DFL-Mitgliederversammlung vertagt - Wehrle: „Ziel: Saison bis zum 30. Juni beenden“ Neue Woche, alte Regeln! Die Profis des 1. FC Köln trainieren weiterhin zeitversetzt in drei Kleingruppen. Um alle Spieler einheitlich zu belasten, trainieren alle Gruppen auf dem Platz. Vormittags gibt es zwei separate Einheiten, eine im Franz-Kremer-Stadion, die andere im Nachwuchsbereich/RheinEnergieSportpark. Die jeweils dritte Gruppe trainiert am Nachmittag.
DFL-Mitgliederversammlung auf 23. April verschoben Vorbereitung auf den Tag X. Der könnte nun immer näher rücken. Der deutsche Profi-Fußball sehnt sich zurück in den Spielbetrieb. In den nächsten Tagen könnten dafür die Weichen gestellt werden. Erst beraten Bundesregierung und Ministerpräsidenten am Mittwoch in Berlin über mögliche Lockerungen der harten Beschränkungen in der Corona-Krise.
Dann entscheidet eine außerordentliche Mitgliederversammlung der DFL mit den 36 Vereinsvertretern über eine mögliche Wiederaufnahme der Saison mit Geisterspielen. Diese wurde jedoch von Freitag auf Donnerstag, den 23. April vertagt.
„Wir hatten den 17. zunächst mal nur anvisiert, uns aber aufgrund der dynamischen Entwicklungen noch eine Woche abzuwarten“, sagt FC-Finanzboss Alexander Wehrle (45), der im DFL-Präsidium sitzt.
Alexander Wehrle: „Ziel bleibt es weiterhin die Saison bis zum 30. Juni zu beenden“ „Ziel der Verschiebung ist es, Clubs und DFL zusätzliche Zeit zur weiteren intensiven Vorbereitung bevorstehender Entscheidungen zu geben“, heißt es in einer Mitteilung der DFL. Über das weitere Vorgehen werden die 36 Clubs „auf Basis der dann aktuellen politischen Beschlusslage in Bund und Ländern in der kommenden Woche entscheiden“
Das einstimmige Ziel bleibt demnach: Im Mai soll der Ball wieder in Geisterspielen rollen und die Saison bis zum 30. Juni zu Ende gebracht werden. Der Meinung ist auch Wehrle: „Wir werden die neuesten Ergebnisse der Politik abwarten und anhand dessen entscheiden, wie es mit der Bundesliga weitergeht. Ziel bleibt es weiterhin die Saison bis zum 30. Juni zu beenden.“
Das Kölner Restprogramm: Zwischen Abstiegskampf und Europa Gespannt schauen Fans und Vereine gleichermaßen auf die gesundheitlichen Entwicklungen in der Coronavirus-Pandemie – auch beim 1. FC Köln. Denn sobald der Spielbetrieb in der Bundesliga wieder aufgenommen kann, stehen für die Geissböcke noch neun Spiele auf dem Plan. Das Kölner Restprogramm erweckt dabei den Eindruck, der FC könne sich schon bald endgültig retten und neue Ziele ausgeben. Oder wird die lange Pause durch die Coronakrise den FC das Momentum gekostet haben?
Markus Gisdol machte am Ende der ersten Trainingswoche in Kleingruppen keinen Hehl daraus, dass die letzten Wochen vor der Aussetzung des Spielbetriebs überaus erfolgreich für den 1. FC Köln waren. Gleichzeitig mahnte der Trainer, die aktuelle Lage der Liga und die Rolle des FC darin nicht zu unterschätzen. „Wir sind auf einen erfolgreichen Weg gekommen. Jedem muss aber klar sein, wie hart dieser Weg war. Wir sind längst nicht durch. Wir sind immer noch in einer brenzligen Situation, die wir nicht unterschätzen dürfen – trotz des Zwischenspurts, den wir haben hinlegen können“, erklärte Gisdol.
Kann der FC an die erfolgreichen Wochen anknüpfen? Für den FC kam die Ligaunterbrechung trotz der Derby-Niederlage in Mönchengladbach zu einem mehr als ungünstigen Zeitpunkt. Acht Siege aus den letzten elf Spielen hatten den Spielern ein Gefühl der Stärke gegeben, das man lange nicht mehr bei den Geissböcken hatte bewundern dürfen. Der Zwischenspurt sollte daher keiner bleiben – und soll auch nach der Wiederaufnahme der Liga weitergehen. „Wir wollen die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, weiterführen“, sagte Gisdol deshalb. Klar ist jedoch, dass die Spiele angesichts der Corona-Pandemie dann wohl unter völlig anderen Voraussetzungen stehen werden als noch vor einigen Wochen. Alleine die Tatsache, dass mindestens die restlichen neun Saisonspiele bis zu Sommer unter Ausschluss der Öffentlichkeit in leeren Stadien ausgetragen werden dürften, wird angesichts der neuen Kölner Heimstärke ein Faktor sein. Darüber hinaus ist völlig ungewiss, wie die einzelnen Mannschaften die trainingsfreie Zeit überbrücken konnten und wie viel nicht nur jeder einzelne Spieler an Leistung eingebüßt haben wird, sondern wie sich das mannschaftstaktische Verhalten durch die Pause verändert hat. Der FC hatte vor der Unterbrechung sein System gefunden. Ob die Mannschaft daran nahtlos wird anknüpfen können, ist wohl auch für die Verantwortlichen kaum vorherzusagen.
Neun Spieltage vor dem Saisonende stehen die Geißböcke zumindest mit 32 Zählern im gesicherten Mittelfeld der Tabelle auf Rang zehn. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz, den aktuell Fortuna Düsseldorf belegt, ist mit zehn Punkten bereits komfortabel. Auf Werder Bremen und Platz 17 haben die Kölner sogar schon 14 Zähler Vorsprung, wenngleich die Bremer noch das Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt in der Hinterhand haben. Während sich die Verantwortlichen von der zur Zeit komfortablen Situation aber nicht wollen blenden lassen und nach wie vor den Blick in Richtung Abstiegskampf wenden, können sich Fans angesichts der Tabellenkonstellation ein Schielen auf die europäischen Plätze nicht verkneifen. Mit dem VfL Wolfsburg ist Platz sieben aktuell nur vier Punkte entfernt, Platz sechs mit dem FC Schalke 04 nur fünf Punkte. Berücksichtigt man die Formkurven der jeweiligen Mannschaft vor der Unterbrechung, wären die meisten Fußballinteressierten in Deutschland wohl davon ausgegangen, dass der FC diesen Rückstand viel eher hätte aufholen können als noch einmal in akute Abstiegsgefahr zu geraten.
Sechs von neun Gegnern stehen hinter dem FC Durch die Aussetzung des Spielbetriebes für mindestens sieben Wochen ist nun allerdings kaum noch vorherzusehen, welche Mannschaft am Ende auf welchen Platz liegen wird. Entscheidend könnten für die Kölner bei einem Blick auf das Restprogramm die ersten beiden Aufgaben sein. Wann immer die Liga wieder ihren Spielbetrieb aufnehmen wird, stehen dann zwei Heimspiele in Folge gegen derzeit akut abstiegsbedrohte Mannschaften auf dem Plan: Zunächst würde der 1. FC Köln den 1. FSV Mainz 05 empfangen, ehe Fortuna Düsseldorf zu Gast im RheinEnergieStadion ist. Mit beiden Mannschaften haben die Geißböcke aufgrund der Hinspiel-Ergebnisse noch eine Rechnung offen, sind dadurch aber auch gewarnt. Siege wie Niederlagen würden den FC in die eine wie die andere Richtung der Tabelle katapultieren. Danach wird die Gisdol-Elf zur TSG Hoffenheim reisen, bevor RB Leipzig nach Köln kommt. Auswärts würde der FC dann noch auf den FC Augsburg, Bayer 04 Leverkusen und Werder Bremen treffen. Nach Müngersdorf kommen zusätzlich noch Union Berlin und Eintracht Frankfurt.
Von den neun Spielen treffen die Kölner also noch auf sechs Teams, die aktuell hinter dem FC platziert sind. In Hoffenheim sind die Geißböcke zudem beim aktuell direkten Tabellennachbarn zu Gast. Die Kraichgauer liegen im Moment mit drei Punkten Vorsprung vor dem FC auf Rang neun. Lediglich mit Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig bekommt es der FC noch mit zwei Gegnern zu tun, gegen die die Mannschaft in der klaren Außenseiterrolle anzusehen ist. Doch mit den Leverkusenern haben die Kölner in dieser Saison bekanntermaßen gute Erfahrungen gemacht, schließlich war der 2:0-Sieg gegen Werkself der Auftakt für die erfolgreichen Kölner Wochen. In den Abstiegsstrudel will man beim FC zu keiner Zeit in dieser Saison mehr rutschen. Daher wird, wie schon so häufig unter Gisdol, der Fokus alle auf der Partie gegen Mainz liegen. Sobald es wieder losgeht, würde ein Sieg über Ex-Coach Beierlorzer wohl der Rettung gleichkommen.
Das Restprogramm des FC im Überblick
26. Spieltag 1. FC Köln – 1. FSV Mainz 05 27. Spieltag: 1. FC Köln – Fortuna Düsseldorf 28. Spieltag: TSG 1889 Hoffenheim – 1. FC Köln 29. Spieltag: 1. FC Köln – RB Leipzig 30. Spieltag: FC Augsburg – 1. FC Köln 31. Spieltag: 1. FC Köln – Union Berlin 32. Spieltag: Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Köln 33. Spieltag: 1. FC Köln – Eintracht Frankfurt 34. Spieltag: Werder Bremen – 1. FC Köln
„Kleine Vereine haben es schwer“ - FC-Star Leistner hilft Jugendklub in Corona-Krise Tolle Geste von FC-Verteidiger Toni Leistner (29)! Die Leihgabe von den Queens Park Rangers greift ihrem Jugendklub während der Corona-Krise unter die Arme. Weil der Verein Borea Dresden durch fehlende Mitgliedsbeiträge und weggebrochene Sponsoring-Einnahmen in Schieflage geraten ist, übernimmt Leistner sämtliche Jugendtrainer-Gehälter des Monats April.
„Vor allem die kleineren Vereine haben keine Sponsoren oder die mediale Präsenz, um Hilfe zu bekommen oder auf sich aufmerksam zu machen. Deswegen möchte ich unterstützen, indem ich die Gehälter der Jugendtrainer des SC Borea Dresden in diesem Monat übernehme“, schreibt Leistner in einem Statement auf Instagram.
Toni Leistner will Talenten in Dresden eine Chance bieten Für den FC-Abräumer, der ohnehin schon auf 20 Prozent seines Gehalts verzichtet, ist es eine Selbstverständlichkeit seinem Ausbildungsverein finanziell aus der Klemme zu helfen. „Dieser Club hat mir das Fußball-ABC beigebracht und mir Werte vermittelt, für die ich heute noch stehe. Ich möchte, dass auch in Zukunft junge Talente weiterhin die Chance bekommen, sich zu entwickeln und für Größeres empfehlen können“, schreibt Leistner zu seinen Beweggründen. Rund 5000 Euro überweist Leistner an den Dresdner Klub mit der größten Jugendabteilung der Stadt: „Ich kann damit hoffentlich einen kleinen Teil dazu beitragen, dass auch in Zukunft neue Talente für den Dresdner Fußball heranwachsen können.“
Tony Jantschke von Borussia Mönchengladbach leistet ebenfalls finanzielle Unterstützung Gleichzeitig appelliert die Abwehr-Kante auch an seine Profi-Kollegen ebenfalls Gutes für die Jugendklubs zu tun. Einen ersten Mitstreiter fand er ausgerechnet beim Erzrivalen Borussia Mönchengladbach. Dort übernahm Tony Jantschke (30), der ebenfalls bei Borea groß geworden ist, rückwirkend die Gehälter für März.
Beeindruckende Statistik: Jakobs sprintet allen davon Der 1. FC Köln hat vor der Coronavirus-Pandemie einen wahren Lauf hingelegt und sich vom letzten Tabellenplatz ins gesicherte Tabellenmittelfeld vorgekämpft. In der Rückrunden-Tabelle liegt die Elf von Trainer Markus Gisdol sogar auf dem vierten Platz. Zwei Spieler ragen dabei mit besonderen Attributen heraus, die im modernen Fußballspiel längst unverzichtbar geworden sind.
Dass der 1. FC Köln unter Markus Gisdol weitaus fitter und austrainierter auftritt als noch unter Achim Beierlorzer, wurde in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich und längst als mit entscheidender Faktor für den Kölner Aufschwung festgestellt. In der Hinrunde noch liefen die Geißböcke in fast jedem Spiel nicht nur deutlich weniger als ihre Gegner, sondern auch mit einer geringeren Intensität.
Inzwischen jedoch ist die Kölner Athletik nach einem intensiven und kräftezehrenden Trainingslager in Benidorm zu einem Faustpfand im Abstiegskampf geworden, sodass der Blick mittlerweile sogar eher in die obere Tabellenhälfte gerichtet werden kann. Dabei sprachen in den Wochen vor der Aussetzung des Spielbetriebs nicht nur die Ergebnisse für den Wandel der Geißböcke, mittlerweile ist dieser auch an den blanken Zahlen abzulesen. Nicht nur, dass die Kölner nun meist mehr Kilometer abspulen als ihre Gegner. Zwei Kölner führen sogar die Statistikbücher derzeit an.
Das ist die Repeated Sprint Ability In den acht bisherigen Rückrundenspielen absolvierte Ismail Jakobs laut der kicker-Datenbank die meisten Sprints aller Bundesligisten. Dabei lässt der Kölner Youngster prominente Namen hinter sich. Insgesamt 335 Sprints zog der 20-jährige bislang schon in der Rückrunde an, das sind im Schnitt knapp 42 Sprints pro Spiel. Auf Platz zwei und drei liegen Alphonso Davies von den Bayern mit 282 Sprints und der Schalker Benito Raman mit 280 Sprints bereits deutlich zurück. Jakobs beweist dabei mit seinen zahlreichen Sprints nicht nur Zug zum Tor, sondern ist gleichzeitig auf dem linken Flügel der erste verteidigende FC-Akteur. Mit seinem aggressiven Anlaufen und dem damit einhergehenden Druck auf die gegnerische Abwehrreihe sorgt Jakobs so auch für Entlastung bei Noah Katterbach oder Benno Schmitz hinter sich.
Um zu den herausragenden Akteuren im modernen Fußballprofi zu zählen, benötigt es mittlerweile weitaus mehr als nur eine gute Technik oder Spielübersicht. Das Lauf- und Sprintvermögen gehören zu dem Gesamtpaket eines Profifussballers unabdingbar dazu. Zwar wird der allgemeine Fitnesszustand meist durch die zurückgelegte Laufdistanz eines Spielers bzw. einer gesamten Mannschaft beschrieben, allerdings werden in der Analyse heutzutage weitere Aspekte zur Bewertung hinzugezogen. Um die athletischen Anforderungen genauer darzustellen, wird in der Sportwissenschaft heutzutage die Repeated Sprint Ability genutzt. Dieser Wert beschreibt die Möglichkeit eines Spielers, über die gesamte Spielzeit von 90 Minuten immer wieder seine maximale Sprintleistung abrufen zu können. Mit Ismail Jakobs haben die Kölner einen Spieler in ihren Reihen, der als Vorzeigeathlet dieser Repeated Sprint Ability dienen kann.
Die Grenzen der physischen Stärke Doch nicht nur Jakobs hat in dieser Hinsicht beim FC als führender Profi der Bundesliga eine enorme Entwicklung hingelegt. Vielmehr hat sich die gesamte Mannschaft auf ein neues Fitnesslevel gebracht. Insgesamt absolvieren die Spieler pro Partie knapp 40 Sprints mehr als noch in der Hinserie. Entscheidend ist dabei auch der Unterschied zur herkömmlichen, einmaligen Schnelligkeitsleistung, die mit einem erhöhten Müdigkeitsfaktor einhergeht. Vereinfacht gesagt geht es dabei darum, nicht nur zu Beginn einer jeden Partie seine maximale Schnelligkeit abrufen zu können, sondern auch nach 70 oder 80 Minuten noch im Stande zu sein in die Sprintduelle gehen zu können.
Spiele lassen sich zwar nach wie vor nicht alleine durch die Physis entscheiden. Ein Beispiel ist der SC Paderborn, eine überaus fitte und schnellkräftige Mannschaft, die jedoch in der Bundesliga trotzdem kaum konkurrenzfähig ist. Oftmals sind es aber die letzten Körner, die in der Schlussphase einer Partie den Ausschlag geben können. Dabei ist der Stellenwert der körperlichen Leistungsfähigkeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorm gestiegen. Alleine die Installation der vielen Athletiktrainern bei den Bundesligisten zeigt, wie viel Wert inzwischen auf die Physis gelegt wird. Dabei können nicht nur die besonders sprintstarken Spieler in Europas Top-Ligen den Unterschied ausmachen, sondern auch jene, die über 90 Minuten die meisten Kilometer abspulen können.
