Gisdol streicht freien Tag Schindler nicht berücksichtigt
Der 1. FC Köln hat am Montag die ersten Maßnahmen ergriffen, um in der Bundesliga die Kehrtwende zu schaffen. Nach der Ankündigung von Sportchef Horst Heldt, Konsequenzen aus den desaströsen Auftritten der letzten Wochen zu ziehen, strich Trainer Markus Gisdol den freien Tag am Dienstag. Weitere Maßnahmen sollen folgen. Ein erster Spieler war schon vor der Partie bei Union Berlin aus der Mannschaft geflogen. Am Tag nach dem 0:2 beim 1. FC Union rief Markus Gisdol alle Spieler auf den Platz. Kein Training nur für jene, die in Berlin nicht gespielt hatten. Diesmal mussten alle Spieler ran. Nur die angeschlagenen Lasse Sobiech, Ismail Jakobs, Matthias Bader und Thomas Kessler trainierten individuell. Darüber hinaus fehlte neben Christian Clemens nur noch Darko Churlinov, der bis zur Winterpause bei der U21 bleiben wird. Darüber hinaus standen alle Spieler auf dem Trainingsplatz. Auch Kingsley Schindler. Der Rechtsaußen hatte zwar am Freitag einen Schlag aufs Knie bekommen. Wie der Klub am Montag aber bestätigte, hatte er im Kader in Berlin nicht verletzungsbedingt gefehlt.
Disziplinarische Gründe, wie von Sky berichtet, sollen es nicht gewesen sein. Die Entscheidung gegen Schindler hatte Gisdol demnach ausschließlich aus Leistungsgründen getroffen. Es sollte eigentlich ein Signal an die Spieler sein, dass Gisdol mehr von den FC-Profis erwartet als bislang gezeigt. Doch das Signal verpuffte in Berlin komplett. Und so musste Gisdol am Montag gemeinsam mit Sportchef Horst Heldt zu weiteren Maßnahmen greifen. Als erstes wurde der freie Tag in der Woche (Dienstag) gestrichen. Nach dem Training am Montag werden die Geissböcke auch am Dienstag (um 11 Uhr) auf den Platz gehen. „Wir müssen arbeiten. Wir haben keine Zeit für freie Tage“, sagte Heldt nach dem Training. Wir werden auch noch ein paar andere Sachen verändern, aber nicht alles an die große Glocke hängen. Wir müssen das Bewusstsein schärfen. Jeder muss merken, worum es geht.“ Dass diese Worte nötig waren, hatte man am Sonntag gesehen. Offensichtlich haben längst nicht alle Spieler begriffen, dass der FC tief im Abstiegssumpf steckt.
„Habe keine tote Mannschaft gesehen“ Drexler wehrt sich gegen FC-Kritik
Die nächste herbe FC-Enttäuschung. Mit dem 0:2 in Berlin stürzte Köln in der Tabelle auf den letzten Platz ab. Es war eine Leistung, die keine Hoffnung auf die Wende im Abstiegskampf machte. Ist diese Truppe ein hoffnungsloser Fall? Nein! Sagt zumindest Dominick Drexler. Der Mittelfeldmann wehrte sich in Berlin gegen die harte Kritik, sagte: „Wahrscheinlich wird jetzt aus dem Ergebnis mehr gemacht, als es ist. Ich habe keine tote Mannschaft auf dem Platz gesehen.“Trotz nur 45 Prozent Zweikampfquote, individueller Patzer und einer erneut deutlich unterlegenen Laufarbeit erklärte Drexler: „Ich sehe viel, was wir Hoffnung macht. In der Halbzeit hatte Union nur diesen einen Konter. Wir hatten zuvor die besseren Chancen. Wir haben gut gestanden. Ich habe auf dem Platz das Gefühl gehabt, dass wir wollten. Im Moment fehlen in diesem Negativstrudel vielleicht auch die Mittel. Aber ich habe das Spiel nicht so schlecht gesehen.“ Beim 1:3 gegen Dortmund am 2. Spieltag gelang Drexler sein erster Bundesliga-Treffer, seitdem wartet er allerdings auf eine Torbeteiligung.
Offener Brief eines Fans an die FC-Verantwortlichen „Ich bitte um Entschuldigung“
Nachdem FC-Sportchef Horst Heldt die überzogene Erwartungshaltung der Anhängerschaft kritisierte, zieht FC-Fan Daniel Gäbler Konsequenzen und entschuldigt sich in einem offenen Brief bei der Vereinsführung. Im Vorfeld der Auswärtsniederlage gegen den 1. FC Union Berlin wurde von Kölner Verantwortlichen erneut die sogenannte Erwartungshaltung in Köln thematisiert.
Offener Brief an die FC-Verantwortlichen
Lieber Mitgliederrat, lieber Vorstand, liebe Geschäftsführung und wer auch immer sich angesprochen fühlt.
Ich möchte mich hiermit aufrichtig für meine überhöhte Erwartungshaltung entschuldigen. Wie es auch unserem neuen Geschäftsführer, Horst Heldt, und unserem neuen Trainer, Markus Gisdol, sofort aufgefallen ist, hat die Erwartungshaltung des Umfeldes des 1.FC Köln eine Atmosphäre geschaffen, in der ein professionelles Arbeiten nicht möglich ist. Mein Anspruch an leitende bzw. geschäftsführende Angestellte der 1. FC Köln GmbH & Co. KG und den Vorstand des 1. Fußball Club Köln 01/07 e.V. ist deutlich zu hoch. Das muss ich nun einsehen. Der Fußball im Allgemeinen und der 1.FC Köln im Besonderen entziehen sich offenkundig jedem Mindestanspruch an Professionalität und Motivation, die für jedes Mitglied und jeden Fan im eigenen beruflichen Umfeld selbstverständlich sind.
Ich muss akzeptieren, dass Ambitionslosigkeit, Faulheit, Selbstgefälligkeit, Kritikunfähigkeit sowie unverschämte Arroganz Teil der FC-DNA sind. Ich glaubte, bescheiden geworden zu sein, was meinen Club betrifft. Ich erwartete keine Titel und ruhmreichen Europapokalschlachten mehr. Harte Arbeit, Courage und Ehrgeiz wollte ich nur noch sehen. Mithin nur das, was auch von jedem anderen erwartet wird. Stattdessen muss ich mit den Ausreden und Schuldzuweisungen leben, die mir als Fan und Teil des Umfeldes eine Mitschuld geben. Aber nun gut, die Anhänger des 1. FC Köln hatten schon immer die breiteren Schultern als die bezahlten Verantwortlichen. Wenn es dem Erfolg zuträglich ist, werde ich selbstverständlich meinen Teil der Verantwortung tragen.
Ich muss auch nicht Teil der FC-Wagenburg sein, die die zarten Seelchen von der Geschäftsführung bis zur Mannschaft mit Selbstzufriedenheit wärmt. Auch wenn ich manchmal gerne etwas von dieser Teflonbeschichtung hätte, die jede Übernahme von Verantwortung abperlen lässt. Dass sich diese Arroganz und Selbstzufriedenheit auch an der Mentalität der Mannschaft ablesen lässt, muss ich ebenfalls hinnehmen. Es ist eben keine leistungsfördernde Atmosphäre möglich, wenn Selbstkritik, Motivation und Ambitionen nirgendwo vorgelebt werden. Wobei das ja auch nicht ganz richtig ist. Es gibt schon ein paar Leute beim FC, die Ambitionen haben. Die müssen sich zwar nicht mit den Zielen des Clubs decken, aber wer sich selbst für eine große Persönlichkeit hält, der will auch große Räder drehen. Welcher Dauergast der zweiten Liga hat schon eine Arena für 75.000 Zuschauer und ist eine große Nummer in China?
