Pay-TV hat den Fußball massiv beeinflusst. Erst mit dem Pay-TV hielt das „große Geld“ Einzug und sorgte so dafür, dass Traditionen dem Mammon zum Opfer fielen. Das Pay-TV war der Grundstein, dass sich kein wirklicher Außenseiter nochmal einen internationalen Titel sichern können wird.
Natürlich war nicht alles besser und Joergi gönne ich, dass er, via Pay-TV seinen Helden in Echtzeit beim Spiel zusehen kann. Das gilt auch für alle anderen, die gerne würden aber nicht ins Stadion können. Nicht jeder hat eine Dauerkarte oder wohnt in Köln bzw. im direkten Umland. Ich kenne niemanden, der wieder zurück möchte, zur Sportschau mit dreimal 5 Minuten Bericht und Vorlesen der restlichen Ergebnisse und Einblendung der Tabelle. Noch dazu, weil in Deutschland Fernsehen, via GEZ, schon immer Pay-TV war.
Es gibt andererseits heute schon jede Menge Freunde des Fußballs, die mit der inflationären Handhabung der Wettbewerbe und der nur noch in Ausnahmefällen im gebühren finanzierten Programm zu verfolgenden Spiele, ihren eigenen Frieden gemacht haben. Die CL ist für viele in meinem Umfeld nur noch ein theoretisches Konstrukt, ohne persönlichen Bezug.
Was die ursprünglich geführten Diskussionen über das Pay-TV mit den Einwänden gegen das Konstrukt RB gemein haben soll, erschließt sich mir nicht. Es sei denn, man möchte zum Ausdruck bringen, dass sich Kritik wegen vermeintlich Doppelmoral verbietet oder alle Kritiker in Bälde eines Besseren belehrt würden. Pay-TV hatte mit seiner neuen Herangehensweise an die Berichterstattung auch die Etablierten positiv beeinflusst, darauf werde ich bei RB sicherlich verzichten müssen.
Denn bislang hat RB nur kopiert, zugegeben, sehr gut kopiert. Sie haben aus Fehlern anderer gelernt und nur sehr wenig Eigene gemacht. Wenn, dann in Österreich. Wer sich an RB nicht stört, kann dann sicherlich auch mit dem Deutschen Meister 2031 „Amazon(e) Erftstadt“ oder „Alibabara Waldbröl“ seinen Frieden schließen.
Zitat von derpapa im Beitrag #3RB fehlen einfach die Ultras. Aber mit den Jahren werden die auch kommen und dann sind die ein halbwegs normaler Verein mit Pyro, Gewalt und Polizeieinsätzen. Echte, lebendige Fankultur eben.
Dieses Konstrukt mit diesen Eventottos gehört doch wohl eher in den Superbowl!
Mintzlaff erzählte im Doppelpass, dass es bereits Bestrebungen zu Ultras bei rb gab und ebenfalls Pyro Übergriffe. Dagegen sind die direkt vor gegangen und man diese Art von Fankultur nicht möchte.
Ist aber auch klar denn dies würde der Marketingstrategie von red Bull entgegen sprechen.
Kann man sehen wie man will, ich kann auf die negative Art von Fans ganz gut verzichten kosten sie meinen Verein doch jedes Jahr Unsummen an Kohle zudem belastet diese Idioten den Steuerzahler jedes Wochenende.
Sind also alle anderen dann keine richtigen Fans bzw. nur eventottos ?
Zitat von Bacardi im Beitrag #7Mintzlaff erzählte im Doppelpass, dass es bereits Bestrebungen zu Ultras bei rb gab und ebenfalls Pyro Übergriffe. Dagegen sind die direkt vor gegangen und man diese Art von Fankultur nicht möchte.
Ist aber auch klar denn dies würde der Marketingstrategie von red Bull entgegen sprechen.
Kann man sehen wie man will, ich kann auf die negative Art von Fans ganz gut verzichten kosten sie meinen Verein doch jedes Jahr Unsummen an Kohle zudem belastet diese Idioten den Steuerzahler jedes Wochenende.
Sind also alle anderen dann keine richtigen Fans bzw. nur eventottos ?
@Barcadi Ich finde die Gleichsetzung von Ultras mit Gewalt/Pyro/Randale nicht zulässig. Ultras sind in der überwiegenden Anzahl Menschen, die sich ihrem Verein ganz besonders verbunden fühlen und einiges, z.B. Großteile ihres Privatlebens, opfern. Ich bin deshalb noch lange nicht häufig mit denen einer Meinung. Liegt oft auch am Altersunterschied. Die wenigsten von denen, führen sich aber unverhältnismäßig auf. Es ist wie so häufig eine kleine aber sehr aktive Minderheit, die das Bild manipuliert. Die Arschlöcher, die unseren Verein Kohle kosten, mag ich genauso wenig wie du. Die repräsentieren auch nicht meinen Verein. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Stadionverbot kein rechtsstaatlicher Akt ist. Nicht jeder, der eins bekommt, hat sich wirklich etwas zu schulden kommen lassen.
