„Spürbar peinlich“ Selbst Köln-Fans schämen sich für ausgebliebene Schützenhilfe
Fortuna Düsseldorf ist nach der 0:3-Niederlage gegen Union Berlin in die 2. Bundesliga abgestiegen. Auch der 1. FC Köln konnte keine Schützenhilfe leisten. Die Domstädter verloren gegen Werder Bremen mit 1:6. Das ließ viele Fans fassungslos zurück.
Ob der 1. FC Köln 0:1, 0:3 oder 1:6 in Bremen verlor, es hätte niemanden interessiert, wenn Fortuna ihre Pflichtaufgabe selbst erledigt hätte. Doch durch die 0:3-Pleite in Berlin gerät nun auch die Leistung des rheinischen Rivalen in den Fokus. Denn die 1:6-Klatsche in Bremen zeigte vieles auf – nur eben kein eigenes Engagement.
Dass Fortuna die Kölner Nicht-Leistung bei einem eigenen Erfolg herzlich egal hätte sein können, soll ebenso nicht unerwähnt bleiben, wie der Fakt, dass man eben nicht nur wegen eines Spiels absteigt. Dennoch hätten sich wohl viele Fortuna-Fans etwas mehr Einsatzwillen bei den Kölner Spielern gewünscht.
Sogar einigen Kölner Fans war die Leistung der eigenen Mannschaft unangenehm. In den sozialen Medien nahmen sie kein Blatt vor den Mund. „Der Effzeh hat heute das Kunststück fertig gebracht, Kopfschütteln und Fassungslosigkeit bei eigenen wie fremden Fans auszulösen. Ein neuer Tiefpunkt“, schrieb der Twitter-User „Jan on the Rox“.
Auch eine Aufnahme von Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle, der nach einem Bremer Treffer lachend in Richtung der Werder-Verantwortlichen auf der Tribüne schaut, sorgte für Kopfschütteln. „Läuft bei euch. Jubelt ihr jetzt immer mit dem Gegner?“, lautet ein Kommentar. Ein anderer User schreibt: „Der Effzeh zeigt sich mal wieder von seiner peinlichsten Seite. Unfassbar.“ Wehrle reagierte prompt. „Das ist eine absolute Frechheit, dass mir unterstellt wird, dass ich mich über unsere Niederlage freue“, erklärte er dem „Express“. „Nach dem Gegentor bin ich aufgestanden, und hab den Kopf geschüttelt und bitter gelacht. Es war mehr eine Art Galgenhumor. Und sicherlich keine Freude.“
Trainer Markus Gisdol sprang für seine Spieler in die Bresche. „Wir haben vergangene Woche unser Ziel erreicht, da fällt die Spannung ab“, sagte er nach dem Spiel. „Ich werde nicht auf meine Mannschaft einhacken.“ Das übernahmen die eigenen Fans höchstselbst. „Was eine charakterlose Truppe. Da kann man es drehen und wenden, wie man möchte, das ist spürbar peinlich“, schrieb „Kirchzeller Veedel.“ Ein anderer User brachte wohl das Gefühlsleben vieler Kölner auf den Punkt. „Ich freue mich zwar ehrlich darüber, dass Düsseldorf abgestiegen ist, aber das Spiel unseres Effzeh war einfach nur peinlich und beschämend.“
Der 1. FC Köln hat sich am Samstag beim SV Werder Bremen nicht nur blamiert, sondern auch das eigene Image arg ramponiert. Der beschämende Auftritt beim 1:6 in einem Abstiegsfinale war nur deswegen keine Wettbewerbsverzerrung, weil Fortuna Düsseldorf sich parallel in Berlin in sein Schicksal ergab. Das darf für den FC aber keine Ausrede sein. Doch nicht nur die Profis auf dem Rasen gaben am letzten Spieltag ein schlechtes Bild ab. Auch Markus Gisdol verpasste die Chance auf klare Worte und hat sich damit selbst beschädigt.
Wochenlang hatte sich der 1. FC Köln in die Tasche gelogen. Die Leistungen seit der Corona-Pause seien gar nicht so schlecht wie die Ergebnisse. Die Mannschaft habe einen guten Charakter, es sei für sie nur viel schwieriger als für andere Teams mit der Situation ohne Zuschauer umzugehen. Übersetzt hieß das eigentlich nur: Rein fußballerisch ist der FC nicht gut genug für die Bundesliga. Wenn es auf Qualität alleine ankommt, wenn die Unterstützung der Fans fehlt, ist der Kader nicht konkurrenzfähig.
Fakt ist: Hätte es den Zwischensprint mit acht Siegen aus zehn Spiele im Winter und Frühjahr nicht gegeben, müssten die Geißböcke nun ernsthaft über eine Entlassung von Markus Gisdol nachdenken. Vier Punkte aus zehn Spielen wären überall in der Liga ein Grund für eine Trennung.
Achselzuckend in die Sommerpause
So einfach ist das freilich nicht. Schließlich hatte Gisdol die Truppe schon einmal hinbekommen. Vielmehr müssen sich die Verantwortlichen endlich fragen, ob sie sich wirklich auf die Spieler verlassen können – und sie müssen die Konsequenzen ziehen. Das 1:6 war ein kraft-, lust- und willenloser Auftritt, für den die Düsseldorfer den Kölnern zu Recht hätten vorwerfen können, dass niemand sich noch einmal hatte wehren wollen – hätte es die Fortuna nicht selbst in Berlin vergeigt. Selten hat sich der FC derart achselzuckend ergeben wie am Samstag. Zahllose FC-Fans brachten noch während der Partie ihre Scham via Social Media zum Ausdruck. Der FC wurde zur Lachnummer der Liga.
Wenigstens einige Spieler schienen nach dem Spiel zu wissen, was sie angerichtet hatten. Marco Höger entschuldigte sich via Fernseh-Mikrofon für die Nicht-Leistung. Markus Gisdol hingegen überraschte mit seinen Aussagen auf der Pressekonferenz. Hatte der FC-Coach am Donnerstag noch davon gesprochen, wie gelöst und locker die Mannschaft trainiere, was für besondere Dinge er wieder im Training bewundern könne, war davon am Samstag nichts mehr zu hören. Der 50-jährige betonte, wie schwierig die Woche für die Spieler gewesen sei. Dass der Fokus aufgrund des tragischen Todes von Lucas Hector (Bruder von Jonas Hector) verloren gegangen sei. Eine verständliche Erklärung, menschlich für jedermann nachvollziehbar. Niemand hätte es dem FC aufgrund dessen verübeln können. Das Problem: Am Donnerstag hatte alles noch ganz anders geklungen.
Am Donnerstag hatten die Verantwortlichen betont, wie wichtig dieses Spiel sei, für die Liga, für den Verein, für die Spieler. Von einer Verantwortung gegenüber der Konkurrenz im Abstiegskampf war die Rede gewesen. Es hatte ein Gespräch mit dem Mannschaftsrat gegeben, um darauf hinzuweisen, dass es für den Klub noch um fünf Millionen Euro gehe. Und alle beim FC, von den Bossen bis zum letzten Platz im Mannschaftsbus, hatten gewusst: Nach neun sieglosen Spielen in Folge hätte es eigentlich noch mal eines Erfolgserlebnisses bedurft, um mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu gehen. Stattdessen folgte eine Leistung, für die sich die Spieler schämen müssten, die den FC am Ende nicht nur sehr viel Geld gekostet haben wird, sondern auch derart viele Fragen aufwirft, dass schon jetzt klar ist: Sollte der FC in der nächsten Saison einen Fehlstart hinlegen, dürfte schon nach drei Spieltagen alles wieder in Frage stehen. Nicht nur der FC hat am Samstag einen erheblichen Schaden erlitten, sondern auch die Mannschaft und Markus Gisdol. Nur ein guter Saisonstart 2020/21 wird diesen wieder reparieren können.
Reif schießt im Doppelpass gegen Modeste „Eine der jämmerlichsten Szenen der Saison“
Während er bei der peinlichen 1:6-Pleite nahezu unsichtbar blieb, hatte Anthony Modeste (32) seinen großen Auftritt weit nach Schlusspfiff. Denn die Bremer Fans feierten nicht nur das Werder-Wunder, sondern im kollektiven Jubelrausch wurde auch FC-Stürmer Modeste mit Sprechchören gefeiert. „Modeste, Modeste, Anthony Modeste“ schallte es vor dem Weserstadion in Richtung Mannschaftsbus. Und zwar so lange und inbrünstig, dass der Franzose kurz nach dem Einsteigen nochmal in der Tür auftaucht und freudestrahlend den Massen winkt – beste Laune trotz der heftigen Blamage? Die Szene sehen Sie oben im Video ab Minute 9:24. Ein Spiegelbild des Kölner Auftretens in Bremen und Bilder, die eingefleischten FC-Fans sauer aufstoßen dürften.
Twitter-User schießen gegen Anthony Modeste
Im Netz bekommt er von einigen Fans auch ordentlich einen mitgegeben. „Nach dem 6:1 stehen 1.000 Bremer vor dem Stadion, dann kommt Modeste sogar nochmal aus dem Bus und wird mit Sprechgesang verabschiedet. Junge ey, sich nach dem 6:1 nochmal feiern lassen“, schreibt Twitter-User EinRecke.
User bjoerniniho sagt: „Horn vorm Spiel, alle Spieler während des Spiels, Modeste nach dem Spiel. Es ist klar zu erkennen was da passiert ist.“
Das Spiel und die Aktion von Modeste können viele nicht verstehen.
Marcel Reif und Watzke kritisieren Modeste im Doppelpass
Und auch im „Doppelpass“ auf Sport1 war der Modeste-Auftritt nach der Partie Thema – und auch dort bekam der Franzose ordentlich sein Fett weg. „Dass Modeste sich nach dem Spiel von den Bremer-Fans feiern lässt: Eine der jämmerlichsten Szenen der Saison. Es gibt so ein Düsseldorf-Kölner Verhältnis, das ist auch alles in Ordnung. Du kannst dieses Spiel verlieren, aber das ist nicht mein Wertekanon. Wenn das Spiel schon so gelaufen ist, dann ist das letzte was ich sehen will, sowas. Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos“, kritisierte Ex-Sky-Kommentator Marcel Reif (70) den Stürmer scharf.
Aber auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (61) schlug in die gleiche Kerbe: „Es ist richtig, was Marcel sagt. Wer mir gestern Abend begegnet ist, der hatte nicht im Ansatz das Gefühl, dass er mit mir hätte irgendwas Freundliches anfangen können (Dortmund verlor mit 0:4 gegen Hoffenheim, Anm. d. Red.). Was er meint ist ja klar: Wenn du 6:1 verloren hast, dann hast du normalerweise so eine Krawatte, egal ob es der erste oder 28. Spieltag ist. Da muss man sich normalerweise zusammennehmen, dass man nicht jeden bepöbelt, der einem über den Weg läuft.“
FC: 37-Mann-Kader, kaum Geld Heldt vor hartem Sommer
Der 1. FC Köln hat zehn Geisterspiele bestritten, keines gewonnen. Der traurige Höhepunkt war das peinliche 1:6 am letzten Spieltag bei Werder Bremen. Der Kader muss umstrukturiert werden - doch das wird ein hartes Stück Arbeit.
