Geheimtests gegen U21: Stellt Gisdol jetzt auf Dreierkette um?
Der 1. FC Köln schottet sich ab: Am Mittwoch testen die Geissböcke hinter verschlossenen Türen gegen die eigene U21. Zwei Spiele, von denen personell und taktisch nichts nach draußen dringen soll. Erstens, weil die Kölner ihre Ruhe haben wollen – und wohl auch im Falle unerwartet schlechter Ergebnisse nicht noch mehr Wasser auf die Krisenmühle gießen wollen. Zweitens, weil Markus Gisdol die Chance bekommt, unbeobachtet Änderungen vorzunehmen. Die zentrale Frage wird dabei wohl lauten: Welche Grundordnung passt zum aktuellen Kader? Gegen Leverkusen am Samstag geht es für den Effzeh im dritten Rheinischen Derby der Hinrunde gleich in mehrfacher Hinsicht um Wiedergutmachung. Für die beiden Derby-Niederlagen gegen Gladbach und Düsseldorf inklusive teils verheerender Auftritte. Für die peinliche Pleite bei Union Berlin. Für das gesamthaft ungenügende Auftreten in der bisherigen Saison. Nach acht Punkten aus 14 Spielen muss sich umgehend etwas ändern. Sonst rückt der Klassenerhalt in immer weitere Ferne.
Auf Bewährung ist auch die bisherige Grundformation mit vier Abwehrspielern in einer Viererkette. Nach 14 Spielen ist klar, dass der 1. FC Köln einmal mehr große Probleme auf der Rechtsverteidiger-Position hat. Gisdol muss sich also etwas einfallen lassen und könnte zu dem Schluss kommen, wie Achim Beierlorzer im Spiel gegen Hoffenheim die Dreierkette auszuprobieren. Rafael Czichos ist nach Gelb-Roter Karte wieder spielberechtigt, Sebastiaan Bornauw gehört zu den wenigen stabilen Spielern der letzten Wochen, Jorge Meré machte sein bislang bestes Saisonspiel in der Zentrale der Dreierkette gegen Hoffenheim. Auch Lasse Sobiech machte in Berlin kein schlechtes Spiel. Überhaupt präsentierte sich der Effzeh im 3-4-1-2 bislang mit am stabilsten, die personellen Optionen rufen nach einer erneuten Änderung der Grundordnung, gerade weil hinten rechts ein großes Loch klafft. Aber wagt Gisdol nach einem 4-3-3 in Leipzig, einem 4-4-2 gegen Augsburg und einem 4-2-3-1 gegen Union die nächste taktische Variation? Oder wird der FC-Coach versuchen seine Mannschaft in einer der Formationen stabiler zu machen? Der Mittwoch soll ihm Auskunft geben.
Nur der 1. FC Köln läuft weniger als Fortuna Düsseldorf
In der Fußball-Bundesliga wird fast alles gemessen. Wenn es ums Laufen geht, schneidet nur der 1. FC Köln schlechter als Fortuna Düsseldorf ab. Selbst wenn mal eine Partie wie m Samstag in Dortmund (0:5) so richtig in die Binsen geht, mangelnde Laufbereitschaft kann man Mannschaften, die von Funkel trainiert werden, für gewöhnlich nicht nachsagen. Umso überraschender fällt der Zwischenstand in jener Statistik aus, die sich mit der Laufleistung der Bundesligisten beschäftigt: Gemessen an der nach 14 Spieltagen auf dem Platz zurückgelegten Strecke ist Fortuna mit 1568,4 Kilometern Vorletzter. Nur der 1. FC Köln, der ja auch nach Punkten Schlusslicht des Rankings ist, ist mit 1563,6 noch schlechter. Zum Vergleich: Laufleistungs-Spitzenreiter Bayer Leverkusen ist als Team 1684,8 Kilometer gelaufen, pro Spiel also 120,3. In jeder Begegnung haben die Leverkusener also mehr als acht Kilometer mehr absolviert als die Funkel-Truppe (112,0). Nun könnte man zu dem Schluss kommen, dass die kritische sportliche Situation der Düsseldorfer, die Relegationsplatz 16 belegen, und erst recht die der Kölner im unmittelbaren Zusammenhang mit ihrer Laufleistung stehen. Nach dem Motto: Die rheinischen Rivalen laufen der Liga hinterher. Doch da widerspricht Fortunas Sportvorstand Lutz Pfannenstiel vehement. „Die Laufleistung kann man nicht mit dem Tabellenstand in Verbindung bringen.“ „Wir schießen zu wenig Tore“, sagt Funkel, und Pfannenstiel fügt an: „Wenn nach einem Tor der Schütze zur Eckfahne rennt und die Mannschaft hinterher, kommt allein ein Teamkilometer zusammen.“
Mit 20 Millionen in der Kreide Mega-Minus bedroht Zukunftsfähigkeit beim FC
Es gibt in diesen trostlosen Tagen für die FC-Fans auch noch Lichtblicke. Die U21 hat sich an der Regionalliga-Spitze festgebissen. Die U19, U17 und U16 grüßen in ihren Ligen von der Tabellenspitze. Dort, wo der Verein über allem steht, da funktioniert der 1. FC Köln noch. Doch die Profi-Abteilung würde das mit einem siebten Abstieg alles aufs Spiel setzen. Selten wurde soviel Geld verbrannt wie in diesem Jahr. Die Diskrepanz könnte größer nicht sein. Im Nachwuchsbereich präsentiert sich der Klub erfolgreich, attraktiv, familiär, gut aufgestellt. Während die Infrastruktur wegen des immer noch nicht genehmigten Geißbockheim-Ausbaus hinterherhinkt, greifen die vom heutigen Vorstandsberater Jörg Jakobs als Sportdirektor eingeführten Veränderungen. Toptalente wie Florian Wirtz, der demnächst einen Profivertrag unterschreiben soll, loben unter anderem die hervorragende sportpsychologische Betreuung – ein Feld, das bei den Profis aus unerklärlichen Gründen seit dem Aus von Stögers Teamentwickler Werner Zöchling brach liegt.