RB kann meinetwegen gerne die Oper in Köln fertigstellen und statt Sekt RB ausschenken. Die dürfen auch gerne eine zusätzliche Rheinbrücke bauen und in ihren Unternehmensfarben streichen. Kindergärten und Schulen sind tabu-Fußballvereine kaufen auch-noch.
Der Publizist und Philosoph Wolfram Eilenberger, der einen Trainerschein hat und im linken Mittelfeld der deutschen Autoren-Nationalmannschaft spielt, hat nach dem Aufstieg der Dosen im Herbst 2016 einen Artikel mit interessanten Thesen in der "Zeit" veröffentlicht. Das Geschriebene ist auch heute noch aktuell.
Wer Red Bull hasst, hasst sich selbst
In der vereinten Abneigung RB Leipzig gegenüber verkennen die Anhänger der Traditionsvereine das Wichtigste: Wogegen sie wirklich protestieren, ist ihr eigener Club. Volkssportarten gibt es vielerlei. Zu den beliebtesten in deutschen Landen gehört seit Jahren das Schmähen des Rasenballsportclubs Leipzig. Nichts eint uns mehr als ein gemeinsamer Feind. Und über alle Club- und Regionalgrenzen hinweg stellt RB Leipzig den kleinsten gemeinsamen Hassnenner der Fußballrepublik dar. Kein Auswärtsspiel der Sachsen, bei dem sich die empfangende Fanszene nicht verpflichtet fühlte, mit den ihr eigenen Mitteln gegen die schiere Existenz des "Retortenclubs" zu protestieren. Ihren gewiss nur vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Dynamik vergangenen Sonntag in Köln, als eine junge Horde von – je nach Lageeinschätzung – 50 bis 250 FC-Fans dem Mannschaftsbus der Leipziger per Sitzblockade die Zufahrt zum Stadion verunmöglichte. Sichtbarste Folge dieser – strafrechtlich wohl als Nötigung einzuschätzenden Handlungsweise – war, dass die Partie erst mit einer Verspätung von 15 Minuten angepfiffen werden konnte. Bereits in der Innenstadt war der Leipziger Mannschaftsbus mit Eiern beworfen worden. Und nach Spielende wurden die Reifen von mindestens sieben Kleinbussen mit Leipziger Kennzeichen zerstochen. Woher der Hass?
Nehmen wir uns zunächst die Zeit, das Offensichtliche festzuhalten: Das Projekt und Konstrukt RB Leipzig e.V. ist in der hiesigen Vereinslandschaft ein ungewöhnliches. An der Legalität seines Aufbaus bestehen bis heute berechtigte Zweifel. An seiner existenziellen Zielsetzung hingegen nicht. RB Leipzig ist ein lupenreiner Werbeverein. Seine Kernfunktion besteht darin, der Firma, die ihn zu 99 Prozent besitzt und kontrolliert, als aufmerksamkeitsökonomischer Köder für ein global erfolgreiches Stimulierungsgetränk mit seicht synthetischem Himbeergeschmack zu dienen. Sämtliche Strukturen und Handlungsweisen des Clubs sind diesem offen sportfremden Ziel ebenso strikt wie demokratiefern untergeordnet. Der gespielte Rasenfußball ist nur ein Mittel zum Vereinszweck, nicht aber dessen Zweck selbst. Die sportliche Wettkampflogik steht in Leipzig ganz explizit hinter der kapitalistischen Konsumlogik zurück. Genau hierin soll, begreifen wir es recht, aus wahrer Fansicht auch der entscheidende und damit zornspendende Unterschied zwischen Leipzig und dem Rest der Liga bestehen – insbesondere ihrer sogenannten Traditionsvereine: RB Leipzig ist ein verkapptes Dosenunternehmen, die guten anderen Vereine der Liga hingegen sorgsam tradierte, regionale Lebensformen. Die Identität der Leipziger ist vollends artifiziell und entfremdet, die eigene hingegen ganz und gar organisch und authentisch.
Wer dies wirklich so glaubt, dem wachsen vor Einfalt bestimmt auch Flügel. Fragen wir mal so: Ist nicht jeder Bundesligaverein heute zunächst und vor allem ein profitorientiertes Wirtschaftsunternehmen? Sind die Grenzen zwischen der finanziellen Unterstützung eines Vereins von außen durch Sponsoren im Gegensatz zu einer interessengeleiteten Sponsorendurchdringung von innen ligaweit wirklich noch klar zu ziehen? Oder erweist sich diese Grenze bei einer Mehrzahl der Vereine nicht ebenfalls als rein imaginär und simuliert? Und schneidet die Produktion von Trinkbrause moralisch wirklich so schlecht ab, wenn man sie mit bekennenden Kükenschredderern, globalen Chemiekonzernen, russischen Staatsbetrieben, manipulierenden Motorbauern oder Supermarktketten vergleicht, die ihre Kassiererinnen über Zeitarbeitsfirmen beschäftigen? Keine ganz leichten Fragen. Nimmt man sie versuchsweise ernst, legen sie gar die Vermutung nahe, der von Traditionsfans sorgsam kultivierte Hass auf Rasenballsport Leipzig könnte in Wahrheit nichts anders als umgelenkter Selbsthass sein. Psychologisch wäre das übrigens eine allzu bekannte und empirisch bestens etablierte Dynamik: Nirgendwo zeigt sich Fremdenhass brennender als in der Form verdrängten Selbsthasses.
