Dem Himmel so nah Köln nach Derbysieg voller Euphorie
Der 1. FC Köln feierte den Derbysieg gegen Leverkusen fast schon wie die Meisterschaft. Was der Erfolg wert ist, werden aber erst die nächsten Spiele bis zur Winterpause zeigen. Wie es in dieser fußballverrückten Stadt üblich ist, wirkte der Derbysieg wie eine Befreiung. Alle Sorgen und aller Kummer der vergangenen Wochen waren beim 1. FC Köln verflogen. Trainer Gisdol und Sportchef Heldt lagen sich nach dem 2:0 (0:0) gegen Bayer Leverkusen glückselig in den Armen. Drexler frohlockte, dass diese drei Punkte gegen den Rivalen vielleicht nochmals wertvoller seien als gegen einen anderen Gegner. "Diese Emotionen mussten einfach raus. Wir sind in einer Situation, in der wir Emotionen ausleben müssen. Das ist wichtig", meinte Heldt, der nach dem 1:0 von Jhon Córdoba (73.) vor die Südkurve gestürmt war und mit dem Torschützen gefeiert hatte. Später musste Gisdol als Jubelpartner herhalten, nach dem 2:0 von Bornauw (84.) sprang der Sportchef seinem Trainer kurzerhand auf den Rücken und ließ sich Huckepack tragen. "Leverkusen hat die bessere Mannschaft, ist zu vielem in der Lage, aber wir haben dagegenhalten", sagte Heldt: "So muss es sein."
Die Jubelszenen wirkten fast, als hätte der FC gerade einen großen Titel gewonnen - und würde nicht mit elf Punkten weiter einen Abstiegsplatz belegen. Entsprechend war Trainer Gisdol bei aller Euphorie bemüht, den Erfolg gegen harmlose Leverkusener, die sich durch zwei Platzverweise gegen Aleksandar Dragovic (62., Gelb-Rot) und Leon Bailey (77., Rot nach Tätlichkeit) zusätzlich schwächten, richtig einzuordnen. "Unter dem Strich ist es ein Sieg - aber nicht mehr", sagte der im Abstiegskampf erprobte 50-Jährige: "Wir haben es uns erarbeitet, und wir haben uns belohnt." Gisdol war "froh" über die Erkenntnis, dass sein Team endlich die im Kampf um den Klassenerhalt so dringend nötigen Tugenden gezeigt hatte. Kämpfen. Leidenschaftlich verteidigen. Die Fans mitnehmen. "Drei Punkte durch einen Derbysieg zu Beginn einer englischen Woche sind super.
Das gibt uns Selbstvertrauen für Mittwoch", sagte Drexler mit Blick auf das Spiel bei Eintracht Frankfurt: "Es war unheimlich guter Teamspirit. Das müssen wir beibehalten." Gut möglich, dass auch am Mittwoch gegen Frankfurt die "jungen Wilden" wieder ihre Chance erhalten. Gemeint sind der erst 17-jährige Jan Thielmann, Noah Katterbach (18 ) und Ismail Jakobs (20), denen Gisdol im Derby von Beginn an das Vertrauen geschenkt hatte. Dafür saßen etablierte Kräfte wie Simon Terodde, Córdoba und Marco Höger auf der Bank. Er sei ein Freund von Veränderungen, begründete Gisdol diese Maßnahme - und der Plan ging auf. "Diese Unbekümmertheit tut uns gut, sie sind nicht so verkopft wie einige andere", sagte Kapitän Jonas Hector bei "Sky": "Dieser Schwung hat uns geholfen."
Der Trainer hatte das Team umgekrempelt, gegen Leverkusen auf die Unbekümmertheit junger Spieler gebaut. Das half: zweikampfstark, aggressiv und laufbereit gelang dem FC eine Art Wiederauferstehung. Der Trainer war volles Risiko gegangen und gewann. Der 1. FC Köln hat nach dem 2:0-Derbysieg gegen Bayer Leverkusen den letzten Tabellenplatz in der Bundesliga verlassen. "Wir haben heute ein gutes Signal gesendet", jubelte Markus Gisdol. Unter der Woche war Alexander Wehrle bei einer Kinderbuchpräsentation noch von einem Dreikäsehoch gefragt worden, welche denn die schlechtesten FC-Spiele bislang gewesen seien. "Die Derby-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf und das letzte Spiel bei Union Berlin", hatte er geantwortet. Damit lag er auf einer Linie mit Stadionsprecher Trippel, der nach dem Debakel in der Haupstadt geurteilt hatte: "Eine der schlechtesten Mannschaften seit 55 Jahren FC." Nun ist dieser Mannschaft nur eine Woche später die wundersame Auferstehung gelungen. Jedenfalls zumindest für einen Spieltag. Denn der 1. FC Köln rehabilitierte sich nicht nur für das Desaster von Berlin, er zeigte auch, dass er nach den früheren Niederlagen gegen die Nachbarn aus Gladbach und Düsseldorf doch Derby kann.
Die Geißbockelf besiegte Bayer Leverkusen, die nach den Erfolgen gegen Bayern München und Schalke 04 so etwas wie die Mannschaft der Stunde gewesen war. Das Spiel selbst war für den neutralen Beobachter eher schwere Kost. Man war geneigt, dem Leverkusener Trainer Peter Bosz zuzustimmen, der sagte: "Wenn man heute nicht für Köln oder Leverkusen war, hat man wohl den Fernseher ausgeschaltet." 45 Minuten lang neutralisierten sich die beiden Mannschaften weitgehend, dann zerlegte sich die Werkself im zweiten Durchgang selbst. Erst sah Innenverteidiger Aleksandar Dragovic gelb-rot, dann flog Leon Bailey nach einer Tätlichkeit in Boxermanier mit glatt rot vom Platz. Der FC nutzte die numerische Überlegenheit entschlossen zu zwei schönen Toren von Joker Jhon Cordoba und Sebastiaan Bornauw. Die unerklärliche Leverkusener Schwäche war der eine Teil der Wahrheit, der couragierte Auftritt des Effzeh die andere. Denn kämpferisch und defensiv dürfte die Mannschaft von Markus Gisdol ihre beste Saisonleistung hingelegt haben. "Es war Zeit für so eine Leistung. Zum ersten Mal hat man in jeder Minute die Dinge gesehen, die wir brauchen, um uns von da unten zu befreien", sagte der Kölner Trainer.
Gisdol war ein hohes Risiko eingegangen und hatte die Mannschaft total umgekrempelt. Im Vergleich zum Union-Spiel tauschte er sieben Akteure aus und brachte mit Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Debütant Jan Thielmann gleich drei unbekümmerte Youngster anstelle etablierter Routiniers. Die Neuen brachten das dringend benötigte Tempo und den Einsatzwillen mit. 116 gelaufene Kilometer der Mannschaft bedeuteten eine deutliche Steigerung. Die Rechung ging auf. Gisdol: "Wir waren von der ersten Minute an komplett auf Sendung", freute sich Gisdol. "Wir waren zweikampfstark, aggressiv, laufbereit, wir hatten enge Abstände. Wir haben uns diesen Sieg von Minute zu Minute erarbeitet." Die starke Performance der Junioren überraschte den Trainer nicht. Auch dank eines Jonas Hector, der sich ein Sonderlob des Trainers verdiente. "Unser Kapitän hat heute eine Leistung gebracht, die war Nationalmannschaftsniveau. Es war sensationell gut, wie er vorangegangen ist. Dann entfalten sich auch andere Spieler schneller." Trotz allen Jubels über den ersten Dreier nach zuvor sechs sieglosen Bundesliga-Spielen hat der FC noch nichts erreicht. Noch immer steht der Aufsteiger auf einem direkten Abstiegsplatz. Aber das rettende Ufer ist näher gerückt.
