James-Bond-Plakate - Krasse Wandlung: Ex-FC-Flop wird jetzt in New York gefeiert Es gibt Karriere-Wege im Fußball, die scheinen unergründlich. Wenn den FC Fans Daniel Royer (29) in Erinnerung geblieben ist, dann wohl höchstens als Gesicht einer tristen Zweitliga-Zeit. In der völlig kernerneuerten Youngster-Truppe nach dem kläglichen Abstieg 2012 konnte der Österreicher nicht wirklich Akzente setzen, nach nur einer Saison war für die Leihgabe (26 Spiele/3 Tore) wieder Schluss.
Ex-FC-Flop Royer: Elf Tore in der letzten MLS-Saison Reibereien mit Ex-Coach Holger Stanislawski, der ihn wegen eines Interviews vor dem Heimspiel gegen Bochum aus dem Kader strich, blieben nicht aus. Doch weit weg von Köln hat das einstige Mauerblümchen nun sein fußballerisches Glück gefunden: In der Weltstadt New York!
Auch optisch ist der Rotschopf, nun statt Keksfrisur mit keckem Sidecut, inzwischen eine ganz andere Partie. Seit nun schon drei Jahren kickt Royer für die New York Red Bulls und ist im Big Apple zum wichtigsten Offensivakteur avanciert. Satte elf Tore gelangen dem gebürtigen Steyrer in der abgelaufenen Spielzeit - ein Topwert in der MLS. „Die Uhren dort ticken anders als in Europa. Vom fußballerischen her: Die Liga ist sehr physisch. Die Liga verbessert sich jährlich. Sie ist auf einem guten Weg. Es taugt mir drüben, ich fühl mich pudelwohl und habe noch lange Vertrag“, sagte der Schladminger im Kamin-Gespräch mit dem heimischen Medium Ennstal TV.
Kein Vergleich zu den früheren Zeiten am Geißbockheim, als Royer in der neuformierten Mannschaft um Mitstreiter wie Thomas Bröker und Chong Tese im Mittelfeld des Unterhauses herumdümpelte und den Erwartungen hinterher hinkte.
In New York soll Royer geschätzte 720.000 Euro pro Jahr verdienen. Warum er für Österreichs Nationalteam trotz seiner guten Leistungen in Übersee kein Thema ist, verwundert viele Experten im Nachbarland.
Fans vergleichen ihn mit James Bond „Diese Frage ist mir in den letzten Jahren oft gestellt worden. Ich kann es nicht entscheiden, kann es nur probieren zu beeinflussen. In den letzten drei Jahren hat das gut funktioniert“, muss auch Royer etwas schmunzeln.
Was er nach der Karriere machen mag, das weiß er noch nicht genau. Aber dem Fußball wolle er schon erhalten bleiben. Bis es soweit ist, will er noch weiter New York aufmischen. Wegen seiner Rückennummer 77 gibt es im Stadion 0077-Fanplakate mit ihm als James Bond.
Wegen der Corona-Krise ruht natürlich auch im derzeitigen Epizentrum der Pandemie der Ball. „Ich möchte einmal den MLS-Cup gewinnen, das größte was man dort gewinnen kann“, sagt er, „das hat der Verein noch nie geschafft.“
Sechs Monate, null Tore - FC-Megaflop über seine Köln-Zeit: „Es lief gut“ Er hat den vielleicht kultigsten Spitznamen bei den FC-Fans. Wenn der Name „Laslandesliga“ fällt, müssen die meisten Kölner Anhänger heute noch schmunzeln. Gemeint ist Lilian Laslandes (48). Der Franzose kam 2002 als großes Tor-Versprechen nach Köln. In Frankreich hatte er mit 126 Toren in 407 Erstliga-Partien eine beeindruckende Quote vorzuweisen.
Doch statt den FC vor dem Abstieg zu bewahren, blieb Laslandes als einer der schlechtesten Stürmer der Vereinsgeschichte in Erinnerung. Mit null Toren in sechs Monaten „verdiente“ er sich schließlich den Spitznamen „Laslandesliga“.
Lilian Laslandes hat positive Erinnerungen an den 1. FC Köln Und doch hat der Mega-Flop seine FC-Zeit – zumindest sportlich – positiv in Erinnerung. „Die ersten vier Monate liefen gut – auch wenn ich nicht getroffen habe, habe ich den anderen geholfen, Tore zu erzielen“, sagte Laslandes der französischen Fanseite „Girondins33“. Dass der FC ihn am Ende der grausigen Saison nicht weiterverpflichtete, führt Laslandes heute lediglich auf die bescheidenen zwei letzten Monate zurück, als es nur noch „Niederlagen gegen die großen Teams gab“.
Lilian Laslandes: „Habe meine Eltern angelogen“ Sportlich denkt der französische Ex-Nationalspieler – warum auch immer – also gerne an Köln zurück. Privat dagegen fühlte er sich fernab von Frankreich nie wohl. „Ich habe meine Eltern in der Zeit angelogen und ihnen gesagt, dass alles in Ordnung sei. Dabei war gar nichts in Ordnung“, sagt Laslandes rückblickend. Dennoch habe er die Auslandserfahrung in Köln und vorher in Sunderland nicht bereut. „Wenn du allein in einem Land bist, ohne Vergnügen, härtet es dich ab und ist dir eine Hilfe für dein späteres Leben. Es war also nicht so schlimm ..."
Nach seinem erfolglosen Deutschland-Intermezzo ging er zurück nach Frankreich, wo er seine Karriere nach Stationen in Bastia, Bordeaux und Nizza 2008 beendete. Von 2011 bis 2013 arbeitete er als Technik-Trainer bei Girondins Bordeaux, später hatte er noch ein kurzes Co-Trainer-Gastspiel beim damaligen Zweitligisten Chamois Niortais, ehe er sich aus dem Fußballgeschäft zurückzog.
FC-Momente der Saison: Hitzeschlacht, Beierlorzers Spezial-Taktik & historische Party Mindestens drei Wochen lang müssen sich die Fans noch gedulden, bis es wieder frischen Bundesliga-Fußball zu sehen gibt. Um die Wartezeit zu verkürzen, zeigt EXPRESS noch mal die emotionalsten FC-Momente der Saison.
Hitze-Schlacht, Trainer-Aus und Derby-Überraschung – an den bisherigen 25 Spieltagen war schon einiges los...
31. August: Skhiri-Solo zum ersten Saison-Sieg Dem FC drohte ein ähnlich schlechter Saisonstart wie in der Abstiegssaison 2017/18. Nach zwei Auftakt-Pleiten in Wolfsburg (1:2) und gegen Dortmund (1:3) stand es zur Halbzeit am 3. Spieltag beim SC Freiburg 1:0 für die Breisgauer – durch ein unglückliches Eigentor von Rafael Czichos. Doch nach der Pause raffte sich der FC noch mal auf. Anthony Modeste köpfte in der 52. Minute bilderbuchmäßig zum Ausgleich ein.
Bis zur 90. Minute passierte bei drückender Hitze nichts mehr, alle rechneten mit einem Remis. Doch einer hatte keine Lust auf nur einen Punkt: Ellyes Skhiri (24). Der Neuzugang bekam an der Mittellinie den Ball, marschierte bis in den SC-Strafraum und traf ins kurze Eck. Durch diese Willensleistung holte sich der FC seinen ersten Dreier nach der Bundesliga-Rückkehr. Der erste emotionale Höhepunkt der Saison!
5. Oktober: Hector-Kopfball hält den FC am Leben Für den FC lief es einfach nicht. Nach sechs Spieltagen standen nur drei Punkte auf der Habenseite. Vor dem Spiel bei Schalke 04 hatte es zwei 0:4-Niederlagen gegen Bayern und Hertha sowie die Derby-Pleite gegen Gladbach (0:1) gesetzt. Auf Schalke musste also endlich was Zählbares her. In der Startelf sorgte Achim Beierlorzer (52) für eine Überraschung. Noah Katterbach debütierte mit 18 Jahren als Linksverteidiger.
Suat Serdar erzielte in der 71. Minute das 1:0 für Königsblau. Vorbereitet von Salif Sané, der eigentlich zuvor mit Gelb-Rot hätte vom Platz fliegen müssen.
Aber die Kölner steckten nicht auf. In der zweiten Minute der Nachspielzeit gab es noch einmal Ecke für den FC. Florian Kainz schlug den Ball an den kurzen Pfosten, und Jonas Hector (29) köpfte zum wichtigen 1:1 ein. Beierlorzer saß zunächst wieder etwas fester im Sattel.
8. November: Last-Minute-K.o. für Beierlorzer Nach drei Liga-Pleiten und dem Pokal-Aus bei Viertligist Saarbrücken bekam Achim Beierlorzer am 11. Spieltag gegen Hoffenheim schließlich eine letzte Chance als FC-Coach.
Und seine Köln-Zeit hätte nicht dramatischer enden können: Denn nach Cordobas erstem Bundesliga-Tor für den FC und Adamyans 1:1-Ausgleich gab es in der achten Minute der Nachspielzeit – nach Einschreiten des Video-Schiris – Elfmeter für Hoffenheim. Müngersdorf erlebte eines der lautesten Pfeifkonzerte seiner Geschichte, doch Locadia verwandelte zum 2:1. Damit war Beierlorzers FC-Aus besiegelt...
Mit Abpfiff wurde zudem der vorzeitige Abschied von Sportchef Armin Veh (59) verkündet. Dieser und Finanzboss Alexander Wehrle (45) waren zuvor von der Südkurve noch als „Susi und Strolch“ verhöhnt worden. Plötzlich stand der FC ohne Trainer und Sportchef da. Beierlorzer hätte es schon früher treffen können, beim FC hatte man bereits vor der Hoffenheim-Pleite intensiv über einen Rauswurf diskutiert. Warum der Trainer nach dem Beratungsmarahton der Gremien noch eine Chance erhielt: Sowohl Veh als auch die Vorstandsberater Erich Rutemöller (75) und Jörg Jakobs (49) sprachen sich dafür aus.
Unter einer Voraussetzung: Beierlorzer sollte bereit sein, seine Taktik (meist 4-2-3-1) zu ändern. Er erklärte sich einverstanden, setzte auf eine Dreierkette und verhalf Ismail Jakobs (20) zum Profi-Debüt. Dennoch sorgte Hoffenheim für die achte FC-Pleite im elften Saisonspiel.
14. Dezember: Derby-Sieg leitet die FC-Wende ein Eigentlich wurde vor dem Derby gegen Bayer nur darüber diskutiert, wie hoch Leverkusens Sieg ausfallen wird. Schließlich war der FC zuvor durch eine desolate Pleite bei Union Berlin am Tiefpunkt angekommen – Bayer dagegen hatte auswärts die Bayern geschlagen.
Aber: Sportchef Horst Heldt (50) und Trainer Markus Gisdol (50), Kölns neues Retter-Duo, machten den Profis unter der Woche ordentlich Feuer und veränderten die Abläufe am Geißbockheim. Gisdol baute sein Team um und setzte mit Jan Thielmann auf einen 17-jährigen Bundesliga-Debütanten.
All das fruchtete! Der FC zeigte die engagierteste Leistung seit Monaten, nahm seine Fans mit und brachte Bayer (zwei Platzverweise) zur Verzweiflung. Joker Jhon Cordoba und Sebastiaan Bornauw leiteten mit ihren Toren zum 2:0-Sieg die große FC-Wende ein!
18. Dezember: 4:2 nach 0:2 – nackter Wahnsinn in Frankfurt Das Gisdol-Team hatte durch den 2:0-Derbysieg gegen Leverkusen wieder etwas Selbstvertrauen gesammelt. Jetzt ging es zur Frankfurter Eintracht, die durch die vielen Pflichtspiele (Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League) auf dem Zahnfleisch ging. Aber nach einer halben Stunde stand es schon 2:0 für die Hausherren.
Jonas Hector brachte den FC kurz vor der Pause mit einem abgefälschten Distanzschuss zurück ins Spiel. In Halbzeit zwei begannen dann die FC-Festspiele. Florian Kainz, zuvor eingewechselt, bereitete das 2:2 durch Sebastiaan Bornauw (71.) und das 3:2 durch Dominick Drexler (80.) vor.
Der zweite Sieg in Folge war ganz nah. Den machte dann Eigengewächs Ismail Jakobs mit seinem ersten FC-Tor klar. In der Nachspielzeit zimmerte er den Ball zum 4:2-Auswärtssieg in den Winkel. Dafür „durfte“ Jakobs in der Kabine anschließend die Füße von Vorlagengeber Anthony Modeste küssen.
22. Februar: FC verputzt Berliner an Karnevalssamstag Fastelovend und Fußball – das passte für den FC in der Vergangenheit ganz selten zusammen. Nach nur einem Sieg aus den vorherigen 16 Bundesliga-Spielen am Karnevalswochenende trauten die Fans am 23. Spieltag im Berliner Olympiastadion ihren Augen nicht: Angeführt von den Doppelpackern Jhon Cordoba und Florian Kainz zerlegte der FC die Hertha.
Winter-Neuzugang Mark Uth setzte mit einem traumhaften Freistoß den Schlusspunkt zum 5:0. „Wir haben heute für die ganze Stadt gespielt“, sagte Trainer Markus Gisdol. Ein unvergesslicher Nachmittag, der dritthöchste Bundesliga-Auswärtssieg der Klub-Historie und DER Höhepunkt der bisherigen Saison.
Mit einem Schock-Moment: Rafael Czichos (29) zog sich bei einem Zusammenprall einen Wirbelbruch zu und musste sofort ins Krankenhaus. Inzwischen ist klar: Er wäre um ein Haar im Rollstuhl gelandet.
„Halt niemols ding Schnüss“: Ein Appell für den kritischen Fußball Kein Fußball wegen Coronavirus: In dieser verzwickten Situation fehlt uns neben der Normalität auch der Fußball enorm. Doch die Krise zwingt uns auch zum kritischen Betrachten unserer Gefühle. Ein Appell an die Vernunft im Vermissen.
Ein Gastbeitrag von Felix Tamsut
Ich vermisse Fußball. Ich vermisse alles daran. Derart, dass es mir fast schon körperliche Schmerzen bereitet. Ich vermisse das Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen: Heute ist Spilldaach! Ich vermisse die Anreise Richtung Müngersdorf in einer prallgefüllten Linie 1 lauter FC-Fans, die schon den einen oder anderen über den Durst getrunken haben. Ich vermisse es, auszusteigen und von dem Wort “STADION” begrüßt zu werden – auf einem Weg voller Anhänger, die ins Müngersdorfer Stadion strömen.
Ich vermisse den Geruch der Buden am Wegesrand, von Reibekuchen, Bratwurst und Bier. Ich vermisse das Gefühl, so viele Menschen, die ich kenne und liebe, an einem Ort zu wissen. Gemeinsam in der Südkurve zu stehen. Gemeinsam 90 Minuten Leidenschaft, Emotionen und Wahnsinn zu erleben. Aber auch gemeinsam über den persönlichen Alltag abseits des Stadions zu philosophieren. Und ich kann kaum glauben, dass ich das jemals sagen würde, aber ich denke, ich vermisse sogar die nervigen Werbebotschaften im Stadion rund um das Spiel.
Mehr als nur „Jeföhl“: Der Fußball als Heimat Ich bin nicht hier geboren, ich habe keine Familie in Köln. Die Anzahl meiner Freunde leidet unter der Tatsache, dass ich im Vergleich zu vielen in der Stadt großgewordenen nicht die Zeit hatte, derart viele persönliche Kontakte aufzubauen. Nicht falsch verstehen: Ich bin extrem dankbar für jeden Freund, den ich habe. Aber nach nur knapp vier Jahren in dieser Stadt ist mein soziales Umfeld vermutlich deutlich kleiner als das des Durchschnittskölners.