Und ist man einmal so weit, wird gar Raum für den Gedanken frei, der eigentliche Adressat der konstanten Fanproteste könnte in Wahrheit nicht etwa der angefeindete Brause-Club sein, sondern vielmehr die jeweils eigene Vereinsführung. In Form von radikaler Abgrenzung von einem imaginiert ganz Anderen und Üblen, hier ist das RB Leipzig, artikulierte der gemeine Intensivfan seine ernste Sorge um die absehbare strukturelle Entwicklung des ureigenen Vereins. Dazu passt ins Bild, dass busblockierende Sitzstreiks wie am Sonntag in Köln in der Fanszene bislang nur dann aufgeführt wurden, wenn sich die Anhänger von ihrer eigenen Mannschaft hoffnungslos im Stich gelassen und verraten fühlen ("Wir sind Kölner und ihr nicht!"). Der Traditionsfan ahnt, ja weiß seinen eigenen Verein ebenfalls lang an die Logik des globalen Marktes verloren. Direkt hassen kann er ihn dafür natürlich nicht. Wie überaus praktisch nun, dass dafür Rasenballsport Leipzig als ideologischer Blitzableiter und perfekter Sündenbock existiert. Schließlich ist immer konkreter absehbar, dass dem deutschen Sonderweg der 50+1-Regel keine Zukunft mehr beschieden ist.
Im Angesicht der finanziellen Übermacht, gerade der englischen Clubs, wird ligaweit fieberhaft nach neuen Finanzierungs-, Beteiligungs- und Investorenmodellen gefahndet. Bereits in wenigen Jahren werden – wo dies nicht bereits geschehen ist – deshalb mehr und mehr sogenannte Traditionsvereine einen Finanzierungsweg einschlagen, der dem von RB Leipzig familienähnlich ist. Letztgenanntem Verein kann man nun wenigstens zugestehen, seinen Weg extrem klar und fokussiert gegangen zu sein, und zwar in einer Region des Landes, die es trotz traditionsreichster Fußballliebe in den vergangenen 25 Jahren nicht geschafft hat, auch nur einen einzigen wirklich konkurrenzfähigen Bundesligisten hervorzubringen. Einer Region zudem, in der jedes noch so stümpernde Lokalderby seit Jahrzehnten von der Angst vor dem geistigen Tierreich ganzer Traditionsfanblöcke belastet bleibt. Womit wir womöglich bei der eigentlich interessanten und auch schmerzhaften Frage in Sachen Rasenballsport Leipzig angelangt wären: Sind sorgsam kultivierte Vereinstraditionen – vor allem, wenn sie strukturell manifestiert und identitär stark aufgeladen sind – derzeit womöglich die eigentlichen Erfolgshemmnisfaktoren im gesamtdeutschen Fußball? Kein Zweifel: Es ist eine Frage, die in den lokalen Fanszenen auch weiterhin zu jeder Menge Zorn und Hass führen wird. RB Leipzig steht derzeit für die sportliche Relevanz dieser radikal offenen Frage. Keine dankbare Rolle. Aber eine bitter nötige.
Zitat von Powerandi im Beitrag #15Der Publizist und Philosoph Wolfram Eilenberger, der einen Trainerschein hat und im linken Mittelfeld der deutschen Autoren-Nationalmannschaft spielt, hat nach dem Aufstieg der Dosen im Herbst 2016 einen Artikel mit interessanten Thesen in der "Zeit" veröffentlicht. Das Geschriebene ist auch heute noch aktuell.
[style=font-size:14pt]Wer Red Bull hasst, hasst sich selbst[/style]
In der vereinten Abneigung RB Leipzig gegenüber verkennen die Anhänger der Traditionsvereine das Wichtigste: Wogegen sie wirklich protestieren, ist ihr eigener Club. Volkssportarten gibt es vielerlei. Zu den beliebtesten in deutschen Landen gehört seit Jahren das Schmähen des Rasenballsportclubs Leipzig. Nichts eint uns mehr als ein gemeinsamer Feind. Und über alle Club- und Regionalgrenzen hinweg stellt RB Leipzig den kleinsten gemeinsamen Hassnenner der Fußballrepublik dar. Kein Auswärtsspiel der Sachsen, bei dem sich die empfangende Fanszene nicht verpflichtet fühlte, mit den ihr eigenen Mitteln gegen die schiere Existenz des "Retortenclubs" zu protestieren. Ihren gewiss nur vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Dynamik vergangenen Sonntag in Köln, als eine junge Horde von – je nach Lageeinschätzung – 50 bis 250 FC-Fans dem Mannschaftsbus der Leipziger per Sitzblockade die Zufahrt zum Stadion verunmöglichte. Sichtbarste Folge dieser – strafrechtlich wohl als Nötigung einzuschätzenden Handlungsweise – war, dass die Partie erst mit einer Verspätung von 15 Minuten angepfiffen werden konnte. Bereits in der Innenstadt war der Leipziger Mannschaftsbus mit Eiern beworfen worden. Und nach Spielende wurden die Reifen von mindestens sieben Kleinbussen mit Leipziger Kennzeichen zerstochen. Woher der Hass?
