Wehrle: „Wir jagen niemanden weg, aber jeder Spieler hat Klarheit“
Der 1. FC Köln sitzt auf zahlreichen teuren Verträgen von Spielern, die sportlich keine Rolle mehr spielen. Geschäftsführer Alexander Wehrle hat diese Verträge selbst mit ausgehandelt. Nun muss der Finanzboss zusammen mit Sportchef Horst Heldt aufräumen und gleichzeitig mehr Geld für den Nachwuchs frei machen. Im Gespräch mit dem GBK erklärt Wehrle, welche Lehren der Klub aus der Krise gezogen hat.
GBK: Herr Wehrle, Ihr Geschäftsführer-Kollege Horst Heldt muss unter schwierigen Bedingungen den Kader für die nächste Saison umbauen. Wird die aktuelle Situation dazu führen, dass der FC in Zukunft die Spielerverträge anders aushandeln wird, zum Beispiel stärker leistungsbezogen oder mit kürzeren Laufzeiten?
ALEXANDER WEHRLE: „Pauschal kann man das nicht beantworten. Es gibt Situationen, in denen bekommst du einen Spieler nur, wenn du ihm drei Jahre gibst und nicht zwei. Das hängt auch von der Ablösesumme und dem Gehaltsvolumen ab, gerechnet auf die Vertragslaufzeit. Idealerweise sollten wir immer leistungsbezogene Verträge bevorzugen. Wichtig ist bei solchen Debatten immer, dass es zwei unterschiedliche Blickwinkel gibt: Den im Nachhinein und den zu dem Zeitpunkt, zu dem die Entscheidungen getroffen werden. In der Rückschau kann man Dinge immer anders beurteilen und natürlich erweisen sich Entscheidungen dann manchmal auch als Fehler. Niemand macht alles richtig, ich definitiv auch nicht. Aber in den konkreten Momenten haben wir aus meiner Sicht nachvollziehbar entschieden, mit Zustimmung aller zuständigen Gremien.“
Wie kann der FC die jetzigen Vertragssituationen lösen?
Die Spieler haben bei uns Arbeitsverträge und die werden wir einhalten. Wir werden niemanden wegjagen. Horst Heldt und Markus Gisdol haben mit den betroffenen Spielern aber schon klare Gespräche geführt. Jeder Spieler weiß, welche Möglichkeiten ihm die nächste Spielzeit beim FC bieten wird. Jeder Spieler hat Klarheit und kann nun entscheiden, welchen Weg er persönlich gehen will. Ich bin mir sicher, dass wir dann individuell Lösungen finden werden.
Werden mehr Geld in die Hand nehmen müssen
Der Nachwuchs soll eine immer größere Rolle spielen. Der Fall Florian Wirtz hat dem FC aber gezeigt, dass auch im Nachwuchs der Kampf um die besten Talente immer teurer wird. Muss der FC sein finanzielles Konzept dahingehend nach oben korrigieren?
Dass sich die Gehaltsstrukturen auch im Nachwuchs verändern, ist klar. Bei Toptalenten wird es zusätzlich Ausnahmen nach oben geben, die man als Verein dann auch mitmachen müsste. Es gibt aber auch weitere Faktoren, die für die Spieler und deren Eltern eine Rolle spielen. Wie nachweislich ist die Durchlässigkeit zu den Profis? Meinen es die Verantwortlichen ernst? Da können wir jetzt etwas nachweisen. Darüber hinaus sind wir in der Verantwortung, einem Jugendspieler während seiner fußballerischen Entwicklung auch eine solide schulische Bildung zu ermöglichen. Bei dem einen oder anderen Sonderfall werden wir dennoch unter Umständen mehr Geld in die Hand nehmen müssen als in der Vergangenheit.
Ist das eine Lehre aus dem Fall Wirtz?
In diesem Fall ging es um andere Faktoren, weshalb wir unsere internen Prozesse angepasst haben. Wir hätten Florian Wirtz gerne hier zum Bundesliga-Spieler gemacht und nicht in Leverkusen.
Erfahrungswerte aus diesem unerfreulichen Ereignis
Welche Prozesse mussten Sie verändern?
Die Abstimmung zwischen Lizenzspieler- und Nachwuchsabteilung, die Gesprächsfolgen mit Spielern, Eltern und Beratern. Wer tauscht sich wann und wie oft mit wem über welche Ebenen hinweg aus? Das wurde intern verändert. Das waren die Erfahrungswerte aus diesem unerfreulichen Ereignis.
In den letzten Monaten haben Sie auffällig viele Verträge mit Jugendspielern verlängert und öffentlich kommuniziert. Ist dies auch eine Folge der Veränderungen?
Ja. Wir haben mit diesen Spielern früher langfristig verlängert und es werden weitere Verlängerungen folgen.
Ein wichtiger Faktor für den Nachwuchs ist der Ausbau des Geißbockheims. Wie geht es weiter?
Wir müssen jetzt auf die Baugenehmigung warten. Die wird, so die Prognose, im Herbst kommen. Dann werden wir intern bestimmen, welche Bauabschnitte in welcher zeitlichen Reihenfolge von uns umgesetzt werden sollen.
Bis die ersten Klagen kommen.
Damit rechnen wir. Aufgrund des Zielabweichungsverfahrens, das positiv im Regionalrat beschieden wurde, sehen wir uns aber juristisch gut gerüstet. Wenn es dann zu Klagen kommt, müssen wir abwarten, ob es zu einer einstweiligen Verfügung kommt oder nicht.
Die Finanzierung ist viel komplizierter geworden
Steht die Finanzierung?
Die Planungen laufen, sind durch Corona aber nicht einfacher, sondern viel komplizierter geworden. Dennoch haben wir unterschiedliche Lösungsansätze, die wir schon länger diskutieren.
Welche Rolle spielt der Faktor Zeit?
Eine große Rolle. Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass wir hier nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Das Geißbockheim ist ein Gewölbe unter Denkmalschutz, in dem sich die Jungs unter schwierigen Bedingungen aufhalten müssen. Gerade in Corona-Zeiten ist die räumliche Enge eine große Herausforderung. Deswegen wollen wir möglichst früh in die Bauphase eintreten.
Die Saison des 1. FC Köln (1) Unzureichend aufgestellt, aber in der richtigen Liga
In der Zweitligasaison 18/19 propagierte der Verein gerne, er sei top aufgestellt, spiele nur leider in der falschen Liga. Im ersten Saisondrittel der abgelaufenen Saison tauschte man dann beinahe alle Akteure aus und es zeigte sich schnell: Man spielte zwar mittlerweile in der richtigen Liga, top aufgestellt war man allerdings nicht.
Den Klassenerhalt zu schaffen, ohne in ganz große Abstiegssorgen zu geraten: Die Aufgabe, welche sich der 1. FC Köln in Persona des Sportdirektors Armin Veh und des neuen Trainers Achim Beierlorzer nach dem Aufstieg in die Bundesliga gestellt hatte, war ambitioniert. Der „Betriebsunfall“ namens Abstieg war zumindest auf den ersten Blick wieder gut gemacht, die Fragezeichen den Beteuerungen zum Trotz jedoch groß. Denn Euphorie und Zuversicht suchte man im Mai 2019 nach dem letzten Spiel in der zweiten Liga zunächst selbst mit der Lupe umsonst am Grüngürtel.
Der Kader? Durchsetzt mit diversen Fragezeichen und offenkundig nur durch Heldenfußball aufgestiegen. Der Aufstiegstrainer Markus Anfang? Entpuppte sich als Fehlgriff und durfte nicht mal bis zum Ende der Saison „seine“ Mannschaft coachen. Und die Finanzen, nur zwei Jahre nach dem Einzug in den Europapokal und dem Rekordverkauf von Anthony Modeste? Nach dem Abstieg und den folgenden Investitionen schwierig. Der Verein feierte die Mannschaft nach dem Aufstieg zwar als Feuerwehrmänner, welche nach dem Abstieg aus Treue zur Stadt „durch et Füer“ der zweiten Liga gegangen seien, doch so recht wollte dieser Spin nicht in der Stadt verfangen.