Und da kommt der Fußball und der 1. FC Köln ins Spiel: Von dem Moment an, als ich Mitglied des FC-Fanclubs Definitionsmacht Colonia wurde, fühlte ich mich in dieser Stadt angekommen. Erstmals in einer längeren Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich einer Gruppe zugehören, die für mich da ist. Egal, ob es um Fußball geht oder um andere Belange. Und es war beiweitem nicht nur ein “Jeföhl”: Meine Fanclub-Kollegen:innen haben mir in zahlreichen privaten Dingen geholfen – vom Umzug bis zum Umgang mit ausländerfeindlichen Nachbarn.
Ohne Fußball, ohne den 1. FC Köln hätte ich kein Umfeld voller umwerfender Menschen, die für mich da sind und ich für sie. Ich fühlte mich als Teil des Ganzen. Und dann kam die Coronavirus-Krise. Kein Fußball in nächster Zeit – das bedeutet für mich: Meine Fanclub-Kollegen:innen werde ich ebenso wenig zu Gesicht bekommen wie viele andere Menschen, die ich rund um den 1. FC Köln gerne getroffen habe. Aus heiterem Himmel ist mein lieb gewonnenes Umfeld verschwunden. Ich vermisse Fußball unendlich, ich vermisse meine Freunde unendlich.
Die Coronavirus-Krise: Eine gefährliche Situation für den Fußball Dieses Gefühl ist es aber auch, das die aktuelle Situation so gefährlich macht. Trotz der Coronavirus-Krise ist das Geschehen im Fußball nicht vollständig zum Erliegen gekommen. Es wird berichtet, dass die DFL ab Mai die Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen plant. Um mit den finanziellen Folgen der Unterbrechung zurecht zu kommen, bringen einige Beteiligten bereits die Aufweichung oder Abschaffung der 50+1-Regelung ins Spiel. Und während alle Gedankenspiele um die Rettung dieses Businesses auf den Tisch gebracht werden, bestraft die UEFA Bayern München und Eintracht Frankfurt aufgrund Protestbanner, die den europäischen Fußballverband in Verruf gebracht haben sollen.
Während wir also alle zuhause sitzen, auf der verzweifelten Suche nach einem Fünkchen Normalität, wird von denselben Gestalten, die das bereits vor der Krise getan haben, im Hintergrund hart daran gearbeitet, unser geliebtes Spiel weiter zu verändern. Die Opposition gegen all diese Pläne, die in “normalen” Zeiten Kritik daran äußern würde, ist ihrer größten Bühne beraubt: Dem Stadion. Proteste und Widerspruch erreichen natürlich weniger Menschen, wenn sie nicht im Rahmen eines Fußballspiels, einer Veranstaltung von hohem nationalen und manchmal auch internationalen Interesse, geäußert werden.
“Sachen anstoßen, kritisch bleiben und Gutes tun” Wie es im Brings-Song so schön heißt: “Loss dir nix jefalle, do weiß, woher do küss” – wenn wir nicht wollen, dass sich der Fußball vor unseren Augen zum Schlechteren verändert, muss sich jeder von uns darüber im Klaren sein: Das Spiel und seinen Verein zu vermissen ist nicht schlimm, doch wir sollten uns die Gründe für dieses Gefühl vor Augen führen. Die enge Verbindung zwischen Club und Stadt, die noch engere Verbindung von Fans und Verein, die Möglichkeit der Teilhabe und Einflussnahme durch die Mitglieder. Und die Tatsache, dass der Fußball auch ein Raum ist, wo Proteste und kritisches Hinterfrage ein Zuhause haben, wo soziale und politische Interaktion und Aktivitäten entstehen.
In meinen Augen hat diese Herangehensweise in der aktuellen Situation die Wilde Horde in ihrer Corona-Version des Schwaadlappens auf den Punkt gebracht: “Sachen anstoßen, kritisch bleiben und Gutes tun”, heißt es in dem langen Schreiben, das auf der Homepage der Ultragruppierung zu finden ist. Gutes tun, für andere da sein, Solidarität zeigen, aber niemals die Klappe halten, wenn einem etwas sauer aufstößt. Niemals vergessen, dass die derzeitige Situation Möglichkeiten hervorbringt, aber ebenso Risiken birgt. Kritisch bleiben ist notwendig – vielleicht mehr als jemals zuvor. Damit klar ist, dass das Gefühl der Sehnsucht nach Normalität keinen Blankoscheck darstellt für all die Verantwortlichen, die in unserem schmerzlich vermissten Fußball derzeit präsent sind.
Die Gründe, Fußball zu vermissen, gilt es zu verteidigen! Ja, ich vermisse Fußball. Aber den Fußball, den ich vermisse, das ist der Fußball der Fans, der Fanorganisationen, der Ultragruppierungen und all den positiven Kräften, die kritisch ihre Stimme erheben. Die laut sind, wenn sich das Spiel, das wir alle lieben, immer weiter von seinen Wurzeln entfernt. Von all den Gründen, warum Menschen dieses Spiel so schrecklich vermissen. Warum ich dieses Spiel so schrecklich vermisse. Wir wissen, welcher Fußball uns fehlt.
Fußball ist eine Brutstätte für demokratische Ideen und sozialem Engagement. Fußball ist die schönste menschliche Ausdrucksform, die es heutzutage gibt – auf dem Rasen, aber vor allem daneben. Wir sollten daher alle auf der Hut sein, dass es der Sport bleibt, den es lohnt, derart zu vermissen, dass es körperlich schmerzt. “…wenn sie froge, sag us Kölle, und halt NIEMOLS ding Schnüss!”
In Israel geboren, in Köln zuhause: Felix Tamsut ist Sportjournalist und berichtet unter anderem für die Deutsche Welle über Fankultur in Deutschland sowie die sozialen und politischen Aspekte des deutschen Fußballs. Er ist Mitglied beim 1. FC Köln und fährt zu Heim- wie Auswärtsspielen der „Geißböcke“.
„Es ist schwierig“ - FC-Leihe Sörensen spricht über Köln-Rückkehr In Köln wurde er von Ex-Sportboss Armin Veh (59) vom Hof gejagt und nach Bern verliehen. Bei den Young Boys blüht Verteidiger Frederik Sörensen (2 regelrecht auf. Der Däne gehört beim Schweizer Erstligisten zum absoluten Stammpersonal, zeigte konstant gute Leistungen.
1. FC Köln: Horst Heldt schwärmt von Frederik Sörensen Das ist auch beim 1. FC Köln nicht verborgen geblieben. Veh-Nachfolger Horst Heldt (50) hat sich bereits als Sörensen-Fan geoutet. Im Trainingslager in Benidorm offenbarte der FC-Sportchef, dass klubintern bereits über eine Rückholaktion im Winter nachgedacht wurde. Damals sagte Heldt: „Natürlich beschäftigt man sich bei der Suche nach Spielern erstmal mit denen, die man ausgeliehen hat. Ich finde ihn richtig gut."
Frederik Sörensen freut sich über Heldt-Lob Diese Lob ist bis in die Schweiz zu Sörensen vorgedrungen. Der kantige Abwehrspieler freut sich über die warmen Worte des Kölner Sportchefs. „Es ist schön, solche Worte zu hören. Das bestätigt mir, dass ich einiges richtig mache“, sagte Sörensen auf der Homepage der Young Boys.
Frederik Sörensen äußert sich zu Köln-Rückkehr Wie es mit ihm weitergeht, ist angesichts der Corona-Krise aber ungewisser denn je. Was seine Zukunft anbelangt, gab sich Sörensen diplomatisch: „Das ist noch offen. Ich habe in Köln noch einen Vertrag bis 2021.“
Ein Verbleib in Bern scheint ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen zu sein. „Ich bin mit Sportchef Christoph Spycher in einem regelmäßigen Austausch. Es ist für alle Vereine schwierig, die Zukunft zu planen, weil sie nicht wissen, wann und wie der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, oder wie viel Geld zur Verfügung steht“, so Sörensen.
Beim FC bleibt man beim Thema Sörensen gelassen. Der Abwehrspieler ist einer von zehn Spielern, die derzeit an einen anderen Verein ausgeliehen sind. Der Klub hat bei diesem Geschäft alle Trümpfe in der Hand. Horst Heldt sagt daher: „Im Sommer kommt der Spieler zu uns zurück und dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Dann werden wir die Situation neu bewerten.“
FC-Kapitän Hector: „Möchte Gegenspielern gerne wieder eine mitgeben“ Neue Woche und neue Regeln beim 1. FC Köln. Der FC trainiert unter Einhaltung aller Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen der Behörden ab sofort nur noch in zwei Gruppen. Am Montag ließ Trainer Markus Gisdol (50) eine Elfer- und eine Zwölfergruppe Synchrontraining absolvieren. Beide spulten das gleiche Programm auf unterschiedlichen Plätzen ab.
Jonas Hector: „Da muss ich mich manchmal beherrschen“ Auf dem Programm standen wie schon in den vergangenen Wochen Pass- und Schussübungen, sowie diverse Sprints. Zweikämpfe und Körperkontakt sind weiterhin strikt tabu. Sehr zum Leidwesen von Kapitän Jonas Hector (29): „Es gibt schon Situationen, in denen ich dem Gegenspieler gerne eine mitgeben würde. Da muss ich mich manchmal beherrschen“, sagt der Kölner Nationalspieler.
Hector verrät aber gleichzeitig, dass er und seine Teamkollegen sich mittlerweile schon an das „Corona-Training“ gewöhnt haben. Ich glaube, das haben wir mittlerweile gut im Kopf. Die Trainer sensibilisieren uns auch zwischen den einzelnen Übungen“, sagt Hector.
Jonas Hector: „Es kommt vor, dass man schon mal den ein oder anderen ermahnen muss“ Sollte jemand dann doch mal gegen die gebotenen Regeln verstoßen, greift der FC-Kapitän nach eigener Aussage auch gerne mal ein. „Es kommt vor, dass man schon mal den ein oder anderen ermahnen muss“, sagt der FC-Abräumer.
Das sieht auch Gisdol so: „Es ist eine große Herausforderung. Alles was unseren Sport ausmacht, dürfen wir nicht trainieren. Ich will nicht jammern, aber es bedarf schon vielerlei Ideen, um ein Training unter diesen Auflagen zu ermöglichen. Da sind wir als Trainer so extrem gefragt wie noch nie.“
Hector weist auch daraufhin, dass Fußballer eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft haben. „Wir dürfen kein Risiko eingehen. Wir müssen das vorleben. Wenn die Regierung sagt, so und so geht das, und das und das dürfen wir – dann nehmen wir das gerne an.“
Zukunft der Bundesliga: „Geisterspiele sind ein notwendiges Übel“ Wie soll es in der Coronakrise weitergehen mit der Fußball-Bundesliga? Die DFL plant die Fortsetzung der Saison ab Mai – mit Geisterspielen. Das sorgt nicht überall für Gegenliebe, auch nicht in unserer Redaktion. Wir haben in unserer Rudelbildung darüber diskutiert.
Die Coronakrise hat neben dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben auch die Fußball-Industrie zum Erliegen gebracht, seit mehr als einem Monat ruht der Spielbetrieb in der Bundesliga. Die DFL versucht, eine Lösung zu finden, um alsbald wieder spielen zu können – obwohl das keine gute Idee zu sein scheint. Doch derzeit sieht es so aus, als solle am Plan, im Mai wieder zu spielen, festgehalten werden. Das sorgt für Diskussionen, auch intern bei effzeh.com. Wir haben darüber in unserem Format „Rudelbildung“ diskutiert. Wir nehmen es vorweg: Zu einer Lösung sind auch wir bisher noch nicht gekommen.
Arne: Die Bundesliga plant nach wie vor, im Mai den Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Nun sind wir alle keine Experten in Virologie oder Epidemiologie, doch wir verfolgen natürlich, was passiert – und wir haben alle eine Meinung dazu. Also: Wie sieht es aus bei euch? Was denkt ihr über eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs noch im Monat Mai, mit allen Konsequenzen, die das haben könnte?
Severin: Das ist doch einfach nur Wahnsinn. In allen anderen europäischen Ligen ruht der Spielbetrieb und dort scheint niemand ernsthaft etwas dafür zu unternehmen, das zu ändern. Weil die Leute wissen, dass die Entwicklung der Pandemie am Ruder ist und nicht irgendwelche Fußball-Funktionäre. Geduld ist die wichtigste Maxime, die Planung wirkt überstürzt. Deswegen bin ich froh, dass die Politik sich da noch bedeckt hält.
Arne: Naja, nicht alle Politiker haben sich da zurückgehalten. Armin Laschet hat in der Vergangenheit zumindest die Tür aufgemacht, dass darüber geredet werden kann und es eventuell im Mai schon weitergeht. Ich verstehe auch ehrlich gesagt den Druck nicht, wenn DFL-Chef Christian Seifert im Hintergrund mit Investmentbanken verhandelt, die die fehlende Kohle reinbuttern sollen. Warum ist es dann noch notwendig, im Mai zu spielen, wenn das Geld eh kommt?
Kurt: Das Argument, dass Investmentbanken die durch fehlende Zuschauereinnahmen und vor allem (bei Verzicht auf Geisterspiele) fehlende TV-Gelder entstandenen finanziellen Löcher der Vereine schließen könnten und deshalb die Bundesliga auf Geisterspiele verzichten könnte, finde ich sehr gefährlich und ein großes Stück weit fragwürdig. Investmentbanken sind keine Wohlfahrtsinstitute, wenn Sie Geld locker machen, tun sie das nur, wenn sie sich einen gehörigen Profit erwarten. Der Generierung eines solchen Profits geht aber die Gewährung eines Mitspracherechtes voraus. Das kann kein Fußball-Fan wirklich wollen. Bei Geisterspielen (so schlimm sie auch für uns Fans sein mögen) sieht die Sache ganz anders aus. Sie ermöglichen es, Fernsehverträge einzuhalten und den lebensnotwendigen Geldfluss für die Vereine zu sichern.
Arne: Ich habe auch nicht gesagt, dass ich den Einstieg von einem Investmentfonds oder so gut finden würde, es ist nur eine Möglichkeit für die DFL, schnell an Kohle zu kommen. Der Fernsehsender wird ja auch ein Interesse daran haben, dass es weitergeht, weil er mit der Bundesliga jede Menge Geld verdient.
Thorsten: Ganz ehrlich. Finanzprobleme der Fußballclubs sind für mich das geringste Problem, was wir derzeit haben. Wir stehen vor gesellschaftlich deutlich größeren Aufgaben. Vielleicht muss dann auch in Zukunft ein Fußballprofi weniger verdienen. Und der Teilzeitangestellte in der Geschäftsstelle wird dadurch der Job gerettet. Ich habe auch keine Angst vor dem Damoklesschwert, dass 50+1 fallen könnte. Und gar keinen Bock habe ich auf Geisterspiele. Ich habe mir dieses elendigliche Derby im Fernsehen angeschaut und war bedient. Es fühlte sich an wie eine Niederlage in einem Testspiel, das ganze Spiel fühlte sich an wie ein Testspiel. Steril, leistungsgerecht, fehlervermeidend, planbar. Alles das, was den Fußball nicht ausmacht. Ich kann schon so der Liveübertragung deutlich weniger abgewinnen als dem Stadionbesuch. Ich brauche die Emotionen auf den Tribünen, die Diskussion mit den Stadionnachbarn, das Übertönen der gegnerischen Fans, auch mal einen unverdienten Sieg, eine unverdiente Niederlage, ein verzweifeltes Unentschieden. Den Fehler des Innenverteidigers, der über Sieg oder Niederlage entscheidet und eben auch diese Unplanbarkeit des Spiels. Ich weiß echt nicht, ob ich mir auch nur ein einziges Spiel der verbleibenden Saison am Fernseher antun werde. Meinetwegen kann die Saison unterbrochen werden. Re-Start im Frühjahr 2021. Ein Jahr Pause und danach Vollgas! Geisterspiele taugen bei mir als Ersatzdroge nicht.