Nehmen wir uns zunächst die Zeit, das Offensichtliche festzuhalten: Das Projekt und Konstrukt RB Leipzig e.V. ist in der hiesigen Vereinslandschaft ein ungewöhnliches. An der Legalität seines Aufbaus bestehen bis heute berechtigte Zweifel. An seiner existenziellen Zielsetzung hingegen nicht. RB Leipzig ist ein lupenreiner Werbeverein. Seine Kernfunktion besteht darin, der Firma, die ihn zu 99 Prozent besitzt und kontrolliert, als aufmerksamkeitsökonomischer Köder für ein global erfolgreiches Stimulierungsgetränk mit seicht synthetischem Himbeergeschmack zu dienen. Sämtliche Strukturen und Handlungsweisen des Clubs sind diesem offen sportfremden Ziel ebenso strikt wie demokratiefern untergeordnet. Der gespielte Rasenfußball ist nur ein Mittel zum Vereinszweck, nicht aber dessen Zweck selbst. Die sportliche Wettkampflogik steht in Leipzig ganz explizit hinter der kapitalistischen Konsumlogik zurück. Genau hierin soll, begreifen wir es recht, aus wahrer Fansicht auch der entscheidende und damit zornspendende Unterschied zwischen Leipzig und dem Rest der Liga bestehen – insbesondere ihrer sogenannten Traditionsvereine: RB Leipzig ist ein verkapptes Dosenunternehmen, die guten anderen Vereine der Liga hingegen sorgsam tradierte, regionale Lebensformen. Die Identität der Leipziger ist vollends artifiziell und entfremdet, die eigene hingegen ganz und gar organisch und authentisch.
Wer dies wirklich so glaubt, dem wachsen vor Einfalt bestimmt auch Flügel. Fragen wir mal so: Ist nicht jeder Bundesligaverein heute zunächst und vor allem ein profitorientiertes Wirtschaftsunternehmen? Sind die Grenzen zwischen der finanziellen Unterstützung eines Vereins von außen durch Sponsoren im Gegensatz zu einer interessengeleiteten Sponsorendurchdringung von innen ligaweit wirklich noch klar zu ziehen? Oder erweist sich diese Grenze bei einer Mehrzahl der Vereine nicht ebenfalls als rein imaginär und simuliert? Und schneidet die Produktion von Trinkbrause moralisch wirklich so schlecht ab, wenn man sie mit bekennenden Kükenschredderern, globalen Chemiekonzernen, russischen Staatsbetrieben, manipulierenden Motorbauern oder Supermarktketten vergleicht, die ihre Kassiererinnen über Zeitarbeitsfirmen beschäftigen? Keine ganz leichten Fragen. Nimmt man sie versuchsweise ernst, legen sie gar die Vermutung nahe, der von Traditionsfans sorgsam kultivierte Hass auf Rasenballsport Leipzig könnte in Wahrheit nichts anders als umgelenkter Selbsthass sein. Psychologisch wäre das übrigens eine allzu bekannte und empirisch bestens etablierte Dynamik: Nirgendwo zeigt sich Fremdenhass brennender als in der Form verdrängten Selbsthasses.
Und ist man einmal so weit, wird gar Raum für den Gedanken frei, der eigentliche Adressat der konstanten Fanproteste könnte in Wahrheit nicht etwa der angefeindete Brause-Club sein, sondern vielmehr die jeweils eigene Vereinsführung. In Form von radikaler Abgrenzung von einem imaginiert ganz Anderen und Üblen, hier ist das RB Leipzig, artikulierte der gemeine Intensivfan seine ernste Sorge um die absehbare strukturelle Entwicklung des ureigenen Vereins. Dazu passt ins Bild, dass busblockierende Sitzstreiks wie am Sonntag in Köln in der Fanszene bislang nur dann aufgeführt wurden, wenn sich die Anhänger von ihrer eigenen Mannschaft hoffnungslos im Stich gelassen und verraten fühlen ("Wir sind Kölner und ihr nicht!"). Der Traditionsfan ahnt, ja weiß seinen eigenen Verein ebenfalls lang an die Logik des globalen Marktes verloren. Direkt hassen kann er ihn dafür natürlich nicht. Wie überaus praktisch nun, dass dafür Rasenballsport Leipzig als ideologischer Blitzableiter und perfekter Sündenbock existiert. Schließlich ist immer konkreter absehbar, dass dem deutschen Sonderweg der 50+1-Regel keine Zukunft mehr beschieden ist.
