„Leistungsprinzip steht im Vordergrund“ Striptease & Rekord – so ticken die FC-Bubis
Es war sein Moment für die Ewigkeit! Nach seinem Treffer zum 4:2 in der Nachspielzeit brachen bei Ismail Jakobs (20) alle Dämme. Der FC-Youngster riss sich nach seinem ersten Bundesliga-Tor seiner noch jungen Karriere das Trikot vom Leib. Ein Jubel à la Cordoba. „Da hat er sich wohl zu viel bei Jhon abgeguckt“, feixte Trainer Markus Gisdol. Der Kolumbianer war für seine „Striptease“-Einlagen in der Vergangenheit mehrfach gerüffelt worden. Jakobs grinsend: „Ich hätte mir für mein erstes Bundesligator keinen besseren Moment wünschen können. Es kam einfach alles hoch. Ich habe mich leider so sehr gefreut, dass ich mein Trikot ausgezogen habe.“ So waren seine Tattoos zu sehen: Unter anderem eine Afrika-Karte mit der Flagge des Senegals (dem Heimatland seines Vaters) auf dem linken Oberarm und die Zahl 777 über dem rechten Rippenbogen, die in der Numerologie für Gottes Gerechtigkeit steht – Jakobs ist gläubig und betet immer, wenn er den Platz betritt.
In der „Sportschau“ ließ das FC-Eigengewächs durchblicken, dass er sich im stillen Kämmerlein genau auf seinen großen Moment vorbereitet hatte. Jakobs: „Ich habe das schon zu Hause vor dem Spiegel geübt und mir vorgestellt, wie ich jubeln werde, wenn ich mein erstes Tor erziele.“ Die Ekstase stand dem jungen Kerl, der gerade erst sein fünftes Bundesligaspiel absolviert hatte auch noch lange nach Schlusspfiff ins Gesicht geschrieben. „Nach meinem Tor hatte ich Gänsehaut, das werde ich nie vergessen. Wir haben gewonnen, es ist alles geil gerade“, sagte Jakobs in den Katakomben der Frankfurter Commerzbank-Arena. Er ist aber nicht der einzige „junge Wilde“, der für Furore sorgt. Auch seine Bubi-Kollegen liefern mächtig ab. U17-Meister Jan Thielmann avancierte in seinem erst zweiten Bundesligaspiel mit 17 Jahren und 206 Tagen zum jüngsten Kölner mit einer Tor-Beteiligung in der Bundesliga. Jan Thielmann ist mit 17 Jahren und 206 Tagen der jüngste Kölner mit einer Torbeteiligung in der Bundesliga...
Wieder FC-Zoff um Müller-Römer Wie lange geht das noch gut?
Wo dieser Mann auftaucht, gibt es Zoff! Kölns Mitgliederrats-Boss Stefan Müller-Römer war einst Feind von Weltmeister Wolfgang Overath, legte sich schon mit Nachfolger Werner Spinner an, mit Klub-Legende Toni Schumacher und mit Ex-Sportboss Armin Veh. Jetzt kracht es auch mit Präsident Werner Wolf – weil Müller-Römer wieder dem Klub schadete! Sein Alleingang mit unabgestimmten Aussagen zum Aus der kölschen China-Pläne sorgte für Mega-Wirbel bei der DFL, die nach Infos der Bild Konsequenzen für alle 36 Profi-Klubs befürchtete und Wolf sofort um Reparatur bat. Kölns Boss watschte Müller-Römer daraufhin ab und vermeldete öffentlich: „Ausschließlich seine private Meinung.“ Die Äußerungen „entsprechen nicht der offiziellen Haltung des 1. FC Köln.“ Rumms! Wie lange ist Müller-Römer jetzt noch tragbar?
Wolf wird Müller-Römer sicher noch zum Rapport für den China-Alleingang bitten. Sein klubschädigendes Verhalten zieht sich schließlich wie ein roter Faden durch die letzten Monate. Da war die „Lutscher-Affäre“, als Müller Römer einen Fan auf der Tribüne u.a. als „Lutscher“ bepöbelte. Und zum Saisonstart – damals noch als Vize-Präsident – war Müller-Römer als einziges Vorstandsmitglied in Wolfsburg dabei, als Kölner Chaoten-Fans Ex-Sportboss Jörg Schmadtke übel beleidigten. Damals weigerte er sich, sich offiziell zu entschuldigen und ruderte erst später intern zurück. Jetzt der Zoff mit Wolf...
Beharrlich und selbstbewusst hat Gisdol den FC geweckt
Nur wenige FC-Fans dürften nach dem erschreckenden Auftritt der Geissböcke bei Union Berlin vor zwölf Tagen für möglich gehalten haben, dass der 1. FC Köln in den folgenden Spielen gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt zwei verdiente Siege einfahren würde. Auch, weil die Zweifel des Umfelds an Markus Gisdol vom ersten Tag an den neuen FC-Trainer begleiteten. Nun aber hat der 50-Jährige eine erste Duftmarke gesetzt. Selten ist ein Trainer mit derartiger Skepsis bei einem Bundesligisten empfangen worden wie Markus Gisdol am 19. November beim 1. FC Köln. Während Achim Beierlorzer beim 1. FSV Mainz 05 freundlich empfangen, Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC gar wie der Messias erwartet wurde, muss sich Gisdol vorgekommen sein wie die Sau, die schon durchs Dorf getrieben wurde, noch ehe sie die Stadtmauern erreicht hatte. Die Skepsis hatte viele Gründe. Neben Gisdols langer Arbeitslosigkeit und dessen letzter Referenz (HSV) gingen viele der negativen Gefühle dem 50-Jährigen gegenüber jedoch auf die Unzulänglichkeiten innerhalb des 1. FC Köln zurück.
Der Verein selbst hat in den letzten zweieinhalb Jahren nicht gerade dafür gesorgt, dass man den Entscheidungen der Verantwortlichen großes Vertrauen entgegen bringen konnte. Und so waren die Vorurteile gegenüber Gisdol groß – und sie schienen sich in den ersten Spielen gegen Leipzig, Augsburg und vor allem bei Union Berlin zu bestätigen. Es kann Markus Gisdol nicht hoch genug angerechnet werden, dass er sich von all dem nicht aus der Ruhe bringen ließ. Der Schwabe vermittelte stets das Gefühl, dass ihn die Geschehnisse nicht aus der Fassung bringen konnten. Stattdessen brauchte es offenbar drei Wochen, ehe der 50-Jährige genügend Eindrücke von seinen Spielern gesammelt hatte, um Stück für Stück eine bessere Mischung auf dem Rasen zu finden. Gegen Augsburg hatte dies nach der Halbzeitpause schon ordentlich funktioniert. Dass Gisdol gegen Union das Rad noch einmal zurückdrehte, gehörte womöglich zu der Entwicklung dazu, die die Mannschaft unter dem neuen Trainer durchlaufen musste.
Seit dem personellen Schnitt gegen Leverkusen läuft einiges anders beim FC – im wahrsten Wortsinn. Nicht nur, dass die Spieler erstmals in dieser Saison 3,5 Kilometer mehr liefen als der Gegner. Gisdol hat offenbar einen Weg gefunden, den FC-Profis klar und deutlich zu vermitteln, was es im Abstiegskampf braucht. Einsatzwille, Glaube und Moral waren gegen Leverkusen und Frankfurt klar auf Kölner Seite. Das hat man in dieser Form beim FC länger nicht mehr erlebt. Womöglich konnte Gisdol diese Qualitäten auch deswegen so glaubhaft vermitteln, weil er sie selbst vorlebt, nachdem er mit so viel Gegenwind gestartet war. Die Spieler konnten an ihrem Trainer beobachten, wie man sich einer solchen Hürde stellt. Der FC-Trainer fungierte so als bestes Vorbild für die Mannschaft.
Der Abstiegskampf zeichnet sich allerdings auch dadurch aus, dass jedes Spiel aufs Neue wieder ein Test der gerade erst gewonnenen Qualitäten darstellt. Gefestigte Mannschaften stehen bekanntlich nur höchst selten im Tabellenkeller. Und so wird der FC in der Partie am Samstag gegen den SV Werder Bremen beweisen müssen, dass die letzten zwei Spiele wirklich etwas bewirkt haben. Zudem galt der Effzeh gegen Bayer und die SGE als Außenseiter. Nach den zwei Kölner Siegen und den beiden jüngsten Klatschen des SVW (1:6 und 0:5) könnte man nun aber auf die Idee kommen, Köln wäre leicht favorisiert. Auch damit wird die Gisdol-Elf umgehen müssen, und so könnte der Abschluss der Hinrunde am Samstag für Gisdol und seine Mannschaft zum vielleicht bislang schwersten Spiel werden. Erstmals unter dem neuen Coach gilt es eine Aufwärtstendenz zu verteidigen. Da trifft es sich gut, dass Gisdol in der letzten Woche eine erste Duftmarke gesetzt und sich somit eine gehörige Portion Glaubwürdigkeit und Stärke erarbeitet hat.