Oli: Ja, Thorsten, das Geisterspiel zu Gladbach war schlimm. Nicht nur, weil am Ende durch ein Eigentor verloren wurde. Es war komplett für die Tonne. Damals schien die Situation eine vorübergehende – das ist sie leider nicht. Jetzt stehen neun komplette Spieltage als Geisterveranstaltung im Raum. Wollen tut das niemand. Weder Spieler oder Fans noch Funktionäre, Schiedsrichter oder Fernsehsender. Die Emotion gehört normalerweise zum „Produkt”. Eigentlich ein bisschen eklig. Doch die „Story” ist das Geld. Der Profifußball wirkt der Normalität entrückt und in einer Bezugssystemblase zu existieren. Das war schon vor Corona der Stein des Anstoßes und zeigt sich jetzt daran, sich notfalls gegen die Fans, gegen das Publikum zu entscheiden, wenn es ums Geld geht.
Kurt: Geisterspiele sind wie Bier ohne Alkohol. Aber: Bricht man die Saison ab und beendet sie ohne weitere Spiele, stehen viele Vereine vor dem finanziellen Ruin. Eine Insolvenzlawine droht. Natürlich ist im Fußball zu viel Geld im Spiel, natürlich hat sich das „Beautiful game“ ein gehöriges Stück von seinen Fans entfernt. Nur: Der Verzicht auf Geisterspiele würde bedeuten, dass es die ersten drei Ligen (und die darunter erst recht) in der uns bekannten Form nicht mehr geben würde, möglicherweise würde es den 1. FC Köln auch nicht mehr geben. Das wäre mir als FC-Fan zu viel verbrannte Erde. Eins muss jedem klar sein: Bei einem derartigen Horrorszenario würde nicht alles auf Null gesetzt. Bayern München würde es immer noch geben, die Konstrukte und die Werkclubs ebenso. Mir reicht schon der Gedanke, dass der FC das Farmteam von Bayer Leverkusen werden könnte, um die Geisterspiele – wenn auch mit einer Faust in der Tasche – ertragen zu können. Geisterspiele sind also ein notwendiges Übel!
Thorsten: Das ist ja nicht mehr als eine düstere Vision. Es könnte auch anders aussehen. Nach der Zwangspause ist der wirtschaftliche aus dem Geschäft verbannt, Investoren und Konstrukte sehen weder Notwendigkeit noch Nutzen in den übermäßigen Summen, die sie in den letzten Jahrzehnten reingepulvert haben. Bzw. können das auch gar nicht mehr so, weil die ganze Wirtschaft wichtigere Probleme zu lösen hat als wohin sie steuerlich günstig ihre Millionen verschafft. Der Fußball startet bei Null, mit Vereinen, mit Gehältern, die sich aus dem Geschäft selbst erwirtschaften lassen. Wer sonst als der 1. FC Köln, erster Deutscher Meister der Bundesliga, Gründungsmitglied, Heimat des Vaters der Bundesliga, Franz Kremer, sollte dabei mit im Rennen sein. Bei Gründung einer Bundesliga im Sinne der Franchise-Unternehmen wie in den USA bin ich raus. Dann gehe ich zum effzeh ins Franz-Kremer-Stadion.
Oli: Drohende Insolvenzen von Clubs, die Abermillionen umsetzen, scheinen ein Witz. Ein Abbruch oder Aussetzen der Saison bis ins kommende Jahr jedoch wird enorme wirtschaftliche Substanz und sportliche Werte vernichten. Wenn die Story stimmt, geht es also um Existenzen. Vielleicht müssen wir jetzt alle da jetzt durch. Gerade weil man aus der „Systemblase Fußball” jetzt nicht einfach so rauskommt, in dem man alles auf nächste Jahr aufschiebt. Daher wäre mein Vorschlag, die Saison zu spielen aber die neue entlang des Kalenderjahres 2021 auszutragen. Wenn wir der Story folgen, müssen wir Fans müssen dann ein paar blutleere Spiele am Bildschirm ertragen, damit unser Verein weiterbestehen kann.
Lino: Systeme versuchen sich primär immer zu erhalten, der Fußball ist hier keine Ausnahme. Der Fußball ist aber auch, wir wissen das spätestens seit „Football leaks“, ein in Teilen mafiöses Buisness, welches mit aberwitzigen Summen hantiert und dabei so auf Kante genäht ist, dass es nach drei Wochen Stillstand offenbar kurz dem Kollaps steht. Nun versteht man sich allerdings als eine Unterhaltungsbranche und als solche sollte der Fußball als absolut nicht systemrelevant eingestuft werden. Sollten Geisterspiele stattfinden, dann geht das absehbar nur über längere radikale soziale Abschottung oder tägliche Tests sämtlicher Beteiligten, für die allerdings die Kapazitäten nicht bereitgestellt werden können. Eine Sonderstellung des Fußballs darf es nicht geben.
Thorsten: Ich frage mich schon seit langem, warum wir eine zweigeteilte Saison mit den meisten Spielen bei ekligem Wetter haben. Ich plädiere auch für Saison pro Kalenderjahr. Die Pause zu den Sommerferien wird wohl sein müssen. Vor Verbrennung von sportlichen Werten und wirtschaftlichen Einbußen im System Profifußball graut es mir allerdings nicht. Da haben andere Systeme deutlich mehr zu verlieren. Nicht mehr Geld, aber mehr Arbeitsplätze und Menschen.
Kurt: Für den Fall eines Abbruchs der Saison würde ich das von mir skizzierte Szenario keineswegs für unrealistisch erachten. Was würde passieren? Zahlreiche Clubs würden in die Insolvenz gehen, die Big-Money-Clubs jedoch würden auch dann weiter existieren. Für sie gäbe es gar keinen Grund, irgendetwas auf Null zu setzen. Im Gegenteil: Sie würden sich aus der „Konkurs-Masse“ der insolventen Clubs bedienen, Cordoba, Bornauw und Hector würden für Peanuts nach München, Leipzig oder Leverkusen gehen. Für diese Vereine wäre das Szenario sogar eine willkommene Gelegenheit, Gutes billig zu kaufen und sich international noch konkurrenzfähiger zu machen. National würden sie in einer zahlenmäßig deutlich kleineren Liga nach schottischem oder Schweizer Vorbild halt viermal im Jahr gegeneinander spielen, während der FC in einer Liga mit Weiler-Volkhoven II spielen müsste.
Lino: Falls das bedeutet, dass Vereine in die Insolvenz gehen, dann ist das so, so leid es mir tut. Und wenn es den FC trifft, bricht es mir vielleicht das Herz, aber es wird auch Branchen treffen wo nicht zu einem großen Teil Gehaltsmillionäre rumlaufen. „Leave no ohne behind“, „#stayathome“ und gesellschaftliche Solidarität gelten auch für Heldt, Wehrle, Wolf, Gisdol und die Spieler. Let’s face it. Vor uns steht eine wirtschaftliche Krise, die wir noch lange nicht überblicken können. 2008 und folgende aber wird im Vergleich vermutlich eher wie ein Kindergeburtstag aussehen. Es wird viele Insolvenzen und Elend geben, 2020 und 2021 werden garantiert nicht als goldene Jahre in die Geschichte eingehen. Wir sollten uns auf harte Zeiten einstellen. Geisterspiele wird man vielleicht durchprügeln können, es bleibt aber ein sehr instabiler Ritt auf der Rasierklinge. Und ob das ethisch und gesellschaftlich vertretbar ist, ich habe da große Zweifel. Wir sollten damit rechnen, dass es Normalität und volle Stadien erst geben wird, wenn ein Impfstoff verfügbar ist. Und vor Sommer ’21 wird das nichts, auch wenn Dietmar Hopp gerne anderes erzählt.
Arne: Ich frage mich, wie Geisterspiele überhaupt durchgeführt werden sollen.
Lino: Ein praktikables Beispiel, wie Geisterspiele aussehen sollen, habe ich noch nicht gesehen. Wer schützt die Spieler, was passiert, wenn der Co-Trainer in Quarantäne muss, wie verhindert man das ein Spieler auf dem Spielfeld beim Eckball alle ansteckt und diese das Virus dann weiter in ihre Familien tragen? Wie reden von Kontaktsport und nicht vom Tennis. Wer wäscht die Kleidung, wer fährt den Bus? Sind das Risikogruppen, dürfen das Risikogruppen sein? Haftet die Versicherung, wenn ein Spieler sich ansteckt, auf die Intensivstation muss und Monate ausfällt? Denn notwendig war das wohl nicht. Was ist, wenn die Krankenhäuser kurz vor der Belastungsgrenze stehen und sich ein Spieler so verletzt, dass er operiert werden muss und ein Bett tage- oder gar wochenlang blockiert? Die Kapazitäten könnten knapp sein. Was machen wir bei einer zweiten Welle oder wenn in bspw. Bremen ein neues Cluster entsteht und man dort doch mal abriegeln muss?
Christopher: Puh, schwer, da jetzt noch was zu ergänzen. Ich stütze Linos Punkt zur Unsicherheit bei Geisterspielen. Die sicherste Variante wäre, wenn alle Spieler und Vereinsoffiziellen in einem abgeschotteten Ort einkaserniert würden. Natürlich nur, wenn alle gesund sind. Vielleicht finden die Spieltage ja dann alle nacheinander auf dem Hoffenheimer Trainingsgelände statt. Das würde auch weniger Aufwand erfordern, als alles in leeren Stadien quer durch die Republik stattfinden zu lassen. Und zur Gegenwart würde es auch passen. Vielleicht gucke ich mir das an, vielleicht nicht. Gerade ist’s einfach beschissen. Abseits dieser Diskussion fand ich übrigens die Stellungnahme der deutschen Fanszenen klasse. Da steckt mehr gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein drin als in den Hirnen mancher Manager, die wahrscheinlich alleine so viel verdienen wie eine ganze Fanszene zusammen.
Sarah: Im Endeffekt knickt man da aufgrund wirtschaftlicher Zwänge ein. In einer Lage, in der es den Großteil der Menschen deutlich härter trifft als so manchen Profi oder Funktionär. Da ist der Fußball meiner Ansicht nach gleicher als andere. Alle haben wirtschaftliche Zwänge und bleiben auch mit dem Arsch zu Hause. Geisterspiele dürfen keine Alternative sein, denn Fußball ohne Fans kann und darf nicht sein. Vielleicht sollte dieser (Profi)-Fußball sterben, damit der Fußball leben kann.
Lino: Never waste a good crisis – wer profitiert denn, wenn es erstmal die nächsten Monate nicht weitergehen könnte? Die großen Konstrukte und Werksvereine oder sind am Ende auch diese Geldgeber von der Krise betroffen und ziehen sich zurück, auch weil das gesamte Buisness schrumpft, absehbar keine Erträge mehr abwerfen kann und es auch nicht mehr so „cool“ ist, sich einen Verein zu halten, weil die Blase eben vor den Augen der Weltöffentlichkeit platzt.
Kurt: Lino, natürlich wären die Konstrukte, die Werksvereine, Bayern München und ganz vielleicht noch der BVB Profiteure eines durch Saisonabbruch verursachten Finanzkollaps der Konkurrenten. Und natürlich wissen deren Macher, dass es auch eine Zeit nach Corona geben wird, in der die Fans in die Stadien strömen werden. Es wird eine überschaubare Liga sein, Bayern, RB, Lev, Wob, Hopp, der BVB und möglicherweise noch zwei, drei andere. Die Geldgeber der Konstrukte brauchen den Gürtel doch gar nicht enger zu schnallen. Es wird immer genügend Idioten geben, die die Plörre saufen, Audi, BMW und VW werden auch wieder Rekordabsätze ihrer Produkte haben, Pillen werden immer benötigt, vielleicht wird der Konzern sogar zum Corona-Gewinner mit entsprechenden Medikamenten oder gar einem Impfstoff, Hopp sowieso, der rettet ja gerade die Welt. In a nutshell: Ich meine, es wäre naiv zu glauben, dass ein Saisonabbruch und der Verzicht auf Geisterspiele alles auf Null setzen würde und der Fußball (und auch der FC) wie Phönix aus der Asche emporsteigen könnte. Ich befürchte, dass das Gegenteil der Fall wäre, die Krisengewinnler würden in punkto Fußball den Ton angeben und den FC würde es nicht mehr geben. Bei aller berechtigten Kritik am Kommerz im Profifußball, das wäre mir zu viel verbrannte Erde.
Lino: Das mag alles sehr gut sein. Sagen wir so: Sollte man Geisterspiele wie auch immer ohne Sonderrolle durchführen können und anstehende Fragen zufriedenstellend beantworten, dann kann man das von mir aus machen. Ich habe da jetzt keine gesteigerte Lust am Untergang. Ich sehe beim durchführen von Geisterspielen nur etliche Fragen, die man in meinen Augen nicht beantworten kann, weswegen ich ihnen schon rein aus ethischen Gesichtspunkten sehr skeptisch gegenüberstehe. Und ob mich Geisterspiele dann interessieren würden, ist dann noch mal eine ganz andere Frage. Denn normalerweise gucke ich an jedem Strand barfußspielenden Kindern gerne hinterher und wenn ich durch den Park gehe und mir ein Ball entgegen gerollt kommt, freue ich mich auch jedes Mal, den zurückzukicken, aber das Geisterderby hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich habe es zwar geschaut, aber ehrlich gesagt hatte das mit dem Fußball, den ich liebe, nichts, aber gar nichts nichts zu tun. Ob da dann der FC oder Leipzig spielen, mit meinem Interesse wäre es vermutlich das gleiche – quasi kaum existent. Wenn man jetzt also die nächsten Monate endlos viele Geisterspiele durchführt um die Branche zu „retten“, dann hätte ich davon nur sehr eingeschränkt was. Und das alles für die Hoffnung, dass nachher alles wieder genau so ist wie vorher. Mit Konstrukten, Werksvereinen, 50+1 Ausnahmen und Dietmar Hopp? Das ist dann ein wenig wie der DFB, wo jeder neue Präsident seinen Sitz bei der FIFA annimmt und sagt, er würde sie von innen einfacher verändern wollen und dann geht alles so korrupt weiter wie bisher. Das korrupte System Profifußball, wie es sich derzeit gestaltet, ist doch kaum erhaltenswert – man schaut ihn oft nur noch, weil das Herz halt am FC hängt.
Thorsten: Was macht dich so sicher in deiner Prognose, Kurt? Und mal angenommen, dass es so kommt. Wer schaut sich denn eine von dir beschriebene „Liga“ an? So wie ich bei Geisterspielen raus bin, so interessiert mich so was auch null. Vielleicht kommt dann auch eine Superliga (oder wie heißt das Ding?), aber eben nicht für mich. Und ich denke für einen genügend großen Teil der Fans eben auch nicht. Ich möchte, dass mein Verein, der effzeh, so hoch wie möglich, so erfolgreich wie möglich spielt. Wenn Superliga nicht drin ist und selbst, wenn nur Kreisliga möglich ist. Ich gehe hin und schau es mir an. Und der Fernseher mit international hochtechnisch und -taktischem Fußball bleibt aus. Bleibt er bei mir eh, interessiert mich nicht.
Kurt: Siehst Du, in einem Punkt sind unsere Ansichten absolut deckungsgleich: Auch ich möchte, dass der FC so hoch und erfolgreich wie möglich spielt. Ich bin mir hinsichtlich meiner Prognose auch nicht sehr sicher, halte das von mir beschriebene Szenario aber für denkbar. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mich irre.
Söder will Ligastart am 9. Mai – Heldt bekommt Zuber nicht Der 1. FC Köln stellt so langsam aber sicher die Weichen für den Wiederbeginn der Bundesliga. Am Montag haben die Geissböcke die bisherigen drei Trainingsgruppen aufgelöst und zwei größere Teams gebildet, die fortan gemeinsam trainieren werden. Derweil wird Gerhard Zuber nicht um FC wechseln. Der Vertraute von Sportchef Horst Heldt bleibt bei Hannover 96.