Im Angesicht der finanziellen Übermacht, gerade der englischen Clubs, wird ligaweit fieberhaft nach neuen Finanzierungs-, Beteiligungs- und Investorenmodellen gefahndet. Bereits in wenigen Jahren werden – wo dies nicht bereits geschehen ist – deshalb mehr und mehr sogenannte Traditionsvereine einen Finanzierungsweg einschlagen, der dem von RB Leipzig familienähnlich ist. Letztgenanntem Verein kann man nun wenigstens zugestehen, seinen Weg extrem klar und fokussiert gegangen zu sein, und zwar in einer Region des Landes, die es trotz traditionsreichster Fußballliebe in den vergangenen 25 Jahren nicht geschafft hat, auch nur einen einzigen wirklich konkurrenzfähigen Bundesligisten hervorzubringen. Einer Region zudem, in der jedes noch so stümpernde Lokalderby seit Jahrzehnten von der Angst vor dem geistigen Tierreich ganzer Traditionsfanblöcke belastet bleibt. Womit wir womöglich bei der eigentlich interessanten und auch schmerzhaften Frage in Sachen Rasenballsport Leipzig angelangt wären: Sind sorgsam kultivierte Vereinstraditionen – vor allem, wenn sie strukturell manifestiert und identitär stark aufgeladen sind – derzeit womöglich die eigentlichen Erfolgshemmnisfaktoren im gesamtdeutschen Fußball? Kein Zweifel: Es ist eine Frage, die in den lokalen Fanszenen auch weiterhin zu jeder Menge Zorn und Hass führen wird. RB Leipzig steht derzeit für die sportliche Relevanz dieser radikal offenen Frage. Keine dankbare Rolle. Aber eine bitter nötige.
Philosoph, Fußballspieler* und Schriftsteller: Wolfram Eilenberger wird 1972 geboren und studiert in Heidelberg, Zürich und Turku Philosophie, Psychologie und Romanistik. Eilenberger ist Korrespondent des Magazins „Cicero”, langjähriger Kolumnist des „Berliner Tagesspiegels” und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher. In seinen Texten beschäftigt er sich nicht nur mit Fragen der Philosophie im Bereich des Alltagslebens und des Sports, sondern berichtet bisweilen auch von Erfahrungen und Stationen seines eigenen Lebens. Beispielsweise erschien 2010 sein Buch „Finnen von Sinnen“, das von seiner Heirat mit einer finnischen Frau handelt und das mehrere Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste stand. Großen Erfolg konnte auch sein 2018 erschienenes Buch „Zeit der Zauberer“ verzeichnen, in dem er sich mit Martin Heidegger, Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin und Ernst Cassirer und ihrem Aufeinandertreffen in der Schweiz 1929 beschäftigt. Wolfram Eilenberger lebt mit seiner Frau und seinen deutsch-finnischen Zwillingen in Toronto/Kanada, Berlin und Koivumäki/Finnland. Von den fünfzehn finnischen Fällen weiß er mittlerweile dreieinhalb fehlerfrei anzuwenden, dafür spricht er ganz ordentlich Schwedisch. https://www.lovelybooks.de/autor/Wolfram-Eilenberger/
Das ist ein sehr guter Kommentar. Im Grunde genommen ist es wie immer - man regt sich über etwas auf, das von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenkt. Dann agiert man mit dämlichen Handlungen gegen Unbeteiligte (Fans) und fängt an, das Konstrukt zu beleidigen. Nach dem Spiel geht es dann in einen Club, wo man mit Wodka Red Bull in der Hand junge Damen imponierend zulabert. Klar, vorher war man noch auf ner Klimademo, nachdem man den Malle Trip für ein Aprilwochenende gebucht hatte. Und das geleaste Auto muss natürlich ordentlich PS haben, damit man schnell vor dem Baumarkt fahren kann, um für hunderte von Euros Knaller für Silvester einzupacken. Am Ende wählt man natürlich grün und verflucht das lasche Klimapaket, genauso wie die zu hohen Strom- und Gaspreise, die 2020 abgerufen werden.
Zitat von Powerandi im Beitrag #15Der Publizist und Philosoph Wolfram Eilenberger, der einen Trainerschein hat und im linken Mittelfeld der deutschen Autoren-Nationalmannschaft spielt, hat nach dem Aufstieg der Dosen im Herbst 2016 einen Artikel mit interessanten Thesen in der "Zeit" veröffentlicht. Das Geschriebene ist auch heute noch aktuell.