Beierlorzer sorgt erst für den nötigen Optimismus, entpuppt sich jedoch als Missverständnis
Das Feuer wieder wecken, die Stadt in Euphorie versetzen und für Aufbruchstimmung am „Hennesgrün“ sorgen, dafür brauchte es im Sommer 2019 einen externen Impuls durch den neuen Trainer Achim Beierlorzer. Mit forschen Worten und jeder Menge Optimismus trat er schon bei seiner Vorstellung auf: „Wichtig ist es für die Bundesliga, die Qualität zu haben, um dort spielen zu können. Und die haben wir definitiv. Davon bin ich überzeugt“ orakelte er und brachte das Ziel und die wiederkehrende Sehnsucht des Verein auf den Punkt: „Wir wollen uns in der Bundesliga etablieren.“
Nur knapp sechs Monate später war der Franke in Köln Geschichte und coachte fortan den 1. FSV Mainz 05. Die zweite Trainerentlassung des Kalenderjahres. Und auch die Zeit von Sportdirektor Armin Veh war im Herbst 2019 abgelaufen. Der Augsburger versuchte sich nach einer langen Trainerkarriere in Köln knapp 23 Monate als Geschäftsführer Sport, trat aber trotz offensivem und öffentlichem Werbens um einen neuen Vertrag mit der Entlassung von Beierlorzer zurück. Der hinterlassene Kader war mit unausgeglichen und aufgebläht noch freundlich umschrieben, top waren höchstens die Gehälter der Bankspieler.
Personalwechsel auch im Vorstand
Und auch eine Ebene weiter oben wurde Personal ausgetauscht. Das Präsidium um Interimsvorstand Stefan Müller-Römer sowie die beiden Vizepräsidenten Markus Ritterbach und Toni Schumacher mussten auf der Mitgliederversammlung im September Platz machen für das neue Präsidium um Werner Wolf, welcher von Eckhard Sauren und Dr. Jürgen Sieger flankiert wurde.
Um jede einzelne dieser Personalentscheidungen gab es größere Diskussionen, sie waren jedoch alle gut begründet. Sie bedeuteten in der Hinrunde des Aufsteigers und Bundesligisten 1. FC Köln jedoch sehr wenig Ruhe.
Dabei war der Transfersommer 2019 eigentlich positiv verlaufen. Das Ziel der Bundesligaetablierung wurde durch die Verpflichtung von insgesamt sechs teils vielversprechenden Zugängen unterstrichen. Für die Zentrale konnte der Verein Birger Verstraete aus Genk sowie Ellyes Skhiri aus Montpellier gewinnen, aus Zwolle kam Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue. Als Glücksgriff entpuppte sich sehr schnell der belgische U21-Nationalspieler Sebastiaan Bornauw aus Anderlecht. Komplettiert wurde der Transfersommer durch den ablösefreien Neuzugang Kingsley Schindler aus Kiel sowie Tortwarttalent Julian Krahl aus Leipzig.
Die Achterbahn als wiederkehrendes Symbol der Saison
Nach einer abgesehen vom Wahlkampf rund um das Präsidentenamt eher ruhigen Vorbereitung startete der 1. FC Köln im August in die Pflichtspiele und zeigte dann allerdings schnell, dass der Wunsch nach einer ruhigen Etablierung und konstanten Saison komplett ohne Abstiegssorgen eher Träumerei war. Vielmehr offenbarte der Verein im ersten Pflichtspiel im Pokal in Wiesbaden wie im Brennglas direkt vieles von dem, was die Fans auch im Verlauf der weiteren Saison oft verzweifeln ließ und sich wie ein Faden durch die Saison zog. Auch interessant
Frauenteam des 1. FC Köln: Bitterer Abstieg, logischer Aufstieg?
Gute und schlechte Phasen wechselten sich munter und mit beinahe erbarmungsloser Radikalität ab: Einer schlechten Anfangsphase folgte in Wiesbaden ein Doppelpack zur beruhigenden 2:0 Pausenführung, welche auch aufgrund eines Schnitzers von Timo Horn keinen Bestand hatte, in der Verlängerung schoss man wieder das erste Tor, musste aber in der 118. Minute das 3:3 hinnehmen, bevor Horn seinen Fehler korrigierte und mit drei parierten Elfmetern zum Pokalheld mutierte.
„Es war ein ganz eigenartiges Spiel. Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt keinen Zugriff bekommen, führen trotzdem 2:0. Das dürfen wir nicht mehr so aus der Hand geben. Gott sei Dank ist es gut ausgegangen“, so Flügelspieler Florian Kainz nach dem Einzug in die nächste Runde. Ein wenig abgewandelt könnte man dieses Zitat auch als Saisonfazit so stehen lassen.
Anschließend fuhr man nach Wolfsburg, verpennte die zweite Halbzeit komplett und verlor bei einem durchaus ambitionierten Bundesligisten mit 1:2. Danach folgte ein sehenswertes Freitagabend-Spiel gegen Borussia Dortmund, bei dem der FC trotz der 1:3 Niederlage beinahe schon Euphorie entfachte. Spätestens dann mit dem anschließenden Lastminute-Sieg in Freiburg und einem überragenden Skhiri war das Pokalspiel vergessen und die „Geißböcke“ in der Gefühlsachterbahn nach oben gefahren. „Die Mentalität der Mannschaft war überragend“, so FC-Trainer Beierlorzer nach dem Spiel überglücklich. Ein Satz, der in Köln danach so schnell keinem mehr über die Lippen kam. Auch interessant
Denn anschließend zeichnete die Achterbahn einen steilen Abfall. Der fast schon gewohnten Enttäuschung im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) folgte die erwartete Niederlage in München (0:4). Das anschließende 0:4 gegen die Hertha in Müngersdorf war jedoch weder gewohnt noch erwartet und sorgte im Umfeld für erste Unmutsbekundungen. „Das ist ein Rückschlag, aber wir stehen wieder auf“, so Timo Horn. Anschließend gelangen ein gutes Spiel beim 1:1 in Gelsenkirchen und ein selten gefährdetes 3:0 gegen Paderborn, der effzeh-Keeper schien recht zu behalten.
In der Englischen Woche fällt alles auseinander
Ende Oktober war der 1. FC Köln nach ein paar guten und ein paar schlechten Spielen auf Platz 15 mitten im Abstiegskampf, hatte allerdings eine Englische Woche mit drei machbaren Auswärtsspielen vor der Brust: Erst gegen den angeschlagenen Tabellenvorletzten aus Mainz, bei dem Trainer Sandro Schwarz kurz vor der Entlassung stand. Danach folgte unter der Woche die nächste Pokalrunde beim Viertligisten aus Saarbrücken, bevor man nach Düsseldorf fuhr. Beierlorzer sprach davon, „eine Serie starten zu wollen.“ Eine wegweisende Woche für den FC war es jedenfalls, die Mannschaft hätte in dieser Woche die Weichen zum Guten stellen können, stattdessen aber entgleiste der kölsche Achterbahnzug.
Einer rätselhaften Leistung in Mainz, wo man nach richtig guter Anfangsphase das Fußballspielen komplett einstellte und auch dank zweifelhaftem VAR-Einsatz mit 1:3 verlor, folgte in Völklingen gegen den 1. FC Saarbrücken eine Frechheit und zum Abschluss in Düsseldorf eine beschämende Leistung und verdiente 0:2-Niederlage. Statt die Basis für eine zufriedenstellende Saison zu legen, musste wieder einmal alles hinterfragt werden. Coach Beierlorzer erhielt ein Ultimatum für das anschließende Heimspiel gegen Hoffenheim. Doch nach einer weiteren schmerzhaften 1:2-Niederlage war der Trainer nicht zu halten, Platz 17 mit sieben Punkten aus 11 Spielen und ein klarer Abwärtstrend kosteten ihm letztlich den Job.
