Fan-Liebling Kessler: Abschiedsspiel und neuer Job beim 1. FC Köln Jetzt ist es offiziell! Thomas Kessler (34) erhält keinen neuen Profi-Vertrag für die neue Saison. Das wurde der langjährigen Nummer zwei in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Dabei wurde auch die Vereinbarung getroffen, dass der loyale Schlussmann die Möglichkeit hat, seinen Weg beim FC nach seiner aktiven Karriere fortzusetzen.
„Kess zählt seit Jahren zu unseren Führungsspielern. Auch wenn es nach dieser Saison auf dem Rasen nicht für ihn weitergeht, wollen wir ihn mit seiner langjährigen Erfahrung als Profi und beim FC in Zukunft gerne bei uns einbinden“, sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (45).
1. FC Köln: Horst Heldt verspricht Thomas Kessler Abschiedsspiel vor Zuschauern „Thomas soll der FC-Familie unbedingt erhalten bleiben. Er hat hier jahrelang Verantwortung übernommen, ist ein absolut verdienter Spieler und Publikumsliebling“, ergänzt Horst Heldt (50). Der FC-Sportboss versprach Kessler in diesem Zusammenhang auch ein Abschiedsspiel. „Er hat einen ordentlichen Abschied mit Zuschauern verdient. Da das aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich ist, werden wir das nachholen, sobald wir wieder mit Fans spielen dürfen“, sagt Heldt.
Thomas Kessler: „Zeit beim 1. FC Köln noch nicht beendet“ Kessler kam aus der eigenen Jugend zu den Profis und absolvierte insgesamt 32 Pflichtspiele für die Geißböcke. Insgesamt 317 Mal saß er als Nummer zwei auf der Bank. Der Keeper macht indes keinen Hehl daraus, dass er gerne weiter für seinen FC im Tor gestanden hätte. „Natürlich hatte ich mir gewünscht, noch weiter sportlich für den 1. FC Köln aktiv sein zu können. In den kommenden Wochen werde ich gemeinsam mit meiner Familie in Ruhe entscheiden, wie es künftig weitergeht. Für mich steht fest, dass meine Zeit bei meinem Club noch nicht beendet ist“, sagt Kessler und ergänzt: „Darüber, dass wir uns auf eine weitere Zusammenarbeit über die aktive Karriere hinaus geeinigt haben, freue ich mich. Ich bin dem FC dankbar für diese Möglichkeit.“
1. FC Köln macht Angebote - Diese Möglichkeiten haben die FC-Fans Der 1. FC Köln hat am Dienstag die Briefe verschickt, in denen er die Inhaber von Eintrittskarten für die anstehenden Bundesligaspiele über deren Möglichkeiten zur Kompensation informiert. Die Corona-Pandemie habe „unser gesellschaftliches Leben lahmgelegt, sie bedroht Leben und Gesundheit ebenso wie wirtschaftliche Existenzen. Wir wissen, wie nebensächlich Fußball sein kann. Selbst für einen Fußball-Club“, schreibt der Verein und verweist darauf, in den zurückliegenden Wochen großes Engagement für die Allgemeinheit geleistet zu haben. FC-Mitarbeiter hatten für die Kölner Tafeln gearbeitet, Kinder und Senioren beschenkt und sich für Obdachlose eingesetzt. Man habe Abstand gehalten – und sei doch eng zusammengerückt. Vorstand, Geschäftsführung, Mannschaft und Abteilungsleiter hätten zudem auf Teile ihrer Gehälter verzichtet. Die Hausaufgaben, das wollte der Verein dokumentieren, habe man erledigt.
FC schlägt „gemeinsame Lösung“ vor Daher erlaubt man sich nun, auch die Fans um einen Beitrag zu bitten. Der Verein bietet zwar eine Erstattung der anteiligen Leistungen für die verbleibenden fünf Heimspiele dieser Saison an. Doch koste jedes Spiel den FC „Einnahmen in Millionenhöhe, die fest eingeplant waren und nicht ersetzt werden können“, wie es in dem Brief heißt. Daher schlägt der 1. FC Köln eine „gemeinsame Lösung“ vor – und bietet seinen Kunden, die ja vor allem Fans sind, neben einer Erstattung auch etwas an, „das einen besonderen Wert hat“.
Name auf der Bande Die Namen von Dauerkarteninhabern, die verzichten, werden an gleich mehreren besonderen Orten der FC-Mythologie auftauchen: Im Stadion als Plakette auf dem Stammplatz für die kommende Saison sowie auf einer LED-Bande im vorerst leeren Stadion. Zudem auf dem Mannschaftsbus, mit dem der 1. FC Köln in der kommenden Spielzeit zu seinen Partien reisen wird. Der Gedanke dahinter: „Auch wenn du nicht da sein kannst – für den FC bist du immer dabei“, schreibt der FC. Wer Verzicht übt, erhält zudem einen Schal oder ein T-Shirt mit dem eigenen Namen darauf sowie der Nummer 12, der Symbolnummer für den Unterstützer, den „zwölften Mann“.
Dauerkarteninhaber haben in den ausstehenden Saisonspielen eine weitere Möglichkeit, den FC auch in Abwesenheit im Stadion zu unterstützen. Wer über Glücksbringer verfügt, ohne die der 1. FC Köln kein Spiel gewinnen kann oder die zumindest die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs erhöhen, kann diese einreichen. Genannt sind Schals, Trikot oder andere „Lieblingsstücke“. Der FC wird die Objekte auf den Dauerkartenplätzen drapieren und das Rhein-Energie-Stadion damit womöglich zu einem Ort machen, der noch mehr an einen Tempel erinnert als sonst. Wer etwa einschickt, bekommt es nach dem Ende der Saison zurück – und dazu ein Foto des Objekts im Stadion.
Verzicht und Spende möglich Inhaber von Tageskarten, die verzichten, erhalten je nach Ticket-Warenkorb mindestens einen personalisierten Schal oder ein personalisiertes T-Shirt. Im Angebot sind zudem Gutscheine. Wer ohne Gegenleistung verzichten möchte, kann vom FC bis zu 19,48 Prozent der Summe spenden lassen: Zur Unterstützung des Kölner Amateur- und Hobbyfußballs.
Der Brief schließt mit einem Zitat aus dem „Veedel“, das noch einmal den Zusammenhalt betont: „Ejal, wat och passeet: Wir sind der FC. Und mit dir sind wir immer einer mehr.“
Dauerkarteninhaber auf Bus, Sitzplatz und beim Geisterspiel Der 1. FC Köln hat sich entschieden: Die Geissböcke bieten, wie bereits bestätigt, allen Ticketinhabern für die restliche Saison eine Erstattung der erworbenen Karten an, auch anteilig den Dauerkarten-Inhabern. Doch weil der Effzeh knapp bei Kasse ist, hofft der Klub auf das Entgegenkommen der Mehrheit der Käufer und bietet als Gegenleistung mehrere Optionen an. Die Details sind nun bekannt.
Es geht bekanntlich um 1,8 Millionen Euro fehlende Einnahmen pro Heimspiel, also neun Millionen Euro in den letzten fünf Partien der noch laufenden Saison. Der FC hat zwar trotz der Mindereinnahmen und finanziellen Sorgen in der Coronavirus-Krise die Lizenz für die nächste Saison erhalten (mehr dazu hier), doch es ist auch klar: Die Geissböcke brauchen jeden Cent. Und so hat sich der Klub nun auch an die Ticketinhaber gewandt.
Was bereits vor Wochen in teils emotionalen Diskussionen zwischen den Fans begann, ist nun zumindest inhaltlich geklärt: Die Ticketinhaber erhalten am Mittwoch ein Schreiben des Klubs, in dem sie zwischen vier Möglichkeiten wählen können. Option 1 ist die vollständige Rückerstattung des Ticketpreises. Option 2 ist ein vollständiger Verzicht auf die Rückerstattung und damit eine Hilfe an den FC ohne Gegenleistung. Option 3 ist eine Spende an den Kölner Breitensport und Vereinsfußball in Höhe von 11,11 oder 19,48 Prozent des Kartenpreises, der restliche Betrag geht an den FC. Option 4 setzt wie Option 2 voraus, dass der Ticketinhaber auf eine Rückerstattung verzichtet, allerdings nicht ohne Gegenleistung, sondern für ein Symbol der emotionalen Bindung an den Klub.
Fan-Glücksbringer bei Geisterspielen im Stadion Denn wer Option 4 wählt, der wird auf mehrere Weise namentlich gewürdigt: Alle Einzelticketinhaber erhalten ein individuelles Unterstützer-T-Shirt mit dem eigenen Namen und der Nummer zwölf. Alle Dauerkarteninhaber erhalten darüber hinaus noch weitere Gegenleistungen: Die Namen aller Dauerkarten-Spender werden in der Saison 2020/21 auf dem Mannschaftsbus der Profis prangen. Zudem erhält jeder Dauerkarten-Inhaber ab der nächsten Saison ein Schild mit dem Namen auf den Sitzplatz im Stadion, vorausgesetzt dass man eine Dauerkarte für einen Sitz- und keinen Stehplatz hat. Darüber hinaus sollen die Namen auf einer LED-Bande während der Geisterspiele eingeblendet werden.
Und schließlich bekommen alle Dauerkarteninhaber die Möglichkeit doch noch zumindest im Geiste bei den Geisterspielen dabei zu sein. Wer will, kann dem seinem persönlichen Glücksbringer zur Verfügung stellen. Ob Schal, Trikot oder Stadionjacke – der FC will einen Block im Stadion mit den Utensilien seiner Fans ausstatten und so zumindest etwas füllen. Am Ende der Saison bekommen die Anhänger ihre Glücksbringer zurück, zusammen mit einem Erinnerungsfoto.
Kritik am Vorgehen dürfte bleiben Zahlreiche Fans dürften von einer dieser Optionen Gebrauch machen, zumindest hat der FC bereits mehrfach erklärt, viele Zuschriften erhalten zu haben mit dem Angebot, auf den Ticketpreis zu verzichten. Andere Anhänger sehen den Aufruf deutlich kritischer, auch wenn der FC die Option einer vollständigen Rückerstattung jedem Ticketinhaber anbietet. Für sie ist alleine der Aufruf zur Unterstützung des Klubs fragwürdig, solange die FC-Profis weiterhin 80 Prozent ihrer Gehälter beziehen. Doch der FC machte klar, dass die nun vorgetragenen Ideen im Umgang mit den Ticketinhabern klubübergreifend von Vorstand, Geschäftsführung, Mitgliederrat und Beirat getragen würden.
Geister-Saison steht bevor: FC präsentiert lukrative Angebote für Fans Die Geister-Saison steht bevor. Sollte die Bundesliga fortgesetzt werden, müssen die Fans draußen bleiben. Jedes Spiel ohne Zuschauer kostet den 1. FC Köln dabei Einnahmen in Millionenhöhe, die fest eingeplant waren und nicht ersetzt werden können. Es bleibe zwar dabei: „Wer sein Geld zurück will, der bekommt es auch zurück“, sagt FC-Boss Wolf.
1. FC Köln macht Fans lukrative Angebote Der FC bittet seine Fans in diesen schweren Zeiten aber um Hilfe. Am Dienstag ging der Brief raus – persönlich unterzeichnet von Präsident Werner Wolf (63) und seinen Vizes Eckhard Sauren (4 und Carsten Wettich (40) sowie den Geschäftsführern Alexander Wehrle (45) und Horst Heldt (50) – in dem der FC seine Anhänger um den Verzicht auf eine Rückerstattung bitten wird. „Wir möchten dir statt einer Rückerstattung etwas anbieten, das einen besonderen Wert hat. Etwas, das dir zeigt: Auch, wenn du nicht da sein kannst – für den FC bist du immer dabei“, heißt es in dem Schreiben.
Dabei macht der FC seinen Fans verschiedene lukrative Angebote, wenn sie auf die Erstattung der Saison-Tickets verzichten. „Du bist für uns Stammspieler. Und das beweisen wir dir. Mit deinem Namen auf dem Mannschaftsbus 2020/21. Mit deinem Namen auf deinem persönlichen Dauerkartensitzplatz in der kommenden Saison. Mit deinem Namen auf einem exklusiven, persönlichen Nummer-12-Shirt. Und mit deinem Namen auf einer LED-Bande im leeren Stadion“, heißt es von FC-Seite.
Inhaber von Tageskarten, die verzichten, erhalten je nach Ticket-Warenkorb mindestens einen personalisierten Schal oder ein personalisiertes T-Shirt,. Im Angebot sind zudem Gutscheine.
Wer ohne Gegenleistung verzichten möchte, kann vom FC bis zu 19,48 Prozent der Summe spenden lassen: Zur Unterstützung des Kölner Amateur- und Hobbyfußballs.
Carsten Wettich: „Beim FC hält man zusammen“ Darüber hinaus haben Dauerkarteninhaber die Möglichkeit, den FC mit ihrem persönlichen Glücksbringer zu unterstützen. Die Fans können dem Klub ihre FC-Trikots, Fanschals oder andere Lieblingsstücke für Stadionbesuche schicken. Der FC platziert die Stücke auf einem Sitz und diese sollen das Rhein-Energie-Stadion während der Geisterspiele zum Leben erwecken. „Beim FC hält man zusammen und dieser Zusammenhalt in unserem Verein ist unsere große Stärke“, hatte Vizepräsident Carsten Wettich im EXPRESS-Interview in der letzten Woche gesagt.
„Nicht da - aber immer dabei!“ Und die soll dank einer gemeinsamen Aktion des EXPRESS und des 1. FC Köln auch im Rhein-Energie-Stadion sichtbar werden. Das Motto: „Nicht da - aber immer dabei!“ Im Brief an die Mitglieder hat der FC ja bereits das Angebot gemacht, Glücksbringer, Trikots oder andere persönliche Dinge während der kommenden Geisterspiele im Stadion zu deponieren.
Aber wir wollen auch die Geschichten dazu hören: Warum ist der Schal bei jedem Spiel dabei? Welche Geschichte steckt hinter dem Trikot? Bei wievielen Spielen wurde diese Kutte getragen? Die schönsten Storys lesen Sie dann in den nächsten Wochen im EXPRESS – damit uns allen die Wartezeit bis zum Neustart der Bundesliga etwas verkürzt wird!
Angelt sich der FC ein norwegisches Sturmtalent? Dem 1. FC Köln stehen schwierige Monate bevor. Die laufende Saison muss irgendwie überstanden werden. Danach stehen kaum finanzielle Mittel zur Verfügung, um den übergroßen Kader zu verkleinern und gleichzeitig zu verstärken. Das Hauptaugenmerk fällt daher auf zwei Optionen: Leihgeschäfte und ablösefreie Kandidaten. Ein letzterer Spieler könnte aus Norwegen kommen.
Der 1. FC Köln ging in die laufende Saison mit der festen Überzeugung, eines der besten Sturmtrios der Liga unter Vertrag zu haben. Jhon Cordoba stellte sich als der erhoffte Knipser heraus, Simon Terodde überzeugte vor allem kämpferisch, Anthony Modeste jedoch erlebt bislang eine enttäuschende Saison. Cordobas und Teroddes Verträge laufen 2021 aus. Und so muss sich der FC im Angriff perspektivisch nach Alternativen umschauen.
Eine solche Alternative haben nach GBK-Informationen die FC-Scouts in Norwegen aufgetan. Ola Brynhildsen des Erstligisten Stabæk Fotball ist nicht nur Schütze des Tor des Jahres 2019 mit einem spektakulären Fallrückzieher. Der U21-Nationalspieler gilt auch als großes Sturmtalent seiner Heimat und erzielte in der Saison 2019 in der Eliteserien sechs Tore in 29 Spielen. Doch das aus Kölner Sicht Beste an dem vielseitig einsetzbaren Angreifer ist: Sein Vertrag läuft aus.
Zuletzt bestätigte der 21-Jährige das Interesse des Molde FK und erste Sondierungsgespräche mit dem norwegischen Topklub. Doch der 1,75 Meter große Stürmer, der auch über die Flügel kommen kann, soll angeblich auch einem Wechsel ins Ausland nicht abgeneigt sein. Nun haben die Geissböcke ein Auge auf den jungen Angreifer geworden, nachdem man Brynhildsen 2019 mehrfach beobachtet hatte. Beim Effzeh würde der als wendig und schnell geltende Stürmer die offensiven Optionen auf gleich mehreren Positionen erhöhen – und zwar zudem ablösefrei.
Heute vor 42 Jahren: Showdown zum Double 1977/78 für den 1. FC Köln Anlässlich des 42. Jahrestages des Kölner Double-Gewinns präsentiert effzeh.com den Text aus dem Werk von Frank Steffan zum großen Showdown im großen Fernduell zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach.