Skhiri führt weitere Top-Statistik an Zu diesen Profis zählt beim 1. FC Köln und überhaupt in der Bundesliga bekanntermaßen Ellyes Skhiri. Dass der 24-jährige über ein enormes läuferisches Potential verfügt, ist hinlänglich bekannt und wusste bereits Armin Veh bei dessen Verpflichtung. Doch auch der Tunesier hat in der Rückrunde unter Markus Gisdol noch einmal draufgepackt. So führt auch Skhiri eine Statistik in der Bundesliga nach acht Spielen in der Rückserie an. Mit 102,3 Kilometern zwischen Spieltag 18 und 25 lief der Kölner am meisten von allen Bundesliga-Profis. Auch bei ihm ist der Vorsprung auf die folgenden Plätze bereits beachtlich: Auf Platz zwei liegt der Paderborner Sebastian Vasiliadis mit 94,5 Kilometern. Rang drei belegt Marcel Sabitzer von RB Leipzig mit 94,1 Kilometern. Damit lief Skhiri in acht Spielen 7,8 Kilometer mehr als die ärgsten Verfolger und damit knapp einen Kilometer pro Partie.
Somit zählen sowohl Jakobs als auch Skhiri in dieser Saison – insbesondere der Rückrunde – zu den Unterschiedsspielern beim 1. FC Köln. Beim FC kann man nur hoffen, dass die beiden Profis ihre Stärken auch über die Corona-Pause retten und damit auch in der entscheidenden Schlussphase der Saison einbringen können.
Heldt und Gisdol haben Klub umgekrempelt - Pokal-Held Cullmann: Glücksgriff für den FC Er spielte von 1970 bis 1983 ausschließlich für den 1. FC Köln in der Bundesliga und kam auf 341 Einsätze und 29 Tore. 1978 gehörte Bernd Cullmann (70) zur legendären Double-Mannschaft. Im Finale gegen Fortuna Düsseldorf, das sich am Mittwoch zum 42. Mal jährt, erzielte „Culli“ das vorentscheidende 1:0 (Endstand 2:0). Im EXPRESS erinnert er sich an das Endspiel und spricht über die Entwicklung seines Klubs unter Markus Gisdol (50) und Horst Heldt (50).
Herr Cullmann, wie geht es Ihnen, wie erleben Sie die Corona-Zeit? Cullmann: „Bei uns ist alles in Ordnung, wir sind zum Glück alle gesund. Wir bemühen uns um Disziplin, was bei unserer Wohnsituation eine echte Herausforderung ist. Wir leben mehr oder weniger mit der ganzen Familie zusammen in Porz. Bei meiner 93-jährigen Mutter achten wir schon darauf, dass wir den Abstand penibel einhalten. Wenn mir das jemand vor geraumer Zeit gesagt hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Ich finde, es zeigt einem, wie zerbrechlich unsere Welt eigentlich ist.“
Wie sehr vermissen Sie den Fußball? „Ich muss sagen, dass er mir schon arg fehlt. Ich weiß gar nicht, was ich am Wochenende noch im Fernsehen schauen soll. Ich habe gerade den 78. Skilanglauf-Wettbewerb in der Wiederholung geguckt. Das ist doch sehr unbefriedigend.“
Der aktuelle Fußball steht still, Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Am Mittwoch jährt sich für Sie ein besonderes Spiel – der Pokalsieg 1978. Welche Erinnerungen haben Sie an den 2:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf? „Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm. Ich habe aber natürlich noch sehr viele tolle Erinnerungen an das Spiel. Es war eine sehr schwere Aufgabe für uns, Düsseldorf war ein harter Brocken und über weite Teile des Spiels auf Augenhöhe. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Teil zu dem Erfolg beitragen konnte. Das Spiel war sehr wichtig für uns, um Deutscher Meister zu werden. Ich sage heute: ’Wenn wir das Spiel verloren hätten, wären wir auch nicht Deutscher Meister geworden.’ Der ganz große Druck war damit weg.“
Erinnern Sie sich noch an Ihr Tor zur 1:0-Führung? „Ich habe die Szene noch genau vor Augen. Es war eine Flanke von Harald Konopka, der bekannt war für seine tollen Hereingaben. Ich war in der Mitte ungedeckt und habe ihn mit einem relativ schönen Flugkopfball reingemacht. Mein Kopfballspiel war damals nicht das schlechteste (lacht). In diesem Jahr hat einfach alles gepasst. Es war eine super Mannschaft mit Perspektive. Wir hätten die nächsten Jahre dominieren müssen. Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass wir leider viel liegen gelassen haben.“
Wie nah sind Sie noch am FC dran? „Ich bin immer noch bei nahezu jedem Spiel im Stadion. Mein Sohn Carsten trainiert die U15 und mein Enkel Jonas (Berg/Anm. der Red.) spielt in der U19. Der FC hat mein Leben schon sehr geprägt, während der Karriere sowieso, aber auch danach. Der Klub hat für mich immer noch einen sehr hohen Stellenwert.“
Wie beurteilen Sie die Arbeit von Markus Gisdol und Horst Heldt? „Ich finde, die beiden machen einen richtig guten Job. Sie haben den FC in einer sehr schwierigen Phase übernommen und haben innerhalb von kürzester Zeit vieles ans Laufen gebracht. Es hat mir großen Spaß gemacht der Mannschaft zuzugucken, man konnte eine klare Handschrift erkennen. Ich würde die beiden als absoluten Glücksgriff bezeichnen. Ich freue mich besonders für Horst Heldt. Er ist ein kölscher Jung und der FC ist eine Herzensangelegenheit für ihn.“
Was können die Fans in dieser Saison noch vom FC erwarten? „Die Pause kam für uns natürlich zur Unzeit. Die Jungs haben sehr erfolgreich gespielt und waren gerade so richtig im Tritt. Da ist es besonders bitter und ärgerlich, wenn dieser Fluss so jäh unterbrochen wird. Ich bin mir aber sicher, dass die Verantwortlichen die Mannschaft bestmöglich auf den Tag X vorbereiten werden. Ich hoffe, dass wir an die starken Leistungen anknüpfen können, wenn die Bundesliga wieder losgeht.“
Wann und wie glauben Sie, wird der Spielbetrieb fortgesetzt? „Es ist schwer, eine Prognose zu stellen. Ich befürchte, dass es noch länger dauert, bis wieder gespielt werden kann. Wir werden uns wohl zunächst mit Geisterspielen anfreunden müssen, auch wenn es für die Fans total unbefriedigend ist. Ich glaube aber, dass es für viele Vereine essenziell ist, dass es irgendwie weiter geht. Der wirtschaftliche Faktor spielt da eine sehr große Rolle und ich bin mir sicher, dass die Krise schon bis zum jetzigen Zeitpunkt viele Vereine hart treffen wird. Wir wollen hoffen, dass wir alle bald zur Normalität zurückkehren können und hoffentlich unsere Lehren daraus ziehen werden.“
Training zu Corona-Zeiten: FC-Trainer Gisdol greift für Zweikämpfe in die Trickkiste Neue Woche, alte Regeln! Die Profis des 1. FC Köln trainieren weiterhin zeitversetzt in drei Kleingruppen.
Um alle Spieler einheitlich zu belasten, trainieren alle Gruppen auf dem Platz. Vormittags gibt es zwei separate Einheiten, eine im Franz-Kremer-Stadion, die andere im Nachwuchsbereich/RheinEnergieSportpark. Die jeweils dritte Gruppe trainiert am Nachmittag.
1. FC Köln: Markus Gisdol greift für Zweikämpfe in die Trickkiste Weil weiterhin ein absolutes Kontaktverbot herrscht und Zweikämpfe damit tabu sind, greift Markus Gisdol (50) tief in die Trickkiste. Der FC-Trainer ließ bei diversen Übungen mannshohe Pylonen als Hindernisse aufstellen. Zweikämpfe in Corona-Zeiten! Denn echter Kontakt ist weiterhin streng untersagt. Der FC beschränkt sich daher auf Pass- und Schussübungen, sowie Sprints. Um der Mittags-Gruppe um Benno Schmitz, Dominick Drexler, Elvis Rexhbecaj, Mark Uth, Florian Kainz, Ismail Jakobs und Robert Voloder etwas Abwechslung zu bieten, holte Gisdol die Gegenspieler-Attrappen aus dem Material-Container.
Nachdem der „Gegner“ bezwungen wurde, folgten Torschüsse auf den Kasten von Thomas Kessler (34) und Brady Scott (20).
Sehr zur Freude der FC-Profis, die sichtlich Spaß an der kleinen Herausforderung hatten. „Meine Teamkollegen berichten mir, dass das Trainerteam anspruchsvolle und abwechslungsreiche Einheiten vorbereitet hat und alle bei Laune hält“, sagt Rafael Czichos (29) gegenüber EXPRESS.
Rafael Czichos trainiert schon wieder mit Ball Der FC-Verteidiger, der sich im Februar beim Auswärtsspiel in Berlin einen Halswirbelbruch zugezogen hatte, kann schon wieder mit dem Ball auf dem Platz trainieren. Czichos absolvierte abseits der Kollegen ein Individualtraining mit Reha-Trainer Dennis Morschel und Teamkollege Niklas Hauptmann.
Alles unter dem wachsamen Auge von Sportchef Horst Heldt (50), der bei strahlendem Sonnenschein seine Runden über den Trainingsplatz drehte.
Pierre Littbarski: Dribbler, Legende, Weltenbummler Am Donnerstag feiert eine Legende des 1. FC Köln den 60. Geburtstag. Pierre Littbarski ist einer der größten Spieler, die der Klub je hervorbrachte. Doch obwohl der kleine Dribbler in seiner Profizeit in Deutschland nur für den FC spielte, wurde er zum Weltenbummler. Inzwischen ist der schon seit zehn Jahren in Wolfsburg zuhause. Doch nach Köln ist das Band zuletzt wieder stärker geworden.
Als der GEISSBLOG.KOELN am 24. Juni 2015 online ging, war ein Interview mit Pierre Littbarski die erste Titelgeschichte der neuen Onlinezeitung. Mit 504 Pflichtspielen sammelten nur vier FC-Legenden mehr Einsätze im Trikot mit dem Geißbock auf der Brust (Overath, Schumacher, Schäfer, Löhr), in der Bundesliga gar nur Schumacher und Löhr. Nur Löhr und Müller trafen in der Bundesliga häufiger als Litti (116 Tore). Mit Deutschland holte er 1990 den WM-Titel, mit dem FC 1983 den DFB-Pokal. Es war jenes legendäre Finale, in dem der offensive Mittelfeldspieler zum 1:0-Sieg über Fortuna Köln traf.
Das sind alles bekannte Fakten. Littbarski ist ein Idol in Köln, er wird von FC-Fans vieler Generationen verehrt. Für seine Dribblings, für seine Tore – im Zweifel sogar im Sitzen -, für seine Strahlkraft, die er vor allem entwickelte, nachdem er sich nach einem unglücklichen Ausflug nach Paris von Frankreichs Hauptstadt-Klub wieder freigekauft und als Führungsspieler zum FC zurückgekehrt war. Littbarski, die Führungsfigur auf dem Platz, die Identifikationsfigur für tausende Fans neben dem Platz. Ein Spaßvogel in der Kabine, der diese Lebensfreude auf den Platz und die Ränge übertrug. Wer Littbarski zusah, musste den Fußball des gebürtigen Berliners einfach lieben.
Heimat ist für Littbarski ein sehr vager Begriff Aus Berliner Zeiten hatte er den Spitznamen „Pieke“ für Pierre mit nach Köln gebracht, doch Toni Schumacher machte ihn zu „Litti“. Heute trägt jemand anderes seinen Spitznamen, Littbarskis Sohn Lucien. Der spielt allerdings nicht in der Kölner U17, sondern beim VfL Wolfsburg. Köln, Paris, Yokohama, Sydney – vier Millionenstädte, vier Metropolen, in denen Littbarski einst lebte. Jetzt lebt er in Wolfsburg, seit zehn Jahren, und ist inzwischen Markenbotschafter für den VfL. Für einige FC-Fans ein harter Schlag, wird Littbarski in Deutschland doch eigentlich mit nur zwei Dingen in Verbindung gebracht: mit dem WM-Sieg 1990 und mit dem Effzeh.
Doch Heimat ist für Pierre Littbarski ein sehr vager Begriff. Gegen Ende seiner aktiven Karriere war sein Ex-Mitspieler Yasuhiko Okudera auf ihn zugekommen und hatte Litti von Japan vorgeschwärmt. Es wurde eine besondere Beziehung. Der heute 60-Jährige ging als Fußballer in der Land der aufgehenden Sonne und fand dort eine neue Heimat. Erst als Fußballer, später als Trainer und natürlich privat mit seiner Frau Hitochi, mit der er inzwischen 26 Jahre verheiratet ist. Gerne würde er in einigen Jahren beginnen zwischen Deutschland, Japan und Australien hin- und herzupendeln. Nicht als Heimatloser, sondern als ein Mensch, der in allen Ländern ein Zuhause gefunden hat.
"Jedes Mal, wenn ich beim FC bin, empfinde ich eine große Zuneigung" In Köln, sagte er einmal, habe er seine sportliche Erfüllung gefunden, in Japan seine private Erfüllung. Hennes Weisweiler machte ihn in der Saison 1978/79 beim Effzeh zum Stammspieler, obwohl die Mannschaft im Jahr zuvor das Double gewonnen hatte. Christoph Daum holte ihn später aus Paris zurück nach Köln und baute mit ihm und Thomas Häßler eines der spielstärksten Mittelfeld-Duos, das man in Köln je gesehen hat. Littbarski selbst trug dazu bei, dass hinter ihm ein andere Spieler heran wuchs, mit dem er bis heute in enger Freundschaft verbunden ist: Horst Heldt. Der neue Sportchef der Geissböcke wird es zwar wohl nicht mehr schaffen, Littbarski in leitender Funktion zum FC zurückzuholen. Doch das Band der Legende zu den Geissböcken ist auch durch Heldt in den letzten Monaten wieder deutlich enger geworden.
Fünf, sechs FC-Spiele schaut sich Littbarski bis heute jede Saison live im Stadion an. In dieser Spielzeit werden aufgrund der Coronavirus-Beschränkungen wohl keine mehr hinzu kommen. Doch der Jubilar hat seinen Herzensklub aus Köln nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil. „Jedes Mal, wenn ich beim FC bin, empfinde ich eine große Zuneigung für den Klub. Und wenn ich ins Stadion gehe, ist das eine tolle Erinnerung“, sagte Littbarski einst im GBK-Interview. Und in drei Jahren, wenn der FC sein 40-jähriges Jubiläum des Pokalsiegs feiern wird, dürfte Littbarski dann auch wieder mit dabei sein.
FC-Idol Littbarski wird 60 - „Ich muss mich bei Horst Heldt entschuldigen“ Er gehört trotz seiner nur 1,68 Meter zu den Größten der Geschichte des 1. FC Köln. Mit dem FC holte er 1983 den DFB-Pokal, wurde drei Mal Vize-Meister und erzielte 1985 als erster FC-Spieler überhaupt ein „Tor des Jahres“. 1990 krönte er seine Karriere schließlich mit dem Weltmeister-Titel. Am Donnerstag wird Pierre „Litti“ Littbarski 60 Jahre alt.