Mit Beierlorzer verließ auch Armin Veh vorzeitig auf eigenen Wunsch den Verein, es war wieder Murmeltiertag am Geißbockheim. Mitten in der Saison Trainer und Sportdirektor neu zu besetzen – keine einfache Aufgabe. „Schwierig, aber nicht prekär“ fasste Frank Aehlig, die rechte Hand von Armin Veh und Mitverantwortlicher für die Neubesetzung der beiden Posten die Situation zusammen. Nach einigem Hin und Her, Absagen und wiederholt keiner guten Außendarstellung des Vereins verpflichteten die „Geißböcke“ letztlich mit Heldt und Gisdol ein Duo, welches bereits „auf Schalke“ zusammenarbeitete. Zunächst mit viel Skepsis konfrontiert nahmen die beiden Neuen im Herbst ihre Arbeit auf.
Die Vertragsverlängerung von Trainer Markus Gisdol beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln wird voraussichtlich in Kürze verkündet. Bitte schalten Sie Ihren Werbeblocker aus!
"Wir werden das bis zum Trainingsstart Anfang August definitiv geklärt haben", sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle in einem Interview des "Express" und des "Kölner Stadt-Anzeigers". Gisdol hatte den FC im November übernommen und nach starkem Zwischenspurt auch ohne Sieg in zehn Geisterspielen zum Klassenerhalt geführt. Der gemeinsam mit Gisdol gekommene Sportchef Horst Heldt hatte Ende Juni bereits bis 2023 unterschrieben.
Derweil hegt das DFL-Präsidiumsmitglied Wehrle weiter die Hoffnung, dass bald wieder Fans in die Stadien dürfen. "Ich wünsche mir eine bundesweit einheitliche Lösung, es kann aber auch sein, dass es Ländersache wird", sagte der 45-Jährige. "Die Konzepte sind in der Abstimmung."
Millionenverluste durch Corona-Krise
Sein Verein werde in den nun abzuschließenden Verträgen mit neuen Spielern "pandemie-relevante Klauseln" verankern, verriet Wehrle: "Wir haben auch mitunter eine Komponente drin, die speziell mit der anstehenden Spielzeit zu tun hat." Sein Verein könne wegen eines "deutlich negativen" Ergebnisses für das abgelaufene Geschäftsjahr in der kommenden Saison "kein Risiko eingehen".
Den Schaden durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie bezifferte Wehrle bisher auf zwölf Millionen Euro. "Und ich kann jetzt noch nicht sagen, wie hoch der Schaden in der nächsten Saison sein wird", erklärte er: "Wenn man die in diesem Szenario fehlenden Einnahmen alle als Risiko summiert, dann droht uns ein Verlust für die neue Spielzeit zwischen 20 und 25 Millionen Euro."
Der Bundesligist Hertha BSC wird sich für die kommende Saison im Sturm verändern. Nach dem durchaus unrühmlichen Abgang von Salomon Kalou wird auch Routinier Vedad Ibisevic den Hauptstadt-Verein verlassen. Auf der Suche nach einem Mittelstürmer befassen sich die Berliner nun offenbar mit einer Verpflichtung von Jhon Córdoba. Laut der ‚B.Z.‘ wird über den Stürmer des 1. FC Köln „intern diskutiert“. Als weitere Interessenten werden der VfL Wolfsburg sowie Schalke 04 genannt.
Sportliche Zukunft von Cordoba weiter offen
Córdobas Zukunft beim FC ist indes weiter unklar. Der Vertrag des 27-Jährigen läuft 2021 aus. Die Kölner würden mit ihrem Leistungsträger gern verlängern. Auch der Spieler soll sich grundsätzlich einen Verbleib vorstellen können – bleibt die Frage, ob das Kölner Angebot den Kolumbianer überzeugt. Mit der finanzstarken Hertha dürfte der FC wohl kaum mithalten können.
„Kann nicht unser Anspruch sein“ Höger über FC-Saison und eigene Zukunft
Ohne ihn ging beim 1. FC Köln im Bundesliga-Endspurt gar nichts mehr: Hennes IX. durfte nach der Corona-Pause genau wie die Fans nicht mehr ins Stadion. FC-Profi Marco Höger (30) besuchte den Bock nun im Zoo und zog sein Saison-Fazit. Kölns Vize-Kapitän warnt: „Noch mal wird das nicht reichen für den Klassenerhalt!“
Ohne Hennes IX. kein Heimsieg des 1. FC Köln
Höger auf Zoo-Tour. Während viele seiner Mannschaftskollegen schon am Strand liegen, schaute der Mittelfeldkämpfer in Riehl vorbei. Höger übernahm die Patenschaft für einen Seelöwen (hier lesen Sie mehr) und ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch FC-Maskottchen Hennes IX. „Hallo“ zu sagen. Ins Stadion durfte der Geißbock letztmals am 29. Februar gegen Schalke (3:0). Seitdem konnte der FC kein Heimspiel mehr gewinnen, blieb stattdessen in allen zehn Geister-Partien sieglos. Ein ernüchterndes Saisonende.
Der Routinier blickt im EXPRESS-Gespräch auf Kölns Achterbahn-Saison zurück, macht klar: „Wenn nur ein Drittel der Saison erfolgreich läuft, ist das ganz klar zu wenig. Zehn von 34 Spielen ordentlich zu spielen, kann nicht unser Anspruch sein. Dass jede Mannschaft außer den Topteams immer mal eine negative Phase hat, ist normal. Aber wir müssen gucken, dass wir diese Phasen so kurz wie möglich halten und nicht zehn Spiele lang ohne Sieg bleiben.“
Höger: „Corona-Pause darf keine Ausrede sein“
Warum die Mannschaft erst einen Fehlstart hinlegte, dann wie ein Champions-League-Aspirant glänzte und schließlich doch wieder wie ein Absteiger spielte, ist auch für Mannschaftsrat Höger schwer zu erklären. Fest steht für ihn: „Noch mal wird das nicht reichen für den Klassenerhalt, das ist uns allen klar. Wir hatten dieses Mal auch das Glück, dass wir es trotz dieser Phasen geschafft haben.“
Ohne Fans (und Bock) quälte sich der FC zum Klassenerhalt, der schließlich am 33. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt (1:1) rechnerisch perfekt gemacht wurde. So eine kräftezehrende Saison hat selbst der Ex-Schalker Höger noch nicht erlebt: „Nein, dieses Jahr war für uns alle einmalig – und so eine Situation wird so schnell hoffentlich auch nicht wiederkommen. Wir dürfen allerdings nicht alles auf die Corona-Pause und die fehlenden Fans schieben, das darf keine Ausrede sein. Im Endeffekt waren die Voraussetzungen für alle Mannschaften gleich.“
1. FC Köln muss konstanter werden
Jetzt geht der Blick für ihn und den FC wieder nach vorne. „Wir haben auch gesehen, was für ein Potenzial wir abrufen können, was wir zu leisten in der Lage sind. Das müssen wir konstanter auf den Platz bringen“, so Höger, der betont: „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Klassenerhalt unser Ziel war, das wir erreicht haben. Das sollte uns ein besseres Gefühl geben. Wir dürfen weiter Bundesliga spielen – darüber müssen wir alle froh sein.“
Ob Köln in der neuen Saison noch mal an die Wahnsinns-Serie unter Markus Gisdol (50) anknüpfen kann oder direkt wieder in den Abstiegskampf rutscht, wird sich zeigen. „Die Wahrheit liegt immer in der Mitte. Orientieren müssen wir uns an den Erfolgen“, sagt Höger, „aber uns ist auch allen bewusst, dass wir keine Mannschaft sind, die jede Woche alles in Grund und Boden spielt.“
Höger: „Habe anderen Anspruch als Vize-Kapitän“
Er selbst hat nur noch ein Jahr Vertrag, bleibt aber ganz entspannt: „Ich lasse das auf mich zukommen. Durch Corona verschiebt sich vieles. Wenn mein Vertrag hier endet, bin ich fast 32 – da ist man gelassener. Wenn ich noch jünger wäre, würde ich eher vorausgucken und mir Gedanken machen. Ich will noch ein paar Jahre spielen, das ist mein Ziel. Und ich habe immer gesagt, dass ich meine Karriere am liebsten beim FC beenden will. Aber da gehören immer zwei Seiten dazu. Und jetzt ist es noch nicht an der Zeit, über sowas zu sprechen.“
Vergangene Saison absolvierte Höger 15 Liga-Spiele. Von Mitte Dezember bis Anfang Juni kam er nur eine Viertelstunde (beim 5:0 in Berlin) zum Einsatz, zum Ende hin setzte Gisdol wieder mehr auf ihn. Högers persönliches Fazit: „Klar war mir die Einsatzzeit nicht genug. Da habe ich einen anderen Anspruch als Vize-Kapitän. Ich möchte mehr Spielzeit. Aber gerade in so einem Jahr nach dem Aufstieg musste man sein Ego hinten anstellen und im Sinne des Vereins an den Klassenerhalt denken. Dem gilt es alles unterzuordnen.“
In Wirtz‘ Schatten: U17-Talente brillieren und wecken Hoffnungen
Selten waren die Nachwuchsteams des 1. FC Köln so erfolgreich wie in den vergangenen zwei Spielzeiten. Neben der U19 führte auch die U17 der Geißböcke die Tabelle der Bundesliga-Staffel West mit zwei Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger aus Dortmund an. Dann kam Corona. Zwar wurde dem amtierenden Deutschen Meister nach Saisonabbruch die Staffelmeisterschaft zugesprochen, doch das mit zahlreichen Top-Talenten gespickte Team um Trainer Markus Daun wäre als Topfavorit auf den nationalen Titel in die Endrunde eingezogen – trotz des Abgangs von Kapitän Florian Wirtz in der Winterpause.