Der Kölner Autor Frank Steffan hat mit seinem Film „Das Double 1977/78“ einen großen Erfolg gelandet, unter anderem wurde seine Dokumentation im Jahr 2017 zum Siegerfilm des internationalen „11mm Fußballfestivals“ gewählt. Der Film wird übrigens am 3. Mai um 15:30 Uhr auf der gleichnamigen Facebookseite für drei Tage zu sehen sein. In seinem Buch „Das Double – Die Dokumentation einer außergewöhnlichen Epoche“ geht der Autor und Filmemacher noch weiter, erklärt die komplette Saison deutlich und sehr detailliert und entdeckt viele noch unbekannte Hintergründe zum großen Kölner Erfolg. Anlässlich des 42. Jahrestages des Kölner Double-Gewinns präsentiert effzeh.com den Text aus dem Werk von Frank Steffan zum großen Showdown im großen Fernduell zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach:
Die Entscheidung über die Meisterschaft wurde bekanntermaßen auf den 29. April, dem letzten Spieltag vertagt. Die Ausgangslage: Köln und Gladbach hatten jeweils 46:20 Punkte, der FC hatte in der Tordifferenz 40 Tore mehr erzielt als sich eingefangen, Gladbach 30 Tore mehr geschossen als zugelassen. Im Falle eines Siegs bei St. Pauli, die als Absteiger aus der Liga bereits feststanden, müsste die Sache im Kölner Sinne geregelt sein.
Zehn, elf, zwölf Tore – je nachdem, wie der FC gewinnen würde, könnte Gladbach unmöglich aufholen, so die einhellige Meinung, nicht nur in Köln. Ein Unentschieden bei einem gleichzeitigen Sieg von Gladbach gegen Dortmund wäre das Ende der Meisterträume, das Torverhältnis zudem egal. Von einer Niederlage bei einem gleichzeitigen Gladbacher Sieg ganz zu schweigen. Sicherheitshalber musste also ein Sieg her, egal wie, egal wie hoch, Hauptsache gewonnen. Das hatten alle verinnerlicht.
Nun war es so, dass Gladbach im Düsseldorfer Rheinstadion gegen Borussia Dortmund spielen konnte. Umbaumaßnahmen am Gladbacher Bökelberg machten den Umzug notwendig. Für Gladbach ergab sich daraus die Möglichkeit vor einer größeren, sie anfeuernden Kulisse antreten zu können. Köln sah sich benachteiligt, weil man am Millerntorstadion bei St. Pauli antreten sollte. Das zeichnete sich durch seine Enge, durch seine atmosphärische Dichte aus, die für jeden Gegner extrem unangenehm werden konnte.
Auch wenn St. Pauli bereits abgestiegen war, so vermutete man dennoch ein frenetisches Publikum, eventuell einen brodelnden Hexenkessel und viel zu wenig Unterstützung durch eigene Fans. Manager Thielen sah diese akute Gefahr. Er versuchte St. Pauli dazu zu bewegen ins größere und weniger stimmungsvolle Volksparkstadion umzuziehen. Thielen argumentierte damit, dass am Millerntor die zahlreichen Kölner Fans vor der Tür bleiben müssten. Ein Umzug käme nur dann in Frage, erklärten die St.-Pauli-Verantwortlichen, wenn mindestens 15.000 Besucher kämen, sonst würde sich das Ganze nicht rechnen lassen.
Thielen überlegte nicht lange und sicherte dem Kiezclub zu, dass man von Kölner Seite aus 15.000 Tickets kaufen wolle, um diese an Kölner Fans weiter zu verkaufen. Tatsächlich bestand eine große Nachfrage nach Tickets für das „Endspiel“, aber 15.000 Eintrittskarten waren letztendlich eine verdammt große Nummer – damals. St. Pauli ließ sich daraufhin auf den Deal ein und war bereit den Austragungsort zu wechseln. Auch der DFB gab kurz darauf sein Einverständnis.
Kölner Invasion in Hamburg In und um Köln war eine echte FC-Euphorie ausgebrochen, die auch nach heutigen Maßstäben beachtliche Ausmaße angenommen hatte. Tatsächlich konnte der FC davon ausgehen, dass man von einer stattlichen Zahl an Fans nach Hamburg begleitet werden würde. Wie viele es wirklich werden sollten, wusste vorher niemand. Der FC selbst verkaufte jedenfalls keine 15.000 Tickets im Vorwege, aber das hieß keineswegs, dass sich nicht 15.000 Kölner auf den Weg an die Alster machen. Viele fuhren einfach hin und kauften sich vor Ort ihre Karten.
Tatsächlich dürften um die 15.000 Kölner Fans das Spiel in Hamburg gesehen haben, insgesamt waren 25.000 Zuschauer im Volksparkstadion. Der überwiegende Teil der Kölner Fans kam mit dem Auto angereist. Vor Hamburg bildete sich am Tag des Spiels ein mehr als 40 Kilometer langer Stau auf der A1 bei Hamburg, war das sichtbarste Zeichen der Kölschen Invasion.
Sorge um Herbert Neumann Vor dem alles entscheidenden Spiel, versuchte man auf Kölner Seite die Ruhe zu bewahren und nach außen Gelassenheit zu demonstrieren. Alle wichtigen Spieler waren an Bord, auch wenn Herbert Neumann weiter Sorgen bereitete. Er hatte sich zusätzlich zu allen sonstigen Behandlungen beim Arzt der Nationalmannschaft, Prof. Heß in Saarlouis untersuchen lassen. Heß attestierte ihm, dass eine WM-Teilnahme mit dieser Sehnenentzündung nicht möglich sei. Es war keine akute Verletzung, man konnte sie temporär einigermaßen im Zaum halten, aber mittelfristig musste sich Neumann schonen, das schien völlig klar zu sein. Das letzte Bundesligaspiel könne er noch absolvieren und danach müsste erst mal Ruhe herrschen.
So sehr man sich auch bemühte Normalität an den Tag zu legen, so nervös war man im Kölner Lager trotzdem. Man reiste einen Tag vorher mit einer großen Delegation nach Hamburg, stieg im Crest-Hotel ab und harrte der Dinge. Das Unternehmen „Double-Gewinn“ nahm unausweichlich seinen höchst dramatischen Verlauf.
St. Pauli erwies sich tatsächlich als der um jeden Zentimeter kämpfende Gegner, der sich würdevoll aus der Bundesliga zu verabschieden gedachte. Die ersten beiden Torchancen lagen auf Seiten der Hamburger. Der Paulianer Blau setzte sich im Strafraum durch und prüfte Schumacher. Kurze Zeit später galt es einen Freistoß von Beverungen unschädlich zu machen, wieder war Schumacher zur Stelle.
Kämpferische Paulianer machen es dem Effzeh schwer Zu diesem Zeitpunkt stand es in Düsseldorf beim Spiel Gladbach gegen Dortmund bereits 3:0 für Gladbach! Heynckes hatte gleich in der ersten Spielminute getroffen, in der 12. Minute nachgelegt und Nielsen in der 13. Minute das 3:0 erzielt. Blitzstart nennt man das.
Auf der Kölner Trainerbank bekam man die Entwicklungen per Radio mit. Die Spieler selbst wussten nichts, aber das Publikum sehr wohl. Der FC versuchte seine Nervosität, die auch ohne das Wissen um die Geschehnisse in Düsseldorf durchschimmerte, in den Griff zu bekommen. Der tiefe und mit vielen Unebenheiten übersäte Rasen des Volkspartstadions tat ein Übriges, um das normale Kombinationsspiel der Kölner zu behindern. Nach gut 20 Minuten Spieldauer fand man nach und nach über den Kampf ins Spiel, um eine typische, aber in diesem Falle richtige Fußballplattitüde zu benutzen.
Gladbach fast 30 Minuten virtueller Tabellenführer Aus heutiger Sicht würde man die ersten 27 Minuten sicher noch intensiver als Sensation bewerten, schließlich spricht man üblicherweise von der virtuellen Tabellenführung, die für den Effzeh bereits seit 15:31 Uhr futsch war. Aber dann setzte sich Flohe im Pauli-Strafraum durch, vollendete einen Doppelpass mit Neumann mit einem gleichermaßen strammen wie holprigen Schuss ins St.-Pauli-Tor. Die erste Anspannung ließ auf Kölner Seite nach, man begann den Gegner zu kontrollieren.
Zu diesem Zeitpunkt hieß es in Düsseldorf bereits 4:0. Die verbleibende Viertelstunde bis zur Halbzeit sah eine zwar dominierende Kölner Mannschaft, aber keine, die weitere Treffer erzielte. Zur Pause stand es in Hamburg 1:0 für Köln und 6:0 für Gladbach. Wäre es da wie dort das Endergebnis gewesen, hätte Köln den Meistertitel gehabt und zwar mit fünf Toren Vorsprung im Torverhältnis. Halbzeitgefühle bei Mannschaft und Fans
Im Kölner Lager war man zur Halbzeit über das, was in Düsseldorf geschah schwer verwundert, aber noch nicht extrem beunruhigt. Sechs Tore in einer Halbzeit fallen nicht so furchtbar oft und wer zur Halbzeit so derart klar zurück liegt, dem ist in der zweiten Halbzeit kein Aufbäumen zuzutrauen, eher der totale Zusammenbruch. Man dachte über dieses Horrorszenario trotzdem nicht weiter nach, aber im Hinterkopf zeichnete es sich ab, denn wenn Gladbach in diesem Tempo weitermachen würde, wäre das unmöglich Geglaubte Realität: Man hätte das Torverhältnis ausgeglichen und Gladbach wäre Deutscher Meister.
Um das zu verhindern, gab es nur eine Möglichkeit: selbst weiter Tore machen, aber bloß keinen Gegentreffer kassieren!
Der Halbzeitstand von Düsseldorf wurde im Stadion durchgegeben. Gab es beim neutralen Publikum und bei der Mehrzahl der St. Pauli-Anhänger noch eine gewisse Sympathie für den vermeintlichen Underdog Gladbach, so kippte jetzt die Stimmung. Irgendwie erschien das Düsseldorfer Halbzeitresultat irreal, merkwürdig und suspekt. Manch einen beschlich das Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmen konnte. Die St. Pauli-Ultras schwenkten zuerst um, verbrüderten sich mit den Kölner Fans und begannen den FC anzufeuern. Später stand das ganze Stadion hinter dem FC.
Als die zweite Halbzeit begann, passierte zunächst nicht viel. Köln versuchte zwar nachzulegen, aber die Aktionen hatten keine Durchschlagskraft. In Düsseldorf ging das muntere Scheibenschießen unterdessen weiter. Heynkes hatte auf 7:0 erhöht. Erst eine Standardsituation brach in Hamburg den Bann. Flohe brachte in seiner unnachahmlichen Art von rechts eine Ecke auf die Höhe des 5-Meter-Raum, wo Okudera stand und mit dem Hinterkopf verlängerte. Das war eine von vielen Kölner Eckballvarianten, die oft genug zum Torerfolg führten. So auch jetzt! Von Okuderas Hinterkopf flog der Ball im hohen Bogen ins St. Pauli-Tor. 2:0 Köln! Eine Minute später stand es aber bereits 8:0 für Gladbach. Es lagen noch vier Tore zwischen beiden Teams.
Unruhe auf der Bank – Erlösung durch Flohe, Cullmann & Okudera In dieser Phase des Fernduells machte sich wirklich so etwas wie Panik auf der Kölner Trainerbank breit. Das 9:0 durch Nielsen ließ auf einmal den für völlig unmöglich gehaltenen Fall X denkbar erscheinen. Weisweiler signalisierte, dass weiter Gas gegeben werden müsse. Assistent Herings ging an die Seitenlinie, gab die Order an die Spieler und traf teilweise auf völliges Unverständnis. Cullmann erklärte nachher: „Mir war nicht klar, wieso wir bei einem 2:0-Vorsprung unbedingt weiter nachlegen sollten“ und Konopka schwante Schlimmes: „Wir mussten doch auch aufpassen, dass wir uns von St. Pauli keinen einfingen“. Auch das lag immerhin im Bereich des Möglichen. Die Paulianer hatten sich weiterhin nicht aufgegeben, fighteten mit Inbrunst.
In der 69. Minute war es wieder Flohe, der durch eine Energieleistung den FC-Zug auf die richtige Schiene setzte. Sein 3:0 aus gut 20 Metern, ein gewaltiger, platzierter Fernschuss, brach die letzten Widerstände beim Gegner und flößte seinen Mannschaftskameraden Selbstbewusstsein für den Schlussspurt ein.
Um wirklich auf der sicheren Seite zu sein, musste man tatsächlich weitermachen, ohne Wenn und Aber, denn in der 77. Minute schraubte Heynckes das Ergebnis von Düsseldorf auf zweistellig! Es stand 10:0 im Rheinstadion. Alles erschien weiterhin möglich zu sein.
Bernd Cullmann gelang in der 83. Minute das 4:0 indem er alleine durchmarschierte und das Tor erzielte. Den spektakulärsten Treffer gelang in der 86. Minute Okudera, der einen sagenhaften Flugkopfball mit großer Wucht in die Maschen setzte. Der Japaner zischte wie ein Düsenjet quer durch die Luft als er einnetzte. Die spektakuläre Aktion wurde später zum „Tor des Monats“ gekürt.
Turbulente Szenen Während der letzten Minuten der Begegnung, spielten sich teilweise unglaubliche Szenen um die Kölner Trainerbank herum ab. Ein riesiger Pulk Journalisten versammelte sich vor Weisweiler, der dadurch fast nichts mehr vom Spielgeschehen mitbekam. Immer wieder knurrte Weisweiler, dass die Meisterschaft noch nicht entschieden sei, es müsse erst abgepfiffen werden. Heinz Flohe verließ in der 79. Minute das Feld, da er sich bei einer Rettungstat am eigenen Strafraum leicht verletzte. Für ihn kam Heinz Simmet ins Spiel, der somit einen letzten großen Auftritt in FC-Dress erhielt. Auch Strack musste kurz vor dem Schlusspfiff vom Platz, da auch er sich verletzte. Für ihn kam Herbert Hein, der mithalf die verbleibende Zeit zu überstehen.
Als das Spiel zu Ende war, entlud sich die ganze nervliche Belastung der vergangenen Wochen. Fans hatten das Spielfeld gestürmt, feierten ausgelassen mit den Spielern im Hamburger Regen. Auch das nahm chaotische Formen an, denn teilweise versuchten die Ordner mit Hunden die über die Zäune kletternden Fans von ihrem Vorhaben abzuhalten. TV-Teams rannten ebenfalls auf den Rasen, versuchten erste Stimmen einzufangen. Auf Grund der Vorkommnisse in Düsseldorf, entrüstete sich Neumann vor laufenden Kameras: „Eine Unverschämtheit, was da passiert ist! Da kämpfen die Spieler des FC St. Pauli bis zum Umfallen und die Dortmunder lassen sich ohne Gegenwehr überfahren. Das ist schlichtweg ein Skandal!“ Freude, Wut auf Dortmund und erste Feierlichkeiten Was nach dem Spiel laut Plan geschehen sollte, war keinem klar. Für den Fall, dass der FC als Deutscher Meister den Platz verließ, sollte der Ligaausschussvorsitzende Wilhelm Neudecker dem Mannschaftskapitän einen Blumenstrauß überreichen und ein paar warme Worte mit auf den Weg geben. Keiner wusste es und deshalb stand Neudecker mehr oder weniger blöd im Regen. Die echte Meisterschale sollte erst tags drauf dort überreicht werden, wo sie hingehört.
Die Spieler verzogen sich alsbald in die Kabine, wo erst langsam so was wie Partystimmung aufkam. Präsident Weiand wollte Sekt ausschenken, traf aber auf wenig Gegenliebe bei den abgekämpften Spielern, erst mal war nur Wasser angesagt.
Weiand wurde von Presseleuten gedrängt, die Düsseldorfer Ereignisse zu kommentieren. Seine Stellungnahme fiel knapp aus: „Ich möchte nicht viel dazu sagen,“ erklärte er und fügte hinzu „aber es ist doch schon ein recht merkwürdiges Ergebnis. Um so stolzer dürfen wir sein, dass wir uns den Titel trotz allem durch unsere eigenen Tore sicherten“. Trainer Weisweiler hielt sich erst recht bedeckt: „Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, dass bei uns nichts anbrannte, da konnte ich mich über andere Dinge nicht aufregen und möchte es auch jetzt nicht tun“.
Ärger um den Ex-Star Echte Feierstimmung kam erst nach der Rückkehr ins Hotel auf. Man hatte einen großen Saal im Hotel angemietet, zahlreiche Ehrengäste eingeladen und nun ging es langsam los mit den Festlichkeiten. Dicke Havannas wurden angesteckt, alkoholische Getränke aller Art ließen die Promillepegel steigen und feine Speisen sorgten für das leibliche Wohl, so konnte es nach dem Geschmack der Akteure weitergehen. Die Party im Crest-Hotel war bereits im vollen Gange, die Stimmung immer gelöster, da erschien unversehens Wolfgang Overath via TV-Schalte aus dem „Aktuellen Sportstudio“, wo er als Gast von Dieter Kürten, vermeintlich passend zum Thema Doublegewinner eingeladen war, auf dem Bildschirm des Fernsehers, der im Hamburger Festraum stand. Vielen Anwesenden blieb der Bissen im Hals stecken, man reagierten stocksauer, forderten lauthals, dass „die Glotze ausgeschaltet“ wird. Man bekam sich danach wieder ein und feierte alsbald unverdrossen weiter.