Herr Littbarski, die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen? Littbarski: „Ich bin gesund, das ist das Wichtigste. Mir ist allerdings ziemlich langweilig ohne die Bundesliga. Ich hoffe sehr, dass bald wieder Fußball gespielt werden kann. Obwohl meine aktive Karriere bereits einige Jahrzehnte hinter mir liegt, ist der Fußball immer noch ein sehr großer Bestandteil meines Lebens. Da ist dann schon ein großes Loch, wenn das wegbricht. Wenn ich mir etwas zum Geburtstag wünschen würde, dann dass der Ball so schnell wie möglich wieder rollt und der ganze Spuk bald ein Ende hat.“
Sie werden am Donnerstag 60. Was hatten Sie für Ihren Geburtstag geplant und wie werden Sie jetzt feiern? „Ich muss ehrlich sagen, ich hatte gar keine große Feier geplant, es gibt auch gar keinen Grund dazu. Denn je älter ich werde, desto weniger Lust habe ich auf Feiern. Ich habe meine Geburtstage immer nur im kleinen Familienkreis gefeiert. Wir werden dieses Jahr ganz gemütlich mit der Familie zu Hause essen, darauf freue ich mich schon sehr.“
Was bedeutet Ihnen die Zahl 60? „Für mich bedeutet das: ‚So ein Mist, ich wäre lieber nochmal 20‘. Damals habe ich die Bälle in den Winkel gehauen und die Fans zum Jubeln gebracht. Das war eine super Zeit. Heute zieht mich mein Sohn im Garten beim Zielschießen ab. Das ist alles schon sehr frustrierend. Deshalb kann ich mit der 60 überhaupt nichts anfangen. Ich weiß, dass viele Menschen in meinem Alter zufrieden sind, bei mir ist das anders, ich wäre gerne nochmal jung.“
Ist Ihr Geburtstag denn ein Tag, an dem Sie Ihre Karriere nochmal Revue passieren lassen? „Ich versuche das zu vermeiden, weil es meinen Sohn nervt, wenn Papa wieder von früher erzählt. Ich bin aber auch eigentlich kein Typ dafür in Erinnerungen zu schwelgen. Ich habe mir auch noch nie das WM-Finale von 1990 angeguckt. Ich finde Spiele langweilig, wo ich das Ergebnis schon kenne.“
Aber Erinnerungen an die Partynacht nach dem WM-Triumph haben Sie schon noch? „Daran habe ich sogar sehr gute Erinnerungen. Ich war der DJ. Dass ich Musik machen konnte, war wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum ich für die Nationalmannschaft nominiert wurde (lacht). Ich war immer schon der Stimmungsmacher im Team – sozusagen der Thomas Müller der Altzeit. DJ zu sein, war eine große Verantwortung. Wenn ich ohne dummen Spruch von Lothar Matthäus und ohne Meckereien von Rudi Völler durchkam, wusste ich, dass ich die richtige Musik aufgelegt hatte. Ich weiß noch, dass ich in Italien so überheblich war, dass ich vor dem WM-Finale nur Stimmungslieder aufgenommen habe, weil ich davon überzeugt war, dass wir gewinnen. Eine Niederlage war in meinem Kopf nicht vorgesehen. Zum Glück ist der Plan aufgegangen.“
Die längste Zeit Ihrer Karriere haben sie beim 1. FC Köln verbracht. Woran erinnern Sie sich dabei gerne zurück? „Ich erinnere mich generell sehr gerne an die Zeit in Köln, ich habe wunderbare Jahre dort verbracht. Wir haben sehr viel Schabernack getrieben. Ich denke mit sehr viel Spaß an die Geschichte zurück, als wir einem Mitspieler die Schuhe in der Kabine mit Sekundenkleber an die Bank geklebt haben. Was als kleiner lustiger Gag geplant war, endete beinahe in einer Vereinskrise. Der betroffene Spieler – den Namen kann ich nicht sagen – ist nämlich danach auf die Geschäftsstelle gegangen und hat sich Geld aus der Mannschaftskasse genommen. Die ganze Sache endete beinahe im Rechtsstreit und es brauchte mehrere Parteien, um es nachher zu schlichten.“
Denken Sie an solche Anekdoten lieber zurück als beispielsweise Ihr Tor im DFB-Pokal-Finale gegen Fortuna Köln? „Ich finde es langweilig, wenn man sich Jahrzehnte später damit brüstet, dass man den Ball einmal richtig getroffen hat. Die Geschichte mit dem Kleber ist ja nur eine von vielen lustigen Anekdoten, aber sie spiegelt wider, was für eine Stimmung wir zu meiner Zeit beim FC hatten. Der Spaß war mir schon immer wichtig. Ich habe mich noch nie zu ernst genommen. Fußball war und ist Unterhaltung, das darf man gerade auch in dieser schwierigen Corona-Zeit nicht vergessen.“
Was bedeutet Ihnen der FC heute noch? „Ich trage den FC natürlich immer noch im Herzen. 15 Jahre wischt man nicht so einfach weg. Der Klub gehört neben Wolfsburg – wo ich seit mittlerweile 10 Jahren arbeite –, Sydney FC und Yokohama FC zu den prägendsten Stationen in meiner Karriere. Dadurch, dass mein enger Freund Horst Heldt Sportchef ist, verfolge ich das seitdem auch noch intensiver.“
Horst Heldt hat mal gesagt, dass Sie sein „Ziehvater“ gewesen seien. Wie beschreiben Sie das Verhältnis? „Ich muss mich zunächst mal für viele Sachen bei Horst Heldt entschuldigen. Am Anfang seiner Karriere sind wir recht grob mit ihm umgegangen. Als er aus der Amateurmannschaft hochkam, haben wir arrivierten Spieler ihn belächelt. Wir haben den Jungen zunächst nicht für voll genommen, was sich als großer Fehler herausgestellt hat. Denn wie er sich aus dieser Situation herausgekämpft hat und sich als Spieler und Persönlichkeit entwickelt hat, nötigt mir den höchsten Respekt ab. Ich ziehe den Hut davor, wie er bis heute konsequent seinen Weg gegangen ist. Aus anfangs missgünstigem Blicken ist mit der Zeit eine echte Freundschaft entstanden. Ich schätze Horst Heldt sehr. Wir beide müssen uns nicht pseudo-umarmen, wir umarmen uns richtig. Horst ist jemand, den ich immer gerne sehe.“
Einer, der bis vor kurzem auch noch beim FC gearbeitet hat, war Toni Schumacher. Ihm verdanken Sie Ihren Spitznamen „Litti“. Sind Sie ihm bis heute dankbar dafür? „Ich hatte eigentlich zunächst einen anderen Spitznamen. Auf den Bolzplätzen in Berlin konnte keiner etwas mit meinem Namen Pierre anfangen, also riefen mich alle nur “Pieke„. Toni hat dann später erst „Littski„ gesagt, bis sich “Litti„ endgültig eingebürgert hat. Er hat also das Copyright darauf. Es war ein Segen, denn Toni hat ungewollt einen Wiedererkennungswert für mich geschaffen. Ich bin stolz, dass sich der Name bis heute etabliert hat und ich noch der einzige Litti bin.“
Der nächste Litti könnte dann aus Ihrer eigenen Familie kommen. Ihr Sohn Lucien spielt in der U17 beim VfL Wolfsburg. „Das ist ja das Schlimme, der wird schon Litti genannt. Er ist zwar mit 1.80 Meter deutlich größer als ich, aber genauso ein Fummler wie ich, von daher passt das schon ganz gut. Ich weiß zwar gar nicht, ob er so glücklich damit ist, aber an ihn würde ich den Namen liebend gern weitergeben. Ich würde mir wünschen, dass er den Durchbruch schafft.“
Wo wir schon bei Wünschen sind. Welche Wünsche und Ziele haben Sie noch in Ihrem Leben? „Ich würde mir wünschen, dass ich künftig in meinem Leben zwischen Deutschland, Australien und Japan pendeln könnte. Ich war in allen drei Ländern sehr glücklich und würde sehr gerne wieder Zeit an diesen Orten verbringen. Ich hoffe, dass ich mir das erfüllen kann.“
Zum Schluss: Glauben Sie, dass die Bundesliga fortgesetzt wird? „Ich kann nur mutmaßen. Ich glaube aber, dass es bereits einige anständige Vorschläge seitens der DFL gibt. Wir werden hoffentlich Schritt für Schritt in die Normalität zurückkehren, bis dann letztendlich auch wieder Fans ins Stadion dürfen. Zunächst müssen wir uns aber wohl alle mit Geisterspielen über Wasser halten. Ich nehme die aber gerne, dann gucke ich eben von der Couch aus. Hauptsache, ich kann wieder Fußball gucken. Dieser Sport macht so viele Menschen glücklich, wollen wir hoffen, dass wir ihn bald wieder zurückhaben.“
Pierre Littbarski wird 60: Kleiner Dribbelkönig, große Legende beim 1. FC Köln Pierre Littbarski hat sich in seiner Zeit beim 1. FC Köln für immer in die Herzen der Fans gespielt. Zum 60. Geburtstag des kleinen Dribbelkönig blicken wir auf seine Karriere im Trikot der „Geißböcke“.
Pierre Littbarski wird 60 Jahre jung. Eigentlich unfassbar, denn der „Litti“, wie er im Prinzip von ganz Deutschland genannt wird, gilt ja eigentlich als der Urtypus des Frechdachses … und diese werden bekannt selten richtig erwachsen. Aber die Uhr tickt nun einmal auch für diese Spezies genauso schnell oder langsam wie für alle anderen, es fällt vielleicht bei ihnen bloß nicht so auf.
Rückblende in den Sommer 1978: Der 1. FC Köln ist auf dem Gipfel angekommen. Das Double, bestehend aus Meisterschaft und Pokal innerhalb einer Saison, wurde soeben zum dritten Mal überhaupt erst von einer deutschen Mannschaft eingetütet. Mit Heinz Flohe, Bernd Cullmann, Harald Konopka, Dieter Müller und Herbert „Zimbo“ Zimmermann sollen gleich fünf Kölner mithelfen, den Weltmeistertitel bei der Fußball-WM in Argentinien zu verteidigen.
Am Geißbockheim wurden indessen einige Neulinge begrüßt, allesamt junge Nobodys, unter anderem hießen diese Spieler Stephan Engels, Bernd Schuster und ein kleiner, säbelbeiniger Berliner namens Pierre Littbarski. Letztgenannter war einen Tag nach dem Pokalfinale 1978 erst 18 Jahre alt geworden und hatte sich bei einem A-Jugendturnier einen Platz in das Notizbuch von FC-Manager Karl-Heinz Thielen gesichert.
Littis Wechsel zum kommenden europäischen Topclub Mit Hennes Weisweiler hatte der FC seinerzeit wohl einen der anerkanntesten Trainer weltweit und der FC war nun endgültig in der Riege der europäischen Topvereine angekommen. Bis zum Double hatte man zwar mehrfach international durch Erreichen diverser Halbfinals im UEFA-Cup auf sich aufmerksam gemacht, der ganz große Wurf war jedoch noch nicht gelungen. Auch nationale Titel fehlten in diesem Jahrzehnt bis zum Pokalsieg 1977.
Nun war aber das Double dazugekommen, wirtschaftlich stellte man mittlerweile mit dem neuen Stadion im Rücken wieder eine Macht dar, hatte gar mit Roger van Gool als erster Verein einen Millionentransfer realisiert. Zum nächsten großen Deal, den 2,5 Millionen Einkauf von Tony Woodcock, sollte allerdings noch ein Jahr vergehen. Doch allen rund um den Grüngürtel war klar, dass nun die große Epoche des 1. FC Köln folgen würde. Ob da ein Jungspund wie Littbarski sich überhaupt durchsetzen kann?
„Iss et ne Stürmer? Wenn ja, dann nemme mer dä.“
Doch Hennes Weisweiler stand auf junge Talente und als Thielen ihm das Talent von Hertha Zehlendorf schmackhaft machen wollte, fragte der Trainer nur: „Iss et ne Stürmer? Wenn ja, dann nemme mer dä.“ Also schlug Thielen zu und Litti konnte nach Köln kommen, seine Ausbildung zum Finanzbeamten schmiss er hin. Im Nachhinein sicher die richtige Entscheidung.
Littis erstes Jahr in der FC- Schicksalssaison In Köln angekommen dribbelte sich der kleine Fummler, der ein wenig an den legendären Brasilianer Garincha erinnerte, sehr schnell in die Herzen der Fans und vor allem in das des Trainers. Weisweiler förderte das junge Talent, setzte ihn sogar bereits im ersten Europapokal-Spiel im Europapokal der Landesmeister (heute Champions League) gegen das isländische Team von IA Akranes ein. Und Litti dankte es ihm beim 4:1-Erfolg gleich mit dem ersten Tor der Kölner Europapokal-Saison.
Einen Stammplatz hatte er in der Startruppe aber noch nicht. Für Littbarski lief die erste Saison mit 21 Pflichtspieleinsätzen über drei Wettbewerbe in denen er sechsmal traf, insgesamt dennoch nicht schlecht. Doch insgesamt wurde der sechste Platz und damit das Verpassen der Europapokalplätze als Katastrophe angesehen. Schließlich wähnte man sich auf einen ganz anderen Weg, aber nach dem unglücklichen Ausscheiden gegen Nottingham Forest im Halbfinale des Landesmeister-Cups ging es steil bergab.
Zusätzlich unterstrichen wurde dieser Gesamteindruck durch die unsägliche Entscheidung Weisweilers, die Stars Heinz Flohe und Herbert Neumann nach einem schlechten Spiel beim HSV zu suspendieren. Dies gipfelte sogar in den Verkauf der Seele des Kölner Spiels, denn Flohe wechselte in Folge des Streits mit Weisweiler zum Liga-Konkurrenten 1860 München. Nicht wenige FC-Fans sehen heute darin noch eine richtungsweisende Fehlentscheidung. Double-Kapitän Flohe hätte die jungen Spieler wie Littbarski, Schuster und Engels noch zwei bis drei Jahre führen und mit formen sollen, um dann abzutreten.
Der steile Aufstieg des Jungstars Doch fortan war Litti gesetzt und absolvierte ab sofort, sofern nicht verletzt, alle Spiele der Saison in den nun folgenden Jahren. 1980 erreichte Litti mit dem FC bereits erstmalig das DFB-Pokalfinale, musste jedoch den Pott trotz Führung den Düsseldorfern überlassen. Hennes Weisweiler war da übrigens schon nicht mehr dabei, er hatte Köln zwischenzeitlich verlassen, mit Karl-Heinz Heddergott übernahm jedoch ein Trainer, der in jeglicher Hinsicht nicht zum Profifußball passte. Nach dessen kurzer Amtszeit übernahm mit Rinus Michels erneut ein Welttrainer.
Im selben Jahr begann auch Littbarskis Karriere im Nationaldress – zunächst in der U21, dessen Rekordtorschütze er mit 18 Treffern wurde. Ab 1981 spielte Litti dann auch bei A-Mannschaft mit und wurde zu einem der größten WM-Stars, die der 1. FC Köln jemals abstellte. Doch zuvor spielte sich Pierre Littbarski mehr und mehr in der Liga und im Europapokal frei. In der UEFA-Cup-Saison 1980/81 gelangen den „Geißböcken“ legendäre Spiele. Unter anderem wurde der FC Barcelona ausgeschaltet, eine 0:1-Heimniederlage beantwortete der FC mit einem beeindruckenden 4:0-Erfolg im gefürchteten Nou Camp.
Unter den Torschützen: Pierre Littbarski, der mehr und mehr zu einem der hoffnungsvollsten europäischen Talente im Fußball zählte. Nach weiteren Siegen über Stuttgart und einem Litti-Glanzauftritt inklusive Entscheidungstor zum 3:2 in Minute 87 gegen das von Ernst Happel trainierte Standard Lüttich scheiterten die „Geißböcken“ an Ipswich Town zum sechsten Male erneut erst im Halbfinale in einem europäischen Wettbewerb.
In der Saison 1981/82 spielte er sich auch in der Bundesliga immer stärker in den Vordergrund und erzielte fünfzehn Treffer. Mit Klaus Allofs, Klaus Fischer und Paul Steiner kamen in der Spielzeit sportlich wichtige Neuverpflichtungen. Besonders das eigene Müngersdorfer Stadion stellte für die Kölner mit Litti eine Bastion dar: Die „Geißböcke“ kassierten 28 von 34 möglichen Punkten ein. Aber – typisch FC – ein wichtiges Heimspiel zum Ende der Saison verlor man völlig überraschend mit 0:1 gegen Arminia Bielefeld. Damit war die Meisterschaft gegessen, der FC wurde hinter dem Hamburger SV Vizemeister. Es war eine quasi verschenkte Meisterschaft unter Rinus Michels, die ein wenig in Vergessenheit geraten ist.
Vizeweltmeister und kölscher Pokalheld Littbarskis Erfolgsweg ging 1982 in der Nationalelf weiter, doch eigentlich war der junge Kölner mit Berliner Wurzeln eine der wenigen Lichtblicke einer Weltmeisterschaft, in der es ansonsten wenig Gutes aus dem deutschen Lager zu berichten gab. Immerhin gelangen Littbarski zwei WM-Treffer gegen Spanien und im legendären Halbfinale gegen Frankreich (plus Treffer im Elfmeterschießen). Beim Finale gegen Italien aber konnte der FC-Profi nichts gegen die verdiente 1:3-Niederlage ausrichten. Am Ende aber wurde zumeist nur über das brutale Battiston-Foul des Vereinskollegen Toni Schumacher oder über die „Schande von Gijon“, das unrühmliche Stehgeigerduell gegen Österreich, diskutiert.