Wer Red Bull hasst, hasst sich selbst
In der vereinten Abneigung RB Leipzig gegenüber verkennen die Anhänger der Traditionsvereine das Wichtigste: Wogegen sie wirklich protestieren, ist ihr eigener Club. Volkssportarten gibt es vielerlei. Zu den beliebtesten in deutschen Landen gehört seit Jahren das Schmähen des Rasenballsportclubs Leipzig. Nichts eint uns mehr als ein gemeinsamer Feind. Und über alle Club- und Regionalgrenzen hinweg stellt RB Leipzig den kleinsten gemeinsamen Hassnenner der Fußballrepublik dar. Kein Auswärtsspiel der Sachsen, bei dem sich die empfangende Fanszene nicht verpflichtet fühlte, mit den ihr eigenen Mitteln gegen die schiere Existenz des "Retortenclubs" zu protestieren. Ihren gewiss nur vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Dynamik vergangenen Sonntag in Köln, als eine junge Horde von – je nach Lageeinschätzung – 50 bis 250 FC-Fans dem Mannschaftsbus der Leipziger per Sitzblockade die Zufahrt zum Stadion verunmöglichte. Sichtbarste Folge dieser – strafrechtlich wohl als Nötigung einzuschätzenden Handlungsweise – war, dass die Partie erst mit einer Verspätung von 15 Minuten angepfiffen werden konnte. Bereits in der Innenstadt war der Leipziger Mannschaftsbus mit Eiern beworfen worden. Und nach Spielende wurden die Reifen von mindestens sieben Kleinbussen mit Leipziger Kennzeichen zerstochen. Woher der Hass?
Nehmen wir uns zunächst die Zeit, das Offensichtliche festzuhalten: Das Projekt und Konstrukt RB Leipzig e.V. ist in der hiesigen Vereinslandschaft ein ungewöhnliches. An der Legalität seines Aufbaus bestehen bis heute berechtigte Zweifel. An seiner existenziellen Zielsetzung hingegen nicht. RB Leipzig ist ein lupenreiner Werbeverein. Seine Kernfunktion besteht darin, der Firma, die ihn zu 99 Prozent besitzt und kontrolliert, als aufmerksamkeitsökonomischer Köder für ein global erfolgreiches Stimulierungsgetränk mit seicht synthetischem Himbeergeschmack zu dienen. Sämtliche Strukturen und Handlungsweisen des Clubs sind diesem offen sportfremden Ziel ebenso strikt wie demokratiefern untergeordnet. Der gespielte Rasenfußball ist nur ein Mittel zum Vereinszweck, nicht aber dessen Zweck selbst. Die sportliche Wettkampflogik steht in Leipzig ganz explizit hinter der kapitalistischen Konsumlogik zurück. Genau hierin soll, begreifen wir es recht, aus wahrer Fansicht auch der entscheidende und damit zornspendende Unterschied zwischen Leipzig und dem Rest der Liga bestehen – insbesondere ihrer sogenannten Traditionsvereine: RB Leipzig ist ein verkapptes Dosenunternehmen, die guten anderen Vereine der Liga hingegen sorgsam tradierte, regionale Lebensformen. Die Identität der Leipziger ist vollends artifiziell und entfremdet, die eigene hingegen ganz und gar organisch und authentisch.
Wer dies wirklich so glaubt, dem wachsen vor Einfalt bestimmt auch Flügel. Fragen wir mal so: Ist nicht jeder Bundesligaverein heute zunächst und vor allem ein profitorientiertes Wirtschaftsunternehmen? Sind die Grenzen zwischen der finanziellen Unterstützung eines Vereins von außen durch Sponsoren im Gegensatz zu einer interessengeleiteten Sponsorendurchdringung von innen ligaweit wirklich noch klar zu ziehen? Oder erweist sich diese Grenze bei einer Mehrzahl der Vereine nicht ebenfalls als rein imaginär und simuliert? Und schneidet die Produktion von Trinkbrause moralisch wirklich so schlecht ab, wenn man sie mit bekennenden Kükenschredderern, globalen Chemiekonzernen, russischen Staatsbetrieben, manipulierenden Motorbauern oder Supermarktketten vergleicht, die ihre Kassiererinnen über Zeitarbeitsfirmen beschäftigen? Keine ganz leichten Fragen. Nimmt man sie versuchsweise ernst, legen sie gar die Vermutung nahe, der von Traditionsfans sorgsam kultivierte Hass auf Rasenballsport Leipzig könnte in Wahrheit nichts anders als umgelenkter Selbsthass sein. Psychologisch wäre das übrigens eine allzu bekannte und empirisch bestens etablierte Dynamik: Nirgendwo zeigt sich Fremdenhass brennender als in der Form verdrängten Selbsthasses.