Ich gebe auch zu, dass man es als Verantwortlicher beim FC nicht leicht hat. Es erscheint zwar den meisten Leuten paradox, aber beim FC kann man so gute Arbeit leisten, dass man damit schon wieder erfolglos ist. So sei der Kader laut Horst Heldt wirklich gut, aber leider nicht für den Abstiegskampf zusammengestellt. Ein größeres Kompliment kann man dem Vorgänger gar nicht machen. Und die Mannschaft hat gleich auch wieder die Bestätigung, dass es nicht an ihr liegen kann. Es liegt eben am Umfeld! Ohne mich, ohne uns wäre der FC schon lange Dauergast in der Champions League. Vielleicht sollte ich mal eine gewisse Zeit nicht mehr hingucken und die Profis einfach machen lassen. Es behagt nicht jedem, wenn über die Schulter geschaut wird. Bis dahin bitte ich um Verzeihung für meine überzogenen Erwartungen.
Herzliche Grüße, Daniel Gäbler (Fan, Vereinsmitglied, Unruhestifter)
Die FC-Fans haben nach der Niederlage gegen Berlin ein klares Zeichen an den Verein geschickt. Jetzt will Köln "die Gunst der eigenen Fans zurückgewinnen". Die FC-Fans haben die Kölner Profis nach der spielerischen Bankrotterklärung mit einem Liebesentzug bestraft. Beim Auslaufen einen Tag nach der völlig verdienten 0:2 (0:1)-Niederlage im Aufsteiger-Duell bei Union Berlin war am Geißbockheim kein einziger Anhänger zu sehen, was das triste Bild an diesem verregneten Montagmorgen vervollständigte. Horst Heldt schaute dagegen ganz genau hin, obwohl er an seinem 50. Geburtstag sicher gerne irgendwo im Warmen gefeiert hätte. So aber sah der neue Manager, wie Trainer Markus Gisdol auf dem Platz die Zügel sichtbar anzog. Er ließ statt eines lockeren Auslaufens Elf gegen Elf auf kleine Tore spielen und spornte seine Profis immer wieder an.
Nach dem dritten Spiel ohne Sieg unter seiner Regie will Gisdol endlich mehr Biss und Konsequenz ins fast leblose Kölner Spiel bringen, um den immer wahrscheinlicher werdenden siebten Abstieg der Klubgeschichte doch noch zu verhindern. Dafür nahm er sich Union als Vorbild. "Von ihnen können wir uns eine Scheibe abschneiden", sagte der 50-Jährige, der den Spielstil der Eisernen so beschrieb: "Nicht schön. Hart. Zupackend. Nicht Foul spielen. Konsequent nach vorne. Nachgehen. Auf Sendung sein. Diese Dinge hat Union total verinnerlicht, das ist ein Orientierungspunkt für uns." In den beiden Statistiken, die für den Abstiegskampf besonders relevant sind, lag der FC deutlich hinter Union zurück: Zweikampfquote (44:56 Prozent) und Laufleistung (113,51:117,31 km). Dazu kommen die teils haarsträubenden Fehler in der Vorwärtsbewegung und das lasche Verteidigen bei Standards. "Einladen zum Verlieren" - so nannte Heldt die Fehler, die den beiden Toren von Unions Doppelpacker Sebastian Andersson (33./50.) vorausgegangen waren.
"Meine Erwartung ist, dass wir überzeugender agieren und uns nicht so leicht ergeben", sagte Heldt. Doch ob in der Mannschaft alle so selbstkritisch mit der Leistung umgehen, scheint fraglich. Es werde "aus dem Ergebnis mehr gemacht, als es ist", sagte zum Beispiel Mittelfeldspieler Dominick Drexler: "Ich habe keine tote Mannschaft auf dem Platz gesehen." Die neutralen Beobachter dagegen schon, und auch die mitgereisten Fans stellten in der miserablen zweiten Halbzeit komplett die Unterstützung ein. Zeitweise drehten sie den Spielern sogar demonstrativ den Rücken zu oder feierten sich mit einer Polonaise selbst. Er habe "absolutes Verständnis" für das Verhalten der Anhänger, sagte Heldt, der die Spieler verstärkt in die Pflicht nahm. Wahrscheinlich werden Gisdol und Heldt nicht nur verbal ein Zeichen setzen müssen. Wahrscheinlich werden sie im anstehenden Transferfenster auch den ein oder anderen neuen Spieler verpflichten müssen.
Nachspiel: FC nach Pleite in Berlin Tabellenletzter „Dann haben wir keine Chance!“
Der 1. FC Köln verliert auch in Berlin und ist Tabellenletzter. Der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans bröckelt. Wochenlang hatte es sich angedeutet, nun ist der 1. FC Köln am Ende der Bundesliga-Tabelle angekommen: Mit der 0:2-Pleite gegen Union Berlin und dem Erfolg des SC Paderborn gegen Werder Bremen steht der ruhmreiche Traditionsverein vom Rhein erstmals in dieser Saison auf dem letzten Rang. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 15 und damit das rettende Ufer bereits jetzt. Der Gegner am Sonntag, zusammen mit den Kölnern im letzten Sommer in die Bundesliga aufgestiegen, ist bereits enteilt: Mit 19 Zählern auf dem Konto liegen die „Eisernen“ auf Platz zehn – da, wo die Geißböcke gerne wären. Während die Stimmung in Köpenick also bestens ist, wirkt der 1. FC Köln zunehmend ratlos.
Vor der Partie in Berlin hatten Heldt und Gisdol beim FC in Interviews noch in alte Kerben geschlagen und erklärt, in Köln könne man ja nicht einfach nur auf Klassenerhalt spielen. Das Umfeld sei speziell und Druck und Erwartungshaltung einfach sehr groß. Eine alte Mär, die von den Kölner Anhängern nicht unbeantwortet bleiben sollte. Ein offener Brief sorgte für Wirbel und in Berlin drehten die Fans den Spielern in den letzten Minuten den Rücken zu. Das feste Band zwischen Anhängern und ihrer Mannschaft, das sich in der letzten guten Phase des Vereins unter Stöger und Schmadtke gebildet hatte, droht in diesen Tagen endgültig zu reißen. „Von uns kam nach dem 0:2 nichts mehr, deshalb verstehe ich die Reaktion der Fans“, erklärte Heldt und bemühte sich, den Fokus auf das zu lenken, was für den FC entscheidend wird: „Jeder einzelne Spieler muss Verantwortung übernehmen. Jeder muss bereit sein, alles dafür zu tun, dass wir da unten rauskommen. Das ist unsere Erwartungshaltung.“ Die der allermeisten Fans dürfte übrigens bereits zu Saisonbeginn exakt genauso gelautet haben.
Kommentar: Trainer-Verschleiß ohne Ende Ist dieses FC-Team untrainierbar?
Der 1. FC Köln ist erneut in die Krise gestürzt. Grund dafür ist ein Versagen auf vielen Ebenen. Fünf Trainer in zweieinhalb Jahren, das ist nur ein Teil der traurigen Bilanz. Bei vielen Fans spürt man bereits Resignation. Ob sie noch einen siebten Abstieg mittragen würden, erscheint fraglicher denn je. Was sind die tieferliegenden Ursachen? Und was muss der Verein jetzt dringend tun? Man soll nicht auf die Goldwaage legen, was Fußballprofis nach dem Abpfiff von sich geben. Der Adrenalin-Ausstoß spielt eine Rolle, da kann schon mal etwas durcheinander geraten. Viel Adrenalin dürften die Spieler des 1. FC Köln am Sonntag allerdings nicht ausgestoßen haben. Denn den Abstiegskampf nahm nur der Gegner an, Union Berlin. Doch überraschen die Profis des Tabellenletzten selbst nach verheerenden Spielen immer wieder mit ihren Einschätzungen...