Von Hamburg nach Köln – Die große Feier des 1. FC Köln Einige Spieler machten die Nacht zum Tag, gingen noch in die Stadt, bevorzugt in Richtung Reeperbahn, feierten weiter und bekamen so gut wie gar keinen Schlaf ab. Anderntags ging es zurück nach Köln und da war dann im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Zunächst stand der Besuch im Rathaus an, wo auch die echte Meisterschale von DFB-Vizepräsident Ägidius Braun an Heinz Flohe überreicht wurde. Vor dem Rathaus hatten sich gut und gerne 20.000 Fans im kollektiven Freudentaumel versammelt und für Karnevalsstimmung gesorgt. Man schätzt, dass die anschließende Triumphfahrt im offenen Wagenkorso von ungefähr 300.000 Menschen gesehen wurde. Das hatte durchaus Rosenmontagsdimensionen. Die Fahrt ging bis zum Geißbockheim, wo munter weiter auf den Putz gehauen wurde.
Es waren tatsächlich denkwürdige Momente, die sich seinerzeit in der Stadt abspielten. Der FC war am Ziel seiner Träume, der Triumph total und das allgemeine Glückgefühl hatte nahezu jeden Kölner erfasst.
Falsche Weichenstellungen und das Nottingham-Syndrom: Das Erbe des Doubles beim 1. FC Köln Mit dem Double im April 1978 war der 1. FC Köln auf dem Gipfel des deutschen Fußballs. Wie er dort hingekommen war und warum die „Geißböcke“ dort nicht blieben, schildert Frank Steffan im Auszug aus seinem Buch.
Oft genug wurde bereits vom großen Double des 1. FC Köln berichtet, auch am 42. Jahrestag dieses für Effzeh-Fans unvergessenen 29. April 1978 geschieht das berechtigterweise wieder. Der historische Tag kann nicht oft genug gewürdigt werden, so weit, so richtig. Doch es stellen sich durchaus auch Fragen. Wieso konnte der 1. FC Köln diesen Erfolg nicht auf längerfristiger Ebene nutzen, um sich für die Zukunft aufzustellen?
Wie konnte es sein, das einer der damals sicher Top- aufgestellten Vereine Europas, der seinerzeit gespickt war mit Nationalspielern und absoluten Könnern nach dem größtmöglichen Erfolg auf nationaler Ebene bis auf den DFB-Pokalsieg von 1983 keine weiteren Titel folgen ließ? Zwanzig Jahre nach dem größten Vereinserfolg erfolgte gar der Abstieg. Was war da passiert?
Frank Steffan hat mit seinem Film „Das Double 1977/78“ einen großen Erfolg gelandet, unter anderem wurde seine Dokumentation im Jahr 2017 zum Siegerfilm des internationalen „11mm Fußballfestivals“ gewählt. Der Film wird übrigens ab dem 3. Mai um 15.30 Uhr auf der gleichnamigen Facebookseite für drei Tage zu sehen sein.
In seinem Buch „Das Double – Die Dokumentation einer außergewöhnlichen Epoche“ geht der Autor und Filmemacher noch weiter, erklärt deutlich und sehr detailliert viele noch unbekannte Hintergründe zum großen Kölner Erfolg. Aber er findet am Ende auch sehr nachdenkenswerte Worte zum Erbe des Doubles. Bei aller Freude über den Tagesausgang des 29. April 1978 sollte diese Nachbetrachtung aus dem Buch des Kölner Journalisten auch einmal über den Tag X hinausgehen. Hier nun der Text aus dem genannten Buch:
Zu dem Zeitpunkt, als der 1. FC Köln das Double gewann, war er erst der dritte deutsche Fußballclub, der derart erfolgreich war. Vorher war das Kunststück nur Schalke 04 im Jahre 1937, so gesehen Urzeiten zurückliegend, und dem FC Bayern München im Jahre 1969 gelungen. Dem Double haftete daher 1978 etwas ganz Exklusives an. Erst sehr viel später relativierte sich das durch die ständigen Triumphe der Bayern, die mittlerweile im Dutzend Meisterschaft und Pokal in derselben Saison holten. Seither ist das Triple das Maß aller Dinge.
Doch was war damals im Jahr 1978 beim 1. FC Köln geschehen? War es Glück? War es die Leistung einer überragenden, überdurchschnittlichen Mannschaft? Und: Warum trug dieser durchschlagende Erfolg bei den „Geißböcken“ nicht länger als eine Saison? Man könnte sagen, dass insgesamt acht Niederlagen, vier Unentschieden und 22 Siege kein allzu guter Schnitt sind. Dem ist nicht so. Nach der damaligen Zählweise, also zwei Punkte für einen Sieg, ein Punkt für ein Unentschieden und null Punkte im Falle einer Niederlage, waren 48 Pluspunkte eine durchaus stolze Ausbeute.
Nach der Drei-Punkte Regel war es gar nicht so knapp Dass auch der Verfolger Borussia Mönchengladbach auf die gleiche Punktzahl am Ende kam, ist genauso bemerkenswert. Eins ist aber klar: 48 Punkte hatten stets locker ausgereicht, um Meister zu werden. Und würde man die heute zugrunde liegende Drei-Punkte-Zählweise anwenden, dann wäre der 1. FC Köln mit zwei Punkten Vorsprung durchs Ziel gegangen. Betrachtet man die Spielergebnisse und vor allem ihr Zustandekommen, dann könnte man gegebenenfalls sagen, dass die Heimsiege gegen Bochum, St. Pauli, Düsseldorf und gegen Stuttgart mit einem gewissen Glück erzielt wurden.
Auch der Sieg in Kaiserslautern war in gewisser Weise glücklich. Andererseits lässt sich ohne weiteres feststellen, dass eine Reihe von Niederlagen vermeidbar waren: Die Niederlage in Saarbrücken hätte durchaus auch ein – gerechtes – Unentschieden werden können, gleiches gilt für die Niederlage beim HSV und für den Reinfall auf Schalke. Auch die Heimniederlage gegen Frankfurt musste nicht sein. Glück und Pech haben sich insgesamt halbwegs ausgeglichen.
Keine Dreifachbelastung – der FC im Glück? Im DFB-Pokal hatte Köln zweifellos das Glück erst im Halbfinale auf den ersten Bundesliga-Club zu stoßen. Zuvor waren die Gegner allesamt zweit-, dritt-, viertklassig. Man könnte von Losglück sprechen, allerdings entledigte man sich der zugelosten Aufgaben souverän, in sieben Spielen kassierte man lediglich ein Gegentor und das ausgerechnet in der zweiten Runde gegen Bad Kreuznach. Der Gewinn des Pokals war keine reine Glückssache, es gab glückliche Umstände, dann und wann.
Die Tatsache, dass der FC bereits in der ersten Runde des Europacups gegen Porto rausflog, hat sich gegebenenfalls auf den Verlauf der Meisterschaft günstig ausgewirkt. Anders sah es bei Mönchengladbach aus. Die „Fohlen“ standen die ganze Saison über im Europacup der Landesmeister ihren Mann, sie drangen sogar bis ins Endspiel vor, das jedoch gegen Liverpool verloren ging.
Aber auch der 1. FC Köln war es seit Ewigkeiten gewohnt dreifach belastet zu sein, Erfolge zum Beispiel im UEFA-Cup beflügelten die Mannschaft in der Meisterschaft. Das frühe Ausscheiden 1977 bewirkte eher Depressionen als das Freisetzen von Energien. In dem Moment als es passierte, breitete sich Katzenjammer aus, aber langfristig ist nicht auszuschließen, dass der FC die besseren Kraftreserven im Wettrennen mit Gladbach besaß. Es ist wahrscheinlich angemessen festzustellen, dass der Kölner Erfolg leistungsgerecht zustande kam. In manchen überregionalen Medien klang das seinerzeit nicht immer so.
Doch werfen wir lieber noch einmal einen kurzen Blick auf die Ausganglage vor der Saison. Was hatte sich im Vergleich zu den Vorjahren geändert? Die gesamten siebziger Jahre hindurch spielte der 1. FC Köln um die Meisterschaft mit. Seit 1970 belegten die „Geißböcke“ einmal den zweiten Platz, wurde Vizemeister (1972/73), zweimal wurde man Vierter (1969/70 und 1975/76), dreimal erreichte man den fünften Platz (1973/74, 1974/75 und 1976/77) und einen Ausrutscher nach unten gab es in der Saison 1970/71, da reichte es gerade mal für den elften Rang. Nicht eben selten war man während verschiedener Spielzeiten Tabellenführer, aber am Ende reichte es nie.
All das änderte sich erst 1977/78. Und dies, obwohl die Mannschaft nicht radikal umgebaut wurde, keine Millionentransfers getätigt wurden und obwohl der vormalige Regisseur und Weltstar Overath in die Wüste geschickt wurde. Der Verdacht liegt nahe, dass es irgendwie mit dem Weltmeister zu tun gehabt haben könnte. Tatsächlich kann zweifelsfrei gesagt werden, dass die Mannschaft nach seinem unfreiwilligen Abgang zusammenrückte, zeigen wollte, dass sie es auch ohne ihn kann, ja sogar besser kann.
Überragende Einzelkönner und besondere Charaktere Und tatsächlich bestand die Mannschaft zum Teil aus überragenden Einzelkönnern oder aus sehr besonderen Charakteren. An erster Stelle Heinz Flohe, aber auch Spieler wie Herbert Zimmermann oder Herbert Neumann waren begnadete Fußballspieler, die jetzt zu ganz besonderen Leistungen aufliefen. Ein Vorbild an Durchschlagskraft war Harald Konopka, Dieter Müller ein Goalgetter der Extraklasse und „Toni“ Schumacher mauserte sich zum besten deutschen Torhüter während dieser Saison. Hinzu kamen überdurchschnittliche Könner wie Gerd Strack, Roland Gerber oder Bernd Cullmann.
Manche sahen Luft nach oben bei den Leistungen der Außenstürmer Roger van Gool und Yasuhiko Okudera, wobei Okudera manch schwache Auftritte in seiner Anfangsphase durch seine enorm wichtigen Treffer gegen Stuttgart und St. Pauli mehr als wett machte. Auch van Gool erzielte wichtige Treffer, beispielsweise im Pokalfinale. Ein junger Spieler wie Dieter Prestin hätte für noch mehr Furore sorgen können, wenn er sich nicht – wie so oft – verletzt hätte. Die einzige Neuerwerbung vor der Saison, Holger Willmer aus Lübeck, der als Linksaußen geholt wurde, schaffte es nicht, sich ins Team zu spielen.
Erfolgsfaktoren Was waren nun die entscheidenden Faktoren für den außergewöhnlichen Erfolg? Weisweiler konnte mit einer Mannschaft arbeiten, die in ihrer Grundstruktur stand, die bereits seit Jahren – im Kern zumindest – vorhanden war. Derjenige, der dafür in erster Linie verantwortlich zeichnete, hieß Karl-Heinz Thielen, der Manager des Clubs seit Anfang 1973. Einen Manager zu beschäftigen bedeutete 1973 ein absolutes Novum im bezahlten deutschen Fußballgeschäft. Jemanden mit so einem Anforderungsprofil zu suchen, auf diese Idee war bis dahin noch kein anderen Bundesligist gekommen.
Thielen sollte die sportliche Ausrichtung bestimmen, Transfers abwickeln, mit dem jeweiligen Trainer kooperieren, die sportliche Linie bestimmen, Verträge aushandeln und darüber hinaus auch eine Art Gesamtgeschäftsführer des Vereins sein. Der Rodenkirchener war selbst Profispieler, er wechselte 1973 nahtlos vom Trainingsplatz ins Büro. Er kannte die Mannschaft aus dem Effeff, wusste, was in ihr vorgeht und er konnte aus eigener Anschauung beurteilen, wo die Defizite liegen.
Hurra-Fußball unter Cajkovski Als Thielen begann, war Rudi Schlott Trainer. Mit ihm arbeitete der einstige Profi etwas mehr als ein halbes Jahr zusammen. Als die Saison 1973/74 mies los ging, wurde Schlott entlassen, auch wenn er im Vorjahr für die Vizemeisterschaft und den Vizepokalsieg verantwortlich zeichnete. Thielen suchte die große Trainerlösung, holte Zlatko „Tschik“ Cajkovski, den ersten Meistertrainer des 1. FC Köln, zurück ans Geißbockheim.
Der Jugoslawe passte hervorragend zur Mannschaft, verstand es glänzend Euphorie zu erzeugen, unter ihm wurde Spaßfussball gespielt und diese Spielweise geradezu zelebriert. Nie sah man in Köln besseren, schöneren Fußball als zu der Zeit, als Cajkovski trainierte und der FC im Provisorium Radrennbahn kickte. So schön es auch war, so phlegmatisch konnte die Mannschaft sein, wenn es mal eine Niederlage setzte.
Entweder unterliefen diese Ausrutscher dann, wenn es wirklich um alles ging, wenn nur noch ein Quäntchen fehlte, um schnurstracks auf den Meistertitel zuzumarschieren oder sie lösten gleich eine handfeste Krise mit einer regelrechten Niederlagenserie aus, die ebenso alle Ambitionen zunichte machte. Das ständige Auf und Ab, das himmelhoch Jauchzend, zu Tode betrübt, entwickelte sich zum unverkennbaren Markenzeichen des FC. Die Mentalitäten von Trainer und Mannschaft waren zu deckungsgleich und mithin kultivierte sich diese Art des Hurra-Fußballs. Cajkovski blieb bis Dezember 1975 FC-Trainer. Die Zusammenarbeit endete nach einer typisch herben Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach.
Als Interimstrainer setzte sich der FC-Altinternationale Georg Stollenwerk auf die Bank, leistete sehr gute Arbeit, erreichte in der Endabrechnung immerhin Platz vier, um dann im Sommer 1976 den Stuhl für Hennes Weisweiler zu räumen. Thielen hatte die genannten Defizite erkannt und wollte nun die wirklich durchschlagende Lösung. Die sollte in Gestalt von Weisweiler kommen.
Dass der Namenspate des Geißbocks beim FC Barcelona nicht alt werden würde, im Machtkampf mit Johan Cruyff den Kürzeren ziehen sollte, das zeichnete sich bereits Ende 1975 ab. Thielen gelang damals über einen befreundeten Journalisten konspirative Kontakte zu Weisweiler herzustellen. Als endgültig klar war, dass Weisweiler in Barcelona hinschmeißen würde, fanden die konkreten Verhandlungen mit dem Startrainer auf Ibiza statt.
Geld spielte bei der großen Lösung keine Rolle Dort hatte FC-Präsident Peter Weiand zufälligerweise ein Ferienhaus, dort konnte man sich unbeobachtet treffen und den Sensationsdeal klar machen. Natürlich hatte Weisweiler auch andere Optionen. Düsseldorf und Duisburg rissen sich ein Bein aus, um ihn zu bekommen, diverse andere Auslandsclubs buhlten ebenfalls um den Startrainer. Dass er sich für Köln entschied, hatte ursächlich damit zu tun, dass das Team eine gewachsene Einheit war.
Da musste nichts teuer zusammengekauft werden, die teilweise absolut erstklassigen Balltreter waren an Ort und Stelle. Sein ambivalentes Verhältnis zu Köln und zu den Kölschen tat ein Übriges. Weisweiler reizte es ungemein zu zeigen, dass nur er es kann den FC zum Erfolg zu führen. Auch das Geld spielte eine Rolle, der FC war zum damaligen Zeitpunkt ein steinreicher, grundsolider Club, der sich einen Mann seines Formats auch finanziell leisten konnte.
Was Weisweiler vorfand, war eine Truppe, die auf mehreren Positionen spitzenmäßig besetzt war. Im Tor standen Schumacher oder Topalovic. Internationale Spitze waren sie nicht, da musste über kurz oder lang etwas passieren. In der Abwehr standen Recken wie Wolfgang Weber, Gerd Strack, Harald Konopka, Herbert Zimmermann, Bernd Cullmann und Roland Gerber. Es müsste sich so zusammenfügen lassen, dass hinten wirklich alles dicht ist und nach vorne Impulse kämen, so Weisweilers Analyse.
Das Prunkstück um Overath und Flohe Das Mittelfeld war definitiv das absolute Prunkstück. Overath der Regisseur, Flohe der technisch beste deutsche Spieler, ein Mega-Talent wie Herbert Neumann und dann noch Heinz Simmet als die kompromisslose Nummer 6, der eigentlich auch in der Nationalmannschaft spielen müsste. Weisweiler umtrieb sehr wahrscheinlich von vornherein eine gewisse Skepsis gegenüber Overath, aber er kam nicht mit der festen Absicht nach Köln, um ihn zu demontieren.