Die Zufälligkeit der Spielansetzung wollte es, dass sich FC-Präsident Dr. Werner Wolf und Christian Seifert, der Geschäftsführer der in Frankfurt ansässigen Deutschen Fußball Liga (DFL), am Mittwochabend in der Commerzbank Arena gegenüberstanden. Bei diesem Treffen herrschte Redebedarf, und zwar über die alltäglichen Themen hinaus, die der mächtigste Mann des Wirtschaftsunternehmens Bundesliga mit einem der hochrangigen Vereinsvertreter gemeinhin führt. Es ging um Äußerungen von FC-Seite, wonach man „China im Sport nicht braucht“. Dabei wurde von chinesischer Seite mit der DFL der drittgrößte Fernsehvertrag abgeschlossen. Die Größenordnung dürfte im dreistelligen Millionenbereich liegen. Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des Mitgliederrates des 1. FC Köln, hatte schon im Sommer als Interims-Vorstand das China-Geschäft abgelehnt. Nun entschied sich auch das neue Präsidium zum Rückzug von der Betreuung einer Jugend-Akademie in Shenjang. Dort sollten die Kinder und Jugendlichen von Mitarbeitern der Autohersteller-Kooperation BMW-Brilliance betreut werden. Knapp zwei Millionen Euro hätte der FC dafür erhalten. Doch angesichts der Abstiegsbedrohung will man die personellen Kräfte in Köln bündeln, statt in China Geld zu verdienen.
Nachdem FC-Präsident Dr. Werner Wolf dies mitgeteilt hatte, kritisierte Stefan Müller-Römer im Kölner Stadtanzeiger, dass „in China die Menschenrechte in massiver Form missachtet werden. Dort wird ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut. Als gemeinnütziger Verein können wir eine so totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen“. Daraufhin reagierte der Präsident mit einer Richtigstellung, dass es sich um eine unabgestimmte, private Äußerung des Mitgliederratschefs handele. DFL-Chef Seifert soll das zufriedenstellend aufgenommen haben. Für den FC kann der Vorgang wirtschaftliche Folgen haben. Werbemaßnahmen von chinesischer Seite, wie sie Nachbar Bayer Leverkusen einging, dürften zunächst ausbleiben. Auf den Banden in der Bayarena wirbt für die Übertragungen nach China ein Wettanbieter und zahlt dafür rund 130.000 Euro pro Saison.
Bei der DFL hofft man, dass Müller-Römers Äußerungen bei den chinesischen Partnern so aufgenommen werden, als sei in Köln ein Kartoffelsack umgekippt. Der FC bekam allerdings den Ärger im Reich der Mitte bereits zu spüren. In sozialen Netzwerken in China, in denen der Club vertreten ist, hagelte es Beschimpfungen. Die gab es im Oktober auch gegen die Huston Rockets. Deren langjähriger Manager Daryl Morey hatte an die Adresse der Anti-China-Protestanten gepostet: „Kämpft für Freiheit. Steht zu Hongkong.“ Daraufhin strich das chinesische Fernsehen CCTV, das auch am Samstag das Kölner Heimspiel gegen Bremen live überträgt, zwei NBA-Spiele und sagte eine Wohltätigkeitsveranstaltung der US-Basketballliga ab. Deren Spiele werden von bis zu 800 Millionen Chinesen verfolgt. Rund 300 Millionen Chinesen schauen sich wöchentlich mindestens einmal Fußballspiele an. Dabei rangieren die Bundesliga-Übertragungen vor denen der Premier League und anderer Ligen. Deshalb, so war seitens der DFL zu hören, ist der chinesische Markt für die Bundesliga mehr denn je von Bedeutung. Zum Kölner Vorgang wolle man sich nicht äußern.
Der 1. FC Köln ist der achtbeliebteste Verein in Deutschland, noch vor dem Rekordmeister FC Bayern München. Zu diesem Ergebnis kommt eine seit 2012 durchgeführte Studie an der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Auch drei andere West-Klubs sind unter den Top 10. Die Vermarktung der Fußballvereine spielt im immer umsatzstärkeren Fußball von Jahr zu Jahr eine größere Rolle, dabei spielt die Beliebtheit der Klubs eine große Rolle. Die TU Braunschweig hat genau die mit einer Befragung unter Fußballfans genauer unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden 4.169 Leute im Alter zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Dabei wurde nach drei Kriterien der Beliebtheitsgrad der deutschen Fußballvereine berechnet. Dazu gehörten der Bekanntheitsgrad des Vereins, die Markeneinstellung und die Markenstärke. Es konnte ein bestmöglicher Wert von 100 erreicht werden. Auf Platz 1 landete bei der Befragung mit recht deutlichem Abstand Borussia Dortmund. Mit einem Durchschnittswert von 61,2 von 100 Punkten stehen die Borussen fast zehn Punkte vor dem Zweitplatzierten. Borussia Mönchengladbach belegt wie in der Bundesliga den zweiten Platz mit 52,1 Punkten, dicht gefolgt von den Kiezkickern vom FC St. Pauli (51,2).
Mit einem Wert von 47,8 von 100 Punkten landet der 1. FC Köln auf dem achten Platz, ist damit aber keineswegs der drittbeliebteste Verein des Westens. Recht überraschend landet der VfL Bochum mit 48,6 Punkten noch einen Platz vor den Kölnern. Die weiteren Plätze belegen Eintracht Frankfurt (4), der SC Freiburg (5), SV Werder Bremen (6), Tabellenführer der zweiten Liga Arminia Bielefeld (9) und die TSG 1899 Hoffenheim (10). Inwieweit diese Studie repräsentativ für das deutsche Fanvolk sein mag, darf allerdings angezweifelt werden. Mit knapp über 4.000 Befragten decken die Teilnehmer nur einen überschaubaren Teil der Fußballfans ab. Vor allem das Fehlen vom Branchenprimus FC Bayern München, aber auch vom großen Dortmunder Rivalen Schalke 04 verwundert. Und, dass die TSG Hoffenheim auf dem 10. Platz landet, hätten sie wohl selber nicht erwartet. FC-Fans kann das egal sein. In dieser Tabelle stehen sie vor dem FC Bayern! Und mit einem achten Platz in der Abschlusstabelle wäre man am Geißbockheim in der Bundesliga wohl auch mehr als zufrieden.
„Das macht er hervorragend“ Gisdol doppelt so erfolgreich wie Beierlorzer
Zwei Siege in fünf Tagen und nach zwei Monaten Leidenszeit endlich wieder runter von den Abstiegsplätzen – der FC stürmt völlig rader(gis)doll aus dem Bundesliga-Keller! Kölns neuer Trainer Markus Gisdol hat einer Mannschaft, die am Boden lag und dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegenraste, im Eiltempo wieder Leben und Hoffnung eingehaucht. Dank des 4:2-Comeback-Siegs in Frankfurt ist der FC im Abstiegskampf plötzlich wieder in der Pole-Position. Vorbei an Düsseldorf und Bremen – dank der ersten beiden Gisdol-Dreier! „Natürlich ist das ein gutes Gefühl. Jetzt gilt es aber, schlau zu sein und den Kopf einzuschalten. Auf die Tabelle schaue ich nicht“, so der Coach.In fünf Spielen holte Gisdol mit dem FC sieben Punkte – genauso viele wie sein Vorgänger Achim Beierlorzer (52). Allerdings brauchte der neue Mainzer Trainer dafür elf Spieltage (Punkte-Schnitt 0,64). Und: Beierlorzer konnte die Mannschaft im Sommer ausgiebig auf die Saison vorbereiten, musste nicht von 0 auf 100 starten. So wie Gisdol, der mit seinem Schnitt (1,4) mehr als doppelt so erfolgreich ist.