Und ist man einmal so weit, wird gar Raum für den Gedanken frei, der eigentliche Adressat der konstanten Fanproteste könnte in Wahrheit nicht etwa der angefeindete Brause-Club sein, sondern vielmehr die jeweils eigene Vereinsführung. In Form von radikaler Abgrenzung von einem imaginiert ganz Anderen und Üblen, hier ist das RB Leipzig, artikulierte der gemeine Intensivfan seine ernste Sorge um die absehbare strukturelle Entwicklung des ureigenen Vereins. Dazu passt ins Bild, dass busblockierende Sitzstreiks wie am Sonntag in Köln in der Fanszene bislang nur dann aufgeführt wurden, wenn sich die Anhänger von ihrer eigenen Mannschaft hoffnungslos im Stich gelassen und verraten fühlen ("Wir sind Kölner und ihr nicht!"). Der Traditionsfan ahnt, ja weiß seinen eigenen Verein ebenfalls lang an die Logik des globalen Marktes verloren. Direkt hassen kann er ihn dafür natürlich nicht. Wie überaus praktisch nun, dass dafür Rasenballsport Leipzig als ideologischer Blitzableiter und perfekter Sündenbock existiert. Schließlich ist immer konkreter absehbar, dass dem deutschen Sonderweg der 50+1-Regel keine Zukunft mehr beschieden ist.
Im Angesicht der finanziellen Übermacht, gerade der englischen Clubs, wird ligaweit fieberhaft nach neuen Finanzierungs-, Beteiligungs- und Investorenmodellen gefahndet. Bereits in wenigen Jahren werden – wo dies nicht bereits geschehen ist – deshalb mehr und mehr sogenannte Traditionsvereine einen Finanzierungsweg einschlagen, der dem von RB Leipzig familienähnlich ist. Letztgenanntem Verein kann man nun wenigstens zugestehen, seinen Weg extrem klar und fokussiert gegangen zu sein, und zwar in einer Region des Landes, die es trotz traditionsreichster Fußballliebe in den vergangenen 25 Jahren nicht geschafft hat, auch nur einen einzigen wirklich konkurrenzfähigen Bundesligisten hervorzubringen. Einer Region zudem, in der jedes noch so stümpernde Lokalderby seit Jahrzehnten von der Angst vor dem geistigen Tierreich ganzer Traditionsfanblöcke belastet bleibt. Womit wir womöglich bei der eigentlich interessanten und auch schmerzhaften Frage in Sachen Rasenballsport Leipzig angelangt wären: Sind sorgsam kultivierte Vereinstraditionen – vor allem, wenn sie strukturell manifestiert und identitär stark aufgeladen sind – derzeit womöglich die eigentlichen Erfolgshemmnisfaktoren im gesamtdeutschen Fußball? Kein Zweifel: Es ist eine Frage, die in den lokalen Fanszenen auch weiterhin zu jeder Menge Zorn und Hass führen wird. RB Leipzig steht derzeit für die sportliche Relevanz dieser radikal offenen Frage. Keine dankbare Rolle. Aber eine bitter nötige.
Hm..... Also nach der Logik des Verfassers soll ich mich selbst hassen wegen eines künstlich erschaffenen Konstruktes,dass sich erst Red-Bull Leipzig nannte,später durch die DFL dazu gezwungen wurde Logo(geringfügig) zu ändern und sich scheinheilig in „Rasen-Ball“-Leipzig umzubenennen? Dazu diese despotische Struktur in deren Reihen wo unabhängige Mitglieder geschasst worden sind und ganze 17 Mitglieder aus Mateschitz’ Vorstandsreihen etwas zu sagen haben. Dieses Konstrukt mal eben die 50+1 Regel locker flockig umkurvt hat?
Jo!
Der Verfasser ist echt witzig,dieser Artikel gehört in ein Satiremagazin!
Zitat von dropkick murphy im Beitrag #19Dieses Konstrukt mal eben die 50+1 Regel locker flockig umkurvt hat?
Genau das ist das Problem. Entweder wir haben diese Regel und zwar für alle, oder wir haben diese Regel nicht. Da ist ganz einfach geschludert worden. Dass die in sportlicher Hinsicht alles richtig gemacht haben, würde ich nie bestreiten.
sportlich „richtig“ gemacht ist aus meiner Sicht relativ........
DENN:
Wenn der FC scheisse in Sachen Transfers gebaut hat ist das finanziell nicht auszugleichen,bei Red-Kotz wird das nach außen hin gar nicht bemerkt und „elegant“ ausgebügelt.
Ein kleiner aber feiner Unterschied auf Strecke gesehen!