An Flohe hatte er schon vorher einen Narren gefressen, sah in ihm enormes, zusätzliches Potential. Noch bevor Weisweiler seine Trainingsarbeit am Geißbockheim aufnahm, besuchte er die Nationalmannschaft in Jugoslawien, wo im Sommer 1976 die EM stattfand und wo die beiden Kölner Flohe und Müller weilten. Es ist bekannt, dass sich Weisweiler mit „Flocke“ im Hotel traf, länger mit ihm sprach. Was genau zwischen den beiden unter vier Augen besprochen wurde, ist nicht bekannt, aber Weisweiler hätte ihn nicht besucht, um sich nur vorzustellen und gepflegt Kaffee zu trinken.
Flohe war nach diesem Zusammentreffen jedenfalls regelrecht geflasht. Sicherlich spielte es eine enorm wichtige Rolle, dass da ein lupenreiner Rheinländer aufkreuzte, der den spielstarken Euskirchener auch an dieser Ader packen konnte. Wichtiger dürfte aber gewesen sein, dass beide eine ähnliche Spielauffassung hatten und Weisweiler vermutlich Andeutungen darüber machte, wie er sich gegebenenfalls eine künftige Rollenverteilung vorstellt.
Für van Gool: Der FC knackt die magische Millionenmarke Im Sturm hatte sich Dieter Müller als feste Größe längst etabliert, stand auf dem Sprung in der Nationalmannschaft das Mittelstürmerproblem zu lösen. Er war zwar der typische Strafraumspieler, der auf seine Chance lauerte, er konnte aber auch spielerisch mithalten. Weisweiler soll bei den Vertragsverhandlungen zur Bedingung gemacht haben, dass Müller bleibt, wenn er kommen soll. Auf der linken Seite spielte der Oldie Hannes Löhr. Es war klar, dass er dort nicht mehr ewig agieren würde. Die „Nas“ ging auf die 35 zu, hatte eigentlich schon seine Karriere beendet, war aber reaktiviert worden, weil es nicht lief.
Weisweiler erkannte auf Anhieb die Sturmflügel als das Manko. Die Verpflichtung von Preben Elkjaer Larsen zeitgleich mit seinem Trainercomeback in Köln zielte auf das Beheben dieser Schwachstellen. Der junge Däne sollte möglichst bald das Problem auf der linken Seite lösen, jedenfalls traute Weisweiler dies dem talentierten Youngster zu. Auf der rechten Seite stürmte Jürgen Glowacz, der vielfältig verwendbar war, selbst als Verteidiger.
Weisweiler wollte jedoch einen Rechtsaußen der Spitzenklasse haben und den bekam er auch mit dem Belgier Roger van Gool, dessen Ablösesumme bekanntlich erstmals die 1-Million-DM-Grenze sprengte. Darüber hinaus befanden sich im FC-Kader weitere, junge Spieler, die eine reale Perspektive besaßen. Stellvertretend sei Dieter Prestin aus der ganz jungen Garde genannt. Die Sache war also mehr oder weniger rund, jedenfalls mussten nur punktuell Positionen neu besetzt werden und das gab für Weisweiler den Ausschlag, den Weg zurück in die Domstadt zu gehen.
Während der ersten Weisweiler-Saison, die grandios begann, dann aber abflachte und die alten Probleme zutage traten, spätestens da dürfte Weisweiler davon überzeugt gewesen sein, dass eine Rosskur die einzig richtige Lösung sei. Die Art und Weise, wie er mit Overath umsprang, stieß längst nicht überall auf Gegenliebe, auch nicht bei Thielen. Der Manager wusste, dass er sich auf einen starken Trainer eingelassen hatte, der volle Autorität einforderte. Anders als in Barcelona, wo Cruyff alle relevanten Strippen vor und hinter den Kulissen zu ziehen verstand, konnte er in Köln das Denkmal Overath demontieren.
Overath war 33 Jahre alt, längst aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Ein Spieler, der seine Karriere eh ausklingen lassen wollte. Der Konflikt spaltete zwar die Mannschaft, denn einerseits schlugen sich diejenigen Spieler, die ebenfalls keinen hundertprozentigen Rückhalt durch Weisweiler erfuhren, auf die Seite des angeschlagenen Kapitäns, aber andererseits verhielt sich die Mehrzahl zumindest neutral in der Sache.
Thielen war demgegenüber durchaus ein Antipol zu Weisweiler. Es gab Gerüchte, dass Weisweiler auf den Stuhl des Managers scharf war, eigentlich die Zeit gekommen sah, nicht mehr jeden Tag auf dem Trainingsplatz bei Wind und Wetter rumzustehen. Thielen, der sich nie vor einer Auseinandersetzung wegduckte, steckte die Grenzen ab, führte ein klärendes Gespräch mit den Trainer, zeigte die Grenzen auf. Weisweiler verstand und erst ab diesem Moment funktionierte es zwischen Manager und Trainer reibungslos.
Heinz Flohe – der Schlüsselspieler Die Neuordnung des Mittelfelds dürfte tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein. Flohe war immer schon innerhalb der Mannschaft wohlgelitten. Seine Beliebtheit resultierte aus der Tatsache, dass jeder Mitspieler genau wusste, welch ein Ausnahmekönner er war. Viele bewunderten ihn wegen seiner tatsächlich außerordentlichen, technischen Fähigkeiten und obwohl dem so war, verhielt sich Flohe nie wie ein Star oder wie ein abgehobener, launischer Künstler. Er galt stattdessen als ein Kumpel, mit dem man Pferde stehlen konnte. Aus dieser eher seltenen Kombination erwuchs eine natürliche, allseits akzeptierte Autorität.
Weisweiler wollte eine andere Spielweise, getragen durch Flohe: Schnelle Vorstöße, kurze Pässe, weniger Dribblings als sonst üblich beim begnadeten Techniker aus Euskirchen. Da er das direkte Duell mit dem Gegenspieler aber sowieso wie kein anderer beherrschte, konnte er seine Trickkiste mit Billigung des Trainers dann auspacken, wenn sich kein anderes Mittel mehr anbot. Genau das bläute er ihm ein, übte auch das immer wieder im Training.
Flohe sollte außerdem mehr Torschüsse riskieren. Viele seiner vorherigen Tore waren absolute Bilderbuchtore, wahnsinnige Weitschüsse zumeist. Nun sollte er auch mal aus weniger spektakulären Entfernungen und Winkeln drauf halten. Flohe sog das alles wie ein Schwamm auf, seine Motivation kannte kaum noch eine Grenze. Das sichtbarste Zeichen dafür, dass sich seine Rolle fundamental änderte, war seine einstimmige Wahl zum Mannschaftskapitän.
Größter Erfolg fast ohne Neuzugänge Warum Weisweiler vor der Double-Saison ganz auf großartige Neuverpflichtungen verzichtete und auch Thielen keinen gesteigerten Handlungsbedarf sah, ist bis zu einem gewissen Grad geheimnisumwittert. Einerseits war man definitiv überzeugt, dass der vorhandene Kader ausreicht, aber andererseits versuchte man richtigerweise einen weiteren Top-Mann für die rechte Seite zu engagieren.
Man weiß heute, dass man den holländischen Superstar Johnny Rep verpflichten wollte. Dass er nicht geholt wurde, hatte tatsächlich seinen Grund in Weisweilers Aversion gegen seinen Intimfeind Cruyff, was wiederum nicht unbedingt für nüchternes, strategisches Denken spricht. Doch es reichte damals, dass Rep eine Freundschaft zu Landsmann Cruyff nachgesagt wurde, die dem Startrainer nicht schmeckte.
Die Auftaktpleite in Düsseldorf führte zu keinem Fehlstart. Es wäre symptomatisch für den FC alter Prägung gewesen. Dass der FC jedoch nach seinen glanzvollen Siegen plötzlich im September völlig einknickte, drei Bundesliga-Spiele hintereinander verlor und im Europapokal sang- und klanglos ausschied, eine handfeste Negativserie hinlegte, spricht allerdings dafür, dass es mit dem Mentalitätswandel noch nicht allzu weit her war.
Eine neue, abgebrühte Spielweise Spätere Einbrücke, die durchaus nach Niederlagen hätten kommen können, blieben jedoch ganz aus. Im Zweifelsfalle riss man sich zusammen, bekam postwendend wieder die Kurve, bestes Beispiel: Der Sieg auf dem Betzenberg nach der Heimniederlage gegen Frankfurt. Die neue, abgebrühte Spielweise, die Weisweiler einforderte, zog sich ab Oktober durch die gesamte Saison. Es war ursächlich Verdienst des Startrainers.
Derjenige, der die Vorstellungen auf dem Platz umsetzen sollte, war fraglos Heinz Flohe. Ihm zur Seite stand mit Herbert Neumann ein intelligenter Spieler, der diese Intelligenz auch jenseits des Fußballplatzes an den Tag legte. Die Wandlung des Heinz Flohe vom überbordenden Solisten hin zum verantwortungsvollen Spiellenker war in erster Linie Weisweiler zu verdanken. Diese neue Rolle führte auch dazu, dass Flohe genau die selbe Rolle in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen begann. Er war der Kopf der Mannschaft, die nach Argentinien zur WM aufbrach.
Neumann wäre ebenfalls mitgefahren, wenn es sein Gesundheitszustand damals zugelassen hätte. Es kamen trotzdem noch vier andere Kölner mit: Herbert Zimmermann, Harald Konopka, Bernd Cullmann und Dieter Müller. Es hätte die Durchschlagskraft des WM-Titelverteidigers sicherlich erhöht, wenn auch diese FC-Spieler ihren festen Platz in der Mannschaft gehabt hätten. Dem war aber nicht so, entsprechend holprig nahmen sich die WM-Auftritte der Deutschen aus. Für Flohe endete die WM tragisch, weil er sich im Italien-Spiel schwer verletzte und vorzeitig wieder in die Heimat zurückflog.
Die falschen Weichenstellungen nach dem Double Es ist interessant zu beleuchten, warum es dem 1. FC Köln nach der Double-Saison nicht gelang, seine Dominanz zu verteidigen bzw. auszubauen. Auch nach dem Double-Gewinn verzichtete man darauf hochkarätige, sprich teure Spieler zu kaufen. Zwei blutjunge, völlig unbekannte Spieler kamen mit Bernd Schuster und Pierre Littbarski in den Kader, die sich zu Weltstars mausern sollten, aber zunächst noch Zeit brauchten. Sie waren eine vorzügliche Investition in die Zukunft, aber zum Zeitpunkt des Beginns der Saison 1978/79 waren sie noch längst nicht so weit, um dem FC ihren Stempel aufzudrücken.
Tatsächlich hätten nur zwei oder drei gestandene Topstars die Entwicklung weitergebracht. Dass sie nicht kamen, lag nicht an mangelnden Geldmitteln. Die waren vorhanden und auch die Leuchtkraft des FC mit Weisweiler als Trainer sowie dem Status als amtierender Meister und Pokalsieger, machte die „Geißböcke“ zu einer absoluten Top-Adresse in ganz Europa. Es lag vielmehr daran, dass man es nicht wollte beziehungsweise derartige Investitionen nicht als notwendig betrachtete.
Eins wurde jedoch in der folgenden Saison übersehen: der überragende Stellenwert von Flohe innerhalb der Mannschaft als deren integrative Kraft, als deren Leader und seine Wichtigkeit auf dem Spielfeld. Er war die Seele, nicht mehr und nicht weniger. Seine WM-Verletzung erwies sich als so schwerwiegend, dass er 78/79 nur noch 13 Bundesligaspiele absolvieren konnte, entsprechend desolat waren die Leistungen der Mannschaft. Es gab keinen gleichwertigen Ersatz, Neumann konnte die Mannschaft nicht in dieser Weise führen, er hätte noch mindestens ein, wenn nicht zwei Jahre gebraucht, um in diese Schuhe zu passen.
Der Sündenfall nach dem Hamburg-Debakel Diesen Umstand nicht erkannt zu haben ist die eine Sache, ihn am Ende der Saison 1978/78 obendrein als den Sündenbock der unerfreulichen Entwicklung zu brandmarken und an 1860 München zu verscherbeln, ist die eigentliche Ungeheuerlichkeit. Natürlich lagen im Laufe der unerquicklichen Entwicklung die Nerven blank. Man war nicht in der Lage den Meistertitel zu verteidigen beziehungswiese musste spätestens im Frühjahr 1979 erkennen, dass der Meistertitel futsch sein würde.
Aber man besaß die unglaubliche Chance, den Europapokal der Landesmeister in den Vitrinenschrank im Geißbockheim stellen zu können. Dem FC war es gelungen, im internationalen Wettbewerb eine Hürde nach der anderen zu nehmen und stand im Halbfinale. Dort trafen die „Geißböcke“ auf den englischen Vertreter Nottingham Forest. Im Hinspiel erreichte man auf der Insel ein sensationelles 3:3, musste zuhause nur noch 0:0 spielen, um ins Finale einzuziehen. Im Endspiel wartete kein Kaliber a la Real Madrid als Endspielgegner, sondern Malmö FF.
Austragungsort wäre obendrein München gewesen, also gut erreichbar für die Kölner Anhängerschaft. Es kam aber anders als erhofft. Die von niemandem erwartete 0:1-Heimniederlage gegen Nottingham war ein gigantischer Schock für alle Beteiligten. Man wähnte sich schon in der Beletage des europäischen Fußballs angekommen. In diesem Kontext hätte eine verpatzte, nationale Titelverteidigung locker verschmerzt werden können. Dann das! Der absolute Super-GAU! Nix Meisterschaft, nix Europacup.
Das Nottingham-Syndrom Man sprach ganz zu recht vom Nottingham-Syndrom, das den 1. FC Köln befallen hatte. Aber es ging noch weiter. Kurz nach dem bitteren Europapokal-Aus flogen die „Geißböcke“ auch aus dem DFB-Pokal raus, verlor in Berlin bei der Hertha und nun stand man gänzlich mit leeren Händen da. Als obendrein auch noch beim neuen Deutschen Meister Hamburger SV mit 0:6 verloren wurde, brachen alle Dämme. Flohe war bei diesem Spiel zusammen mit Herbert Neumann vom Platz geflogen.
In ihrer Wut suspendieren Präsident Weiand und Trainer Weisweiler beide Spieler vom Training. Dies alles gipfelte schließlich in Flohes Wechsel nach München. Auf ihn entlud sich der ganze Frust. Thielen versuchte die Eskalation zu verhindern, konnte es aber nicht mehr, da fortan Flohe auf stur schaltete und Weisweiler die Brisanz der Sache nicht mal ansatzweise erkannte. Der Kapitän des Doublesiegers war im Sommer 1979 unweigerlich weg und der FC fortan ohne Spielgestalter, ohne Kopf auf dem Spielfeld.
Es so weit kommen zu lassen sprach nicht unbedingt für die Weitsicht von Weisweiler, auch wenn die Umstände zuvor hoch dramatisch und außergewöhnlich waren. Flohes Abgang zu kompensieren ging nicht. Es wäre nur dann möglich gewesen, wenn man zwei, drei Jahre Zeit gehabt hätte, diesen neuen, allseits akzeptierten Kopf beziehungsweise Spielgestalter zu installieren. Flohe hätte sicherlich noch diese zwei, drei Jahre auf höchstem Niveau beim FC spielen können.
Dazu wäre ihm vermutlich sein tragisches Ende als Profifußballer erspart geblieben. Als Spieler von 1860 wurde er im Dezember 1979 von dem damaligen MSV-Spieler Paul Steiner zum Invaliden getreten. Über dieses unfassbare Foul redet man bis heute. Als besonders düster erwies sich zudem die stillose Verpflichtung von Steiner durch den FC, gerade mal ein halbes Jahr später zur Saison 1980/81.
Die Ereignisse beim 1. FC Köln überschlagen sich Zwischenzeitlich überschlugen sich die Ereignisse beim FC. Kurz vor Ende der Saison 79/80, Anfang April, zog Meistertrainer Weisweiler höchst selbst von dannen. Präsident Weiand hatte ihn für seinen Geschmack zu lange wegen einer Vertragsverlängerung zappeln gelassen. Weisweiler setzte sich kurz entschlossen in den Flieger und heuerte bei Cosmos New York an. Am Geißbockheim hinterließ er ein riesiges Vakuum.
Weisweiler konnte Flohes Abgang zwar nicht kompensieren, aber wenn irgendjemand die Mannschaft wieder in Richtung Erfolgsspur hätte bringen können, dann wäre er es gewesen. Immerhin bekam Weisweiler es hin den Laden mit einer mittelfristig aussichtsreichen Perspektive zu stabilisieren. Als er in den Sack haute, Anfang April 1980, stand der FC auf Platz vier und erneut im Pokalfinale. Immerhin! Statt seiner wurde Karl-Heinz Heddergott engagiert, was sich als keine allzu gute Idee herausstellen sollte.