Wenn es eines Beweises gebraucht hätte, dass der Kader des 1. FC Köln einer Umstrukturierung bedarf, das kickende Personal hat ihn beim desaströsen 1:6 in Bremen erbracht. Vor dem Spiel gab es große Worte, auf dem Platz keine Reaktion. Und wie Anthony Modeste sich nach der Begegnung von Bremer Anhängern feiern ließ, das setzte dem Kölner Arbeitstag die Krone auf.
Köln hat am Samstag nicht nur den zwölften Platz und damit viel TV-Geld verspielt, auch das Ansehen des Klubs litt unter der Blamage von Bremen. Das werden auch Trainer Markus Gisdol und Sportdirektor Horst Heldt wissen. Öffentlich werden sie sich zurückhalten, wollen sie doch zahlreiche Spieler bei anderen Vereinen platzieren. Und nach den letzten zehn Partien sind die Werte der Kölner Akteure ohnehin auf dem absteigenden Ast.
Und da wären wir beim Problem der Kölner, die in der Mitte der Saison acht von zehn Spielen gewinnen konnten. Vor und nach dieser Phase präsentierten sie sich wie ein Absteiger. Dieser Eindruck bleibt hängen, daher wird Heldt eine seiner schwierigsten Transferphasen vor sich haben. 37 Spieler zählt der Kader der Kölner, alleine zehn Leihspieler werden am 1. Juli zurückerwartet.
Hier muss Heldt seine erste Probe bestehen. Denn der Kader muss ausgedünnt werden. Eine zweistellige Zahl an Akteuren wird wohl sportlich nicht mehr benötigt. Geld für Zugänge ist aktuell kaum vorhanden. Dabei hat Köln Bedarf. In der Innenverteidigung, wo außer Sebastiaan Bornauw kein Spieler höheren Ansprüchen genügte. Ein Rechtsverteidiger muss her, die, die sich dort zuletzt versucht hatten, waren stets leichte Beute für die Offensive der Gegner. Auf den offensiven Außenbahnen muss auch Verstärkung her. Quantitativ hat Köln dort viele Optionen, nachhaltig empfohlen hat sich niemand.
Und vorne muss was passieren, sollte Köln den Vertrag mit Jhon Cordoba nicht verlängert bekommen. Er ist nach dieser Spielzeit zusammen mit Bornauw der einzige Mann, der eine ordentliche Ablösesumme in die Kölner Kassen spielen könnte. Zuletzt wäre da noch das Problem Mark Uth. Der gehört Schalke, die wollen knapp zehn Millionen Ablöse einstreichen. Das kann Köln nicht zahlen, zumal Uth nach einem tollen Start in Köln zuletzt genau so abfiel wie der Rest der Mannschaft.
Auf Heldt wartet viel Arbeit...
Der Kader des 1. FC Köln in der Übersicht
Vertrag bis zum 30. Juni 2021 Brady Scott Marco Höger Elvis Rexhbecaj Christian Clemens Jhon Cordoba Simon Terodde
Vertrag bis zum 30. Juni 2022 Julian Krahl Rafael Czichos Benno Schmitz Marcel Risse Dominick Drexler Florian Kainz Ismail Jakobs Jan Thielmann
Vertrag bis zum 30. Juni 2023 Timo Horn Jorge Meré Kingsley Ehizibue Jonas Hector Ellyes Skhiri Niklas Hauptmann Kingsley Schindler Anthony Modeste Robert Voloder Tim Lemperle Daniel Adamczyk
Vertrag bis zum 30. Juni 2024 Sebastiaan Bornauw Noah Katterbach
Leihspieler, die Stand heute zurückkehren Louis Schaub (HSV) Frederik Sörensen (BSC Young Boys) Jan-Christoph Bartels (Wehen Wiesbaden) Lasse Sobiech (Royal Mouscron) Yann Aurel Bisseck (Roda JC) Joao Queiros (Willem II) Vincent Koziello (Paris FC) Salih Özcan (Holstein Kiel) Jannes Horn (Hannover 96) Tomas Ostrak (TSV Hartberg)
Sichere Abgänge Thomas Kessler (Karriereende) Birger Verstraete (ausgeliehen an Royal Antwerpen)
Leihspieler, die zu ihren Vereinen zurück müssen Toni Leistner Mark Uth
Nach Debakel von Bremer Fans gefeiert Der 1. FC Köln macht sich lächerlich!
Der Klassenerhalt stand für den 1. FC Köln bereits fest – man hatte sich am letzten Spieltag mit Anstand verabschieden wollen. Doch das „ist nach hinten losgegangen“, gestand Köln-Profi Marco Höger. Mit 1:6 ging der FC bei Werder Bremen unter, das sich damit noch in die Relegation retten konnte. Und am Ende hatten alle gute Laune.
Wirklich groß war die Enttäuschung über das 1:6-Debakel auch bei Trainer Markus Gisdol nicht. „Wir haben letzte Woche unser Ziel erreicht, da fallen Fokus und Anspannung ein bisschen weg“, sagte der Coach. „Die Woche war nicht so einfach für uns. Deshalb werde ich nicht auf der Mannschaft rumhacken. Wir haben unser Klassenziel letzte Woche erreicht, deshalb wird es heute von mir keine große Schelte geben.“
1. FC Köln mit Bundesliga-Debakel gegen Bremen
Yuya Osako (22./58.), Milot Rashica (27.), Niclas Füllkrug (29.), Davy Klaassen (55.) und Josh Sargent (68.) hatten für ein halbes Dutzend Tore der Bremer gesorgt. Von Köln gab es kaum Gegenwehr, nur Dominick Drexler (62.) traf zwischenzeitlich zum Anschluss. Der FC hat damit nicht eine einzige Partie seit dem Neustart nach der Corona-Pause gewonnen – stattdessen gab es vier Unentschieden, fünf Niederlagen und 24 Gegentore in neun Spielen.
„Die Mannschaft braucht dringend eine Pause, sowohl körperlich als auch mental“, weiß Gisdol. FC-Profi Höger zeigte sich deutlich selbstkritischer: „Wir wussten, dass wir eine gewisse Verantwortung gegenüber anderen Mannschaften hatten. Das war von Minute eins an zu wenig. Dieser Tatsache müssen wir uns alle stellen. Das ist scheiße, was wir hier abgespult haben.“
Düsseldorf: Wut auf den 1. FC Köln nach 1:6-Debakel
Am Ende ist Fortuna Düsseldorf die Mannschaft, die den Gang in Liga zwei antreten muss – und das ausgerechnet durch die Mithilfe des Rivalen aus Köln. „Mich würde es freuen, wenn es Düsseldorf wird“, hatte FC-Torwart Timo Horn noch in der Winterpause gesagt. Entsprechend groß war bei den Düsseldorfern nicht nur die Enttäuschung nach dem 0:3 bei Union Berlin – sondern auch die Wut auf dem FC.
Trotz Corona: Werder-Fans feiern vor dem Weserstadion
Für große Freude sorgte der Kölner Auftritt hingegen bei den Bremer Fans: Mehrere Hundert Fans hatten sich vor dem Weserstadion zu einer spontanen Feier versammelt, um das Erreichen der Relegation zu bejubeln. Die Bremer Polizei forderte die Anhänger mehrfach zur Einhaltung der gültigen Abstandsregeln wegen der anhaltenden Corona-Pandemie auf. Und Werder-Trainer Florian Kohfeldt appellierte im Anschluss: Egal, wer es am Ende wird in der Relegation, bitte bleibt zu Hause. Wir sind immer noch in einer Pandemie.“
Auch der 1. FC Köln lässt sich von Bremen feiern
Die Feierlichkeiten ließen sich die Bremer aber nicht nehmen. Bejubelt wurden aber nicht nur die Werder-Profis, sondern auch der 1. FC Köln. Besonders skurril: Nach dem Spiel kam Köln-Stürmer Anthony Modeste sogar noch einmal aus dem Mannschaftsbus, ließ sich von den Bremer Fans für die 1:6-Niederlage „feiern“.
Wie ein Endsieg fühlt es sich für Kohfeldt aber noch nicht an. „Die brutale Drucksituation bleibt bestehen“, sagte der Werder-Coach. „Wir sind uns vollkommen bewusst, dass wir noch nichts erreicht haben. Denn jetzt haben wir die nächsten zwei Endspiele.“ Ob es am Donnerstag (2.7.) und am Montag (6.7./jeweils 20.30 Uhr) gegen den 1. FC Heidenheim oder gegen den HSV gehen wird, entscheidet sich heute ab 15.30 Uhr.
Nach Bremen-Debakel Köln verlängert mit Heldt bis 2023!
Er soll den 1. FC Köln für die Zukunft aufbauen! Keine Überraschung mehr, aber jetzt endgültig fix: Der 1. FC Köln hat den Vertrag mit Sport-Boss Horst Heldt (50) vorzeitig um zwei weitere Jahre bis 2023 verlängert. Die Vertragsverlängerung hatte seit Wochen in der Schublade gelegen.
Heldt meinte am Sonntagmittag: „Der FC ist mein Verein. Es macht mich stolz, mit dem gesamten Team am Geißbockheim für diesen Klub zu arbeiten. Wir haben in den vergangenen Monaten gemeinsam unsere Ziele erreicht – aber das ist nur der erste Schritt. Vor dem FC liegen auch wegen der Folgen der Corona-Krise in allen Bereichen große Herausforderungen. Ich brenne dafür, sie zu meistern und den 1. FC Köln nachhaltig in der Bundesliga zu etablieren.“
Heldt hatte den FC mit Trainer Markus Gisdol (50) letzten November übernommen und Köln vom letzten Platz (8. Dezember) noch zur Rettung geführt. Der Saisonabschluss gestern in Bremen (1:6) war allerdings komplett in die Hose gegangen... Dennoch – Heldt hat die volle Rückendeckung des Klubs, bei dem er 1990 Profi wurde. Das betont auch FC-Präsident Dr. Werner Wolf: „Wir möchten auf der Position des Geschäftsführers Sport Kontinuität erreichen und sind überzeugt, dass dies mit Horst Heldt gelingen wird. Er hat seit seinem Amtsantritt im November unter schwierigen Bedingungen einen wichtigen Umschwung beim FC erreicht.“
Heldt selbst bedeutet „das Vertrauen des Vorstands viel“. Er kündigt an: „Ich werde in den kommenden Jahren weiter alles tun, um es zu rechtfertigen.“
„Er identifiziert sich mit dem Klub“ FC verlängert Vertrag mit Sportboss Horst Heldt
Nur einen Tag nach der blamablen Leistung bei Werder Bremen (1:6) verkündet der 1. FC Köln: Der Vertrag mit Sportchef Horst Heldt (50) wurde um zwei weitere Jahre verlängert. Das neue Arbeitspapier läuft bis Ende Juni 2023.