Köln-Trainer Gisdol setzt auf die Jugend und gewinnt
Beim 1. FC Köln machten sich nach dem 2:0-Heimsieg gegen Leverkusen Freude und Erleichterung breit. Am Erfolg beteiligt waren auch vier U21-Spieler. Damit zahlten sich zwei Entscheidungen von Trainer Markus Gisdol (50) aus. Dieser hatte zum einen auf Kingsley Schindler und Florian Kainz verzichtet. Stattdessen berief er den erst 17-jährigen Stürmer Jan Thielmann in den Kader und brachte den Jugendlichen auch direkt von Beginn an. Neben Thielmann durften auch drei weitere junge Spieler ran. Noah Katterbach (18 ) und Ismail Jakobs (20) machten zusammen die linke Seite dicht. Und auch Abwehrrecke und Torschütze Sebstiaan Bornauw ist erst 20 Jahre alt. Debütant Thielmann musste das Feld zwar nach 56 Minuten verlassen, zeigte zuvor aber gute Ansätze. Der 17-Jährige erlebte bei seiner Bundesliga-Premiere Höhen und Tiefen.
Nach 23 Minuten leistete er sich einen gefährlichen Ballverlust, in der 39. Minute sah er die Gelbe Karte. Aber Thielmann zeigte auch Mut und schoss dreimal aufs Tor. Mit seiner Passquote von 75 Prozent lag er über dem Durchschnitt (73%), allerdings gewann er nur 23 Prozent seiner Zweikämpfe. Wie Jakobs und Katterbach entstammt Thielmann der Kölner Jugend. Er dürfte eigentlich noch in der U17 spielen. Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Sommer wurde Thielmann in die U19 hochgezogen. Nach 15 Saisontoren in der Vorsaison hatte der Angreifer in der Hinrunde der U19-Bundesliga West bislang sechsmal getroffen. Nun durfte der offensiv flexibel einsetzbare Thielmann die U21 überspringen und bei den "Großen" ran. Sein Beispiel zeigt: Beim FC gibt man Talenten wieder eine Chance. Denn auch Noah Katterbach (6 Einsätze) und Ismael Jakobs (4 Einsätze) feierten in dieser Saison ihr Bundesliga-Debüt. Und die nächsten Talente stehen bereits in den Startlöchern. Sowohl die Kölner U17 als auch die U19 sind in der Bundesliga West jeweils Tabellenführer.
Vize-Präsident tritt zurück Mitgliederrat tagt am Sonntag
Monatelang suchte der Mitgliederrat nach einem Team, das den 1. FC Köln in die Zukunft führen sollte. Werner Wolf, Eckhard Sauern und Jürgen Sieger wollten den FC umkrempeln. Doch bereits nach drei Monate ist der Vorstand zerbrochen. Jürgen Sieger warf in der vergangenen Woche die Brocken hin. FC-Vizepräsident Jürgen Sieger ist gerade mal drei Monate nach der Vorstandswahl von seinem Amt zurückgetreten. Schon seit Wochen hielten sich hartnäckig die Gerüchte, der Vize sei mit einigen Entscheidungen des neuen Vorstands nicht einverstanden gewesen und habe intern dagegen gestimmt. Die Gerüchteküche brodelte, schon öfter gab es Spekulationen über einen möglichen Rücktritt. In der vergangenen Woche war es dann soweit: Sieger hat sein Amt zur Verfügung gestellt, es heißt aus persönlichen Gründen.
Schon am heutigen Sonntag wird der Mitgliederrat zusammenkommen. Denn nun wiederholt sich ein Szenario, das es bereits vor der letzten Mitgliederversammlung gegeben hatte: Die vakante Position im Präsidium wird bis zur nächsten Wahl durch einen Vertreter des Mitgliederrats besetzt. Nach dem Rücktritt von Werner Spinner hatte Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Mitgliederrats, diesen Part übernommen und den Klub gemeinsam mit den damaligen Vize-Präsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach geführt. Damals hatte es deutliche atmosphärische Probleme und schließlich keine Vorstandstreffen mehr gegeben. Zwischen dem Mitgliederrats-Vertreter und Präsident Werner Wolf sowie Vize Eckhard Sauren sollte es deutlich harmonischer ablaufen. Müller-Römer war es allerdings auch, der lange um Sieger für den Vorstand geworben hatte. Ob der beruflich stark eingespannte Anwalt den Vorstandsjob noch einmal übernimmt, ist fraglich. Als Alternative käme sein Vize Carsten Wettich oder der frühere Hürther Bürgermeister Walther Boecker in Frage.
Der 1. FC Köln muss "vorerst" auf Marcel Risse verzichten, der im Derby gegen Leverkusen verletzt ausgewechselt werden muss. Er erleidet eine Muskelverletzung. Marcel Risse wird dem 1. FC Köln vorerst nicht zur Verfügung stehen. Der 29-Jährige erlitt im Derby gegen Bayer Leverkusen (2:0) eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel "und fällt vorerst aus", teilte der FC am Sonntag nach einer MRT-Untersuchung bei Risse mit. Damit ist das Fußballjahr 2019 für den Mittelfeldspieler vorzeitig beendet. Risse war am Samstag in der 56. Minute eingewechselt worden und musste kurz vor Schluss (87.) wieder vom Feld. Zuvor hatte er das 2:0 durch Sebastiaan Bornauw (84.) per Freistoß vorbereitet.
Vize Carsten Wettich rückt in FC-Vorstand Müller-Römer bleibt im Mitgliederrat
Der Nachfolger von Jürgen Sieger als FC-Vizepräsident ist gefunden! Der Mitgliederrat hat am Sonntagvormittag Carsten Wettich bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst 2020 in den Vorstand entsandt. Auf der Mitgliederversammlung 2020 wird ein Nachfolger für die restliche Amtszeit des Vorstands gewählt werden. „Wir bedauern die Entscheidung von Jürgen Sieger sehr. Im Vorstandsteam haben wir gemeinsam Veränderungen angestoßen. Wir danken ihm für sein Engagement und haben Verständnis für seine Entscheidung“, sagt FC-Präsident Dr. Werner Wolf. „Mir ist die Entscheidung nicht leichtgefallen“, erklärt Dr. Jürgen Sieger. „Allen Gremien danke ich für die gute, intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich danke Carsten Wettich, dass er bereit ist, zusätzlich zu seiner beruflichen Belastung diese Aufgabe interimsweise zu übernehmen.“
Dr. Carsten Wettich gehört dem Mitgliederrat seit 2013 an und ist seit 2015 stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. Wettich sagt: „Ich bedauere den Rücktritt von Jürgen Sieger. Sein Amt im Vorstand zu übernehmen, ist eine Herausforderung und eine große Verantwortung. Für den FC stelle ich mich ihr jedoch gern. Ich bedanke mich für das Vertrauen des Mitgliederrats und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Werner Wolf und Eckhard Sauren sowie dem Team am Geißbockheim.“ Und der Vorsitzende des Mitgliederrats, Stefan Müller-Römer, sagt: „Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei Jürgen Sieger. Wir hätten ihn gerne länger im Amt gesehen. Aber wir haben Verständnis für seine Entscheidung.“ An Stelle von Dr. Carsten Wettich rückt als zweites Mitglied des Mitgliederrats Ho-Yeon Kim in den Gemeinsamen Ausschuss auf.