Stattdessen wird im Profibereich munter Geld verbrannt. Erst verlor Jörg Schmadtke die Nerven, gab Spielern wie Höger, Risse oder Clemens Rentenverträge, die den FC bis heute lähmen. Auch aus diesem Grund stöhnte Armin Veh auf der Klausurtagung im vergangenen Winter, der Kader koste 53 Millionen Euro pro Saison, sei aber höchstens 40 Millionen wert. Den von Ex-Präsident Spinner geforderten Kurswechsel lehnte der Geschäftsführer aber ab, stattdessen verschärfte er die Probleme: Rund 47 Millionen Euro investierte der Ex-Sportchef und seine rechte Hand Frank Aehlig in neue Spieler. Und im Klub spielten alle mit: Nach Spinners Aus zog Veh REWE-Boss Lionel Souque und Mitgliederrats-Vize Carsten Wettich auf seine Seite, der Gemeinsame Ausschuss winkte alle Entscheidungen durch. Nun quillt der Kader vor Spielern über, die den FC entweder als Station für den Karriereherbst oder wegen der üppigen Gehälter als das goldene Los betrachten.
Wirkliche Werte wurden nicht geschaffen, im Fall des Abstiegs dürfte man auf dem Gros der Spieler sitzenbleiben. Der dringend nötige Umbau würde noch schwerer fallen. Das Minus dürfte schon in dieser Saison 20 Millionen Euro betragen, neben dem sündhaft teuren Kader müssen ja auch noch die Geschäftsführer Veh (1,8 Mio Euro), Heldt (ca. 1,5 Mio) und Wehrle (1,1 Mio), die Cheftrainer Beierlorzer (mit Abfindung 1,5 Mio), Gisdol (rund 1 Mio) und Kaderplaner Frank Aehlig (ca. 400 000 Euro) finanziert werden. Von diesen Zahlen können Trainer und Spieler der Jugend nur träumen. Sie geben alles für ihren Profi-Traum. Da sind die Spieler der ersten Mannschaft längst angekommen. Sie sollten schleunigst zeigen, dass es ihnen etwas wert ist. In den vergangenen vier Transferperioden gab der FC insgesamt knapp 50 Millionen Euro für neue Spieler aus.
Podolski watscht Effzeh ab: "Das sieht nicht gut aus"
Die Krise des 1. FC Köln wird immer bedrohlicher. Nach dem 0:2 gegen Union Berlin am vergangenen Wochenende sind die Geißböcke auf den letzten Tabellenplatz der Bundesliga abgerutscht. Auch der Trainerwechsel von Beierlorzer zu Gisdol hat bislang nicht den gewünschten Aufwärtstrend eingeläutet. Für Vereins-Ikone Lukas Podolski sind die Probleme hausgemacht. "Der FC hat vor der Saison wieder einmal verpasst, den richtigen Trainer für diesen besonderen Klub zu finden", sagte der 34-Jährige gegenüber "Sport Bild". "Der FC muss sich gar nicht kleiner machen, als er ist. Es ist ein großer Verein mit viel Tradition. Da herrscht automatisch immer Druck." Der Weltmeister von 2014 muss es wissen, immerhin spielte Podolski selbst jahrelang in Köln, wurde in der Domstadt zur absoluten Ikone.
Die aktuelle Entwicklung in Köln betrachtet der Angreifer mit Sorge: "Wenn man auf die Tabelle schaut, sieht das nicht so gut aus." Die letzten zweieinhalb Jahre hat Podolski für Vissel Kobe in der japanischen J-League gespielt. Dort ist Saison mittlerweile beendet, der Vertrag des Linksfußes läuft Ende Januar aus. Steht dann womöglich eine Rückkehr des verlorenen Sohns zum "Effzeh" bevor? Wenn es nach dem ehemaligen Kölner Trainer Daum geht, unbedingt: "Der FC muss Poldi anrufen", ist der 66-Jährige überzeugt. "Man muss mit ihm besprechen, auf welcher Position man ihn einbindet - ob als Spieler oder in anderer Funktion. Wenn er als Spieler zurückkommen sollte, müssten alle im Verein dahinterstehen, auch die Mannschaft." Daum holte 2009 den Ex-Nationalspieler vom FC Bayern zurück nach Köln. Ob Podolski sich eine erneute Rückkehr vorstellen kann, ist allerdings unklar. Sowohl die Vereinsführung des FC als auch der Spieler halten sich bislang bedeckt.
Weihnachtsessen für 250 Menschen FC zeigt Herz für Bedürftige
Es war ein ganz besonderer Termin im Rhein-Energie-Stadion: Der 1. FC Köln hat am Dienstagabend 250 Bedürftige zu einem Weihnachtsessen in den 12. Mann auf der Nordtribüne eingeladen. FC-Präsident Dr. Werner Wolf, Sportbosss Horst Heldt, Finanzchef Alexander Wehrle und die U19 servierten diverse Köstlichkeiten zum Fest. Auf der Karte standen unter anderem Rösti mit Räucherlachs, Rinderschmorbraten mit Kartoffelgratin und Möhrchen und zum Nachtisch eine Crème brûlée. „Wir hoffen, dass dieses Essen die Schattenseiten des Alltags für ein paar Stunden vergessen macht“, sagte FC-Präsident Wolf, der zusammen mit Stadionsprecher Michael Trippel und Horst Heldt die Vorspeise servierte. Zugleich verriet er, dass das Weihnachtsessen zum festen Bestandteil im FC-Kalender werden soll. „Der FC mit seinen 110.000 Mitgliedern ist sich seiner sozialen Verantwortung bewusst. Wir wollen dieses Essen auch in den nächsten Jahren wieder veranstalten“, sagte Wolf. Nach dem Essen saßen die Verantwortlichen dann mit den Gästen beim Kaffee zusammen und hörten sich die Geschichten der Menschen an. „Ich kenne solche Abende schon aus Schalke, aber ich bin beeindruckt, wie groß die Veranstaltung hier ist. Das ist schon toll“, freute sich Horst Heldt über den gelungenen Abend.
Keine Treffer, keine Punkte – letztlich chancenlos, so enttäuschend verliefen die bisherigen beiden rheinischen Duelle des 1. FC Köln daheim gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) und bei Fortuna Düsseldorf (0:2). Nun kommt am Samstag (15.30 Uhr) mit Bayer Leverkusen als direktem örtlichen Nachbarn eine Mannschaft, die dem Tabellenletzten eigentlich in allen Belangen überlegen ist. „Die sind gut drauf und wir strotzen nicht gerade vor Selbstvertrauen“, stellte FC-Kapitän Jonas Hector mit Blick auf das Derby fest. Seine Hoffnung, nicht eine weitere Niederlage hinnehmen zu müssen, setzt er vor allem auf eine Karte: „Es muss uns gelingen, als Einheit zu bestehen.“ Besonders jene elf Spieler, die auf dem Platz stehen, müssten zusammenhalten, müssten als Mannschaft auftreten. Charakterstärke sei gefragt, forderte der 29-Jährige.