Horst Heldt: „Vor dem FC liegen große Herausforderungen“
„Der FC ist mein Verein. Es macht mich stolz, mit dem gesamten Team am Geißbockheim für diesen Klub zu arbeiten. Wir haben in den vergangenen Monaten gemeinsam unsere Ziele erreicht – aber das ist nur der erste Schritt. Vor dem FC liegen auch wegen der Folgen der Corona-Krise in allen Bereichen große Herausforderungen“, sagt Heldt. Er brenne darauf, diese Aufgaben zu meistern und den FC über Jahre in der Bundesliga zu halten.
FC-Präsident Werner Wolf freut sich, dass Heldt für zwei weitere Jahre am Geißbockheim bleibt: „Er hat seit seinem Antritt im November unter schwierigen Bedingungen einen wichtigen Umschwung beim FC erreicht. (...) Er identifiziert sich voll und ganz mit dem 1. FC Köln, ergänzt sich gut mit Alexander Wehrle und arbeitet mit allen Gremien transparent zusammen.“ Außerdem wolle man auf der Position des Geschäftsführers Sport Kontinuität schaffen – das soll mit Heldt gelingen. Der 50-Jährige ist seit November 2019 beim FC im Amt.
Kantersieg gegen Köln in der Analyse Werder nimmt die Einladungen an
Werder zeigt sich im Endspiel gegen Köln unbeeindruckt vom Druck, agiert griffig, spielfreudig, effizient und nutzt damit die Steilvorlage seines Gegners, der wehrlos agiert und taktisch voll daneben greift.
Werder-Coach Florian Kohfeldt änderte seine Mannschaft im Vergleich zum Mainz-Spiel auf drei Positionen: Für Christian Groß (nicht im Kader), Leo Bittencourt und Joshua Sargent (beide Bank) rückten Kevin Vogt, Milot Rashica und erstmals seit September wieder Niclas Füllkrug in die erste Elf. Köln hatte in Jonas Hector und Jhon Codoba schwerwiegende Ausfälle, Trainer Markus Gisdol nahm dafür Dominick Drexler und Anthony Modeste in die Startformation.
Köln überraschte mit einer sehr ungewohnten Anordnung: Gisdol ließ seine Mannschaft nicht wie eigentlich immer in einer Viererketten-Variante auflaufen, im 4-4-2 oder dem gesetzten 4-2-3-1, sondern stellte auf eine Dreier-beziehungsweise Fünferkette um in ein 3-1-4-2. Damit ging Gisdol ähnlich vor wie in der Vorwoche gegen Frankfurt - trotzdem war es seinem 23. Spiel als Kölner Trainer erst die zweite Dreierkettenkonstellation überhaupt. Über die Beweggründe lässt sich nur spekulieren, erklären wollte Gisdol seine Überlegungen nicht. Womöglich sollte in Abwesenheit der beiden zentralen Spieler Hector und Cordoba wieder etwas mehr mit langen Bällen agiert werden. Tatsächlich war das Experiment aber schon nach einer guten halben Stunde spektakulär gescheitert.
Vogt und die Halbräume
Werder stellte sein gewohntes 4-3-3 oder situativ ein 4-4-2 dagegen und hatte dabei ein paar entscheidende Vorteile. Köln konnte im Pressing zwar mit zwei Spielern anlaufen, bekam gegen den Bremer Dreieraufbau aber kaum Druck auf den Ball. Vogts Abkippen und dessen Folgebewegungen nach einem Abspiel rissen Kölns Pressing immer wieder auseinander und ließen dann durch die schlecht gesicherten Halbräume der Gäste rund um Ellyes Skhiri auf der Sechs genug Optionen für einen direkten Ball in die gefährliche Zone.
In der Konstellation mit Milos Veljkovic, Vogt und Niklas Moisander in der ersten Aufbaulinie ließ Werder den Ball geduldig zirkulieren, um dann den geeigneten Moment zum Andribbeln für einen der beiden Halbverteidiger zu finden. Veljkovic und Moisander stießen gut nach vorne und konnten sich dann durch das sehr gut aufeinander abgestimmte Laufverhalten der Bremer Offensivspieler förmlich ihre Anspielstation aussuchen. Entweder spielte Werder flach in den Halbraum oder diagonal auf einen der ausweichenden Angreifer. Ging das alles nicht, wurde der lange Ball auf Füllkrug versucht, der jedes Luftduell gewann und diese Bälle dann auf Yuya Osako oder einen der nachrückenden Achter ablegen konnte.
Schaffte es Köln, diese Passwege über die Halbverteidiger ins Übergangs- und Angriffsdrittel zu verstellen oder Veljkovic und Moisander durch die beiden Pressingspitzen zu beschäftigen, war es Vogt, dem die entscheidende Rolle im Aufbau zuteil wurde. Aus seiner zentralen Position heraus spielte er teilweise überragende Pässe in die Spitze oder diagonal ins Feld, ging kurzen Abspielen sofort nach und besetzte aus der Libero- die Sechserposition. Oder er blieb im Spielaufbau hinter den Kölner Spitzen und machte sich dort anspielbar. Weil sich der FC ohne sein 4-2-3-1 seines Zehners beraubt hatte, hatte Vogt viele Freiheiten und genug Zeit, bis er Gegnerdruck bekam.
Kölns Flügelspieler in der Zwickmühle
In diesen Momenten war es Marco Friedl, der enger an die beiden Innenverteidiger heranrückte und den Dreieraufbau herstellte, wenn Vogt auf der Sechs im Mittelfeld blieb. Werder hatte also sowohl Überzahl im tiefen Aufbau als auch eine feste Anspielposition im Mittelfeld - während alle anderen Spieler mehr oder weniger in einem fließenden Prozess Räume besetzten und Kölns Flügelspieler in die Bredouille brachten. Ismail Jakobs und ganz besonders Kingsley Ehizibue mussten sich permanent entscheiden, ob sie herausrücken oder den im Rücken nach außen driftenden Gegenspieler aufnehmen sollten.
Werder hielt das Spielfeld durch die auf die Flügel ausweichenden Läufe von Rashica oder Osako schön breit und durch Füllkrug auch tief und schaffte so Platz im Zentrum. Durch gegengleiche Bewegungen entstanden die ersten beiden Fernschüsse, die Kölns Keeper Timo Horn noch parierte. Die erste echte Chance von innerhalb des Strafraums versenkte Osako dann aber gleich. Werder sollte diese Effizienz beibehalten, auch die nächsten beiden Torschüsse waren drin - und das Spiel nach nicht einmal einer halben Stunde entschieden.
Gisdol reagiert zu spät
Erst jetzt korrigierte Gisdol seine Grundordnung, nahm den überforderten Toni Leistner runter und stellte auf 4-2-3-1 um. Die Gäste hatten sofort mehr Zugriff auf Vogt und damit auf Werders Aufbau. Werder zog sich wohl auch deshalb mit dem Drei-Tore-Vorsprung etwas weiter zurück und überließ Köln bis zur Pause auch mal länger den Ball. Gefährlich wurde es für Bremen aber nie. Zur zweiten Hälfte brachte Kohfeldt in Josh Sargent einen frischen zentralen Angreifer für Füllkrug. Gisdol stellte Jan Thielmann (für Mark Uth) auf die Zehn, brachte zudem Noah Katterbach (für Elvis Rexhbecaj). Der ging links in die Viererkette, Jakobs dafür eine Linie nach vorne.
Köln attackierte nun früher, bekam im Pressing aber weiter Anschauungsunterricht von Werder. Das Zustellen der Bremer und das Nachrücken der Achter provozierten einige sehr frühe Ballgewinne und damit unweigerlich auch Umschaltchancen. Die allenfalls zaghaften Verbesserungen im Kölner Spiel machte der Bremer Doppelschlag schnell zunichte. Der Rest waren Bremer Kontrolle und einige sehr gute Chancen, das Ergebnis sogar noch weiter auszubauen. Der Sieg ging auch in der Höhe in Ordnung, Werder verdiente sich mit dieser Leistung - und dank der Hilfe von Union - die Relegation.
Gute Vorzeichen
Die Vorzeichen für die zwei Entscheidungsspiele scheinen unabhängig vom Gegner günstig. Rechtzeitig ist der Angriff komplett. Füllkrug, Rashica und Osako bringen jeweils völlig andere Geschmacksrichtungen ein und geben dem Trainer sehr viel Spielraum zum Variieren. Die Art der Tore gegen Köln verdeutlicht diese Vermutung: Werder war abgesehen von einem Standardtor auf alle mögliche Arten erfolgreich: aus dem Positionsspiel, nach einer Einzelleistung (samt Torwartfehler), nach einer Halbfeldflanke, einem Abstauber nach Schuss aus der zweiten Reihe, einem sauber vorgetragenen Angriff aus dem Zentrum über den Flügel und nach einem Konter. Zudem hat die Mannschaft abermals gezeigt, dass sie mit dem immensen Druck umgehen kann und nicht verkrampft.
Das große Aber: Der Auftritt des FC war mit „jämmerlich“ noch schmeichelnd umschrieben. Die Mannschaft im Urlaubsmodus fand zu keinem Zeitpunkt eine Haltung zu dieser für andere Mannschaften sehr wichtigen Partie, von der notwendigen Einstellung und Spannung ganz zu schweigen. Praktisch ohne Gegenwehr und mit den schnellen Erfolgserlebnissen im Rücken fand Werder problemlos zu seinem Spiel. Sechs Tore in einem Spiel bei zuvor deren neun in 16 Partien sollten Zeugnis genug sein für die Kräfteverhältnisse an diesem Nachmittag.
In den letzten beiden Endspielen wird sich allerdings kein willfähriger Gegner präsentieren, sondern eine Mannschaft, die unbedingt will. So wie Mainz in der Vorwoche. Erst dann wird sich zeigen, wie viel die Offensivstärke wert ist, wie sehr sich auch Werder gegen Widerstände behaupten kann und vielleicht auch mit einem Rückschlag umzugehen vermag. Köln diente dafür in jeglicher Hinsicht jedenfalls nicht als Referenzgröße.
Abstieg perfekt! FC-Frauen müssen wieder in die Zweite Liga
Die Frauen des 1. FC Köln haben auch im dritten Anlauf den Klassenerhalt in der Bundesliga verpasst. Am 22. und letzten Spieltag gelang das Wunder nicht mehr, nachdem die Geißböcke in der Vorwoche ihre gute Ausgangslage mit einer Niederlage in Leverkusen verspielt hatten. Zwar gewann der FC zum Saisonabschluss gegen den SC Sand mit 1:0 (0:0). Trotzdem reichte es nicht, weil parallel der MSV Duisburg in Jena gewann.