Nimmt man nur die fünf Spieltage seit seinem Amtsantritt, steht der FC sogar auf Platz zehn. Laut Sportboss Horst Heldt ist Gisdol genau der Richtige für Kölns Kampf um den Klassenerhalt: „Ein Cheftrainer muss vorneweg marschieren, das macht Markus ganz hervorragend. Das hat er von Beginn an gemacht. Er hat die notwendige Klarheit und Ruhe für diese Situation. Er lässt sich nicht von einzelnen Ergebnissen treiben, das ist ganz wichtig.“ Seinen Stotter-Start mit nur einem Punkt aus drei Spielen – inklusive einiger verunglückter Personal-Entscheidungen – steckte Gisdol locker weg. Anschließend drehte er an den richtigen Rädchen und fand eine Startelf, die sich als Einheit präsentiert. Auch seine Wechsel sitzen. Sowohl gegen Leverkusen (Cordoba) als auch in Frankfurt (Kainz) leitete er mit seinen Jokern den Sieg ein. Noch wichtiger: Gisdol hat dem FC wieder Beine gemacht! In Frankfurt lief Köln dreieinhalb Kilometer mehr als der Gegner und stellte mit 286 Sprints einen neuen Klub-Rekord auf (seit Beginn der Datenerfassung 2013). Gegen Bremen winkt nicht nur der dritte Dreier in Folge, sondern auch ein nicht mehr für möglich gehaltenes Hinrunden-Happy-End.
Jakobs setzt wichtiges Zeichen FC rüstet im Nachwuchs auf
Lange Zeit war es still um die Nachwuchsspieler beim 1. FC Köln. Der Weg für FC-Talente zu den Profis schien verstopft. Doch in dieser Saison trainieren die Youngster aus der U19 und U21 nicht nur bei der Bundesliga-Mannschaft mit. Sie dürfen auch spielen – und überzeugen. Dieser Erfolg ist ein wichtiges Zeichen an viele Talente, die im Kölner NLZ auf ihre Chance hoffen. Auch, weil der FC im Nachwuchs aufrüstet. In den letzten Jahren war es ruhig geworden um die Kölner Kaderschmiede. Nach dem Durchbruch von Timo Horn und Yannick Gerhardt schaffte es in den letzten fünf Spielzeiten kein Talent mehr in eine prägende Rolle bei den Profis des 1. FC Köln. Salih Özcan und Lukas Klünter kamen dem noch am nächsten, doch Letzterer wurde nach dem Abstieg 2018 nach Berlin verkauft, Özcan von Armin Veh nach Kiel verliehen (mit Kaufoption), obwohl Achim Beierlorzer ihn gerne behalten hätte. Andere wie Nikolas Nartey, Marcel Hartel oder Dominik Becker nahmen selbst Reißaus, um ihre Chance woanders zu suchen.
Viele Talente der letzten Jahre aus dem Kölner Nachwuchsleistungszentrum spielen inzwischen bei anderen Klubs in der Bundesliga, Zweiten oder Dritten Liga, haben den Sprung in den Profifußball aus Köln heraus also geschafft. Eine Auszeichnung für das NLZ des FC, aber eben nicht für die Profis, weil der Sprung dorthin aus vielerlei Gründen nicht gelang. Oft, weil Transfers von außen getätigt wurden und somit Kaderplätze für die Talente verbaute. Auch, weil das Vertrauen der sportlichen Führung bei den Profis nicht gegeben war. Die verschenkte Zweitliga-Saison 2018/19 ohne ein einziges gefördertes Talent lastete zuletzt schwer auf dem FC. Doch das scheint nun vorbei. Die Zeichen könnten nicht deutlicher sein: Nach Darko Churlinov am ersten Spieltag debütierten in den letzten Wochen auch Noah Katterbach, Ismail Jakobs und zuletzt Jan Thielmann für den FC in der Bundesliga. „Das Leistungsprinzip steht über allem – und das ist altersunabhängig“, sagte Sportchef Heldt am Donnerstag. „Wenn ein 17-Jähriger die nötige Leistung bringt, hat er genau die gleiche Berechtigung zu spielen wie ein 30-Jähriger. Die Leistung ist der oberste Gradmesser. Und damit ist auch klar: Jeder Spieler kann es selbst beeinflussen.“ ...
Unterschiedlicher als in Köln und Bremen könnten die Gemütslagen derzeit wohl kaum sein. Der FC bewies nach dem leidenschaftlichen 2:0-Derbysieg gegen Leverkusen erneut große Moral, gewann in Frankfurt nach 0:2-Rückstand noch 4:2. Den Abstiegskampf haben die Kölner angenommen! In der Tabelle zog der FC durch den Erfolg an Werder vorbei, das bei der 0:5-Heimpleite gegen Mainz einen unterirdischen Auftritt ablieferte. "Für so ein Spiel brauchst du eigentlich gar keinen Trainer", konstatierte ein ratloser Florian Kohfeldt, der in Bremen trotz des Debakels weiterhin nicht zur Disposition steht. Das Team aber wurde von Geschäftsführer Frank Baumann scharf angezählt. Liefert Werder in Köln mehr Gegenwehr? Sonst droht gar Platz 17 unterm Weihnachtsbaum. Ehizibue wird bei Köln nach verbüßter Gelbsperre die rechte Seite wieder besetzen. Ansonsten besteht wenig Grund, die Formation zu ändern. Wird Bremens Bargfrede rechtzeitig gesund, dürfte er mit Sicherheit in der Startelf stehen. Groß könnte für Veljkovic verteidigen. Ansonsten bleiben praktisch keine ernsthaften Änderungsmöglichkeiten.
1. FC Köln und Werder Bremen Krisenbewältigung ganz anders
Vor dem Kellerduell zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen schält sich ein völlig unterschiedlicher Umgang mit der Krise heraus. Während Werder mit Kontinuität nicht aus der Talsohle kommt, scheint der FC mit Rochaden im Vorteil. Markus Gisdol hatte die Stirn sofort in Falten gelegt. Werder Bremen ein dankbarer Gegner? Diese These ging dem Trainer des 1. FC Köln vor dem Kellerduell (Samstag 15.30 Uhr) zu weit. Seine Devise vor dem Aufeinandertreffen der auf Tabellenplatz 15 gesprungenen Rheinländer und den auf den Relegationsrang abgerutschten Bremern: "Schlau sein, Kopf einschalten." Und das gute Gefühl mitnehmen: Der dritte Sieg in Folge würden sich wie eine vorgezogene Bescherung anfühlen. Der Derbysieg gegen Bayer Leverkusen (2:0) und der Auswärtserfolg bei Eintracht Frankfurt (4:2) fühlen sich wie eine Auferstehung für den schon totgesagten Effzeh an, der mit 17 Punkten überwintern könnte.
Anders die Stimmungslage beim SV Werder, wo Florian Kohfeldt fast schon fleht: "Ich will mit einem einigermaßen guten Gefühl in die Winterpause gehen." Die Grün-Weißen müssen nach drei nicht erstligareifen Auftritten gegen Paderborn (0:1), bei den Bayern (1:6) und gegen Mainz (0:5) um die Bundesligazugehörigkeit fürchten, die bislang nur von einer Abstiegssaison (1979/80) unterbrochen wurde. Damals war die Rückversetzung in die Zweite Bundesliga Nord ein Segen, um unter Otto Rehhagel eine Erfolgsära einzuläuten. Vier Jahrzehnte später wäre das wegen der gewaltigen Einbußen bei den Einnahmen unmöglich. Beide Traditionsvereine streben mit unterschiedlicher Herangehensweise nach dem Ligaerhalt. Es schält sich ein unterschiedlicher Umgang mit der Krise heraus - ohne dass sich daraus gleich ein Königsweg ableiten ließe. Der notorisch unruhige 1. FC Köln hat bereits die sportliche Leitung getauscht: Die Inthronisierung des sehr erfahrenen Gisdol und des neuen Sportdirektors Horst Heldt war insofern eine Befreiung, weil beiden die fehlerhafte Kaderplanung des Sommers nicht angelastet werden konnte.