Hector hatte bei der jüngsten 0:2-Niederlage bei Mitaufsteiger Union Berlin wegen einer Gelb-Sperre gefehlt. Am Samstag soll er wieder vorangehen, nicht nur in seiner Funktion als Mannschaftsführer, sondern vor allem als Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld. Seine Hoffnung ist, dass die Fan-Unterstützung nicht ausbleibt. Wobei er die Enttäuschung der Anhänger voll und ganz verstehen könne: „Mir würde es als Fan genauso gehen.“Doch die Anfeuerungen von den Rängen seien enorm wichtig, gerade in den Heimspielen, besonders bei einem Derby wie jetzt gegen die Werkself: „Wir brauchen die Unterstützung, um zusammen solche Spiele zu gewinnen und die nötigen Punkte zu sammeln.“ Mit solchen Vorsätzen traten die Kölner auch in den bisherigen 14 Spielen an, gingen aber zehn Mal als Verlierer vom Feld.
Marco Höger steht immer stärker in der Kritik. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln geriet mit den Geissböcken in dieser Saison bislang übel unter die Räder. Neu-Trainer Markus Gisdol bot den 30-Jährigen trotzdem drei Mal in Folge von Beginn an auf. Nun aber könnte enden, was in Teilen schon an die Nibelungentreue von Peter Stöger zu Matthias Lehmann erinnerte. Högers persönliche Bilanz in dieser Saison ist verheerend. Wenn Höger in dieser Saison von Beginn an auf dem Feld stand, holten die Geissböcke in sieben Spielen nur einen Punkt. Und diesen Punkt – am 13. Spieltag beim 1:1 gegen Augsburg – verdiente sich der Effzeh erst, nachdem Höger bereits in der Halbzeitpause beim Stand von 0:1 nach schlechter Leistung und Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt worden war. Nun war Höger freilich nicht alleinig schuldig an den Niederlagen. Der Sechser musste auch immer wieder ausbaden, was seine Nebenleute vermasselten. Das Problem aber wurde in den letzten Wochen immer deutlicher: Höger kann die Fehler seiner Mitspieler in der Bundesliga nicht mehr ausbügeln, denn ihm unterlaufen selbst immer häufiger grobe Schnitzer.
Der 2016 vom FC Schalke 04 nach Köln gewechselte Mittelfeldspieler konnte sich lange Zeit auf sein gutes Passspiel und eine gewisse Zweikampfhärte verlassen. Doch schon in der letzten Saison in Liga zwei wurden seine läuferischen Defizite offensichtlich. Weniger die Laufdistanz an sich, in der Höger auf 90 Minuten immer noch mit rund 11,2 Kilometern geführt wird. Sein Problem sind die kurzen Strecken, die Antritte, die Spritzigkeit, das Tempo – nicht nur gegen, sondern auch mit dem Ball. In der Rückwärtsbewegung kann Höger entstehende Löcher nicht mehr zulaufen, kommt häufig in Zweikämpfen zu spät, die Abstände zwischen ihm und seinen Mitspielern stimmen nicht mehr. Die Bundesliga, in den letzten Jahren noch schneller und physischer geworden, hat Höger in Sachen Tempo abgehängt. Und das nicht nur in der Defensivarbeit. Auch im Spiel nach vorne fehlt dem Sechser inzwischen die Spritzigkeit, um sich vom Gegner zu lösen, um sich mit Tempo in freie Räume zu bewegen, um dort genügend Platz zu haben für öffnende Pässe oder einen geordneten Spielaufbau. Höger gerät im Ballbesitz inzwischen sofort unter Druck und verliert so immer wieder die Bälle schon in der eigenen Hälfte.
Es hatte deshalb überrascht, dass Markus Gisdol in Berlin noch einmal auf Höger gesetzt hatte. Immer mehr FC-Fans kritisierten Gisdol in den letzten zwei Wochen für seine Treue zu Höger und nahmen auch gegenüber dem Spieler kein Blatt vor den Mund. Nach dem 0:2 in Berlin begann in den sozialen Netzwerken ein Screenshot vom Fachmagazin kicker zu kursieren, das Höger in dieser Saison als bislang notenschlechtesten aller Bundesliga-Spieler ausweist. Keine einfache Situation also für den stellvertretenden Kapitän, der einst mit Schalke in der Champions League spielte und beim FC noch einen hochdotierten Vertrag bis 2021 besitzt. Nach den angekündigten Konsequenzen durch Sportchef Horst Heldt und Trainer Gisdol gilt Höger als Kandidat für einen personellen Schnitt, sofern sich die Verantwortlichen tatsächlich zu einem solchen durchringen sollten.
Die Aktion in der 86. Minute überschattete ein bis dahin friedliches Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (0:1). Am 14. September zündete Frank Z. einen Böller und steckte ihn durch die Gitterstäbe in den Innenraum des Rhein-Energie-Stadions. Bei der Detonation wurden zahlreiche Menschen verletzt, die Staatsanwaltschaft sprach von insgesamt 17 Opfern, die ein Knalltrauma erlitten. Dass der Täter bereits wenige Stunden nach der Tat ermittelt wurde, kommt dem FC nun finanziell zugute. Statt der eigentlich fälligen Strafe von mindestens 40.000 Euro verhängte das Sportgericht des DFB am Mittwoch lediglich eine Sanktion über 5000 Euro. Doch selbst die 5000 Euro will der Verein nicht selber zahlen. Der 1. FC Köln (hier lesen: Haben die ersten FC-Fans schon resigniert? Ticket-Nachfrage vor Derby gegen Leverkusen sinkt) kündigte bereits an, die Geldstrafe auf zivilrechtlichem Wege an den Täter weitergeben zu wollen, der sich außerdem in einem Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten muss.
Ticket-Nachfrage vor dem Derby sinkt Haben die ersten FC-Fans schon resigniert?
Haben die ersten Fans den 1. FC Köln schon aufgegeben? Das Zuschauerinteresse jedenfalls scheint zu sinken. Wenige Tage vor dem kleinen Derby gegen Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) ist die Ticket-Nachfrage überschaubar. In nahezu allen Kategorien sind noch Plätze frei. Erst ein Heimsieg seit März – wirklich viel zu feiern gab es für die FC-Anhänger in den vergangenen Monaten auch nicht. „Wir brauchen die Zuschauer, und die unterstützen uns auch. Aber wir sind es, von denen es ausgehen muss, die Leistung bringen müssen“, sagt FC-Sportchef Horst Heldt. Immerhin ist sich der Klub sicher, dass beim Duell Köln gegen Bayer am Ende keine Plätze frei bleiben. „Der Heimbereich wird ausverkauft sein“, hat Geschäftsführer Wehrle keinen Zweifel. „Und ich denke auch, dass Leverkusen seinen Bereich vollbekommen wird.“ Doch die ersten Anzeichen, dass die Nachfrage sinkt, sind unverkennbar.