Doch ein Jahr drauf sollte der FC endlich wieder ganz oben stehen. Das Pokalfinale 1983 gewann der 1. FC Köln gegen Lokalrivalen Fortuna Köln im Müngersdorfer Stadion mit 1:0. Der Torschütze: natürlich Pierre Littbarski! Aber die Begleitumstände – viele FC-Fans pfiffen die eigene Mannschaft wegen der eher schwachen Leistung im heimischen Stadion bei der Pokalausgabe aus – machen es vielen bis heute schwer, sich über diesen bisher letzten großen relevanten Erfolg zu freuen.
Im Verein ging es für den dribbelstarken Offensivmann fortan eigentlich positiv weiter, die „Geißböcke“ qualifizierte sich immer für den Europapokal, lieferte immer zwischendurch Glanzspiele ab wie zum Beispiel gegen die Glasgow Rangers oder Spartak Moskau, gewann aber keine Titel mehr. Zwischenzeitlich hatte man sich vom gestrengen Rinus Michels getrennt und sich mit Hannes Löhr für eine kölsche Lösung entschieden. Abstiegskampf & Europapokalfinale Die nächste große Chance, diesmal gar auf einen internationalen Titel, tat sich 1986 auf. Es war ausgerechnet die Saison in den achtziger Jahren, als der große 1. FC Köln erstmals das Abstiegsgespenst rund um das Geißbockheim wahrnehmen musste. Deswegen hatte Löhr zwischenzeitlich seinen Posten räumen müssen und Georg Keßler übernahm. Aber obwohl sich die Trainerwechsel häuften, ein Pierre Littbarski hatte seinen Stammplatz zumeist sicher.
Es reichte 1986 dann zwar noch für den Klassenerhalt, allerdings schrammte der FC denkbar knapp am ersten UEFA-Cup-Sieg vorbei. Im Hinspiel bei Real Madrid stand es bis zur Auswechslung Littbarskis (für Norbert Dickel) in Minute 85 „nur“ 3:1 für die „Königlichen“. Doch in den Schlussminuten kassierte der FC noch zwei vermeidbare Gegentore. Das Rückspiel fand dann in Littbarskis Heimat Berlin statt.
Angeblich hatten FC-Fans beim Halbfinale gegen Waregem randaliert, die UEFA nahm daraufhin dem Kölnern das Heimrecht ab. In der trostlos-leeren Berliner Arena reichte es zwar zum Sieg gegen Real Madrid, aber das 2:0 war zu wenig, um den Spaniern den Cup noch abjagen zu können. Die letzten fünf Minuten aus dem Hinspiel taten im Nachhinein besonders weh.
Littis Abschiedsvorstellung bei der WM in Mexiko Mittlerweile war bekannt, dass Pierre Littbarski den Verein verlassen würde. Der Effzeh hatte längst nicht mehr die finanziellen Mittel früherer Jahre. Verpasste Titel, Trainerwechsel und Transfers hatten Spuren in der Kasse hinterlassen. Racing Club Paris hingegen, ein von einem Großindustriellen mit viel Geld unterstützter aufstrebender Verein, hatte Litti mit hohem Invest in die französische Hauptstadt gelockt. Littbarskis Wechsel stand somit vor der WM 1986 in Mexiko fest.
Im Vorfeld des Turniers verletzte sich der Ballkünstler, fuhr aber mit ins Quartier und konnte auch bis zum Viertelfinale, wenn auch nie über 90 Minuten, in jedem Spiel eingesetzt werden. Dort setzte er gegen Gastgeber Mexiko den Schlusspunkt, als er den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen verwandeln konnte. Für das Halbfinale gegen Frankreich und das Finale gegen Argentinien reichte es körperlich aber nicht mehr und so musste Littbarski die zweite WM-Finalteilnahme nach 1982 von der Bank aus verfolgen.
Doch seine Hauptaufgabe sah der zukünftige Pariser Profi im Nachhinein eh darin, zwischen den verfeindeten Blöcken aus Köln und München zu vermitteln. In der Mannschaft stimmte es hinten und vorne nicht, das Klima war zeitweise vergiftet und Littbarski war derjenige, der zwischen den Parteien als eine Art „Kundschafter“ hin- und hergeschickt wurde.
Nach der WM ging es der mittlerweile 26 Jahre alte Fußballer motiviert in seinem neuen Verein an. Doch hier hatten sich mittlerweile die Voraussetzungen geändert, denn einige Führungspersonen waren ausgetauscht worden, unter anderem diejenigen, die auf Littbarski gesetzt hatten. In der Mannschaft gab es dazu einige Mitspieler, die gegen Litti stichelten, insbesondere der französische Europameister von 1984, Luis Fernández, tat sich dabei hervor. Sportlich lief es eher schlecht, auch wenn Littbarski heute gerne erzählt, das es menschlich eher in Ordnung war, so wurde die Sehnsucht nach dem, was er in Köln zurückgelassen hatte, doch mit der Zeit immer größer.
In Köln hatte sich derweil ebenfalls einiges geändert. In der Saison 1986/87 war Georg Keßler nach schwachem Beginn vom Trainerneuling Christoph Daum abgelöst worden. Zusätzlich hatte sich Toni Schumacher per Enthüllungsbuch aus der Mannschaft und aus dem Verein geschrieben. Neue Namen wie Schumachers Nachfolger Bodo Illgner, Thomas Allofs, Morten Olsen, Jürgen Kohler oder auch Armin Görtz waren im Team zu finden.
Auch Pierre Littbarski wurde vom neuen starken Mann im Verein, Udo Lattek und natürlich von Trainer Christoph Daum nach Köln zurück gelockt. Die Aussicht auf den „neuen FC“ ließ den eh bereits abreisebereiten Profi dann schwach werden. Mit seinem eigenen Geld, finanzierte Litti seinen Transfer sogar zu einem gewissen Teil per Darlehen vor. Die triumphale Rückkehr gipfelte beim ersten Spiel gegen Uerdingen in einen Sieg, natürlich gekrönt durch einen Treffer des zurückgekehrten, verlorenen Sohns.
„Die schönste Phase als FC-Profi“ Littbarski selbst bezeichnete seine ersten drei Jahre nach der Rückkehr immer als seine schönste Zeit beim 1. FC Köln. Und ja, es wurde in der Tat eine besondere Epoche. Pierre Littbarskis Comeback beim FC löste endgültig alle Verspannungen, dazu blühte Supertalent Thomas „Icke“ Häßler neben seinem Berliner Mentor auf und es folgte die fußballerisch wohl beste Phase seit langem. Diese war aber nicht nur dem „blauen Pullover“ zu verdanken, den Udo Lattek, zu dieser Zeit technischer Direktor beim FC, ungewaschen und ungeschlagen fast drei Jahreszeiten tragen durfte und damit sein nächstes Umfeld geruchstechnisch erfreute.
Letztlich reichten die Daum-Jahre nicht zu einem Titel, sie wurden dennoch legendär, weil sich Christoph Daum so dermaßen für den FC ins Zeug legte, dass er selbst vor den großen Bayern nicht zurückschreckte und sich im Aktuellen Sportstudio vor einem Millionenpublikum mit Bayerns Uli Hoeneß und dessen Trainer Jupp Heynckes fetzte. Am Ende aber holten die Bayern den Titel, für den 1. FC Köln unter Daum und seinem wichtigsten Profi Littbarski standen ein dritter Platz und zwei Vizemeisterschaften.
Häßler und Littbarski, unterstützt vom kämpferischen Kapitän Stefan Engels, waren in der Lage, fast alle Gegner zu dominieren und man zeigte viel Überraschendes, technisch Hochstehendes. Der FC überzeugte schlicht und auch innerhalb der Mannschaft stimmte es, da hatte auch Littbarski aufgrund seines verbindenden Charakters einen hohen Anteil.
Wieder Europapokal-Halbfinale … zum letzten Mal Auch in Europa sorgten Littbarski und Co. für Furore, Siege gegen Glasgow Rangers oder gegen die bockstarke Mannschaft von Roter Stern Belgrad gehören zu den Highlights. Insbesondere das Belgrad-Spiel bleibt unvergessen, als man eine 0:2 Hinspiel-Niederlage in Köln durch ein 3:0 wettmachte. Man erreichte alsdann das Halbfinale gegen Juventus Turin, doch trotz des ordentlichen Hinspiel-Ergebnisses (eine knappe 2:3-Niederlage), schafft es der FC in Köln nicht, das eine Tor zu schießen, was gereicht hätte, um ins Finale einzuziehen. Es blieb gegen die wie üblich abwehrstarken Italiener beim 0:0. Wieder einmal hatten die „Geißböcke“ ein großes Finale nur knapp verpasst. Typisch FC!
Am 8. Juli 1990 wurde Deutschland Weltmeister und es war auch ein großer Tag für den Jubilar, aber auch für den 1. FC Köln, der erstmals gleich vier Weltmeister auf einmal stellen konnte. Pierre Littbarski hatte es in seinem dritten Anlauf endlich geschafft und fast wäre er auch zum Siegtorschützen geworden. Sein Alleingang im Finale zu Beginn der zweiten Halbzeit führte fast zum 1:0, nur weniger Zentimeter strich der Ball nach seinem Flachschuss am Pfosten vorbei. Doch dank Brehmes Elfmeter reichte es auch so zum Titel.
Die Bilder von Pierre Littbarski, Thomas Häßler und Bodo Illgner sowie dem auf der Bank sitzenden Paul Steiner mit dem WM-Pokal sind wohl der letzte große FC-Erfolg, wenn es auch die Nationalmannschaft betraf. Jedenfalls hat seit diesem denkwürdigen Tag kein FC-Spieler jemals wieder eine relevante Trophäe in die Höhe gehalten. Thomas Häßler verließ nach dem WM-Finale den Verein Richtung Juventus Turin, Trainer Daum wurde bereits in Italien auf ungeschickt-trampelige Art und Weise im DFB-WM-Quartier entlassen.
Die 14 Millionen für Thomas Häßler sind bis zum heutigen Tag nicht komplett gefunden worden. Man verpasste es schlicht, Littbarski passende Mitspieler an die Seite zu stellen. Die vom Offensivstar angesprochenen drei Jahre waren vorbei. Ein Jahr später bestand dennoch noch einmal die Chance auf Silberware, denn der FC erreichte unter Trainer Erich Rutemöller das Pokalfinale in Berlin und traf dort auf Werder Bremen. In der Liga hatten die „Geißböcke“ den UEFA-Cup verpasst und gegen Ende einige happige Niederlagen kassiert.
Auf dem Weg ins Endspiel gab es aber einmal mehr einen emotionalen Höhepunkt in der Karriere von Pierre Littbarski: Im Viertelfinale kreuzten die „Geißböcke“ die Klinge mit dem VfB Stuttgart, trainiert vom ehemaligen Kölner Erfolgscoach Christoph Daum. Littbarski hatte sich nach dem WM-Titel am Knie operieren lassen, sein Comeback wurde von den FC-Fans sehnlichst erwartet. Gegen die Schwaben sollte es endlich so weit sein – mit einer kleinen List.
Litti hatte bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining unter der Woche zunächst angeschlagen gewirkt, im Stadion blieb der Name hinter „seiner“ 10 zunächst leer. Unter großem Jubel erschien dann kurz vor Spielbeginn dort „Littbarski“ – die Masse im Müngersdorfer Stadion tobte. Nach großem Kampf mit einem starken Rückkehrer rangen die „Geißböcke“ den VfB in der Verlängerung durch einen Treffer von Maurice Banach auf Littbarskis Vorlage nieder. „Das emotionalste Spiel meiner Karriere“ – da ist sich der Meisterdribbler auch heute noch sicher.
Kleiner Mann, große Fußstapfen Im Endspiel gab es für die Kölner nichts zu jubeln: Der FC verlor gegen Bremen in einer umkämpften und ausgeglichenen Partien erst nach Elfmeterschießen, auch Litti verschoss diesmal einen wichtigen Elfer. Der Verein verpasste so die wichtigen Europapokal-Einnahmen und ward seitdem im Berliner Endspiel nicht mehr gesehen. Bremen hingegen schwang sich auf zum Spitzenteam und gewann im Folgejahr den damals noch existenten Europapokal der Pokalsieger.
Nicht der einzige Tiefschlag für die „Geißböcke“, die kurz nach der Finalniederlage ein vielversprechendes Talent auf tragische Weise verloren: Trotz des Riesenschock durch den Unfalltod von Maurice Banach schaffte es der FC in der Saison 1991/1992 unter Trainer Jörg Berger irgendwie, den vierten Platz zu erreichen. Damit wurde der Einzug in den Europapokal noch einmal geschafft, allerdings schieden die Kölner bereits in der ersten Runde gegen Celtic Glasgow aus. Mit Pierre Littbarski kämpfte der FC in der Saison 1992/93 dann nur noch gegen den Abstieg, der hier noch verhindert werden konnte.
Für Litti war nun Schluss, der 33-jährige hatte ein Angebot aus Japan angenommen und wechselte nach Asien, wo er für sich persönlich schöne Jahre erlebte, dem großen Fußball aber Adé sagte. In Köln hinterließ er ein gewaltiges Erbe: 406 Bundesligaspiele (116 Tore), 40 DFB-Pokalspiele (10 Tore), 55 Europapokalspiele (16 Tore), dazu 73 Länderspiele (18 Tore). Nur Toni Schumacher und Wolfgang Overath haben mehr Bundesligaeinsätze für den FC, nur Hannes Löhr und Dieter Müller haben öfter in der höchsten deutschen Klasse mit dem Geißbock auf der Brust gespielt und getroffen.
Ein merkwürdiger Abschied und Distanz zum 1. FC Köln Umso merkwürdiger, das sein Abschiedsspiel im Jahr 1993 nur verhältnismäßig wenige Zuschauer anzog (um die 20.000) und sich danach der Kontakt zu seinem langjährigen Stammverein sehr schnell abkühlte. Das Verhältnis wirkt bis zum heutigen Tage eher kühl und freundlich-distanziert. Immerhin ist er jetzt auch bereits seit zehn Jahren in Wolfsburg ansässig und beim dortigen Werksverein mittlerweile als Markenbotschafter tätig.
In Fankreisen ist Litti für die Mehrheit ein großer FC-Held geblieben, wenn es auch einige gibt, die ihm eine Co-Trainer-Funktion beim Rivalen aus Leverkusen, auch aufgrund einiger damals provakanter Sprüche aus dieser Zeit Richtung Köln, nicht ganz verzeihen möchten. Pierre Littbarski aber war ein Spieler des 1. FC Köln, der zwei Epochen des Vereins erlebte und maßgeblich prägte. Zum ersten die, als der Verein auf dem Wege war, nach dem gewonnenen Double nach noch höherem strebte und dabei – trotz guter Platzierungen – ohne Littbarskis Verschulden letztlich scheiterte.
Zum zweiten prägte er die Zeit und weckte die Hoffnungen nach seiner Rückkehr in der Ära Daum, als der „neue“ 1. FC Köln zurück auf dem Weg zur nationalen Spitze war und den übermächtigen Bayern zeitweise Paroli bieten konnte. Als er den Verein verließ, ging der letzte Superstar auf dem Feld. Graue Zeiten brachen an, die in den ersten Abstieg mündeten. Um die Meisterschaft hat seit Littis Ära keine FC-Generation mehr gespielt. Alles Gute zum 60. Geburtstag, Effzeh-Legende!
FC-Profi ist „unglaublich glücklich“ - Czichos nach Wirbelbruch zurück auf dem Platz Rafael Czichos vom 1. FC Köln ist knapp sieben Wochen nach seinem Wirbelbruch im Spiel gegen Hertha BSC wieder auf den Platz zurückgekehrt. „Ich bin unglaublich glücklich, dass ich schon wieder auf dem Platz stehen kann“, sagte der Innenverteidiger dem „Express“. Czichos drohte nach einem Zusammenprall mit Herthas Marko Grujic sogar eine Querschnittslähmung.
„Ich bin dabei mich wieder an den Ball zu gewöhnen. Dazu kommen verschiedenen Laufübungen, um die Fitness zu bekommen, die ich zum Fußballspielen brauche“, so der 29-Jährige: „Der Bruch verheilt so gut, dass das schon wieder möglich ist. Hätte mir jemand vor vier Wochen gesagt, dass ich im April wieder auf dem Platz stehe, hätte ich ihn für verrückt erklärt.“
Comeback wegen Corona-Pause möglich Sein Ziel ist es noch „zwei, drei Bundesligaspiele“ in dieser Saison zu machen. Das könnte aufgrund der Corona-Unterbrechung möglich sein. Als Gewinner dieser Zwangspause sieht er sich aber nur teilweise: „Wenn man bedenkt, was Corona für alle Menschen bedeutet, dann kann man das natürlich nicht so sehen“, trotzdem bekomme er „durch die Zwangspause vielleicht nochmal die Chance zu spielen.“
Gefahr für 2021: Der FC braucht ein reguläres Saisonende Der 1. FC Köln ist aktuell nicht von einer Insolvenz bedroht. Diese Zusicherung wiederholen die Bosse der Geissböckse seit Wochen gebetsmühlenartig. Die Coronakrise hat den Effzeh jedoch hart getroffen. Auch deswegen spielt mit Blick auf die finanzielle Lage des Klubs der Begriff „aktuell“ in den Formulierungen der FC-Führung eine wichtige Rolle. Das wurde am Donnerstagabend deutlich.