Kommentar zum Derbysieg FC besiegt Bayer mit dem Mute der Verzweiflung
Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht und die Situation aussichtslos erscheint, hat man zwei Optionen: Man streckt die Waffen. Oder man versucht sich mit dem Mute der Verzweiflung aus der misslichen Lage zu befreien. Wer mit Horst Held und Markus Gisdol vor der Partie gegen Bayer Leverkusen sprach, der konnte die Zweifel hören und spüren. Eigentlich hatte man keine Chance gegen den übermächtigen Lokal-Rivalen von der anderen Rhein-Seite – aber die wollte man nutzen. Gisdol entschied sich in diesem Moment „all in“ zu gehen. Er schmiss einen erfahrenen Spieler wie Florian Kainz aus dem Kader, Marco Höger und Birger Verstraete aus der Startelf, setzte neben dem zuletzt vogelwilden Kingsley Ehizibue auf die Jugend: Jan Thielmann, das erst 17-Jährige Juwel von der Mosel durfte Stürmen, Noah Katterbach und Ismail Jakobs bildeten die wohl jüngste linke Seite der Bundesliga. Der Coach wird sich des Risikos bewusst gewesen sein: Wäre das Ganze schief gegangen, hätte es die nächste Klatsche gegeben, dann wäre rund um den 1. FC Köln schon wieder alles in Frage gestellt worden.
Aber Gisdol wusste auch: Ein Weiter so konnte es nach der blutleeren Vorstellung in Berlin nicht mehr geben. So übertrug sich der Mut des Trainers auf seine Mannschaft, die, angeführt vom überragenden Kapitän Jonas Hector, sich in jeden Zweikampf schmiss, 90 Minuten um jeden Ball kämpfte und ja, sogar mal mehr lief als der Gegner. FC-Routiniers übernahmen die Verantwortung und überzeugten gegen Leverkusen Dass so viele Frischlinge auf dem Feld waren, hatte zudem noch einen zweiten Effekt: Die erfahrenen Profis auf dem Platz legten ihre Selbstzweifel der letzten Wochen ad acta und stärkten ihren jungen Mitspielern mit der nötigen Ruhe und Abgeklärtheit den Rücken. Markus Gisdol hat Recht: Jetzt ist noch längst nicht alles gut, im Gegenteil – auf den 1. FC Köln wartet noch ein langer beschwerlicher Abstiegskampf. Doch mit dem Sieg gegen Leverkusen hat die Mannschaft, nein der ganze Klub eine Idee davon bekommen, wie man den bestehen kann. Wer mit dem Mute der Verzweiflung kämpft, dem winkt am Ende vielleicht ja doch die Rettung!
2:0 des 1. FC Köln gegen Leverkusen Mit Mut, Energie und Leidenschaft zum Befreiungsschlag
Am Ende eines erstaunlichen Samstagnachmittags kam die Mannschaft des 1. FC Köln noch in den Genuss einer Motivationsrede. Gerade hatten die „Geißböcke“ gemeinsam mit ihren Fans den überraschenden 2:0-Erfolg im Nachbarschaftsduell gegen Bayer 04 Leverkusen gefeiert, da nutzte der Vorsänger der „Wilden Horde“ die Gelegenheit, den Spielern im Abstiegskampf noch einmal Mut zuzusprechen. „Die Fans haben uns nach dem Spiel gesagt, dass sie uns alles verzeihen, solange wir so kämpfen wie heute. Das wissen wir, aber es war sehr emotional, das noch mal so persönlich zu hören“, betonte Rafael Czichos laut „Geissblog“ nach der stimmungsvollen Einstimmung auf die restlichen beiden Partien in diesem Jahr.
Zu verzeihen hatten die Kölner Anhänger an diesem erstaunlichen Samstagnachmittag allerdings nicht all zu viel: Ein 1. FC Köln, der nach den schwachen Vorstellungen der letzten Wochen bis in die Haarspitzen motiviert in die Partie gegen den rheinischen Rivalen ging, rief als krasser Außenseiter eine Leistung ab, die dem Team von Trainer Markus Gisdol wahrlich nur wenige zugetraut hatten. Mit viel Mut hatte der Coach die notwendigen Konsequenzen gezogen, brachte neben den beiden Youngstern Noah Katterbach und Ismail Jakobs auch U17-Meister Jan Thielmann von Beginn an. Insgesamt gab es in der Kölner Startelf sechs Änderungen im Vergleich zur Niederlage bei Union Berlin – Änderungen, die sich gegen Leverkusen auszahlen sollten...
Gisdols richtige Entscheidungen Risses Achterbahn bis zur Verletzung
Achterbahn des Spiels: Als Marcel Risse kurz vor Schluss ausgewechselt wurde, ahnte er offenbar schon, was tags drauf kommuniziert werden würde: Der Rechtsaußen hat eine Muskelverletzung erlitten. Für ihn ist das Jahr beendet. Das gab der FC am Tag nach der Risse-Gala gegen Bayer bekannt. Denn der Rechtsaußen hatte eine wahre Achterbahn der Gefühl gegen Leverkusen erlebt. Erst hatte Trainer Gisdol einen 17-Jährigen (Thielmann) ihm vorgezogen. Dann kam Risse nach knapp einer Stunde in die Partie und erlebte zunächst einige missglückte Aktionen. Schließlich aber war er es, der alle drei spielentscheidenden Situationen einleitete: die Aktion von Jhon Cordoba mit einem Pass in die Spitze, die zur Gelb-Roten Karte für Dragovic führte; das 1:0 mit einem Lupfer in den Lauf von Jonas Hector, der daraufhin Cordoba bediente; und schließlich das 2:0 von Sebastiaan Bornauw mit einem perfekt getretenen Freistoß. Umso verärgerter war Risse anschließend über seine Muskelverletzung, nachdem er entscheidend zum Derbysieg beigetragen hatte.
Tempo des Spiels: Viel war in den letzten Wochen über die läuferischen Probleme der Geissböcke gesprochen worden. Die Laufleistung stimmte nicht, das Tempo stimmte nicht, die Leidenschaft auch nicht. Am Samstag zog Gisdol klare Konsequenzen. Er bot auf den Flügeln die schnellsten Spieler im Kader auf (Ehizibue und Thielmann rechts, Katterbach und Jakobs links). Dazu setzte er im Zentrum vor der Abwehr auf die drei laufstärksten Mittelfeldspieler: Jonas Hector lief in den 90 Minuten insgesamt 12,5 Kilometer, Ellyes Skhiri kam auf 12,9 Kilometer und Dominick Drexler auf 11,8 Kilometer. Das Trio lief vor der Abwehr alle Lücken zu und Schlüsselspielern wie Kai Havertz entnervend hinterher. Auf den Flügeln zogen Ehizibue und Co. den pfeilschnellen Diaby, Bailey und Co. die Zähne. Am Samstag passten Aufstellung, Qualitäten der Spieler und kämpferischer Einsatz zusammen. Die Belohnung war der Derbysieg.
Fußball : Ein Föhrener steht jetzt im Bundesliga-Geschichtsbuch!
... Neben dem Platz ist Thielmann eher introvertiert und schüchtern. Auf dem Platz vollzieht er dann eine komplette Wandlung. Der Offensivakteur hatte einst bei der JSG Hetzerath/Föhren/Bekond mit dem Kicken begonnen. 2015 war er zu Eintracht Trier gewechselt. Von dort ging es 2017 ins Kölner Nachwuchsleistungszentrum. ... Marcel Lorenz war Thielmanns Jugendtrainer bei Eintracht Trier. „Ich freue mich sehr für Jan. Als ich hörte, dass er gegen Leverkusen tatsächlich spielt, war ich sprachlos und geschockt - im positiven Sinn. Er wurde schließlich als 17-Jähriger Jhon Corboba und Simon Terodde vorgezogen“, sagte Lorenz am Samstagabend im Gespräch mit dem TV. Lorenz glaubt, dass Thielmanns Weg noch lange nicht zu Ende ist: „Man hat schon in der C-Jugend gesehen: Der Junge will’s, und er wird es schaffen. Viele gegnerische Trainer haben mich vor Spielen gefragt: ,Hast du Thielmann dabei?’ Als ich Ja sagte, seufzten sie: ,Och, nee...’“ Jan zeichnen Wille, Ehrgeiz und Motivation im Training aus. Er wollte bei uns jedes Trainingsspiel gewinnen und jeden Torschuss wegmachen. Er ist klar im Kopf und weiß, was er will. Eine erste Bestätigung hat er mit dem Bundesliga-Debüt heute bekommen.“ ...