Profis im Blick Olesen verlängert und steigt zur U21 auf
Der 1. FC Köln versucht aus den starken Leistungen der Nachwuchs-Mannschaften Kapital zu schlagen und seine größten Talente langfristig zu binden. Bei Mathias Olesen ist dies nun gelungen. Der 18-Jährige unterschrieb einen neuen Vertrag im Kölner Nachwuchs bis 2022 und steigt schon im Winter von der U19 zur U21 auf. Olesen war erst im Sommer zum FC gewechselt. Olesen war im Sommer von Eintracht Trier zu den Geissböcken gewechselt und hatte in der U19 unter Trainer Stefan Ruthenbeck sofort überzeugt. Der zentrale Mittelfeldspieler verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre und wird ab Januar im Kader der U21 geführt werden. Im Team von Mark Zimmermann soll er den nächsten Schritt in Richtung Profi-Abteilung gehen, nachdem Olesen bereits in dieser Saison bei den Profis hatte mittrainieren dürfen.
Der luxemburgische U21-Nationalspieler spielte sich in kurzer Zeit in den Blickpunkt der FC-Verantwortlichen und soll im nächsten halben Jahr an den Erwachsenenfußball herangeführt werden. Olesen gilt als Achter und körperlich schon weit für sein Alter. Während die Profis in der Bundesliga straucheln, liegen die Nachwuchsteam von der U17 über die U19 bis zur U21 voll auf Kurs. Die B- und A-Junioren führen ihre Bundesligen in der Staffel West als Tabellenführer an, in der Regionalliga West rangiert der Effzeh auf Rang fünf und damit im Gegensatz zu den letzten Jahren in sicherem Fahrwasser. Auch deshalb konnten Heidrich und der FC mit guten Argumenten frühzeitig für eine Vertragsverlängerung mit Olesen werben. Dies soll auch ein Signal an weitere Toptalente sein, mit denen die Geissböcke verlängern wollen.
So liefen die FC-Geheimtests Zwei Talente waren dabei – ein Team enttäuschte
Das Rennen um die Derby-Plätze beim 1. FC Köln ist eröffnet! Mit einem Doppel-Test gegen die eigene U21 hat Trainer Markus Gisdol am Mittwoch die Suche nach seinen Wende-Kämpfern intensiviert. Gisdol ließ seine Mannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit zweimal gegen das eigene Regionalliga-Team ran. „Ich mache diese Kräftemessen gerne, ich konnte mal alle spielen sehen. Für die U21 ist es auch gut, weil sie sehen, wie groß die Abstände nach oben sind“, sagte der Trainer im Anschluss zum Express. Der FC hatte ein Schiedsrichtergespann angefordert, dadurch waren die Ansetzungen irrtümlich im Internet veröffentlicht worden. Gisdol zog sein Derby-Casting dennoch durch, teilte die Mannschaft dafür in zwei Gruppen. Gespielt wurden jeweils zweimal 25 Minuten im Franz-Kremer-Stadion – bei strömendem Regen. Die erste Truppe war 11 Uhr dran. Mit dabei: Krahl, Schmitz, U19-Talent Sava Cestic, Meré, Hauptmann, Koziello, Höger, Verstraete, Schaub, Schindler, Modeste und Kainz. Endstand: nur 1:1! Für die Profis traf Schaub, Koziello wurde zur Pause ausgewechselt.
15 Uhr folgte die zweite Gruppe – die eher nach der möglichen A-Elf für Leverkusen aussah: Horn, Risse, Bornauw, Czichos, Katterbach, Ehizibue, Hector, Skhiri, Drexler, Terodde, Cordoba und U19-Talent Jan Thielmann sowie erneut Schindler und Meré. Ismail Jakobs fehlte noch verletzt. Diesmal gelang ein knapper Profi-Sieg, Drexler traf zum 1:0. „Um Ergebnisse ging es uns aber nicht“, sagt Gisdol, der Gegner Leverkusen am Abend in der Champions League gegen Juventus Turin beobachtet. Die U21 (Platz fünf in der Regionalliga West) war topmotiviert, schließlich hatten die Jungs von Trainer Mark Zimmermann die Chance, sich für Höheres zu empfehlen. Gut möglich ist auch, dass zeitnah ein Talent aus der U19 den Profi-Kader verstärkt. Innenverteidiger Cestic und Offensivmann Thielmann waren nicht umsonst dabei. Vor allem Letzterer ist nach Informationen des Express ein heißer Kandidat für die Bundesliga.
Analyse: Situation des 1. FC Köln Mit Teamwork und Stabilität Punkte holen
Es ist wieder soweit: Der 1. FC Köln ist im Überlebensmodus angekommen. Nach der verdienten 0:2-Niederlage bei Union Berlin kehrt der FC dorthin zurück, wo er bereits in der Abstiegssaison 2017/2018 überwiegend lag – auf Rang 18 der Bundesliga. Magere acht Punkte aus 14 Spielen lassen Schlimmstes für die Zukunft erahnen, auch weil die Nebengeräusche in der Domstadt wie immer etwas lauter sind als anderswo. In Zeiten wie diesen steht beim 1. FC Köln alles auf dem Prüfstand: Die Arbeit des Präsidiums, die Eignung der Geschäftsführung und natürlich nicht zuletzt die Fähigkeiten der Fußballer und des Trainerteams. Die Erfahrungen der letzten Jahre lassen bei vielen Beobachtern derzeit die Alarmglocken schrillen – die Tatsache, dass die „Geißböcke“ bereits vor zwei Jahren ähnlich chancenlos in der Bundesliga unterwegs waren, ist bei vielen noch präsent.
Momentan präsentiert sich der Kader des 1. FC Köln als „Haufen“, in dem ein Großteil der Spieler ein mangelndes Interesse am Ziel Klassenerhalt offenbart. Die Verantwortung, die Negativprozesse der vergangenen Wochen zu stoppen, wird weitergeschoben. Damit der FC aber erfolgreich sein kann, muss er sich zum „Team“ entwickeln – hier sind alle bereit, gemeinsam Verantwortung zu tragen und auch bei großen Widerständen daran zu arbeiten, das Ziel zu erreichen. Damit wäre schon einmal die Grundlage dafür geschaffen, häufiger die eigene Leistung abzurufen. Leistung im sportlichen Sinne setzt sich im Normalfall daraus zusammen, dass mögliche Störfaktoren vom eigentlichen Potenzial abgezogen werden – das Problem beim 1. FC Köln: jede Woche gibt es ein anderes Störfeuer, sei es ein personeller Wechsel, ein unglückliches Interview oder personelle Veränderungen.
Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass es in keiner Form funktioniert, wenn der FC mit zwei Stürmern aufläuft. Unterstützt von einem Kreativspieler wie Drexler oder Schaub könnten Cordoba, Modeste und Terodde ihre Stärken vielleicht besser ausspielen. Akteure wie Kainz oder Schindler könnten dann zum Einsatz kommen, wenn der FC vermehrt Dribbelstärke und Flankenfokus in sein Spiel bringen möchte. Um allerdings das angestrebte Ziel der Stabilität zu erreichen, wäre das vorgeschlagene 5-3-2 wahrscheinlich sowieso das Mittel der Wahl. Die Qualität im Kader ist für eine solche Herangehensweise definitiv ausreichend. Bis dato gehört der FC nämlich deutlich zu den Underperformern in der Liga. Der 1. FC Köln hat zu wenige Tore erzielt und zu viele kassiert. Daraus ergibt sich auch, dass der Punktestand der Kölner anders aussehen würde: 12 Punkte stünden nach dem Modell zu Buche. Aktuell muss der FC alles darauf verwenden, irgendwie Stabilität zu schaffen und Punkte einzufahren. Auf welche Weise das gelingen kann, haben wir in diesem Text thematisiert.
"Hammer-Sache" Draisaitl wünscht sich Poldi-Rückkehr
NHL-Star Leon Draisaitl wünscht sich eine Rückkehr seines Freundes Lukas Podolski zu seinem Herzensklub 1. FC Köln. "Für Köln wäre das doch super. Poldi ist das Gesicht vom FC und der Stadt. Für die Fans wäre das eine Hammer-Sache, und ich fänd's auch gut", sagte der deutsche Eishockey-Nationalstürmer der "Deutschen Presse-Agentur". In Nachrichten von Kanada nach Japan habe er Podolski auch bereits mehrfach seinen Wunsch mitgeteilt. "Wir schreiben uns und sind in Kontakt", sagte Draisaitl, der derzeit mit den Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL für Furore sorgt. Weltmeister Podolski hatte zuletzt sein voraussichtlich letztes Ligaspiel für den japanischen Club Vissel Kobe absolviert. Sein Vertrag läuft im Januar aus. Schon vor zehn Jahren war der Angreifer nach seiner Zeit beim FC Bayern München zu seinem Heimatclub zurückgekehrt. FC-Fans hatten zuletzt seine erneute Rückkehr gefordert. Topstürmer Draisaitl verfolgt auch aus Kanada regelmäßig das Geschehen bei den Kölner Sportklubs. Die bisherige FC-Saison bezeichnete er als "nicht gerade perfekt": "Ich hoffe, dass sie das noch hinbiegen können."
Nach zwei Derby-Pleiten Wie will der FC die Werkself stoppen?
Der 1. FC Köln hat etwas gut zu machen. Am Samstag im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen kommt es zum dritten Rheinischen Derby für die Geissböcke in der Hinrunde. Die ersten beiden verlor Köln sang- und klanglos. Nun geht es gegen die Leverkusener, die nicht nur aktuell eines der formstärksten Teams der Liga sind, sondern auch in einer entscheidenden Statistik die beste aller Mannschaften. Viel wird beim FC über die Laufleistung diskutiert. Kein Team war in den ersten 14 Spielen weniger unterwegs als die Geissböcke. Mit 1563 gelaufenen Kilometern hat die Mannschaft von Markus Gisdol bislang gerade einmal im Schnitt 111,6 Kilometer pro Spiel zurückgelegt. Der Wert eines Absteigers und Tabellenletzten. Nun geht es gegen Bayer Leverkusen – und da sieht die Sache gänzlich anders aus. Kein Team ist in dieser Saison mehr gelaufen als die Werkself. Mit 1684 Kilometern legen die Leverkusener einen überragenden Schnitt von 120,3 Kilometern pro Spiel zurück. Kein Team ist fitter – und kaum ein Team ist schneller dank der pfeilschnellen Offensive um Havertz, Bailey, Diaby und Bellarabi.
Wie groß die Unterschiede zwischen beiden Teams körperlich sind, zeigt der Vergleich der Gesamtzahlen: Insgesamt hat Bayer nach 14 Spielen insgesamt 121 Kilometer mehr auf dem Tacho – und damit ein komplettes Spiel mit elf Spielern über 90 Minuten. Während die beiden Mitaufsteiger Paderborn (Rang zwei) und Union Berlin (Rang drei) in Sachen Laufleistung bislang alles investierten, um in der Liga zu bleiben, krankt der FC weiterhin genau daran. Denn im Schnitt lief Köln in dieser Saison in jedem Spiel zwei Kilometer weniger als der jeweilige Gegner. Freilich hängt sportlicher Erfolg nicht nur an der Laufleistung, wie die tabellarischen Unterschiede zwischen Paderborn und Union Berlin zeigen. Doch der FC hat selbst bereits die Erfahrung gemacht, dass sich mehr Laufen lohnt. In jenen Spielen, in denen die Geissböcke gleich viel oder mehr investierten als der Gegner (nur vier von zehn Spielen), holte der FC Punkte oder war zumindest ebenbürtig. Ob mit Dreier- oder Viererkette, Gisdol wird seiner Mannschaft wohl auftragen, Bayer den Ball, aber nicht das Feld zu überlassen. Nach dem leblosen Auftritt im Heimspiel gegen Borussia Gladbach (0:1) und dem peinlichen 0:2 in Düsseldorf würden die Kölner Fans eine dritte Derby-Pleite kaum verzeihen, schon gar nicht ohne Gegenwehr.
Rheinisches Duell: 1. FC Köln vs. Bayer Leverkusen
Rheinisches Duell in Köln - für den FC kommt es zur Unzeit. Nach dem blutleeren Auftritt im Aufsteiger-Duell bei Union Berlin ist das Team von Markus Gisdol auf den letzten Platz abgestürzt. "Das funktioniert so nicht", warnte Geschäftsführer Horst Heldt die Kölner Profis anschließend. Der FC muss dringend eine Reaktion zeigen, vielleicht hilft es ihm, dass die euphorisierten Leverkusener das Wunder in der Königsklasse nicht geschafft haben und "nur" in der Europa League überwintern. Hector und Czichos kehren bei Köln nach Sperren zurück. Möglich, dass ein Innenverteidiger rechts in der Viererkette statt des zuletzt indiskutablen Ehizibue beginnt, der aber den Speed gegen Bayers Außen hätte. Variante: eine Dreierkette mit Jorge Meré. Gegen wohl defensive Kölner sollte bei Bayer Alario vorne beginnen. Möglich, dass Bosz mit Demirbay statt Baumgartlinger die offensivere Variante für die Doppelsechs wählt. Statt dem spielstärkeren Sinkgraven könnte auch Wendell beginnen, Bailey statt Diaby.