Zum dritten Mal nach 2016 und 2018 müssen die FC-Frauen direkt nach dem Aufstieg in die Bundesliga wieder zurück in Liga zwei. Die Mannschaft von Trainer Sascha Glass hätte eine doppelte Überraschung gebraucht mit einem Sieg gegen Sand und einem Punktverlust des MSV in Jena. Zwar sorgte Amber Barrett mit dem Siegtor (62.) der Kölnerinnen gegen Sand für den erhofften Dreier. Weil Duisburg aber parallel in Jena mit 2:0 (2:0) gewann, blieben die Geißböcke auf dem vorletzten Tabellenplatz und stiegen somit in die Zweite Liga ab.
Der FC dominierte das Spiel gegen Sand nahezu nach Belieben, einzig das Führungstor wollte lange nicht fallen. Erst nach einer Stunde traf Barrett per Abstauber zur Führung. Doch da wussten die FC-Verantwortlichen längst, dass selbst ein Sieg nicht mehr zum Klassenerhalt reichen würde. Parallel führte Duisburg bereits mit 2:0 und spielte nach einer Roten Karte für Jena in Überzahl. So blieb der FC aufgrund der schlechteren Tordifferenz hinter den punktgleichen Konkurrenten aus Leverkusen und Duisburg zurück.
Besonders bitter: Weil die erste Frauen-Mannschaft des FC aus der Bundesliga abgestiegen ist, wird der zweiten Frauen-Mannschaft der eigentlich errungene Aufstieg aus der Regionalliga West in die Zweite Liga verwehrt. Dabei hatte Köln gehofft, im Falle des Klassenerhalts in der nächsten Saison weiter oben in der Tabelle angreifen zu können. Bereits jetzt stehen die Verpflichtungen von Lena Lotzen, Sharon Beck und Mandy Islacker fest. Das Trio hatte auch für den Abstiegsfall bei den Geißböcken unterschrieben, weshalb die Kölnerinnen bereits jetzt als Favoritinnen auf den direkten Wiederaufstieg gelten.
Mentalitäts-Rangliste der Bundesliga Union ist Erster – und Dortmund Letzter!
Alles eine Frage der Mentalität! Für zwölf Teams ging es gestern am letzten Bundesliga-Spieltag um nichts mehr – und doch gingen die Mannschaften mit dieser Situation sehr unterschiedlich um. Bestes Beispiel: Im Fernduell um den Abstieg ließ sich Köln bei Werder 1:6 abschlachten, während Union Berlin gegen Düsseldorf ernst machte (3:0) – und so die Bremer in die Relegation rettete und die Fortuna direkt in die 2. Liga schickte. Und auch in den Fernduellen um die Geldtöpfe der Champions und Europa League ließen es die Gegner anders angehen.
BILD zeigt, wer sich am letzten Spieltag noch wie sehr rein hängte und stellt die Mentalitäts-Tabelle des 34. Spieltags auf. Weil es für Bremen und Düsseldorf (Abstiegskampf), Gladbach und Leverkusen (CL-Teilnahme) sowie Wolfsburg und Hoffenheim (direkte Europa-League-Quali) noch um mehr als nur die Verteilung der TV-Gelder ging, sind sie in dieser Rangliste ausgenommen.
Die Mentalitäts-Tabelle der Bundesliga
1. Union Berlin
So geht Anti-Wettbewerbsverzerrung! Für Union ging es um nichts mehr, für Werder um alles – und das reichte den stolzen Berlinern als Ansporn. Obwohl sich die Eisernen schon vor zwei Wochen den Klassenerhalt sicherten und seitdem feierstimmungstechnisch auf Wolke 7 unterwegs waren, rissen sie sich am letzten Spieltag noch mal zusammen. Und das in der Startelf personell stark verändert! Statt Fortuna den Nichtabstieg mit einer Schlappleistung auf dem Silbertablett zu servieren, setzten sie mit vollem Einsatz ein gradliniges Zeichen für Fairplay. Ein ganz starker Abschluss einer bärenstarken ersten Bundesliga-Saison.
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11. 1. FC Köln
Bösartige Köln-Fans ohne Fairplay-Verständnis könnten sich über den FC-Auftritt in Bremen gefreut haben – schließlich führte die verwehrte Schützenhilfe für Fortuna Düsseldorf zum direkten Abstieg des verhassten Rhein-Nachbarn. Alle anderen FC-Anhänger dürften sich in Grund und Boden geschämt haben.
Absolut wehrlos, genau das Gegenteil der aufrechten Unioner, die im Fernduell um den Abstieg Fortuna besiegten und so Werder zur möglichen Rettung über die Relegation verhalfen. 1:6 – Stichwort Fußball-Geschichtsbücher (s.o.): eine nicht auszuradierende Schmach für den stolzen Köln-Klub, dessen Spieler im Bus vorm Stadion noch von Werder-Fans gefeiert wurden. Autsch, das war peinlich!
12. Borussia Dortmund
Dass Köln in der Mentalitäts-Rangliste nicht abgeschlagen Letzter ist, verdanken sie einzig und allein dem BVB. Sicher als Vizemeister im Ziel ließ Dortmund beim 0:4 gegen Hoffenheim ALLES vermissen, wurde am Ende sogar noch mit einem No-look-Elfmeter von Kramaric verhöhnt. Peinlicher kann man sich als Klub mit Megaherzblut-Fans, Millionen-Ausgaben und Meister-Ambitionen nicht aus einer Saison verabschieden. Und das auch noch zuhause!
Vorstand fordert Aufarbeitung „Wir erwarten eine Analyse“
Nichts von dem, was der 1. FC Köln vor dem letzten Spiel gegen Werder Bremen angekündigt hatte, konnte die Mannschaft am Samstag bei der peinlichen 1:6 (0:3)-Niederlage auf den Platz bringen. Weder wurde die Mannschaft ihrer Verantwortung gegenüber der Liga gerecht, noch gelang ein versöhnlicher Abschluss vor der Sommerpause. Vielmehr müssen die Verantwortlichen am Geißbockheim nun jeden Stein umdrehen.
Geschichte des Spiels: Das letzte Kapitel der diesjährigen Bundesliga-Saison versprach einiges an Spannung im Abstiegskampf: Im Fernduell kämpften Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen um den Relegationsplatz. Der FC war zwar bereits seit dem vorletzten Spieltag gerettet, wollte sich aber mit einem Erfolgserlebnis aus der Saison verabschieden. Das erzählte man sich am Geißbockheim zumindest vor der Partie und sprach von einer Verantwortung der Liga gegenüber. Darauf verließ sich offenbar auch die Fortuna, die ihre Partie bei Union Berlin mit 0:3 abschenkte. Die Kölner schienen sich unterdessen mit den Gedanken bereits im Urlaub zu befinden, gewehrt haben sie sich gegen ihr zehntes sieglosen Spiel in Folge zumindest nicht. Vielmehr geht es für die Geißböcke nun mit einer schallenden Ohrfeige in die Sommerpause.
Das Ergebnis: Nur neun Heimtore hatte der SV Werder Bremen bis zum 34. Spieltag erzielt. Vier Tore sollten es gegen den FC mindestens sein, um sich für die Eventualität eines Düsseldorfer Unentschiedens in Berlin zu wappnen. Wirklich wahrscheinlich war dies angesichts der bisherigen Saisonverlaufs also nicht. Doch dann kamen die Geißböcke an die Weser und luden Werder zu sechs Treffern ein, hübsch begleitet. Nur der Kölner Beifall für die gelungenen Bremer Aktionen fehlte noch. Für Werder war es der höchste Bundesliga-Sieg seit 2009.
Mann des Tages: Aus Bremer Sicht dürfte hier wohl Milot Rashica stehen. Oder vielleicht Yuya Osako. Beide trugen mit überragenden Leistungen zur Demontage der Kölner Elf bei. Aus Kölner Sicht kann man sich jedoch über das Bundesliga-Debüt von Tim Lemperle freuen. Mit seiner Einwechselung war der 18-jährige bereits das fünfte Eigengewächs, das in dieser Saison seine Premiere im Fußball-Oberhaus feiern durfte. Beinahe hätte der Youngster sogar mit seinem ersten Ballkontakt sein erstes Tor erzielt: Nach einer Ecke setzte der Offensivspieler eine Direktabnahme knapp neben den Kasten.
Comeback des Tages: Fast genau auf den Tag genau 14 Monate ist es her, dass sich Christian Clemens im Zweitligaspiel gegen Darmstadt das Kreuzband riss. Am letzten Spieltag feierte der Flügelspieler nun sein Comeback. Seine Rückkehr hatte sich der 28-jährige jedoch sicherlich anders vorgestellt.
Zitat des Spiels: „Es war scheiße, was wir hier abgerufen haben.“ (Marco Höger)
Lage der Liga: Der 1. FC Köln hat Fortuna Düsseldorf in die Zweite Liga geschickt. Nicht nur, dass die Geißböcke dem rheinischen Rivalen in buchstäblich letzter Sekunde am 27. Spieltag drei sicher geglaubte Punkte geklaut hatten. Am letzten Spieltag schenkten die Kölner mit einer indiskutablen Leistung dem SV Werder Bremen die Relegation. Auch der Zweitliga-Dritte wird wohl keinen Dankesgruß nach Köln schicken. Denn mit dem 1:6 haben die Geißböcke ganze Aufbauarbeit an der Weser geleistet und den Bremern ordentlich Selbstvertrauen geschenkt.
Erkenntnis des Spiels: Der 1. FC Köln hat ein Jahr nach dem Aufstieg die Klasse gehalten. Das ist die beste Nachricht, die es in dieser Saison am Geißbockheim zu hören gibt. Nach einem schwachen ersten Saisondrittel folgte ein überragender Zwischenspurt, nach der Corona-Pause aber ein fast noch schwächeres Ende als im ersten Saisondrittel. Der FC geht mit zehn sieglosen Spielen in Folge in die Sommerpause und wird sich in dieser einige Fragen gefallen lassen müssen. „Tagesaktuell kommentiert der Vorstand keine sportlichen Leistungen, weder nach Niederlagen noch nach Siegen“, sagte Präsident Werner Wolf am Tag nach dem 1:6 in Bremen. „Natürlich erwarten und bekommen wir aber nach dieser Saison von der sportlichen Leitung eine Analyse und welche Schlüsse daraus gezogen werden.“ Wie groß das Vertrauen in Horst Heldt und Markus Gisdol ist, zeigt die Vertragsverlängerung mit dem Sportchef und die angedachte Verlängerung mit dem Trainer. Die Hoffnung schwingt dabei mit, dass die Kölner zu den richtigen Ergebnissen kommen werden. Dann hätte die Krise das Potential reinigender Kraft. Doch klar ist auch: Heldt und Gisdol sind nun gefordert. Andernfalls muss man kein Prophet sein, um festzustellen, dass schon jetzt der Beginn der nächsten Saison unter einem Brennglas stattfinden wird.