Der für seine Kontinuität bekannte SV Werder weigert sich, bei Trainer und Manager Tabula rasa zu machen. Noch zweifelt Aufsichtsratschef Marco Bode nicht an den tief im Verein verwurzelten Florian Kohfeldt und Frank Baumann, obwohl beide sich in der Leistungsstärke des Kaders mächtig getäuscht, die Ziele zu hoch gesteckt, den Verlust von Max Kruse kleingeredet und die Lage lange schöngefärbt haben. Baumann scheint sogar sein Schicksal an Kohfeldt zu knüpfen, so überzeugt ist er von seinem Trainer. Unterschiedlich gehen beide Trainer mit den Spielern um. Spötter behaupten in Köln, die Ersatzbank sei unter Gisdol prominenter besetzt als die Startelf. Modeste, Terodde oder Höger sind nur noch Ersatz. Dafür standen zuletzt Thielmann (17), Katterbach (18 ), Jakobs (20) und Bornauw (20) auf dem Rasen. "Die Jungen bringen frisches Blut", sagt der Coach, der damit den Konkurrenzkampf schürt. "Wir werden uns jetzt nicht hinten reinstellen. Aber wir werden darauf eingehen, was uns in den letzten Wochen Probleme bereitet hat", erklärt Kohfeldt. Und wenn der Zweck alle Mittel heiligt. Gisdol setzt auch hier auf den Gegenentwurf: "Ich schaue nicht auf die Tabelle. Mir ist wichtig, dass wir vernünftig Fußball spielen."
Drei Sonntagsspiele in Folge Ungewohnter Anpfiff in Paderborn
Die DFL hat die Spieltage 22 bis 28 fest terminiert und damit den Spielplan der Bundesliga-Saison 2019/20 bis in den April hinein festgezurrt. Für den 1. FC Köln kommt es zu einer kuriosen Konstellation: Die Spieltage 20 bis 22 bestreiten die Geissböcke allesamt sonntags. Darüber hinaus findet der 25. Spieltag nicht zur gewohnten Uhrzeit statt. Alle fixierten Spiele in der Rückrunde:
18. Spieltag: Samstag, 18. Januar 2020, 15:30 Uhr 1. FC Köln – VfL Wolfsburg
19. Spieltag: Freitag, 24. Januar 2020, 20.30 Uhr Borussia Dortmund – 1. FC Köln
20. Spieltag: Sonntag, 2. Februar 2020, 15.30 Uhr 1. FC Köln – SC Freiburg
21. Spieltag: Sonntag, 9. Februar 2020, 15.30 Uhr Borussia Mönchengladbach – 1. FC Köln
22. Spieltag: Sonntag, 16. Februar 2020, 15.30 Uhr 1. FC Köln – FC Bayern München
23. Spieltag_ Samstag, 22. Februar 2020, 15.30 Uhr Hertha BSC – 1. FC Köln
24. Spieltag: Samstag, 29. Februar 2020, 18.30 Uhr 1. FC Köln – FC Schalke 04
25. Spieltag: Freitag, 6. März 2020, 20.00 Uhr SC Paderborn – 1. FC Köln
26. Spieltag: Samstag, 14. März 2020, 15.30 Uhr 1. FC Köln – 1. FSV Mainz 05
27. Spieltag: Samstag, 21. März 2020, 15.30 Uhr 1. FC Köln – Fortuna Düsseldorf
28. Spieltag: Samstag, 4. April 2020, 15.30 Uhr TSG Hoffenheim – 1. FC Köln
Hinrundenfinale des FC gegen Werder Den Zwischensprint vergolden
Zum Abschluss der Hinrunde empfängt der 1. FC Köln den SV Werder Bremen. Durch die beiden Siege zuletzt hat sich der FC in eine gute Ausgangsposition manövriert, um die erste Saisonhälfte gut abzuschließen. Sechs Punkte aus zwei Spielen – das hatten beim 1. FC Köln nur die wenigsten erwartet. Nach den beiden Erfolgen gegen Leverkusen und Frankfurt machte der FC nicht nur einen Sprung in der Tabelle, auch das Selbstvertrauen, das zuletzt so arg gelitten hatte, ist bei den „Geißböcken“ innerhalb von nur wenigen Tagen angestiegen. Im Fußball kann es eben manchmal ganz schnell gehen, bisweilen entscheiden auch Kleinigkeiten. Es war beileibe nicht so, als hätte Markus Gisdols Mannschaft in den vergangenen 180 Minuten beide Gegner dominiert. Vielmehr waren es eine stabilere Grundordnung als noch zuvor und eben auch das nötige Momentum, die für die veränderten Dynamiken in den Spielen verantwortlich waren. Passende personelle Anpassungen jeweils nach einer Stunde in beiden Spielen trugen ebenfalls dazu bei, dass der FC zwei späte Siege feiern konnte.
Gegen Bremen dürfte mit Yuya Osako ein Stürmer auf die Kölner Abwehr warten, der sich immer wieder zwischen die Linien fallen lässt und dort am Kombinationsspiel teilnimmt. Hier wird entscheidend sein, wie die Läufe des Japaners aufgenommen werden. Der Moment der Übergabe zwischen Innenverteidigung und Sechser erfordert viel Kommunikation, um dem ehemaligen Kölner nicht zu viel Zeit zu ermöglichen, damit er beispielsweise Pässe in die Tiefe zu Rashica spielen kann. Dass der FC in einem Duell mit Bremen als formstärkere Mannschaft ins Rennen gehen würde, war vor wenigen Wochen noch nicht zu erwarten, die fußballerische Realität spricht aber eine andere Sprache. Mit einem Erfolg und dann 17 Punkten wäre eine gute Ausgangslage für das Jahr 2020 geschaffen, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.
FC plant Sieg-Hattrick Gisdol und Heldt wollen Fans gegen Werder bescheren
Seine Jacke leuchtet so rot wie der Mantel des Weihnachtsmanns. Doch statt Geschenken möchte Markus Gisdol einen Sack voll Punkte unterm Weihnachtsbaum haben. Mit den beiden Siegen gegen Leverkusen (2:0) und Frankfurt (4:2) sprang der Trainer des 1. FC Köln mit seiner Mannschaft erstmals wieder von den Abstiegsrängen. Mit einem Dreier gegen Werder Bremen (Sa., 15. 30 Uhr) wäre der Anschluss ans Mittelfeld wieder hergestellt. Wer hätte noch vor einer Woche gedacht, dass sich die Dinge so schnell drehen können. Vor dem rheinischen Derby gegen Leverkusen herrschte die große Tristesse. Doch mit dem 2:0-Erfolg über Bayer und noch mehr mit dem fulminanten 4:2-Comeback-Sieg in Frankfurt ist die Zuversicht zurück – und nun kommen die kriselnden Bremer (1:6 in München, 0:5 gegen Mainz) ins Rhein-Energie-Stadion. Kaum zu glauben, aber wahr: Zum ersten Mal seit dem Spiel gegen Paderborn (3:0 am 20. Oktober) geht der 1. FC Köln sogar leicht favorisiert in eine Partie.
Doch Sportchef Horst Heldt mahnt: „Wir müssen höllisch aufpassen. Das wird kein Selbstläufer, nur weil Werder dreimal verloren hat. Die Mannschaft hat Qualität.“ Aber die Begeisterung bei den Fans ist zurück, das Stadion wird wieder bis auf den letzten Platz gefüllt sein und das will Heldt nutzen. „Wir sind restlos ausverkauft, es gibt immer mehr Anfragen nach Karten. Die Fans merken, dass die Mannschaft unbedingt will, jeder möchte ins Stadion kommen. Das müssen wir wieder ausleben, der Funke muss wieder überspringen. Im letzten Heimspiel vor Weihnachten wäre das wichtig. Die Mannschaft saugt das auf, das hilft in schwierigen Phasen. Auch in Frankfurt war das so“, sagt der Manager. Dann hätte Gisdol die FC-Fans in seinen ersten Wochen reich beschenkt. Mit einem Erfolg über Bremen würde man sich vor den Feiertagen ein kleines Polster auf die Abstiegsränge erarbeiten. Nicht unwichtig, da Düsseldorf mit Union und Paderborn mit den kraftlosen Frankfurtern am Sonntag durchaus lösbare Aufgaben haben.
Baumann nimmt Werder-Profis in die Pflicht "Es geht darum, elf oder 14 Spieler zu finden..."