In der Vorwoche hatte der 1. FC Köln in drei Gruppen à acht Spielern trainiert. Nun hat Cheftrainer Markus Gisdol die Gruppen vergrößert und lässt ab sofort nur noch mit zwei Mannschaften üben. Auf den Nachwuchs-Plätzen sechs und sieben geht es nun täglich parallel zur Sache. Beide Teams von je einem Co-Trainer und einem Athletik-Coach betreut, dazwischen Gisdol als Pendel zwischen den beiden Zwölfer-Trainingsgruppen.
"Ich glaube, dass wir es wagen können – vielleicht ab dem 9. Mai" Die Abstandsregeln gelten aber natürlich weiterhin. „Natürlich würde man manchmal im Training einem Mitspieler im Zweikampf einen mitgeben, aber wir müssen uns da noch beherrschen“, sagte Kapitän Jonas Hector am Montag. „Wir dürfen kein Risiko eingehen, auch im Alltag. Wir dürfen nicht Teil einer Infektionskette werden.“ Doch das Ende der Zurückhaltung ist absehbar. Am Montag erklärte CSU-Chef Markus Söder in der BILD: „Nach dem Hygiene-Konzept der DFL glaube ich, dass wir es wagen können – vielleicht ab dem 9. Mai.“
Der Neustart ist also absehbar – die Bundesliga könnte unter Ausschluss der Zuschauer in drei Wochen wieder beginnen und dann die Spielzeit 2019/20 mit den letzten neun Spieltagen beenden. Für den 1. FC Köln wie für alle anderen Bundesligisten wäre das wohl die wirtschaftliche Rettung und der sportlich sichere Weg in eine nächste Saison. Gesundheitlich müssen zwar offenbar noch Fragen beantwortet werden. Doch auch die Politik wähnt den Fußball bereit für die Zeit nach der Coronavirus-Pandemie.
Zuber bleibt bei 96 – Aehlig bleibt Heldts rechte Hand Derweil wurde am Montag aus Hannover bekannt, dass Gerhard Zuber seinen Vertrag bei den 96ern bis 2023 verlängert hat. Wie die Niedersachsen bestätigten, wird der 44-Jährige künftig als Sportdirektor die sportliche Leitung übernehmen, die er zuletzt kommissarisch übernommen hatte. Zuvor hatte Kölns Sportchef Horst Heldt zwar nie bestätigt, mit Zuber über einen Wechsel zum FC zu sprechen, jedoch betont, dass sich jeder Klub glücklich schätzen könne, einen Fachmann wie Zuber zu beschäftigen. Heldt und Zuber hatten zuvor in Hannover, Schalke und Stuttgart gemeinsam gearbeitet. Am Geißbockheim bekleidet jedoch Frank Aehlig jene Position, die andernfalls für Zuber wie geschaffen gewesen wäre. Und Aehlig war es, der sich zusammen mit Geschäftsführer Alexander Wehrle für Heldt stark gemacht hatte. Der Leiter der Lizenzspielerabteilung und der FC-Sportchef sind das starke Duo in der sportlichen Führung am Geißbockheim und werden es offenbar auch über die Saison hinaus bleiben.
FC-Vorstand im Interview: Verträge müssen geprüft werden „Akut“ muss niemand um den 1. FC Köln fürchten. Das sagt der Vorstand der Geissböcke im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN. Doch wie steht es wirklich um den Effzeh? Sollte der Klub nicht eher seine Spieler weiter zum Verzicht bitten als seine Fans? Und hat Köln womöglich in den letzten Jahren auf zu großem Fuß gelebt? Das FC-Präsidium im GBK-Gespräch.
GBK: „Herr Sauren, beginnen wir bei Ihnen: Eine Aussage von Ihnen am Donnerstag hat für Unklarheit gesorgt. Sie sagten, der FC hätte keine Liquiditätsprobleme, bräuchte aber Cash. Was meinten Sie damit?“ ECKHARD SAUREN: „Dass der FC aktuell nicht in seiner Existenz bedroht ist, trotzdem aber jeden Euro brauchen kann, um zukunftssicher weiterarbeiten zu können. Es muss also niemand akut um den FC fürchten, wir möchten aber jedem danken, der uns unterstützt, um gemeinsam da rauszukommen.“
Genau darum ist ja eine Diskussion entbrannt. Inwiefern ist es legitim, den einfachen Fan darum zu bitten auf Geld zu verzichten, während die Spieler weiterhin – trotz Gehaltsverzicht – monatlich sechsstellige Summen kassieren? CARSTEN WETTICH: „Ganz klar ist: Jedem Ticketinhaber, gleich ob Dauerkarteninhaber oder Tagesticketkäufer, ermöglichen wir, sich sein Geld erstatten zu lassen. Wir haben Verständnis dafür, wenn das gemacht wird. Uns haben aber auch viele Fans angesprochen und gefragt, ob und wie sie dem FC helfen können. Wir wollten jedoch zunächst unsere eigenen Hausaufgaben erledigen. Das heißt: Spieler, Vorstand, Geschäftsführung und Abteilungsleiter verzichten auf Teile ihrer Gehälter. Erst nachdem wir das abgeschlossen haben, möchten wir uns an die Fans wenden. Für diejenigen Fans, die auf eine Erstattung verzichten, haben wir uns Alternativen überlegt, damit sie etwas Besonderes als Gegenwert erhalten. Das werden wir in der kommenden Woche kommunizieren. “
"Untergangs-Szenarien an die Wand zu malen, wären Eigentore"
Wäre es denn möglich, mit den Spielern über einen weiteren Verzicht zu sprechen? WERNER WOLF: „Wir haben Verträge mit den Spielern, an die wir uns halten. Das aktuelle Szenario mit den Vereinbarungen, auf Geld zu verzichten, gilt für die laufende Saison. Was mit der kommenden Saison ist, werden wir ja sehen. Ich finde aber, dass in den Debatten um die Spielergehälter viel zu wenig beachtet wird, wie solidarisch sich sehr viele Fußballprofis in der Krise verhalten. Da werden zum Beispiel die Gehälter der Jugendclubs übernommen, und zwar freiwillig und längst nicht nur bei uns.“
In Ihrem Gespräch mit den Fans am vergangenen Donnerstag klang durch, dass der FC aktuell keine existenzbedrohende Situation erlebt, durchaus aber 2021 in arge Probleme geraten könnte. Was darf denn aus FC-Sicht nicht passieren? SAUREN: „Wir gehen davon aus, dass diese Saison mit Spielen ohne Zuschauer zu Ende gespielt wird. Alles andere hat in der öffentlichen Diskussion nichts zu suchen. Irgendwelche Untergangs-Szenarien an die Wand zu malen, wären Eigentore. Natürlich machen wir intern unsere Hausaufgaben.“
WOLF: „Erst, wenn wir konkret wissen, wie es weitergeht, werden wir mit weiteren Schritten an die Öffentlichkeit gehen. Nicht umgekehrt.“
WETTICH: „Jeder Bundesligist hätte irgendwann ein Insolvenz-Szenario. Wenn über einen längeren Zeitraum keine Spiele stattfänden, bekäme selbst Bayern München Probleme. Das wird Stand heute aber nicht passieren. Wichtig ist daher abzuwägen, was uns wirklich betreffen könnte und davon ausgehend realistische Szenarien zu planen. Und diese den Entwicklungen anzupassen.“
"…dann ist es noch mal gut gegangen"
Was ist aus Ihrer Sicht das wahrscheinlichste Szenario für diese Saison? SAUREN: „Geisterspiele…“
WOLF: „…ab dem 9. oder 16. Mai…“
WETTICH: „…und damit so, dass die Liga geordnet beendet werden kann.“
Der FC ist im vergangenen Sommer in ein planbares Risiko gegangen. Nun droht dem Klub ein Rekordminus am Ende der Saison. Wie gehen Sie als neuer Vorstand damit um? SAUREN: „Die Vorgabe vor der Saison war, die Klasse zu halten. Die Strategie wurde vor unserer Amtszeit festgelegt, das fanden wir aber schon damals richtig. Und mal ehrlich: Wo stünden wir heute ohne die Investitionen in Spieler wie Bornauw, Skhiri oder Ehizibue? Dass darüber hinaus noch eine Pandemie kommen würde, das konnte keiner ahnen.“
WOLF: „Daraus müssen wir jetzt das Beste machen. Wenn wir den Verein ohne echte Existenzsorgen durch diese Krise führen, die Klasse halten und Werte in der Mannschaft geschaffen haben, dann ist es noch mal gut gegangen.“
Musste in dieser Krise beim FC alles auf den Prüfstand gestellt werden? WETTICH: „Natürlich müssen wir in einer solchen Situation jeden Euro zweimal umdrehen, Prüfstand fände ich aber das falsche Wort.“
WOLF: „Die Einnahmeseite ist keine Raketenwissenschaft. TV-Gelder, Tickets, Sponsoren, Merchandising.“
"Bestehende Verträge lassen sich kurzfristig nicht ändern"
Die Ausgabeseite war aber durchaus volatil. Stichwort: Abfindungen. WOLF: „Das würde ich so nicht sagen. Man hat Fixkosten, an denen kann man nichts machen. Bei den variablen Kosten muss man entscheiden, was man macht und was nicht.“
WETTICH: „Bestehende Verträge lassen sich kurzfristig nicht ändern. Das ist ein mittelfristiger Prozess und daran arbeiten wir.“
Welche Lehren zieht der FC denn in Bezug auf die Gestaltung von Verträgen? SAUREN: „Verträge sollten auch unter der Maßgabe geschlossen werden, was passiert, wenn nicht alles perfekt läuft – das ist doch logisch.“
WOLF: „Die Faktoren, die am meisten Geld kosten, sind Misserfolg und fehlende Kontinuität. Es geht immer darum abzuwägen, welche Risiken man eingehen kann. Das ist eine Aufgabe des Vorstands.“
SAUREN: „Dazu muss man aber sagen, dass die Vertragsaufhebungen mit Armin Veh und Achim Beierlorzer sehr fair abgelaufen sind und man für alle Seiten gute Lösungen gefunden hat. Der Verein hat da einiges einsparen können. Das ist für uns gut gelaufen.“
Hat der FC denn in den letzten Jahren auf zu großem Fuß gelebt? SAUREN: „Nein. Wir haben nicht umsonst Eigenkapital aufgebaut. Jeder weiß, was ein Abstieg kostet. Und dass wir jetzt in der Coronakrise nicht in der Existenz bedroht sind, spricht für sich.“
FC-Vorstand im Interview „Wir brauchen die Unterstützung unserer Fans“ - Der FC-Vorstand lobt die Geschäftsführung für das bisher geleistete Krisenmanagement. - Trotz der Krise erwartet das Präsidium keine großen Veränderungen: Der Markt regelt die Preise, und der Markt werde sich nicht ändern. - Ein Engagement von Investoren schließen die Kölner nach wie vor aus, man vertraut auf die eigene Kraft.
Herr Wolf, Herr Sauren, Herr Wettich, man kann nicht gerade sagen, dass Ihre Amtszeit bislang von Ereignislosigkeit geprägt ist. Erst mussten Sie eine sportliche Krise bewältigen. Nun müssen Sie den Verein durch die Folgen der Corona-Krise führen. Eckhard Sauren: Wir haben die Dinge relativ früh kommen sehen und Szenarien und Gegenmaßnahmen modelliert. Das ist alles auf einem sehr professionellen Niveau abgelaufen, unsere Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt haben das alles mit ihren Teams so aufgearbeitet, dass wir als Vorstand schnell in die Diskussion einsteigen konnten.
Werner Wolf: Die große Herausforderung für uns ist, dass die Einnahmen in Teilen wegbrechen, während die Ausgaben weiterlaufen. Wir müssen absehen, was das in welchem Szenario bedeutet – und was unsere Gegenmaßnahmen sind.
Sie haben sich stets gegen Investoren beim 1. FC Köln ausgesprochen. Sind Sie mittlerweile womöglich gezwungen, ihre Ansicht zu ändern? Wolf: Nein. Wir wollen ein Klub im Besitz der Mitglieder bleiben. Und wir gehen davon aus, dass uns das gelingt.
Sauren: In den realistischen Szenarien kommen wir mit unseren aktuellen Maßnahmen hin. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir die Unterstützung unserer Fans und Mitglieder brauchen. Zum Beispiel durch Verzicht auf eine Erstattung ihrer Tickets.
Ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen sehen für einen Fall wie von offizieller Seite anberaumte Geisterspiele keine Entschädigungen vor. Dennoch bieten Sie welche an. Wolf: Wer sein Geld zurückhaben will, bekommt es zurück, keine Frage. Wir bieten aber attraktive Alternativen an, haben viel vorbereitet und werden am Donnerstag mit der AG Fankultur darüber sprechen. Danach werden wir die Einzelheiten öffentlich machen.
Sie stehen aber vor dem Dilemma, dass im Fußball nach wie vor enorme Summen an wenige Protagonisten verteilt werden. Kann man die Fans da bitten, auf Geld zu verzichten? Carsten Wettich: Es ist ein schmaler Grat. Es war für uns immer klar, dass wir sagen: Wer sein Geld zurückhaben möchte, bekommt es zurück. Zweiter Eckpfeiler war: Bevor wir die Fans ansprechen, verzichten bei uns die Profis, die Geschäftsführer, die Abteilungsleiter und natürlich auch wir selbst. Das ist jetzt abgearbeitet.
Sauren: Wir sind nicht in Existenznot, können es aber wirklich gut gebrauchen. Je mehr Leute bereit sind, zu verzichten, desto bessere Möglichkeiten haben wir, den Verein aus der Krise zu managen.
Verzichten die Profis schon genug? Wolf: Wir haben Verträge unterschrieben. Und man muss immer den Gesamtrahmen betrachten. Mir kommt in dieser Diskussion zu kurz, wie solidarisch sich viele Fußballprofis in dieser Krise verhalten und beispielsweise die Gehälter in ihren Jugendvereinen übernehmen. Und zwar freiwillig und nicht nur bei uns.
Muss der Fußball umdenken, damit die Vereine nicht nur die Durchlauferhitzer für das Geld sind? Sauren: Der Fußball ist ein intensiver Wettbewerb. Dass die Vereine für Zeiten wie diese keine Millionen geparkt haben, ist klar, weil alle darum kämpfen, in der Liga zu bleiben. Wir sind im Profigeschäft, und wenn die Leute auf dem Platz besonders gut sind, kosten sie auch besonders viel Geld. Die Gehälter und Ablösen für Spieler regelt der Markt. Und ich glaube nicht, dass sich der Markt verändern wird. Man kann keinen Fußball ohne Fußballer spielen.
Gibt es beim 1. FC Köln Gedanken, das Stadion für eine begrenzte Zuschauerzahl zu öffnen? Wolf: Es ist ja vor allem eine politische Entscheidung, ob so etwas zugelassen wird. Ich bin sicher, dass die DFL eine Idee entwickeln würde, wie man so etwas veranstalten könnte.
Wettich: Aktuell werden in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Ideen entwickelt, die man bis vor kurzem nicht für möglich gehalten hätte. Warum sollte man zur neuen Saison nicht auch den Fußball langsam hochfahren? Wir können uns bis dahin anschauen, wie es zum Beispiel die Kirche mit Gottesdiensten macht und daraus lernen. Da wird man auch nicht mit einem vollen Kölner Dom anfangen können.
Ein weiteres Thema ist die Mitgliederversammlung. Die sollte bis November durchgeführt sein. Wettich: Die Satzung erlaubt uns Ausnahmen, und die Pandemie ist eine.
Wolf: Unser Ziel bleibt eine physische Versammlung. Wir haben Termine bis Februar 2021 von der Arena vorgeschlagen bekommen. Aber es gibt auch Überlegungen, ob eine virtuelle Versammlung eine Option ist, wenn eine physische Veranstaltung nicht möglich ist.