Nach FC-Pleite in Berlin Heldt kündigt Konsequenzen an
Es war ein stiller Montagmorgen am Geißbockheim, nicht ein Fan hatte sich zum Training der FC-Profis eingefunden. Dabei hätte es durchaus etwas zu sehen gegeben, jedenfalls mehr als sonst. Üblicherweise lockert das FC-Personal nach Bundesligaspielen die Muskeln bei einer Runde auf dem Fahrrad im Grüngürtel oder geht ein wenig joggen. Am Montag jedoch, keine 20 Stunden nach dem 0:2 bei Union Berlin, schickte Markus Gisdol seinen beinahe vollständigen Kader auf den Trainingsplatz und ließ über auf vier Kleintore spielen. Das als Strafe zu bezeichnen, ginge wohl etwas weit, nach dem schlimmen Auftritt in Berlins Osten wären drastischere Maßnahmen denkbar gewesen als etwas Fußball auf perfekt gepflegtem Grün. Zum Beispiel, einen runden Geburtstag ohne die Familie verbringen zu müssen. So erging es Horst Heldt, der am Montag 50 Jahre alt wurde.
In Berlin hatte der FC erneut einen Blick in sein Schreckensrepertoire gestattet. Die Mannschaft mit den wenigsten Toren und seit Sonntag nun auch neben dem SC Paderborn wenigsten Punkten der Liga hatte sich in allen Belangen unterlegen gezeigt. Die wenigen Zweikämpfe überwiegend verloren und einmal mehr die Laufarbeit verweigert. Die laufschwächste Mannschaft der Bundesliga legte knapp vier Kilometer weniger zurück als die Gastgeber. Mit derartiger Leistung wird die Mannschaft ihre Qualitäten weiterhin gut verstecken. So sie denn welche hat. Heldt kennt diese Zahlen, die Statistiken der Kölner Mannschaft sind kein lustiger Zufall. Sie basieren auf individuellen Faktoren, von denen keiner positiv zu drehen ist. Immerhin bringt Heldt Verständnis auf: „Das kann man menschlich nachvollziehen, ich habe auch immer gesagt, dass es Nackenschläge geben wird. Wir haben das analysiert und klar angesprochen. Wir müssen uns immer wieder hochziehen, auch an Kleinigkeiten.“
Auch der Sportchef wird vorerst wenig Zeit für sich haben. Er wird den Kölner Kader analysieren müssen. Heldt: "Die Spieler sollen sich selbst in die Pflicht nehmen, „das ist meine Erwartungshaltung, nichts anderes. Wer das macht, ist im Boot. Und wer im Boot sitzt, wird komplett unterstützt. Und wenn wir merken, dass das nicht der Fall ist, werden wir anders agieren müssen.“ Dann stehen Trennungsgespräche an, in denen man zunächst wohl vor allem den Beratern der Spieler aufzeigt, dass die Perspektive fehlt. Einen Markt gibt es für die wenigsten FC-Profis, und selbst geschenkt dürften die meisten Kandidaten noch zu teuer sein, um sie anderen Vereinen zuzuführen. Auf Heldt wird im Winter-Transferfenster viel Arbeit zukommen. Seine Geburtstagsfeier wird er so bald nicht ausrichten können. Es dürfte Heldts geringstes Problem sein.
Zum wiederholten Male steht der 1. FC Köln nach der schmerzhaften Niederlage bei Union Berlin vor der Frage: Quo Vadis, Effzeh? Der FC-Stammtisch Talk im Brauhaus Stüsser wird sich am heutigen Montagabend der Frage annehmen und versuchen, zumindest ansatzweise Antworten zu finden. Zu Gast ist erstmalig der Torwart der glorreichen, frühen 70er Jahre: Gerd Welz, der nur durch eine schwere Verletzung an einer noch größeren Karriere gehindert wurde. Mit ihm in der Runde, Mitgliederrat-Vorsitzender Stefan Müller-Römer, der sicher vieles aus den letzten Monaten zu berichten weiß und manche Kritik der letzten Wochen aufnehmen wird. FC-Fan Mike Kleiß (ehemals SWR 3 / Fußball-Podcast mit Thomas Wagner) komplettiert den Talk. Das Stüsser ist bereits komplett ausreserviert, ab 20 Uhr wird aber der Facebook-Livestream gestartet. Sollte der Stream nicht problemfrei laufen, ab morgen um 18.30 Uhr läuft der Talk störungsfrei auf dem YouTube-Kanal des FC-Stammtisch Talks.
Groundhog Day beim Effzeh Ehizibue schon im Winterschlaf
Der 1. FC Köln spielt bei Union Berlin, als sei der Winterschlaf schon über die Geissböcke gekommen. Das 0:2 (0:1) bei den Eisernen war ein neuerlicher Niederschlag im Abstiegskampf, der irgendwann ohne große Gegenwehr hingenommen wurde. Einzig Jhon Cordoba sorgte für Ansehnliches. Doch bei der Leistung des FC wollte irgendwann offenbar nicht einmal mehr der Videoassistent hinsehen.
Geschichte des Spiels: Sollte die Saison 2019/20 des 1. FC Köln jemals verfilmt werden, sollte ein Verantwortlicher von Bill Murray gespielt werden. Niemand erwachte in der Filmindustrie so verzweifelt immer wieder am gleichen Tag, dem Groundhog Day („Murmeltiertag“), und erlebte immer und immer wieder den gleichen Mist. Dem FC erging es am Sonntag bei Union Berlin ähnlich. Vergebene Torchancen, haarsträubende individuelle Fehler, formschwache Spieler, hängende Köpfe, ein nicht gegebener Elfmeter und fatale Statistiken – alles sah aus wie fast jede Woche in dieser Saison. Im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erkannte Bill Murray irgendwann, dass er etwas ändern musste, um aus dem Kreislauf auszubrechen. Er musste leidenschaftlich für seine Rettung kämpfen. Er musste alles investieren, sich verändern, Klavier lernen, Gutes tun und natürlich Andie MacDowell um den Finger wickeln, um zu entkommen. All das sieht man beim FC dagegen nicht. Es muss ja nicht Klavier sein. Zweikämpfe oder Torschüsse würden schon reichen, um Andie MacDowell als personifizierten Klassenerhalt zumindest im Blick zu behalten.
Szene des Spiels: Es war gegen Ende der ersten Halbzeit. Kingsley Ehizibue, laut Jobbeschreibung gelernter Rechtsverteidiger und damit eigentlich ein Defensivspezialist, spielte als Rechtsaußen. Im Mittelfeld verlor der Niederländer ein Kopfballduell, das jedoch wichtig gewesen wäre zu gewinnen, da Benno Schmitz, der nominierte Rechtsverteidiger, sich schon aufgemacht hatte, um über die rechte Seite von Ehizibue in Szene gesetzt zu werden. Nun ist ein verlorenes Kopfballduell zunächst einmal kein Drama. Doch Ehizibue tat Erstaunliches. Er ließ es geschehen und blieb stehen. Erst gut zwei Sekunden später, nachdem sein Gegenspieler schon den Konter für Union eingeleitet und selbst Schmitz seinen Mitspieler überholt hatte, setzte sich der 24-Jährige wieder in Bewegung. Doch statt einen seiner unnachahmlichen Sprints anzuziehen, dem praktisch niemand in der Liga folgen kann, trabte Easy easy peasy zurück, gemütlich und recht unberührt von dem, was da in der Abwehr der eigenen Mannschaft vor sich ging. Ehizibue stand auf diese Weise sinnbildlich für das wundersame Verständnis der Kölner, sich läuferisch und kämpferisch nur partiell am Spiel beteiligen zu müssen. Wer so winterschläfrig spielt, ist abgestiegen, ehe der Frühling kommt.