Die großen Ansagen waren nur Worthülsen!Wenn das wirklich das Beste war, was Gisdol von seiner Truppe in Bremen gefordert hatte, muss einem Angst und Bange vor der neuen Saison werden. Das war Bewegungstherapie mit Corona-Sicherheitsabstand auf gepackten Urlaubskoffern. Nahe an der Wettbewerbsverzerrung!
So steigt Köln im nächsten Jahr ab!
Auch die möglichen 5 Mio. Euro Mehreinnahmen an TV-Geldern haben keinem Spieler schnelle Beine gemacht. Im Gegenteil: Der blutleere Auftritt hat schonungslos gezeigt: Diese Truppe hat vor der Corona-Pause weit über ihrem Leistungsvermögen gespielt.
10 Sieglos-Spiele in Folge kann auch der kühnste Optimist nicht mehr beschönigen. Mit dieser Last geht Trainer Gisdol in die neue Saison. Beängstigend: Großartig verändern kann Heldt den Kader für die neue Saison nicht, dazu fehlt das Geld.
Der Sport-Boss hatte zuletzt den Abstiegskampf für die nächste Saison ausgerufen. Warum er das so früh tat, hat man in Bremen noch mal gesehen... Gut, dass die Saison vorbei ist. Sonst wäre Köln jetzt noch abgestiegen!
Nach dem Saisonabschluss FC Trainer verzichtet auf Kritik an den Spielern
Erleichterung war Trainer Markus Gisdol zum Ende der Saison zu spüren. Wenn alles nach Plan läuft, steht ihm nach dem für alle überfälligen Urlaub Anfang August ein personell veränderter Kader zur Verfügung.
Markus Gisdol hätte entsetzt sein müssen. Das furchtbare 1:6 beim Abstiegskandidaten Werder Bremen zum Kehraus der Corona-Saison produzierte beim sichtlich erschöpften Trainer des 1. FC Köln aber nur leise Enttäuschung und Erleichterung. Enttäuschung über den katastrophalen, wehrlosen Auftritt bei der höchsten Niederlage der Spielzeit 2019/20 und Erleichterung, dass nun erst einmal alles vorbei ist.
Zehn sieglose Geisterspiele in Folge und der bedenkliche Zustand seiner auseinanderfallenden Mannschaft gaben dem 50-Jährigen auch jeden Grund zu einer solchen Stimmungslage.
Die Spieler hätten Kritik verdient gehabt
Gisdol unterließ es aber, näher auf die Demontage an der Weser einzugehen. Und obwohl sie es verdient gehabt hätten, wollte er auch nicht auf seine Spieler „einhacken“. Nichts war nämlich zu sehen von des Trainers angekündigtem „Fokus“, dem „allgefallenem Druck“ nach dem Klassenerhalt oder irgendeiner Spur von Lust an der Ausübung des Berufs.
Die FC-Profis straften ihren Coach vielmehr Lügen und ergaben sich ihrer mental und körperlichen schwierigen Situation. „Es war wieder keine einfache Woche. Ich weiß, was die Mannschaft durchgemacht hat“, machte der FC-Coach eine Kehrtwende. Er deutete damit die Auswirkungen von Jonas Hectors privatem Unglück als Ursache an und gab seinem Team so ein Alibi. Hätten die Düsseldorfer bei Union Berlin ein Remis geholt und wären aufgrund des schlechteren Torverhältnisses abgestiegen, hätten die Fortuna-Fans das Geißbockheim belagert und Wettbewerbsverzerrung gezetert.
Saisonabschluss hat keine Auswirkungen auf die nächste Saison
So aber werden die Sieglosserie und das peinliche 1:6 wohl nur ein kleiner schwarzer Fleck auf der weißen Klassenerhalts-Weste des FC-Jahrgangs 2020 bleiben. um die für Köln traditionelle Aufbruchsstimmung vor einer neuen Bundesliga-Saison zu entfachen. „Ein solcher Saisonabschluss hat auf keinen Fall Auswirkungen auf die nächste Saison“, hakte der Trainer den 34. Spieltag sofort ab und blickte nach vorne: „Wir müssen analysieren, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen und wo es Veränderungen geben muss. Wir haben die Klasse gehalten, das darf aber nicht Anlass sein, mit allem zufrieden zu sein.“
Gisdol, sein Stab und Sportchef Horst Heldt dürften das ein oder andere Defizit ihres Kaders längst erkannt haben. So ist nach Informationen dieser Zeitung definitiv die Verpflichtung eines Torwarts mit Nummer eins-Potenzial geplant. Das Spiel in Bremen hat unterstrichen, dass Timo Horn Konkurrenz braucht.
Bei Milos Rashicas 0:2 sah der Keeper ganz schlecht aus und vor dem 0:4 von Davy Klaassen stellte er sinnbildlich für die ganze Mannschaft an diesem schwül-warmen Nachmittag nach einem Pfostenabpraller die Arbeit ein. Eine weitere klar ersichtliche Baustelle liegt auf der Position des rechten Außenverteidigers.
FC plant mit Geisterspielen bis Jahresende
Über allen Planungen schwebt die finanzielle Situation der Geißböcke. Nachdem die Profis im April, Mai und Juni coronabedingt schon auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet haben, stellt sich diese Frage nun erneut: „Wir haben ab dem 1. Juli noch keine Regelung“, sagte Dr. Werner Wolf am Sonntag.
Der FC-Präsident geht aber davon aus, dass die künftig unter Vertrag stehenden Spieler auch angesichts von bis zum Jahresende drohenden Geisterspielen („Wolf: Wir planen so“) zu weiteren Einbußen bereit sein werden: „Die Gespräche dazu werden jetzt aufgenommen. Nach dem Urlaub steht dafür genügend Zeit zur Verfügung. Es ist wichtig, den Spielern Transparenz darüber zu geben, wie der Club da steht.“ Und genau deshalb rief der Vorstand am Tag nach dem Debakel an der Weser aus, dass es auch in der nächsten Saison für den 1. FC Köln erst einmal wieder nur um den Klassenerhalt gehen wird.
Fakten zur Pleite in Bremen FC baut Torserie aus, Sieglos-Serie aber auch
Der 1. FC Köln präsentierte sich nicht wirklich bundesligatauglich bei der 1:6-Pleite bei Werder Bremen. Dabei konnte der FC tatsächlich noch eine positive Serie ausbauen. Doch alles in allem macht der Blick auf die Zahlen zum Spiel nicht wirklich Spaß.
1. Timo Horn ist einer von 3 Spielern, die in der Bundesliga-Saison 2019/20 keine einzige Spielminute verpassten (wie Gladbachs Yann Sommer und Leverkusens Lukas Hradecky).
2. Jubiläum: Anthony Modeste absolvierte in Bremen sein 150. Bundesliga-Spiel – für den Effzeh war es sein 95. Bundesliga-Spiel.
3. Köln ist der einzige Bundesligist, der an den letzten 20 Spieltagen der Saison 2019/20 stets traf – zuletzt torlos blieb der Effzeh beim 0:2 bei Union Berlin am 14. Spieltag. Eine längere Torserie als die aktuell 20 Spiele hatte Köln in der Bundesliga zuletzt zwischen November 1986 und August 1987 (22 BL-Partien in Serie mit Tor).
4. In der Bundesliga-Saison 2019/20 erzielte der 1. FC Köln insgesamt 51 Tore – mehr gelangen dem Effzeh in diesem Jahrtausend nur 2000/01 (damals 59).
5. Dominick Drexler erzielte in Bremen sein 3. Bundesliga-Tor – er traf erstmals im Kalenderjahr 2020 sowie erstmals von außerhalb des Strafraums.
6. Tim Lemperle gab in Bremen sein Bundesliga-Debüt und wurde im Alter von 18 Jahren und 143 Tagen zum zweitjüngsten Kölner der BL-Saison 2019/20 (hinter Jan Thielmann).
7. Christian Clemens gab in Bremen sein Comeback nach Kreuzbandriss – es war sein erstes Pflichtspiel seit 428 Tagen (1:2 gegen Darmstadt in der 2. Liga am 26. April 2019) sowie sein erstes Bundesliga-Spiel seit 777 Tagen (1:4 in Wolfsburg am 12. Mai 2018).
8. In Bremen gab Köln nur 6 Schüsse ab – weniger waren es in der Bundesliga-Saison 2019/20 nur beim 1:1 gegen Frankfurt am 33. Spieltag (4).
9. Das 1:6 in Bremen war für Köln die höchste Niederlage in der Bundesliga seit dem 0:6 bei der TSG Hoffenheim am 31. März 2018 – das war zugleich auch das zuvor letzte BL-Spiel, in dem der Effzeh 6 Gegentreffer hinnehmen musste.
10. Seit dem Restart verlor keine Mannschaft in der Bundesliga höher als Köln am 34. Spieltag in Bremen (1:6) – Paderborn (1:6 gegen Dortmund am 29. Spieltag), Düsseldorf (0:5 beim FC Bayern am 29. Spieltag) und Mainz (0:5 gegen Leipzig am 27. Spieltag) mussten seither ebenfalls eine Pleite mit 5 Toren Unterschied hinnehmen.
11. Erstmals in der Vereinsgeschichte beendete Köln eine Bundesliga-Saison mit 10 sieglosen Spielen in Serie (4 Remis, 6 Niederlagen).
Nachspiel: Der 1. FC Köln verliert 1:6 in Bremen Ein Offenbarungseid erster Klasse!
Der Effzeh liefert zum Saisonabschluss noch einmal eine ganz traurige Leistung ab: Ohne größere Gegenwehr blamieren sich die „Geißböcke“ beim 1:6 in Bremen.
Der 1. FC Köln hat es geschafft. Wieder einmal. Ihm ist es gelungen, sich so zu blamieren, wie man es kaum schlimmer für möglich gehalten hätte. Ein 1:6 bei einem Team, das in der gesamten Rückrunde ein einziges (!!!) Tor im heimischen Weserstadion erzielt hatte. Ganz Fußballdeutschland blickte gestern auf dieses Spiel, in dem die Bremer ihre letzte, hauchdünne Chance nutzen wollten, den direkten Abstieg aus der Bundesliga doch noch zu vermeiden. Und ganz Fußballdeutschland wurde Zeuge einer Blamage allererster Güte.
Dabei hatten die ersten 20 Minuten der Partie ein ausgeglichenes Spiel geboten, in dem die Werderaner zunächst mit der enormen nervlichen Belastung zu kämpfen hatten, die Kölner jedoch in erster Linie mit dem Ball, der nur selten mehr als ein-, zweimal hintereinander den Weg zum eigenen Mitspieler finden wollte. Gleichwohl hatte der FC die erste Großchance des Spiels in personam Anthony Modeste, der mit seinem Schuss aus zehn Metern jedoch am reaktionsschnellen Pavlenka scheiterte (9.).