Bayer-Boss lästert über FC-Profi Drexler Völler: „Als wäre er vom Zug überfahren worden“
Dieses Derby war ein Totalausfall. Ausgerechnet beim 1. FC Köln zeigte Bayer Leverkusen die bislang schlechteste Leistung dieser Saison. Die Werkself suchte gar keine Ausreden. Eine Szene ärgerte Sportchef Rudi Völler im Nachgang aber dennoch: die erste Gelbe Karte gegen Aleksandar Dragovic, der später vom Platz flog. Es lief die 42. Minute, als Dragovic in der eigenen Hälfte den Ball klärte und von Drexler erwischt wurde. Dennoch gab es Freistoß für den FC und Gelb für Bayers Ösi. Nach einem Foul an Cordoba sah Dragovic dann Gelb-Rot (62.) und leitete damit Leverkusens Derby-Pleite ein. Völler suchte direkt nach Abpfiff das Gespräch mit Schiedsrichter Manuel Gräfe (46) und erklärte im Anschluss: „Er weiß, dass die erste Gelbe Karte eine Fehlentscheidung war, das hat er zugegeben.“
Der Bayer-Boss wolle zwar keinem einen Vorwurf, erklärte aber: „Drexler hält sich natürlich den Fuß, als wäre er gerade vom Zug überfahren worden. Aber solche Dinge gehören dazu, darauf darf man nicht reinfallen. Köln stand mit dem Rücken zur Wand. Sie haben natürlich auch ein bisschen auf die Tränendrüse gedrückt.“ Drexler erklärte die Szene so: „Getroffen werde ich auf jeden Fall. Man hätte auch andersrum pfeifen können, ich treffe ihn genauso. Dann ist die Frage, wie Gräfe das auslegt.“ Und Völler: „Es gab zwei Dinge, die hier nicht passieren durften: keine dummen Fouls machen und nicht provozieren lassen. Beides ist passiert. Nur so kann man hier verlieren – bei allem Respekt.“
Nur der Sport zählt beim FC Die Politik muss jetzt Pause haben
Dass nach nicht einmal 100 Tagen Amtszeit der neue Vorstand des 1. FC Köln schon wieder Geschichte ist, ist eine schallende Ohrfeige für den Mitgliederrat. Das Gremium wollte eigentlich ein harmonisches, funktionierendes und ruhig im Hintergrund arbeitendes Team auf die Beine stellen. Stattdessen überlagerte durch den Rücktritt von Jürgen Sieger als Vizepräsident die Vereinspolitik wieder den Sport – zumindest kurzfristig. Nach dem Derbysieg darf es aber nur noch um den sportlichen Erfolg gehen. Alle Verantwortlichen müssen sich dem endlich unterordnen. Als der 1. FC Köln das letzte Mal ein Bundesliga-Spiel gewann – am 20. Oktober 2019 gegen den SC Paderborn -, da war die Hoffnung groß, dass nun endlich Ruhe einkehren würde in den Klub. Doch der damalige Sportchef Armin Veh sorgte höchstselbst tags drauf mit seinem Interview bei Sky über seinen Abschied für große Aufregung. Schon war keine Rede mehr von dem sportlich so wichtigen Erfolg über Paderborn. Es wurde nur noch über Veh geredet, über dessen Zukunft, über die Entscheidungen auf sportlicher Ebene, die nun auch vom Vorstand begleitet werden müssten. Drei Wochen und vier Niederlagen später war Veh Geschichte – und mit ihm Trainer Achim Beierlorzer.
Am Samstag nun schien man das Gefühl zu haben, der FC könnte sich endlich wieder berappeln. Eine beachtliche Leistung gegen Bayer Leverkusen führte nicht nur zum Derbysieg, sondern auch zum ersten Erfolg unter der neuen sportlichen Führung Horst Heldt und Markus Gisdol. Das Duo hatte zuletzt jeden, von den Mitarbeitern am Geißbockheim über die Spieler und die Fans bis hin zu den Medien, beschworen, zusammenzuhalten und gemeinsam für Ruhe beim FC zu sorgen. Doch sie hatten wohl nicht mit dem nächsten vereinspolitischen Beben gerechnet. Denn noch während die Spieler am Samstag auf dem Rasen um den Sieg kämpften, sickerte durch, dass Jürgen Sieger als Vizepräsident zurückgetreten war. Wie der 1. FC Köln am Sonntag den Posten neu besetzte, verlief überraschend geräuschlos – und mit einer durchaus interessanten Entscheidung. Nicht etwa Stefan Müller-Römer, sondern Carsten Wettich wurde interimsweise in den Vorstand bestellt, um Sieger bis nächsten Herbst zu vertreten.
Die Sieger-Nachfolge wurde damit anders entschieden als die Nachfolge von Werner Spinner im März, als Müller-Römer nachgerückt war. Dies hatte sich schon am Samstagabend abgezeichnet, als Wettich als Favorit für die vakante Position gehandelt wurde. Wohl auch deswegen, weil Müller-Römer in seinen fünf Monaten als Spinner-Vertreter im Vorstand eben nicht für die nötige Ruhe im Klub gesorgt hatte. Im Gegenteil ist den restlichen Mitgliederräten klar, dass der Rechtsanwalt am Geißbockheim die Mitarbeiter des FC spaltet. Ein dabei entscheidender Faktor: Geschäftsführer Alexander Wehrle, der aus dem Veh-Abgang gestärkt hervorgegangen war, gilt als scharfer Müller-Römer-Kritiker. Was dem Vernehmen nach allerdings auf Gegenseitigkeit beruhen soll. Die Nominierung Wettichs ist somit auch ein Zeichen, dass man in den kommenden Monaten den Konflikt zwischen dem kaufmännischen FC-Boss und dem Chef des Mitgliederrates nicht auf Vorstands-Geschäftsführer-Ebene sehen will. Vielmehr soll und muss nun den Sport im Mittelpunkt und im Interesse aller FC-Verantwortlichen stehen.
Analyse: 2:0-Erfolg des FC K gegen Bayer Laufstärke, Tempo und passende Wechsel
Ein Schritt nach vorne für den 1. FC Köln: Nach mehreren Wochen ohne Sieg bezwang die Mannschaft des neuen Trainers Markus Gisdol die ambitionierten Nachbarn aus Leverkusen mit 2:0. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, in der sich der FC auf Augenhöhe präsentierte, kippte das Spiel nach etwa einer Stunde in Richtung der „Geißböcke“, denen es somit endlich wieder einmal gelang, das Spielglück auf ihre Seite zu ziehen. Jhon Cordoba nach einem Ballgewinn und Sebastiaan Bornauw nach einer Standardsituation waren die Torschützen für den zweiten Heimsieg in dieser Saison. Gleichzeitig war es das zweite Mal, dass der FC seit dem Wiederaufstieg kein Gegentor kassierte. Im vierten Spiel unter der Leitung von Gisdol griffen die Veränderungen des Trainers dergestalt, dass am Ende ein Sieg heraussprang – der Fußballlehrer scheint mittlerweile Grundordnung und Personal besser einschätzen zu können. Davon zeugte auch die Startaufstellung: Mit Ismail Jakobs, Noah Katterbach und Debütant Jan Thielmann standen drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Feld.