Scharf hatte Frank Baumann die Mannschaft nach dem 0:5 gegen Mainz kritisiert. Im Vorfeld der Partie in Köln gab es weitere unmissverständliche Worte des Werder-Geschäftsführers. "Es geht darum, elf oder 14 Spieler zu finden, die am Samstag am ehesten in der Lage sind, eine Reaktion zu zeigen. Alles andere zählt dann nicht." Klare Ansage von Frank Baumann vor dem Bremer Auftritt beim 1. FC Köln, der nach Werders 0:5-Klatsche gegen Mainz mit dem eigenen 4:2-Sieg in Frankfurt in der Tabelle an den Norddeutschen vorbeigezogen ist. Nach seiner etwas emotionaleren Einschätzung der Lage unmittelbar nach dem Mainz-Spiel beschreibt der Manager ruhig und bestimmt, welche Defizite die Mannschaft aktuell aufweist und welche Verbesserungen nötig sind. Neben dem bisweilen herrlichen Kombinationsfußball der Vorsaison fehlen dem ehemaligen Nationalspieler eindeutig auch Einsatz und eine gewisse Körperlichkeit im Auftreten. "Wenn Spieler, die diese Aggressivität vorleben, nicht zur Verfügung stehen, fehlt ein Element der Mannschaft", so Baumann. Deswegen müsse man auch im Hinblick auf tiefere Analysen in der Winterpause "immer wieder neu bewerten und schauen, was gegebenenfalls verändert werden muss".
Als Sofortmaßnahme fordert Baumann von der Mannschaft "Leidenschaft, den Mut, sich zu wehren, und die Zielstrebigkeit zum Tor". Einfach ausgedrückt: "Alles, was wir am Dienstag vermissen haben lassen, müssen wir am Samstag auf den Platz bringen." Dazu gehört unter anderem die zuletzt fehlende "Geilheit zum Erfolg" und das konsequente Verteidigen des eigenen Tores. Vor allem Letzteres wird in der noch laufenden Saison enorm wichtig sein, um die Klasse zu halten. Denn sollten die Bremer in den kommenden Begegnungen vor allem defensiv so agieren wie jüngst gegen Mainz, dürfte es schwierig werden, sich gegen die Konkurrenten durchzusetzen. Werders Plus: Auch in der Krise erwecken die Macher Baumann und Trainer Florian Kohfeldt nicht den Eindruck, dem Aktionismus zu erliegen. Motto: Auf dem Relegationsplatz zu stehen, wünscht sich niemand. Das derzeitige Tabellenbild schärft aber auch den Blick darauf, es in Zukunft wieder besser hinbekommen zu müssen. Wenn die von Baumann geforderten 14 Spieler mit richtiger Einstellung ans Werk gehen, soll es möglich sein, Zählbares aus Köln mitzunehmen und somit den drittletzten Rang noch vor Weihnachten auch wieder zu verlassen.
Kritik an China und hausinterne Kabale gefährden die Bundesliga-Expansion auf dem asiatischen Markt. Bisher hat es noch keine Anweisung der kommunistischen Partei-Führung an den Sender PPTV gegeben, die Übertragungen des 17. Spieltags der Fußball-Bundesliga aus dem Programm zu nehmen, aber im Kölner Geißbockheim herrschte am Freitag immer noch bange Sorge, ob nicht doch der größte anzunehmende Unfall eintritt. Den Verantwortlichen des 1. FC Köln ist es äußerst unangenehm, dass ihre hausinterne Kabale die Expansion der Bundesliga auf dem sagenhaften asiatischen Markt gefährden könnte, und so hoffen sie nun, dass die Chinesen einen Unterschied machen zwischen Mesut Özil und Stefan Müller-Römer. Tatsächlich haben beide nicht viel gemeinsam: Der eine ist ein Weltstar des Fußballs mit Fangemeinde auf allen Kontinenten. Der andere ist Rechtsanwalt mit Kanzlei im Kölner Agnesviertel, den man wegen seiner Funktionärstätigkeit beim FC zwar in Ehrenfeld, Raderthal, Esch, Pesch und Kalk kennt, aber schon jenseits der Stadtgrenzen eher nicht. Deshalb erreichten den Klub während der Woche Fragen aus der Zentrale der DFL in Frankfurt, wer dieser Müller-Römer sei, und wie man seine schrillen Äußerungen zu deuten habe.
Eines hat der Kölner Jurist nämlich doch gemeinsam mit dem prominenten Profi aus London. Wie Özil hat auch Müller-Römer die Verhältnisse in China kritisiert. Während Özil per Twitter auf das Schicksal der unterdrückten Uiguren hinwies und die Solidarität der Muslime einforderte, ging Müller-Römer im Kölner Stadt-Anzeiger in die Vollen: In China werde "ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut, wie ihn sich Orwell nicht schlimmer hätte ausdenken können", Menschenrechte würden "in massiver Form missachtet". Was ihn folgern ließ: "Als gemeinnütziger Verein können wir eine so totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen." Nebenbei äußerte Müller-Römer die Ansicht, dass "unsere Wirtschaftsführer in Teilen völlig naiv" seien, weil sie sich bei ihren vielfältigen Geschäften von den Chinesen ausnutzen ließen. Özil wurde wegen seiner Kritik von Peking quasi zur unerwünschten Person erklärt, man löschte ihn aus einem prominenten Videospiel. Müller-Römer kommt zwar in keinem Videospiel vor, dafür haben die Kölner einen Shitstorm in den sozialen Medien empfangen. Für Beunruhigung sorgte überdies ein, wie es heißt, "weltweites Medienecho". Aus rheinischer Lokalpolitik ist ein kleines Stück Weltpolitik geworden.
Müller-Römer wäre wahrscheinlich nicht beleidigt, wenn man ihn als hartnäckigen Unruhestifter bezeichnete, Harmoniestreben gehört nicht zu seinen Eigenheiten. Bisher beschränkte sich sein Wirken auf die Vereinspolitik, unter anderem sorgte er mit dem Mitgliederrat für die Formierung und Einsetzung des seit September amtierenden Vorstandes und - unter anderem - dafür, dass ein Interessent wie der prominente CDU-Politiker Bosbach nicht kandidierte. Ruhe und Frieden haben sich daraus für den FC nicht ergeben. Der neue Vorstand ist vor Erreichen der 100-Tage-Marke wegen Unstimmigkeiten auseinandergefallen, und dass Müller-Römer jetzt von seinem Wunsch-Präsidenten Wolf öffentlich zurechtgewiesen wurde, zeugt von den chronisch konträren Beziehungen in der Vereinsführung. Nun drohen die Kölner Wirren sogar auf die Geschäfte der gesamten Bundesliga überzugreifen, denn China ist das Kerngebiet des sagenhaften asiatischen Marktes. Neben den USA ist das Land der wichtigste Auslandspartner, viele Klubs unterhalten Büros in China, allein der laufende TV-Vertrag bringt der Liga binnen fünf Jahren 250 Millionen Euro. Einstweilen jedoch gibt es keine Direktiven aus Peking, die Partie zwischen Köln und Bremen steht weiter im Programm - ein Spitzenspiel im Kampf gegen den Abstieg, mit dem sich der FC auch noch beschäftigen muss.
Martin Schulz im Interview „FC-Rückzug beeindruckt China nicht“
Martin Schulz war bis Anfang Oktober Beiratsmitglied des 1. FC Köln. Im Herbst 2018 stellte er den Kontakt zu Pharma-Milliardär Yuhui Shu her, dem damaligen Boss des Klubs Tianjin Quanjian, um Stürmer Modeste aus China zurück nach Köln zu holen. Herr Schulz, der 1. FC Köln hat von einem Engagement in China Abstand genommen. Stefan Müller-Römer erklärte das damit, dass in China ein totalitärer Überwachungsstaat aufgebaut werde und der Verein eine brutale Diktatur nicht unterstützen dürfe. Hat er Recht? Martin Schulz: "Dass China eine Diktatur und ein totaler Überwachungsstaat ist, trifft zu. Ob man die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen aber durch den Ausstieg des 1. FC Köln aus einer Sportkooperation beenden kann, bezweifle ich sehr stark." Sie haben aus ihrer Zeit als EU-Parlamentspräsident und SPD-Chef gute Kontakte nach China und sollen dem FC auch bei dem Projekt einer Jugend-Akademie in Shenyang geholfen haben. Schulz: "Ich habe den FC nicht beraten, aber ich kenne den Vorgang aus meinen früheren politischen Tätigkeiten. Die Vereinbarungen zwischen Angela Merkel und Xi Jinping über eine intensivere Sport- und Fußballkooperation waren auf deutscher Seite von der Idee inspiriert, dass Sportprojekte aus demokratischen Ländern immer auch zur Verbesserung der Lage der Menschen in Diktaturen führen. Ich habe diese Idee immer unterstützt."