Heddergott verspielte binnen kürzester Zeit allen Kredit, vergeigte das von Weisweiler noch geerbte Pokalfinale, überwarf sich mit dem Mega-Talent Bernd Schuster, der entnervt nach Barcelona flüchtete, zerstritt sich mit Herbert Neumann, Dieter Müller und quasi der ganzen Mannschaft. Seine skurrilen Auftritte vor den gestandenen Profils mit Wandergitarre und fröhlichen Liedern auf den Lippen, sind bis heute unvergessene Anekdoten aus der Scherzkiste des Geißbockclubs.
Der Scherbenhaufen war nicht mehr zu kitten Als er im Oktober 1980 wieder nach Hennef zurückgeschickt wurde, war es zu spät, der Scherbenhaufen nicht mehr zusammenzuflicken. Im Fußballgeschäft einmal ins Hintertreffen zu geraten, kann verheerende Folgen nach sich ziehen. Der HSV stieß beherzt in die Lücke, die Köln aufmachte, etablierte sich mehrere Jahre ganz oben, um die Position dann wiederum an Bayern München abzutreten. Die „Geißböcke“ bekamen seither nie mehr richtig die Kurve.
Als Fazit kann gesagt werden, dass Flohes völlig unnötiger Abgang 1979 den schleichenden Abstieg des 1. FC Köln ursächlich einleitete. Weisweilers beinahe ebenso unnötiger Abgang ziemlich genau ein Jahr später, ließ das mühsam Aufgebaute endgültig einstürzen. Danach wechselten sich immer wieder bessere Phasen mit schlechteren in schöner Regelmäßigkeit ab, aber die Tendenz zeigte abwärts. Zunächst unbemerkt, später rasant fortschreitend. Man kam von ganz oben, bestimmte personelle Weichenstellungen beeinflussten noch jahrelang das Geschehen positiv, verhinderten den harten Crash, aber irgendwann war die Substanz endgültig aufgezehrt.
Keine Zwangsläufigkeit: Der Abstieg zum Abstieg In diesem Weg nach unten lag keine unumkehrbare Zwangsläufigkeit, aber die Auslöser der Entwicklung lassen sich benennen. Später keine nachhaltige Wende mehr hinbekommen zu haben, resultierte später aus vielen ineinandergreifenden Fehlentscheidungen, die in ihrer Summe aber den Abstieg zum Abstieg bedeuteten.
Andersherum gesagt: Wäre Flohe geblieben und hätte Weisweiler selbst den nächsten Kapitän des 1. FC Köln aufgebaut, wäre außerdem des Trainers Kontrakt verlängert worden, dann hätten sich sehr wahrscheinlich bereits 1980 wieder greifbare Erfolge eingestellt. Es hätte sich vermutlich die Chance ergeben, den erreichten Status des Doublegewinners national und gegebenenfalls auch international wieder zu erlangen und auszubauen.
Es hatte nicht sein sollen.
Das alles aber ändert nichts daran, dass der 29. April 1978 ein ganz großer Tag in der Historie des 1. FC Köln bleiben wird. Ein Double ist, wenn man die Häufigkeit der Bayern-Siege einmal außer Acht lässt, immer noch etwas ganz Besonderes und Großes. Nach wie vor haben nur ganz wenige Vereine diesen großen Triumph feiern dürfen. Man darf in der großen Fanschar des 1. FC Köln niemals die Einmaligkeit dieses Tages vergessen. Für diejenigen, die ihn erleben durften, bleibt er sowieso für alle Zeiten unauslöschlich im Gedächtnis.
Liga muss sich weiter gedulden – Coronatestungen gestartet Die Deutsche Fußball Liga hat sich am Donnerstag ein Signal aus der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel erhofft. Doch die beiden höchsten deutschen Profiligen müssen weiterhin auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs warten. Derweil haben am Donnerstag die flächendeckenden Corona-Testungen in den Bundesliga-Vereinen begonnen.
Eine Entscheidung über den Bundesliga-Restart fällt nicht vor dem nächsten Gipfeltreffen am 6. Mai, wenn auch über weitere Lockerungen der Einschränkungen diskutiert werden soll. Bis dahin soll ein Konzept von Kanzleramtschef Helge Braun sowie den Chefs der Staatskanzleien zur Wiederaufnahme des Sportbetriebs erarbeitet werden. Die DFL reagierte mit Verständnis auf die ausgebliebene Entscheidung der Politiker. „Die DFL akzeptiert selbstverständlich, dass am heutigen Tage noch keine Entscheidung zur Wiederaufnahme des Spielbetriebes der Bundesliga und 2. Bundesliga getroffen wurde“, vermeldete die Deutsche Fußball Liga nach der Pressekonferenz der Kanzlerin. Nach wie vor werde sich die DFL aber gemeinsam mit den Clubs auf eine Saison-Fortsetzung im Mai vorbereiten.
Grünes Licht von Sportministerkonferenz und Arbeitsministerium Nach der letzten DFL-Mitgliederversammlung am 23. April hatte Geschäftsführer Christian Seifert bereits angekündigt, für eine baldige Wiederaufnahme gerüstet zu sein. „Wenn der Tag X kommt, werden wir bereit sein. Wenn die Politiker und Politikerinnen entscheiden, dass es der 9. Mai sein wird, sind wir bereit. Wenn es später der Fall sein wird, sind wir auch bereit“. Der 9. Mai als Datum der Wiederaufnahme dürfte auch angesichts der Entscheidungsvertagung inzwischen ausgeschlossen sein. Vielmehr rechnet man in den Vereinen mit einem Datum Mitte oder Ende Mai. Zumindest die Sportministerkonferenz und das Arbeitsministerium haben in dieser Woche bereits Grünes Licht gegeben und sind von dem von der Task Force entwickelten Hygiene- und Sicherheitskonzept überzeugt.
Seit Donnerstag Corona-Testungen in Bundesliga und Zweiter Liga Zu diesem zählen auch die regelmäßige Durchführung der Corona-Tests bei Spielern und Funktionären. Einen Tag vor dem jeweiligen Spieltag sollen alle Profis auf das Virus getestet werden, das Ergebnis dann am Tag des Spiels vorliegen. Dabei hatte das Arbeitsministerium gefordert, bereits vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining bei jedem Spieler zwei Tests durchzuführen. Wie DFL nun bestätigte, wurde mit diesen Tests am Donnerstag flächendeckend begonnen. Ab sofort werden alle Profis der 1. und 2. Bundesliga regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Gleichzeitig sind die Testung einer der Hauptgründe, warum Kritiker gegen die Wiederaufnahme der Ligen sind. Die DFL verweist jedoch auf die ausreichenden Testkapazitäten: „Der Profi-Fußball würde nicht einmal 0,4 Prozent davon belegen. Es ist außerdem davon auszugehen, dass die in Deutschland verfügbaren Laborkapazitäten noch weiter zunehmen werden“, erklärte die DFL am 23. April. Auch beim 1. FC Köln wurden am Donnerstag die ersten Tests durchgeführt, am Montag sollen weitere folgen.
Einer Rückkehr ins Mannschaftstraining stünde also schon bald nichts mehr im Wege. Doch nicht alle Länderchefs stehen einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs positiv gegenüber. Niedersachens Ministerpräsident Stephan Weil äußerte bereits seine Bedenken im ARD-Morgenmagazin: „Ich halte es nicht für angemessen, dass wir die Bundesliga wieder starten lassen, aber keine Perspektive für die Kinder oder den Breitensport haben.“ Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke äußerte sich kritisch: „Spielplätze sind zu, Kitas sind zu, Bundesliga spielt wieder – das passt nicht wirklich zusammen.“ Auch von einer Zustimmung der Masse der Bevölkerung geht Woidke derzeit nicht aus. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatten sich hingegen bereits positiv und optimistisch hinsichtlich eines Bundesliga-Neustarts geäußert. Zudem soll auch über die Zukunft des Breitensports in der kommenden Woche diskutiert werden. Für die Bundesliga heißt es aber zunächst weiterhin Abwarten.
Spieler in Quarantäne: Drei Corona-Tests beim FC positiv! Der 1. FC Köln hat am Donnerstag erstmals alle seine Spieler sowie den Trainer- und Betreuerstab auf das Coronavirus testen lassen. Am Freitag folgten dann die zum Teil unerfreulichen Ergebnisse: Bei drei Personen fiel der COVID-19-Test positiv aus. Die betreffenden Personen müssen nun in häusliche Quarantäne. Das Gruppentraining soll jedoch fortgeführt werden können.
Welche drei Personen beim 1. FC Köln positiv auf COVID-19 getestet wurden, wollte der Verein aus Rücksicht auf die Privatsphäre nicht nennen. Die Betroffenen sollen zuletzt jedoch in einer Trainingsgruppe trainiert haben. Wie der 1. FC Köln mitteilte, seien die drei Erkrankten symptomfrei. Trotzdem müssen die drei positiv getesteten nun für 14 Tage in häusliche Quarantäne.
"Mit individuellen Lösungen reagieren" Der Trainingsbetrieb der Kölner soll jedoch nicht gefährdet sein. Aufgrund der seit Wochen berücksichtigten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen kann das Gruppentraining wie geplant weiterlaufen. „Die Gesundheit und die Privatsphäre unserer Spieler und Mitarbeiter hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können“, erklärte FC-Geschäftsführer Horst Heldt hinsichtlich der teilweise positiven Testergebnisse. Das letzte Training der Geißböcke fand am Donnerstag statt. Über das Wochenende hat die Mannschaft frei, erst am Montag kommen Spieler und Trainer wieder zusammen. Dann finden auch die nächsten Corona-Tests statt.
Drei Corona-Fälle beim FC: „Positives Signal für die Bundesliga“ Der 1. FC Köln gab am Freitagabend bekannt, dass drei Personen aus dem Verein am Coronavirus erkrankt sind. Geschäftsführer Alexander Wehrle bleibt dennoch zuversichtlich.
„Wir haben gestern intensiv Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten. Sie haben unser Hygiene- und Infektionsschutzkonzept bewertet, mit den positiv getesteten Personen gesprochen und sind zu einer klaren Entscheidung gekommen: Wir dürfen den Trainingsbetrieb unter diesen Bedingungen fortführen. Die Maßnahmen, die auf dem Konzept der DFL basieren, werden von Behördenseite anerkannt und als tragfähig eingestuft“, sagt Wehrle im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Kein Rückschlag für die Bundesliga „Das Gesundheitsamt hat entschieden, dass die negativ getesteten Spieler, die in der gleichen Trainingsgruppe waren, aufgrund der Hygiene- und Abstandsregeln nicht zu den Kontaktpersonen Typ eins zählen. Deshalb müssen sie auch nicht in Quarantäne.“
Ist das ein Rückschlag für die geplante Wiederaufnahme der Bundesliga? „Ganz im Gegenteil: Es ist entscheidend, dass unser Konzept als tragfähig eingestuft hat. Das ist ein positives Signal. Ich sehe das daher nicht als Rückschritt an, sondern als Bestätigung. Es zeigt, dass wir sehr zuversichtlich sein können, dass wir auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen können.“
Damit hat auch der FC seine ersten Corona-Fälle. Nach Informationen dieser Zeitung sind zwei Profis und ein Physiotherapeut infiziert. Die beiden Profis gehörten einer Trainingsgruppe an, die zuerst aus acht und seit dem 20. April aus zwölf Spielern bestand. Die Gruppen wurden separiert, trafen auch nicht in der Kabine aufeinander. Noch hat der Verein aber nicht in Erfahrung bringen können, wie sich die drei Personen angesteckt haben könnten. Die Infektionskette ist also unbekannt.
Drei Personen wurden positiv getestet, alle seien symptomfrei Wie berichtet, hatte der FC am Donnerstag seine gesamte Mannschaft sowie Trainer- und Betreuerstab auf das Virus testen lassen. Mitarbeiter des Kölner Labors Wisplinghoff entnahmen die Proben. Die Ergebnisse: Drei Personen wurden positiv getestet, alle seien symptomfrei, teilte der Verein mit. Sie sollen perplex gewesen seien, als sie von den positiven Tests erfuhren. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen will der Klub keine Namen bestätigen. Ob sie nicht doch an die Öffentlichkeit gelangen, ist eine andere Frage..
Nach einer Bewertung der Fälle durch das zuständige Gesundheitsamt müssen die drei positiv getesteten Personen, aber nicht die gesamte Mannschaft und der Stab, in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Das Gesundheitsamt ordnet in der Regel im Alltag bei Kontaktpersonen eine 14-tägige Quarantäne /häusliche Isolation an, „wenn man innerhalb der letzten 14 Tage engen Kontakt zu einem Menschen hatte, der nachweislich infiziert ist“, wie es heißt.
Gruppentraining läuft wie geplant weiter Der Klub teilte ferner mit, dass der Trainingsbetrieb aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining wie geplant weiterlaufen könne. Voraussetzung dafür sei, dass der entsprechende Personenkreis weiter so getestet wird, wie es im medizinischen Konzept der „Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ der Deutschen Fußball-Liga DFL vorgesehen ist.
Dieses Vorgehen wurde am Freitag auch mit dem Vorsitzenden der Taskforce, Tim Meyer, ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes sowie Barbara Gärtner, Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, abgestimmt.
„Wir sehen jetzt im Alltag, dass unser Konzept frühzeitig Risiken erkennt und reduziert. Dazu werden wir stets im engen Austausch mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und den medizinischen Experten sein. Wir sind überzeugt, dass wir den Spielern mit unserem Konzept die Ausübung ihres Berufs unter bestmöglichem Infektionsschutz ermöglichen können“, lässt sich Meyer zitieren. „Die Gesundheit und die Privatsphäre unserer Spieler und Mitarbeiter hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können“, sagt FC-Sportchef Horst Heldt.
Kölns Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw gibt Einblicke in den Corona-Alltag Kölns Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw gewährte gegenüber „Het Laatste Nieuws, der größten Zeitung aus seiner Heimat Belgien, Einblicke in den neuen Corona-Alltag und die erste Testung am Donnerstag. „Die Tester nutzen eine Art Ohrstäbchen, aber es ist viel größer. Dieses wurde uns einmal in den Hals gesteckt, um eine Probe zu entnehmen, das gleiche passierte mit der Nase. Das ging ziemlich tief. Das war kein angenehmes Gefühl. Wir werden mindestens alle fünf Tage getestet. Auf jeden Fall immer einen Tag vor einem Spiel, um zu wissen, ob wir tatsächlich Fußball spielen können.“
Was passiert, wenn Tests bei den Klubs positiv ausfallen, das konnte sich Bornauw schon vor dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle beim FC vorstellen. „Dann denke ich, dass der betreffende Spieler zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt wird, bis er wieder negativ ist. Man muss zwei aufeinanderfolgende negative Tests machen, um wieder Kontaktsport betreiben zu können.“ Bornauw erklärte zudem, dass das Team eine Woche vor dem Saisonstart ein Hotel beziehen werde und es in dieser Woche keinen Kontakt mehr zur Außenwelt gebe. So steht es auch im DFL-Konzept.
Bundesliga in Corona-Pause 1. FC Köln trainiert für den Neustart Bornauw sagte, dass der Verein jetzt eigentlich auf ein offizielles „Go“ fürs Mannschaftstraining warte. „Es heißt, wir können am Mittwoch zum ersten Mal mit Kontakt trainieren.“ Der 21-Jährige zeigt sich optimistisch, dass die Bundesliga ab Mitte Mai ihren Spielbetrieb aufnimmt: „In anderen Ländern ist es noch etwas früh, aber für uns klingt ein Neustart realistisch. Deutschland ist möglicherweise das erste große Land, in dem wieder gespielt wird. Wir müssen warten, aber wir sind bereit.“ Die Politik habe das letzte Wort, aber der Hunger sei groß.
Drei positive Corona-Tests beim FC - Köln-Stars müssen in Quarantäne Bittere Nachrichten für den 1. FC Köln: Nach EXPRESS-Informationen wurden zwei Profis und ein Physiotherapeut positiv auf das Coronavirus getestet!
Die Betroffenen müssen jetzt in Quarantäne – das Gruppen-Training am Geißbockheim soll aber dennoch wie geplant weiterlaufen.
Corona-Tests am Geißbockheim Donnerstagnachmittag waren die FC-Spieler, das Trainerteam und die Betreuer (insgesamt rund 60 Personen) am Geißbockheim auf Corona getestet worden – flächendeckende PCR-Tests sind Teil des DFL-Hygienekonzepts und wurden bei allen Profi-Klubs durchgeführt.
Freitagnachmittag tauchten dann erste Gerüchte über positive Fälle beim FC auf. Am Abend bestätigte der Klub diese und erklärte in einer Stellungnahme: „Drei Personen wurden positiv getestet, alle sind symptomfrei. Nach einer Bewertung der Fälle durch das zuständige Gesundheitsamt müssen die drei positiv getesteten Personen in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Der 1. FC Köln wird aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen keine Namen bestätigen.“
Trainingsbetrieb des 1. FC Köln soll weiterlaufen Der Trainingsbetrieb könne „aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen“ aber wie geplant in Gruppen weiterlaufen, erklärte der FC: „Voraussetzung dafür ist, dass der entsprechende Personenkreis weiter so getestet wird, wie es im medizinischen Konzept der 'Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb’ der Deutschen Fußball-Liga DFL vorgesehen ist.“
In den vergangenen Wochen hatte der FC in zwei Gruppen trainiert, die drei positiv getesteten Personen stammen aus derselben Trainings-Truppe. Eigentlich hat der Klub gehofft, Mitte der kommenden Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen zu können – schließlich plant die DFL derzeit eine Fortsetzung der Bundesliga ab dem 15. Mai. Werden diese Pläne jetzt durchkreuzt?