Die einzige größere Entscheidung auf der Versammlung ist, ob Sie im Vorstand bleiben, Herr Wettich. Wettich: Seit meinem Amtsantritt gab es keine normale Phase. Wir müssen jetzt erst einmal die vielen Sachthemen abarbeiten, danach wird noch Zeit genug bleiben, um über diese Dinge zu sprechen. Am Ende wird der Mitgliederrat einen guten Vorschlag machen.
Gewinner der Corona-Krise: Verletzte FC-Stars hoffen wieder auf Bundesliga-Einsätze Sie sind so etwas wie die „Gewinner“ der Corona-Krise: Die Rekonvaleszenten Rafael Czichos (29) und Christian Clemens (2 dürfen aufgrund der verlängerten Bundesliga-Spielzeit plötzlich wieder von Einsätzen träumen.
1. FC Köln: Christian Clemens und Rafael Czichos schuften für Comeback „Jetzt bekomme ich durch die Zwangspause vielleicht noch mal die Chance zu spielen“, sagte Czichos im EXPRESS-Interview. Nach seinem Wirbelbruch wäre die Saison für ihn normalerweise beendet gewesen. Unter der Prämisse, dass die Saison bis zum 30. Juni fortgesetzt wird, glaubt der FC-Abräumer schon wieder an ein Comeback: „Ich würde gerne noch zwei, drei Bundesligaspiele machen diese Saison. Sollte die Saison tatsächlich noch so lange gehen, will ich nochmal dabei sein.“
Noch näher dran an der Mannschaft ist Christian Clemens. Der gebürtige Kölner trainiert nach seinem Kreuzbandriss bereits seit Februar wieder mit der Mannschaft. Einen ersten Comeback-Versuch in der Regionalliga musste „Chrille“ nur aufgrund einer fehlenden Spielgenehmigung platzen lassen. An sich wäre er im März bereit gewesen für einen Einsatz. Der Mittelfeldspieler dürfte bis Saisonende daher definitiv noch mal ein Thema für Trainer Markus Gisdol (50) werden.
Niklas Hauptmann ist bei Markus Gisdol ausßen vor Der dritte im Bunde ist Niklas Hauptmann (23). Der Sohn von FC-Urgestein Ralf Hauptmann (51) ist nach seiner Leisten-Operation ebenfalls zurück im Training. Anders als bei Czichos und Clemens sind seine Aussichten auf Spielzeit bei den Profis aber gering. „Haupe“ (kam 2018 für stolze 3,6 Millionen Euro von Dynamo Dresden) spielt bereits die ganze Saison keine Rolle in den Planungen und kam bisher lediglich in der Regionalliga zum Einsatz.
Investor oder Insolvenz? „In dieser Situation sind wir nicht“ Der Vorstand des 1. FC Köln spricht sich seit dem ersten Tag im Amt gegen Investoren bei den Geissböcken aus. Die Coronakrise hat die Diskussion um 50+1 in der Bundesliga aber neu entfacht. Im zweiten Teil des Interviews mit dem GEISSBLOG.KOELN sprechen Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich auch über die Frage, ob ihre Ablehnung von Investoren eine Grenze haben könnte – jene einer drohenden Insolvenz.
GBK: „Kommen wir auf die Regelung 50+1 zu sprechen…“ WERNER WOLF: „Wie der FC dazu steht? Genau wie vor der Coronakrise.“
Glauben Sie denn, dass die Regelung generell fallen könnte, weil einige Vereine ohne Investoren nicht mehr überleben könnten? CARSTEN WETTICH: „Dafür sehen wir aktuell keine Anzeichen.“
WOLF: „Ich glaube nicht, dass sich da etwas ändern wird. Denn selbst wenn man verkaufen wollte, wäre jetzt der denkbar ungünstigste Moment, weil die Unternehmenswerte gesunken sind.“
Aber was, wenn ein Klub nicht mehr anders könnte – wenn die Coronakrise einen Klub an den Abgrund bringt und es darum geht: Insolvenz oder Investor? WOLF: „Es wird Vereine geben, die diesen Schritt überlegen werden, bevor sie in die Insolvenz gehen.“
WETTICH: „Ja, das könnte durchaus sein. Bei den meisten Vereinen, die sich Investoren reingeholt haben, war es allerdings eher ein Sterben auf Raten. Mir fällt kein Beispiel ein, in dem ein Klub in einer Krise Anteile verkauft hat und es danach wieder nachhaltig bergauf ging.“
Hätte die Coronakrise den FC in die Insolvenz getrieben, wäre es aber kein Sterben auf Raten gewesen, sondern eine Ausnahmesituation. Trotzdem wäre es dann um die Frage gegangen: Investor oder Insolvenz? ECKHARD SAUREN: „In dieser Situation sind wir aber glücklicherweise nicht.“
Oder geht es um die Bezeichnung? Bei 1860 München gibt es einen Investor, beim FC Bayern gibt es strategische Partner. WETTICH: „Es bleibt dabei, dass auch die einen Return on Investment erwarten.“
WOLF: „Du gibt deine Freiheit auf. Selbst wenn du nur fünf Prozent verkaufst, hast du anschließend einen Investor mit am Tisch. Er redet mit, findet in den Medien statt und will Einfluss auf das nehmen, was hier läuft.“
SAUREN: „Um es klar zu sagen: Anteilsverkäufe sind für uns kein Thema. Unsere Aufgabe als Vorstand ist es, von Anfang an unsere Hausaufgaben so gut zu machen, dass man ohne Investor nachhaltigen Erfolg hat.“
WETTICH: „Und bei uns sind REWE oder die RheinEnergie auch strategische Partner, nur ohne Anteile. Das soll auch so bleiben.“
Plant der FC im Anschluss an die Coronavirus-Krise eine Versicherung abzuschließen, um sich für solche Schäden abzusichern? WETTICH: „Das klingt deutlich einfacher, als es in der Realität ist. Die Frage ist, für was man sich absichern kann, wenn ein Spiel zum Beispiel nicht komplett ausfällt, sondern ohne Zuschauer stattfinden muss. Sichert man Verschiebungen ab, komplette Ausfälle, Ausfälle von Einnahmen? Die Prämien für eine solche Versicherung werden zudem nach der Krise deutlich höher ausfallen.“
Könnte es künftig Klauseln in Spielerverträgen geben, die im Falle einer neuerlichen Pandemie greifen? WOLF: „Denkbar ist das, das müsste die DFL dann aber über die Musterverträge regeln. Bisher gab es in vielen Bereichen theoretische Überlegungen, was bei einer Pandemie passieren könnte, aber nur wenige haben den Fall wirklich für realistisch gehalten. Jetzt erleben wir sie und das wird natürlich Folgen haben.“
Gab es zu irgendeinem Zeitpunkt die Überlegung eine Mannschaft oder Abteilung einzusparen, zum Beispiel die U21 oder die Frauen? WETTICH: „Nein. Wir haben uns zur U21 bekannt. Die sportlich Verantwortlichen sind der Überzeugung, dass es Sinn macht, eine zweite Mannschaft hinter den Profis zu haben. Daran halten wir fest und haben sie ja auch in den letzten Monaten bewusst gestärkt. Und die Frauen wollen wir dauerhaft in der Bundesliga etablieren, haben trotz der Krise Spielerinnen für die neue Saison verpflichtet, Nicole Bender als Teammanagerin installiert. Wir wollen die Frauenteams beim FC weiterentwickeln.“
Anknüpfend an die U21: Muss der FC aufgrund der aktuellen Krise die Nachwuchsarbeit noch mehr in den Vordergrund stellen? SAUREN: „Muss ist das falsche Wort. Wir wollen es, unabhängig von der aktuellen Krise. Das haben wir vom ersten Tag an klar gesagt. Mit Horst Heldt und Markus Gisdol haben wir Verantwortliche, die an diesen Weg glauben.“
Der FC wird im Sommer auf dem Transfermarkt deutlich kleinere Brötchen backen müssen. Der Nachwuchs könnte dadurch noch wichtiger werden. Perspektivisch soll der Ausbau des Geißbockheims helfen. Wie wichtig wäre es auch als Signal in der aktuell schweren Phase, diesen Ausbau noch vor der Sommerpause von der Politik genehmigt zu bekommen? SAUREN: „Es ist sehr wichtig, dass die Politik bis dahin eine Entscheidung fällt und damit das Verfahren abschließt. Denn alle Fakten liegen lange auf dem Tisch, alle Argumente sind ausgetauscht und niemand kann wollen, dass das Thema noch in den Kommunalwahlkampf gezogen wird.“
Schmadtke kritisiert Fortuna – Heldt glaubt nicht an Vorteil Der 1. FC Köln trainiert weiter ohne Zweikämpfe. Die Geissböcke erfreuten sich auch am Dienstag des guten Wetters und der Möglichkeit, in der Coronakrise überhaupt auf dem Trainingsplatz stehen zu können. Derweil sorgte Fortuna Düsseldorf für Ärger in der Bundesliga. Der vermeintlich übernächste Gegner des FC trainierte am Montag erstmals wieder mit Zweikämpfen und verstieß damit gegen eine Abmachung innerhalb der Liga.
So mancher FC-Spieler und -Verantwortlicher dürfte sich sichtlich freuen, wenn wieder ein Friseursalon oder Barbier geöffnet hat. Markus Gisdol, Marco Höger und Kingsley Ehizibue mit länger werdenden Haaren, Höger und Timo Horn mit Corona-Bärten wie in Playoff-Zeiten im Eishockey: Doch außer dem Äußerlichen hofft man beim FC auf nicht allzu große Veränderungen durch die Krise.
Doch wie spielfit und taktisch eingespielt die Spieler über die Pause geblieben sind, wird erst klar werden, wenn das Training wieder mit Zweikämpfen und körperbetont geführt werden darf. Erst dann werden sich Rhythmen und das Timing für Spielsituationen wieder einstellen. Etwas, auf das man sich innerhalb der Liga eigentlich geeinigt hatte, erst gemeinsam und zeitgleich wieder beginnen zu wollen. Doch am Montag wurde Fortuna Düsseldorf beim Training mit Zweikämpfen erwischt.
Schmadtke sauer – Heldt bleibt ruhig „Die Klubs hatten sich über Gruppengröße und Zweikämpfe verständigt. Wenn sich da einige nicht dran halten, finde ich das ärgerlich und nicht kollegial“, kritisierte beispielsweise Wolfsburgs Sportchef Jörg Schmadtke seinen Ex-Klub via Bild. „Ich prangere das sogar an. Ich kann nicht Wasser predigen und Wein trinken. Wir müssen aufpassen, dass einige nicht Sachen propagieren, an die sie sich dann nicht halten.“
Beim 1. FC Köln hielt man sich dagegen zurück. „Ich finde es wichtig, dass wir uns an die Vorgaben der Behörden und an die Absprachen halten“, sagte FC-Sportchef Horst Heldt auf GBK-Nachfrage. „Von Ausreißern aber mal abgesehen, halten sich die meisten Klubs daran.“ Der 50-Jährige wollte die Meldung aus Düsseldorf nicht zu hoch hängen, auch wenn – sollte der Spielplan nach dem Unterbruch regulär fortgesetzt werden – für Köln am zweiten Spieltag nach Wiederbeginn das Duell mit Düsseldorf anstünde. „Natürlich sind Zweikämpfe und mannschaftstaktische Einheiten mit die wichtigsten Komponenten im Training. Aber ich glaube nicht, dass man sich gerade dadurch große Vorteile erarbeiten kann.“ Der FC trainiert weiter zweikampflos und berichtet regelmäßig der Kölner Bezirksregierung von den Maßnahmen beim Training.
„Ausländer“-Attacke - Ex-FC-Star beklagt Ungleichheit im eigenen Land Als Spieler war er ein Stratege. Technisch versiert, mit dem Auge für das Ganze. Emotional aber auch oft unkontrollierbar.
54 Spiele, vier Tore: Beim Niedergang des 1. FC Köln in den 1990er-Jahren war Sunday Oliseh (45) ein echter Lichtblick, Top-Einkauf und zu gut für den sportlichen Schrott-Kader, der dann 1998 nach seinem Weggang auch folgerichtig abstieg. Oliseh dagegen stieg auf, wurde Olympiasieger, zweimaliger WM-Teilnehmer, Ajax-Amsterdam-Kapitän und Juventus-Profi.
Mit seiner Meinung hielt der Nigerianer auch nach der Karriere nie hinter dem Berg. Unvergessen, wie er als Spieler des VfL Bochum Mitspieler Vahid Hashemian (43) die Nase brach.
Sunday Oliseh: Ausländer kriegen bessere Bedingungen Ein Bursche mit Ecken und Kanten. Und so steht er aktuell wieder in seinem Heimatland im Zentrum einer Debatte. Denn Oliseh, der das Nationalteam der Super Eagles schon einmal (2015) coachte, prangert momentan eine Benachteiligung öffentlich an.
„Ich würde zu diesem Zeitpunkt nicht gern Nigeria wieder trainieren. Das hat damit zu tun, dass die Bedingungen für nigerianische Bürger, die den Job des Coaches der Super Eagles machen, nicht die selben sind wie die, die Ausländern gegeben werden“, poltert der Ex-FC-Star in einem Video auf Twitter.
Seit 2016 wird die Nationalmannschaft vom Deutschen Gernot Rohr betreut. Dessen Vertrag läuft in diesem Sommer aus und ob er verlängert wird, ist unklar. Zuvor waren unter anderem auch Berti Vogts oder Paul Le Guen in Nigeria tätig. Ohne Erfolg. Offenbar kassieren die Übungsleiter aus dem Ausland weit mehr als den eigenen Ex-Nationalspielern angeboten wird.
Ob eine Tirade da allerdings eine geeignete Bewerbung in eigener Sache ist, dies zu ändern, bleibt dahingestellt.
Bundesliga-Neustart - FC-Boss Wehrle: „Nehmen keine Testkapazitäten weg“ Die Bundesliga atmet auf. Erste hochrangige Politiker machen wohl den Weg frei für Geisterspiele.
Schon ab 9. Mai könnte in der Bundesliga – wenn auch ohne Zuschauer – der Ball wieder rollen. „Erst mal ist das ein positives Signal. Dann hoffe ich, dass sich das in den nächsten Tagen auch bestätigen lässt. Das ist wichtig, dass wir eine Perspektive haben“, sagte Finanzboss Alexander Wehrle (45) vom 1. FC Köln bei „100% Bundesliga bei Nitro“. Der FC-Boss betonte in diesem Zusammenhang auch noch mal die Wichtigkeit einer Wiederaufnahme der Bundesliga für den Klub.
Alexander Wehrle: Saisonabbruch wäre 2021 „herausforderndes Thema“ Ein vorzeitiges Ende der Saison würde spätestens 2021 zum existenziellen Problem für den Verein werden – eine Insolvenz könnte dann nicht mehr ausgeschlossen werden. Wehrle: „Wenn überhaupt nicht gespielt werden würde, dann hätten wir bis zum 30. Juni kein insolvenzrelevantes Thema, denn wir haben 38 Millionen Euro Eigenkapital. Wenn wir jetzt die Saison abbrechen würden, dann hätten wir für den 30. Juni 2021 sicherlich ein herausforderndes Thema vor uns.“
Alexander Wehrle sieht gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs Gleichzeitig betonte Wehrle, der auch im DFL-Präsidium sitzt, die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs und ging damit auf die Kritik der „Interessengemeinschaft Fanszenen Deutschlands“ ein. Die hatte sich zuletzt gegen Geisterspiele ausgesprochen, weil der Fußball beim Zugang zu Coronatests eine Sonderbehandlung erhalten könnte. „Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht“, hieß es in einer Erklärung.