Ellyes Skhiri (lediglich im Kader), Jonas Hector und Rafael Czichos (beide gesperrt) kehrten zudem in die Mannschaft zurück, beim 0:2 in Berlin hatte das Trio nicht gespielt. Gisdol verzichtete auf einer Fünferkette, sondern setzte auf Geschwindigkeit auf den Außenbahnen und Laufstärke beziehungsweise Präsenz in der Zentrale. Die Leverkusener, die ihrerseits zu den Mannschaften in der Bundesliga gehören, die normalerweise viele Offensivaktionen kreieren, blieben an diesem Tag weit unter ihren Möglichkeiten. Zurecht oft gelobte Akteure wie Aranguiz, Amiri, Havertz oder Volland konnten das Spiel nicht wie gewohnt beeinflussen. Ob es, wie in unserem Vorspiel thematisiert, ausschließlich an der psychologischen Komponente lag und die Werkself den Gegner unterschätzte, lässt sich nicht abschließend klären – fest steht aber auch, dass beim 1. FC Köln in Sachen Engagement, Entscheidungsfindung und Siegeswille eine deutliche Steigerung zu verzeichnen war.
Mit einem laufstarken Mittelfeld bestehend aus Hector, Drexler und Skhiri konnten die Kölner immer wieder diejenigen Lücken schließen, die Havertz und Co. normalerweise ausnutzen. Mit Skhiri setzte Gisdol auf einen Spieler, der der Mannschaft Halt geben kann. Und die Einwechselungen von Cordoba und Risse passten an diesem Tag auch. Dass beim 1. FC Köln jetzt vielleicht ein positives Momentum vorhanden ist, zeigte sich auch daran, dass die hinter dem Tor warmlaufenden Akteure ihre Mitspieler bei Grätschen und Zweikämpfen pushten. Das Binnenklima einer Mannschaft kann man immer auch daran ablesen, wie die Ersatzbank mitgeht. Mit dem Rückenwind des überraschenden Sieges geht es nun in die beiden letzten Spiele des Jahres gegen Frankfurt und Bremen – wenn es die Mannschaft schafft, die Leistung zu konservieren, könnte auch dort etwas Zählbares herausspringen.
Vorstand zerbrach vor Gisdol-Sieg Bosse versauen Köln den Derby-Rausch!
Ein Stadion im Jubel-Taumel – ganz Köln im Derby-Glück. Und ausgerechnet die Klub-Bosse machten den Sensationssiegern am Ende einen dicken Strich durch die Party-Rechnung. 2:0 gegen Bayer. Der erste Sieg von Trainer Markus Gisdol (50) war Samstag noch nicht abgepfiffen, da machten Gerüchte über ein erneutes Führungs-Chaos die Runde. Der gerade erst gewählte Vorstand zerbricht keine 100 Tage nach Amtsantritt. Nach Bailey-Blackout Leverkusen mit Doppel-Rot und Derby-Pleite Offiziell aus persönlichen Gründen. Im Vorstand soll es aber längst zum Streit gekommen sein. Man war sich bei vielen Entscheidungen nicht einig. Nach BILD-Info soll Sieger auch gegen die Verpflichtung von Sportboss Horst Heldt gewesen sein. Gestern ließ er sich zitieren: „Mir ist die Entscheidung nicht leicht gefallen.“ Gestern wählte der Mitgliederrat einen Nachfolger für 10 Monate. Das Gremium, das Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren überhaupt erst als Idealbesetzung ausgewählt hatte, berief seinen Vize-Chef Carsten Wettich in den Vorstand. Der FC wird damit erneut von einem Not-Präsidium regiert. In einer Saison in der es um den Klassenerhalt geht. Und in der Mammut-Projekte wie der Stadionausbau und Erweiterung des Trainingsgeländes anstehen.
Keine 100 Tage bis zur Trennung Sieger-Rücktritt setzt FC-Vorstand unter Druck
Eigentlich sollte beim 1. FC Köln Ruhe einkehren. Nach der Mitgliederversammlung im September und dem damit verbundenen Abschied von Toni Schumacher und Markus Ritterbach, sollte mit einem neuen Triumvirat an der Vereinsspitze endlich wieder geordnetes Arbeiten am Geißbockheim möglich werden. Doch nach nicht einmal 100 Tagen Amtszeit steht der neue Vorstand fast schon so zerbeult da wie der alte. Während beim vorherigen Vorstand der Präsident vorzeitig von Bord gegangen war, ist es nun Vizepräsident Dr. Jürgen Sieger, der die Reißleine gezogen hat. Zunächst erscheint dieser Schritt durchaus überraschend. Ein neuer Vorstand, mit stabiler Mehrheit gewählt, sollte die Fehler der Vorgänger aufräumen und den Club wieder auf einen soliden Pfad führen. Das war der Wunsch des Mitgliederrats, der für die Auswahl der Kandidaten zuständig war. Und es war auch das Credo, mit dem das Team um Präsident Werner Wolf und seine Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Jürgen Sieger für sich geworben hatte. Der Eindruck entstand, hier würden drei Leute mit klaren Vorstellungen zusammen für das Wohl des 1. FC Köln arbeiten.
Während die ersten Tage nach der Wahl dafür genutzt wurden, sich „ein genaues Bild“ zu verschaffen, folgte wenig später bereits die Umstrukturierung von Beirat und Aufsichtsrat – eine überfällige Änderung und somit ein guter erster Schritt für das Triumvirat an der Vereinsspitze. Der geneigte Beobachter konnte sich durchaus Hoffnungen machen, der 1. FC Köln habe endlich wieder einen Vorstand, der konzentriert, ruhig und ohne großes Aufsehen zusammenarbeite. Intern kam es nach Informationen von effzeh.com zufolge jedoch schon früh zu ersten Irritationen. Während Sieger mit viel Elan und konkreten Ideen an seine neue Aufgabe heranging, zeigten sich die Vorstandskollegen vergleichsweise wenig eifrig. Der Präsident setzte auf einen internen Kuschelkurs, schmierte auch noch Ex-Geschäftsführer Veh öffentlich Honig um den Mund, statt mit dem notwendigen Schwung konkrete Veränderungen vorzunehmen und dabei vielleicht auch harte Entscheidungen zu treffen. Offensichtlicher wurden die unterschiedlichen Auffassungen schließlich im Zuge der personellen Veränderungen beim 1. FC Köln aufgrund der sportlichen Talfahrt. Rund um die Freistellung von Ex-Geschäftsführer Armin Veh und Ex-Trainer Achim Beierlorzer verschärften sich die Konflikte in den Gremien. Dass der personelle Schnitt erst nach dem Hoffenheim-Spiel erfolgte, war das erste Symptom einer durchaus angespannten Gemengelage. Bei der Nachfolgersuche sollten die Unstimmigkeiten dann nicht weniger werden.
Schlussendlich verpflichtete der 1. FC Köln Horst Heldt als Geschäftsführer, obwohl der ehemalige FC-Spieler nur Tage zuvor noch als chancenlos gegolten hatte. Mit ihm kam Markus Gisdol als neuer Trainer. Die Entscheidung fiel kurz nach einem Interview des Präsidenten, in dem Werner Wolf noch betont hatte, nichts überstürzen zu wollen. Qualität sei nun wichtiger als Tempo. Etwas mehr als 24 Stunden später waren die Würfel plötzlich doch gefallen – und der Verein bemühte sich, die Entscheidung als einstimmig zu verkaufen. Der Realität entsprach das nicht – der Gemeinsame Ausschuss hatte nicht unisono für Heldt und Gisdol gestimmt. Bereits bei der ersten wichtigen, tagesaktuellen Entscheidung konnten Wolf, Sauren und Sieger keine Einigkeit in den Gremien erzielen – und innerhalb des Vorstands wohl auch nicht. Auch beim Mitgliederrat kam das Vorgehen nicht unbedingt gut an. Plötzlich schien wieder Aktionismus und Kölschtümelei auf der Tagesordnung zu stehen, ein langfristiger Plan war kaum erkennbar. Für Sieger dürfte diese Episode eine große Rolle für seine jetzige Entscheidung gespielt haben. Um persönliche Befindlichkeiten geht es dem Juristen wohl kaum. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit scheint der mit einigen Ambitionen an den Start gegangene Vizepräsident nun dennoch nicht mehr für möglich gehalten zu haben...