In der Saison 2018/19 sorgte die U17 des 1. FC Köln bundesweit für Schlagzeilen. Unter Trainer Martin Heck besiegten die Kölner B-Junioren Borussia Dortmund im Finale um die Deutsche Meisterschaft und holten überraschend den Titel in den Grüngürtel. In der abgelaufenen Saison galt es, den gewachsenen Ansprüchen als Titelverteidiger gerecht zu werden. Ein Selbstläufer sollte dies freilich nicht werden, zumal ein neuer Übungsleiter das Zepter übernahm.
Mit neuem Trainer und zahlreichen Top-Talenten
Als Markus Daun im Juli 2019 die U17 von Meistertrainer Martin Heck übernahm, hatte der Ex-Profi eine wenig erfolgreiche Zeit hinter sich: Nach einer mehr als verkorksten Hinserie mit der U21 des 1. FC Köln war er als Trainer freigestellt worden. Dennoch trauten ihm die Verantwortlichen des Vereins zu, die U17 zu übernehmen, um mit ihr wieder ganz oben mitzuspielen. Als erste Amtshandlung musste der 39-Jährige ein fast komplettes Team neu zusammenstellen. Rund um die beiden Nationalspieler und Leistungsträger Florian Wirtz und Jens Castrop, die schon über U17-Erfahrung verfügten, formte Daun eine Mannschaft, die sich zum Großteil aus der alten U16 zusammensetzte.
Der Umbruch gelang: Nach einer 0:1-Auftaktniederlage gegen Bayer Leverkusen folgte bis zum coronabedingten Saisonabbruch eine beeindruckende Serie von 20 Spielen ohne Niederlage mit 17 Siegen und drei Unentschieden. Die Statistiker notierten sage und schreibe 85 eigene Treffer bei nur 14 Gegentoren: absolute Liga-Bestwerte. Die Konkurrenz musste anerkennen, dass der FC erneut ein Team auf den Rasen gebracht hatte, in welchem die Talentdichte enorm war und der Zusammenhalt stimmte. Nationalkeeper Jonas Urbig war nur selten zu überwinden, der Defensivverbund um die beiden Innenverteidiger Carlo Kettig und Mikail Özkan stand stabil, im Mittelfeld bestimmten der auf die Sechs zurückgezogene Jens Castrop sowie (bis zur Winterpause) Florian Wirtz das Geschehen undy mit dem österreichischen Neuzugang Philipp Wydra von Austria Wien stieß ein Ausnahmekönner und Torjäger zur Mannschaft, der gemeinsam mit dem erst 15-Jährigen Justin Diehl sowie Maximilian Schmid die torgefährlichste Offensive der Liga bildete. Der verdiente Lohn: Die U17 sicherte sich mit zwei Punkten Vorsprung auf die B-Junioren von Borussia Dortmund den Staffelsieg in der Bundesliga West – immerhin ein kleines Trostpflaster für die virusbedingt verpasste Gelegenheit, den nationalen Titel zu verteidigen.
Der Wirtz-Abgang: Aufregung im Winter
Bei allem sportlichen Erfolg der jungen Geissböcke trübte nicht nur im Nachwuchsleistungszentrum ein Thema die gute Stimmung. Ein Transfer schlug medial und emotional hohe Wellen. Florian Wirtz, der als Junge aus der Brauweiler Nachbarschaft zehn Jahre beim FC ausgebildet worden war, seit der U15 alle Mannschaften der deutschen Nationalmannschaft durchlaufen hatte und als eines der größten Talente in der Kölner Nachwuchs-Geschichte galt, entschied sich für eine andere sportliche Perspektive und wechselte im Winter zu Bayer Leverkusen. Auch wenn der FC beteuert, Wirtz liebend gerne im Verein gehalten hätte, musste sich der Verein kritische Fragen gefallen lassen. Warum wurde der mittlerweile 17-Jährige nicht frühzeitig (und seinem Leistungsvermögen mehr als entsprechend) zur U19 befördert? Wieso erhielten andere Talente die Chance, sich u.a. im Wintertrainingslager bei den Profis zu beweisen, Wirtz aber nicht? Welche Rolle spielte Armin Veh in dieser Personalie? Das Ergebnis ist bekannt: Wirtz wechselte auf die andere Rheinseite, debütierte schnell bei den Bayer-Profis und wurde mit seinem Treffer gegen Bayern München der jüngste Torschütze in der Bundesliga-Geschichte.
Trainer-Karussell dreht sich weiter
Aus den gemachten Fehlern will der FC nun lernen und seine größten Talente noch früher längerfristig und noch früher mit Profi-Perspektive an den Klub binden. Topspieler wie Castrop, Diehl und Wydra wecken die Hoffnung, dass sie beim FC den Weg gehen, den Wirtz nicht gehen wollte. Die Youngster stehen zwar bereits bei zahlreichen anderen Klubs im Blickfeld, doch an ihnen wird sich der FC nun mit seinen neuen Vorgaben und Zielen messen lassen müssen. Sie zu halten und an den Profikader heranzuführen, wird eine der großen Aufgaben des Klubs sein.
Das Trio wird in der kommenden Saison in die U19 aufsteigen. Die U17 dagegen wird erneute Veränderungen erfahren. Bereits im Winter zeichnete sich ab, dass Markus Daun den Trainerstuhl bei der U17 nach Saisonende wieder räumen würde. Sollte zunächst noch eine andere Aufgabe im Verein für ihn geschaffen werden, steht mittlerweile fest, dass Daun nach sieben Jahren im Verein zu Bayer Leverkusen geht. Dauns Nachfolger wird sein Vorgänger. Martin Heck rückt als frisch gebackener Fußballlehrer vom Posten des U21-Co-Trainers wieder zurück in die U17. Ob es Heck erneut gelingen wird, eine U17 auf den Platz zu bringen, die national um den Titel spielen kann, wird sich zeigen. Der personelle Umbruch wird erneut groß sein.