Wehrle sagte in diesem Zusammenhang: „Für uns ist ganz klar, deshalb ist die Taskforce ja auch eingerichtet worden: Wir wollen und wir werden keinen Gruppen die Testkapazitäten wegnehmen. Die verfügbaren Testkapazitäten übersteigen ja aktuell auch den Versorgungsbedarf deutlich. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen, dass wir hier nicht egoistisch an uns denken sollten, sondern wenn, dann gesellschaftlich verträglich so etwas mit Testreihen umsetzen können.“
Auch die DFL teilte am Dienstag mit: „Es geht an den Fakten vorbei, wenn unterstellt wird, dass eine mögliche engmaschige Testung eine Unterversorgung der Bevölkerung verursache. Die Test-Kapazitäten sind in den vergangenen Wochen massiv gesteigert worden.“ Weiter hieß es: „Völlig klar ist aber auch: Sollte es durch künftige Entwicklungen – zum Beispiel eine zweite Corona-Infektionswelle – tatsächlich Engpässe geben, wird die DFL die Versorgung der Bevölkerung selbstverständlich nicht beeinträchtigen.“
Seitenhieb bei Sky-Schalte - Ex-Vize Schumacher: „Beim 1. FC Köln noch alles entspannt“ Im September vergangenen Jahres ist Vereinslegende Toni Schumacher (66) aus dem Vorstand des 1. FC Köln ausgeschieden – und das alles andere als geräuschlos. Mit seinem FC fiebert der Europameister von 1980 natürlich trotzdem noch mit, unterstützte die Mannschaft bis zur Corona-Zwangsunterbrechung auf der Tribüne und ist Teil der Stiftung.
Am Dienstag hat Schumacher nun bei Sky über eine mögliche Fortsetzung der Bundesliga-Saison gesprochen. Und der ehemalige Keeper, der siebeneinhalb Jahre lang als Vizepräsident in der Klubführung stand, ist sich sicher, dass die FC-Profis heiß sind: „Die scharren alle mit den Hufen. Die wollen unbedingt wieder Fußball spielen. Und es sind ja jetzt die ersten Signale gekommen, dass es vielleicht in der ersten Maiwoche wieder losgeht – wenn auch leider Gottes mit Geisterspielen. Aber die warten drauf, dass sie endlich wieder Gas geben können“, sagte Schumacher.
Toni Schumacher: „Vereine brauchen diese Fernsehgelder“ Damit der Ball wieder rollen kann, müssen laut Schumacher „natürlich die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Gesundheit der Spieler und aller Beteiligten gesichert ist. Das ist klar.“ Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs wäre wichtig für die Profi-Klubs, wie Schumacher erklärt: „Man darf nicht vergessen: Die Vereine brauchen diese Fernsehgelder, das ist eine große Einnahmequelle der Profi-Mannschaften. Und von daher wartet alles darauf, dass diese Spiele letztendlich stattfinden. Weil ansonsten könnte man keine Garantie geben, dass alle Vereine diese Corona-Krise überleben.“
Um die Zukunft seines Herzensvereins fürchtet Schumacher nicht: „Wir sind gut aufgestellt. Ich war ja siebeneinhalb Jahre selber im Vorstand. Und wir haben die vergangenen siebeneinhalb Jahre auch ein gewisses Polster aufbauen können. Was ich von den Verantwortlichen höre, ist es beim 1. FC Köln noch alles entspannt.“
Toni Schumacher mit kleinem Seitenhieb gegen den 1. FC Köln Als das Gespräch schließlich auf den aktuellen Vertrags-Zoff zwischen dem FC Bayern und Nationalkeeper Manuel Neuer (34) kam, konnte sich Schumacher einen kleinen Seitenhieb gegen den FC allerdings nicht verkneifen. „Wenn es jetzt nicht Bayern München wäre, würde ich sagen: Ja, das passiert in der Bundesliga schon mal öfter. Beim 1. FC Köln ist das in der Vergangenheit auch schon mal passiert, dass interne Dinge nach draußen getan worden. Neu ist das für mich aber beim FC Bayern München“, sagte Schumacher. Hintergrund: Neuer hatte sich verstimmt gezeigt, weil Details aus seinen Vertragsgesprächen durch ein Leck beim Rekordmeister durchgesickert waren. Schumacher schlug sich auch auf die Seite des Weltmeister-Keepers von 2014: „Wie Manuel Neuer jetzt darauf reagiert hat, finde ich in Ordnung. Weil: Er kann diese Sachen nicht einfach draußen stehen lassen.“
FC-Legende Toni Schumacher erklärt seinen Corona-Alltag Langweilig ist dem Ex-Keeper in der fußballfreien Zeit nicht geworden, wie er unterdessen berichtet. „Man kann viel machen. Ich habe Gott sei Dank einen Garten, in dem ich viel arbeiten kann. Ich mache mit meiner Tochter außerdem anderthalb Stunden Sport am Tag. Und ich gehe mit meiner Frau eine Stunde lang Powerwalken am Rhein. Also ich weiß schon, mit meiner Zeit umzugehen.“
So könnten es die FC-Profis im Wartestand auch handhaben. Schumacher: „Das sollen die Jungs auch machen. Jetzt haben sie ja auch wieder ein Ziel vor Augen, wenn auch nur ein kleines. Das hoffentlich dann auch umgesetzt wird: Dass am 9. Mai wieder gespielt wird.“ Die Klub-Ikone macht den Profi-Kickern Mut: „So lange habt ihr nicht mehr, Jungs! Ihr schafft das schon!“
Timo Horn über das Liga-Finale: „Für den FC gehe ich in die Corona-Quarantäne!“ Im Tor des 1. FC Köln ist Timo Horn (26) eine Institution. Auch für den in Köln geborenen Keeper ist die Corona-Krise eine besondere Herausforderung. Im Gespräch mit dem FC-Podcast machte er aus seinen Sorgen keinen Hehl und zeigt in den schweren Zeiten Bereitschaft zum Verzicht.
Timo Horn: „Situation nimmt mich mit“ Der FC-Keeper geht offen damit um: Auch er tat sich schwer mit den Einschränkungen in den Alltag. „Es ist natürlich ein erheblicher Eingriff in den normalen Alltag. Ich kriege aus meinem Umfeld mit, wie hart die Situation manche getroffen hat. Einige haben ihre Jobs verloren oder mussten erhebliche Einbußen hinnehmen. Es ist schon sehr schwierig, das nimmt mich auch mit“, sagt Horn. „Bei mir persönlich ist es so, dass meine Frau froh ist, dass unser Training wieder angefangen hat. Sie hat gemerkt, dass mir zuhause der Ausgleich gefehlt hat. Für ein paar Tage kriegt man das sicher hin, aber dann scharrt man schon wieder mit den Hufen und möchte auf den Trainingsplatz. Ich bin froh, dass wir wenigstens das wieder machen können.“
Timo Horn will sich von Corona nicht verrückt machen lassen In der Freizeit hängt er sich allerdings nicht ständig an einen „Corona-Ticker“: „Ich hoffe, dass sich bald wieder alles normalisiert, daher schaue ich schon ab und zu mal rein. Wenn ich ununterbrochen Nachrichten lesen würde, wäre das eine ziemliche Belastung. Die letzten Tage machen mir Hoffnung. Ich hoffe, dass bald wieder alles behutsam hochgefahren wird.“
Auf dem Trainingsplatz kann er sich davon am besten ablenken und auf andere Gedanken kommen. „Es ist für mich eine große Abwechslung, auf dem Platz zu stehen. Während des Trainings blende ich die gesamten Corona-Themen aus, das tut sehr gut. Ich freue mich riesig, dass wir wieder im Training sind, auch wenn es doch noch arg eingeschränkt ist.“
Die Einheiten mit Torwarttrainer Andreas Menger unterscheiden sich allerdings kaum vom „normalen“ Trainingsalltag, wie er den FC-Podcastern Guido Ostrowski (Radio Köln) und Alexander Haubrichs (Express) verrät: „Ich als Keeper habe da sicherlich einen Vorteil, da wir das Torwarttraining eigentlich wie immer gestalten können.“
Jetzt, wo es endlich mit dem 9. Mai ein konkretes Startdatum gibt, wird vieles einfacher. „Als Profisportler braucht man etwas, auf das man sich konkret vorbereitet. Ich bin ein Freund davon, wenn klare Ansagen kommen und wir ein Ziel vor Augen haben. Ich glaube, da geht es vielen Menschen – auch außerhalb des Fußballs- gerade ähnlich. Wir alle brauchen etwas, woran wir uns hochziehen können. Es ist auch für die Trainer schwieriger, das Training so zu gestalten, dass man topfit ist, wenn es wieder losgeht. Da muss man schon drauf achten, dass man das Training richtig dosiert. Wir wollen jedenfalls voll da sein, wenn es losgeht.“
Timo Horn: „Es kann auch Rückschläge geben“ Bis dahin hofft er, dass sich alle an die Regeln halten und die Fortschritte bei der Bekämpfung des Coronavirus weitergehen. „Ich bin recht optimistisch, weil es offensichtlich konkret wird. Wir müssen natürlich vorsichtig mit Prognosen sein, da es schnell auch wieder Rückschläge geben könnte. Ich hoffe, dass dann auch bald wieder Zuschauer im Stadion erlaubt sind. Die Unterstützung wird uns als Spielern in den nächsten Wochen doch sehr fehlen.“
Teile der Anhängerschaft sehen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs allerdings kritisch. Horn: „Ich denke, jeder darf bei diesem Thema seine eigene Meinung haben. Es hat so eine Situation noch nie gegeben, deshalb kann eigentlich niemand sagen, was richtig oder falsch ist. Ich kann die Kritik nachvollziehen, aber Fakt ist auch, dass es ist für viele Vereine überlebenswichtig ist, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Ich denke der Fußball hat einen hohen gesellschaftlichen Wert. Es würden sich viele Menschen freuen, wenn es wieder losgehen und für etwas Abwechslung im Alltag sorgen würde.“
„Würde alles tun, um dem 1. FC Köln zu helfen“ Damit das klappt und der FC wirtschaftlich überlebt, wäre Timo Horn auch zu drastischen Schritten bereit. Die in Italien und England nun konkret diskutierte Quartier-Lösung, mit Quarantäne-Camps für die Mannschaften, schließt er dabei auch nicht aus. „Ich kann nur für mich sprechen. Ich weiß, wie wichtig die Wiederaufnahme der Bundesliga für den FC wäre. Mir wäre daher jedes Mittel recht, um den FC zu retten. Wenn es nur dieses Szenario geben würde, damit es weitergeht, würde ich das sofort machen und eine wochenlange Isolation in Kauf nehmen.“
Der Gehaltsverzicht war ohnehin „selbstverständlich. Viele Leute wissen gar nicht, wie viele Mitarbeiter am FC hängen. Es gibt eine Menge Leute die großes für den Klub leisten und auf ihr Geld angewiesen sind. Da war es für mich ab der ersten Minute klar, dass ich meinen Beitrag dazu leisten möchte. Es ist eine Situation, in der wir alle für das Allgemeinwohl verzichten müssen.“
Timo Horn erwartet grundlegende Veränderungen im Fußball Horn erwartet auch, dass sich im Fußball durch das Virus einiges ändern wird. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es Mega-Transfers, wie sie in den letzten Jahren getätigt wurden, nicht mehr geben wird. Die Summen jenseits von Gut und Böse sind Geschichte. Diese Summen werden sich nur noch absolute Topvereine leisten können. Die breite Masse wird da ein gutes Stück abfallen. Ich kann mir einige Szenarien für die Zukunft vorstellen. Einige Vereine werden sicher auch versuchen, Investoren zu gewinnen, um diese Krise zu überstehen.
FC-Fanliebling: Ex-„Hooligan“ Exslager trägt jetzt Anzug Sowohl bei den Fans des MSV Duisburg als auch beim FC und später der Fortuna war Maurice Exslager (29) beliebt. Der kantige Glatzkopf scheute auf dem Platz keine Konfrontation und war wegen seiner beherzten Spielweise anerkannt. Spitzname: „Hooligan“. Bittere Verletzungen aber verhinderten eine größere Karriere der Tattoo-übersäten Kampfmaschine. So hat Exe früh den Strafraum an den Schreibtisch verlegt.
Maurice Exslager ist jetzt bei der Deutschen Vermögensberatung Der frühere FC-Stürmer, der 2014 mit der Truppe von Peter Stöger den Aufstieg schaffte (13 Einsätze), arbeitet bereits jetzt als Finanzberater im Ruhrgebiet – kickt allerdings auch noch bei Oberligist Bocholt mit. Im EXPRESS-Gespräch wird deutlich, dass Exslager das frühe Aus der Profi-Karriere nicht bereut.
„Das mit der Deutschen Vermögensberatung hat sich spontan ergeben, über die Möglichkeit bin ich sehr dankbar“, beginnt er zu erzählen, „nach dem Urlaub letztes Jahr war mir klar, dass ich mich beruflich verändern möchte. So hat sich die Chance über einen früheren ehemaligen Fußballer ergeben, in den Job des Finanzberaters einzusteigen. Ich habe täglich mit Menschen Kontakt und kann vielen Leuten etwas zurückgeben, die mich jahrelang auf unterschiedlichste Weise unterstützt haben“
Maurice Exslager: Ich bin mit mir im Reinen Exslager wohnt derzeit in Bocholt, das Büro ist in Essen. Doch natürlich hat er auch noch Kontakt zu Leuten in Köln. Ob er mit Wehmut zurückblickt?
„Das will ich nicht sagen. Ich habe für Traditionsklubs gespielt und ein DFB-Pokalfinale (2011 beim 0:5 gegen Schalke, Anm. d. Red.) erlebt. Ich bin mit mir im Reinen und auch nicht der Typ, der alles immer auf Pech schieben will.“ Seinem Ex-Coach Peter Stöger macht er überhaupt keinen Vorwurf. „Es war nicht so, dass ich keine Chance bekommen hätte. Die Mannschaft hatte einfach einen Lauf, die Konkurrenz war groß, es war einfach schwer da reinzukommen.“
Hooligan dankt Uwe Koschinat für eine große Geste Und in Sachen Fortuna denkt er besonders gern an Uwe Koschinat zurück. „Obwohl ich mich gerade schwer am Knie verletzt hatte, hat er sich damals dafür eingesetzt, dass mein Vertrag verlängert wird. Mir war klar, dass er die Komfortzone verlassen und seinen Weg machen würde. Toll, was er in Sandhausen veranstaltet. Ich freue mich für ihn“, sagt Exslager.
Schicksalhafterweise sieht er seine Entscheidung, aufgehört zu haben, durch die momentane Corona-Krise fast so etwas wie bestätigt. Durch seinen jetzigen Job kann er Menschen in wichtigen Bereichen helfen.
„Viele Jungs, die ich kenne, gerade in den unteren Ligen, stehen ja jetzt vor einer ungewissen Situation“, weiß er und wirbt: „Gerade für Fußballer ist diese berufliche Perspektive hier sehr interessant. Wir werden in Zukunft sehr stark wachsen und sind auf der Suche nach guten Typen, die auch nach ihrer Karriere weiterhin leidenschaftlich ihrem Beruf nachgehen wollen.“
Wenn man ihn auf das Thema Geisterspiele anspricht, muss er etwas schmunzeln.
Exe: Ich hätte keinen Bock auf Geisterspiele! Exslager: „Wenn mir einer sagen will, dass er da im Kabinengang jetzt die Zähne fletscht und zu den Kollegen brüllt: Die hauen wir jetzt weg, da sag ich, der hat einen Pfeil im Kopf. Ich hätte keinen Bock auf Geisterspiele. Wenn man spielt, dann nur für die Mitarbeiter im Klub. Denn die brauchen das Geld.“
FC-Boss Wehrle in vorderster Front - Vor DFL-Versammlung: So will die Liga weitermachen Die Fußball-Bundesliga kämpft um die Fortsetzung der Bundesliga-Saison und damit für viele Vereine auch um ihre wirtschaftliche Existenz. Mit dabei an vorderster Front ist der Geschäftsführer des 1. FC Köln, Alexander Wehrle (45).