Heldt droht Kölner Profis mit Rauswurf „Geht um den Klub und nicht um den Einzelnen“
Zweitligameister 1. FC Köln ist in der Bundesliga auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Nach dem 14. Spieltag und sechs Partien ohne Sieg steht der „Effzeh“ erstmals in der laufenden Saison auf dem letzten Tabellenplatz. Auch das neu installierte sportliche Führungsduo um Trainer Markus Gisdol und Geschäftsführer Horst Heldt konnte bisher keine Wende herbeiführen. Der 50-jährige Manager droht den eigenen Profis nun mögliche drastische Konsequenzen an. „Wir werden diese Woche beobachten, wer am Ende des Tages bereit ist, sich tatsächlich gegen all das zu wehren“, sagte Heldt der „Bild“-Zeitung mit Blick auf die sportliche Situation und stellte klar: „Wer das macht, der ist auch mit im Boot und wird komplett unterstützt. Wenn es dagegen nicht der Fall ist, werden wir anders agieren müssen, weil es hier um den Klub und nicht um den Einzelnen geht.“ Dem Blatt zufolge müssen die Kölner Profis sogar mit Rauswürfen rechnen, wenn sie im Training nicht mitziehen.
Bereits am vergangenen Sonntag fehlte Neuzugang Kingsley Schindler beim 0:2 gegen Union Berlin im Kader der „Geißböcke“ aufgrund schlechter Trainingsleistung. Weitere Kandidaten für einen Rauswurf sind der „Bild“ zufolge Kingsley Ehizibue, Marco Höger und Florian Kainz, die allesamt im Spiel gegen den Hauptstadtklub nicht überzeugen konnten und im Vergleich zum Rest der Mannschaft leistungstechnisch sehr deutlich abfielen. „Es geht auch um diese Kleinigkeiten, darum, das Bestmögliche aus einem Freistoß oder einer Ecke rauszuholen“, begründete Heldt seinen neuen Kurs gegenüber den Profis. „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, das Bewusstsein zu schärfen und ein Aggressionspotenzial zu schaffen, das wir auf dem Platz brauchen, um zu punkten.“ Neben den Drohungen zieht der 1. FC Köln auch das Training an. Mit Bayer 04 Leverkusen, Eintracht Frankfurt und SV Werder Bremen warten noch anspruchsvolle Aufgaben vor dem Ende der Hinrunde.
Sechs Trainer seit 2017 Das Problem ist die Mannschaft
Seit Wochen stellt sich beim 1. FC Köln die Frage: Kann ein Trainerwechsel dieser Mannschaft überhaupt helfen? Nach dem 0:2 bei Union Berlin scheint die erhoffte Wirkung der Installation von Markus Gisdol jedenfalls schon wieder verpufft. Der 50-Jährige muss nun Ähnliches vollbringen wie einst beim HSV. Doch wollen sich die FC-Profis überhaupt irgendetwas sagen lassen? Gisdol wird sich dieser Tage wohl erinnern, was er einst beim HSV schaffte. Nach fünf Spieltagen hatte er in der Saison 2016/17 übernommen. Damals stand der HSV mit einem Punkt ganz unten drin. Doch der Trainerwechsel verpuffte zunächst ohne Wirkung. Auch aus den ersten fünf Spielen unter Gisdol gab es wieder nur einen Punkt. Dann aber lief es. Aus dem Nichts wurde der HSV zu einer erfolgreichen Mannschaft, holte in 24 Spielen 36 Punkte und blieb als Tabellen-14. in der Liga.
Erste Maßnahmen wurden in Köln ergriffen. Darko Churlinov wurde bis Weihnachten zur U21 zurückversetzt. Kingsley Schindler reiste nicht mit nach Berlin, obwohl es noch einen letzten Kaderplatz gegeben hätte. Es waren zwei Warnschüsse auch an die anderen Spieler, die aber ungehört verpufften. Wie der Trainerwechsel. Nun sollen andere Maßnahmen greifen. Der freie Tag am Dienstag fällt weg, allerdings wird die Trainingseinheit nicht draußen, sondern hinter verschlossenen Türen drinnen stattfinden. Heldt erklärte, es würden weitere Veränderungen folgen. Auch personeller Natur. Alle Spieler sind auf Bewährung, müssen beweisen, dass sie bereit sind alles für den FC zu investieren. „Wer das macht, ist im Boot. Wer nicht, bei dem müssen wir reagieren.“ Der Mannschaft soll erstmals seit langer Zeit wieder ihre Grenzen aufzeigen werden. Denn die Spieler haben bekanntlich mit Peter Stöger, Stefan Ruthenbeck, Markus Anfang, André Pawlak und Achim Beierlorzer in den letzten zweieinhalb Jahren fünf Trainer verschlissen.
Markus Gisdol macht das halbe Dutzend voll, und auch ihm verweigerten einige Spieler bislang mehr oder weniger offen die Gefolgschaft. Oder präziser: Jene Spieler verweigerten dem FC ihren Dienst. Die Frage nach der Untrainierbarkeit der Mannschaft schwebt seit der Beierlorzer-Entlassung über dem Geißbockheim. Dass der Kader vor allem charakterlich falsch zusammengestellt wurde, ist inzwischen offensichtlich. Dass sich die FC-Verantwortlichen und -Trainer in den letzten zwei Jahren an einige „heilige Kühe“ nicht herangetraut haben, ebenfalls. Armin Veh verpasste es als Sportchef zweimal (2018 und 2019) einen Trainer mit großer Autorität zu verpflichten, der in der Lage gewesen wäre, auch mit den vermeintlichen Stars der Mannschaft umzugehen, mit Spielern, die sich noch immer auf ihrem einst europäischen Niveau wähnen oder glauben, dort ihre eigentliche Bestimmung zu sehen. Stattdessen hört man nun, dass einige Spieler hinter vorgehaltener Hand über ihre Ex-Trainer schmunzeln. Und demonstrieren damit doch nur, dass das eigentliche Problem nicht auf der Trainerposition, sondern in der Mannschaft zu finden ist.
FC-Stadionsprecher schimpft „Eine der schlechtesten Mannschaften seit 55 Jahren“
Stadionsprecher Michael Trippel ist FC-Fan von Kindesbeinen an. Klar, dass auch ihm bei so einer Leistung wie bei Union Berlin das Herz blutet. „Eine der schlechtesten Mannschaften seit 55 Jahren FC“, schrieb Trippel unter einen Facebook-Kommentar von FC-Stammtisch-Moderater Ralf Friedrichs. Eine Meinung, mit der er derzeit nicht alleine ist. Am Samstag aber wird Trippel die Truppe wieder mit Inbrunst im Stadion ankündigen – eine andere Mannschaft hat der FC aktuell ja auch nicht. Die Probleme in Berlin waren die gleichen wie immer. Zu wenig Kampf, zu viele individuelle Fehler – das zieht sich wie ein roter Faden durch diese FC-Saison. An der Alten Försterei brachten die Ballverluste von Birger Verstraete (vor der Ecke zum 0:1) und Marco Höger (vor dem 0:2) sowie Simon Teroddes Verteidigung gegen Sebastian Anderssons Kopfball zur Union-Führung die Fans zum Verzweifeln.
Meine Meinung: Der 1. FC Köln braucht einen radikalen Schnitt!
Die 0:2-Niederlage des 1. FC Köln bei Union Berlin wirkte wie ein Bewerbungsschreiben für den siebten Bundesliga-Abstieg. Die Gründe für die sportliche Krise sind kurzfristig kaum zu beheben. Am Sonntag erreichten die Kölner in der Bundesligasaison 2019/20 einen vorläufigen Tiefpunkt. Paderborn verdrängte den FC auf Platz 18. Köln ist nach 14 Spieltagen das schlechteste Team der Liga. Die Zeit der Ausreden ist nun hoffentlich endlich vorbei. Vielmehr wäre es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme: Warum steht das Team auf Platz 18 und wie kann der Umschwung gelingen? Gegen Berlin ließen die Kölner Spieler mal wieder jene Basics vermissen, ohne die in der Ersten Liga nichts zu gewinnen ist: Einsatz, Kampf und Mentalität. Die Offensive präsentierte sich harmlos, die Defensive höchst anfällig.