Handy-Verbot & viel Lob So erfuhr Thielmann von seinem Debüt im Derby
Diese FC-Jungs ließen Bayer alt aussehen. Mit Noah Katterbach (18 ), Ismail Jakobs (20) und Jan Thielmann (17) ließ Köln-Coach Markus Gisdol (50) im Derby gleich drei frische Eigengewächse von Beginn an ran. Die große Überraschung war U17-Meister Thielmann, der mitten in der FC-Krise sein Bundesliga-Debüt feierte. Sportboss Horst Heldt auf EXPRESS-Nachfrage: „Jan hat das hervorragend gemacht. Er hatte erst bei der Besprechung vor dem Spiel erfahren, dass er in der Startelf steht. Wir haben überlegt, wann wir es ihm sagen, und waren der Meinung: Je später, desto besser. Er sollte dann auch sein Handy ausmachen, maximal noch seine Eltern informieren.“ Mit sechs Toren in der U19-Bundesliga hatte sich der Rechtsaußen für die Profis empfohlen und Gisdol sofort überzeugt. Der Trainer stellte im Derby die jüngste Kölner Startformation der Saison auf – im Schnitt war die erste Elf 24 Jahre und 311 Tage alt. „Ich bin immer gut damit gefahren, den einen oder anderen Jungen zu fördern. Ich wollte frischen Spirit reinbringen“, sagt er. Bei der Mannschaft kamen Gisdols Umstellungen gut an. „Die Unbekümmertheit hat uns geholfen. Die Jungen sind vielleicht etwas weniger verkopft als wir“, so Kapitän Hector. Horn glaubt an einen Verbleib Thielmanns bei den Profis: „Mit den Spielen in den nächsten Wochen, wo er hoffentlich fest dabei ist, wird sich auch die Nervosität legen. Dann kann er nach und nach weiter zulegen.“
Unter dem Motto „Gemeinsam gewinnen alle“ ließ sich der FC-Vorstand im September wählen und feiern. Und unter dem Motto „Gemeinsam verlieren alle“ sollten die Herren nun auch zusammen zurücktreten. Und der Mitgliederrat gleich mit! Die Ex-Bosse Schumacher und Ritterbach wurden im Sommer vom Hof gejagt, weil Kölns Ratsherren nach ihrem Mammut-Casting angeblich den Traum-Vorstand gefunden hatten. Kein zusammengewürfeltes Team, sondern eine echte Einheit. Die hielt jetzt keine 100 Tage. Eine Farce! Und ein Schlag ins Gesicht aller Mitglieder, Fans und Mitarbeiter, die nicht beim ersten Gegenwind aufgeben. Noch schlimmer: Die Mitgliederräte haben bei ihrer wichtigsten Aufgabe versagt und belohnen sich dafür nun mit einem Vorstandssitz. Das als Team angetretene Präsidium ist gescheitert und will weitermachen, als sei nichts gewesen. Ein Witz! Die Herren Wolf, Wettich, Müller-Römer und Co. sollten für das gerade stehen, was sie verbockt haben. Die einzig logische Konsequenz: Neuwahlen beider Gremien spätestens auf der nächsten Hauptversammlung 2020!
„Ein Gefühl, wie wir es schaffen können“ Gisdol will auf Derby-Schwung aufbauen
Nach dem Derbysieg wartet auf den 1. FC Köln die nächste Chance auf wichtige drei Punkte. Die Mannschaft von Markus Gisdol (50) reist nach Frankfurt, wo eine angezählte Eintracht wartet. Auf der Pressekonferenz blickten Gisdol und Heldt auf das Derby zurück und warfen den Blick auch auf das Gastspiel in Hessen am Mittwoch. Dabei kommt der FC mit dem Rückenwind aus dem Bayer-Spiel und peilt den nächsten wichtigen Dreier im Kampf gegen den Abstieg an. Gisdol freute sich nach dem Sieg über Bayer Leverkusen über die gelöste Stimmung in der Mannschaft: „Du siehst den Leuten im Gesicht an, dass du ein positives Erlebnis hattest. Entscheidend für uns war, dass wir vom Auftreten ein positives Erlebnis hatten. So bekommt man ein Gefühl, wie wir es schaffen können.“ Auch Sportchef Horst Heldt machte eine deutlich positivere Grundstimmung aus: „Ich bin am Sonntag aufgewacht und hab gedacht: Wir haben gewonnen! Da steht man mit einem Lächeln aus dem Bett auf.“
Gisdol zum Gegner: Gisdol: "Wir treffen auf einen Gegner, der körperlich sehr gut aufgestellt ist. Eine Mannschaft, die mit Abstand die meisten Flanken schlägt. Wir wollen den Schwung aus dem letzten Sieg mitnehmen. Wir werden uns genau den Gegner anschauen." Und weiter: "Laufstärke im Mittelfeld ist die Basis. Tempo ist unabdingbar. Das haben wir gegen Leverkusen gewählt und da sind wir bestätigt worden. Wir haben im Zentrum alles zugelaufen. Wir müssen in dieser letzten Woche noch mehr Profi als sonst sein. Punktevorgaben sind Ballast für die Mannschaft. Wir beschäftigen uns jetzt nur mit der Partie am Mittwoch. Ehizibue mit der fünften Gelben Karte und der verletzte Risse werden uns aber fehlen." Zu Jan Thielmann sagte der Trainer noch: "Ich habe den Jungen in Ruhe gelassen, der wird von genug Leuten angequatscht. Der Junge macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck. Wir müssen nicht immer alles zerreden."
Kandidat für Tor des Jahres? Wirtz mit Blitztor nach 5 Sekunden
Die U17 des 1. FC Köln eilt von Sieg zu Sieg und schießt aktuell jeden Gegner der B-Junioren-Bundesliga aus den Stadien. Das aktuellste Opfer: der Wuppertaler SV. Das Ergebnis lautete nach 80 Minuten 10:0 (7:0). Den Höhepunkt gab es bereits nach sage und schreibe fünf Sekunden: Supertalent Florian Wirtz traf unmittelbar nach dem Anpfiff aus 50 Metern. Als das Spiel der U17 des 1. FC Köln gegen den Wuppertaler SV am Samstag um 11:00 Uhr auf dem Kunstrasen am Geißbockheim angepfiffen wurde, trauten die Zuschauer ihren Augen nicht. Unmittelbar nach dem Anstoß bekam Florian Wirtz im Mittelkreis den Ball und jagte das Leder zielgenau in Richtung gegnerisches Tor. Der Kapitän der U17 hatte gesehen, dass der gegnerische Torwart noch zu weit vor dem Tor gestanden hatte. Und so segelte der Ball in hohem Bogen ins Netz. Handgestoppte fünf Sekunden waren da gerade erst gespielt, es soll das schnellste Tor in der B-Junioren-Bundesliga gewesen sein...
Meinung: Sieger-Rücktritt Ein Rückschlag für die Erneuerung des FC
Ziemlich umfangreich, so scherzte Werner Wolf noch Anfang September auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln in bekannt jovialem Ton, sei das Pflichtenheft, das Jürgen Sieger im Vorfeld der Veranstaltung für den Fall der Wahl zum Vorstand ausgearbeitet hatte. Über 20 Seiten soll es betragen haben: Themen, die das Präsidium in den ersten Tagen ihrer Amtszeit angehen muss. Ideen für die dringend notwendige innere Erneuerung des Vereins, der nach vielen Grabenkämpfen um die Macht in den vergangenen Jahren in alte Gewohnheiten zurückgefallen war. Nach nicht einmal 100 Tagen sind diese Pläne wohl oder übel Geschichte – Jürgen Sieger ist von seinem Amt als Vizepräsident zurückgetreten. Aus privaten Gründen, wie der 1. FC Köln am Sonntag vermeldete. Dass es allerdings im Vorstand in der kurzen Zeit, die das Trio an der Spitze des dreifachen Deutschen Fußballmeisters stand, bereits zu erheblichen Verwerfungen gekommen war, ist rund um das Geißbockheim ein offenes Geheimnis. Sieger galt schon bei Bekanntwerden der Nominierung durch den Mitgliederrat als das „Hirn“ des geplanten Führungsteams.