Es war die lange angekündigte Elefantenrunde des 1. FC Köln mit seinen Fans: Der Vorstand mit Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich sowie die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt stellten sich in einem Live-Video den Fragen der Fans. Moderiert von Mediendirektor Tobias Kaufmann, beantworteten die fünf FC-Bosse eine Stunde lang die drängenden Themen der Mitglieder und Anhänger.
Im Mittelpunkt vieler Fragen standen die Finanzen des Klubs. Ist der FC insolvenzgefährdet? Gehören die Geissböcke zu den 13 von 36 Klubs, die dem Vernehmen nach im Falle eines Saisonabbruchs zahlungsunfähig wären? Welche Maßnahmen müsste der Verein im schlimmsten Falle einleiten, um zu überleben? Die Antworten, ob von Wehrle, Sauren oder Wolf, waren stets ähnlich: Aktuell sei der 1. FC Köln nicht gefährdet.
Saisonabbruch 2020 würde 2021 zum existentiellen Problem Wehrle war es wichtig darauf hinzuweisen, dass man bei einer Insolvenz zwei Dinge betrachten müsse: die Liquidität, also die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen – und die bilanzielle Überschuldung, die im Gegensatz zur Zahlungsunfähigkeit dann eintritt, wenn das Vermögen des Unternehmens die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt. „Auf den 30. Juni 2020 betrachtet wird der 1. FC Köln weder zahlungsunfähig noch bilanziell überschuldet sein“, betonte Wehrle. Allerdings fügte er auch an: Sollte es in dieser Saison doch noch zu einem Abbruch kommen, sodass die Spielzeit nicht beendet werden könne, müsste der FC „mit Blick auf den 30. Juni 2021 Gegenmaßnahmen einleiten“. Die Geissböcke wären also nicht unmittelbar, aber im Falle eines Saisonabbruchs mit Blick auf die kommende Spielzeit derart hart betroffen, dass eine Insolvenz nicht mehr ausgeschlossen werden könnte.
Das ließ auch Vizepräsident Sauren anklingen. Er machte deutlich: „Was wir aktuell am meisten benötigen, ist Cash. Deshalb würde es uns wirklich weiterhelfen, wenn einige Fans auf die Erstattung ihrer erworbenen Tickets verzichten würden.“ Der FC sei „aktuell nicht in Existenznöten“, doch die Äußerungen der FC-Bosse ließen keinen Zweifel, dass diese Krise den Klub an die Grenzen der wirtschaftlichen Belastbarkeit bringen könnte. Vizepräsident Wettich betonte, dass jeder Fan die Wahlmöglichkeit bekommen werde, sich den Wert erworbener Tickets in Bar zurückerstatten zu lassen. Doch auch Wettich machte deutlich: „Die Krise trifft uns als Klub hart, vor allem durch die Heimspiele ohne Zuschauer“. Wehrle bestätigte neun Millionen Euro Mindereinnahmen durch Geisterspiele. „Die sind weg.“ Auch deswegen ist klar: Der FC braucht ein reguläres Saisonende 2019/20. Andernfalls stünde dem Klub ein Existenzkampf bevor.
„Wir benötigen Cash“ - FC-Bosse bitten um Hilfe und sticheln Richtung Gladbach Wie steht es um den 1. FC Köln in Zeiten der Corona-Krise? Über 1000 Vereinsmitglieder waren Donnerstagabend live dabei beim virtuellen Mitgliederstammtisch. Im Video-Chat stellten sich Vorstand und Geschäftsführung den Fragen, die auch vorab eingereicht werden konnten. EXPRESS fasst die Kernaussagen zusammen.
Präsident Werner Wolf (63) eröffnete mit der im Vorfeld am häufigsten eingereichte Frage: „Was tut eigentlich der FC für die Gemeinschaft? Da haben wir als größter Verein der Region immer eine Verantwortung gehabt, aber in der Krise haben wir diese Verantwortung ganz besonders. Die Infrastruktur der von unseren Vorstandsvorgängern gegründeten Stiftung hat es uns erlaubt, diese Verantwortung schnell wahrzunehmen. Erstes wichtiges Projekt ist die Unterstützung der Tafeln.“ Wolf zur „Frage aller Fragen“, wie er sie nannte: „Wie geht dem FC? Wann geht es weiter, wie geht es den Jungs? Ich habe das Gefühl, Teil einer tollen Familie zu sein.“
„Der 1. FC Köln ist aktuell nicht in Existenznöten“ Vizepräsident Eckhard Sauren (4 erklärte dazu: „Der 1. FC Köln ist aktuell nicht in Existenznöten. Dennoch ist die Krise eine große Herausforderung. Man kann solche Krisen nicht planen. Fußball ohne Fußball macht keinen Spaß, aber eine Menge Arbeit. Wir haben früh versucht, den finanziellen Belastungen gegenzusteuern. Profis und Abteilungsleiter haben auf Gehälter verzichtet. Wir stellen hier im Geißbockheim einen enormen Zusammenhalt fest.“
Bitte um Verzicht auf Erstattung Vizepräsident Carsten Wettich (40) zur Frage nach bezahlten Tickets und deren Erstattung: „Das Thema ist komplex. Wir haben verschiedene Gruppen und Personen. Dauerkarten, Tageskarten, Logen, Business-Seats. Wir wollten keinen Schnellschuss, sind in einem langen Verfahren, und wir sind schon relativ weit. Wir haben viele gute Vorschläge intensiv diskutiert. Wichtig ist, dass wir eine Lösung finden, hinter der alle stehen. Obwohl unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen etwas anderes hergeben würden, war klar: Wir werden jedem Wahlmöglichkeiten geben und auch anbieten, eine Erstattung in bar zu nehmen. Wir würden uns natürlich freuen, wenn die, die es sich leisten können, auf eine Erstattung verzichten würden. Wir wollen noch nicht alles verraten, weil wir uns noch in der Endabstimmung befinden. Aber wir möchten denen, die auf eine Erstattung verzichten die Möglichkeit geben, ihre Verbundenheit auch nach außen zu dokumentieren.“
„Minimum neun Millionen sind weg, wenn...“ Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) erklärte denen, die es wohl immer noch nicht verstanden haben, warum der Klub sich für Geisterspiele ohne seine treuen Fans einsetzt: „Wir sind in einer Ausnahmesituation, nicht nur für die Gesellschaft, auch für den Profifußball. Fußball ohne Zuschauer gefällt keinem, das soll auch nicht unser Ziel sein, aber man muss das jetzt abwägen wegen der finanziellen Einbußen. Alle 36 Erst- und Zweitligisten haben sich klar dazu bekannt, wenn möglich, die Saison zu Ende zu bringen. Es geht um die Integrität des Wettbewerbs. Und wir wollen keinen dieser 36 Vereine verlieren, wir benötigen uns alle gegenseitig. Wenn die Saison nicht zu Ende gespielt würde, hätte dies erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, wir haben auch den im Fußball Beschäftigten gegenüber eine Verantwortung, aber natürlich auch der Gesellschaft gegenüber. Die DFL hat eine medizinische Task Force eingesetzt. Wir wollen niemandem Tests wegnehmen, sondern gesellschaftlich handeln. Es wären Minimum neun Millionen Mindereinnahmen, die sind weg, wenn wir nicht zu Ende spielen. Es ist eine sehr herausfordernde Situation, aber wir können sie bewältigen.“
„Es ist zu unterscheiden zwischen Hobby- und Berufsballern“ Sport-Geschäftsführer Horst Heldt (50) neckte bei bei der Frage zum Trainingsbetrieb am Geißbockheim und dem Fitnesszustand der Profis Präsident Wolf: „Es ist in der Tat der Präsident, der hier sitzt und kein Spieler, die sind alle fit. Ich erlebe zurzeit, dass alle sehr professionell mit der Situation umgehen.“ Heldt zum Vorwurf, der Fußball beanspruche eine Sonderstellung: „Dem ist nicht so. Wir versuchen uns an den Vorgaben der Politik zu orientieren. Es ist zu unterscheiden zwischen Hobby- und Berufsballern, wir wollen unseren Beruf ausüben. Es ist kein Geheimnis, dass jeder die Zuschauer vermisst. Nichtsdestotrotz ist es sehr wichtig, die Liga zu Ende zu spielen. Wir müssen diese Kröte schlucken, ohne Zuschauer spielen zu müssen, wir müssen das akzeptieren. Es ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, ich will es auch sportlich beenden. Wir sind aus dem Trübsal herausgekommen, die Spieler haben es verdient, die Saison zu Ende zu spielen.“
„Wir sind weit weg von einer bilanziellen Überschuldung“ Wehrle zu Berichten, 13 Profivereine drohe eine Insolvenz: „Eine sehr komplexe Frage. Es ist klar, dass ich nicht öffentlich über die Situation der Mitbewerber sprechen kann. Die Berichte entstanden nach einer Sitzung, in der diskutiert wurde, was passieren würde, wenn wir die Saison abbrechen müssten, und wir keine Gegenmaßnahmen anstreben würden. Insbesondere Zweitligisten sind extrem abhängig von TV-Geldern, da hätte der ein oder andere ein Problem.“ Wehrle zur eigenen Situation: „Es gilt zu unterscheiden zwischen einer bilanziellen Überschuldung auf der einen oder Zahlungsunfähigkeit auf der anderen Seite. Es ist so, dass wir den 30.6. betrachtet zahlungsfähig sind und weit weg von einer bilanziellen Überschuldung. Natürlich müssen wir Gegenmaßnahmen anstreben, um auch gut durch die nächste Saison zu kommen, aber wir sind weit weg, über eine Insolvenz zu sprechen."
FC-Vize Wettich mit Seitenhieb auf Borussia Mönchengladbach Wolf über die Not kleiner Amateurvereine und Kreisligisten: „Volkssport ist die Grundlage von allem, was im Fußball passiert. Was in vielen kleinen Verein passiert, ist der Quell all dessen, wovon wir im Profibereich leben. Die kleinen Vereine sind essenziell wichtig, sie müssen wir erhalten. Wir werden tun, was wir tun können, um das zu unterstützen.“
Wettich erlaubte sich bei der Frage nach dem möglichen Ablauf von Geisterspielen einen kleinen Seitenhieb in Richtung Mönchengladbach: „Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet. Wie gestaltet man Geisterspiele? Eines ist klar, unsere Fans sind nicht zu ersetzen. Deshalb werden wir da zurückhaltend agieren. Sound werden wir im Zweifel nicht haben, und im Gegensatz zu nicht weit entfernten Vereinen werden wir auch keine Pappfiguren aufstellen. Weniger ist mehr.“
„Was wir aktuell am meisten benötigen, ist cash“ Sauren appellierte bei der Frage nach einer möglichen neuen Fan-Anleihe wie zuvor bereits Wettich an die Mitglieder: „Es ist keine neue Fan-Anleihe geplant. Liquidität ist nicht das Kernthema, Alex Wehrle hat da sehr gute Arbeit geleistet. Was wir aktuell am meisten benötigen, ist cash. Deshalb ist es wichtig, dass sie uns das Vertrauen schenken, zu unseren Gunsten auf Erstattungen zu verzichten, damit wir unser Kapital dann sinnvoll einsetzen können. Im Zuge der Wintertransfers kam die Thematik, dass man sich auf drei Positionen verbessern sollte: Wir haben mit Toni Leistner, Elvis Rexhbecaj und Mark Uth mit Kapitaleinsatz die Qualität des Kaders sehr wertvoll erhöht. Deshalb ist die große Bitte an euch, auf diese Forderung zu verzichten, das ist, was uns weiterhilft, Projekte für die Zukunft zu finanzieren.“
Wehrle zur noch laufenden Anleihe: „Es gab mal einen Politiker, der sagte: Die Rente ist sicher. Das möchte ich jetzt nicht wiederholen. Aber wir wollen diese Anleihe nicht vor uns herschieben. Wir zahlen jährlich einen Teil zurück, auch diesen August werden sie ihre Zinsen erhalten, da bleiben wir ein verbindlicher Partner, da können sie sich drauf verlassen.“
Wolf zum Stadionausbau: „In der Krise haben viele Dinge Vorrang. Wir haben eine Machbarkeitsstudie vorliegen, wissen dass es architektonisch möglich ist.“
Ausbau des Geißbockheims bleibt Priorität A Wettich zum Dialog mit den Ultras: „Das Thema ist etwas abgekühlt, der Dialog ist natürlich schwierig in diesen Zeiten, da braucht man den persönlichen Kontakt. Bei der Choreo-Klausel hatten wir gerade die Lösung gefunden, fürs Mainz-Spiel war sie angemeldet, konnte dann nicht durchgehführt werden, das war bitter. Wir sind auf einem guten Weg, nicht nur mit den Ultras, sondern all unseren vielen Fan-Klubs.“
Sauren zum Ausbau des Geißbockheims: „Das hatte von Beginn an Priorität A, wir sind im intensiven Dialog mit Politik und Verwaltung, der Ball lag nie beim FC. Es ist jetzt von extremer Bedeutung, dass diese Entscheidung gefällt wird, es wäre ein wegweisender Schritt. Die Finanzierung ist in all unseren Finanzplänen immer enthalten gewesen, das ist eines der wenigen Projekte, das wir nie in Frage gestellt haben. Wir werden alles dafür geben, dass die Pläne umgesetzt werden können.“
Wehrle dazu: „Wir haben eine Mittelfrist-Planung. Wir sind in Gesprächen mit Instituten, die uns entsprechend unterstützen würden. Wir haben jetzt eine neue Ausgangslage. Aber Ecki Sauren hat es treffend beschrieben. Horst Heldt kann Geschichten erzählen von Spielern, die hier ankommen und dann unsere Räumlichkeiten sehen. Es ist essenziell, dass wir eine Lösung hinkriegen. Und es ist wichtig, dass wir eine Entscheidung vor der Sommerpause bekommen.“
Wolf über die Möglichkeit einer Online-Mitgliederversammlung: „Spannende Frage. Wir sind der Auffassung, gerne eine Mitgliederversammlung mit allen zusammen in einem Raum zu haben. Das ist gerade nicht möglich. Den letzten neuen Termin haben wir heute für Februar 2021 bekommen von der Lanxess-Arena. Irgendwann müssen wir eine Versammlung machen, lässt sich das virtuell machen? Vielleicht gibt es auch eine Kombination aus beidem. Sobald wir eine Antwort haben, werden wir diese an die Mitglieder verteilen.“
Deutschland oder Senegal: FC-Juwel hat klare Tendenz bei Nationalteam Wird er Kölns nächster Nationalspieler?
Ismail Jakobs (20) hat beim FC so richtig Fahrt aufgenommen. Vor der Saison hatte den Youngster noch kaum jemand auf der Rechnung, inzwischen hat sich der gebürtige Kölner zu einer festen Größe im System von Markus Gisdol (50) entwickelt.
Ismail Jakobs ist der Sprinterkönig der Bundesliga Zwei Tore und eine Vorlage stehen bereits in den Statistikbüchern, dazu das Attribut „Sprinterkönig“. In der Rückrunde absolvierte „Iso“ die meisten Sprints aller Bundesligisten. Insgesamt 335 intensive Läufe zog der Linksaußen bislang schon an, das sind im Schnitt knapp 42 Sprints pro Spiel. Klar, dass bei dieser Leistungsexplosion auch die Nationalmannschaft in naher Zukunft ein Thema werden könnte. Dabei hätte Jakobs die Wahl zwischen der DFB-Elf und der senegalesischen Auswahl.
Ismail Jakobs hat ein Senegal-Tattoo auf dem Oberarm Jakobs’ Vater stammt aus dem Senegal. Beim Verband und Nationaltrainer Aliou Cissé (43) soll er weit oben auf der Wunschliste stehen. Es wäre womöglich der schnellere Weg in die A-Elf. Jakobs’ Verbundenheit zum Senegal geht sogar unter die Haut. Auf seinem linken Oberarm zu sehen: eine Karte mit den Umrissen Afrikas und der Flagge Senegals, darunter eine brüllender Löwe – übrigens das Wappentier des senegalesischen Fußballverbands.