Auch eine Spielanlage war nicht zu erkennen. Während die Mitaufsteiger aus Paderborn und Berlin durch Offensivspiel bzw. harte Arbeit Chancen auf den Klassenerhalt haben, verliert Köln bereits jetzt den Anschluss. Die Art und Weise der bisherigen Auftritte, die zu zehn Niederlagen und nur zwei Siegen führten, zeigt: Dem 1. FC Köln fehlt es an Qualität und Mentalität. Auf den ersten Blick verwundert die Kölner Bilanz. Schließlich wurde das Team des Zweitligameisters vor der Saison für knapp 20 Millionen Euro verstärkt. Die Ursachen liegen jedoch tiefer in der Vergangenheit. Nach dem Erreichen des Europapokals im Sommer 2017 folgte die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte mit 22 Punkten. Der Verein bezeichnete den Abstieg im Sommer 2018 als "Unfall" und machte einfach wie vorher weiter, statt Defizite zu hinterfragen. In der Folge blieb der Stamm um Timo Horn, Marco Höger, Marcel Risse und Jonas Hector erhalten. Dazu verpflichtete der FC gute Zweitligaspieler wie Dominick Drexler oder Rafael Czichos und stattete diese mit langen Verträgen aus.
Der Aufstieg gelang schließlich aufgrund der individuellen Qualität des Kaders. Euphorie kam keine auf. Der Leistungsabfall bei einigen früheren Stars wie Horn, Hector oder Risse war unübersehbar. Die Kölner Hoffnung: Mit Rückkehrer Modeste würde alles gut werden. Aber auch Ex-Trainer Beierlorzer gelang es nicht, aus den verschiedenen Grüppchen wieder eine Einheit zu formen. Das Team folgte auch seiner laufintensiven Spielidee nicht mit Überzeugung. Die Kaderzusammenstellung wird immer mehr zum Problem für den 1. FC Köln. Zu viele Spieler können oder wollen dem Verein im Abstiegskampf der Bundesliga nicht (mehr) helfen. Torhüter Horn fehlt die Konkurrenz, Mittelfeldspieler Höger das Tempo und Stürmer Modeste ist nur noch ein Schatten seiner Topform der Saison 2016/17. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Abhilfe leisten kann der neue Geschäftsführer Horst Heldt erst durch Transfers in der Winterpause. Oder er greift früher durch und bestraft Spieler, die nicht mitziehen. Diese Option zeigte Heldt nach der Niederlage in Berlin auf. Angesichts von noch 20 ausstehenden Spielen kann der Klassenerhalt noch geschafft werden. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen und Woche für Woche ihre Bestleistung abliefern. Zudem scheint eine Veränderung der Mannschaftshierarchie überfällig. Der neue Vorstand des 1. FC Köln steht vor seiner ersten großen Herausforderung. Wofür möchte der Verein stehen? Wie soll der Verein als Bundesligist etabliert werden? Zudem droht ein Riss im Verhältnis zu den treuen Fans, von denen ein Teil bereits in Resignation verfallen ist. Im Sommer sollte dann in jedem Fall ein Schnitt erfolgen. Der FC kann es sich nicht mehr leisten, auf teure und nur vermeintliche Leistungsträger zu setzen. Es braucht endlich eine langfristige Strategie.
Knallhart-Kurs nach Köln-Absturz Darum droht Heldt FC-Profis mit Rauswurf!
Der FC befindet sich im freien Fall in Richtung 2. Liga! 575 Tage nach dem Abstieg 2018 ist Köln nach der 0:2-Pleite bei Union Berlin erstmals wieder Bundesliga-Letzter. Konsequenz: Die Bosse nehmen sich ihre Profis vor! Sportboss Horst Heldt verzichtete an seinem runden Geburtstag gestern sogar auf seine geplante Reise zur Familie nach München. Stattdessen droht er seiner Mannschaft mit Rauswürfen. Heldt: „Wir werden diese Woche beobachten, wer am Ende des Tages bereit ist, sich tatsächlich gegen all das zu wehren. Wer das macht, der ist auch mit im Boot und wird komplett unterstützt. Wenn es dagegen nicht der Fall ist, werden wir anders agieren müssen, weil es hier um den Klub und nicht um den Einzelnen geht.“ Erstes Opfer: Kingsley Schindler. Der war aufgrund schlechter Trainingsleistung schon aus dem Union-Kader gestrichen worden.
Weitere Rauswurf-Kandidaten: Kingsley Ehizibue, der in Berlin erneut total ausfiel. Marco Höger, der in 67 Minuten nur 10 Zweikämpfe bestritt und sieben davon verlor. Und Florian Kainz, der durch mangelhafte Standards glänzte. Warum der Knallhart-Kurs im Jahres-Endspurt? Heldt: „Es geht auch um diese Kleinigkeiten, darum, das Bestmögliche aus einem Freistoß oder einer Ecke rauszuholen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, das Bewusstsein zu schärfen und ein Aggressions-Potenzial zu schaffen, das wir auf dem Platz brauchen, um zu punkten.“ Weitere Maßnahmen: Statt des üblichen Auslaufens wurde gestern eine normale Trainingseinheit absolviert. Die täglichen Einheiten dieser Woche werden den Profis nur noch kurzfristig mitgeteilt. Und der freie Dienstag wurde gestrichen. „Weil wir arbeiten müssen und es keinen Sinn macht, frei zu haben“, sagt Heldt.
Nur 3 Klubs schafften das Wunder Köln ist zu 73 % schon abgestiegen!
„Ich bin nicht desillusioniert und glaube weiter fest daran.“ Kölns Sportboss Horst Heldt bleibt auch nach dem erneuten Rückschlag in Berlin (0:2) zuversichtlich im Kampf um den Klassenerhalt. Dabei wäre die Rettung zum Saisonende spätestens seit Sonntag ein mittelschweres Wunder. Grund: Statistisch ist der FC bereits zu 73 Prozent abgestiegen! Die einfache Rechnung: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel gab es insgesamt nur elf Klubs, die nach 14 Spieltagen nur acht oder noch weniger Punkte auf dem Konto hatten und auf eine Wunder hofften. Acht Vereine kämpften vergeblich und stiegen zum Saisonende ab. St. Pauli (2002), Hertha (2010), Fürth (2013), Braunschweig (201)4, Nürnberg (2014) und Darmstadt (2017). Und: Auch der FC selbst – 2004 und 2018. Allerdings machen drei Vereine aKöln Mut: Kaiserslautern (2003), Cottbus (2008 ) und Augsburg (2013) schafften das Rettungs-Wunder trotz ihres jeweiligen Albtraum-Starts. Lautern holte noch sechs Hinrunden-Punkte und kam 2003 am Ende sogar auf 40 Zähler! Augsburg dagegen reichten zehn Jahre später 33 Punkte noch zum Klassenerhalt.
1. FC Köln muss keine Millionenprovision für Modeste-Transfer zahlen
Das Landgericht Köln hat am Dienstag (10.12.2019) eine Klage der Petralito Sport Service GmbH gegen den Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln auf zwei Millionen Euro Provision zurückgewiesen. Dabei ging es um den Transfer des Stürmers Anthony Modeste 2017 nach China. Das Landgericht Köln begründete, dass kein finanzieller Anspruch für die Vermittlung des Spielers nach China bestehe.