Corona-Krise: Wehrle kämpft an vielen Fronten Als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball-Liga hat er den Plan mitentworfen, wie man wieder in den Spielbetrieb einsteigen kann, mit daran gefeilt, wie man die Vorschläge der Taskforce Sportmedizin in praktikable Handlungsanweisungen umformuliert und sicher auch einige Telefonate mit Politikern und Entscheidungsträgern geführt, um die Stimmung in den Parteien und Verbänden für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu beeinflussen. Diesen wird man heute den 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga zur Abstimmung vorschlagen. Es geht um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 9. Mai, die Saison soll bis zum 30. Juni dann abgeschlossen sein.
Alexander Wehrle verteidigt DFL-Vorschläge in Tagesthemen Der vorläufige Höhepunkt: Nach seinem Auftritt bei RTL am Montag, vertrat Wehrle DFL-Boss Christian Seifert (50) am Dienstagabend erstmals in Deutschlands Top-Nachrichtenjournal: Wehrle sollte bei den „Tagesthemen“ die Beschlüsse der DFL gegen aufkeimende Kritik verteidigen.
Am 30. April fällt die Entscheidung Am 30.4. trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder zusammen und will sich über das weitere Vorgehen abstimmen. Dort wird eine Entscheidung fallen, die letztliche Umsetzung ist Sache der einzelnen Bundesländer. Anja Stahmann (52, Bündnis '90/Grüne), Senatorin im Bremer Senat und Vorsitzende der Sportministerkonferenz, monierte am Mittwoch bei Phoenix den Druck der Ligen und merkte an: „Bislang gibt es noch kein Konzept, wie Fanversammlungen vermieden werden sollen. Außerdem ist das Risiko der Ansteckung bei Kontaktsportarten zu hoch." Stahmann zeigte sich verwundert, dass die Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU, 59) und Markus Söder (CSU, 53) schon Termine für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs nannten.
Bundesliga-Pläne: Kritik von Epidemiologen Auch der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade (54), hatte moniert: „Ich sehe nicht, warum man für systematische Tests bestimmter Bevölkerungsgruppen routinemäßig gescreent werden sollten.“ Auch SPD-Politiker Karl Lauterbach (57), immerhin promovierter Epidemiologe, argumentierte ähnlich: „Wir setzen damit ein falsches Signal.“
Wehrle sieht das anders. „Das Konzept beinhaltet, dass wir die Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen einhalten, dass wir enge Testungen und ein Monitoring vorsehen und dieses Konzept werden wir den 36 Profiklubs am Donnerstag vorstellen“, sagte Wehrle. „Damit sind wir auf dem richtigen Weg.“ 20 000 Tests seien nötig, das seien nur 0,5 Prozent der derzeit vorhandenen 550.000 verfügbaren Tests und damit vertretbar. Sportwissenschaftler Gunter Gebauer in der Sendung warnte vor der Ansteckungsgefahr und mögliche Regressforderungen.
DFL-Sitzung am Donnerstag: Positive Signale der Politik Trotzdem wollen Wehrle & Co. am Donnerstag den 36 Profiklubs die Perspektive für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aufzeichnen. „Die Signale aus der Politik waren erst einmal positiv“, sagt Wehrle dem EXPRESS. Für ihn steht fest: „Die Fortsetzung der Saison geht nur im gesellschaftlichen Kontext. Ab dem 4. Mai soll es ja weitere Lockerungen geben, die Schulen werden wieder öffnen und so weiter. Wir wollen ein Teil davon sein und hoffen, der Gesellschaft auch mit dem Fußball ein Stück Normalität zurückzugeben.“
Wichtig ist für den Schwaben aber vor allem eins: „Wir wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Dazu gehört, dass wir uns weiter strikt an die Vorgaben aus der Politik halten. Dazu gehört auch, dass keiner in der Hoffnung auf einen kleinen individuellen Wettbewerbsvorteil aus der Reihe schert. Und dazu gehört, dass die Spieler sich weiter so diszipliniert verhalten, wie sie das bislang getan haben. Die geringe Anzahl von erst 14 positiv getesteten Profis spricht dafür, dass das bislang gelingt.“
TV-Gelder: Zahlt Sky die letzte Tranche im April? Bei der Sitzung am Donnerstag wird es auch neue Nachrichten über die dringend benötigte letzte Tranche der TV-Gelder geben. Insgesamt 300 Millionen Euro stehen noch aus, es gibt Klubs, die die Einnahmen selbst für die nächste Saison bereits verpfändet haben. Zuletzt gab es Gerüchte, Sky wäre zu einer vorzeitigen Zahlung gegen einen Abschlag bereit. Wehrle: „Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Wir werden den derzeitigen Stand den 36 Vereinen am Donnerstag mitteilen.“
Neue Bundesligasaison? Starttermin völlig offen Bei dieser Sitzung geht es vor allem darum, die Saison zu Ende zu bringen. Wann eine neue Spielzeit starten kann, steht noch in den Sternen und kommt auch auf den europäischen Gesamtkontext an. In Spanien, Italien und England ist noch keine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Sicht. Wehrle: „Wir fahren weiter auf Sicht. Wir haben ein gutes Konzept und hoffen damit erst unsere Mitglieder und dann die Politik überzeugen zu können, damit wir Anfang Mai wieder mit Bundesliga-Fußball starten können.“
Sollte das alles nicht möglich sein, könnte die Bundesliga im Notfall auch im Herbst zu Ende gespielt werden. Dann würden die nächsten Spielzeiten im Kalenderjahr über die Bühne gehen.
Ein Kampf zwischen Überleben und Glaubwürdigkeit Am Donnerstag werden die 36 Erst- und Zweitliga-Vereine erneut konferieren. Es geht um den Masterplan zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs, der inzwischen in Form eines 41-seitigen Papiers vorliegt (auch dem GEISSBLOG.KOELN). Bei allen Planungen haben die Vereine das Heft des Handelns nicht in der Hand. Trotzdem versuchen die DFL und die Klubs alles, um möglichst vorbildlich und besonnen zu erscheinen. Das hat einen guten Grund – und ist eine Gratwanderung.
Zunächst einmal darf es kein Missverstehen geben: Bei dem Bestreben um einen Wiederbeginn der Bundes- und Zweiten Liga geht es nur vorgeschoben um sportliche Argumente. Es geht auch nicht darum, dass der Fußball in der schwierigen Zeit den Fans ein bisschen Lebensfreude zurückgeben könnte. Wobei, doch, darum geht es auch, aber anders, als die Verantwortlichen es ausdrücken würden. Vor allen anderen Dingen geht es um eines: Geld. Es geht um einen gigantischen Wirtschaftszweig mit Zehntausenden Arbeitsplätzen, um Milliardensummen. Und dann geht es eben auch darum, dass dieser Wirtschaftszweig für eine Art der einfachsten Bespaßung der Gesellschaft sorgt.
Man erinnert sich noch an die Worte von Reinhard Rauball am Abend des Bombenattentats auf den Bus von Borussia Dortmund. Damals stand der BVB-Präsident auf dem Rasen des Signal Iduna Parks, das Attentat hatte gerade erst stattgefunden, und Rauball erklärte: „Natürlich ist das für die Spieler jetzt eine extrem schwierige Situation. Aber sie sind Profis, und ich bin davon überzeugt, dass sie das wegstecken und auch morgen ihre Leistung bringen werden.“ Morgen. Also am Tag nach einem Attentat. Kurzum: Die Spieler waren nichts anderes als Marionetten des Vereins und einer gnadenlosen Unterhaltungsindustrie, eines modernen Gladiatorenspiels. Selten hatte sich ein Verein und mit den Bossen eine ganze Branche derart entlarvt wie vor fast auf den Tag genau drei Jahren.
Wie viel sind die Worte und Taten wirklich wert? Geändert hat sich seitdem offenbar nicht viel. Aktuell würden es auch Teile der Politik gerne sehen, wenn mit der Bundesliga ein bisschen Normalität und Unterhaltung zurückkehren würde, damit die Bürger abgelenkt würden von den wahren Problemen. Zumal dann wohl auch klar wäre, dass die allermeisten Vereine gerettet wären, zumindest vorerst. Nicht auszudenken, was es für eine Region wie Gelsenkirchen bedeuten würde, sollte der FC Schalke 04 tatsächlich in die Insolvenz gehen. Nicht auszudenken, was für ein fatales Signal dies an die restliche Liga – und an die Öffentlichkeit – senden würde. In einem Milliardengeschäft scheinen selbst große Klubs wirtschaftlich so knapp aufgestellt, dass sie zwar Millionengehälter zahlen können, aber keinen Rettungsschirm haben, um eine solche Krise auch nur wenige Wochen zu überstehen, weil so manche geplante Einnahme bereits verpfändet wurde.
Und so wird es am Donnerstag bei der DFL einerseits um wirtschaftliche Zwänge, andererseits aber auch um die Glaubwürdigkeit einer ganzen Branche gehen. Wie viel ist das soziale Engagement der Klubs und Spieler wirklich wert, wenn gleichzeitig darum gefeilscht wird, unter fragwürdigen Bedingungen in der Coronakrise wieder den Spielbetrieb aufzunehmen? Wie viel sind groß angekündigte Gehaltsverzichts von rund 20 Prozent wert, wenn diese nur monatlich oder bis Ende Juni gelten, teils nur gestundet, und die Spieler trotz Verzichts größtenteils noch mit sechsstelligen Monatsgehältern nach Hause gehen? Was sagt es über den Masterplan der DFL aus, wenn zwar sehr detailliert aufgeschlüsselt wird, wie viele Menschen an einem Spieltag in welchen Phasen an welchen Orten im Stadion sein werden, gleichzeitig aber die Vereine dazu angehalten werden, positive Corona-Tests von Spielern nicht an die Presse weiterzugeben und stattdessen „frühzeitig für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale“ zu sorgen?
Die DFL hat sich die Messlatte selbst gelegt Die Angst der Verantwortlichen schwingt im Masterplan mit. An mehreren Stellen sind die Vorgaben nur Empfehlungen, die „nach Möglichkeit“ umgesetzt werden sollten. Reicht das aus, um pro Spiel weiterhin hunderte Menschen in einem Stadion zusammenzubringen? Das werden andere entscheiden müssen, nicht die DFL. Mindestens einer Zustimmung des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Bundesgesundheitsministeriums wird es bedürfen. Dass die Deutsche Fußball Liga alles versucht, um ihre Mitglieder – die Vereine – zu retten und den Spielbetrieb fortzusetzen, ist legitim. Doch der Grat ist schmal.
Vor allem, wenn man große Worte schwingt wie jene am Dienstag: „Das DFL-Präsidium weiß um die gesellschaftliche Verantwortung des Profifußballs. In diesem Zusammenhang ist es an allen Entscheidungsträgern, auch Selbstkritik zu üben mit Blick auf Fehlentwicklungen in den vergangenen Jahren. Es steht außer Frage, dass künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten gehören müssen. Diese Werte gilt es nach Überwindung der akuten Krise in konkrete Maßnahmen umzusetzen.“ An diesen Worten wird sich der Fußball messen lassen müssen. Egal, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird.
FC-Offensivmann ist hungrig auf Siege - Darum bewundert Drexler Michael Jordan Als Dominick Drexler (29) dem Ruf des 1. FC Köln zurück an den Rhein folgte, war ein guter Grund sicherlich, wieder in die Nähe der eigenen Familie zu ziehen. Der in Bonn aufgewachsene Offensivspieler wohnt nun in Köln.
„Normalerweise fahre ich drei-, viermal die Woche zu meinen Eltern“, erzählt Drexler auf der Homepage des 1. FC Köln. „Doch was die Besuche bei ihnen und meinen Großeltern angeht, bin ich sehr vorsichtig. Neulich hatte meine Freundin Geburtstag, doch wir haben alles abgesagt. Mir fehlen diese ganz normalen Sachen, an solchen Tagen die Familie einzuladen und zusammen essen zu gehen. Und klar: Mir fehlt mein Beruf. Wir trainieren zwar wieder, aber wir spielen nicht.“
„Drex“ hofft nun, dass er bald zumindest wieder vor einer Geisterkulisse antreten kann. Wann das ist, darauf dürfte es nach der Versammlung der Deutschen Fußball-Liga am Donnerstag (hier lesen Sie mehr) erste Aufschlüsse geben: „Mittlerweile würde ich mich auch darauf freuen. Spiele ohne Zuschauer werden nie schön sein. Aber wie es Christoph Kramer schon gesagt hat: Es gibt für Fußballer nichts Schlimmeres, als gar keinen Fußball gegeneinander zu spielen. Deshalb wären mir inzwischen auch Spiele ohne Zuschauer herzlich willkommen.“
Drexler will keine Tests wegnehmen „Ich weiß, dass man in so einer Phase keine hundertprozentige Zustimmung bekommt. Aber ich finde: Wenn klar ist, dass wir Fußballer keinem Menschen, der akut einen Corona-Test braucht, so einen Test wegnehmen, dann ist es für mich absolut in Ordnung, dass auch wir wieder anfangen", sagt Drexler.
Dann liefert er noch ein Argument für die Fortsetzung der Liga: „Es geht um Spiele ohne Zuschauer. Wir wollen ja niemandem in der Gesellschaft schaden, sondern weiter unseren Jobs nachgehen. So wie andere Betriebe mit Arbeitsplätzen jetzt auch versuchen, wieder den Betrieb aufzunehmen."
Drexler gibt Serientipps für Corona-Zeiten Immerhin hat er für die FC-Fans ein paar Tipps parat, um die Corona-Zeit zu überbrücken. „Ich schaue zum Beispiel gerne Serien. Ich habe neulich die dritte Staffel von True Detective gesehen. Die kann ich sehr empfehlen. Und Haus des Geldes, für die, die es noch nicht gesehen haben. Entourage ist auch ein Klassiker. Ganz oben auf meiner Liste steht jetzt die neue Doku über Michael Jordan. Da gab es ja schon einige gute Kritiken.“
Was ihn an Michael Jordan so fasziniert, verrät der Rheinländer auch: „Ich glaube, Dirk Nowitzki war es, der gesagt hat, dass Jordan ein unangenehmer Typ war – aber nur deshalb, weil er einfach immer gewinnen wollte. Ich finde diese Eigenschaft sehr, sehr gut. Im Profisport geht es am Ende nur darum, ob du gewinnst oder verlierst – und da muss man sich untereinander auch die Meinung sagen können.“
DFL schafft Rahmenbedingungen: „Ein Datum festzulegen wäre anmaßend“ Die 36 Vereine der Bundesliga und Zweiten Liga haben am Donnerstag in einer neuerlichen außerordentlichen Mitgliederversammlung zu möglichen Konzepten der Wiederaufnahme des Spielbetriebs konferiert. Dabei schafft die DFL die Rahmenbedingungen, um ein geregeltes Saisonende unter bestmöglichen medizinischen Auflagen gewährleisten zu können.
Die Deutsche Fußball Liga hat sein Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga und Zweiten Liga vorgestellt. Demnach wurden die Rahmenbedingungen für eine Entscheidungsgrundlage geschaffen, die beiden höchsten deutschen Profiligen wieder ans Laufen zu bringen.
"Liegt nicht in unserer Kompetenz" Ein genaues Datum wollte und konnte die DFL am Donnerstag aber nicht präsentieren. „Wir haben heute keine Zeitpunkt definiert, zu dem die Bundesliga wieder spielen soll“, erklärte DFL-Präsident Christian Seifert. „Das liegt nicht in unserer Kompetenz und in unserer Aufgabe. Wir können nur die Rahmenbedingungen schaffen, um den Entscheidungsträgern zu helfen. Ein Datum festzulegen wäre anmaßend.“ Vielmehr müssen die politischen Entscheidungsträger darüber entscheiden, ob und wann die Ligen ihren Spielbetrieb als Geisterspiele wieder aufnehmen könnten. Ein Entschluss darüber könnte am 30. April bei der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin gefällt werden.