Was halten Sie denn nun vom Rückzug des 1. FC Köln? Schulz: "Ich finde die idealistische Haltung ehrenwert, aber Sport und Politik sind zwei verschiedene Dimensionen. China ist ökonomisch und politisch eine Weltmacht. China zu motivieren, Menschenrechte sowie soziale und ökologische Standards stärker zu respektieren, ist eine Aufgabe der Europäischen Union. Nur ein Beispiel: Wenn chinesische Waren nach Europa kommen sollen, kann die EU sehr wohl politische Bedingungen aussprechen. Der Rückzug des FC aus einer Sportkooperation aber wird die Chinesen nicht beeindrucken." Vergibt der FC sportlich wie wirtschaftlich Chancen dadurch, dass er die Kooperation auf Eis legt? Schulz: "Ich halte es vom Grundsatz her für falsch, Politik auf die Vereinsebene zu ziehen. Man muss noch mal den Blick zurück richten: Der 1. FC Köln ist wegen seiner vorbildlichen Jugendarbeit in die Liste der Vereine für Projekte in China aufgenommen worden. Statt das Augenmerk darauf zu lenken, wird jetzt eine politische Debatte geführt, bei der ich nicht sehen kann, wie sie dem FC nutzt. Es ist klar, dass nun andere Vereine wie Bayern, Dortmund oder Gladbach die Lücke schließen werden."
Sie finden den Schachzug also nicht sehr gelungen? Schulz: "Wenn man einseitig aussteigt, wäre es angeraten, sich mit den anderen beteiligten Klubs vorher abzustimmen. Das ist offensichtlich nicht geschehen. Meine Erfahrung lehrt mich: Ein solch ruckartiges Ausscheren aus langfristigen Vereinbarungen führt zu einem Vertrauensverlust, der nur schwer reparabel ist. Es ist ja bekannt, dass das Projekt auch ein interessantes Joint Venture mit BMW war. Man kann nur hoffen, dass dem Verein kein strategischer und finanzieller Nachteil erwächst." Wenn man der Logik von Herrn Müller-Römer folgt: Müsste dann, zugespitzt gesagt, die Stadt Köln nicht auch ihre Partnerschaft mit Peking aufkündigen? Schulz: "Das ist ja das Bizarre daran. Gerade die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Peking führt zu riesigen positiven Einflussmöglichkeiten. Im Umgang mit China muss das Prinzip „Wandel durch Annäherung“ gelten. Das war das Motto der erfolgreichsten Phase der deutschen Außenpolitik in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts." Was sagt das Vorgehen der Vereinsspitze eigentlich über das Machtgefüge des 1.FC Köln aus? Schulz: "Ich habe in die inneren Strukturen des 1. FC Köln keinen Einblick. Die Distanzierung der Vereinsführung von der Äußerung des Herrn Müller-Römer zeigt aber, dass es unterschiedliche Strömungen im Verein gibt."
Glücksbringer von der Insel Englische FC-Fans fuhren 1000 km für den Derbysieg
„Üvverall jitt et Fans vum FC Kölle“ – das weiß man nicht nur in den 86 Kölner Veedeln, sondern offenbar auch weit über die Grenzen der Domstadt hinaus. Beispielsweise im Mutterland des Fußballs: Die „Sportschau“ hat jetzt zwei Engländer vorgestellt, die sich in den letzten Jahren zu FC-Fans entwickelt haben und immer wieder von der Insel an den Rhein reisen. Brian Shotton aus Ashington im Nordosten Englands und Stuey Nichols aus Barrow-in-Furness im Nordwesten müssen bei der Anreise über den Ärmelkanal eine Strecke von rund 1000 Kilometern auf sich nehmen. Am vergangenen Wochenende lohnte sich der weite Weg ganz besonders, als beide den Derbysieg über Bayer Leverkusen (2:0) im Rhein-Energie-Stadion erlebten. Ihr erster Besuch in Müngersdorf, ein Zweitligaspiel gegen den FSV Frankfurt (2:0), liegt sechs Jahre zurück. „Da habe ich schon diese Emotion, diese Leidenschaft im Stadion gespürt und gedacht: Das ist mein Ding“, beschreibt Brian seine Liebe zum FC.
Für Stuey stehen die Bundesliga und speziell das Stadion-Erlebnis beim FC im Kontrast zur sportlich enteilten, aber auch extrem kommerzialisierten heimischen Liga: „Ich habe es satt, wie die Premier League sich entwickelt hat. Es geht immer nur um Geld. Anders als in Deutschland, da gehören die Klubs den Menschen, es gibt hier noch einen echten Gemeinschaftssinn.“ Die gute Stimmung und vor allem die Stehplätze seien weitere Argumente für Engländer, für den Fußball nach Deutschland zu reisen. Auch Brian genießt den „authentischen Fußball auf den Stehplätzen.“ Beim 1. FC Köln hat man das steigende Interesse von der Insel bereits registriert: „Wir haben in den letzten fünf Jahren ungefähr 50 Prozent mehr Mitglieder aus England oder Großbritannien. Die Atmosphäre ist eben in vielen Stadien in der Bundesliga besser oder anders“, erklärt Tobias Kaufmann, Leiter der Medien- & Kommunikationsabteilung beim FC, im Sportschau-Bericht. Auch andere Traditionsklubs wie der FC St. Pauli erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei Fans aus dem Ausland.
Der ehemalige Köln-Manager Armin Veh hat über seine Zukunftspläne und die Chancen des 1. FC Köln auf den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga gesprochen. "Ich möchte keinen Job mehr, wo ich an erster Stelle stehe. Ganz vorne zu stehen, nagt an einem, diese Zeit fliegt weg - und ich bin ganz schnell 70", erklärte Veh in der Augsburger Allgemeine. Der 58-Jährige betonte aber: "Weil man so etwas aber nie zu 100 Prozent sagen kann und die Journalisten einem eine solche Aussage später unter Nase halten, wenn es doch anders kommt, sag ich: zu 95 Prozent." Seinem letzten Arbeitgeber, dem 1. FC Köln, traut er den Klassenerhalt zu. "Die Mannschaft ist absolut bundesligatauglich. Davon bin ich überzeugt." Auch zum Thema Videobeweis äußerte sich Veh und sagte: "Grundsätzlich war ich ja ein Freud der Videotechnik, doch mittlerweile kommen auch bei mir Zweifel auf." Und weiter: "Die Umsetzung erfolgt nicht so, wie das sein sollte, das macht den Fußball jetzt auch nicht gerechter. Das Beste wäre meiner Meinung nach, den Videobeweis wieder abzuschaffen." Veh unterstützt die These, dass bei den Schiedsrichtern dadurch auch im Spiel die Konzentration nachlasse: "Die Zahl der Fehler ist gestiegen", sagte er. "Denn die Schiedsrichter wissen ja, da sitzt einer in Köln, der mich korrigieren kann."
Rafael Czichos im Interview: „Der Sprung zu Werder war einfach nicht drin“
Vor dem 17. Spieltag geht es um den 1. FC Köln und ein Interview mit FC-Profi Rafael Czichos. Seine Helden hießen Marco Bode, Dieter Eilts und Bruno Labbadia. Wie bei vielen Jungs damals. Rafael Czichos war Werder-Fan durch und durch – sogar nachts. Der 29-Jährige, der heute für den 1. FC Köln verteidigt (14 Saisoneinsätze, ein Tor), schlief als Kind in grün-weißer Bettwäsche. Bis zu seinem 20. Lebensjahr lebte er nur wenige Kilometer entfernt vom Weserstadion, doch für Werder Bremen hat der Innenverteidiger nie gespielt. Seine Karriere nahm einen eher ungewöhnlichen Verlauf. In der Jugend wurde er beim FC Verden 04 ausgebildet, dann ging es zum TSV Ottersberg – Herren-Oberliga. Von dort führte sein Weg über die Amateure des VfL Wolfsburg und RW Erfurt zu Holstein Kiel und 2018 nach Köln. Am Samstag trifft Czichos zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf Werder, den Lieblingsclub aus der Zeit vor der Profi-Laufbahn.