Ismail Jakobs würde gerne für die DFB-Elf spielen Dennoch hat Jakobs, der nie für die Nachwuchsteams des DFB im Einsatz war, den klaren Wunsch künftig den Adler auf der Brust zu tragen. „Deutschland hat Priorität“, sagte Jakobs gegenüber dem „Kicker“. U21-Bundestrainer Stefan Kuntz soll sogar bereits Kontakt zum Flügelflitzer aufgenommen haben. Jakobs passt perfekt ins Beuteschema und der DFB könnte ihm die Entscheidung zugunsten Deutschlands mit einer Teilnahme an den ins Jahr 2021 verschobenen Olympischen Spielen in Tokio schmackhaft machen.
Zwangspause für den 1. FC Köln: Ungewissheit überall Der Spielbetrieb ruht, die Frage nach der Wiederaufnahme wird jedoch lauter – wie ist derzeit die Situation beim 1. FC Köln, sportlich und finanziell?
Mittlerweile ist es schon mehr als einen Monat her, dass der 1. FC Köln das letzte Mal in einem Bundesligaspiel antrat. Nach einigen Wochen Training im Home Office sind die Profis immerhin wieder auf den Rasen zurückgekehrt, wo sie wieder gegen den Ball treten dürfen. An richtiges Mannschaftstraining, das auf einen Wettkampf vorbereitet, ist aktuell nicht zu denken – die Rückkehr in die Normalität, die Wiederaufnahme der Bundesliga-Saison, ist noch nicht terminiert.
Deswegen befindet sich das Team von Markus Gisdol derzeit in einer Phase der Ungewissheit, doch das trifft eigentlich auf den gesamten Verein zu. Das Bundesliga-Team der Frauen befindet sich ebenso in einer Zwangspause wie die Jugendmannschaften, niemand weiß, wann und wie genau es weitergeht. Immerhin nutzte der 1. FC Köln die letzten Wochen und Tage, um einen Modus zu finden, mit den Herausforderungen der Krise umzugehen. Was gleich zu Beginn des Lockdowns diskutiert wurde, ist Stand heute Realität geworden, auch beim FC.
Für drei Monate: Gehaltsverzicht beim 1. FC Köln Spieler und Abteilungsleiter verzichten auf Gehalt, um Geld verfügbar zu machen, das anderweitig gebraucht wird. In den letzten drei Monaten der regulären Saison, also in April, Mai und Juni, spart der 1. FC Köln dadurch offenbar zwei Millionen Euro. Ein Teil der Mitarbeiter:innen wurde bereits Anfang April in Kurzarbeit geschickt. Durch die Reduzierung an Gehaltskosten kann der Verein also auf die Einnahmeausfälle reagieren, um seine Payroll zu entlasten – der wichtigste, weil auch öffentlichkeitswirksame Hebel wurde betätigt.
Wie schwer sich manche Vereine in anderen Ländern dabei tun, kann man insbesondere in der Premier League beobachten. Dass Millionäre nun auf Gehalt verzichten, ist trotz aller Diskussion kein humanitärer Akt, sondern eine zwangsläufige Notwendigkeit – es ist okay, dass die Profis das tun, aber sie dürfen nun auch keine Bundesverdienstorden dafür erwarten.
Keine Existenznot, aber große Herausforderung Auch anderweitig tut sich etwas: Am Geißbockheim werden Lösungen gesucht, um Dauer- und Tageskarteninhaber:innen ihr Geld zurückzuerstatten oder spenden zu lassen. Und: Bei einer virtuellen Mitgliederversammlung unter der Woche berichteten Vorstand und Geschäftsführung von den Unternehmungen des Vereins, die Krise zu bewältigen. Dabei versuchten sie, die Botschaft zu vermitteln, dass der FC nicht von der Insolvenz bedroht sei – zumindest nicht in diesem Jahr. Bis Ende Juni ist der 1. FC Köln laut Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle zahlungsfähig und „weit weg von einer bilanziellen Überschuldung“. Kritisch könnte es im Sommer 2021 werden, würde die aktuelle Bundesliga-Saison abgebrochen.
Das Wichtigste für den Verein sei in dieser Phase „Cash“, wie Vizepräsident Eckhard Sauren betonte. „Der 1. FC Köln ist aktuell nicht in Existenznöten. Dennoch ist die Krise eine große Herausforderung“, ergänzte der Fondsmanager. Das hätte man allerdings auch vorher schon ahnen können. Fest steht also: Am Geißbockheim geht es vorerst irgendwie weiter. Wie groß die finanziellen Auswirkungen der Coronakrise sein werden, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohnehin noch nicht abschätzen.
Abschätzen konnte man aber zumindest zwischenzeitlich, wann die Bundesliga wieder ihren Betrieb aufnehmen würde. Geplant war, dass die DFL einen Termin Anfang oder Mitte Mai anvisiert. Nach den politischen Beschlüssen in dieser Woche, bei denen die Fußballindustrie vorerst keine Rolle spielte, ist mehr denn je ungewiss, ob dieser Termin zu halten ist.
„Die Wiederaufnahme des Fußballs ist aktuell nicht vertretbar“ Wenig Anklang fanden die Gedankenspiele um eine Fortsetzung der Bundesliga in den kommenden Wochen ohne Zuschauer beim Interessenbündnis „Fanszenen Deutschland“, zu denen auch die des 1. FC Köln zählt. Unter dem Titel „Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!“ veröffentlichten die Gruppen eine ausführliche Stellungnahme, die eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs unter den derzeitigen Bedingungen ablehnt und hart mit den Verantwortlichen ins Gericht geht.
„Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Text: „Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne“, machen die „Fanszenen Deutschlands“ deutlich.
Kein Mannschaftstraining, keine Transferaktivitäten So trainiert der FC derzeit ohne Zustimmung der Fanszenen für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs und ohne grünes Licht seitens der Politik für die Fortsetzung der Bundesliga auf ein unbestimmtes Datum hin, den Tag X des nächsten Pflichtspiels. Die Spieler sind wie bereits erwähnt auf den Platz zurückgekehrt, richtiges Mannschaftstraining ist allerdings noch nicht möglich. „Wir müssen sehen, was machbar ist in Zeiten, in denen nicht trainiert werden darf, was eigentlich trainiert werden muss“, brachte Trainer Markus Gisdol das Dilemma unter der Woche auf den Punkt.
Zweikämpfe sind tabu, weswegen Gisdol und seine Trainerkollegen derzeit sehr kreativ werden müssen, was die Trainingsgestaltung angeht. Wenn dann von Politik und DFL ein klarer Zeitplan vorgelegt werden sollte, würde es weitere „10 bis 14 Tage“ dauern, so Gisdol, bis seine Mannschaft wieder wettkampfbereit wäre. Das isolierte Technik- und Bewegungstraining mit Ball liefert aus trainingswissenschaftlicher Sicht nämlich nur die Grundlage für Trainingsinhalte, bei denen mit Körperkontakt gespielt werden darf.
Genug Arbeit dürfte es aber gerade für Horst Heldt dennoch geben: Stand heute kehren zum 1. Juli neun Spieler von ihren Leihstationen nach Köln zurück – es handelt sich um Frederik Sörensen, Lasse Sobiech, Yann-Aurel Bisseck, Jannes Horn, Jan-Christoph Bartels, Salih Özcan, Vincent Koziello, Louis Schaub und Tomas Ostrak.
Wer bleibt? Wer geht? Wer kommt? Der 1. FC Köln im Limbo Aber auch hier ist der Plan noch nicht klar: Kann die Saison bis zum 30. Juni beendet werden? Laufen Verträge eventuell länger? Welcher Spieler würde überhaupt noch Köln zurückkehren, für wen ist kein Kaderplatz mehr vorgesehen? Ähnliche Fragen stellen sich auch in die andere Richtung, weil der FC im Winter mit drei Leihgeschäften sein Team verstärkte: Elvis Rexhbecaj bleibt ohnehin bis 2021, der Verbleib Mark Uth und Toni Leistner ist jedoch an finanzielle Bedingungen geknüpft, die die abgebenden Vereine bestimmen. Und auch dort weiß niemand, wie es weitergeht.
Eine angespannte, aber nicht dramatische finanzielle Situation, eine Mannschaft im Wartestand und unterbrochene Transferaktivitäten: Aktuell befindet sich der 1. FC Köln im Limbo. Natürlich ist Fußball derzeit (und auch sonst?) nicht das Wichtigste auf der Welt, aber bis vor ein paar Wochen hat der FC eine sehr prominente Rolle in unserem Leben eingenommen. Auch wenn derzeit vieles ungewiss ist, darf man sich auch hier die Frage stellen, wie es weitergeht.
Meinung zu Geisterspielen geändert: FC-Vizekapitän Höger: „Es geht um die Existenz“ Schon seit Wochen steht der Fußball still, sein Ex-Verein, Schalke 04, kämpft bereits um die Existenz. Deswegen sieht FC-Profi Marco Höger in Geisterspielen „die einzige Chance für Profivereine“. Andernfalls könne es für viele Vereine eng werden.
„Es geht mittlerweile um die Existenz vieler Vereine. Und wir Spieler wären dankbar über jede Form des Wettbewerbs. Ich mache drei Kreuze, wenn die Bundesliga wieder losgeht“, sagte der Vize-Kapitän des Fußball-Bundesligisten dem „Kölner Stadtanzeiger“.
Marco Höger: Einstellung zu Geisterspielen geändert Seine Einstellung zu Spielen ohne Zuschauer habe sich in der Corona-Krise deutlich geändert: „Mit Schalke hatte ich mal ein Geisterspiel in Thessaloniki, ganz ehrlich, das war eine Katastrophe. Und natürlich war auch das Derby zuletzt mit dem FC vor leeren Rängen in Gladbach alles andere als schön. Aber mit dem Hintergrundwissen von heute, da nehmen wir alle Geisterspiele dankend an.“
Nach seiner Meinung könnten solche Spiele zur Stimmungsaufhellung in der Corona-Krise beitragen. „Ich weiß auch, dass sich die Welt derzeit natürlich nicht nur um den Fußball dreht und drehen darf, aber dennoch denke ich, dass Fußball in der schweren Zeit jetzt auch etwas Verbindendes hat. Der Fußball kann Teile der Gesellschaft zusammenschweißen – selbst mit Geisterspielen“, kommentierte Höger.
Marco Höger hofft auf Signal der Politik Der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler hofft auf ein baldiges Signal der Politik. „Das Wichtigste im Moment ist die Gesundheit der Menschen. Genauso wie die Friseure gerne wieder öffnen würden, würden wir gerne wieder spielen. Deshalb wäre es natürlich schön, wenn wir ein konkretes Datum in Aussicht hätten, an dem es wieder losgeht.“
„Wir bereiten uns auf eine turnierähnliche Situation vor“ Seit zwei Wochen trainiert der 1. FC Köln wieder in Kleingruppen auf dem Platz. Nach wie vor müssen die Spieler dabei auf Zweikämpfe und Spielformen mit Gegner verzichten. Für das Trainerteam ist die neue Situation eine Herausforderung, zumal sich die Mannschaft auf eine vorher in der Bundesliga noch nie dagewesene Wettkampfform vorbereiten muss.
Die Dinge, die ein Fußballspiel ausmachen, kann der 1. FC Köln gerade nicht trainieren. Zweikämpfe, dem Gegner den Ball abjagen, Lücken finden und sich in diese reinbewegen. Alles, was körperbetont ist, dürfen die Profis angesichts der nach wie vor vorherrschenden Corona-Pandemie in ihrem Training nicht absolvieren. Somit gilt es für das Trainerteam um Markus Gisdol in diesen Zeiten, kreativ zu werden. „Die Basics, die man speziell im Jugendbereich trainiert, haben wir jetzt zu genüge trainiert“, erklärte der Trainer am Freitagmittag in einer Videokonferenz mit den Kölner Medienvertretern.
"Wir wollen unseren Spielern mehr anbieten" Neben technischen Elementen versucht die Mannschaft aktuell ein Athletiktraining zu simulieren, welches den Belastungen eines Spiels nahe kommen. „Das bedeutet Abbremsbewegung oder auch mal ein Sprung gegen ein vermeintliches Hindernis. Aber das ist immer nur simuliert und bildet nie exakt die Belastung eines Spiels oder Kontakt ab“, weiß der Trainer. 6,3 Kilometer mussten die Kleingruppen am Freitag in verschiedenen Formen von Dribblings, Sprints oder Richtungswechseln abreißen. „In diesen Dingen sind wir gerade unglaublich gefragt“, erklärte Gisdol und machte deutlich, wie herausfordernd der aktuelle Alltag der Trainer sei: „Wir haben zahlreiche Sitzungen und versuchen kreative Ideen einzubringen, die vorher nicht so gefordert waren. Wir wollen unseren Spielern mehr anbieten, als nur einen Standard. “
Wie lange die Kölner noch auf Zweikämpfe und ein geregeltes Mannschaftstraining verzichten müssen, ist nach wie vor ungewiss. Gisdol geht allerdings davon aus, dass den Teams nicht viel Zeit bleiben wird, ehe der Ligabetrieb wieder aufgenommen wird. „Wenn das Go kommt, wird es denke ich schnell gehen. Ich glaube, dass wir zehn bis 14 Tage Mannschaftstraining haben werden, bevor es wieder los geht. Aber das betrifft ja dann alle Vereine.“ Damit die Mannschaft schnellstmöglich wieder ihr altes Niveau erreichen kann, versuchen die Trainer gerade, die Spieler athletisch bestmöglich auf eine Rückkehr ins Teamtraining vorzubereiten. Trotzdem glaubt Gisdol, dass es mindestens zwei bis drei Tage benötigt, „bis du die Spieler an die Belastungen von Zweikampfverhalten gewöhnst.“
Neue Wettkampfform wartet auf die Teams Doch nicht nur die außergewöhnlichen Trainingsformen machen die Vorbereitung aktuell zu herausfordernd. Während in einer gewöhnlichen Sommerpause auf eine Wettkampfperiode von mindestens 17 Spielen hingearbeitet wird, dürfte vom Zeitpunkt der Wiederaufnahme bis zum Saisonende eine Partie auf die nächste folgen. „Wir bereiten uns dann auf eine Situation vor, die fast turnierähnlich ist“, erklärte Gisdol. „Das bedeutet nachher im Normalfall neun Spiele in sechs Wochen. Daran müssen wir uns ein Stück weit rantasten.“
Doch nicht nur der Zeitpunkt, wann es wieder mit Bundesligaspielen losgehen ist, ist nach wie vor ungewiss. Auch hat die DFL noch keine Entscheidung darüber gefällt, in welcher Reihenfolge die Spiele ausgetragen werden. Bei einer Wiederaufnahme am 9. Mai stünde bei einem normalen Saisonverlauf eigentlich das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt für die Kölner auf dem Spielplan. Doch wahrscheinlich ist auch, dass die Liga mit dem zuerst ausgefallenen Spieltag ihren Betrieb wieder aufnimmt. In diesem Fall würden die Geißböcke mit zwei Heimspielen gegen Mainz 05 und Fortuna Düsseldorf starten. „Sobald ich weiß, wer der nächste Gegner sein wird, gibt es nichts anderes als sich auf diesen vorzubereiten“, sagte der Trainer, wohlwissend, dass dieses Vorhaben aufgrund der langen Pause durchaus schwierig wird. „Das wird keine Vorbereitung wie in der normalen Saison sein. Bei jeder Mannschaft wird diese Pause etwas ausgelöst haben.“ Trotzdem will der FC versuchen, sich anhand der letzten Partien des kommenden Gegners auf diesen vorzubereiten. „Es ist ein bisschen wie das erste Spiel nach einer Sommerpause, weil du nicht weißt, was dich von der anderen Mannschaft her erwartet.“ Darum will sich die Mannschaft auch vornehmlich auf seine eigenen Stärken konzentrieren, die sie vor der Unterbrechung eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. „Wir werden unserem Team zeigen, wie unser Ist-Zustand war und was wir schon geleistet haben.“ Danach bleibt für Markus Gisdol und seine Spieler nur noch zu hoffen, dass sie diesen Zustand schnellstmöglich wieder erreichen und an die Erfolge von vor der Pause anknüpfen können.
Gisdol über Geisterspiele: „Man coacht sich gegenseitig mehr aus“ Die Bundesliga kann in dieser Saison nur noch mit Geisterspielen fortgesetzt und zu Ende gespielt werden. Markus Gisdol ist dabei neben Marco Rose der einzige Trainer, der Spiele ohne Zuschauer in dieser Saison bereits erlebt hat. Dabei bringen laut Gisdol leere Stadien noch einmal eine ganz neue Herausforderung mit sich.
Ob sich der Fußball angesichts der verbotenen Großveranstaltungen bis zum 31. August durch die Corona-Pandemie eine Sonderstellung erlauben darf oder nicht, wird aktuell viel diskutiert. Während die Vereine durch ein Ausbleiben der Fernsehgelder um ihr Überleben kämpfen würden, hat sich die aktive Fanszene in Deutschland gegen Geisterspiele ausgesprochen. Am 23. April will die DFL mit den Vereinen schließlich über das weitere Vorgehen beraten.