Trauer um Ex-FC-Trainer Wolfgang Jerat im Alter von 65 Jahren in Ghana gestorben Der langjährige Fußball-Trainer Wolfgang Jerat ist tot. Er starb unerwartet im Alter von 65 Jahren in Ghana, wo er zuletzt für eine Fußballakademie tätig war. Das gab der 1. FC Köln, einer seiner zahlreichen früheren Arbeitgeber, bekannt. Jerat war im Februar 1993 als Nachfolger des entlassenen Jörg Berger zum Interimstrainer des FC ernannt worden. Nach nur neun Spielen wurde Jerat im April durch Morten Olsen ersetzt, er blieb damals aber als Assistent des Dänen. Das Duo erreichte 1995 das Halbfinale im DFB-Pokal. „Der 1.FC Köln trauert mit Wolfgang Jerats Familie und wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren“, heißt es vom FC.
Jerat wurde am 9. Februar 1955 in Köln geboren und wuchs in Kalk auf. Als Spieler war er unter anderem für Bergisch Gladbach aktiv. Doch schon mit 29 Jahren beendete er seine Karriere und wechselte auf die Trainerbank. In seinem Fußballlehrer-Lehrgang 1985 erwarb Jerat an der Seite von Winni Schäfer und Hermann Gerland seine Lizenz. 1988 kam er erstmals mit dem afrikanischen Fußball in Kontakt, als er für neun Monate den tunesischen Erstligisten US Monastir trainierte. Es folgte sein erstes von insgesamt drei Engagements beim Wuppertaler SV, ehe er 1992 zu den Amateuren des 1. FC Köln wechselte und später Bundesliga-Erfahrung sammeln konnte.
Nach mehrjähriger Pause vom Trainer-Geschäft betreute er ab 2006 den FC Junkersdorf. 2008 startete eine erfolgreiche Amtszeit beim Bonner SC, den er nach seiner ersten Saison als Meister der NRW-Liga in die Regionalliga führte – dort gelang Jerat der Klassenerhalt, ehe er seinen Posten aufgrund finanzieller Probleme des BSC aufgeben musste. Ende 2012 verpflichtete Viktoria Köln den Fußballlehrer erneut, doch Jerat trat nach nur zwei Monaten im Amt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Seine letzte Trainerstation war der tschechische Klub FK Banik Most, ehe es Jerat zur Fußballakademie nach Ghana zog.
„Es muss passen“ Podolski spricht über seine Rückkehr zum 1. FC Köln
Poldi hat ein neues Baby! Nach Eis, Döner und Klamotten widmet sich Lukas Podolski (35) in Köln nun seiner großen Leidenschaft Fußball. Am nächsten Samstag eröffnet der kölsche Weltmeister seine eigene gigantische Soccerhalle „Straßenkicker Base“.
Wenn der Prinz schon mal in der Heimat ist, spricht er natürlich auch über seinen Herzensverein 1. FC Köln. „Die Saison war eine echte Achterbahnfahrt. Nach der Corona-Pause hat sich der FC leider präsentiert wie ein Absteiger. Ich bin froh, dass sie den Klassenerhalt geschafft haben“, sagt Podolski, der die Rückrunde aus der Türkei verfolgt hat.
Lukas Podolski ist glücklich bei Antalyaspor
Dort hat er seinen Klub Antalyaspor zum souveränen Klassenerhalt geführt, nachdem der Klub zunächst tief im Abstiegskampf steckte. „Wenn ich zurückschaue, war der Schritt absolut richtig. Meine Familie und ich sind sehr glücklich dort und freue mich schon tierisch auf die nächste Saison. Anfang nächsten Jahres werde ich mich dann mit den Verantwortlichen zusammensetzen und dann schauen wir, was passiert.“
Podolski denkt noch nicht an eine Rückkehr zum 1. FC Köln
Heißt: Poldi kickt noch mindestens ein weiteres Jahr in der Türkei, eine FC-Rückkehr ist daher (noch) nicht in Sicht. Solange „der Kopf und die Beine noch mitmachen“, verschwendet der aktuell am Oberschenkel verletzte Weltmeister noch keine Gedanken an die Zeit nach der aktiven Karriere.
Podolski, der zuletzt vor der Corona-Zeit mit den FC-Verantwortlichen im Austausch stand, bleibt entspannt. „Es ist nicht so, dass ich dringend auf den Anruf vom FC warte. Ich habe mich auch noch gar nicht festgelegt, was ich nach dem Karriereende mache. Es muss auch beim FC passen. Ich komme sicher nicht zurück, um dann im Fanshop zu arbeiten“, sagt Podolski mit einem Augenzwinkern: „Man muss sich zusammensetzen, eine Strategie und ein Konzept finden und dann passt es oder eben nicht.“
Wehrle: „Gefahr, dass Investoren-Klubs gerade jetzt noch mehr investieren“
Der 1. FC Köln steckt nicht nur sportlich, sondern auch finanziell in der Krise. Ist die Lage sogar existentiell gefährdend? Alexander Wehrle spricht von der „größten Herausforderung in der Vereinsgeschichte“. Derweil können Investoren-Klubs weiter aus dem Vollen schöpfen und sich einen noch größeren Wettbewerbsvorteil verschaffen. Der Finanz-Geschäftsführer im GBK-Gespräch.
GBK: Herr Wehrle, weil Werder Bremen die Klasse gehalten hat, muss der FC auf rund fünf Millionen Euro Mehreinnahmen aus TV-Geldern verzichten. Wie gut sind Sie inzwischen darauf zu sprechen?
ALEXANDER WEHRLE: Ich habe mich sehr über den Ausgang unseres Spiels in Bremen geärgert. Wir hätten Mehreinnahmen verbuchen können, die wir in unserer Situation gut hätten gebrauchen können. Aber jammern hilft nichts. Wir wissen jetzt, dass wir die Gelder anders akquirieren müssen.
Wie viel Geld wird dem FC aus dem Topf der TV-Gelder in der nächsten Saison nun zur Verfügung stehen?
Weniger als erhofft. Wie viel genau, hängt noch von der tatsächlichen Verteilungsmasse ab. Das ist noch nicht ganz klar, weil durch die Kündigung von Discovery Eurosport die Corona-Effekte noch nicht gänzlich geklärt sind.
Alle Vereine haben eine Daseinsberechtigung
Ab der Saison 2021/22 gilt der nächste TV-Vertrag, der gerade geschlossen wurde und etwas weniger Einnahmen verspricht als der bisherige. Die Verteilung dieser Gelder muss noch geklärt werden. Mit welchen Zielen gehen Sie in die Verhandlungen der DFL?
Vom Grundsatz her bin ich der Auffassung, dass wir einen nachhaltigen Ansatz im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit und der Ausgeglichenheit der Bundesliga finden müssen. Natürlich müssen unsere Vereine international wettbewerbsfähig sein, andererseits muss der nationale Wettbewerb ausgeglichen sein. Alle Vereine haben eine Daseinsberechtigung. Dafür gilt es einzustehen.
Von den sieben Klubs, die sich dieses Jahr für Europa qualifiziert haben, hat es nur Borussia Mönchengladbach ohne Investoren dorthin geschafft. Fürchten Sie, dass die Verteilung der TV-Gelder plus Corona-Effekte die Schere zwischen den Klubs noch größer machen wird?
Das ist eine berechtigte Befürchtung. Gerade durch Corona besteht die Gefahr, dass Klubs, die Investoren als Fundamente haben, gerade jetzt noch einmal mehr investieren werden als ohnehin geplant, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Und um Spieler womöglich preiswerter zu verpflichten.
Genau. Andere Vereine wie der FC haben dagegen Probleme. Genau deswegen müssen wir schauen, künftig eine nachhaltigere Verteilung der TV-Gelder hinzubekommen.
Finanzielle Vorgriffe kann ich definitiv ausschließen
Wie wird Corona den FC verändern?