Alibis, kein Konzept und Führungsschwäche Die FC-Probleme wiederholen sich seit Jahren
Dass sich der 1. FC Köln einmal mehr im freien Fall Richtung Zweiter Liga befindet, hat sicherlich nicht Kölns neuer Sportchef Horst Heldt zu verantworten. Doch der 50-Jährige hat in den ersten 20 Tagen seines Wirkens (unbewusst?) gleich mal drei Beispiele dafür abgeliefert, wie Dinge rund um den FC seit Jahren falsch laufen. Alibi-Gerede: Heldt kritisierte wenige Tage nach Amtsantritt den Rasen im Kölner Stadion – ohne ihn zuvor persönlich überprüft zu haben. Einen angeblich nicht perfekten Untergrund für die Mängel im FC-Spiel aufzuführen, bedient wieder nur die Denke der Spieler, die gerne nach Ausreden und Alibis für ihre katastrophalen Leistungen suchen. Mal ist es die Erwartungshaltung, dann der mediale Druck, dann der (Video-)Schiedsrichter. Schuld sind in den Augen vieler FC-Profis immer andere, deshalb hat sich auch keinerlei Fähigkeit zur Selbstkritik entwickelt.
Diese Verblendung darf aber nicht auch noch durch Verantwortliche gefördert werden. Dass die meisten Spieler Fitness-Defizite haben, dass taktische Vorgaben ignoriert oder schlicht nicht beherrscht werden, hat nichts mit irgendwelchen Rahmenbedingungen zu tun, sondern sind schlicht eigene Mängel. Fehlende Führung: Als Jhon Cordoba gegen Augsburg zum 1:1 traf, zog er eine Jubel-Show ab, als habe er soeben in der 93. Minute den Siegtreffer gelandet. Statt die Emotion des Ausgleichs mitzunehmen und in den verbliebenen zehn Minuten auf den Sieg zu drängen, feierte der Stürmer lieber sein persönliches Erfolgserlebnis exzessiv. Dabei darf in einer Fußballmannschaft der eigene Triumph nie über dem großen Ganzen stehen. Horst Heldt verpasste die Chance, als FC-Sportchef Führungsstärke zu zeigen. Diese Szene hätte exemplarisch genutzt werden können, um Führungsstärke zu demonstrieren. Doch indem Heldt die Striptease-Show mit einem flapsigen Spruch abtat, blieb ein Erziehungseffekt aus.
Dass die Komfortzone rund um die Profis viel zu angenehm ist, wird nach wie vor nicht begriffen. Statt knallharter Entscheidungen und deutlicher Kritik gibt es nur Streicheleinheiten und Verständnis. Kein Konzept: „Sie haben gegen uns die Favoritenrolle. Und die überlassen wir ihnen gern“, sagte Heldt vor dem Duell beim Mitaufsteiger Union Berlin. „Wir müssen erst mal gar nichts. Mal sehen, was Union so einfällt.“ Mit genau dieser Einstellung liefen die FC-Spieler über den Platz. Defensiv einigermaßen kompakt stehen, abwarten, doch beim eigenen Ballbesitz oder nach dem Rückstand herrschte die große Ratlosigkeit. Abwarten als einziger Masterplan im Kampf um das Überleben in der Liga reicht nicht. Union hat vorgemacht, wie man fehlende Qualität kompensieren kann: mit Leidenschaft, Willen und Zusammenhalt. Da beim FC aber offenbar kein Spieler bereit ist, für den anderen mitzukämpfen, sind die Aussichten düster.
Mit acht Punkten aus 14 Spielen steht der 1.FC Köln nach seiner Rückkehr aus der zweiten Bundesliga direkt wieder auf einem Abstiegsplatz. Trotz neuer sportlicher Führung blieb die positive Kehrtwende bis jetzt aus, nun meldete sich Geschäftsführer Horst Heldt zu Wort und droht einigen Profis sogar mit dem Rausschmiss. Nach der Trennung von Coach Achim Beierlorzer und Sportchef Armin Veh, holte der Bundesliga-Aufsteiger auch unter seinem neuen Trainer Markus Gisdol nur einen Zähler in den letzten drei Partien und kam so am Boden der Realität an. Der Wechsel der sportlichen Etage brachte bisher nicht den gewünschten Effekt herbei, vor allem der desolate Auftritt gegen Mitaufsteiger Union Berlin schmeckte den Bossen der Kölner überhaupt nicht und lässt die Alarmglocken bei den Geißböcken höher schrillen. Im Interview mit der "Bild-Zeitung" holte der neue Geschäftsführer der Kölner, Horst Heldt, nun zum Rundumschlag aus und bemängelte vor allem die Einstellung mancher FC-Profis, unter anderem auch von ÖFB-Teamspieler Florian Kainz.
Nachdem bereits Rechtsaußen Kingsley Schneider aufgrund schlechter Trainingsleitungen für das Spiel gegen Union Berlin ausgemustert wurde, droht drei weiteren FC-Profis in Zukunft ein ähnliches Schicksal und womöglich sogar das gänzliche Aus beim kriselnden Traditionsverein. Neben Kingsley Ehizibue und Marco Höger, nennt die "Bild-Zeitung" auch Florian Kainz als Kandidaten für einen Rauswurf bei den Kölnern. Der Ex-Rapid-Wien Spieler konnte in dieser Saison mit gerade mal einer Vorlage in 12 Spielen nicht wirklich überzeugen und bleibt als Offensivspieler oftmals hinter den Erwartungen zurück. Auch aufgrund kleinerer Verletzungen, die ihn, wie zuletzt im November, etwas zurückgeworfen haben. Vor allem aber sein lustloser Kurzauftritt gegen die Eisernen aus Berlin war Geschäftsführer Heldt ein Dorn im Auge, der konkret die mangelnde Einsatzbereitschaft und Effizienz bei Standardsituationen kritisierte. Für Florian Kainz könnte sich das Kapitel "Effzeh" somit schneller schließen als gedacht. Insgesamt gelangen dem ÖFB-Teamspieler bisher in 27 Spielen für die Kölner ein Tor und sechs Vorlagen, nicht die überragendsten Zahlen für einen Offensivspieler, der unter Beierlorzer noch zu den Leistungsträgern im Team gehörte.
Eigentlich sollte alles geheim bleiben: Markus Gisdol plante, seinen Profis am Mittwoch im Spielbetrieb auf den Zahn zu fühlen. Im Franz-Kremer-Stadion bittet der Coach um 11 Uhr und um 15 Uhr seine Mannschaft in unterschiedlichen Formationen gegen die eigene U21 aufs Feld. Mit Schieds- und Linienrichtern und allem drum und dran. Rauskommen sollte das nicht, die Einheiten sind unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesetzt. Aber ein Fauxpas des DFB brachte die Maßnahme ans Licht - die Begeisterung im Kölner Trainerstab darüber soll sich in engen Grenzen gehalten haben. Auf der Seite Fussball.de veröffentlichte der DFB die geplanten Testspiele der FC-Profis gegen die U21. Am Dienstag trat der FC dagegen etwas kürzer: Ein 35 Minuten Läufchen - mehr stand nicht auf dem Programm.
Analyse: Fünf Erkenntnisse aus dem Union-Auftritt Der 1. FC Köln hat ein Mentalitätsproblem
Die Niederlage gegen Union Berlin zeigt einmal mehr, wo die Problemstellen beim 1. FC Köln liegen. Wir haben fünf Erkenntnisse herausgesiebt, die wenig Hoffnung für die Zukunft geben. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das ging auch dem 1. FC Köln in Folge des desaströsen Auftrits beim 1. FC Union Berlin nicht anders. Schon während der Partie, als die „Geißböcke“ noch gar nicht ans Tabellenende der Bundesliga abgestürzt waren, höhnten die eigenen Fans: „Wer wird Deutscher Meister, wenn man die Tabelle dreht? Wer wird Deutscher Meister? 1. FC Köln!“ Und auch im Netz wurde wahrlich nicht mit Spott gespart.
1. Individuelle Fehler brechen dem FC das Genick Das liegt vor allem daran, dass es der 1. FC Köln auch im 14. Spiel der Saison nicht verstanden hat, die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. 30 Gegentore haben die „Geißböcke“ in dieser Spielzeit bereits schlucken müssen – mehr als zwei pro Partie. Erst einmal, beim 3:0 gegen Paderborn, spielte das Team zu Null. Das sind Daten eines Absteigers.