"Erfahrungen sind immer gut" Für die Trainer in der Bundesliga macht die Ungewissheit das Arbeiten schwierig, wie auch Markus Gisdol am Freitag bestätigte. Trotzdem ist man sich beim FC seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. „Natürlich ist es kritisch zu hinterfragen, ob wir wieder spielen können. Aber es wäre auch ein Schritt zurück in die Realität. Wir dürfen aber nichts machen, was der Gesellschaft schaden würde“, erklärte der Trainer.
Dabei gehört Markus Gisdol gemeinsam mit Gladbachs Marco Rose zu den beiden einzigen Trainern in der Bundesliga, die in dieser Saison bereits ein Geisterspiel absolviert haben. Für alle anderen Mannschaften wird das erste Spiel unter Ausschluss von Zuschauern eine neue Herausforderung werden. „Ich glaube, dass es aus diesem Spiel bereits Erfahrungen gibt, alleine was das Geräuschverhalten und das Coaching angeht. Erfahrungen sind immer gut“, sagte Gisdol hinsichtlich des Geisterderbys zwischen der Borussia und Köln.
Detailcoaching über den ganzen Platz verlockend – aber gefährlich Insbesondere das Coaching während eines Spiels verändert dabei die Arbeit der Trainer, wenn die Geräuschkulisse von vielen Tausend Zuschauern fehlt. „Bei mir war es der erste Reflex rüberzuschauen, wenn der Kollege mal einen Spieler gerufen und ihm was gesagt hat“, erinnerte sich Gisdol am Freitag. „Dabei war mein erster Impuls: Vorsicht, der andere hört auch was du sagst.“ Umso wichtiger sei dabei, die genauen Abläufe und Mechanismen vorher in der Kabine genau zu besprechen. Auch wenn die Verlockung groß sei, einem Spieler an der anderen Seitenlinie Kommandos zu geben, sollten die Detailcoachings nicht über den gesamten Platz gerufen werden. Denn diese kann selbstverständlich nicht nur die eigene Mannschaft verstehen, sondern auch der Gegner. „Es ist natürlich dann alles gläsern. Aber das ist auch spannend, weil man sich gegenseitig mehr auscoacht“, erklärte der FC-Trainer.
Doch nicht nur die Anweisungen an die eigenen Spieler sind in einem fast leeren Stadion deutlich zu hören, auch die üblichen Nickligkeiten zwischen den Trainerbänken sind ohne Zuschauer wesentlich besser zu verstehen. „Man reagiert ein bisschen gereizter, weil man mehr hört. Dann blökst du vielleicht auch mal rüber, wie der gegnerische Trainerstab aber auch“, berichtete Gisdol von den Erfahrungen aus seinem ersten Geisterspiel. Ob dem Trainer diese dann aber im ersten Spiel nach der Pause einen Vorteil gegenüber seinen Trainerkollegen ohne Geisterspiel-Erfahrung verschaffen, wird erst das nächste Spiel zeigen.
FC-Coach Gisdol: „Fußball soll keine Sonderstellung bekommen, aber...“ Der 1. FC Köln schlängelt sich weiter durch die Corona-Krise. Markus Gisdol (50) kann weiterhin nur auf Sparflamme trainieren lassen. Der FC-Trainer versucht seine Jungs unter den widrigen Umständen bei Laune zu halten. In einem Videocall hat Gisdol die ersten beiden Wochen Revue passieren lassen und gleichzeitig voraus geblickt.
Der FC-Trainer über…
...das Corona-Training: „Es ist eine große Herausforderung. Alles was unseren Sport ausmacht, dürfen wir nicht trainieren. Ich will nicht jammern, aber es bedarf schon vielerlei Ideen, um ein Training unter diesen Auflagen zu ermöglichen. Da sind wir als Trainer so extrem gefragt wie noch nie.“
...den nötigen Vorlauf für Geisterspiele: „Wir werden nicht viel Zeit haben. Wenn das Go für Geisterspiele kommt, wird es schnell gehen. Wir versuchen unsere Mannschaft deshalb jetzt athletisch so vorzubereiten, dass sie relativ problemlos in ein normales Mannschaftstraining einsteigen könnte. Ich gehe davon aus, dass wir einen Vorlauf von zehn bis 14 Tagen Mannschaftstraining haben werden.“
...die Lehren aus dem Geisterspiel in Mönchengladbach: „Wir haben einige Erfahrungswerte aus diesem Spiel mitgenommen – zum Beispiel was das Geräusch-Verhalten angeht. Es ist sicherlich kein Nachteil, dass wir schon mal so ein Spiel absolviert haben. Ich denke aber, dass die Geisterspiele für alle sehr schnell zur Normalität werden.“
...das Coaching während eines Geisterspiels: „Ich bin mir bewusst, dass mich mein Trainerkollege bei Anweisungen, oder wenn ich einen Spieler an die Seitenlinie hole, hören kann. Das ist sehr spannend, weil alles sehr gläsern ist, wenn es so still im Stadion ist. Es ist daher wichtig dass man bestimmte Mechanismen schon in der Kabine bespricht und Details – wenn möglich – nicht über den ganzen Platz gerufen werden. Man muss sich einfach bewusst sein, dass der Gegner alles mitbekommt.“
...die aktuelle Fan-Kritik an der Wiederaufnahme der Bundesliga: „Ich bekomme viele Rückmeldungen von der DFL und Alex Wehrle, dass jeder sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgeht. Der Fußball soll keine Sonderstellung bekommen, aber wir sind nun mal die beliebteste Nebensache in Deutschland. Es würde vielen Menschen große Freude bereiten, wenn die Bundesliga wieder starten würde. Man könnte wieder über Dinge sprechen, die nicht nur negativ sind. Fußball nimmt einen schönen Teil in unserem Leben ein. Wir sollten alles kritisch hinterfragen, aber für mich wäre es ein Schritt zurück in die Normalität. Es muss uns dabei nur klar sein, dass wir bei dem Ganzen nichts machen dürfen, was der Gesellschaft schaden würde.“
...das Auftaktprogramm mit zwei Heimspielen: „Es ist Spekulation, dass wir mit zwei Heimspielen beginnen. Wir wissen nicht, wie der endgültige Spielplan aussehen wird. Ich versuche mir darüber keine Gedanken zu machen. Sobald ich weiß, wer der nächste Gegner ist, mache ich nichts anderes als mich auf ihn vorzubereiten.“
...den medizinischen Mehraufwand: „In Sachen Hygienemaßnahmen ist es schon ein erheblicher Unterschied zu dem, was vorher war. Es finden aber keine zusätzlichen Maßnahmen wie (Blut-)Untersuchungen statt, dafür ist auch kein Raum. Wir sollten zusehen, dass es sich noch anfühlt wie Sport und nicht noch steriler wird. Wir sind sehr verantwortungsbewusst, aber da ist jetzt auch eine Grenze erreicht, mehr können wir nicht machen.“
...Corona-Tests beim FC: „Es wird diese Tests irgendwann geben, aber im Moment werden unsere Spieler noch nicht regelmäßig getestet. Da sind wir aber nicht die einzigen.“
…einen möglichen Zeitpunkt für Spiele mit Zuschauern: „Ich halte nichts von Spekulationen. Wir haben in den letzten Wochen so viele verschiedene Szenarien durchgetaktet. Die meisten davon mussten wir wieder verwerfen und neu planen. In der jetzigen Zeit zu weit vorauszuschauen, tut uns allen nicht gut. Das raubt zu viel Energie.“
FC hofft auf Politik: „Das wäre ein wegweisender Schritt“ Bekommt der 1. FC Köln am 18. Juni 2020 das „Go“ für den Ausbau am Geißbockheim? Der Effzeh legt große Hoffnungen in die kommenden Wochen, in denen die Entscheidung über das Großprojekt noch vor der Sommerpause der Politik fallen könnte. Wie wichtig dies wäre, zeigt die aktuelle Situation der Geissböcke.
Der 1. FC Köln kämpft wie viele Unternehmen in der Coronakrise um seine Zukunft. Kein anderes Projekt beim FC steht derart für die nächste Generation des Klubs wie der Ausbau des Geißbockheims, die Erweiterung der Plätze und die Errichtung eines Leistungszentrums. Seit Jahren ringt der Klub mit der Stadt und den Bürgern um eine Einigung. Nun könnte sie erfolgen.
Die über 7000 Stellungnahmen der Bürger sind ausgewertet, Die Beschlussvorlage für die Politik ist in der Mache. Am 30. April sollen der Umwelt- und der Sportausschuss über die Vorlage sprechen, anschließend müssen noch die Bezirksvertretung Lindenthal und der Stadtentwicklungsausschuss ran. Am 18. Juni könnte dann der Rat entscheiden. Es wäre die letzte, aber auch die große Chance für die Politik und den FC im Anschluss an die Sommerpause und vor der Kölner Kommunalwahl am 13. September. Die CDU und die SPD sind für den Ausbau, die Grünen dagegen. Aktuell würde das eine Mehrheit für das FC-Projekt bedeuten, sofern die Politiker tatsächlich zur Wahl schreiten sollten. Zwar haben sich Ausbaugegner klar positioniert und Klagen angekündigt, doch ein Ratsentscheid wäre für den FC Gold wert.
Zukunftsprojekt: Ausbau soll Talente halten und fördern Vor allem in einer Zeit, in der die Geissböcke durch die Coronakrise hart getroffen werden. Der FC muss seine Zukunft auf ein neues Fundament stellen, muss in den kommenden Jahren finanziell wohl kleinere Brötchen backen und Transferausgaben zurückschrauben. Ein neues Zuhause für die Profis und Jugendmannschaften in Form eines modernen Leistungszentrums neben dem Franz-Kremer-Stadion wäre daher ein wichtiges Signal und ein Argument, um die besten Talente im Klub zu behalten und andere Talente anzuwerben. Je mehr Eigengewächse es zu den Profis schaffen könnten, desto weniger müsste Köln für Transfers ausgeben, desto mehr Werte könnte er mit eigenen Talenten schaffen.
„Es ist essentiell für den FC und für die Jugend. Es wäre für uns von großer Bedeutung, wenn wir vor der Sommerpause Klarheit hätten“, sagte Vizepräsident Eckhard Sauren am Donnerstag in einem Video-Talk der FC-Bosse mit Fans. „Das wäre für uns ein wegweisender Schritt.“ Auch Geschäftsführer Alexander Wehrle betonte den Stellenwert des Leuchtturm-Projekts, mit dem der FC am Geißbockheim eine neue Zeitrechnung einläuten könnte. „Der Ausbau des Geißbockheims ist ein elementarer Bestandteil unserer Strategie, weil wir in der jetzigen Form nicht mehr konkurrenzfähig sind“, bestätigte Wehrle.
Zur Not Abstriche auf dem Transfermarkt Zwar wird die Coronavirus-Krise den FC viele Millionen Euro kosten, die Finanzierung des Ausbaus der FC-Heimat im Grüngürtel soll davon aber nicht betroffen sein. Sauren versicherte: „Die Finanzierung des Ausbaus haben wir nie in Frage gestellt und ist in all unseren Planungen erhalten.“ Wehrle erklärte: „Wir sind wegen der Finanzierung in Gesprächen. Natürlich haben wir jetzt eine andere Ausgangssituation. Wir müssen unsere Transfertätigkeiten und den Ausbau in Einklang bringen.“ Doch dass der FC alle Hebel in Bewegung setzen und im Zweifel auf dem Transfermarkt Abstriche machen würde, um das Projekt umzusetzen, machte Sauren deutlich: „In diesem Winter hat Horst Heldt mit geringem Kapitaleinsatz auch die Qualität im Kader enorm erhöht.“ Die Botschaft: Der 1. FC Köln ist bereit für eine moderne Trainingsanlage alles andere hintanzustellen.
Auch den Ausbau des RheinEnergieStadions. Das machte Präsident Werner Wolf klar. „In der Krise haben viele andere Themen Vorrang“, sagte Wolf. „Wir haben eine Machbarkeitsstudie zu einem möglichen Ausbau vorliegen, haben die Pläne aber erst einmal auf Eis gelegt.“ Nichts geht – neben der wirtschaftlichen Stabilisierung des Klubs – über den Geißbockheim-Ausbau.
„Bin kein Langstreckenläufer“ - FC-Juwel Bornauw vermisst eine Sache besonders Er geht normalweise keinem Zweikampf aus dem Weg. Abwehr-Kante Sebastiaan Bornauw (21) liebt die direkten Mann-gegen-Mann-Duelle auf dem Platz. Aktuell muss sich der FC-Shootingstar aber bremsen, Kontakt beim Training ist absolut tabu. „Ohne Zweikämpfe und Körperkontakt Fußball zu spielen ist ein bisschen seltsam“, sagt Bornauw auf der FC-Homepage.
Sebastiaan Bornauw würde gerne wieder grätschen Der belgische U21-Nationalspieler vermisst es, mal wieder einen umzugrätschen. „Ich bin ja bewusst Fußballer geworden und nicht Langstreckenläufer. Es ist schon sehr anders alles im Moment und mir fehlen der Kontakt und die Spiele, selbst die im Training, ob Fünf gegen Fünf oder Elf gegen Elf“, erzählt der 1,91 Meter Hüne.
Der einzige Vorteil der Corona-Krise: Bornauw ist nach kleineren Wehwehchen vor der Zwangspause endlich wieder bei 100 Prozent. „Ich hatte Zeit, in Ruhe fit zu werden und meine Kondition wieder ganz aufzubauen. Ich bin wieder komplett fit“, erzählt der Belgier. Er hofft, dass er seine Fitness auch bald schon wieder auf dem Platz unter Wettkampfbedingungen demonstrieren kann. „Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich wieder spielen können. Wir müssen auf diesen Moment vorbereitet sein“, sagt der frischgebackene Hunde-Papa.
Sebaastiaan Bornauw ist stolzer Hunde-Papa Seb und seine Freundin Ines haben sich nämlich einen neuen Mitbewohner zugelegt. „Er heißt James und ist vier Monate alt. Meine Freundin und ich haben uns schon lange einen Hund gewünscht und ihn dann paar Tage vor den Corona-bedingten Einschnitten bekommen. Er ist ein Toy Pudel“, sagt Bornauw stolz: „Er kann schon Sitz, Platz und Pfötchen geben. Aber manchmal springt er noch aufs Sofa, um Aufmerksamkeit zu bekommen und er macht auch noch hin und wieder in die Wohnung. Daran arbeiten wir noch.“
FC kassiert Derby-Klatsche: Gladbach-Kicker lässt Katterbach keine Chance Gegen Borussia Mönchengladbach gibt es für den 1. FC Köln in dieser Saison einfach nichts zu holen: Nach den beiden Niederlagen in der Bundesliga (0:1 und 1:2) kassierte der FC auch an der Playstation eine Pleite gegen die Fohlen.
Linksverteidiger-Juwel Noah Katterbach (19) und E-Sport-Profi Tim „The StrxngeR“ Katnawatos (21) unterlagen Gladbach am 4. Spieltag der „Bundesliga Home Challenge“, dem offiziellen „FIFA 20“-Turnier der DFL, deutlich mit 0:4.
Noah Katterbach unterliegt Louis Hiepen Katnawatos trennte sich am Samstagabend zunächst torlos von Richard „Der_Gaucho10“ Hormes. Für Katterbach stand anschließend ein ungleiches Duell an. Sein Gegner, Gladbachs U23-Spieler Louis Hiepen (19), beherrscht den Konsolen-Fußball nämlich annähernd auf Profi-Niveau. Vergangene Woche hatte er bereits Frankfurts Nils Stendera (19) mit 6:2 abgeschossen.
Lob trotz Pleite für Noah Katterbach Katterbach war vor der Partie also gewarnt. Und seine 0:4-Niederlage gegen Hiepen kam nicht wirklich überraschend. Von Kölns E-Sport-Profi Timo „Praii“ Gruneisen (28), der gemeinsam mit Radio-Köln-Reporter Guido Ostrowski kommentierte, gab es immerhin ein Lob: „Noah hat besser gespielt als gestern.“ Denn Freitagabend hatte Katterbach im Halbfinale des FC-Charity-Cups deutlich 1:5 und 3:4 gegen den späteren Titelträger Rafael Czichos (29) verloren.
Noah Katterbach „möchte nie wieder FIFA spielen“ Kölns Linksverteidiger hatte im Anschluss schon gesagt: „Eigentlich möchte ich nie wieder FIFA spielen.“ Am Samstag musste er allerdings noch mal ran...