Strukturiert, an der Sache orientiert, hart in der Umsetzung: Qualitäten, die ihn zunächst zum Aufsichtsratschef bei der vereinseigenen KGaA und später zum Teil des Vorstands machten, der von den Mitgliedern mit deutlichem Votum und dem Wunsch nach Erneuerung ins Amt geschickt wurde. Die 100-Tage-Bilanz, die sich das Trio ohne äußeren Druck selbst auf die Fahne geschrieben hatte, fällt ernüchternd aus. Frischer Wind ist am Geißbockheim nicht zu spüren, bei den Personalentscheidungen hinterließ der Vorstand öffentlich wie intern keinen guten Eindruck, wichtige Unterstützer fühlen sich von der neuen Führungscrew getäuscht oder rücken bereits enttäuscht vom „Wolf-Rudel“ ab. Die Untätigkeit, die Uneinigkeit, der Unwillen zur Veränderung: All das hat Jürgen Sieger bereits nach wenigen Monaten im Amt derart frustriert, dass er wohl ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorgezogen hat. Dennoch gibt es bei dieser Entwicklung nahezu ausschließlich Verlierer: Der Vorstand ist nach lediglich drei Monaten bereits beschädigt. Siegers Abschied ist aber auch ein herber Schlag für den Mitgliederrat...
In der Bundesliga steht noch einmal eine englische Woche an und so kommt es am Mittwoch zum Duell zwischen der Frankfurter Eintracht und den "Geißböcken" aus Köln (Anstoß: 20.30 Uhr). Dabei wittern die Rheinländer nach dem jüngsten Erfolg Morgenluft und wollen auch etwas Zählbares aus Frankfurt entführen. Die heimstarke SGE hingegen will sich im letzten Heimspiel diese Kalenderjahres mit einem Sieg von den eigenen Fans verabschieden. Die Mannschaft von Adi Hütter hechelt aktuell der Winterpause entgegen. Die lange und kräftezehrende Hinrunde hat mittlerweile Spuren hinterlassen, die in den letzten Wochen deutlich wurde. Verwunderlich ist dies nicht, denn inklusive DFB-Pokal und Europa League mit zugehöriger Qualifikation haben die Hessen in dieser Spielzeit bisher die meisten Pflichtspiele aller Bundesligisten absolviert.
Die 0:1-Pleite am vergangenen Wochenende auf Schalke war bereits das 29. Spiel in der Hinrunde. Während der Kräfteverschleiß in der Europa League keine Folgen hatte und die Eintracht international überwintert, sind die Auswirkungen in der Bundesliga jedoch vernehmbar. Keines der letzten fünf Ligaspiele konnten die "Adlerträger" gewinnen und gingen dabei sogar viermal als Verlierer vom Platz. Mittlerweile ist die Hütter-Elf deshalb auch bis auf den zwölften Tabellenrang abgerutscht und hat den Anschluss an die internationalen Plätze verloren. Für die Eintracht gilt es nun, sich mit einem Erfolg von den Heimfans in die Winterpause zu verabschieden. Die Heimstärke ist dabei ein absoluter Mutmacher denn lediglich ein Spiel vor eigenem Anhang haben die Hessen in dieser Bundesligasaison verloren, während es vier Siege gab. Dabei ist vor allem nach dem Seitenwechsel "Eintracht-Time", denn in sechs der jüngsten sieben Heimspiele in der Liga traf die SGE im zweiten Spielabschnitt.
Gegen zweifach dezimierte Leverkusener siegten die "Geißböcke" mit 2:0 und feierten den ersten Sieg unter Markus Gisdol. Nach sieben Pflichtspielen zuvor, in denen die Kölner immer mindestens einen Gegentreffer kassierten und insgesamt satte 17 Tore hinnehmen musste, war es enorm wichtig, endlich mal wieder zu Null zu spielen. Die jüngste Auswärtsbilanz ist nicht gerade ein Mutmacher. Die letzten fünf Pflichtspiele in der Ferne gingen allesamt verloren . Dabei kassierten die "Domstädter" auch immer mindesten zwei Gegentreffer. Frankfurt dagegen ist heimstark und holte 15 der insgesamt 18 Punkte zu Hause. Dabei überzeugen die Hessen regelmäßig in der Offensive. Auch wenn die Hessen ein wenig müde erscheinen und die Winterpause herbeisehnen, so wird die Mannschaft von Adi Hütter im letzten Spiel des Jahres vor eigenem Anhang noch einmal alles mobilisieren. Mit dem "Effzeh" scheint dabei ein durchaus gelegener Gegner in die Commerzbank-Arena zu reisen. Die jüngsten Bilanz gegen Köln sowie die aktuelle Auswärtsschwäche der "Geißböcke" geben eine klare Richtung vor: Heimstarke Frankfurter besiegen den 1. FC Köln.
Wende? „Sehe ich nicht so“ Horn tritt nach Derby-Sieg auf die Euphoriebremse
Es wurde Zeit, dass sich was dreht für den 1. FC Köln. Als Tabellenschlusslicht ging die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in das dritte Derby der Saison gegen Bayer Leverkusen, war krasser Außenseiter, vom Pech gebeutelt. Doch plötzlich war alles anders. Die Dinge nahmen eine rasante Wendung, das 2:0 brachte Klub und Umfeld die Hoffnung zurück. Köln tankt Derby-Doping – war das der Dreh-Moment der Saison? An diesem Samstag geschahen Dinge im Rhein-Energie-Stadion, mit denen man nach dem bisherigen Saisonverlauf nicht gerechnet hatte. Ob die unnötigen Platzverweise, die diesmal der Gegner kassierte, der Videobeweis, der das Tor von Jhon Cordoba bestätigte, die (richtige) Auslegung der Strafraumszene zwischen Bornauw und Havertz oder die (falsche) Gelbe Karte für Aleksandar Dragovic – diesmal war alles anders. Plötzlich spielt erstmals auch der Spielplan dem FC in die Karten. Bayer hatte das Duell gegen Juve in den Knochen, Mittwoch-Gegner Frankfurt hat 2019 die meisten Spiele aller Bundesligisten gemacht und kaum noch Luft. Auch Werder dürfte zum Hinrunden-Abschluss (Samstag) nach jetzigem Stand (1:6 in München) ohne großes Selbstvertrauen nach Köln reisen.
Doch obwohl am Geißbockheim am Sonntag die Sonne strahlte, warnten die Derby-Sieger vor allzu großer Euphorie. Zwar gab der FC die Rote Laterne zurück an den SC Paderborn, hat nur noch einen Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz und sendete mit dem dritten Saisonsieg ein eindrucksvolles Lebenszeichen – viel mehr aber auch nicht. Keeper Timo Horn sagte: „Es ist von Wende gesprochen worden, das sehe ich noch nicht so. Wir müssen unsere Spiele jetzt nachhaltig positiv gestalten und dranbleiben. Man hat gestern gesehen, dass es nur über diesen Einsatz geht. Dann können wir gegen jede Mannschaft in der Liga bestehen.“ Auch Trainer Markus Gisdol, dessen Mut bei der Aufstellung genauso belohnt wurde wie der Einsatz seiner Männer, warnte: „Es ist noch lange nicht alles gut. Wir haben noch einen langen, schweren Weg vor uns. Der Sieg war nur der erste Schritt.“ Aber der erste Schritt ist meist der schwerste. Die Dinge, sie könnten sich drehen beim FC. Dank des Derby-Dopings!