Nach verteiltem Beginn drei Bremer Tore am Stück
In der 22. Spielminute war es dann soweit: Maximilian Eggesteins Schussversuch fand Yuya Osako völlig ungedeckt im Kölner Strafraum, so dass es für den Ex-Kölner ein Leichtes war, den Ball ins rechte obere Toreck zu schlenzen. Fünf Minuten später war es dann der von keinem Kölner Abwehrspieler zu stoppende Milot Rashica, der zunächst Toni Leistner austanzte und dann einen Flachschuss auf das Kölner Tor abfeuerte. Timo Horn zappelte wie ein Maikäfer, der Ball aber ging zum 2:0 für Werder ins Netz (27.).
Gerade einmal 120 Sekunden waren vergangen, als Marco Friedl eine Flanke aus dem linken Halbfeld in den Kölner Strafraum schlug, wo sich ein Bremer Angreifer der Bewachung durch zwei Abwehrspieler des FC erfreute. Sebastiaan Bornauw duckte sich weg, Rafael Czichos griff nicht ein, so dass Niclas Füllkrug wenig Mühe hatte, zum 3:0-Pausenstand für Werder einzunetzen.
Zur Halbzeit wechselte Markus Gisdol Noah Katterbach und Jan Thielmann für Elvis Rexhbecaj und den Gelb-Rot gefährdeten Mark Uth ein. Es dauerte jedoch nur zehn Minuten, bis der Ball wieder den Weg ins Kölner Tor gefunden hatte. Milot Rashica war wieder einmal durch die Kölner Abwehrreihen spaziert, sein Schuss aus 18 Metern prallte vom rechten Torpfosten zurück, und da kein Kölner Spieler nachsetzte, konnte Davy Klaassen mühelos zum 4:0 einschieben (55.).
Der weitere Bremer Weg zum Kantersieg
Drei Minuten später war es dann Theodor Gebre Selassies präziser Pass in den Rückraum des Kölner Strafraums, der Osako zu seinem zweiten Tor und Werder zur 5:0-Führung verhalf (58.). Rashica war es dann auch, der den Kölner Ehrentreffer durch Dominick Drexler mit einem verunglückten Rückpass einleitete (62.). Wenig später bereitete Rashica dann auf der anderen Seite vor. Nachdem er wieder einmal mehrere FC-Verteidiger ausgetanzt hatte, schob er den Ball im Sitzen zu Joshua Sargent, der das Leder zum 6:1-Endstand an Horn vorbei ins Netz chippte.
Zu erwähnen sei noch, dass Tim Lemperle sein Profidebüt feierte und mit seiner ersten Ballberührung das Bremer Tor nur knapp verfehlte. Auch Claudio Pizarro kam noch zu seinen letzten Einsatzminuten im Werder-Dress, bevor Schiedsrichter Bastian Dankert die Begegnung abfiff.
Marco Höger war die Enttäuschung über das Spiel deutlich anzusehen: „Bremen war von Anfang an bissiger, galliger. Man hat gemerkt, dass es für sie um viel ging und für uns nicht. Wir konnten nicht abrufen, was wir können. Wir haben zwar das Ziel Klassenerhalt geschafft, aber wir müssen im Verein intern aufarbeiten, was passiert ist.“
Gisdol mit versöhnlichen Tönen
Kingsley Ehizibue zeigte sich ebenfalls niedergeschlagen: „Als Team hätten wir die Saison nicht so beenden dürfen. Werder machte das erste Tor, dann haben sie schnell das 2:0 und 3:0 gemacht, da war das Spiel schon fast entschieden. Insgesamt bin ich sehr enttäuscht.“
Markus Gisdol schlug versöhnlichere Töne an: „Letzte Woche haben wir unser Ziel erreicht, da fällt natürlich etwas der Fokus weg. Dann war die Woche nicht so einfach. Im Detail will ich darauf nicht eingehen. Ich bin aber Mensch genug und weiß, was unsere Mannschaft diese Woche durchgemacht hat. Deswegen werde ich einen Teufel tun und auf meine Mannschaft einhacken. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, deswegen war es ein verdienter Sieg für Bremen. Die Mannschaft braucht jetzt körperlich und mental eine Pause. Deshalb werden wir erst Anfang August wieder mit dem Training beginnen, um den Spielern die maximale Pause zu geben.“ Auf die Frage eines Journalisten antwortete er: „Ein solcher Saisonabschluss hat aber auf keinen Fall Auswirkungen auf die nächste Saison.“
Erkenntnisse und Fragen
Was bleibt einem FC-Fan nach diesem Spiel? Vielleicht die Erkenntnis, dass es entweder an der Qualität der Spieler oder aber an der des Übungsleiters liegen muss, wenn man nicht nur in diesem Spiel vergebens nach vernünftigen Laufwegen, konsequentem und geschicktem Zweikampfverhalten und längeren Ballbesitzphasen suchen muss. Die Erkenntnis, dass das Kölner Team große Schnelligkeitsdefizite aufweist, ist nicht neu, gibt aber gerade in einem Spiel gegen eine eher biedere Bremer Mannschaft erheblichen Anlass zur Sorge.
Vielleicht bleiben aber auch zwei Fragen: Da ist zunächst die letzte Aussage in Gisdols obigem Statement, die einen ratlos zurücklässt. Keine Auswirkungen auf die nächste Saison? Die Minderleistungen in diesem Spiel wie auch in allen Spielen nach der Corona-Pause sollten zu einem ganz anderen Schluss führen. Und überhaupt: Es war zu lesen, dass sich der Kader des FC ab sofort im Urlaub befindet. Bei anderen Bundesligisten werden die Tage nach dem letzten Spieltag zu zahlreichen Tests genutzt, und dies war auch in früheren Zeiten beim FC so. Ist dies beim aktuellen Kader nicht mehr nötig?
Und – da wäre noch Alexander Wehrles eigenartige Reaktion auf das 3:0 der Bremer, die so gar nicht zu den Leistungen des 1. FC Köln im Weserstadion passen wollte. Und zu guter Letzt: Die 1:6-Schlappe in Bremen offenbarte alles, aber auch wirklich alles, woran es beim 1. FC Köln krankt. Und genau deshalb war sie ein Offenbarungseid erster Klasse, weil sie wie der Schnitt eines Chirurgen die Wahrheit über die zahlreichen Defizite im FC-Spiel offenlegte – ungeschminkt, schmerzhaft, schonungslos.
Es gibt bessere Tage, um solch eine Entscheidung zu verkünden... Der FC-Deal mit Horst Heldt wurde Sonntag vorzeitig bis 2023 verlängert. Nur einen Tag nach der 1:6-Blamage in Bremen.
Neuer Vertrag für Heldt – und trotzdem muss Heldt erst mal zum Rapport!
Die Köln-Bosse um Präsident Werner Wolf (63) sind enttäuscht von den letzten Wochen und fordern Konsequenzen: „Es war ein schlechtes Spiel. Das darf so nicht passieren!“ Wolf weiter: „Die Geschäftsführung und der Trainer werden die Saison analysieren und ihre Schlüsse daraus ziehen...“ Im Klartext: Markus Gisdol (50) und Heldt müssen erklären, wie sie nach der trostlosen Sieglos-Serie (10 Spiele) dem Team neuen Schwung verleihen und das Ziel Klassenerhalt in der nächsten Saison schaffen wollen.
Wird alles andere als leicht. Kaum Geld in der Kasse mit 10 Mio Euro Corona-Miesen und 10 Mio Euro Transfervorgriff aus dem letzten Sommer. Wolf: „Wir stehen vor einer schweren Saison. Das Ziel Klassenerhalt steht über allem.“ Neben Heldt wird auch Gisdol bald mit einem neuen Vertrag ausgestattet. Wolf: „Ich bin ein Freund von Kontinuität. Ich bin überzeugt davon, dass Gisdol und Heldt in Zukunft sehr erfolgreich mit der Mannschaft arbeiten werden.“
Während der BVB und der 1. FC Köln mit grotesken Vorstellungen am letzten Spieltag den Wettbewerb verzerren, geben Union Berlin, Sandhausen, Kiel und Bielefeld alles, um die Glaubwürdigkeit der Liga wiederherzustellen. Eine Ode auf die Gewinner der Goldenen Ananas!
„Gestern hätte jeder Trainer auf der Welt das Spiel verloren, weil es an der Mannschaft lag und nicht am Trainer“, entschuldigte Hans Joachim Watzke im TV-Talk „Doppelpass“ die eklatante 0:4‑Niederlage der Dortmunder daheim gegen Hoffenheim. Die Mannschaft habe den Schalter nicht mehr umgelegt bekommen. Wie auch, wenn es um nichts mehr gehe und das Saisonziel erreicht sei. Nur ein ausverkauftes Stadion hätte eventuell dafür sorgen können, so Watzke sinngemäß, dass die Borussia noch zur Gegenwehr fähig gewesen wäre.
Nicht weniger desinteressiert präsentierten sich derweil die Profis des 1. FC Köln bei ihrem sportiven Ausflug ins Weserstadion. Wie ein opferbereites Tönnies-Schwein ließen sich die Rheinländer von einer aufgedrehten Werder-Mannschaft zerlegen, die von ihrem Trainer offenbar nur einen Auftrag bekomme hatte: das Spiel zu gewinnen, die Hausaufgaben zu erledigen, damit zumindest eine theoretische Restchance auf den Verbleib in der Liga bestehen blieb. Hätte Milot Rashica nicht einen kurzzeitigen Aussetzer gehabt und einen Rückpass direkt in die Füße von Dominick Drexler gespielt, der FC wäre mit einer 0:6‑Klatsche nach Hause gefahren. Gegen einen Klub, der seit Wochen daheim nicht mehr gewinnen konnte. Arbeitsverweigerung ist ein Begriff, der im Fußball oft inflationär gebraucht wird. In Bezug auf den 1. FC Köln gibt es jedoch nichts, was die Vorstellung exakter beschreiben könnte. Und dass Timo Horn, ein Keeper, der vor zwei Jahren noch beim BVB und in der Nationalelf im Gespräch war, beim 2:0 X‑Beine wie ein C‑Jugend-Torwart macht, wirft auch kein gutes Licht auf das Ehrempfinden der Kölner. Zumal Horn noch vor geraumer Zeit geäußert hatte, dass er der Fortuna durchaus den Abstieg wünsche.