Herr Czichis, aufgeregt vor dem Spiel? Czichos: "Klar, das Spiel ist etwas Besonderes für mich. Ich bin in Bremen aufgewachsen. Alle in meiner Familie sind Werder-Fans. Die Ticketanfragen aus der Heimat waren dementsprechend hoch für dieses Spiel (lacht). Ich freu mich drauf." Als Kind haben Sie in Werder-Bettwäsche geschlafen, doch Ihr Talent blieb in der Hansestadt unentdeckt. Warum klappte es nicht bei Werder? Czichos: "Diese Frage wurde mir schon häufig gestellt. Mein Weg in den Profi-Fußball verlief aus heutiger Sicht vielleicht nicht wie im Bilderbuch: Nachwuchsleistungszentrum, Debüt bei den Profis, Bundesliga – das war bei mir alles anders. Der Sprung in den Nachwuchsbereich von Werder war damals einfach nicht drin. Trotzdem ging es für mich Station für Station nach oben, bis in die Bundesliga. Darauf bin ich stolz." Was macht Markus Gisdol, der neue FC-Trainer, anders als Vorgänger Achim Beierlorzer? Czichos: "Diese Vergleiche sind immer mühselig, es geht nicht unbedingt um anders. Jeder Trainer hat seine eigenen Ideen und seine Art, eine Mannschaft zu führen. Was ich sagen kann: Markus Gisdol hat eine klare Linie, er nutzt jedes Training, um mit uns Stück für Stück die Sicherheit und das Selbstvertrauen zu erarbeiten, das in unserer Situation ganz, ganz wichtig ist. Und er hat eine gute Ansprache an die Mannschaft."
Waren der Erfolg im Rhein-Derby gegen Leverkusen und jetzt der unerwartete Dreier in Frankfurt die Wende im Abstiegskampf? Czichos: "Es ist definitiv zu früh, um von der Wende zu sprechen. Wir haben zuletzt sechs Punkte in zwei Spielen geholt. Damit sind wir ebenso wenig gerettet, wie wir nach dem Spiel bei Union abgeschrieben waren. Wichtig war, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, richtig gut umgesetzt haben. Wir haben kompakt gestanden, und zumindest in Leverkusen endlich mal wieder zu null gespielt. Das positive Gefühl müssen wir mit in das letzte Heimspiel nehmen – und mit der gleichen Intensität wie zuletzt reingehen." Kann Köln den Klassenerhalt schaffen und auf Dauer das Image der Fahrstuhlmannschaft ablegen? Czichos: "Das ist unser Ziel – und wir glauben daran, dass wir das schaffen. Aber jedem von uns ist auch bewusst, dass dieser Weg bis zum letzten Spieltag gehen kann." Wie bewerten Sie die Vorstellung Werders in dieser Saison? Czichos: "Nach dem souveränen Verlauf der letzten Saison ist es schon überraschend, dass Werder dieses Jahr noch nicht so richtig in die Erfolgsspur gefunden hat. Mit einem Auge blicke ich natürlich immer darauf, wie es in Bremen läuft. Da waren viele enge Spiele dabei, in denen sie einige Punkte liegen gelassen haben."
Heldts Rolle auf der Bank Kainz gegen Ex-Klub in der Startelf?
Horst Heldt erlebt die ersten Wochen als neuer Sportchef des 1. FC Köln emotional mit. Auf der Ersatzbank war keiner seiner Vorgänger während der letzten Jahre so aktiv und emotional wie der 50-Jährige. Vor der Partie gegen Werder Bremen nahm er seine Rolle mit Humor, hätte aber nichts dagegen, am Samstag wieder zum Jubellauf anzusetzen. Als Jhon Cordoba gegen den FC Augsburg den späten Ausgleich erzielte, sprintete Horst Heldt von der Bank im Jubelrausch zu seinem Stürmer. Als Cordoba zwei Wochen später gegen Leverkusen sogar das 1:0 erzielte, war Heldt wieder einer der ersten Gratulanten beim Kolumbianer. Und als der FC in der Nachspielzeit in Frankfurt das 3:2 hielt und um den Sieg kämpfte, mussten selbst Heldts Mitarbeiter unter dessen Emotionalität leiden. „Ich habe die Co-Trainer beschimpft“, verriet Heldt hinterher. „Als es vier Minuten Nachspielzeit gab und ich nach zwei Minuten gefragt habe, wie lange noch zu spielen ist, hieß es: noch zwei Minuten. Da habe ich den Co-Trainer gefragt: Was ist das denn für eine Uhr?“
Gegen Leverkusen und Frankfurt ging es gut, der FC feierte zwei wichtige Siege im Abstiegskampf. Gegen den SV Werder Bremen wollen die Geissböcke nun erneut punkten, ab liebsten wieder gewinnen. Wie schwer diese Partie werden könnte, ahnen sie alle beim Effzeh. Und so muss Trainer Markus Gisdol überlegen, welche Justierungen in der Startelf für die Partie nötig sein werden. Als sicher gilt, dass Kingsley Ehizibue nach seiner Gelb-Sperre für Benno Schmitz in die Viererkette zurückkehren wird. Florian Kainz hätte sich nach seiner starken halben Stunde in Frankfurt einen Einsatz von Beginn an gegen seinen Ex-Klub verdient. Für den Österreicher müsste Gisdol jedoch entweder Torschütze Ismail Jakobs oder den 17-jährigen Jan Thielmann auf die Bank setzen. Und vorne in der Sturmspitze hat der FC-Coach weiterhin alle drei Optionen, wobei Cordoba erneut die Nase vorn haben dürfte aufgrund seiner Explosivität.
So könnte der FC spielen: Horn – Ehizibue, Bornauw, Czichos, Katterbach – Skhiri, Hector – Kainz, Drexler, Jakobs – Cordoba
Sprachprobleme & Systemopfer Haut Meré im Winter aus Köln ab?
Neue Euphorie nach zwei Siegen in Folge in Köln. Bei Jorge Meré ist die Stimmung hingegen weiter im Eimer. Erst eine Verletzung, dann die Rot-Sperre. Auch danach kam der FC-Verteidiger unter Neu-Trainer Markus Gisdol nicht zum Zug. „Natürlich ist das keine einfache Situation für Jorge. Ich verstehe, wenn er nicht glücklich ist“, sagt Sport-Boss Horst Heldt. Haut Meré im Winter ab? Heldt: „Wir fokussieren uns jetzt auf das Spiel gegen Bremen. Dann gehen alle in den Urlaub und wir beschäftigen uns mit dem Thema Winter-Transfers. Bisher ist kein Spieler mit einem Wechsel-Wunsch auf mich zugekommen.“ Meré besitzt eine Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Mio Euro in seinem Vertrag (läuft bis 2023). Aktuell wohl eher eine utopische Ablöse-Summe. Meré-Interessenten aus Spanien gab es allerdings immer mal wieder. Verrückt: Vor der Saison galt der U-21-Europameister noch als gesetzter Stammspieler. Interessenten wie Ajax Amsterdam bügelte Köln damals direkt ab. Und jetzt? Meré kommt beim FC am Innenverteidiger-Duo Czichos/Bornauw nicht vorbei. Die Dreier-Kette, in der er sich sehr wohl fühlt, lässt Gisdol nicht spielen. Dazu hat Meré weiterhin große Sprach-Probleme. Heldt: „Jorge hat sehr viel Qualität. Derzeit machen die anderen beiden Innenverteidiger, Rafael Czichos und Sebastian Bornauw, ihre Sache aber unfassbar gut.“ Zu gut für Millionen-Mann Meré.
„Mach et, Hotte“ Ordenewitz wünscht Heldt das Beste, aber...
126 Partien und 39 Treffer für den 1. FC Köln, 164 Spiele und 44 Tore für Werder Bremen: Frank Ordenewitz (54) hat in beiden Klubs Spuren hinterlassen. Berühmt wurde er durch Erich Rutemöllers Spruch „Mach et, Otze!“ Um eine Gelbsperre im Pokal-Finale zu vermeiden, provozierte Ordenewitz 1991 auf Geheiß des Trainers einen Platzverweis im Halbfinale gegen Duisburg (3:0). Ordenewitz wurde fürs Finale gesperrt, der FC verlor mit 4:5 n.E. - gegen Bremen. Es ist für mich ein ganz besonderes Spiel am Samstag. Schade, dass ich es mir nicht live anschauen kann. Ich hatte eine Einladung für das Spiel, aber ich musste leider absagen, weil ich im Urlaub an der Nordsee bin. Ich wäre gerne noch mal im Stadion, um die einzigartige Atmosphäre mitzuerleben. Ich habe nur die besten Erinnerungen an meine Kölner Zeit. Der FC war die schönste Station meiner Karriere. Auch als Nicht-Kölner geht mir immer noch das Herz auf, wenn ich den Dom sehe. Ich habe noch viele Freunde dort und feiere noch regelmäßig Karneval.