Horst Heldt: „Gesundheit hat Vorrang“ FC-Sportchef Horst Heldt (50) sagt: „Die Gesundheit und die Privatsphäre unserer Spieler und Mitarbeiter hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können.“
Der Vorsitzende der DFL-Taskforce, Prof. Tim Meyer (ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes) erklärt: „Wir sehen jetzt im Alltag, dass unser Konzept frühzeitig Risiken erkennt und reduziert. Dazu werden wir stets im engen Austausch mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und den medizinischen Experten sein. Wir sind überzeugt, dass wir den Spielern mit unserem Konzept die Ausübung ihres Berufs unter bestmöglichem Infektionsschutz ermöglichen können.“
Sebastiaan Bornauw: So laufen die Corona-Tests Kölns Sportboss Heldt und sein Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle (45) hatten die Mannschaft am Donnerstag im Geißbockheim-Restaurant über das DFL-Hygienekonzept und die weiteren Maßnahmen informiert, anschließend waren die Tests durch Mitarbeiter des Labors Dr. Wisplinghoff (aus Köln-Marsdorf) durchgeführt worden.
FC-Verteidiger Sebastiaan Bornauw (21) erklärte gegenüber „Het Laatste Nieuws“: „Das war kein angenehmes Gefühl. Sie nutzen eine Art Ohrstäbchen, aber es ist viel größer. Dieses wurde uns einmal in den Hals gesteckt, um eine Probe zu entnehmen, das gleiche passierte mit der Nase. Das ging ziemlich tief.“
Nächste Tests für Montag geplant Samstag und Sonntag haben die Spieler frei, genau wie bereits am Freitag – die nächste Einheit ist für Montag geplant, dann soll auch wieder getestet werden.
Bornauw über die weiteren Maßnahmen, die der Mannschaft angekündigt wurden: „Wir werden mindestens alle fünf Tage getestet. Auf jeden Fall immer einen Tag vor einem Spiel, um zu wissen, ob wir tatsächlich Fußball spielen können.“ Zudem soll jedes Team vor der Liga-Fortsetzung „eine Woche lang in ein Hotel. Die Spieler sollen zu niemandem von außen Kontakt haben.“
Erst mal müsste aber die Rückkehr ins Mannschaftstraining gelingen. „Man muss zwei aufeinanderfolgende negative Tests vorweisen, um wieder Kontaktsport betreiben zu können. Es heißt, wir können erst am Mittwoch zum ersten Mal mit Kontakt trainieren“, so Bornauw vor Bekanntwerden der positiven Testergebnisse.
Diese sind nun ein herber Rückschlag für alle DFL-Pläne!
Positive Tests: Wie es jetzt beim Effzeh weitergeht Der 1. FC Köln hätte kaum eine schlechtere Kunde erhalten können auf die ersten Coronavirus-Tests. Ein Physiotherapeut und zwei Spieler sind positiv auf Covid-19 getestet worden. Gerade in einer Phase, in der die Geissböcke gehofft hatten den nächsten Schritt in Richtung Mannschaftstraining machen zu können, kam nun der Rückschlag. Müssen jetzt die Maßnahmen auf den Prüfstand?
Am Donnerstag getestet, am Freitag die Resultate: Wie der FC abends bekannt gab, müssten drei Personen in der Profiabteilung für 14 Tage in Quarantäne. Sie seien alle symptomfrei und das Gruppentraining könne „aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen wie geplant weiterlaufen“. Die Maßnahmen und Tests hätten sich bewährt und man sehe, dass das Konzept der Deutschen Fußball Liga die Risiken für die Sportler reduziere.
Doch klar ist auch: Die positiven Tests zeigen, wie dünn das Eis ist, auf dem sich der FC und die anderen Bundesligisten bewegen. Sollte es stimmen, dass das infizierte Trio gemeinsam in einer Trainingsgruppe in Kontakt stand, richten sich am Geißbockheim nun alle Augen auf die weiteren Spieler und Betreuer dieser Gruppe. Haben die getroffenen Maßnahmen mit Abständen, Kontaktverbot und Desinfektion wirklich geholfen oder werden in den kommenden Tagen weitere Infizierte dazu kommen? Wie wird es den Betroffenen gesundheitlich gehen? Bleiben die infizierten Spieler in Quarantäne ohne Symptome und können in den 14 Tagen Abschottung das Heimtraining wieder aufnehmen?
Warten auf das Mannschaftstraining Beim FC hatte man gehofft, schon bald den nächsten Schritt in Richtung Mannschaftstraining gehen zu können, so wie es nun Klubs wie RB Leipzig für die kommende Woche anvisieren. Am Donnerstag hatte man zuletzt trainiert, am Montag sollte es weitergehen. Dem GEISSBLOG.KOELN teilte der FC am Freitagmittag vor Bekanntwerden der Ergebnisse mit, dass man zu Beginn der kommenden Woche erst einmal weiter in Gruppen trainieren wollte und auf die offizielle Erlaubnis für das Mannschaftstraining warte. Wann diese kommen wird, dürfte nun von den zweiten Tests abhängen, die Anfang kommender Woche bei allen Beteiligten beim FC durchgeführt werden sollen.
Ein Rückschlag sind die positiven Tests aber allemal, nicht nur für den FC, sondern für die gesamte Liga, die nach einer Rückkehr in den Wettkampf strebt. Noch unter der Woche hatte Hans-Joachim Watzke im ZDF bei Markus Lanz erklärt: „Jetzt, in diesem geschlossenen System, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir es hinkriegen, dass es keinen positiven Fall geben wird, weil wir jetzt seit fünf Wochen in den Klubs an diesem Konzept arbeiten.“ Diese vermeintliche Sicherheit hat sich als trügerisch und falsch herausgestellt.
Infizierte Spieler würden am 16. Mai ausfallen Dennoch dürfte am kommenden Mittwoch klar werden, wann die Bundesliga wieder beginnen darf. Bundesregierung und Ministerpräsidenten hatten am Donnerstag die Entscheidung über den Bundesliga-Neustart auf den 6. Mai verschoben. Damit stand einerseits fest, dass der 9. Mai als Wiederbeginn des Ligabetriebs vom Tisch ist. Andererseits richtet sich die Bundesliga nun auf den 16. Mai ein, um mit Geisterspielen wieder loszulegen. Für Trainer Markus Gisdol würde dieses Datum bedeuten, dass er schon jetzt auf zwei Spieler verzichten müsste. Denn die beiden Infizierten würden dann erst aus der Quarantäne zurückkehren.
Fünf Fragen und Antworten: Die Folgen der positiven Tests Der 1. FC Köln versucht die positiven Tests zweier Spieler und eines Betreuers als Zeichen zu interpretieren, dass das Konzept der Deutschen Fußball Liga funktioniert. Ob das gelingen wird, dürfte entscheidend von den weiteren Tests abhängen, die nun folgen werden. Denn daran hängt, ob die bereits Infizierten noch andere Spieler angesteckt haben.
Die FC-Bosse waren am Samstag im Krisenmodus. Man hatte gehofft, von positiven Tests verschont zu werden. Nicht nur, um weiter in Ruhe trainieren zu können. Auch, um dem ersehnten Bundesliga-Restart näher kommen zu können. Stattdessen wurde das trainingsfreie Wochenende für die Verantwortlichen der Geissböcke zu einem Großeinsatz. Dabei ging es immer wieder um fünf Fragen. Deren Antworten fasst der GEISSBLOG.KOELN zusammen.
1. Wie geht es jetzt weiter? Der 1. FC Köln erklärte am Samstag, dass das Training „am Montag mit den Spielern weitergeht, die negativ getestet worden sind“. Auf die Frage, ob dies nur für die Tests von Donnerstag gelte, gab es keine Antwort. Nach Informationen des GEISSBLOG.KOELN ist dies aber nicht der Fall. Am Montag sollen nur Spieler wieder ins Training einsteigen dürfen, die zwei negative Tests vorweisen können – jenen vom Donnerstag und einem weiteren Test nach GBK-Informationen am Sonntag. Die Ergebnisse dieses zweiten Tests werden am Montagvormittag vorliegen, sodass Trainer Markus Gisdol dann weiß, welche Spieler er in den kommenden Tagen wird gefahrlos trainieren können.
2. Warum sind die Mitspieler nicht ebenfalls in Quarantäne? Nach GBK-Informationen gehörten die beiden infizierten Spieler ebenso wie der Betreuer ein und derselben Trainingsgruppe der vergangenen Wochen an. Das heißt zunächst: Am Sonntag und Montag werden alle Augen auf den Testergebnissen der Gruppen-Mitspieler liegen – in der Hoffnung, dass sich keine weiteren FC-Profis in diesem Kreis angesteckt haben. Klar ist bislang: Laut Gesundheitsamt müssen erst einmal nur die drei Infizierten in Quarantäne. Weitere FC-Spieler oder -Mitarbeiter gehören laut Einschätzung des Amtes und des Robert-Koch-Instituts nicht zu den sogenannten „Kontaktpersonen der Kategorie I mit engem Kontakt (höheres Infektionsrisiko)“.
3. Wer nimmt die Kategorisierung vor? Das Gesundheitsamt! Wie bei allen Coronavirus-Infizierten in Deutschland auch, wurden die betroffenen FC-Spieler und -Betreuer dem Gesundheitsamt gemeldet und nach GBK-Informationen vom Amt telefonisch kontaktiert. Daraufhin mussten die Erkrankten alle Namen möglicher Kontaktpersonen nennen und die Umstände der Kontaktsituation. Das Amt entschied daraufhin, dass die anderen FC-Spieler nicht zur Kategorie I mit höherem Infektionsrisiko gehören. Offen ist, ob diese Einschätzung revidiert werden könnte, sollten weitere Infektionen innerhalb der bereits betroffenen Trainingsgruppe hinzukommen. Weitere positive Fälle wären Hinweise darauf, dass sehr wohl ein erhöhtes Infektionsrisiko trotz des Trainingskonzepts vorliegt. Doch das Arbeitsministerium, das Robert-Koch-Institut und das Gesundheitsamt Köln haben das DFL-Konzept bislang als ausreichend eingestuft.
4. Wie häufig wird getestet und wer darf trainieren? Ab sofort wird nicht nur der 1. FC Köln, sondern alle Bundesliga-Klubs zweimal pro Woche getestet. So sieht es der Plan der Deutschen Fußball Liga vor. Am Mannschaftstraining und an potentiell stattfindenden Spielen sollen lediglich Spieler und Betreuer teilnehmen dürfen, die zwei aufeinander folgende negative Tests vorweisen können. Durch die regelmäßige Testung soll garantiert werden, dass bei positiven Tests der jeweilige Patient noch nicht ansteckend war. Diese Empfehlung geht ebenfalls auf das Robert-Koch-Institut zurück.
5. Sollte es im Mannschaftstraining inklusive Zweikämpfen neue positive Fälle geben, wären dann nicht alle Mitspieler automatisch Kategorie I? Dazu sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle dem GEISSBLOG.KOELN: „Die Experten gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung während des Sports unter freiem Himmel sehr viel geringer ist. Ansonsten wäre, egal in welchem Bereich, kein Mannschaftssport mehr möglich, bis ein Impfstoff vorhanden ist.“ Entscheidend bei der Kategorisierung soll laut Experten der Unterschied zwischen „auf dem Platz“ und „außerhalb des Platzes“ sein. Bislang geht das Robert-Koch-Institut davon aus, dass die Infektionsgefahr auf dem Platz äußerst gering ist und deswegen die Quarantäne einer gesamten Mannschaft nicht nötig wäre.
Corona-Fälle beim 1. FC Köln: „Auf der falschen Seite der Geschichte” Der 1. FC Köln vermeldet drei positive Corona-Fälle, die Fußballindustrie wertet das als Erfolg für das eigene Testsystem. Das Spielen mit der Gesundheit der Profis ist maßlos und gefährlich, findet unser Kommentar.
Nur drei Tage lagen zwischen den Worten eines hochrangigen Interessenvertreters aus der Bundesliga und den nächsten positiven Corona-Fällen im deutschen Fußball. In der Talkshow von Markus Lanz sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Dienstagabend, dass er sich ziemlich sicher sei, dass es keinen positiven Fall in der Bundesliga mehr geben würde, weil das medizinische Konzept das verhindert. Am Freitagabend vermeldete dann der 1. FC Köln, dass drei Mitarbeiter des Klubs positiv getestet wurden – es soll sich um zwei Profis und einen Physiotherapeuten handeln. Der Plan der DFL, die Politik durch intensive Lobbyarbeit im Hintergrund von einer Wiederaufnahme der Bundesliga im Mai zu überzeugen, erhält dadurch einen Rückschlag – so scheint es. Und wieder ist der 1. FC Köln beteiligt, der bis dato das letzte Bundesliga- und das erste Geisterspiel ausgetragen hatte.
In einer Welt ohne Covid-19 hätte der FC an diesem Wochenende bei Bayer Leverkusen gespielt, es wäre der 32. Spieltag der Bundesligasaison gewesen. Je näher das Saisonende rückt, desto aufregender werden die Spiele – sofern es denn noch um was geht. Für den Traditionsverein vom Rhein hätte es bei gutem Verlauf der Spiele zuvor durchaus noch um den Einzug in den Europapokal gehen können, die Pandemie des Coronavirus machte dem allerdings einen Strich durch die Rechnung. Mittlerweile geht es beim 1. FC Köln, der Bundesliga und der gesamten Menschheit um etwas anderes: ums Überleben. Die Bundesliga will inmitten dieser Krise jedoch einzig und allein ihre ökonomische Interessen durchsetzen und gefährdet damit die Gesundheit der Spieler, sie sendet ein falsches Zeichen an die Gesellschaft.
Die positiven Fälle – auch ein positives Zeichen? Der Grund ist eine Viruserkrankung, ohne Impfstoff und Immunität als Gegenmittel. Daran ändert auch vorerst das sorgfältig ausgearbeitete medizinische Konzept des deutschen Fußballs nicht. Unter der Leitung von DFB-Chefmediziner Tim Meyer wurde ausgearbeitet, unter welchen Bedingungen die restlichen Spieltage der Bundesligasaison trotz der Coronavirus-Pandemie ausgetragen werden können. Die Vorstellung des Plans erfolgte in der vergangenen Woche, die Politik forderte Nachbesserungen – dem ist das medizinische Team wohl nachgekommen. Am 6. Mai soll nun das Konzept dem Sportausschuss des Bundestags vorgestellt werden, am selben Tag könnte auch entschieden werden, wann die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt. Die drei positiven Tests beim 1. FC Köln dürften die Position der DFL nicht verbessert haben.
Denn nach Bekanntwerden der Fälle vermittelt beispielsweise die Kommunikationsabteilung des FC den Eindruck, sie sei zufrieden mit dem Ergebnis. Schließlich sei genau das erreicht worden, was man sich von den engmaschigen Tests versprochen hatte: positive Fälle wurden entdeckt, es folgen zwei Wochen Quarantäne. „Das Ziel der engmaschigen Tests ist es doch, Menschen, die nachweislich nicht infiziert sind, nicht in Quarantäne zu schicken“, twitterte der Vereinsaccount am Abend der Bekanntgabe, als Kritik am Vorgehen der Bundesligavereine laut wurde. Dass Spieler so früh positiv getestet wurden, sei „nicht der Fehler im System, sondern dessen Bestätigung“. Man muss schon sehr viel Chuzpe haben, um in der gegenwärtigen Situation diese Tatsache als „Erfolg“ zu werten.
Gewiss: Auch für Bundesligaspieler ist Gesundheit das höchste Gut, sie müssen bestmöglich geschützt werden. Aber dass Arbeitgeber wie der 1. FC Köln nun den Eindruck vermitteln wollen, dass positive Tests doch aufzeigen würden, wie sehr sich die Vereine um die Gesundheit der Spieler kümmern würden, ist eine Farce. Der maßlos selbstherrliche Plan einer Branche, die sich in der Vergangenheit von den Bedingungen des normalen Lebens weitestgehend entfernt hat, basiert auf der Fitness der Spieler – und diese sind nicht gegen das Virus immun.