Scheiß auf Sieger und Besiegte, es zählen die Aufrechten
Nach diesem denkwürdigen Wochenende wird wie nach jedem letzten Spieltag hitzig über die Erfolge und Blamagen in den neuralgischen Tabellenregionen diskutiert. Alles in Sieger und Besiegte unterteilt. Am Sonntagabend rief die Bild bereits den „peinlichsten HSV aller Zeiten“ aus. In den sozialen Netzwerken wurde die Häme über die armselige 1:5‑Heimniederlage der Hanseaten kübelweise ausgeschüttet. Einer stellte die berechtigte Frage, ob Dinosaurier womöglich aus Dummheit ausgestorben seien.
Düsseldorfer Fans beweinten derweil ihr ewiges Schicksal, einem Naturgesetz gleich in Alles-oder-Nichts Situationen stets der Unterlegene zu sein. Und „Club“-Anhänger fragten, wieso sich ausgerechnet der Lokal-Rivale aus Fürth in der zweiten Halbzeit gegen den KSC, den einzigen Konkurrenten um den Relegationsrang in der zweiten Liga, eine kleine Verschnaufpause gönnte. Während der Gegner der Nürnberger, Holstein Kiel, nach der Pause noch einmal aufdrehte.
The Winner takes it, the loser standing small, sangen ABBA. Aber so einfach sollten wir es uns am Ende dieser eigenartigen Saison nicht machen. Scheiß auf Sieger und Besiegte, es zählen die Aufrechten. Der Fußball hat nicht zuletzt durch sein Pochen auf Privilegien zu Beginn der Viruskrise und sein kreischendes Beklagen der wirtschaftlichen Probleme trotz jahrzehntelanger Prosperität und Milliardeneinnahmen, zuletzt viel von seiner Glaubwürdigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung verspielt. Die Liga jedoch hat durch ihr tragfähiges Hygienekonzept gezeigt, dass der Spielbetrieb möglich ist. Die Teams hatten eine lange Zwangspause, es wäre also das Mindeste gewesen, die Saison aufrecht und ohne negativen Beigeschmack zu Ende zu spielen.
Wut über 1:6! Köln-Torwart Horn im Internet bedroht
Internet-Hetze gegen Timo Horn (27)! Beim 1:6 in Bremen patzte der Köln-Keeper vor dem 0:2. Danach wurde er auf Instagram übelst beschimpft.
Die schlimmste Entgleisung klingt wie eine Morddrohung: „Bei Gott ich stech dich ab du Mistkind.“ Unklar, ob die Bedrohung von einem Düsseldorf- oder Köln-Fan kam. Auch bei den FC-Fans hat Horn Kritiker. Möglicher Hintergrund: Horn hatte sich im Winter die Düsseldorfer als möglichen Absteiger gewünscht. Damals eine flapsige Stichelei.
Was passiert mit dem anonymen Internet-Pöbler? Eine Sprecherin der Kölner Polizei: „Sobald die Polizei Kenntnisse von einer Straftat erlangt, wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dafür muss keine Anzeige des Betroffenen vorliegen.“ Der Verein und Horn wollten sich nicht äußern.
Gehaltsverzicht statt TV-Gelder FC kündigt Gespräche mit Profis an
Der 1. FC Köln stolpert in die Sommerpause. Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell. Die Geißböcke drückt die Corona-Last. Das gilt auch für die kommende Saison, da an den ersten Spieltagen ab September weiter keine Zuschauer zugelassen sein werden. Daher werden die Verantwortlichen Ende Juli das Gespräch mit den FC-Profis suchen.
Es ist kein Geheimnis, dass der 1. FC Köln in jedem Heimspiel ohne Zuschauer rund zwei Millionen Euro verliert. Entsprechend bedient waren die FC-Bosse, dass die Mannschaft gegen Bremen am letzten Spieltag die Chance auf fünf Millionen Euro mehr TV-Gelder lustlos wegwarf. Gut möglich, dass diese Nicht-Leistung nun zum Bumerang für die Spieler wird. Denn der Verein wird die Profis wohl zu einem Gehaltsverzicht bis Jahresende aufrufen.
Wie der Vorstand der Geißböcke in einer Medienrunde am Sonntag bestätigte, gehe man davon aus, dass sich die Spieler zu einem weiteren Verzicht über den 30. Juni hinaus bereit erklären werden. „Die nächste Saison wird aufgrund von Corona erneut mit Einschränkungen starten“, erklärte Präsident Werner Wolf. „Das heißt, dass Einnahmen fehlen werden, die wir nicht zurückbekommen werden.“ Man werde daher auch mit den Spielern wieder das Gespräch suchen. Die internen Planungen gehen aktuell von Geisterspielen bis zum Ende des Kalenderjahres 2020 aus. DFL-Boss Christian Seifert hatte am Samstag bereits bestätigt, dass mindestens der Saisonbeginn 2020/21 im September ohne Zuschauer stattfinden werde. Noch ist nicht absehbar, wann zumindest ein Teil der Fans wieder in die Bundesliga-Stadien darf. Doch selbst bei einem Teil-Einlass von Zuschauern würde dem FC wohl ein hoher sechsstelliger oder niedriger siebenstelliger Betrag pro Heimspiel flöten gehen.
Die Spieler haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es um den Verein steht
Daher muss sich auch der 1. FC Köln wappnen und wird nach dem Urlaub der Profis Ende Juli auf die Spieler zugehen. „Ab dem 1. Juli haben wir noch keine Regelung getroffen“, bestätigte Wolf und erklärte, dass man der Mannschaft transparent vor Augen führen werde, wie viel Geld die Corona-Krise den Klub koste. „Die Spieler haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es um den Verein steht. Wir können stolz sein, dass die gesamte Mannschaft bereit war, in der Krise zu helfen.“ Es gilt als sicher, dass der FC erneut einen Betrag von rund 20 Prozent pro Spieler pro Monat als Verzicht vorschlagen wird. „Es hat sich bewährt, das erst intern zu besprechen“, wollte Wolf genaue Zahlen aber nicht kommentieren.
Kommentar: Verantwortungslosigkeit gegenüber den Fans und dem Club
Beim 1. FC Köln war zuletzt viel die Rede von Verantwortung. Verantwortung gegenüber der Bundesliga, den Fans und dem eigenen Club. Der beschämende Auftritt des FC in Bremen hat offenbart, dass die vollmundigen Ankündigungen nicht mehr als Absichtserklärungen eines Clubs waren, für den es am Saisonende sportlich um nichts mehr geht. Die Kölner sind ihrer selbst auferlegten Verantwortung in keiner Weise gerecht geworden und haben sich bis auf die Knochen blamiert. Ein Club wie der FC darf sich so niemals präsentieren.
Corona und das private Unglück von Jonas Hector sind zweifellos mentale Faktoren, die zehn sieglose Geisterspiele und den negativen Höhepunkt von Bremen entschuldigend erklären. Ein intaktes Team könnte solchen Problemen aber ebenso mit Trotz begegnen und zusätzliche Motivation entwickeln. Alles geben für die Fans, die nicht mehr ins Stadion dürfen und duldsam vor den TV-Geräten mitleiden müssen. Oder für den Kapitän, der das Spiel so sehr liebt, alles reinwerfen.
Gisdol und Heldt bleiben
Die Geißböcke haben sich stattdessen willenlos ergeben und zum Gespött gemacht. Eine zum Schluss führungslose Mannschaft, deren Zerfall schon vor Bremen eingesetzt und die Fans, Club und den eigenen Trainer im Stich gelassen hat. Die vergangenen Wochen haben Markus Gisdols makellosem Lack erste Kratzer zugefügt. Dem Retter, der sich immer schützend vor seine Spieler gestellt hat, ist es letztlich nicht gelungen, stabile Lösungen zu finden, um den von der Pandemie in den Würgegriff genommenen Teamgeist zu erhalten.
Gisdol und Sportchef Horst Heldt müssen weitere Strukturen aufbrechen, personell ausmisten und zur neuen Saison ein charakterfestes Team zusammenstellen. Denn wie sagte Heldt nach seiner Vertragsverlängerung am Sonntag so schön treffend: „Für unseren Weg sind Zusammenhalt und Verlässlichkeit unabdingbar.“ Das Wort Verantwortung hätte er noch hinzufügen können.
FC-Präsident Werner Wolf sagte im Radio Köln-Interview zum Saisonrückblick, er sei bei allem auf und ab, unterm Strich zufrieden mit dem Ergebnis der Saison. In Schulnoten ausgedrückt könne man von einem "voll Befriedigend" sprechen:
„Ich glaube, am 08.12.2019 hätte keiner auch nur einen Cent auf uns gewettet. Wir haben dann insgesamt ganz gut reagiert und Glück gehabt, aber auch Können gezeigt. Wir haben dann eine Trendwende durch unsere Entscheidungen eingeleitet, die am Ende gereicht hat, unser Saisonziel zu erreichen.“
Wolf rechnet mit einer sehr schwierigen kommenden Saison. Auch wirtschaftlich gäbe es durch die Corona-Krise große Herausforderungen. Umso wichtiger sei die Kontinuität in der Geschäftsführung. Der FC hatte am Sonntag die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Sportchef Horst Heldt bekannt gegeben.
Stand jetzt stehen Mark Uth und Toni Leistner ab dem 1. Juli 2020 nicht mehr beim 1. FC Köln unter Vertrag. Das ausgeliehene Duo wird vorerst zu seinen Vereinen nach Schalke und den Queens Park Rangers zurückkehren. Somit könnte die peinliche 1:6-Niederlage bei Werder Bremen das letzte Spiel der Beiden im FC-Dress gewesen sein.
Das desaströse 1:6 bei Werder Bremen könnte für Mark Uth und Toni Leistner das letzte Spiel im Trikot des 1. FC Köln gewesen sein. Die Leihverträge der beiden Spieler enden am 30. Juni. Während das Duo mit vier Siegen aus den ersten sechs Spielen nach der Winterpause einen erfolgreichen Einstand mit den Geißböcken feierte, hätte das Saisonfinale kaum schlechter enden können. Nach der Corona-Unterbrechung gelang dem FC in neun Partien bekanntermaßen kein Sieg mehr und die Krise gipfelte am vergangenen Samstag mit der beschämenden Leistung an der Weser.
Höchststrafe für Leistner im letzten Spiel
Für Toni Leistner war die Partie dabei bereits nach 35 Minuten beendet. Beim Stand von 0:3 hatte Trainer Markus Gisdol genug von seinem Innenverteidiger gesehen und nahm den 29-jährigen nach einer schwachen Leistung auch zugunsten der Systemumstellung auf Viererkette vom Feld. Für einen Spieler ist es bekanntlich die Höchststrafe, bereits im ersten Durchgang ohne Verletzung vom Feld zu müssen.