Voraussichtliche Aufstellungen:
1. FC Köln: T. Horn - Ehizibue, Bornauw, Czichos, Katterbach - Drexler, Verstraete, Hector, Kainz - Cordoba, Terodde
Bayer Leverkusen: Hradecky - L. Bender, Dragovic, S. Bender, Sinkgraven - Aranguiz, Baumgartlinger - Bellarabi, Havertz, Diaby - Alario
Abwehr-Aus fürs Derby FC muss gegen Bayer auf Sobiech verzichten
Schlechte Nachrichten für Lasse Sobiech und den 1. FC Köln. Der FC-Verteidiger fällt wegen muskulärer Probleme für das Heimspiel gegen Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) aus. Bitter: Beim 0:2 im Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger Union Berlin hatte der Abwehr-Riese (1,96 Meter) erstmals seit Mitte Mai (in der 2. Liga in Magdeburg) wieder ein Pflichtspiel für den FC absolviert – jetzt der Ausfall. Bei der enttäuschenden Pleite gegen Union gehörte Sobiech noch zu den besseren Kölnern. Er leistete sich keine großen Patzer und hinterließ im Abwehrzentrum neben Sebastiaan Bornauw einen stabilen Eindruck. An der Seite des Belgiers wird nun wohl wieder Rafael Czichos verteidigen, der nach seiner Gelb-Rot-Sperre zurückkehrt. Die Alternative wäre U21-Europameister Jorge Meré, der unter Markus Gisdol bislang allerdings noch gar keine Rolle spielte.
Pressekonferenz: Gisdol & Heldt So soll es im Derby gegen Bayer klappen
Gelingt die FC-Wende ausgerechnet im Nachbarschaftsduell gegen Bayer Leverkusen? Samstagnachmittag (15.30 Uhr) empfängt Köln den haushohen Favoriten und Tabellensechsten im Rhein-Energie-Stadion. Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt haben nach der enttäuschenden Pleite bei Union Berlin (0:2) die Zügel angezogen – wer den Weg nicht mitgeht, hat keine Chance mehr auf den Kader! Gisdol in der Pressekonferenz: „Es ist wichtig, dass wir die Erkenntnisse von letzter Woche verarbeiten. Die Jungs haben sich geärgert, wie uns das Spiel letzte Woche entglitten ist. Harte Arbeit ist die Grundlage, um vorwärts zu kommen.“ Und Horst Heldt ergänzte: „Es ist wichtig, Optimismus zu verbreiten - und das bin ich. Wir dürfen nicht immer nur das Negative sehen.“
Zum Derby sagte Gisdol: „Gegen Bayer erwartet uns ein offensives Feuerwerk. Wir wollen Leverkusen nicht in ihr Kombinationsspiel kommen lassen. Wir dürfen uns nicht nur darauf beschränken zu verteidigen. Wir müssen mit breiter Brust auftreten. Wir müssen das nötige Spielglück auch mal erzwingen.“ Und Heldt zu den Testspielen gegen die U21: „Wir wollten unsere Talente auch mal gegen die Profis sehen. Wir konnten viele Erkenntnisse gewinnen. Es ging nie darum, irgendjemanden rauszuschmeißen. Wir versuchen im Wintertransferfenster das Bestmögliche für den Verein zu machen." Gisdol ergänzt: „Über personelle Konsequenzen mache ich mir ständig Konsequenzen. Dass sich die Aufstellung verändert, ist doch normal.“ Und Heldt: "Bei Leverkusen heißt das Rotation, bei uns sind es direkt personelle Konsequenzen.“ Gisdol bemerkte noch zu Gegner Bayer und Havertz: „Natürlich beobachte ich Kai Havertz besonders. Aber Bayer hat insgesamt eine hohe Qualität.Wenn ich sehe, was Bayer für einen Speed hat, wäre es ein Fehler nur auf Kai Havertz zu achten.“
Gisdol zum Spiel: „Leidenschaft, Wille und Pathos sind unabhängig vom Gegner notwendig. Das erwarte ich in jedem Spiel, nicht nur im Derby. Da haben wir definitiv Nachholbedarf, das ist mir bewusst.“ Gisdol weiter zu Höger: „Ich picke keine einzelnen Spieler raus. Wir sehen Sachen kritisch, aber wir posaunen die Sachen nicht raus. Ich stelle keinen Spieler öffentlich an den Pranger. Ich glaube, dass die Mannschaft sich umstellen muss. Sie hat aber kein Fitnessproblem.“ Und Heldt ergänzt: „Wir müssen mit allen Mitteln versuchen zurück in die Erfolgsspur zu finden. Dafür sind Veränderungen nötig. Dafür müssen wir alles hinterfragen." Zu den Chancen von Skhiri sagte Gisdol abschließend: „Er hat genauso die Chance wie jeder andere Spieler auch. Er hat diese Woche sehr gut trainiert. Ich sehe ihn als einen sehr wichtigen Spieler für unsere Zukunft.“
Heldt: „Bei Leverkusen heißt es Rotation, bei uns personelle Konsequenzen“
Nach dem 0:2 am Sonntag gegen Union Berlin, der zehnten Saisonniederlage, war beim 1. FC Köln noch viel von Konsequenzen und einer harten Welle die Rede. Sportchef Horst Heldt hatte sie jedenfalls direkt nach dem Abpfiff in Köpenick angekündigt. Am Donnerstagmittag, zwei Tage vor dem Derby gegen Bayer 04 Leverkusen, rüsteten Heldt und Trainer Markus Gisdol verbal allerdings ab. „Es war nie die Rede davon, irgendjemand rauszuschmeißen“, stellte Heldt klar. Zwar habe man Veränderungen vorgenommen, weil man von diesen überzeugt sei. Aber konkreter wurde der neue Sportchef da nicht. Man werde den Moment abarbeiten, es gelte jetzt Optimismus zu verbreiten. Er selbst sei jedenfalls zuversichtlich. „Wir dürfen nicht immer nur das Negative sehen“, mahnte der 50-Jährige und blickte auch etwas voraus. „Wenn die Hinrunde abgeschlossen ist, gibt es dann ein Zeitfenster für die Wintertransferperiode. Da könnten Transfers zustande kommen oder nicht. Wir versuchen im Wintertransferfenster das Bestmögliche für den Verein machen.“
Markus Gisdol wird seine Mannschaft gegen Leverkusen im Vergleich zum schlimmen Auftritt in Berlin sicherlich auf der einen oder anderen Position umstellen, das kündigte er auch an. Er mache sich ständig Gedanken über personelle Konsequenzen. „Dass sich die Aufstellung ändert, ist doch normal.“ Konkreter wurde der Coach ebenfalls nicht. Halb im Spaß, halb im Ernst entgegnete Heldt darauf: „Bei Leverkusen heißt das Rotation, bei uns sind es direkt personelle Konsequenzen.“ In den bisherigen Derbys gegen Gladbach und in Düsseldorf enttäuschte der FC vor allem dadurch, dass er zu wenig Feuer und Leidenschaft zeigte. „Da haben wir definitiv Nachholbedarf, das ist mir bewusst“, antwortete Gisdol, wollte das aber nicht konkret auf die Derbys verstanden wissen, bei denen er noch nicht in der Verantwortung stand. Leidenschaft, Wille und Einsatz seien auch unabhängig vom Gegner einzufordern. Auf die Leistung einzelner Spieler zuletzt mochte der Coach nicht näher eingehen. „Ich stelle keinen öffentlich an den Pranger.“