Nein, beim FC gibt es so etwas nicht - aber MG macht seit einiger Zeit auch fette Transfergewinne. Frankfurt hat es zuletzt ebenfalls geschafft, hat aber den Kader nicht mehr gleichwertig besetzen können.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein wenig bei TM recherchiert. Die Beträge stimmen vermutlich nicht bis auf die Nachkommastelle, allerdings sind sie eine vergleichbare Messgröße. Dabei habe ich mir die Dependancen in Salzburg und Leipzig zusammen angeschaut. Denn wer sich nur auf eine einzelne Zweigstelle fokussiert, macht den ersten Fehler. RB arbeitet global. Global war mir zu anstrengend und eigentlich geht es auch nur um Grundsätzliches. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass das Konstrukt RB im wirtschaftlichen Sinn sehr erfolgreich gearbeitet hat. Quasi aus dem nichts, mit einer spinnerten Idee, viel Durchhaltevermögen, Risikobereitschaft, eine Brause weltweit zu vermarkten, die die Aufmerksamkeit der globalen Marktführer erhält, gelingt nicht so oft. Davor ziehe ich meinen Hut. Dass das Konstrukt mit diesen wirtschaftlichen Erfolg, der in diesem Ausmaß auch viel Macht mit sich bringt, sich dreist über bestehende geschriebene und ungeschriebene Regeln hinwegsetzen kann, ist jedoch nicht bewundernswert, noch ist die Bewertung vom Neid getrieben. Da sehe ich eher den Gerechtigkeitssinn im Vordergrund.
Erst in den letzten 2 Jahren wurde in Summe ein Transferüberschuß erzielt. Dieser wurde in erster Linie in Österreich erwirtschaftet, was vermutlich an den unterschiedlichen Steuergesetzen liegt.
RB SALZBURG ZUGÄNGE 19/20 Beispielhaft: Maximilian Wöber 21 J. IV 10,5 Mio.€ an FC Sevilla ...............Au........+0,5 Mio. über MW Rasmus Kristensen 22 J. RV 5,0 Mio.€ an Ajax Amsterdam.... DK....... +2,5 Mio. " Maurits Kjærgaard 16 J. ZM 2,7 Mio.€ an Lynby BK...............DK.......+1,45 Mio. " Benjamin Sesko 16 J. MS 2,5 Mio.€ an NK Domzale..............Svn.......+1,25 Mio. " Bryan Okoh 16 J. IV 2,0 Mio.€ an FC Liefering..................US/CH.......+1,0 Mio. " … Ein Transfer-Minus von insgesamt 22,7 Mio.€. bei einem Transfer-Plus von 103,25 Mio. € macht einen Überschuss von 80,55 Mio.€. ZUGÄNGE 18/19 Ein Transfer-Minus von insgesamt 16,25 Mio.€. bei einem Transfer-Plus von 61,6 Mio. € macht einen Überschuss von 45,35 Mio.€. ZUGÄNGE 17/18 Ein Transfer-Minus von insgesamt 2,4 Mio.€. bei einem Transfer-Plus von 17,0 Mio. € macht einen Überschuss von 14,6 Mio.€. ZUGÄNGE 16/17 Ein Transfer-Minus von insgesamt 9,45 Mio.€. bei einem Transfer-Plus von 73,55 Mio. € macht einen Überschuss von 64,1 Mio.€. ZUGÄNGE 15/16 Ein Transfer-Minus von insgesamt 8,64 Mio.€. bei einem Transfer-Plus von 8,6 Mio. € macht einen Fehlbetrag von 0,04 Mio.€.
PROMINENTE VERSCHIEBUNGEN VON SALZBURG NACH LEIPZIG SEIT 15/16
Das selbe habe ich auch für Leipzig gemacht und die ständige Behauptung, es läge an der ach so guten Arbeit relativiert sich für mich. Natürlich braucht es eine Vergleichsgröße und die können doch eigentlich nur die PL-Clubs, Real Madrid, Barcelona und PSG sein. Die haben alle eine längere Historie und haben sich, als das Geld im Überfluss reingepresst wurde, sicherlich nicht immer kaufmännisch clever angestellt. Es gab Jahre, da haben diese Vereine Unsummen ohne Sinn und Verstand an glückliche Profiteure verschleudert. Abgebende Vereine und mittelmäßige Spieler konnten ihr Glück kaum fassen. Das hat sich aber inzwischen wieder gelegt. Leister City hat doch eigentlich viel besser gewirtschaftet und somit ja wohl auch besser gearbeitet. Da dort immer noch unverhältnismäßig viel Geld vorhanden ist, haben nur drei Vereine der Bundesliga eine kleine Chance beim Gehalt mitzuhalten. Wer glaubt, dass alle anderen Vereine der Bundesliga nur von Vollpfosten geleitet werden und der IST-Zustand am Mangel an Know-how liegt, der kauft auch ein X für ein U. Der Mangel an Know-how ist dabei kein ganz abwegiger Grund, denn inzwischen werden die Spezialisten im Bereich Ernährung, Fitness, Schlafrhythmus etc. auch mit hohen Gehältern auf die Insel gelockt. Jüngstes Beispiel ist die "Torwartlegende" Jörg Sievers, der als Torwarttrainer Zieler unter den Fittichen und 29 Jahre bei Hannover auf der Uhr hatte, geht zum schottischen Tabellenletzten Heart of Midlothian.
Wenn man die Idee von RB zu Ende denkt und dann immer noch meint, der eigene Verein solle nur mal selbst den Arsch hoch kriegen, dann bin ich raus. Denn ich fürchte, bei völlig ungleichen Rahmenbedingungen verliert der Fußball seinen USP.