Auch das vermeintlich letzte Spiel von Mark Uth im FC-Trikot dauerte nicht wesentlich länger an. Der eigentlich so spielstarke Zehner musste nach der ersten Hälfte in der Kabine bleiben. Mit seinen fünf Toren und sechs Vorlagen hatte Uth einen wesentlichen Anteil an den guten Leistungen und Punkten zu Beginn des Jahres. Doch auch die Schalker Leihgabe baute wie die gesamte Kölner Mannschaft nach der Corona-Pause ab und konnte nicht mehr an seine Leistungen anknüpfen. Im letzten Heimspiel gegen Frankfurt zeigte Uth zwar noch einmal, wozu er zu leisten im Stande ist, doch nur eine Woche später in Bremen konnte der 28-jährige die von Schalke geforderte Ablösesumme in Höhe von rund zehn Millionen Euro nicht im Ansatz rechtfertigen.
Uth-Paket kaum finanzierbar
Nichtsdestotrotz dürfte man am Geißbockheim nach wie vor um eine Lösung bemüht sein, den Angreifer über die Saison hinaus beim FC zu halten. Der Spieler wie auch die Kölner Verantwortlichen beteuerten zuletzt immer wieder, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen. Dass das Paket für den FC aber am Ende zu stemmen sein wird, ist angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage kaum vorstellbar. Ein Sieg in Bremen hätte dem FC zumindest ein paar Millionen Euro mehr in die klamme Kasse gespült. Doch mit dem an Leistungsverweigerung grenzenden Auftritt an der Weser machten sich die Kölner auch diese Chance zunichte. So dürfte Sportchef Horst Heldt mit Schalke 04 in schwierige Verhandlungen treten. Sollte Schalke dem FC bei der Ablösesumme nicht entgegenkommen, wird ein Kauf von Uth absolut außer Frage stehen. Selbst bei einem neuerlichen Leihgeschäft müsste der Spieler zu erheblichen Gehaltseinbußen bereit sein. Letztendlich wird eine Weiterverpflichtung von Spielerverkäufen abhängig sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass finanzstärkere Klubs wie beispielsweise aus der Premier League dem FC dazwischen grätschen werden. Daher werden sich Uth und der FC möglicherweise mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass sich der Spieler mit einer 1:6-Niederlage vom Geißbockheim verabschiedet hat.
Gleiches gilt in noch höherer Wahrscheinlichkeit für Toni Leistner. Zwar dürften die Queens Park Rangers keine horrend hohe Ablösesumme für den Innenverteidiger fordern, doch Stand jetzt haben die Kölner mit der Rückkehr von Frederik Sörensen, Joao Queiros, Lasse Sobiech und Yann-Aurel Bisseck bereits ohne Leistner acht Innenverteidiger in ihren Reihen. Zwar sind die Rückkehrer bis auf Sörensen nicht für die kommende Saison eingeplant, trotzdem müssten die Kölner die Spieler zunächst von der Gehaltsliste kriegen, ehe sie auf der Position noch nachrüsten. Darüber hinaus konnte Leistner in seinen 13 Einsätzen für den FC gerade gegen Ende nicht immer Werbung in eigener Sache betreiben. Zwar sollen auch mit dem Abwehrspieler bereits Gespräche über eine mögliche Zukunft am Geißbockheim geführt worden sein, eine feste Verpflichtung von Leistner käme aber selbst bei einem Abschied von Jorge Meré überraschend, da die Verantwortlichen den Youngster Robert Voloder und Sava Cestic mehr Platz einräumen wollen. Somit hat am Ende nun nicht nur die Kölner Mannschaft einen versöhnlichen Saisonabschluss in Bremen verpasst. Für Toni Leistner und Mark Uth hat das Kapitel FC vorerst mit einem sportlichen Debakel geendet.
DFB legt zwei Transferfenster fest Wechsel bis 5. Oktober möglich
Der Deutsche Fußball-Bund hat am Montag wie erwartet die Transfer-Regelungen für die Sommerperiode neu definiert. Aufgrund der Corona-Krise und des verschobenen Spielplans musste der Verband das Fenster für Spielerwechsel ändern. In diesem Sommer gibt es daher ausnahmsweise zwei Transferfenster.
Jetzt herrscht Klarheit: Spielertransfers in Deutschland werden bis zum 5. Oktober möglich sein. Das gab der DFB am Montag bekannt. Der bisherige Zeitraum (1. Juli bis 31. August 2020) konnte aufgrund der Verschiebungen nicht gehalten werden. Nun wurden Anpassung zwischen DFB, DFL und der FIFA vorgenommen. Das Ergebnis ist eine zweigeteilte und verlängerte Wechselperiode.
Die erste Wechselperiode ist der 1. Juli 2020 als singulärer Tag, um alle bereits abgeschlossenen Verträge mit Vertragsbeginn zum 1. Juli 2020 zulassen zu können. Dazu zählen auch Spieler, die aus Leihverträgen zu ihren alten Klubs zurückkehren. Die zweite Wechselperiode beginnt zwei Wochen später am 15. Juli und läuft bis zum 5. Oktober 2020. „Die zweite Phase der Wechselperiode wird aufgrund des späteren Endes der Spielzeit 2019/2020 nach dem 1. Juli in anderen Verbänden/Ligen und des späteren Beginns der Pflichtspiele im Bereich von DFB und DFL in der Saison 2020/2021 verlängert, damit die Klubs – auch international – möglichst lange und flexibel Transfers tätigen können“, hieß es in der Erklärung des DFB.
Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes folgt der Empfehlung des UEFA-Exekutivkomitees, das alle Mitgliedsverbände dazu aufgerufen hat, den 5. Oktober 2020 als gemeinsames Enddatum für das bevorstehende Sommer-Transferfenster zu bestimmen. Somit sollen alle internationalen Top-Ligen in diesem Jahr gemeinsam an einem Tag ihre Transferaktivitäten einstellen. In den vergangenen Jahren hatte es unterschiedliche Deadline Days gegeben. Die Bundesliga will am Wochenende des 12. und 13. September 2020 den Spielbetrieb der kommenden Saison aufnehmen. Demzufolge wären noch drei Wochen nach dem ersten Spieltag Transfers möglich.
Verlängert auch Gisdol? „Es gibt sehr gute Gespräche“
Nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Horst Heldt wird wohl auch der Kontrakt mit Trainer Markus Gisdol beim 1. FC Köln ausgeweitet. Bei den Geißböcken will man die Arbeit des Trainers nicht nur anhand der letzten zehn Sieglos-Spiele bewerten. Mit einer genauen Aufarbeitung der Saison sollen die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Einen Tag nach dem desaströsen 1:6 beim SV Werder Bremen gab der 1. FC Köln die vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Horst Heldt bekannt. Der Sport-Geschäftsführer bleibt den Geißböcken bis 2023 erhalten. Zwar hatte sich das Arbeitspapier des 50-jährigen durch den geschafften Klassenerhalt ohnehin um ein Jahr bis 2021 verlängert, doch durch die Ausweitung um zwei zusätzliche Jahre erhofft sich das Präsidium um Werner Wolf Kontinuität.
Gleiches soll auch für Markus Gisdol gelten. Der FC-Trainer hatte den Klub nach elf Spieltagen mit nur sieben Punkten in einer beinahe aussichtslosen Situation übernommen und dank einer Serie von acht Siegen aus zehn Spielen zum kaum mehr für möglich geglaubten Klassenerhalt geführt. Als Dank dafür verlängerte sich auch der Vertrag des Schwaben automatisch um eine weitere Saison.
Müssen analysieren, woran das liegt
Trotzdem gehen die Kölner mit einer Hypothek von zehn Sieglos-Spielen in die neue Saison. Seit der Corona-bedingten Unterbrechung konnten die Geißböcke in keiner Weise an ihre Leistungen anknüpfen, die sie um den Jahreswechsel herum unberechenbar gemacht hatten. So lässt sich die Kölner Saison am Ende in drei Phasen aufteilen, die extremer kaum sein könnten. Während die Mannschaft an den Spieltagen eins bis 14 acht Punkte einfuhr und damit auf dem letzten Platz der Tabelle rangierte, fanden sich die Geißböcke zwischen Spieltag 15 und 25 mit 24 Zählern unter den Spitzenteams der Liga wieder. In diesen elf Partien gehörte der FC in seiner bestechenden Form zu den Top 3 der Bundesliga, nur um dann nach der Corona-Pause mit fünf Niederlagen und vier Unentschieden wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Am Geißbockheim überwiegt zwar letztendlich die Erleichterung über den Klassenerhalt. Trotzdem wird man in der Sommerpause jeden Stein einzeln umdrehen müssen, um den Klub in ruhigere Fahrwasser zu lenken. „Die Aufs und Abs sind keine Momentaufnahmen. Das kommt bei uns seit Jahren vor“, urteilte FC-Vizepräsident Carsten Wettich am Sonntag nach dem offiziellen Saisonende und fügte hinzu: „Wir müssen analysieren, woran das liegt.
Wir dürfen uns nicht von kurzfristigen Dingen leiten lassen
Dies soll unter Leitung von Horst Heldt und Markus Gisdol geschehen. Obwohl Gisdol in den vergangenen zehn Spielen mit seiner Mannschaft kein Bewerbungsschreiben abliefern konnte, laufen im Hintergrund längst die Arbeiten an einer Vertragsverlängerung mit dem Trainer. „Die Personalie Markus Gisdol gehört nicht zu unserem Aufgabengebiet. Das ist die Aufgabe der Geschäftsführung. Es gibt aber sehr gute Gespräche“, erklärte FC-Präsident Werner Wolf und deutete eine baldige Einigung mit dem Schwaben an. Hätte es die zehn sieglosen Spiele in Folge zu Beginn einer Saison gegeben, würde Gisdol wohl zur Diskussion stehen. Doch beim FC weiß man um Gisdols Anteil am geschafften Klassenerhalt und an den offensichtlichen Problemen des Kaders. Für eine mögliche Vertragsverlängerung will man am Geißbockheim daher nicht nur auf die letzten Partien blicken. „Wir dürfen uns nicht von kurzfristigen Dingen leiten lassen. Wir müssen das Gesamte ab dem zwölften Spieltag betrachten. Die Saison hat aus drei extremen Phasen bestanden und wir befinden uns mitten in der Aufarbeitung“, kommentierte Vizepräsident Eckhard Sauren die Situation.
Die Internet-Hetze gegen Timo Horn und ihre Folgen: Kölns Keeper hat die miesen Attacken auf seiner Instagram-Seite gelöscht und die Kommentar-Funktion gesperrt! Ab sofort kann Horn nur noch selbst Beiträge veröffentlichen. Beschimpfungen muss er sich nicht mehr aussetzen.
Horn war nach dem Bremen-1:6 schlimm bepöbelt worden. Allerdings nicht nur von enttäuschten Düsseldorf-Fans. Auch unter den FC-Anhängern gibt's viele Kritiker. Der Keeper hatte in der Vergangenheit schon mehrfach mit Internet-Hetze zu kämpfen, schaltete seinen Seite einmal sogar komplett ab.
Horn und Klub wollen sich nach wie vor nicht äußern.