Andere Ligen brechen ab, Spieler auf Intensivstation Wir erinnern uns: Man kann den Virus auch in sich tragen, ohne Symptome zu zeigen. Auch unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen oder dem Tragen einer Maske lässt es sich nicht ausschließen, dass man andere Personen infiziert, gerade im eigenen Haushalt oder in der eigenen Familie. Durch die lange Inkubationszeit hat sich die zweiwöchige Quarantäne als Mittel der Wahl erwiesen, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Die Bundesligavereine reagierten schon im April darauf und ließen in Kleingruppen trainieren. Das medizinische Konzept sieht auch eine feste Zuordnung von Physiotherapeuten vor, sodass die Kontakte möglichst reduziert werden. So weit, so gut – es ist auf jeden Fall so, dass sich die entsprechenden Personen ausreichend Gedanken gemacht hätten. Aber an dieser Stelle ist es vielleicht auch hilfreich, noch einen Schritt zurückzugehen.
Schaut man sich im internationalen Fußball um, herrscht gerade große Unsicherheit, weil das Coronavirus die Handlungen bestimmt und die sonst so mächtige Fußballwelt nur reagieren kann. In Frankreich ist die Liga abgebrochen worden, weil die Politik so entschieden hat. Mit Junior Sambia (HSC Montpellier) verließ erst gestern ein Fußballprofi das Krankenhaus, nachdem er wegen der Erkrankung an Covid-19 sogar ins künstliche Koma versetzt wurde – ein junger, fitter Mensch. Auch in den Niederlanden wurde die Saison abgebrochen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich weiß, dass ein Abbruch massive rechtliche und finanzielle Konsequenzen hat und daher gut durchdacht werden muss.
In Deutschland bestimmt die Selbstherrlichkeit Ich glaube aber, dass der von der DFL eingeschlagene Weg, noch im Mai wieder Fußball spielen zu wollen, ambitioniert, wenn nicht gar selbstherrlich ist. Dieser Eindruck verstärkt sich umso mehr, wenn Funktionäre wie Watzke davon sprechen, dass eine Wiederaufnahme ein „Qualitätszeugnis der Deutschen“ wäre, Ralf Rangnick sprach mit maßloser Arroganz von einem „Zeichen an die gesamte Menschheit“, würde die Bundesliga wieder spielen. Bei allem Respekt: Es gibt so viele Bereiche, die momentan wichtiger sind als Fußball.
Auch die Premier League, immerhin umsatzstärkste Liga der Welt, überlegt, wann und wie sie wieder zum Betrieb zurückkehren kann. Das stößt aber nicht überall auf Gegenliebe: Das Magazin The Athletic sprach unter der Woche mit einer Person aus dem Umfeld eines Vereins. „Wenn sich eine Person infiziert und stirbt, werden wir auf der falschen Seite der Geschichte stehen. Es wird erst jemand sterben müssen, damit die Leute das verstehen“, lautete die klare Aussage. Sergio Agüero, einer der besten Stürmer der Premier League, sah das gegenüber dem argentinischen Fernsehsender El Chiringuito ähnlich: „Die Mehrheit der Spieler hat Angst, weil sie Familien haben, sie haben Kinder, sie haben Babys.“ Er sprach auch davon, dass er und seine Kollegen „ziemlich nervös und besonders vorsichtig“ sein würden, wenn sie auf den Platz zurückkehren.
Wie geht es bis zum 6. Mai weiter? Fußballer sind Arbeitnehmer, sie haben das Recht, sich den Bedingungen ihres Arbeitgebers zu widersetzen. Zwar unternimmt in Deutschland die DFL viel, um eine möglichst sichere Durchführung von Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen – das medizinische Risiko ist aber einkalkuliert. Und das ist unverantwortlich.
Kevin Kühnert von der SPD befürchtet im Gespräch mit dem Münchner Merkur: „Der Fußball fügt sich damit einen erheblichen Imageschaden zu, mutmaßlich einen größeren, als es die Pandemie tut.“ Der Fußballfan ergänzt, dass der Plan der DFL eine „ungeheure negative Symbolkraft“ hätte. Sein Parteikollege Karl Lauterbach, selbst Mediziner und Gesundheitsexperte, twitterte: „Es ist voll unverantwortlich, dass die Spieler weiter trainieren, nachdem sie mit 3 infizierten Spielern Kontakt hatten. Sie müssten in Quarantäne, wie wir es vom Bürger verlangen. Dazu werden die Spieler gefährdet. Das Konzept floppt und ist kein Vorbild.“ So ist die Stimmungslage am Samstagmorgen, nachdem am Vorabend drei positive Tests bekanntgegeben wurden. Die Frage ist: Wie geht es weiter?
Gesundheit ist die wichtigste Maxime! Es erscheint umso bedenklicher, dass am Dienstag der Bundesligist aus Leipzig voll ins Mannschaftstraining einsteigen möchte, wenn alle Tests negativ verlaufen. Man darf gespannt sein. Und über die Frage einer möglichen Wettbewerbsverzerrung haben wir noch gar nicht gesprochen: Diese wird dann relevant, wenn Teile einer Mannschaft in Quarantäne sind, die Spiele aber trotzdem weiter stattfinden müssen. Dann muss eben die U19 irgendwann ran.
Es wird abzuwarten sein, welche Entscheidung die Politik am kommenden Mittwoch trifft und ob sie der DFL schon das grüne Licht erteilt. Bis dahin könnte es zu weiteren positiven Tests kommen, die den öffentlichen Druck auf die Bundesliga erhöhen. Diese wird, so lässt sich Stand heute prognostizieren, weiterhin darauf beharren, dass man ein sicheres und umfangreiches Testsystem entwickelt habe, um die eigenen Spieler zu schützen. Der Trainingsbetrieb muss aber auch beim 1. FC Köln weitergehen. Es muss trainiert werden, es muss gespielt werden, damit das Fernsehgeld überwiesen wird. Alle Aussagen, die Bundesliga würde ein positives Zeichen an die Bevölkerung senden, sind Luftschlösser. Es geht nur ums Geld, nicht um die Gesundheit. Ich würde mir wünschen, dass Spieler das Wort ergreifen, um ihre Bedenken auszudrücken.
Spiele kann man nachholen, irgendwann einmal. Bei der Gesundheit gibt es diese Sicherheit nicht.
Corona-Fälle beim FC - Experte warnt alle Profis vor Schäden an Herz und Lunge Es war der große Schock am Freitagabend! Die Corona-Tests beim 1. FC Köln fielen bei zwei Spielern und einem Betreuer positiv aus.
Die Infizierten werden aus dem Training der Mannschaft genommen und in eine häusliche Quarantäne geschickt, der Rest soll weitertrainieren – so wie es das Konzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) vorgibt. Das stößt allerdings nicht überall auf Verständnis.
Karl Lauterbach warnt vor schweren Folgen an Lunge, Herz und Nieren Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat nach dem Bekanntwerden der drei positiven Befunde die Fortsetzung des Trainings kritisiert. „Wahrscheinlich 2 Spieler, 1 Mitarbeiter infiziert. Rest trainiert weiter“, schrieb Lauterbach bei Twitter: „Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht ‚Brot und Spiele‘.“
Der gebürtige Dürener Lauterbach gilt als Experte auf dem Gebiet der Epidemiologie und war zuletzt mehrfach öffentlich als Kritiker einer Lockerung von Maßnahmen während der Corona-Pandemie und einer Wiederaufnahme der Bundesliga aufgetreten. Über die Maßnahmen der DFL twittert er: „Das Konzept floppt und ist kein Vorbild.“
Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen veröffentlichte der 1. FC Köln am Freitag keine Namen, nach EXPRESS-Informationen handelt es sich um zwei Spieler und einen Physiotherapeuten.
Corona beim 1. FC Köln: Sportchef Heldt widerspricht Vorwürfen Trotz der drei positiven Corona-Tests beim 1. FC Köln hat Sportchef Horst Heldt ein Fehlverhalten innerhalb der Mannschaft zurückgewiesen. „Niemand aus unserem Team hat sich leichtsinnig verhalten. Fakt ist: Wir haben drei Infizierte und über 50 Nicht-Infizierte in unserer Testgruppe. Insofern gehen wir davon aus, dass die Regeln und Maßnahmen am Geißbockheim wirken“, sagte Heldt der „Bild am Sonntag“. Am Freitag war bekanntgeworden, dass zwei Spieler und ein Betreuer der Rheinländer positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.
Es sei klar gewesen, dass es auch positive Tests geben könne, „wenn man in der Liga auf einen Schlag weit über 1000 Tests macht“, betonte Heldt. Dass nur die drei infizierten Personen in Quarantäne mussten, sei die Entscheidung des Gesundheitsamtes gewesen.
Horst Heldt prophezeit sinkende Ablösesummen Heldt hätte kein Problem damit, wenn es in zwei Wochen in der Bundesliga wieder losgehen würde. „Wir lernen gerade alle, Kompromisse einzugehen, an die wir vor Wochen noch nicht gedacht haben.“ Natürlich seien zehn bis 14 Tage richtiges Mannschaftstraining sinnvoll. „Aber vielleicht kriegen wir diese Zeit nicht. Und dann machen wir es so“, ergänzte der langjährige Manager.
Für die Zukunft geht Heldt davon aus, dass die Corona-Krise für sinkende Ablösesummen sorgt. „Es wird zwar immer noch Spitzen-Transfers im zweistelligen Millionenbereich geben, aber nicht mehr in der Vielzahl wie vor Corona. Ich glaube nicht, dass es in den nächsten Jahren einen 100-Mio.-Transfer geben wird.“
„Ich verweise auf die Experten“ - FC-Boss Wehrle glaubt weiter an Liga-Fortsetzung Es war echter Schock bei den Vorbereitungen auf den Bundesliga-Neustart: Zwei Profis und ein Physio sind beim FC in der ersten Runde der flächendeckenden Coronatests positiv getestet worden. Für Alexander Wehrle (45) kein Grund zur Panik. Der FC-Boss sieht in den Vorgängen ein „positives Signal“ für die Tragfähigkeit des Hygienekonzepts.
Man sieht durch die Tests, dass wir frühzeitig Risiken erkennen und minimieren können“, sagt Wehrle und führt aus: „Die Rücksprache mit dem Gesundheitsamt Köln hat ergeben, dass unser Konzept als tragfähig bewertet worden ist. Das bedeutet, dass wir den Trainingsbetrieb fortführen können.“
Alexander Wehrle gibt sich optimistisch Denn nach Bewertung der Fälle müssen nur die drei positiv getesteten Personen – die laut Vereinsangaben alle symptomfrei sind – in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. „Das ist von Behördenseite ein positives Signal. Das Gesundheitsamt hat gesagt, dass alle Spieler, die negativ getestet worden sind, nicht zu Kontaktperson I wurden und deshalb weiter am Trainingsbetrieb teilnehmen können“, sagt der FC-Geschäftsführer.
Der Ablauf sei „so wie bei jedem anderen Corona-Betroffenen in Deutschland“, sagt Mannschaftsarzt Dr. Paul Klein (52) auf der FC-Homepage. „Wir bekommen keine Sonderregelung. Es stimmt nicht, dass bei einem vergleichbaren Fall in einer anderen Branche per se alle in Quarantäne müssten.“
Der FC-Doc ergänzt: „Ich würde niemals Spieler des FC Risiken aussetzen, weil irgendjemand das so will. Die Experten des Gesundheitsamtes bewerten es so, dass aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining, wie wir es seit dem 6. April praktizieren, am Geißbockheim mit all jenen, die negativ getestet wurden, wie bisher weiter trainiert werden kann.“
1. FC Köln: Mannschaftstraining ab Mittwoch? Trotz eines trainingsfreien Wochenendes werden die negativ Getesteten am Sonntag noch einmal getestet. Zu Spielen und zum Training ist laut Konzept nur zugelassen, wer zweimal nacheinander negativ getestet wurde.
Am Mittwoch soll dann der nächste Schritt Richtung Normalität folgen. Dann will der 1. FC Köln wieder das Mannschaftstraining aufnehmen. Laut Wehrle erfolgt dies in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. „Danach müssen wir auf eine finale Entscheidung der Politik warten“, sagt Wehrle. Die Hoffnung auf Grünes Licht durch die Politik für den angestrebten Liga-Neustart am 15. Mai ist nach den Vorkommnissen aber ungebrochen. „Es zeigt, dass wir sehr zuversichtlich sein können, auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen zu können“, sagt Wehrle.
Alexander Wehrle versteht Kritik von Karl Lauterbach nicht SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (57) äußerte umgehend Kritik an diesem Vorgehen. Der Kölner schrieb nach dem Bekanntwerden der drei positiven Befunde über die Fortsetzung des Trainings bei Twitter: „Es ist voll unverantwortlich, dass die Spieler weiter trainieren, nachdem sie mit drei infizierten Spielern Kontakt hatten. Sie müssten in Quarantäne, wie wir es vom Bürger verlangen. Dazu werden die Spieler gefährdet. Das Konzept floppt und ist kein Vorbild.“
Eine Sichtweise, die Wehrle nicht nachvollziehen kann. „Das Konzept wurde vom Arbeitsministerium und vom RKI geprüft. Ich verweise auf die Experten, die dieses als tragfähig erachten.“
Positive Coronatests beim FC - Team-Doc Klein: „Würde Spieler niemals Risiken aussetzen“ Die erste Runde der flächendeckenden Coronatests in der Bundesliga hat drei positive Fälle beim 1. FC Köln zutage gefördert. Die Zuversicht, dass der Spielbetrieb bald wieder aufgenommen werden darf, ist allerdings ungebrochen.
Dr. Paul Klein (52) ist im Zuge der Pandemie-Bekämpfung aktuell der Hygienebeauftragte des 1. FC Köln. Der FC-Mannschaftsarzt beantwortet auf der vereinseigenen Homepage die aktuell brennendsten Fragen rund um die neuesten Testergebnisse.
Klein über...
...die drei positiven Getesteten: „Es geht ihnen gut, alle drei haben keinerlei Symptome. Wir kümmern uns um sie und stehen mit Rat und Tat zur Seite.“
...die Maßnahmen für die betroffenen „Es geht wie bei jedem anderen Corona-Betroffenen in Deutschland weiter, Mitarbeiter des 1. FC Köln haben keine Ausnahmestellung. Das heißt: Das zuständige Gesundheitsamt hat die drei Personen sofort kontaktiert, mit ihnen gesprochen und die Fälle bewertet. Für die betroffene Person und alle weiteren Personen, die nach der Definition des Robert-Koch-Instituts eine sogenannte Kontaktperson der Kategorie 1 sind, wird dann eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet.“
...den Begriff 'Kategorie I': „Das sind all jene Menschen, bei denen ein höheres Infektionsrisiko besteht, weil sie beispielsweise im selben Haushalt leben oder in direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten des Betroffenen gekommen sein könnten, etwa in einem mindestens 15-minütigen, direkten Gespräch ohne Mindestabstand. Solche Menschen müssen, um die Infektionsketten zu unterbrechen, auch in Quarantäne gehen.“
...die Entscheidung, das Training trotz der positiven Fälle weiterzuführen: „Ich würde niemals Spieler des FC Risiken aussetzen, weil irgendjemand das so will. Aber die Frage, ob und wie wir in Zeiten von COVID-19 trainieren können, bewerte nicht ich als Vereinsarzt oder der FC als Arbeitgeber für sich alleine, sondern bei dieser Entscheidung spricht das zuständige Gesundheitsamt das letzte Wort. Wir sind mit dem Kölner Gesundheitsamt in engem Austausch. Die Experten dort bewerten es so, dass aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining, wie wir es seit dem 6. April praktizieren, am Geißbockheim mit all jenen, die negativ getestet wurden, wie bisher weiter trainiert werden kann.“
...eine vermeintliche Sonderregelung für den Fußball: „Wir bekommen keine Sonderregelung. Es stimmt nicht, dass bei einem vergleichbaren Fall in einer anderen Branche per se alle in Quarantäne müssten. Es gibt eindeutige Vorgaben des Robert-Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen von Infizierten. Die so genannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der Kategorie 1 vorgesehen. Nicht wir, sondern das Gesundheitsamt bewertet, auf wen dies zutrifft. Und nach diesen eindeutigen Kriterien gehen wir davon aus, dass durch die Maßnahmen im Trainingsbetrieb in Gruppen kein Spieler eine Kontaktperson der Kategorie 1 zu einem anderen Spieler ist.“
...ein mögliches Ansteckungsrisiko durch den Trainingsbetrieb: „Das Gesundheitsamt bewertet es so, dass kein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht. Und deshalb ist auch keine kollektive Quarantäne angezeigt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir jetzt, nachdem wir mit dem Testen angefangen haben, konsequent weiter testen und so gewährleisten, dass nur diejenigen bei uns zusammentreffen, die negativ getestet sind. Wir wissen, wer das Virus in sich trägt und wer nicht. Genau das ist ja die Idee hinter dem medizinischen Konzept der Deutschen Fußball Liga.“
...die Kritik an den vielen nötigen Test: „Dazu haben wir eine klare Aussage der akkreditierten Labore. In Köln stehen ausreichend Testkapazitäten zur Verfügung, um unseren doch überschaubaren Personenkreis zweimal wöchentlich zu testen. Diese Tests nehmen wir nirgends weg und keine Krankenkasse muss die Kosten tragen. Das gilt auch für die anderen Bundesliga-Standorte. Das war von Anfang an die Voraussetzung für unser Konzept.“
Corona-Fälle beim 1. FC Köln: Der Kampf um die Deutungshoheit Die drei positiven Corona-Tests sorgen nicht nur beim 1. FC Köln für hitzige Diskussionen. Während der Verein versucht, die Wogen bestmöglich zu glätten, gibt es Kritik von außen – und von innen.