Es gibt zwei unmittelbare Effekte: Einerseits fehlen uns auch für die kommende Saison Spieltags-Einnahmen aus Ticketing, Catering und Merchandising. Andererseits wissen wir nicht, inwieweit sich die Transferaktivitäten in Europa verändern und auf uns auswirken werden. Dazu kommt eine Frage, die noch niemand beantworten kann: Ob es Corona-Effekte auf das Sponsoring geben wird, ob der eine oder andere Sponsor abspringen muss. Beim FC haben wir noch keine Anzeichen dafür, dennoch kann das noch niemand zuverlässig vorhersehen. Deswegen stehen wir ganz klar vor der größten Herausforderung in der Vereinsgeschichte.
Der FC hat in der Corona-Krise den Vertrag mit Hauptsponsor Rewe verlängert. Der Zeitpunkt ließ den Verdacht aufkommen, dass im Rahmen der Verlängerung womöglich eine Vorauszahlung geleistet worden sein könnte, um beim FC einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Gab es einen finanziellen Vorgriff auf die Zukunft, in dem Erträge aus der vereinbarten Verlängerung vorgezogen wurden?
Das kann ich definitiv ausschließen. Wir haben lediglich die Gespräche, die im Herbst ohnehin angestanden hätten, vorgezogen. In Zeiten der Unwägbarkeiten war das ein wichtiges Zeichen der Sicherheit und zeigt, dass Rewe ein großartiger Partner ist.
Wird der FC seine Spieler noch einmal um einen Gehaltsverzicht bitten?
Das werden wir intern regeln. Wenn die Spieler aus ihrem Urlaub zurückkommen, werden wir mit ihnen sprechen. Mit welcher Erwartungshaltung wir in die Gespräche gehen werden, hängt davon ab, welche Rahmenbedingungen für die neue Saison gelten, vor allem in Sachen Zuschauer.
Ich würde mir Stehplätze bei einer Teil-Öffnung wünschen
Ein Heimspiel ohne Zuschauer kostet den Klub rund 1,8 Millionen Euro. Wie sieht es bei einem Modell der Teil-Öffnung aus?
Das kommt ganz auf das Modell an. Wie viele Zuschauer dürfen in welchen Abständen zueinander rein? Werden nur Sitz- oder auch Stehplätze erlaubt sein? Wie viele Business-Seats und wie viele Logen dürfen geöffnet werden? Sind es 7.000, 10.000 oder 15.000 Zuschauer und in welchem Verhältnis zwischen Public und Business? Ich würde mir beispielsweise wünschen, dass wir auch bei einer Teil-Öffnung sofort wieder Stehplätze haben. Auch dafür müsste es intelligente Lösungen geben, um Abstände wahren zu können. Idealerweise werden wir ein bundesweites Konzept finden, das für alle gilt.
Die Saison des 1. FC Köln (2) Auf die Skepsis folgt ein Zwischensprint
Saisonrückblick, Teil 2: Der Entlassung von Beierlorzer und Veh folgte die Installation von Gisdol und Heldt, nach einigen Startschwierigkeiten startete der 1. FC Köln eine Siegesserie und durfte sich durchaus weiter nach oben in der Tabelle orientieren.
Der 1. FC Köln startete in einer sportlich schwierigen Ausgangssituation in den Herbst: Nach der Niederlage gegen die TSG Hoffenheim und der Trennung von Achim Beierlorzer und Armin Veh lag der FC mit sieben Punkten auf Tabellenplatz 17. Die Installation des neuen sportlichen Führungsduos, bestehend aus Horst Heldt als Geschäftsführer Sport und Markus Gisdol als Trainer, folgte auf einen Prozess, in dem sich der Vorstand mit den geeigneten Kandidaten auseinandersetzte – und sich am Ende zufrieden zeigte.
„Wir haben uns Zeit genommen, eine neue sportliche Führung zu finden. Das systematische Vorgehen ist belohnt worden“, befand Präsident Werner Wolf in der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Duos. Die Personalauswahl stieß allerdings nicht überall auf Gegenliebe: Weite Teile der Öffentlichkeit zeigten sich kritisch und verwiesen auf die bisherige Vita von Heldt und Gisdol. Der frühere Hamburger Trainer schien in der Hansestadt verbrannte Erde hinterlassen zu haben und war monatelang ohne Job geblieben, der frühere Kölner Profi Heldt wurde vom Gemeinsamen Ausschuss des 1. FC Köln erst abgelehnt und dann wenige Tage später doch auserwählt.
Alexander Wehrle war es also mit ein wenig Verspätung doch noch gelungen, seinen Wunschkollegen ans Geißbockheim zu holen. Heldt betonte, dass er beim 1. FC Köln eine Gemeinschaft schaffen und erfolgreicher Fußball spielen wolle – genauer hatte er sich mit den vorliegenden Strukturen und Problemen wohl nicht auseinandergesetzt. Gisdol immerhin präsentierte sich einigermaßen gut vorbereitet und erklärte: „Ich kenne die Situation, zu einem Verein zu kommen, wo es nicht so gut läuft. Es ist wichtig, Ruhe reinzubringen und das Team zu entwickeln, um aus dieser Situation rauszukommen. Ich bin sehr glücklich, dass ich ausgewählt wurde, um die Situation hier zu meistern. Wir müssen jetzt gewissenhaft und grundlegend arbeiten in vielen Bereichen.“
Vor dem 1. FC Köln lag im Herbst jede Menge Arbeit
Wie viel Arbeit vor ihm liegen würde, wurde ihm beim ersten Auftritt seiner Amtszeit in Leipzig gewahr, als sein Team mit 1:4 verlor. Mit einer sehr defensiven Ausrichtung versuchte der 1. FC Köln, der hohen Qualität des Champions-League-Teilnehmers Herr zu werden, scheiterte aber letztlich an eigenen Unzulänglichkeiten. Gisdols Plan, zuerst die Abwehr zu stabilisieren, wurde auf jeden Fall deutlich – die Frage hingegen, wie denn der FC vorne Tore schießen möchte, konnte dieses Spiel noch nicht beantworten.
Im nächsten Spiel, dieses Mal zuhause gegen den FC Augsburg, sah es nicht viel besser aus: Der FC präsentierte sich hektisch, aber immerhin engagiert. Der eingewechselte Jhon Cordoba belohnte die Bemühungen mit dem späten Ausgleich, sodass immerhin ein Punkt zu Buche stand. Das kleine Pflänzchen der Hoffnung auf nachhaltig bessere Leistungen zertrat die Mannschaft allerdings nur eine Woche später schon wieder. Ein in allen Belangen desaströser Auftritt mündete in einer verdienten 0:2-Niederlage bei Union Berlin, der 1. FC Köln war nach 14 Spieltagen auf den letzten Tabellenplatz gerutscht.
„Es muss Klick machen im Kopf – bei jedem Einzelnen“, forderte Geschäftsführer Heldt. „Wir müssen uns immer wieder aufs Neue an Kleinigkeiten hochziehen und gegenseitig unterstützen. Wir müssen die Basis legen – und die Basis ist, alles zu tun.“ Fest stand: Der 1. FC Köln würde eine Siegesserie brauchen, um sich so schnell wie möglich aus dem Abstiegskampf zu befreien. Anfang Dezember bestand dazu wenig Hoffnung – doch es sollte tatsächlich so kommen.