2. Offenbarungseid im Offensivspiel Die defensive Instabilität tut dem effzeh besonders weh, da im Spiel nach vorne nichts mehr zu funktionieren scheint. Beim Mitaufsteiger aus der Hauptstadt präsentierte sich das Gisdol-Team abermals hilflos, wenn es den Ball in den eigenen Reihen hatte. Dass die Mannschaft keinen Plan in der Tasche hat, wie sie den Ball in die gefährlichen Zonen des Gegners bringen will, wurde einmal mehr offensichtlich. Nur kompakt zu stehen und vorne hilft der liebe Gott: Diese Strategie war spätestens mit dem Rückstand nach einem Eckball gescheitert.
3. Der Trainereffekt ist verpufft Ein Hauptgrund, der dazu führte, ist sicherlich, dass die Mannschaft jetzt bereits dabei ist, den vierten Trainer in diesem Jahr zu verschleißen. Markus Gisdols Maßnahmen, den Bundesliga-Aufsteiger zu stabilisieren, haben bislang nur wenig greifbaren Erfolg gezeigt. Im Gegenteil: Zwar wurde die ergebnistechnische Abwärtsspirale durch das 1:1 gegen Augsburg zumindest für einen Moment gestoppt, doch die fußballerische Leistung lässt mehr und mehr zu wünschen übrig. Es scheint, als wiederhole jeder neue Trainer beim effzeh zunächst einmal die Fehler seiner Vorgänger, um dann erst nach den selbst gemachten Erfahrungen zu reagieren.
4. Das Team hat ein Mentalitätsproblem Die Erfahrungen, die Markus Gisdol in seinen ersten drei Spielen und besonders bei der Partie am vergangenen Sonntag machen durfte, waren derweil ziemlich ernüchternd. Fußballerisch schwach, defensiv instabil und ohne richtiges Feuer: Der Auftritt beim 0:2 an der Alten Försterei war zum Gruseln. Es bestätigte sich allerdings wiederum einmal mehr, dass diese Mannschaft offensichtlich den Abstiegskampf nicht angenommen hat.
5. Niemand geht voran! Auf dem Platz offenbarte sich an diesem tristen Sonntag in Berlin-Köpenick erneut nicht nur ein Mentalitätsproblem des Kollektivs, sondern auch abermals ein Führungsversagen. Gerade die Spieler, die vorangehen sollen, leiten in jüngster Vergangenheit die Niederlagen ein. Vor allem auf den medial sehr präsenten Mittelfeldmann Höger konzentriert sich derzeit der Unmut der effzeh-Fans. Angesichts solcher Fehler und einer Zweikampfquote von gerade einmal zwölf Prozent bleiben dem Routinier wenig Argumente gegen die harsche Kritik. Der Kölner Mannschaft mangelt es an einer gesunden Hierarchie.
Gisdol und Heldt mauern Phantom Podolski schwebt über dem FC
Kehrt Lukas Podolski noch einmal zum 1. FC Köln zurück – und wenn ja, in welcher Funktion? Das Gros der Ultras träumt offenbar davon, den kölschen Prinzen noch einmal im FC-Trikot zu sehen. Während die Spieler die Schlussphase der Partie in Berlin über sich ergehen ließen, forderten sie minutenlang in Sprechchören ihr Idol. Trainer Markus Gisdol wollte sich nach der Partie nicht in die Karten schauen lassen: „Zu aktuellen Personalplanungen gebe ich keinen Kommentar ab. Ich arbeite mit den Jungs, die da sind, da liegt meine volle Konzentration drauf. Was wir dann im Winter machen, werden wir in aller Ruhe besprechen.“ Und Sportchef Horst Heldt? Der hatte in den vergangenen Wochen reichlich Gelegenheiten verstreichen lassen, das Thema zu den Akten zu legen.
Und auch am Tag nach der Union-Pleite ließ er die Podolski-Frage offen. Heldt: „Ich habe dazu schon ganz viel gesagt. Mehr sage ich nach außen nicht, mehr gibt es nicht zu sagen. Meine Aufgabe ist, sich mit dem Aktuellen zu beschäftigen. Das bedeutet, dass wir erst mal nur über die Spieler sprechen, die da sind. Alles andere wird sich dann zeigen.“ Erstmal will man im persönlichen Gespräch mit Podolski die Zukunftsoptionen klären. Denn auch Poldi dürfte sich eine Rückkehr inzwischen gut überlegen. Schließlich droht ein neuerlicher Abstieg – es wäre für Podolski der vierte mit dem 1. FC Köln. Damit wäre er dann vor Matthias Scherz alleiniger Rekordhalter. Wichtig aber wäre vor allen Dingen, Podolski klare Optionen für eine zukünftige Rolle aufzuzeigen. Denn gerade in schwierigen Zeiten kann diese Ikone dem FC nur helfen.
Der 1. FC Köln hatte sich nach dem Bundesliga-Aufstieg viel vorgenommen. Neuer Trainer, neues Personal – so wollte man um die Mittelfeldplätze mitspielen. Inzwischen weiß man: Dieser Plan ist gehörig schief gegangen. Seit knapp drei Wochen steht Ex-HSV-Coach Markus Gisdol beim „Effzeh“ in Amt und Würden – und könnte in der Winterpause für spätes Glück in Hamburg sorgen. Sein Start bei den Geißböcken verlief durchwachsen. Zwei Pleiten und ein Remis in Überzahl gegen den FC Augsburg stehen bislang zu Buche. Im Winter dürfte der Übungsleiter daher Veränderungen am bunt zusammengewürfelten Kader vornehmen wollen. Allen voran sein ehemaliger Liebling Kyriakos Papadopoulos könnte in den Plänen des 50-Jährigen eine ernsthafte Rolle spielen. Köln kassiert im Schnitt über zwei Gegentore pro Spiel. Haudegen Papadopoulos, der öffentlich von Gisdol schwärmt, könnte der Effzeh-Abwehr gut tun. Den HSV würde es freuen: So bekäme man den aussortierten Großverdiener vorzeitig von der Gehaltsliste. Ob die Kölner allerdings bereit sind, dem verletzungsanfälligen Griechen auch nur annähernd sein Hamburger Gehalt (Vertrag bis 2020) zu zahlen, scheint sehr fraglich.
Trotz Krise: FC-Kapitän Hector scheut deutliche Worte Jonas Hector verpasste die Niederlage des 1. FC Köln bei Union Berlin wegen seiner fünften Gelben Karten. Der Linksverteidiger sah das Unheil von zuhause aus kommen. Nun ist der 29-Jährige in seiner Rolle als Kapitän gefordert seine Mannschaft zu führen und die Missstände anzusprechen. Deutliche Worte in der Öffentlichkeit scheute der Nationalspieler am Dienstag jedoch. Wer Hector am Dienstag nach dem Lauftraining zuhörte, konnte meinen, beim FC liefe es zwar gerade nicht ganz so gut, dramatisch sei die Lage aber nicht. „Wir sind nach acht Punkten aus 14 Spielen nicht zufrieden“, sagte Hector. „Aber wir haben nur vier Punkte Rückstand. Mit zwei Siegen könnten wir relativ schnell festen Boden unter die Füße bekommen. Das muss uns bewusst sein. Wenn wir das Ruder herumreißen können, kann es schnell in die positive Richtung gehen.“ So klang die Analyse des FC-Kapitäns am Dienstag. Hector ist nicht für markige Worte bekannt, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Und so blieb der 29-Jährige auch nach dem 0:2 in Berlin zurückhaltend und vermied Kritik an der Mannschaft.