Stöger über seine Zeit in Dortmund und Köln „Haben's halt repariert“
Peter Stöger schaut zufrieden auf seine Zeit bei Borussia Dortmund zurück. „Nach den fast zwei Jahren Abstand darf man es ja mal sagen: Ich glaube, dass wir einen richtig guten Job gemacht haben“, sagte der Österreicher im Gespräch mit dem „Kicker“. Stöger hatte den BVB nur sieben Tage nach seiner Trennung vom 1. FC Köln im Dezember 2017 als Nachfolger von Peter Bosz übernommen und die Westfalen in die Champions League geführt. „Von Dortmund kam die überraschende Anfrage, nachdem mein Assistent Manni Schmid sich noch drei Tage zuvor die Hüfte hatte operieren lassen“, erinnert sich Stöger. „Das war dann schon eine Herausforderung bei der Borussia. Gott sei Dank haben wir es dann noch von Platz acht auf Rang vier geschafft. Mit den letzten Atemzügen.“ Nach der Saison musste er seinen Platz allerdings für Lucien Favre räumen. „Haben's halt repariert. Auch wenn die Erwartungshaltung riesig war“, resümiert der Wiener, der nach einem Sabbatjahr jetzt als Sportvorstand bei Austria Wien arbeitet.
Für seinen Nachfolger beim BVB sieht er bessere Grundvoraussetzungen als bei seinem Intermezzo: „Die Qualität der jetzigen Mannschaft ist eine andere Kategorie als zu meiner Zeit. Ich glaube, dass der Verein richtig viel gut gemacht und Spieler mit Tempo, mit Persönlichkeit geholt hat.“ Seine Tätigkeit beim 1. FC Köln bezeichnet Stöger als „außergewöhnlich erfolgreiche Zeit“: „Das haben wir ganz gut hinbekommen. Dass mir Köln als ein unruhiges, schwieriges Umfeld geschildert wurde, habe ich nie so wahrgenommen. So sind die viereinhalb Jahre schon eine Ausnahme gewesen. Das gab's davor nicht und jetzt leider auch wieder nicht.“ Länger als Stöger, der den Klub nach 25 Jahren wieder in den Europapokal führte, arbeitete noch kein Trainer beim FC. „Solch lange Phasen werden auch wohl immer weniger werden. Es ist leider generell alles zu unruhig und schnelllebig geworden. Das ist der Zeitgeist.“
Neuer FC-Vize Carsten Wettich Diese Akzente will der Sieger-Nachfolger setzen
Carsten Wettich stand bei der Suche nach einem geeigneten Vorstand an der Spitze der Findungskommission. Dass er selbst bereits nach rund hundert Tagen als Interims-Vize für Jürgen Sieger nachrücken muss, hätte er sich wohl auch nicht vorstellen können. Nach allem Theater in den Monaten zuvor in der Außenwirkung natürlich fatal. „Wir hatten natürlich gehofft, dass das Team lange erfolgreich zusammenarbeitet“, sagt der Anwalt. „Aber Dinge verändern sich im Leben, das gilt es zu respektieren. Wir haben die sinnvollste Lösung gefunden und werden uns jetzt darauf konzentrieren, den Verein weiter voranzubringen.“ Etwas überraschend bleibt der Mitgliederratsvorsitzende Stefan Müller-Römer im Amt, Wettich rückt hoch. „Wir haben es diesmal andersherum gemacht. Stefan hat jetzt die Aufgabe, mit dem Mitgliederrat bis zur Mitgliederversammlung einen Nachfolger für Jürgen Sieger zu finden. Wichtig ist, dass es nahtlos weitergeht. Ich brauche keine Einarbeitung, kenne die Menschen, kenne die Themen. Ich kann sofort loslegen.“
Wettich will als neuer Vize Gräben im Klub zuschütten. „Es gibt eine gewisse Skepsis gegenüber dem Mitgliederrat. Die will ich als Wandler zwischen den Welten versuchen, weiter abzubauen.“ Dass es allerdings eine ganze Reihe von enttäuschten Mitgliedern gibt, die für diesen Vorstand gekämpft haben und die auf mehr Veränderung gehofft hatten, ist auch Wettich nicht entgangen. Doch da mahnt der promovierte Jurist zur Geduld: „Der Vorstand hat einige gute Themen angestoßen, doch die sind komplex und brauchen Zeit“, sagt Wettich. „Wir wollten ja einen Vorstand, der eher nach innen wirkt. Außerdem nahm das Tagesgeschäft zuletzt sehr viel Zeit in Anspruch. Wenn man in sportlich ruhigerem Fahrwasser ist, kann man Dinge besser gestalten. Aber natürlich möchte ich die vom Vorstand bereits angestoßenen Themen vorantreiben, meine eigenen Akzente setzen und Projekte des Mitgliederrates etwa zur Fanthematik nunmehr im Vorstand begleiten und umsetzen.“ Dafür hat Wettich nur rund zehn Monate Zeit. Bei der nächsten Mitgliederversammlung will er seinen Posten dann wieder abgeben.
Zwei Ausfälle, aber Thielmann bleibt für Frankfurt im Kader
Der 1. FC Köln wird bei Eintracht Frankfurt auf Marcel Risse und Kingsley Ehizibue verzichten müssen. Während Risse mit einer Muskelverletzung bereits in der Winterpause ist, kassierte Ehizibue gegen Leverkusen seine fünfte Gelbe Karte und ist gesperrt. Derweil wird Jan Thielmann wohl erneut bei den Profis dabei sein. Markus Gisdol sieht keine Gründe für große Veränderungen. Zwei Gelbe Karten in den letzten zwei Spielen kosten Kingsley Ehizibue das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt. Wenn die Geissböcke am Mittwochabend (Anpfiff um 20.30 Uhr) bei der SGE antreten, wird der Niederländer fehlen. Bei Union Berlin und auch gegen Bayer Leverkusen sah der 24-Jährige jeweils Gelb, es waren seine Verwarnungen Nummer vier und fünf in dieser Saison. Ein Spiel Sperre also für den Rechtsverteidiger, nachdem dieser sich gerade gegen Bayer gefangen und stabil präsentiert hatte. Gegen die flügelstarken Frankfurter eine Schwächung für den Effzeh, nachdem Markus Gisdol gegen Leverkusen seine schnellsten Flügelspieler defensiv wie offensiv aufgeboten hatte.
Hinten rechts muss der FC-Coach nun also wieder umbauen. Benno Schmitz und Matthias Bader stünden als Alternativen bereit, Marcel Risse fällt verletzt aus, und so könnte der zuletzt zweifach nicht beachtete Kingsley Schindler zurückkehren, der zwar in den letzten Jahren in Kiel und Köln offensiv rechts eingesetzt worden war, ursprünglich aber als Rechtsverteidiger durch die Jugendmannschaften gegangen war. Auch Ismail Jakobs wäre eine denkbare Alternative, versetzt von zuletzt vorne links nach hinten rechts. Gisdol deutete bereits an, dass er sehr zufrieden war mit dem ersten Spiel von Thielmann bei den Profis. Der Rechtsaußen dürfte also auch in Frankfurt wieder im Kader stehen. „Jan macht einen sehr stabilen Eindruck und ist in seinen jungen Jahren schon eine erstaunliche Persönlichkeit. Es gefällt mir, wie er auftritt.“ Ob Thielmann erneut von Beginn an auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Auch, wie der Youngster die höhere Belastung in der Bundesliga körperlich verarbeitet hat und ob er schon bereit wäre für eine Englische Woche mit drei Spielen in acht Tagen.