Dem Heimsieg gegen Leverkusen folgt eine Serie
Den Anfang machte ein Heimspiel gegen Leverkusen, in dem der FC sich auf Augenhöhe präsentierte und in der zweiten Halbzeit das Spielglück auf seine Seite zog. Cordoba und Sebastiaan Bornauw trafen zum Erfolg. Erstmals zeige sich auch der neue Jugendstil beim 1. FC Köln: Mit Noah Katterbach, Jan Thielmann und Ismail Jakobs standen drei Eigengewächse von Beginn an auf dem Feld. Der erste Sieg seit zwei Monaten half
Sieger-Rücktritt: Ein Rückschlag für die Erneuerung des 1. FC Köln
Vizepräsident Dr. Jürgen Sieger kündigte nach nicht einmal 100 Tagen seinen Rückzug an. Er war bis dato eine treibende Kraft darin gewesen, den 1. FC Köln für die Zukunft besser aufzustellen, sein Rücktritt ein Rückschlag. Das im September gewählte neue Team war bereits beschädigt. Wenig später kündigte der Vorsitzende des Mitgliederrats, Stefan Müller-Römer, an, dass sich der FC aus seinem Engagement in China zurückziehen werde. Er erklärte, dass der 1. FC Köln eine „totalitäre und brutale Diktatur“ nicht unterstützen solle. In einem Statement begründete Werner Wolf den Ausstieg mit der sportlichen Situation und dem Mangel an personellen Konsequenzen, der deutlichen Ansage von Müller-Römer folgte dann ein Einschreiten der DFL, die ihre wirtschaftlichen Interessen gefährdet sah.
Auch auf dieser Ebene hatte der FC also mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Sportlich sah der Spielplan kurz nach dem Heimsieg gegen Leverkusen und vor Weihnachten eine Englische Woche vor, die den 1. FC Köln wochentags nach Frankfurt führte. Dort lag das Team von Markus Gisdol bereits mit 0:2 zurück, ehe eine Aufholjagd doch noch einen 4:2-Erfolg und damit auch endlich mal wieder positive Emotionen brachte. Zum Jahresausklang empfingen die „Geißböcke“ dann Werder Bremen und sahen sich erstmals seit langem wieder der Situation konfrontiert, auf ein formschwächeres Team mit eigenen Problemen zu treffen.
Das Highlight: Ein 5:0-Auswärtssieg in Berlin
Mit etwas mehr Ballbesitz als sonst rang sich der FC zu einem 1:0-Erfolg, den wie so oft der starke Cordoba sicherstellte. Die Englische Woche hatte der Bundesliga-Aufsteiger somit mit der idealen Ausbeute von neun Punkten beendet, die auch den Sprung auf Rang 15 ermöglichten. Das Jahr 2019 fand also einen halbwegs versöhnlichen Abschluss. Die Wintervorbereitung startete der FC dann mit den beiden Neuzugängen auf Leihbasis: Aus Wolfsburg kam Elvis Rexhbecaj, aus Schalke Mark Uth. Zu ihnen gesellte sich später noch Toni Leistner, der aus England von den Queens Park Rangers ausgeliehen wurde. Louis Schaub (per Leihe zum Hamburger SV) und Darko Churlinov (VfB Stuttgart) gingen in die 2. Bundesliga.
Das Auftaktspiel der Rückrunde dominierte wieder einmal der Kolumbianer Cordoba, der mit einem Doppelpack den FC auf die Siegerstraße brachte. Durch einen weiteren Sieg gegen eine Mannschaft mit großer Qualität hatte das Team von Markus Gisdol einen weiteren Charaktertest bestanden und den Aufwärtstrend bestätigt. Allerdings folgten auch hohe Niederlagen gegen die Topteams aus Dortmund (1:5) und München (1:4), bei denen der FC alles andere als konkurrenzfähig war. Durch Heimsiege wie den gegen Freiburg (4:0) rehabilitierte sich die Mannschaft jedoch schnell und entfernte sich immer weiter von den Abstiegsrängen. Der zwischenzeitliche Höhepunkt dieser Phase war ein 5:0-Auswärtssieg bei Hertha BSC, der FC führte nach etwa einer halben Stunde bereits mit 3:0 und zeigte eine mehr als reife Leistung – einzig die schwere Verletzung von Rafael Czichos überschattete diesen sonst so erfolgreichen Nachmittag.
Auf die Tabelle schauen oder nicht?
Im darauffolgenden Heimspiel gegen Schalke waren es erneut die beiden Garanten Cordoba und Bornauw, die für die Führung und letztlich auch für den Sieg sorgten. Der hohe läuferische Aufwand, die Stärke nach eigenen Standardsituationen und der formstarke Kolumbianer im Sturm waren in dieser Phase die entscheidenden Faktoren für den Aufschwung in der Domstadt. Markus Gisdol konstatierte in dieser Phase: „Für mich ist wichtig, dass wir uns Woche für Woche neu einstellen auf die Gegner und versuchen, unser bestmögliches Spiel machen. Das ist bisher gut gelungen und da wollen wir auch keinen Millimeter von weggehen. Auf die Tabelle schaue ich aber nicht – und das ziehe ich auch durch.“
Durch den Zwischensprint mit acht Siegen aus zehn Spielen war seine Mannschaft in der Tabelle nach oben geklettert, es folgte das wegen eines Sturmtiefs abgesagte Derby gegen Mönchengladbach. Zuvor gelang den „Geißböcken“ noch ein 2:1-Auswärtserfolg in Paderborn. Der FC hatte nach dem besten Rückrundenstart seit 31 Jahren jede Berechtigung dazu, auf die europäischen Ränge zu schielen. Und dann war da aber noch diese weltweite Pandemie, die bald auch auf Deutschland, die Bundesliga und den 1. FC Köln Auswirkungen haben sollte.
Florian Wirtz steht sinnbildlich für eine Fehlentwicklung in der Bundesliga. Vor einigen Monaten wechselte der Jugendspieler des 1. FC Köln im Alter von 16 Jahren zum Liga-Konkurrenten Bayer Leverkusen. Obwohl die sportlichen Ambitionen des Spielers und die auf 200.000 Euro taxierte Ablösesumme für Bayer Leverkusen wirtschaftlich nachvollziehbar sind, entlarvte dieser Transfer eine Kernproblematik der Liga - kurzfristige finanzielle Interessen des Einzelnen sind mehr wert als nachhaltige Prinzipien.
Rechtlich gesehen, ist der Wechsel des Mega-Talentes nicht zu beanstanden. Allerdings einigten sich die regional eng beisammen liegenden Vereine in Nordrhein-Westfalen schon lange vorher eigentlich darauf, das Abwerben von Jugendspielern zu unterlassen. Ein Schalke-Talent soll auf Schalke zum Bundesligaspieler reifen, ein Gladbacher Fohlen soll nicht beim 1. FC Köln sein Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse feiern.
Eigentlich eine sinnvolle Überlegung in vielerlei Hinsicht - die Spieler werden nicht schon in jungen Jahren mit Unsummen in Versuchung gebracht, ihr noch nicht einmal voll ausgebildetes Talent anderweitig zur Verfügung zu stellen und können sich so auf ihre sportliche Entwicklung konzentrieren.
Zudem erhalten die auf nachhaltige Entwicklung von Eigengewächsen angelegten Vereine einen sportlichen Mehrwert über mehrere Jahre und können dann ihre "fertigen" Spieler für teures Geld an die zahlungskräftigere Konkurrenz abgeben - ein Modell, das wirtschaftlich absolut Sinn ergibt und für eine ausgeglichenere und damit sportlich interessantere Situation bei den Vereinen in NRW und damit in der Bundesliga sorgen kann. Wie gesagt - eigentlich.
Leverkusen torpediert die Vereinbarung
Leverkusens Geschäftsführer Sport äußerte sich damals klar zu dem Abwerben des Kölner Talentes. "Wirtz nicht zu holen, wäre fahrlässig gewesen", so Rudi Völler gegenüber dem kicker. Soll heißen, dass das Agreement in Bezug auf die Nachwuchsspieler bei solch einem Ausnahmespieler aus Leverkusener Sicht nicht greift. Dabei wurde die Vereinbarung für genau DIESEN Fall geschlossen, denn ein mittelmäßiges Talent wirft auch nach seiner Ausbildung keine exorbitanten Beträge ab.