Von den 36 Profiklubs seien derweil keine Bedenken geäußert worden, den Spielbetrieb im Mai wieder aufzunehmen. Zwar ist der Spielbetrieb aktuell bis zum 30. April ausgesetzt, ein Spieltag am ersten Mai-Wochenende sei allerdings bereits ausgeschlossen. Auch für den 9. Mai könnte es inzwischen eng werden. „Das Thema der Vorbereitung spielt eine Rolle. Gleichzeitig ist es nachgelagert zu betrachten, weil die Mannschaften bereits in Kleingruppen trainieren“, sagte Seifert. „Wenn das Signal in der nächsten Woche kommen würde, dass wir am 9. Mai wieder spielen können, wären wir bereit. Aber auch, wenn es erst später der Fall wäre.“ Gleichzeitig betonte der DFL-Geschäftsführer, dass eine Wiederaufnahme nicht an der Großartigkeit der Bundesliga läge, sondern vielmehr „weil wir in einem Land leben, in dem das aufgrund der Leistungsfähigkeit der Deutschen Behörden möglich ist.“
20.000 Coronavirus-Tests bis Saisonende Nach wie vor sei es zudem der Plan, die Saison bis zum 30.6. zu beenden. Derweil ist noch nicht klar, mit welchem Spieltag es wieder losgehen würde. „Das liegt in der Hoheit der DFL, ist aber noch nicht entschieden und wird auch davon abhängen, wann es wieder losgehen kann.“ Klar ist jedoch, dass eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes strikten Vorgaben und Rahmenbedingungen unterliegt. Dafür hat die eigens gegründete Task Force ein medizinisches und hygienisches Konzept entworfen, welches auf drei Säulen basiert. Die erste trage dabei den Titel „Infektmonitoring“, die zweite betreffe gewisse Vorkehrungen auf den Trainingsstätten und den Stadien und die dritte Säule fokussiere sich auf die regelmäßigen Tests der Spieler und Vereinsverantwortlichen. Für die Tests kooperiert die DFL mit fünf akkreditierten Testlaboren. Darüber hinaus seien mit dem Labor Sonic Health Care Anti-Körper-Testungen für klinische Studien geplant. Sorgen, dass der Fußball der Bevölkerung wichtige Testkapazitäten wegnehmen könnte, konnten Prof. Tim Meyer und Prof. Barbara Gärtner, Leiter und Mitglied der Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb nicht bestätigen. Der Fußball würde nicht einmal 0,4 Prozent der verfügbaren und nach wie vor zunehmenden Kapazitäten beanspruchen. Dabei hält Meyer 20.000 Tests bei einer wöchentlichen Testung einen Tag vor dem Spiel über möglicherweise acht bis zehn Wochen für realistisch. Gleichzeitig machte Seifert klar, dass, sobald sich die Lage in Deutschland was die Infektionen angeht wieder verschlechtere, der Fußball selbstverständlich zurück stehe. „Wir werden von Tag zu Tag immer wieder prüfen, was verantwortbar ist. Es gibt keine zu 100 Prozent richtige Lösung. Falls Testkapazitäten zum Engpass würden, hat die nationale Gesundheit Priorität.“
Derweil müssten sich die Vereine darauf einstellen, noch das ganze Jahr und damit auch die Hinrunde der kommenden Saison ohne Zuschauereinnahmen zu kalkulieren. Geisterspiele bis zum Ende des Jahres und möglicherweise darüber hinaus seien aktuell nicht auszuschließen. „Dass wir wieder spielen können, ist für einige Klubs die sportliche Rettung. Für den Moment sind Geisterspiele die einzige Möglichkeit, die Bundesliga und 2. Liga am Leben zu erhalten“, sagte Seifert. Dabei sähen die organisatorischen Rahmenbedingungen aktuell vor, in der Bundesliga 98 Personen im Stadion-Innenraum und 115 im Tribünenbereich zuzulassen. 109 weitere Personen, wie beispielsweise Ordner, dürften sich auf dem weiteren Gelände aufhalten.
Wehrle: „Auf dieser Basis können wir den Spielbetrieb durchführen“ Die DFL hat nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag ihr Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga und Zweiten Liga vorgelegt. Nach der Konferenz mit den Verantwortlichen der 36 Erst- und Zweitligavereine sprach FC-Geschäftsfüher Alexander Wehrle über…
…die Entscheidung hinsichtlich des Datums der Wiederaufnahme: „Wir haben nur die Rahmenbedingungen vorgeben können, wie wir uns einen geordneten Spielbetrieb vorstellen. Die letztendliche Entscheidung liegt aber nicht bei uns, sondern bei der Poltik. Wir wissen nicht, wann es zu dieser Entscheidung kommen wird. Wir gehen aber davon aus, dass sie zeitnah in der nächsten Woche kommt. Wir sind bereit und haben das der Politik signalisiert.“
…die vorgestellten Rahmenbedingungen: „Ich würde es weniger als Sicherheitskonzept beschreiben, sondern vielmehr als ein Organisations- und Hygienekonzept. Die Task Force hat es in Abstimmung mit dem Robert-Koch-Institut gemacht. Alle Vorgaben wurden berücksichtig, sodass eine Grundlage für die Vereine vorhanden war, wie der Trainings- und später der Spielbetrieb auszusehen hat.“
…die Testkapazitäten: „Das ist eine wichtige Fragestellung und ich habe Verständnis für die emotionale Debatte. Das ist sicherlich eine Gratwanderung. Für uns war immer eins ganz wichtig: Wir werden unseren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen. Deswegen hat die Task Force mit fünf führenden Laboren in Deutschland Kontakt aufgenommen. Dabei geht es um zwei Testungen. Zum einen um den PCR-Test, also ob eine Person positiv oder negativ und entsprechend ansteckend ist. Zum anderen ob er Anti-Körper in sich hat. Dies wird als wissenschaftliche Studie mitgeführt. Die Testkapazitäten wurden und werden ausgeweitet. Wir sprechen wöchentlich über 818.000 Tests. Wir würden, wenn das Konzept so umgesetzt würde, über 2800 Tests pro Woche sprechen, also 0,4 Prozent in der Gesamtrelation. Es sind also genügend Kapazitäten vorhanden, das haben alle Experten und Labormediziner bestätigt. Wir alle wissen nicht, was auf uns zukommt und ob wir vielleicht irgendwann wieder in einen Shut-down gehen müssen. Dann werden wir als Profifussball keine Tests wegnehmen. Das ist ein gesellschaftlich verträglicher Ansatz.“
…eine mögliche Gruppenquarantäne ganzer Mannschaften: „Es gibt ein klares Testverfahren und dann muss man sich an die Angabe des Gesundheitsamt halten. Da geht es um Kontaktperson eins und zwei. Ausschließlich die Spieler, die mit Kontaktperson eins in Kontakt waren, müssten dann in Quarantäne. Das ist ein sehr differenziertes System. Ich bin mir sicher, dass wir auf dieser Basis den Spielbetrieb durchführen können.“
…mögliche Geisterspiele bis zum Ende des Jahres: „Ich hätte auch gerne die berühmte Glaskugel. Die letzten Wochen und Tage gab es so viele unterschiedliche Aussagen und Prognosen. Wir haben unterschiedliche Szenarien, das liegt in unserer Verantwortung. Eins davon ist, auch in der nächsten Hinrunde ohne Zuschauer zu spielen. Das ist für mich aber noch weit weg, dass ich keine finale Auskunft dazu geben kann.“
Kölns DFL-Mann Wehrle: „Wir haben die nötigen Voraussetzungen geschaffen" Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des 1. FC Köln, kämpfte in dieser Woche an vorderster Stelle für die Deutsche Fußball-Liga, für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und somit auch für die Zukunft der populärsten Sportart hierzulande.
Am Montagabend unterstrich das DFL-Präsidiumsmitglied bei „100 % Bundesliga“ bei „Nitro“, dass sich hochrangige Politiker Geisterspiele vorstellen könnten. Am Dienstagabend verteidigte Wehrle dann in den „Tagesthemen“ der ARD aufkommende Kritik an der vermeintlichen Sonderstellung des Profifußballs in der Corona-Krise.
Am Donnerstag äußerte sich der 45-Jährige im Anschluss an die Mitgliederversammlung über den Plan der DFL, an dem er maßgeblich mitgearbeitet hatte, und die Vorschläge der Task-Force. „Wir sind als Profifußball unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht geworden und werden das auch weiter tun. Unsere Aufgabe ist es, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um wieder Fußball spielen zu können. Ich bin sehr froh, dass die DFL um Christian Seifert dafür gesorgt hat“, sagte Wehrle und betonte, dass es keine Einzelwege der Klubs geben werde, sondern ein gemeinsames Vorgehen. „Wir sind vorbereitet. Am Ende müssen die politischen Entscheidungsträger über unser Konzept befinden“, sagte Wehrle und rechnete vor, dass der Profi-Fußball rund 2800 Corona-Tests pro Woche benötige. Dafür gebe es auch Kapazitäten.
Entwarnung bei Clemens nach Schreck im Training Derweil bereitet sich die Mannschaft des FC im Gruppentraining auf den möglichen Ernstfall vor. Einen Moment des Schreckens gab es am Donnerstag für Christian Clemens. Der Flügelspieler, der sich nach seinem Kreuz- und Außenbandriss im rechten Knie gerade erst wieder rangekämpft hatte, musste während der Einheit aussetzen und wurde am Knie und der rechten Wade behandelt. Danach war für den 28-Jährigen nach Absprache mit Trainer Markus Gisdol (50) vorzeitig Schluss. Nach einer Untersuchung in der Mediapark-Klinik konnte der Verein aber Entwarnung geben: Clemens hat sich nicht strukturell verletzt, wird aber wohl ein paar Tage aussetzen.
Wehrle kontert Lauterbach: FC-Boss über Fußball, Gesellschaft und Politik Als Mitglied des DFL-Präsidiums kämpft Alexander Wehrle (45) um die Fortsetzung der Bundesliga-Saison. Die virtuelle außerordentliche Vollversammlung empfand er als positiv, nun blickt alles auf das Treffen der politischen Entscheidungsträger am kommenden Donnerstag.
FC-Boss Alexander Wehrle (45) sprach nach der DFL-Konferenz über…
…den Ablauf der Konferenz: „Christian Seifert hat durch das Programm geführt und alle Informationen der letzten Wochen noch mal zusammengefasst. Es herrschte eine sehr positive Grundstimmung, man hat gemerkt, dass die Solidarität im Vordergrund steht.“
…den Termin für die Fortsetzung der Bundesliga: „Wir haben nur die Rahmenbedingungen vorgegeben, wie wir uns eine Fortsetzung des Betriebs vorstellen – wie das jedes Unternehmen, jedes Lokal machen muss. Die letztendliche Entscheidung, ob wir spielen dürfen, liegt bei der Politik. Wir wissen heute nicht, wann es zu dieser Entscheidung kommt. Wir gehen davon aus, dass es zeitnah ist – im Laufe der nächsten Woche. Wir sind bereit, das ist klar und wurde der Politik signalisiert.“
…das erstellte Konzept zur Fortsetzung der Liga: „Es wurde ein Organisations- und Hygienekonzept erstellt. Die Taskforce hat dieses in Abstimmung mit dem Robert-Koch-Institut erstellt. Alle Vorgaben wurden berücksichtigt, sodass man eine gute Grundlage hatte, um die Vereine zu informieren, wie ein Trainingsbetrieb auszusehen hat. Den setzen wir nun schon seit ein paar Wochen um. Wenn wir irgendwann spielen sollten, geht es in die nächste Phase.“
…den Informationsfluss an die Spieler, was nötige Maßnahmen angeht: „Wir gehen das Stufe für Stufe an. Momentan sind wir im Gruppentraining. Wenn es ins Mannschaftstraining geht, werden wir die Spieler darüber informieren. Wenn es dann in den Bereich der Spieltagsvorbereitung und -durchführung geht, werden sie natürlich auch darüber informiert. Das wäre jetzt aber viel zu früh. Noch wissen wir gar nicht, wann und ob wir die Saison fortführen können.“
…die Debatte, warum ausgerechnet die Fußball-Bundesliga weiterspielen sollte: „Das ist sicherlich eine Gratwanderung. Für uns war immer ganz wichtig, dass wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Deswegen hat die Taskforce mit fünf führenden Laboren Deutschlands Kontakt aufgenommen. Da geht es um zwei Testungen. Einmal um den PCR-Test, ob eine Person positiv oder negativ und entsprechend ansteckend ist. Der zweite Test geht darum, ob er bereits Antikörper hat. Diese Testphase wird zu Beginn und zum Ende des Spielbetriebs als begleitende wissenschaftliche Studie mitgeführt, auch um die Informationen der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Eins ist wichtig: Die Testkapazitäten werden sukzessive ausgeweitet. Wir würden, wenn das Konzept umgesetzt wird, von 2800 Tests pro Woche für die Liga sprechen. Das sind in der Gesamtrelation 0,4 Prozent, teilweise sogar noch weniger. Daher ist genügend Testkapazität vorhanden, das haben alle Experten in Deutschland auch bestätigt. Wir als Profi-Fußball werden der Gesellschaft definitiv keine Tests wegnehmen. Ich finde unseren Ansatz gesellschaftlich verträglich.“
…Reaktionen aus der Politik, speziell vom Kölner Karl Lauterbach: „Am Ende geht es darum, dass die politischen Entscheidungsträger eine Entscheidung treffen müssen. Dass es in der Debatte unterschiedliche Meinungen und Ansätze gibt, ist klar. Wir sind erwachsen genug, die Meinungsfreiheit zu akzeptieren. Ob Herr Lauterbach nun aus Köln, aus Düsseldorf oder sonst wo herkommt, ist für mich nicht relevant.“
…Eigenverantwortung der Spieler und Gruppenquarantäne: „Die Eigenverantwortung gilt für uns alle. Deswegen gibt es die Abstandsregeln und die Hygiene-Schutzmaßnahmen, sodass sich im Idealfall nicht viele Spieler infizieren. Bislang wurden nur 14 von 1100 Spielern positiv getestet – und da waren die Maßnahmen noch gar nicht so verinnerlicht. Es gibt ein klares Testverfahren, man kann zwischen positiven und negativen Ergebnissen differenzieren. Im Anschluss muss man sich ganz klar an die Vorgabe des Gesundheitsamts halten. Da geht es um Kontaktperson eins oder Kontaktperson zwei – ausschließlich die Spieler, die mit Kontaktperson eins in Kontakt waren, müssten dann in Quarantäne. Ich bin mir sicher, dass wir auf Basis dieses Konzeptes den Spielbetrieb durchführen könnten.“
…die Zahlung der TV-Gelder: „Das war ein wichtiger Meilenstein, da haben Christian Seifert und die DFL einen guten Job gemacht in den Gesprächen mit den Rechteinhabern. Es wird auf jeden Fall eine Teilzahlung geben, die anderen Zahlungen folgen sukzessive bis Saisonende. Das ist ein wichtiges Signal, das vielen Vereinen hilft, die jetzt in Liquiditätsschwierigkeiten gekommen wären.“
…die FC-Finanzen: „Auch uns hilft jeder Euro, wenn man damit rechnen muss, dass unsere fünf Heimspiele ohne Zuschauer stattfinden werden. Das sind Minimum neun Millionen Euro, die nicht mehr zurückkommen werden und die wir kompensieren müssen. Wenn dann noch signifikante TV-Beträge ausfallen würden, wäre es umso schwieriger.“
…den Ausblick auf die neue Saison: „Ich hätte gerne die berühmte Glaskugel, in die man reinschauen kann – aber ich habe sie nicht. Es gab in den letzten Tagen und Wochen viele unterschiedliche Prognosen. Wir planen mit verschiedenen Szenarien, das zählt auch zu unserer Verantwortung – dazu gehört beispielsweise auch, dass wir in der Hinrunde nicht mit Zuschauern spielen können. Aber für mich ist das weit weg. Ich habe schon noch die Hoffnung, dass wir sukzessive Zuschauer zulassen können.“