Zuletzt habe ich Erich Rutemöller bei einem U21-Spiel im Franz-Kremer-Stadion getroffen. Es war toll ihn wiederzusehen und ich freue mich, dass es jetzt so gut läuft. Daran hat sicherlich auch mein alter Weggefährte Horst Heldt großen Anteil. Wir hatten eine tolle Zeit Anfang der 90er zusammen. Wir haben leider keinen Kontakt mehr, aber ich wünsche ihm eine tolle FC-Zukunft. Seit er das Ruder übernommen hat, geht es steil bergauf. Die Siege gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt waren enorm wichtig für die Stimmung im Umfeld. Mit den sechs Punkten haben sie sich wieder ordentlich in Stellung gebracht. Mit diesem Rückenwind sind sie für mich gegen Werder sogar der Favorit. Sie spielen zu Hause und können sich dort auf ein fantastisches Publikum verlassen, was sie nach vorne peitschen wird. Und Werder? Ich mache mir aktuell Sorgen um meinen Verein. Ich hoffe, dass Florian Kohfeldt mit der Mannschaft da rauskommen wird. Weil ich glaube, dass Werder die Punkte nötiger hat, hoffe ich am Samstag auf ein 2:1 für Bremen. Danach drücke ich dem FC natürlich wieder die Daumen.
Marktwert-Check: Modeste großer Verlierer Katterbach geht durch die Decke
Eine Saison ohne Abstiegssorgen sollte es für den FC werden und entsprechend hoch wurden die FC-Kicker noch im Sommer auf dem Markt bewertet. Nun aber fließt die sportliche Misere in die Bewertung des Branchenportals Transfermarkt.de ein – und das zieht die Werte von so einigen FC-Kickern tief in den Keller. Allen voran bei Anthony Modeste, der im Sommer noch mit einem Marktwert von rund sieben Millionen Euro bewertet wurde. Aber steigendes Alter und fehlende Tore reißen die Zahl nach unten. Vier Millionen Euro sind noch übrig, das Minus beträgt satte 42,9 Prozent! Bitter auch das Minus bei Ellyes Skhiri: Der Tunesier wurde im Sommer noch auf 12 Millionen Euro taxiert. Sicher ein Stück zu hoch, der FC zahlte ja auch lediglich rund sechs Millionen Euro für den Nationalspieler. Inzwischen ordnet Transfermarkt.de den defensiven Mittelfeldspieler bei 8,5 Millionen Euro ein. Ein Minus von 29,2 Prozent.
Ebenfalls deutlich an Wert verloren haben Jorge Meré (von 10 auf 8,5 Mio./-15%), Jhon Cordoba (von 6,5 auf 5,5 Mio./-16,7%) und Timo Horn (von 6 auf 5 Mio./-15,4%). Aber es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Das Einbinden von jungen Talenten schafft Werte. So explodierte der Wert von Noah Katterbach auf 2,5 Millionen Euro – eine Steigerung um 177 Prozent. Der Außenverteidiger wurde gerade von Jan Thielmann als jüngster eingesetzter Profi abgelöst. Thielmann steigt mit einem Marktwert von 250 000 Euro ein – aber auch er dürfte, wenn er die Leistungen bestätigt, bald noch weiter steigen.
Wirbel um China-Ausstieg des 1. FC Köln Analyse: Wirtschaft vs. Wahrheit
Die Wahrheit auszusprechen, kann nicht schlecht sein. China sollte lernen, damit klar zu kommen, bekommt stattdessen aber den Kniefall deutscher Anzugträger. Dabei sind die ohnehin machtlos. Ob Guardian, Bangkok Post, Global Times, Spiegel, oder Süddeutsche Zeitung, Martin Schulz oder chinesisches Außenministerium – der Ausstieg des 1. FC Köln aus seinem Engagement in China schlägt national wie international weiter hohe Wellen. Am Mittwochmorgen hatte der Kölner Stadtanzeiger zuerst berichtet, dass der Traditionsclub vom Rhein sein Engagement im „Reich der Mitte“ einstellen würde. FC-Präsident Werner Wolf erklärte den Schritt mit der prekären sportlichen Situation der „Geißböcke“ und dem Mangel an personellen Kapazitäten. Einst hatte der Bundesligist in einem Joint Venture mit BMW Brilliance angestrebt, eine Fußballschule in China zu betreiben. Rund 1,8 Mio. Euro hätte der Schritt nach Fernost dem Verein wohl fortan jährlich eingebracht. Auf diese Einnahmen verzichtet man am Rhein nun freiwillig.
Das allein hätte vermutlich bereits für Aufmerksamkeit gereicht: China und sein Engagement im Fußball standen durch die Kritik von Ex-Nationalspieler Mesut Özil am Schweigen muslimischer Länder zur Unterdrückung der Volksgruppe der Uiguren ohnehin bereits im Blickfeld internationaler Medien. Dass Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Mitgliederrats des 1. FC Köln, es nicht bei der ohnehin wenig überzeugenden Erklärung des Vereinspräsidenten beließ, sondern ebenfalls im KStA mit deutlichen Worten erklärte, welche Gründe für ihn maßgeblich für den Entschluss waren, feuerte die Berichterstattung aber erst so richtig an...
An diesem Wochenende steht der 17. Spieltag in der Bundesliga an und mit dieser Runde endet auch die erste Saisonhälfte. Am Rhein kommt es um 15:30 Uhr zu einem absoluten Abstiegskrimi. Der 1. FC Köln empfängt den SV Werder Bremen. Wenn der 15. auf den 16. trifft, geht es wie so oft um alles. Köln hat sich nach einer bis dato vollkommen verkorksten Hinrunde wieder ein wenig gefangen. Durch zwei Siege am Stück steht der FC seit einer gefühlten Ewigkeit endlich nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Ganz anders sieht es dagegen bei den Bremern aus. Die Männern von der Weser rutschten nach zwei üblen Klatschen von den Bayern und Mainz auf dem Relegationsplatz ab. Umso wichtiger ist die kommende Partie für Bremen und insbesondere auch für Trainer Florian Kohfeldt. Wie schnell sich die Stimmung innerhalb weniger Monate ändern kann, zeigt derzeit der SV Werder Bremen. Eigentlich wollten die Bremer in dieser Spielzeit wieder Kurs auf die internationalen Plätze nehmen, doch die bittere Wahrheit sieht ein wenig anders aus. Nach 16 Spieltagen haben die Grün-Weißen nur magere 14 Pünktchen erspielen können und auch die letzten Spiele machen nicht gerade Hoffnung, dass in den nächsten Wochen Besserung zu erwarten ist.
Manchmal braucht ein Trainer auch ein wenig Zeit, bevor seine Spielidee von allen Akteuren verinnerlicht wird. So scheint es derzeit auch beim 1. FC Köln zu laufen. Die Rheinländer spielten eine unfassbar dürftige Hinrunde und für Trainer Achim Beierlorzer, welcher erst zu Saisonbeginn vorgestellt wurde, war bereits nach ein paar Spieltagen Schluss. Als neuer starker Mann hat der FC Markus Gisdol installiert. Dieser erwischte wahrlich keinen Start nach Maß und ging aus den ersten drei Spielen als Cheftrainer mit nur einem Punkt raus. Mittlerweile scheint sich die Stimmung beim Aufsteiger wieder deutlich gedreht zu haben. Natürlich haben die zwei Siege in Folge da auch ihren Anteil daran. Vergangenes Wochenende gewannen die Kölner das Derby gegen die Werkself aus Leverkusen mit 2:0 und unter der Woche legte der FC beim 4:2 gegen die Eintracht aus Frankfurt eindrucksvoll nach. Damit rangiert Köln derzeit mit 14 Punkten auf dem 15. Platz. Im Hinblick auf die kommende Partie deutet nun alles auf einen Sieg der Kölner hin und wir rechnen mit einem Erfolg des Aufsteigers.
1. FC Köln gegen Bremen Gisdol ändert die Startelf auf einer Position
Der 1. FC Köln ist zurück in der Erfolgsspur! Die Siege gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt haben das Team von Markus Gisdol aus den Abstiegsrängen befördert. Zum Jahresabschluss soll der dritte Sieg in Folge her – gegen kriselnde Bremer. Gisdol möchte den Schwung aus den letzten Partien mitnehmen: „Wir versuchen, auf diesem Weg zu bleiben und weiterhin so Fußball zu spielen, wie wir es zuletzt gemacht haben.“ Eine Änderung gibt es in der Effzeh-Startelf. Der nach Ablauf seiner Gelbsperre wieder spielberechtigte Kingsley Ehizibue kehrt anstelle von Benno Schmitz in die Anfangsformation zurück. Ansonsten vertraut Cheftrainer Markus Gisdol auf die Elf, die in Frankfurt mit 4:2 gewann.