„Ich will keinem unterstellen, dass er nicht alles in die Waagschale geworfen hätte“, sagte er beispielsweise mit Blick auf die einmal mehr schwache Laufleistung der Mannschaft. Der Kopf habe dabei eine zentrale Rolle gespielt. „Wenn es 0:2 steht, ist man etwas niedergeschlagen, auch wenn da eigentlich eine Trotzreaktion kommen müsste. Aber das ist nicht so einfach, wie man es von außen gerne interpretiert.“ Eine solche Trotzreaktion lässt bekanntlich nun schon seit Wochen auf sich warten. Doch Hector beteuerte, der Mannschaft sei bewusst, in welcher Lage man stecke. „Wir sind Tabellenletzter. Wenn uns jetzt nicht bewusst wäre, dass es an der Zeit ist, wären wir fehl am Platze.“ Zudem glaube er, dass das Team weiter intakt sei. „Ich spüre keine Zwist in der Mannschaft. Daran hat sich in den letzten Monaten nichts verändert.“ Man müsse gegen Bayer Leverkusen am Samstag alles investieren, um erstmals seit dem 20. Oktober wieder einen Sieg einzufahren.
FC-Stammtisch Talk mit Gerhard Welz „Beim 1. FC Köln ist die Mannschaft gefordert“
Der 1. FC Köln ist nach dem 0:2 bei Union Berlin ans Tabellenende abgestürzt. Beim „FC-Stammtisch Talk“ diskutierten darüber FC-Fan Mike Kleiss, Stefan Müller-Römer und der ehemalige FC-Keeper Gerhard Welz. „Man hat schon früh in der Saison gesehen, dass das eine Mannschaft ist, die keine ist, die nicht zusammen Fußball spielt und die weit davon entfernt ist, in der Bundesliga bestehen zu können“, ging Kleiss hart mit dem aktuellen Schlusslicht ins Gericht: „Jeder Spieler mag seine Qualitäten haben, aber zusammen reicht es für die Bundesliga nicht. Und das war am Sonntag sichtbar“, so der ehemalige SWR3-Journalist, der mittlerweile unter anderem zusammen mit Thomas Wagner einen Podcast zum fußballerischen Zeitgeschehen betreibt. Auch Gerd Welz zeigte sich von seinen Nachfolgern nach dem 0:2 in Berlin nicht begeistert. „Für mich liegt es an der Einstellung. Es fehlt aber auch an Qualität“, betonte der gebürtige Frankfurter, der neben der aktuellen Situation auch über seine Zeit bei den „Geißböcken“ parlierte.
Im Abstiegskampf sei nun die Mannschaft gefordert – die Spieler müssten zeigen, warum sie den Geißbock auf der Brust tragen. „Wenn wir jetzt Leverkusen schlagen, dann ist Euphorie da. Aber es muss von ihnen kommen“, sagte der 74-Jährige vor dem Nachbarschaftsduell gegen die Werkself. Geärgert über die Vorstellung an der Alten Försterei hat sich auch Stefan Müller-Römer. „Das war zu wenig, das war sehr enttäuschend“, betonte der Mitgliederratsvorsitzende nach der Niederlage im Spiel bei einem direkten Kontrahenten. Für die Zukunft sieht er allerdings nicht so schwarz wie viele andere: „Ich halte nichts davon, in einer solch kritischen Situation alles kurz und klein zu schlagen, auch wenn das verständlicherweise der erste Impuls ist. Ich würde nicht alles in Bausch und Bogen verdammen und jedem Spieler die Qualität absprechen wollen. Sie können das sicherlich besser, als sie das am Sonntag gezeigt haben.“
Kleiss übt derweil an der Gesamtlage rund um den Club harsche Kritik. „Beim 1. FC Köln fehlt es an modernem Management“, erklärte er – und sieht dabei auch die neuen Führungsfiguren in der Verantwortung. „Was ich vermisse, was auch die FC-Fans verdient hätten, wäre jemand, der nicht alles schön redet, sondern sagt: Das war scheiße, wir arbeiten daran“, fehlt es Kleiss an der nötigen Klarheit nach außen. Aufbruchstimmung sieht er durch das Duo nicht verkörpert: „Wenn wir von Aufbruch sprechen, dann hat die Körpersprache von Horst Heldt und Markus Gisdol wenig davon!“ Wie der 1. FC Köln aus dieser Krise herauskommt, was die Gründe für die aktuellen Probleme sind, wieso sich das aktuelle Präsidium derzeit öffentlich zurückhält und warum es für die anstehenden Partien bis zur Winterpause noch Hoffnung gibt: Darüber diskutierte das Trio zusammen mit Gastgeber Ralf Friedrichs.
FC-Kapitän Hector vor Leverkusen „Ich kann die Trainerwechsel nicht erklären“
Jonas Hector ist kein großer Freund öffentlicher Auftritte. Doch am Dienstag stellte sich der FC-Kapitän am Geißbockheim den Fragen der Reporter und äußerte sich über die schwachen Lauf- und Zweikampfwerte der Kölner Mannschaft: "Es ist immer schwierig zu sagen, wenn man nur irgendwo einen Wert abliest. Ich würde niemandem unterstellen, nicht alles in die Waagschale geworfen zu haben. Wenn du auswärts 0:2 hinten liegst, bist du niedergeschlagen. Das darf uns nicht passieren, da muss eigentlich eine Trotzreaktion kommen. Aber es ist nicht immer so einfach, wie es von außen manchmal interpretiert wird. Wenn du 2:0 führst, ist es einfacher, so ein Spiel anzugehen. Wir arbeiten immer wieder athletisch und versuchen, alles abzurufen."
Und zu den Konsequenzen im Tagesablauf, die Sportchef Horst Heldt angekündigt hat, sagte Hector: "Es war gestern schon kein typisches Auslaufen. Heute haben wir uns für einen Lauf getroffen, obwohl wir ansonsten wohl einen freien Tag gehabt hätten, würde es besser laufen. Das sind erste Konsequenzen, die wir zu spüren bekommen. Aber wir haben in dieser Woche ja auch erst einen Tag hinter uns. Wir sind Tabellen-Letzter. Wenn wir jetzt nicht einsehen, dass jetzt die Zeit dafür da ist, sind wir alle fehl am Platz hier. Das muss uns Spielern bewusst werden." Und zur Stimmung im Team: "Ich habe keinen Zwist in der Mannschaft gespürt. Nach dem Spiel waren wir sehr enttäuscht, dennoch reden wir gemeinsam darüber. Wir haben nur vier Punkte Rückstand, das sind zwei Spiele. Klar sind wir nicht zufrieden mit den acht Punkten aus 14 Spielen, als Fan wäre ich auch enttäuscht. Aber wir brauchen die Unterstützung, gerade jetzt in einem Derby."
Über die Fehler der Kölner Führungsspieler sagte Hector: "Es ist manchmal so, dass auf dem Platz falsche Entscheidungen getroffen werden. Das ist eine Konzentrationssache. Aber wenn man das Selbstvertrauen nicht hat, muss man sich das erarbeiten, erkämpfen, erzwingen – irgendwie, damit man gestärkt aus der Situation hervorgeht. Es ist auch eine Konzentrationssache. Wir müssen einerseits die Fehler mit allen Mann ausbügeln. Andererseits dürfen wir nicht den Kopf hängen lassen und müssen stattdessen versuchen, es in der nächsten Aktion besser zu machen." Und zuden Parallelen zum Abstieg in der Saison 2017/18 bemerkte Hector: "Wir wissen, dass wir mit zwei Siegen relativ schnell wieder festen Boden unter den Füßen haben. Wir müssen die Situation angemessen einordnen. Das ist keine gute Saison, die wir da spielen. Aber es kann sich auch schnell in die positive Richtung drehen." Und über die vielen Trainerwechsel beim FC – Markus Gisdol ist Hectors achter Coach in Köln: "Ich kann das nicht erklären. Im Fußball ist es meistens so, dass der Misserfolg die Trainer den Kopf kostet."