Dass der 1. FC Köln Anfang Mai nicht nur landesweit in den Schlagzeilen sein würde, hätte sich Anfang des Jahres wohl selbst der kühnste Optimist unter den FC-Fans nicht zu träumen gewagt. Doch dass die „Geißböcke“ es selbst bis in die Washington Post geschafft haben, hat keinerlei sportliche Gründe. Mit der offiziellen Bestätigung, dass bei den umfassenden Tests der Mannschaft und des Betreuerstabs gleich drei positive COVID-19-Fälle aufgedeckt worden, machte der Verein am Freitagabend um kurz nach 20 Uhr öffentlich, was im Laufe des Tages rund um das Geißbockheim bereits gemunkelt wurde.
Ein heftiger Schlag für die Pläne, die Bundesliga-Saison möglichst bald fortsetzen zu können, wenngleich der FC sogleich um Schadensbegrenzung bemüht war. Die drei positiv getesteten Personen, dessen Namen der Club nicht öffentlich machte, die aber nach FC-Angaben allesamt symptomfrei seien, müssen nach einer Bewertung der Fälle durch das zuständige Gesundheitsamt in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Darüber hinaus müssen jedoch keine weiteren Spieler oder Betreuer in die so genannte „häusliche Absonderung“, wie der Verein erklärte.
Keine Sonderbehandlung für den 1. FC Köln „Der Trainingsbetrieb des 1. FC Köln kann ab Montag aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining wie geplant weiterlaufen“, heißt es in der Pressemitteilung vom Freitagabend. Voraussetzung dafür sei, dass der entsprechende Personenkreis weiter so getestet wird, wie es im medizinischen Konzept der „Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ der Deutschen Fußball-Liga DFL vorgesehen ist.
Dass über die betroffenen Personen hinaus niemand in Quarantäne muss, sorgte jedoch für einiges Stirnrunzeln bei Außenstehenden. Bekommt der 1. FC Köln etwa eine Sonderbehandlung, um die Vorbereitung auf die Fortsetzung der Bundesliga-Saison wie geplant durchziehen zu können? Die „Geißböcke“ verneinen das vehement und verweisen auf das für den Verein zuständige Kölner Gesundheitsamt.
„Es gibt eindeutige Vorgaben des Robert Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen von Infizierten, die man auf dessen Seite auch nachlesen kann. Die so genannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der Kategorie 1 vorgesehen“, erklärt Clubarzt Dr. Paul Klein in einem Interview auf der FC-Homepage. „Kategorie 1“, das bedeutet laut Robert Koch-Institut eine Kontaktperson mit höherem Infektionsrisiko durch engen Kontakt mit einem Infizierten.
Vorgehen sorgt für Erstaunen und Kritik „Nicht wir, sondern das Gesundheitsamt bewertet, auf wen dies zutrifft. Und nach diesen eindeutigen Kriterien gehen wir davon aus, dass durch die Maßnahmen im Trainingsbetrieb in Gruppen kein Spieler eine Kontaktperson der Kategorie 1 zu einem anderen Spieler ist“, betont der Orthopäde. Daher müsse auch nicht die entsprechende Trainingsgruppe oder gar die komplette Mannschaft in Quarantäne.
Durch den Trainingsbetrieb bestünde nach Einschätzung der Behörde kein erhöhtes Infektionsrisiko für Spieler, Trainer und Betreuerstab. “Wir sind mit dem Kölner Gesundheitsamt in engem Austausch. Die Experten dort bewerten es so, dass aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining, wie wir es seit dem 6. April praktizieren, am Geißbockheim mit all jenen, die negativ getestet wurden, wie bisher weiter trainiert werden kann.“
Ein Vorgehen, das für Erstaunen und für Kritik sorgt. Drei Personen aus der Mannschaft und deren Umfeld positiv auf COVID-19 getestet – und allesamt sollen sich quasi außerhalb des Trainingsbetriebs angesteckt haben? Nicht jeder hält es für realistisch, dass hier Kommissar Zufall am Werk gewesen sein. Der Kölner SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach, ein strikter Gegner der Bundesliga-Pläne für eine schnelle Fortsetzung, verschaffte seinem Unmut über die Situation beim FC auf Twitter Luft.
Lauterbach: „Fußball soll Vorbild sein, nicht ‚Brot und Spiele'“ „Wahrscheinlich 2 Spieler, 1 Mitarbeiter infiziert. Rest trainiert weiter. Wer mit Covid-19 trainiert riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fussball soll Vorbild sein, nicht ‚Brot und Spiele’“, so der Politiker, der bereits zuvor in Anspielung auf das von ihm harsch kritisierte DFL-Konzept verlauten ließ: „Es ist voll unverantwortlich, dass die Spieler weiter trainieren, nachdem sie mit 3 infizierten Spielern Kontakt hatten. Sie müssten in Quarantäne, wie wir es vom Bürger verlangen. Dazu werden die Spieler gefährdet. Das Konzept floppt und ist kein Vorbild.“
Gänzlich anders sieht das FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle, der als Teil des DFL-Präsidiums in jüngster Vergangenheit öffentlichkeitswirksam für die Pläne des Bundesliga getrommelt hatte. „Wir sehen jetzt im Alltag, dass die Tests sehr frühzeitig Risiken erkennen und entsprechend minimieren. Dementsprechend ist das ein wesentlicher Baustein des Konzepts der DFL-Taskforce“, betonte Wehrle gegenüber der Sportschau.
Die entscheidende Botschaft sei derweil die Einschätzung des Kölner Gesundheitsamts, dass die Spieler aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen des Konzepts nicht als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft werden und somit weiter am Spiel- und Trainingsbetrieb teilnehmen können. „Es zeigt, dass wir sehr zuversichtlich sein können, dass wir auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen können“, sagte der FC-Finanzgeschäftsführer schon zuvor bei Sky – und sieht nach Rücksprache mit dem Kölner Gesundheitsamt die positiven Tests bei den „Geißböcken“ als Zeichen für die funktionierenden Maßnahmen seitens des Bundesliga-Clubs.
Wehrle sieht Bewertung durch Gesundheitsamt als „positives Signal“ „Sie haben sich unser Konzept angeschaut und es als tragfähig bewertet. Von daher ist es von Behördenseite ein positives Signal“, sagte der 45-Jährige, der mit der Behörde nach weiteren Tests am Montag auch über eine Rückkehr des 1. FC Köln ins Mannschaftstraining sprechen möchte. Denn: Sollten bei den nächsten Untersuchungen am Anfang der Woche weitere COVID-19-Fälle entdeckt werden, was sich angesichts der Inkubationszeit des Virus und der entsprechenden Nachweisbarkeit als nicht unrealistisch darstellt, könnten sich die Träume von einer schnellstmöglichen Fortsetzung des Spielbetriebs erledigt haben.
Doch Kritik regt sich beileibe nicht nur außerhalb der Bundesliga-Blase, selbst intern beim 1. FC Köln scheint das Thema durchaus nicht unumstritten zu sein. „Wir müssen vorläufig nicht in Quarantäne, das ist schon ein bisschen bizarr“, sagte Birger Verstraete in seiner belgischen Heimat dem Fernsehsender VTM und widersprach der offiziellen Version des Vereins, die drei infizierten Personen hätten keinen oder kaum Kontakt mit dem Rest der Mannschaft gehabt, vehement. „Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet“, so Verstraete.
Verstraete: „Erst Gesundheit, dann Fußball“ Es sei daher „nicht ganz richtig“, dass sonst niemand aus der Kölner Mannschaft mit den drei Infizierten in Kontakt gekommen sei. Mit Hinweis auf seine herzerkrankte Freundin, die somit zur Risikogruppe gehört, fügte Verstraete hinzu: „Es liegt nicht an mir, zu entscheiden, was mit der Bundesliga geschehen soll. Aber ich kann sagen, dass mir der Sinn nicht nach Fußball steht. Ich möchte, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen. Erst Gesundheit, dann Fußball“, betonte der 26-Jährige, der im vergangenen Sommer von KAA Gent zum FC wechselte, und deutet an: Wenn die Spieler anonym abstimmen könnten, ob die Saison fortgesetzt werden solle, würden sie sich dagegen aussprechen. „Es ist naiv, von einer schnellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu sprechen“, sagt Verstraete: „Das Virus zeigt einmal mehr, dass man es ernst nehmen muss.“
Ob der Profifußball und besonders der 1. FC Köln die Risiken um eine COVID-19-Erkrankung für die Sportler als auch deren Angehörige ernst genug nehmen, scheint derzeit jedenfalls ob der recht pragmatischen Fortsetzung des bisherigen Trainingskonzepts ziemlich fraglich. In der kommenden Woche will die Bundesregierung beraten, ob und wann für die Bundesliga-Clubs eine Rückkehr in den Spielbetrieb erfolgen kann. Schon am Freitag, so verriet Verstraete, soll es für die Mannschaft des 1. FC Köln bis zur Wiederaufnahme der Saison in „vollständige Quarantäne“ gehen. Komplette Abschottung von der Außenwelt, alles für die Fortsetzung des Spielbetriebs. Dass es allerdings eine komplettung Abschottung gegen das gefährliche Virus gibt, das steht nach den drei positiven Tests beim 1. FC Köln infrage.
FC-Profi kritisiert - Verstraete: „Sollen nicht in Quarantäne, das ist bizarr“ Zwei Spieler und ein Physiotherapeut des 1. FC Köln sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Kann die Bundesliga dennoch Mitte Mai fortgesetzt werden? Bei Kölns Mittelfeldspieler Birger Verstraete (26) wachsen die Zweifel! Der Belgier sagte am Samstag gegenüber dem belgischen TV-Sender „VTM“ ganz klar: „Ich möchte, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen."
Birger Verstraete sorgt sich um seine Freundin Verstraetes Freundin Zoé Timmermans ist Herzpatientin und gehört damit zur Risikogruppe. Er sorgt sich um sie: „Die Gesundheit meiner Familie, meiner Freundin und aller ist von größter Bedeutung. Das ist mir viel wichtiger. Erst Gesundheit, dann Fußball.“ Der Belgier bestätigte aber auch, dass die Infizierten keinerlei Symptome gezeigt hatten: „Nicht mal ein Husten.“
Der FC hatte zuletzt in zwei Gruppen trainiert – die beiden positiv getesteten Spieler stammen aus Verstraetes Truppe. Sein belgischer Kollege Sebastiaan Bornauw (21) soll aber nicht betroffen sein, wie das Portal „Het Laatste Nieuws“ schreibt.
Verstraete fürchtet nun, selbst infiziert zu sein: „Du weißt, dass die Jungs dir beim Training extrem nah gekommen sind. Der Test wurde am Donnerstag um 16 Uhr gemacht, davor waren wir von 9 bis 15 Uhr konstant zusammen. Wir haben uns zusammen fit gehalten, zusammen trainiert. Dieser Test von Donnerstag kann nicht nachweisen, ob ich selbst positiv bin. Und deshalb werden alle erneut getestet.“
Der infizierte Physiotherapeut habe Verstraete in den vergangenen Wochen behandelt. Und mit einem der betroffenen Spieler habe er Donnerstag noch gemeinsam im Kraftraum trainiert. Es sei also „nicht ganz richtig“, dass das Trio nicht mit dem Rest der Mannschaft in Kontakt gekommen sei.
1. FC Köln: Negativ getestete Profis sollen trainieren Während die mit Corona infizierten Spieler und der Physiotherapeut, die Verstraete offenbar bekannt sind, direkt in eine 14-tägige Quarantäne geschickt wurden, soll der Rest der Mannschaft am Montag weiter in Gruppen trainieren. Verstraete kritisiert das Vorgehen: „Wir sollen vorerst nicht unter Quarantäne gestellt werden, und das ist ein bisschen bizarr. Auf jeden Fall war es geplant, dass wir im Falle eines negativen oder positiven Tests weiter trainieren.“ Damit meint er: Nur die positiv getesteten Spieler werden aussortiert.
Birger Verstraete: „Es wäre naiv von mir“ Kölns Sommer-Neuzugang, der für rund vier Millionen Euro von KAA Gent ans Geißbockheim wechselte, macht klar: „Im Moment ist Fußball nicht das Wichtigste für mich. Es scheint, als wäre das Virus jetzt auch in unserer Nähe. Es könnte also ein bisschen seltsam sein, dass einfach alles weitergeht. “
Verstraete hofft zwar, dass sich nicht noch mehr FC-Spieler angesteckt haben – doch sehr zuversichtlich ist er nicht: „Ich glaube, dass sich das Virus verbreitet hat. Ich denke, es wäre naiv von mir und anderen zu sagen, dass der Fußball so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden sollte. Das Virus zeigt einmal mehr, dass man es ernst nehmen muss. Es liegt nicht an mir, zu entscheiden, ob die Bundesliga fortgesetzt werden soll, aber ich kann sagen, dass mein Kopf nicht beim Fußball ist.“
Eigentlich hatte der FC gehofft, Mitte nächster Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Die DFL plant, den Liga-Spielbetrieb ab 15. Mai fortzusetzen. Verstraete: „Die Absicht ist, dass wir von Freitag bis zur Wiederaufnahme der Bundesliga vollständig unter Quarantäne gestellt werden, aber ich bin gespannt, was passieren wird.“
Die Zweifel sind nicht nur bei ihm groß. Die DFL hatte klargemacht, dass die Profis nicht zum Einsatz gezwungen werden können, sondern dass alles auf freiwilliger Basis geschieht.
Mannschaftsarzt Dr. Paul Klein (52) hatte am Samstag in einem Interview auf der FC-Homepage erklärt: „Wir sind mit dem Kölner Gesundheitsamt in engem Austausch. Die Experten dort bewerten es so, dass aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining, wie wir es seit dem 6. April praktizieren, am Geißbockheim mit all jenen, die negativ getestet wurden, wie bisher weiter trainiert werden kann.“
„Ein bisschen bizarr“ - Verstraete kritisiert FC im Umgang mit Corona-Infektionen Birger Verstraete, Profi des 1. FC Köln, hält die Maßnahmen nach den drei positiven Corona-Tests beim Fußball-Bundesligisten für leichtsinnig. „Wir sollten vorerst nicht unter Quarantäne gestellt werden, und das ist ein bisschen bizarr“, sagte der belgische Mittelfeldspieler dem TV-Sender VTM. Beim 1. FC Köln waren zwei Spieler und ein Betreuer positiv auf das Coronavirus getestet worden. „Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet“, sagte Verstraete in dem Interview, über das „Het Laatste Nieuws berichtete.
Es sei daher „nicht ganz richtig“, dass kein anderer aus dem Team der Kölner mit den Betroffenen in Kontakt gekommen sei. Der 26-Jährige rechnet mit weiteren Infektionen. „Ich denke auch daran, dass sich das Virus verbreitet hat“, sagte Verstraete. Ihm stehe der Sinn derzeit nicht nach Fußball. Eine schnelle Wiederaufnahme der Saison hält Verstraete für „naiv“.
Die Gesundheit seiner Familie und seiner Freundin seien für ihn „von größter Bedeutung“. Dies würden auch viele andere Spieler so sehen. „Fußball ist nicht das Wichtigste“, betonte der Belgier. Er könne sich vorstellen, dass viele Profis bei einer anonymen Befragung für einen Abbruch der Spielzeit votieren würden. „Erst Gesundheit, dann Fußball“, sagte Verstraete.
Nach Rapport rudert Verstraete am Sonntag zurück Am Sonntag um 11 Uhr musste Verstraete zum Rapport am Geißbockheim. An dem Gespräch nahmen die Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt sowie Mannschaftsarzt Paul Klein (52) als Hygienebeauftragter teil. In der Stellungnahme des Klubs ruderte Verstraete anschließend zurück. „Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen. Es lag nicht in meiner Absicht, den zuständigen Behörden oder dem 1. FC Köln Vorwürfe zu machen. Ich fühle mich beim FC wohl und gut aufgehoben. Ich werde weiter im Training und im Spiel beim FC alles geben und möchte die Saison in Köln zu Ende spielen. Meine Freundin, die wegen einer Herz-Vorerkrankung zur Risikogruppe gehört, wird nach Hause nach Belgien fahren und dort erstmal bleiben“, sagte er.
1. FC Köln mit Training in Kleingruppen Die drei Betroffenen bei den Kölnern waren in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden. Der Rest des Teams setzt das Training wie bisher in Kleingruppen fort. Dies ist auch im medizinischen Konzept der Deutschen Fußball Liga für den Neustart der Bundesliga so vorgesehen. Die Profiklubs hoffen darauf, Mitte oder Ende Mai wieder spielen zu dürfen.