War was? Keine Rede mehr von personellen Konsequenzen
Der 1. FC Köln taumelt angeschlagen in das dritte Derby der Hinrunde. Gegen Bayer Leverkusen erwartet die Geissböcke eine aufgeheizte Stimmung im RheinEnergieStadion. Viele Fans verlieren so langsam die Geduld mit dem Effzeh, insbesondere mit der Mannschaft. Die Verantwortlichen kündigten zu Wochenbeginn Konsequenzen an. Am Donnerstag wollten sie das nicht mehr so drastisch sehen. Wäre es aus Sicht des 1. FC Köln kein derart unvorteilhafter Vergleich gewesen, er hätte das Potential für einen guten Scherz unter Freunden. Markus Gisdol wurde auf der Pressekonferenz vor dem Spiel der Geissböcke gegen Bayer Leverkusen gefragt, ob es personelle Konsequenzen geben werde nach dem weitgehend leblosen Auftritt am Sonntag bei Union Berlin. „Personelle Konsequenzen möchte ich nicht so drastisch sehen. Dass sich die Aufstellung mal verändert, ist doch ganz normal. Das würde ich nicht zu hoch hängen“, sagte der Trainer. Neben ihm saß Sportchef Horst Heldt, der daraufhin ergänzte: „Bei Leverkusen heißt es Rotation, bei uns heißt es personelle Konsequenzen. Letztlich ist es das Gleiche.“
Nun ist es freilich nicht das Gleiche, nicht ansatzweise, wenn Leverkusen nach einem Spiel unter der Woche gegen Juventus Turin drei Tage später womöglich auf der einen oder anderen Position tauschen sollte, um gegen den Effzeh die kampfstärkste Mannschaft aufzubieten. Beim FC hingegen stellt sich die Frage, welche Spieler überhaupt körperlich, spielerisch und charakterlich geeignet sind, in der aktuellen Situation bestehen zu können. Und dann waren da noch die Aussagen Heldts vom Sonntag und Montag mit den zentralen Sätzen: „Wir können auf keinen warten. Wenn wir das Gefühl haben, dass nicht jeder bereit ist alles dafür zu tun, werden wir versuchen die zu finden, die uns dieses Gefühl geben.“ Am Donnerstag klang dies schon anders: „Um das noch mal klarzustellen: Es war nie die Rede davon jemanden rauszuschmeißen.“ Man habe mehrere Veränderungen angekündigt und auch schon umgesetzt. Heldt sprach von „zwei, drei anderen Entscheidungen“, die bislang der Öffentlichkeit nicht bekannt seien. Darüber hinaus gehe es kurzfristig aber nur darum bis zur Winterpause so gut wie möglich zu punkten. Dann aber öffnete Heldt doch noch die Tür zu personellen Veränderungen. Diese werden wohl in der Winterpause angepackt.
PK: „Es war nie die Rede davon jemanden rauszuschmeißen“
Die beiden Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt sowie Trainer Markus Gisdol haben am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen gesprochen. Wehrle erläuterte den Aktionsspieltag zu Gunsten der Tafel, Heldt und Gisdol sprachen über die sportliche Situation und nahmen dabei auch Abstand zu sofortigen Maßnahmen personeller Natur am Kader. Die Pressekonferenz in voller Länge im Video.
Ellyes Skhiri ist Kandidat für die Startelf beim 1. FC Köln
Es ist Derby-Zeit! Gelingt die FC-Wende ausgerechnet im Nachbarschaftsduell gegen Bayer Leverkusen? Samstagnachmittag (15.30 Uhr) empfängt Köln den haushohen Favoriten und Tabellensechsten im Rhein-Energie-Stadion. Ein Kandidat für einen Startelfplatz ist dabei Ellyes Skhiri, der unter Gisdol bislang kaum eine Rolle spielte. „Er hat diese Woche sehr gut trainiert. Ich sehe ihn als sehr wichtigen Spieler für uns“, sagt der FC-Trainer. Ebenso vorstellbar ist, dass U19-Talent Jan Thielmann, der am Donnerstag bei den Profis trainierte, ins kalte Wasser geworfen wird und erstmals Bundesliga-Luft schnuppern darf. „Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Dafür sind Veränderungen notwendig“, sagt Heldt. Coach Gisdol sucht echte Typen, die die Derby-Kohlen aus dem Feuer holen können. „Wir haben Nachholbedarf, was Leidenschaft, Wille und Einsatz angeht, dessen bin ich mir bewusst. Ich verlange diese Tugenden in jedem Spiel, nicht nur im Derby.“
Gegen Bayer wird aber mehr nötig sein, als nur zu kämpfen und zu rennen, das weiß auch Gisdol. Der FC-Trainer beobachtete die Werkself am Mittwochabend live gegen Juventus Turin – und war beeindruckt: „Bayer hat außerordentliche Qualität und mit Kai Havertz einen außergewöhnlichen Spieler. Natürlich beobachte ich ihn besonders. Wenn ich aber sehe, was sie für einen Speed haben, wäre es ein Fehler, nur auf Kai Havertz zu schauen.“ Der Respekt vor dem Rhein-Rivalen ist riesig, dennoch wollen sich die FC-Verantwortlichen trotz der miserablen Lage nicht ihrem eigenen Schicksal ergeben. „Wir haben keine Alternative. Wir dürfen nicht in Panik verfallen, wir müssen uns da jetzt Stück für Stück herausarbeiten“, so Gisdol. Sein Plan für Samstag: „Wir dürfen uns nicht nur darauf beschränken zu verteidigen. Wir müssen die richtige Balance haben, versuchen die Lücken zu finden und unsere eigenen Chancen suchen. Wir wollen uns ins Spiel reinfighten und dürfen Leverkusen nicht in ihr Kombinationsspiel kommen lassen. Dazu brauchen wir eine breite Brust.“
Terodde, Modeste oder Cordoba? Die maue Bilanz der Kölner Stürmer
Auch gegen Leverkusen steht FC-Coach Markus Gisdol wieder vor Frage: Wie viele seiner drei Angreifer Cordoba, Modeste und Terodde stellt er auf? Im bisherigen Saisonverlauf konnte noch keiner der drei vermeintlichen Stars nachhaltig überzeugen. Gisdol probierte in seiner kurzen Amtszeit bereits drei Varianten aus. In Leipzig durfte Modeste als einzige Spitze ran, gegen Augsburg begann das Sturmduo Modeste/Cordoba und in Berlin bekam dann das Aufstiegsduo Cordoba/Terodde das Vertrauen. Von den Angreifern traf in diesem Zeitraum nur Cordoba. Und auch insgesamt fällt die Bilanz des Trios mit erst sechs Saisontoren (insgesamt 12) bescheiden aus. Und dabei macht die Systemfrage auf den ersten Blick auch keinen Unterschied aus. Denn der FC spielte jeweils siebenmal mit einem Stürmer bzw. einer Doppelspitze und holte dabei jeweils vier Punkte.