Nun ist aber voraussichtlich Schluss mit der „Bundesliga Home Challenge“ – bislang ist kein 5. Spieltag angekündigt. Die ersten beiden Runden hatte Czichos für den FC absolviert und dabei unter anderem Greuther Fürths Timothy Tillman (21) besiegt. Katterbach verlor gegen Bochums Ulrich Bapoh 2:4 – und nun gegen Hiepen.
BVB-Star Achraf Hakimi geht unter Er war am Samstag allerdings nicht der einzige Bundesliga-Profi, der eine Derby-Pleite einstecken musste: Dortmund-Star Achraf Hakimi (21) unterlag Schalkes Nassim Boujellab (20) sogar mit 0:8.
Da ging der Spieltag für Katterbach doch vergleichsweise glimpflich aus...
Neue Chance nach Corona-Pause? Diese FC-Reservisten müssen den Reset-Knopf drücken Vor der Liga-Zwangspause lief es beim FC mit acht Siegen aus elf Spielen rund. Einigen Köln-Profis blieb während der Erfolgsserie unter Markus Gisdol (50) aber nur eine Zuschauerrolle. EXPRESS erklärt, für welche Spieler die Corona-Unterbrechung eine Chance zum Neustart ist!
Im Mai soll der Ball in den Bundesliga-Stadien wieder rollen – zwei Monate nach dem bislang letzten Spieltag. „Es ist ein wenig vergleichbar mit dem Auftakt nach der Sommerpause“, sagt FC-Trainer Gisdol. „Bei jeder Mannschaft wird die Pause etwas ausgelöst haben. Manche werden Defizite beseitigt haben, andere werden plötzlich womöglich Defizite in neuen Bereichen haben.“ Heißt: Viele Karten werden neu gemischt! Und einige FC-Profis können den Reset-Knopf gut gebrauchen.
Birger Verstraete (26) Zu Saisonbeginn war er Stammspieler, zuletzt aber Dauer-Reservist. Verstraete kam im Sommer für rund vier Millionen Euro von KAA Gent als neuer Mittelfeld-General. Nach seiner Knie-OP und Augenproblemen konnte er nicht an seinen vielversprechenden FC-Start anknüpfen. In der Rückrunde stand er noch kein einziges Mal im Kader! Der Belgier (Vertrag bis 2023) will sich aber beim FC durchbeißen und denkt nicht an eine Köln-Flucht. Gegenüber „Het Laatste Nieuws“ sagte Verstraete nun: „Trotz der wenigen Einsatzmöglichkeiten habe ich nicht vor aufzugeben. In meiner Karriere sah die Situation oft viel schlimmer aus als jetzt.“
Simon Terodde (32) Während der Hinrunde war Terodde (drei Tore) zwischenzeitlich gesetzt, trat in der Kabine als Wortführer auf. Mittlerweile ist der Zweitliga-Torschützenkönig nur noch Stürmer Nummer drei, bekam an den vergangenen acht Spieltagen lediglich 33 Minuten Einsatzzeit. An Top-Torjäger Jhon Cordoba (26) ist derzeit kein Vorbeikommen, Terodde muss zunächst mal Anthony Modeste (32) als Joker ablösen. Der Franzose stand unter Gisdol nur dreimal nicht auf dem Platz.
Kingsley Schindler (26) Schindler gehört zu den größten Verlierern der Gisdol-Zeit. Nur beim Trainer-Debüt in Leipzig (1:4) durfte der Rechtsaußen ran. Seitdem pendelt er zwischen Bank und Tribüne. Unter Ex-Coach Achim Beierlorzer (52) war Schindler (neunmal Startelf) noch gesetzt. Bitter: Der Ex-Kieler hat von allen Spielern des aktuellen FC-Kaders den schlechtesten Punkteschnitt (0,64) dieser Bundesliga-Saison.
Marcel Risse (30) Der Publikumsliebling kam die ganze Saison über nur sporadisch zum Einsatz – auch aufgrund mehrerer kleiner Verletzungen. Bei seinen sechs Joker-Auftritten konnte Risse allerdings immerhin zwei Tore auflegen. Zum Kölner Erfolg trägt er laut Gisdol – ähnlich wie Vize-Kapitän Marco Höger (30) – enorm bei. Der FC-Coach erklärte zuletzt: „Es gibt Spieler, die in der Wahrnehmung untergehen. Was Marco und Marcel im Training leisten und wie sie in der Kabine auftreten, ist unheimlich wichtig für uns.“
Jorge Meré (23) Vorm Saisonstart galt der umworbene U21-Europameister als gesetzt – als einer von nur wenigen FC-Profis. Doch von Spieltag zu Spieltag rutschte Meré in der Innenverteidiger-Hierarchie weiter nach hinten. Vor der Corona-Pause stand er dann erstmals unter Gisdol in der Startelf, da mit Sebastiaan Bornauw (21) und Rafael Czichos (29) das Stamm-Duo ausfiel. Und Meré präsentierte sich weit von seiner Bestform entfernt. Sportchef Horst Heldt (50) wird genau hinschauen, wie er im Saison-Endspurt auftritt. Der FC Valencia soll Interesse zeigen.
Markus Gisdol: Zehn bis 14 Tage Mannschaftstraining Sobald der FC zum normalen Mannschaftstraining zurückkehrt, wird der Kampf um die Stammplätze neu entfacht! Viel Zeit bleibt den bisherigen Reservisten wohl nicht, um sich für die Startelf zu empfehlen. „Wenn die Erlaubnis kommt, wird es schnell gehen“, sagt Coach Gisdol, der mit zehn bis 14 Tagen Vorbereitung auf das erste Liga-Spiel rechnet.
„Habe nicht vor aufzugeben“ - Keine FC-Flucht! Köln-Reservist will sich durchbeißen Sein erstes Jahr beim 1. FC Köln hatte sich Birger Verstraete (26) gewiss anders vorgestellt: Der Belgier hat sich vom Stammspieler zum Dauer-Reservisten entwickelt. In der Rückrunde stand Verstraete (Vertrag bis 2023) noch kein einziges Mal im Bundesliga-Kader. Dennoch denkt er nicht daran, den FC nach nur einer Saison bereits wieder zu verlassen.
Birger Verstraete: „Sah schon schlimmer aus als jetzt“ Gegenüber „Het Laatste Nieuws“ sagte Verstraete nun: „Trotz der wenigen Einsatzmöglichkeiten im Moment habe ich nicht vor aufzugeben. In meiner Karriere sah die Situation oft viel schlimmer aus als jetzt.“ Seinen bislang letzten Bundesliga-Einsatz hatte er zum Hinrunden-Abschluss gegen Werder Bremen. Bei Kölns 1:0-Sieg im Dezember stand der zentrale Mittelfeldmann 63 Minuten auf dem Platz. Zur Startelf gehörte er zuletzt vor mehr als vier Monaten, beim 0:2 an der Alten Försterei gegen Union Berlin.
Knie-OP kostete Birger Verstraete den Stammplatz Dabei hatte es zu Saisonbeginn noch viel besser für Verstraete ausgesehen. Nachdem Sportchef Armin Veh (59) den einmaligen Nationalspieler für rund vier Millionen Euro von KAA Gent als neuen Mittelfeld-General verpflichtet hatte, war er unter Trainer Achim Beierlorzer (52) zunächst gesetzt. Verstraete stand an den ersten vier Spieltagen jeweils in der Startelf und zählte durchaus zu den besten Kölnern. Dann kostete ihn eine Knie-OP den Stammplatz! Verstraete musste wegen eines Ganglions, einer Art Zyste im Gelenk, unters Messer. Er brauchte knapp zwei Monate für sein Comeback, stand aber auch nach dem Trainerwechsel noch zweimal in der Startelf. Zuletzt spielte er unter Markus Gisdol (50) dann gar keine Rolle mehr.
Birger Verstraete: „Bin seit Monaten fit“ Als möglicher Grund für seine Reservisten-Rolle galten lange Zeit Probleme mit den Augen. Doch Ende Februar erklärte Verstraete gegenüber EXPRESS: „Ich bin seit Monaten fit. Dass ich nicht im Kader stehe, hat weder etwas mit meinen Augen noch mit meinem Knie zu tun.“
Birger Verstraete: Wechsel zum 1. FC Köln „sehr schöner Schritt“ Er konnte Gisdol offenbar einfach nicht mehr von sich überzeugen – trotz seines unbestrittenen Potenzials, seiner feinen Ballbehandlung und seines starken Passspiels. Der FC-Trainer fand mit Kapitän Jonas Hector (29) und Dauerläufer Ellyes Skhiri (24) ein anderes Stamm-Duo, das großen Anteil am Kölner Aufschwung hatte. Dahinter schart zudem Winter-Neuzugang Elvis Rexhbecaj (22) mit den Hufen.
Wenn es nach der Corona-Pause in der Bundesliga weitergeht, will Verstraete neu angreifen und dieses Trio fordern. Den Wechsel nach Deutschland bezeichnet er noch immer als „sehr schönen Schritt“. Der Belgier will sich am Geißbockheim durchbeißen!
Sörensen über die Corona-Krise und eine Rückkehr nach Köln Horst Heldt würde den zur Zeit nach Bern verliehen Frederik Sörensen im Sommer gerne zurück zum 1. FC Köln holen. Auch dem Innenverteidiger sind die lobenden Worte des FC-Geschäftsführers nicht verborgen geblieben. In der Schweiz sprach Sörensen nun über seine mögliche Zukunft und die Auswirkungen der Corona-Krise im Nachbarland.
Frederik Sörensen gehört zu jenen zehn Spielern, die vom 1. FC Köln derzeit an einen anderen Verein ausgeliehen sind. Bei den Kölnern aufs Abstellgleis geraten, wechselte der Däne im vergangenen Sommer zu den Young Boys Bern in der Schweiz und blühte dort wieder auf. Wie es mit dem 28-jährigen jedoch nach der Saison weitergeht, ist angesichts der Corona-Krise ungewisser denn je.
"Das bestätigt mir, dass ich einiges richtig mache" Klar ist jedoch, dass FC-Geschäftsführer Horst Heldt Sörensen gerne wieder in Köln sehen würde. Im Winter machte der 50-jährige keinen Hehl daraus, viel von dem großgewachsenen Innenverteidiger zu halten und ihn lieber schon heute als morgen zurück am Geißbockheim zu sehen. Auch dem Spieler sind die lobenden Worte des Geschäftsführers in der Schweizer Hauptstadt nicht verborgen geblieben. „Es ist schön, solche Worte zu hören. Das bestätigt mir, dass ich einiges richtig mache“, sagte Sörensen kürzlich in einem Interview auf der vereinseigenen Homepage der Young Boys. Ob Sörensen jedoch, nachdem er von Armin Veh im vergangenen Sommer weggeschickt wurde, noch einmal Lust hat, in die Domstadt zurückzukehren, verriet der Däne nicht. „Ich habe in Köln noch einen Vertrag bis 2021“, sagte der Abwehrspieler diplomatisch und fügt angesichts seiner Zukunft im Sommer an: „Das ist noch offen.“ Auch ein Verbleib in Bern ist nicht ausgeschlossen, wenngleich die Vereine in der Schweiz genau wie in Deutschland derzeit alle Transferplanungen auf Eis legen müssen. „Ich bin mit Sportchef Christoph Spycher in einem regelmäßigen Austausch. Es ist für alle Vereine schwierig, die Zukunft zu planen, weil sie nicht wissen, wann und wie der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, oder wie viel Geld zur Verfügung steht“, erklärte Sörensen, der nach seiner Knie-OP inzwischen wieder fit ist, die aktuelle Situation. Auch in der Schweizer Super League ist der Spiel- und Trainingsbetrieb derzeit bis auf weiteres ausgesetzt, die Spieler halten sich im Homeoffice fit. „Natürlich fehlen die Einheiten mit der Mannschaft, aber im Moment haben fast alle Menschen auf der Welt mit Einschränkungen zu leben. Jetzt verlassen wir so wenig wie möglich das Haus, reduzieren die sozialen Kontakt auf ein Minimum und hoffen, dass die Krise bald überwunden ist“, berichtete der ausgeliehene FC-Spieler über das derzeitige Leben im Nachbarland.
Sörensen bekommt Leid in Italien mit Dabei bekommt Sörensen, der gemeinsam mit seiner Partnerin vor zehn Monaten Eltern von Zwillingen geworden ist, das Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders stark mit. Zwar sind die Schweizer bislang noch vergleichsweise glimpflich von der Corona-Krise betroffen und viele Lockerungen sind für den 27. April geplant. Doch Sörensen spielte viele Jahre lang in der italienischen Serie A und lernte dort auch seine aus Bologna stammende Frau kennen. Dabei ist Italien das Land mit den drittmeisten bestätigten Infektionen und zweimeisten Todesfällen weltweit. „Es ist sehr hart“, sagte Sörensen. „Wir leiden natürlich mit den Menschen und haben täglich Kontakt mit Leuten in Bologna. Sie müssen seit Wochen in ihren eigenen vier Wänden bleiben und dürfen höchsten zum Einkaufen das Haus verlassen. Da sind wir in der Schweiz immer noch privilegiert. Wir dürfen immer noch zum Spazieren oder Joggen nach draußen.“
Sobald sich die Lage der Corona-Krise entspannt hat, hofft Sörensen allerdings, dass die Meisterschaft in der Schweiz zu Ende gespielt werden kann. „Ich möchte mit YB den Titel verteidigen und im Cup so weit wie möglich kommen“, sagte der Innenverteidiger. Aktuell liegen die Berner 13 Spieltage vor dem Saisonende punktgleich mit dem Tabellenführer aus St. Gallen auf Platz zwei. Und vielleicht kommt Sörensen dann ja als frisch gebackender Schweizer Meister im Sommer zurück nach Köln.
Abstiegs-Flop: Die schlechteste Nummer 10 aller FC-Zeiten ist heute Scout bei Barcelona Wenn der große FC Barcelona etwas Balkan-Expertise benötigt, ist Goran Vucevic (4 meist nicht weit. Der Scout, der Barça-Sportdirektor Eric Abidal (40) unterrichtet, soll beispielsweise allein Luka Jovic (22) zu dessen Zeit bei Eintracht Frankfurt 15 Mal beobachtet haben.
Ex-Flop des 1. FC Köln reist für FC Barcelona durch Europa Seit 2017 ist Vucevic beim Klub von Weltfußballer Lionel Messi (32) im Amt, der Kroate reist im Auftrag der „Blaugrana“ quer über den Kontinent. Mancher FC-Fan wird sich dagegen mit Grausen an ihn erinnern...
Denn: Als Spieler des FC Barcelona – wenn auch für die damalige Zweitvertretung – war Vucevic im Sommer 1997 mit immensen Vorschusslorbeeren ans Geißbockheim gewechselt. Er erhielt die prestigeträchtige Rückennummer 10. Doch die Fußstapfen der legendären Vorgänger wie Ernst-Günter Habig, Heinz Flohe, Wolfgang Overath und Pierre Littbarski waren für den sensiblen Techniker einfach viel zu groß.
Goran Vucevic nur Reservist beim 1. FC Köln Vucevic schaffte es als Königstransfer nicht mal zum Stammspieler, fiel sowohl bei Peter Neururer (64) als auch dessen Nachfolger als FC-Coach, Lorenz Günther Köstner (68), gnadenlos durch. Der Kroate wurde so das Gesicht des unwürdigen ersten Abstiegs 1998.
Sein Stil: körperlos. Sein Standing im Team: nicht existent.
Goran Vucevic erzielte nur ein Tor für den 1. FC Köln Auch in der Folge-Saison, als er die 10 an Pele Wollitz (54) abtrat, schmierte Vucevic unter der Chaos-Regie von Trainer Bernd Schuster (60) ab. Bezeichnend: Seinen einzigen Treffer markierte er im legendären Fiasko gegen St. Pauli zum 1:4-Endstand – im Regen von Müngersdorf, als der Tiefpunkt der Klub-Historie erreicht war.
Doch nach diversen Ämtern bei seinem Heimat-Klub Hajduk Split landete der Köln-Flop von einst tatsächlich wieder im Camp Nou – und darf heute mitentscheiden, wer das Kaliber besitzt, um im Kader mit Messi zu stehen. Solche Geschichten schreibt wohl nur der Fußball.
Nur Lukas Podolski wurde der Rückennumer 10 gerecht Übrigens: Mit Vucevic begann beim FC der Fluch der Rückennummer 10, der bis heute anhält. Außer Lukas Podolski (34) konnte kein Spieler in den vergangenen 20 Jahren der berühmten Zahl auch nur ansatzweise gerecht werden. Nach Poldis Abschied wurde die 10 zunächst zwei Jahre lang nicht vergeben. Dann sollte Patrick Helmes (36) sie erhalten. Doch dieser verletzte sich bekanntlich so schwer, dass er kein einziges Spiel mit der Nummer bestritt. Seitdem wartet die 10 auf einen neuen Besitzer...