Jedoch fielen vier der sechs Tore, als das Team in einem 4-5-1 agierte. Und auch weitere Zusammenhänge fallen auf. Terodde (3 Tore) traf nur, wenn er alleinige Spitze war, Cordoba (2 Tore) dagegen nur mit einem Nebenmann an seiner Seite. Wie bereits in der Zweitligasaison beobachtet, harmonieren Terodde und Modeste (1 Tor) zusammen auf dem Platz mehr schlecht als recht. Cordoba kann seine Stärken wie Dynamik und Physis am besten einbringen, wenn er um einen Mittelstürmer herum wuselt. Die Statistik spricht also für ein 4-5-1 mit Terodde oder ein 4-4-2 mit Cordoba und Terodde. Allerdings fehlt Terodde die Schnelligkeit für ein effektives Umschaltspiel. Womöglich könnte Zehner Louis Schaub ein Erfolgsfaktor im Kölner Offensivspiel werden. Oder findet Modeste zurück zu alter Form?
Starke Aktion: FC läuft im Derby gegen Bayer in Sondertrikots auf
REWE macht die Brust frei! Anlässlich des Aktionsspieltages unter dem Motto „Gemeinsam Lebensmittel retten. Menschen helfen“ läuft der FC im Derby gegen Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) in Sondertrikots auf. Partner ist am Samstag die Hilfsorganisation „Die Tafel“. Alexander Wehrle sagt über die Aktion: „Wir wollen mit dem Aktionsspieltag nicht nur ein Bewusstsein für das Thema schaffen und Aufmerksamkeit erzeugen, sondern wir wollen auch alle einladen, Lebensmittel nicht mehr zu verschwenden, sondern zu sammeln und bei der Tafel abzugeben. Wenn wir mal ehrlich sind: Uns allen geht es verdammt gut. Wir stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Der FC-Finanzchef ergänzt: „Ich bin stolz, dass wir mit Rewe einen Partner haben, der die Brust für den Spieltag freimacht.“ Bereits zum vierten Mal arbeitet der 1. FC Köln mit einem Partner über die ganze Saison hinweg zusammen. In dieser Spielzeit fiel die Wahl auf „die Tafel“, um den Fokus auf das Thema Lebensmittelverschwendung zu legen. Es sei laut Wehrle „unsere gesellschaftliche und soziale Verantwortung, ein Zeichen zu setzen, dass es vielen Menschen eben nicht so gut geht.“
Thielmann und Cestic auf dem Sprung zu den Profis?
Drei Nachwuchsspieler haben es in dieser Saison schon zu Einsätzen beim 1. FC Köln geschafft. Zwei davon sind weiterhin dabei und einer der beiden in der Regel sogar in der Startelf. Nach Darko Churlinov, Noah Katterbach und Ismail Jakobs streben nun zwei weitere Talente zu den Profis: Jan Thielmann und Sava Cestic. Darko Churlinov spielte am ersten Spieltag eine knappe halbe Stunde gegen den VfL Wolfsburg. Dass der Angreifer danach wieder in der U21 verschwand, war seinem eigenen Verhalten geschuldet, hatte er sich doch bei den Vertragsverhandlungen mit den Geissböcken überschätzt und sich so zunächst selbst ins Abseits gestellt. Besserung oder Einsicht war zuletzt eher nicht in Sicht, und so muss sich der 19-Jährige erst einmal wieder in Geduld und Demut üben, ehe eine neue Chance bei den Profis kommen könnte. Derweil haben Noah Katterbach und Ismail Jakobs ihre Chancen genutzt. Die beiden Linksverteidiger boten sich nach ihren Verletzungen in der Vorbereitung über die U21 an und schafften so den Sprung, als Jonas Hector im Zentrum gebraucht wurde.
Im Spiel der U21 gegen die Profis fiel unter anderem Mathias Olesen auf, der zentrale Mittelfeldspieler aus der U19, der gerade erst inklusive Vertragsverlängerung zur U21 befördert worden war. Doch zwei, die ebenfalls erst bei der U21 hätten mitspielen könnten, übersprangen diese Mannschaft am Mittwoch direkt und spielten für die Profis mit: Jan Thielmann und Sava Cestic. Der 17-jährige Thielmann ist ein Offensivspieler, der durch die Mitte aber auch über Rechtsaußen kommen kann. Er trainierte in den vergangenen Wochen ebenso wie der 18-jährige Innenverteidiger Cestic immer wieder mit den Profis. Beide wurden auch schon bei Testspielen eingesetzt, so auch am Mittwoch. Beiden Talenten bescheinigt auch Markus Gisdol bereits gute Eindrücke in den Trainings und dem Spiel am Mittwoch. Und so könnte Thielmann als unbekümmerter Offensivspieler bereits am Samstag eine Option für den Kader gegen Bayer Leverkusen sein. Darüber hinaus könnte Cestic den Kaderplatz des nun frisch verletzten Lasse Sobiech einnehmen.