Zähneknirschend nahmen die Kölner und auch die anderen Vereine aus NRW den Transfer zur Kenntnis, betonten jedoch, dass sie in rechtlicher Hinsicht keine Handhabe hätten - die Vereinbarung basierte auf Vertrauen, rationalem Denken und auf dem Ziel, in Zukunft für mehr Solidarität zu sorgen. Sinnbildlich für das Gebaren vieler Klubs im deutschen Profi-Fussball torpedierte Leverkusen diese Ideen und zeigte auf, wie groß man das Wort "Solidarität" schreibt, wenn eigene finanzielle Interessen im Vordergrund stehen.
Köln zieht Konsequenzen aus dem "Fall Wirtz"
"Wir hätten Florian Wirtz gerne hier zum Bundesliga-Spieler gemacht und nicht in Leverkusen", sagte Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle kürzlich. "In diesem Fall ging es um andere Faktoren, weshalb wir unsere internen Prozesse angepasst haben", spricht er die Konsequenzen aus dem Transfer an. Denn Köln setzt schon länger darauf, den Spielern mehr als nur eine Ausbildung auf dem Platz zu geben.
"Wie nachweislich ist die Durchlässigkeit zu den Profis? Meinen es die Verantwortlichen ernst? Da können wir jetzt etwas nachweisen. Darüber hinaus sind wir in der Verantwortung, einem Jugendspieler während seiner fußballerischen Entwicklung auch eine solide schulische Bildung zu ermöglichen", beschreibt Wehrle den Ansatz seines Klubs. Und er kann in der Tat etwas nachweisen, spielten doch mit Jakobs, Thielmann und Katterbach drei Männer aus der eigenen Jugend eine größere Rolle in der abgelaufenen Saison.
Alexander Wehrle baut auf die Jugend
"Bei dem einen oder anderen Sonderfall werden wir dennoch unter Umständen mehr Geld in die Hand nehmen müssen als in der Vergangenheit", fügt Wehrle jedoch auf den Wirtz-Transfer bezogen hinzu. Konkret hat der FC nun auch seine Kommunikation mit den Talenten und deren Gefolgschaften angepasst.
"Die Abstimmung zwischen Lizenzspieler- und Nachwuchsabteilung, die Gesprächsfolgen mit Spielern, Eltern und Beratern. Wer tauscht sich wann und wie oft mit wem über welche Ebenen hinweg aus? Das wurde intern verändert. Das waren die Erfahrungswerte aus diesem unerfreulichen Ereignis", benennt Wehrle die Maßnahmen.
Doch der wirtschaftliche Aspekt werde in Zukunft die größte Rolle spielen, Vereinbarungen hin oder her. Um einen zweiten "Fall Wirtz" zu verhindern, muss Köln in Zukunft bei seinen Talenten mehr Geld in die Hand nehmen und tut dies auch. Man habe schon mit einigen Jugendspielern "früher langfristig verlängert und es werden weitere Verlängerungen folgen", kündigt Wehrle an.
Geißbockheim soll ausgebaut werden, um mehrere Hürden zu überwinden
Zudem sei man dabei, das Ausbildungszentrum im "Geißbockheim" zu modernisieren, doch neben den wirtschaftlichen Engpässen aufgrund der Corona-Pandemie gibt es weitere Stolpersteine. Denn der Ausbau des unter Denkmalschutz stehenden Geländes würde auch drei Kunstrasenplätze auf dem Grünstreifen "Gleueler Wiese" bedeuten, dies soll von Naturschützern verhindert werden wollen.
Doch Wehrle bestätigt, dass man an einer Lösung arbeitet: "Die Planungen laufen, sind durch Corona aber nicht einfacher, sondern viel komplizierter geworden. Dennoch haben wir unterschiedliche Lösungsansätze, die wir schon länger diskutieren." Einer etwaigen Klagewelle sieht er aktuell entspannt entgegen.
"Das Geißbockheim ist ein Gewölbe unter Denkmalschutz, in dem sich die Jungs unter schwierigen Bedingungen aufhalten müssen. Gerade in Corona-Zeiten ist die räumliche Enge eine große Herausforderung. Deswegen wollen wir möglichst früh in die Bauphase eintreten", begründet er die notwendige Modernisierung und bereitet sich auf einen Rechtsstreit vor.
"Wenn es dann zu Klagen kommt, müssen wir abwarten, ob es zu einer einstweiligen Verfügung kommt oder nicht", viel Arbeit wartet also auf Wehrle, der die richtigen Schlüsse aus den Geschehnissen der jüngeren Vergangenheit gezogen zu haben scheint.
Neues aus der FC-Gerüchteküche Köln-Talente im Fokus internationaler Top-Klubs?
Die 1:6-Blamage bei Werder Bremen dürfte vielen Kölner Spielern noch lange in Erinnerung bleiben. Einem ganz besonders: Tim Lemperle (18 ) feierte Ende Juni im Weserstadion sein Profi-Debüt – neben Christian Clemens' Comeback war es das einzig Positive aus FC-Sicht an diesem Nachmittag.
Lemperle, der im Mai seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte, war nach Darko Churlinov (19), Ismail Jakobs (20), Noah Katterbach (19) und Jan Thielmann (18 ) das fünfte Eigengewächs, das in dieser Saison für den FC in der Bundesliga debütierte. Zudem schafften es mit Florian Wirtz (17) und Can Bozdogan (19) noch zwei Ex-Kölner bei anderen Klubs, im Oberhaus durchzustarten.
Gerüchte um Sava Cestic und Erkan Akalp
Ein Defensiv-Duo aus der FC-U19 wartet aktuell noch auf die Beförderung zu den Profis: Sava Cestic (19) und Erkan Akalp (18 ) durften zwar bereits mehrfach mit dem Bundesliga-Team trainieren, sind aber zunächst mal für die U21 eingeplant. In den vergangenen Wochen standen sie schon mit dem Regionalliga-Team von Coach Mark Zimmermann (46) auf dem Trainingsplatz. Doch die beiden wecken offenbar auch Begehrlichkeiten über das Geißbockheim hinaus...
LOSC Lille mit Interesse an Sava Cestic
Innenverteidiger Cestic soll laut „Foot Mercato“ beim französischen Spitzenklub LOSC Lille auf dem Wunschzettel stehen. Der Tabellenvierte der abgelaufenen Ligue-1-Saison, der damit an der Europa League teilnimmt, soll aber nicht der einzige Interessent für den 1,92 Meter großen Deutsch-Serben sein.
Cestic hat bislang keinen Profi-Vertrag unterschrieben, sein FC-Kontakt läuft nur noch bis 2021.
Trabzonspor heiß auf Erkan Akalp
Akalp wiederum soll in den Fokus von Trabzonspor gerückt sein. Das berichtet „Fotospor“. Der Tabellenzweite der türkischen Süper Lig ist auf dem Weg in die Champions League. Linksverteidiger Akalp hatte allerdings erst während der Corona-Pause im März einen neuen FC-Vertrag bis 2022 unterschrieben und gesagt: „Ich möchte hier meine nächsten Schritte im Fußball machen. Ich bin seit der U8 beim FC, fühle mich hier sehr wohl und konnte mir gar nicht vorstellen, woanders zu spielen.“
In der abgebrochenen U19-Saison gehörten Akalp und Cestic zu den Stammkräften im Team des früheren Profi-Trainers Stefan Ruthenbeck (48). Der FC gewann die West-Staffel der Bundesliga vor den Talenten von Borussia Dortmund, eine Endrunde um die Meisterschaft gab es in diesem Jahr nicht.
Hertha BSC und Wolfsburg wohl an Cordoba interessiert
Bleibt Jhon Cordoba beim 1. FC Köln und nimmt das Angebot zu einer Verlängerung seines am 30. Juni 2021 auslaufenden Vertrages an oder verlässt er den Fußball-Bundesligisten bereits in diesem Sommer für eine Ablöse, die aus Sicht des FC mindestens 15 Millionen Euro betragen soll?
Die Gerüchte um den 27-jährigen Kolumbianer haben jedenfalls Fahrt aufgenommen. Nach einem Bericht der „BZ“ soll etwa Hertha BSC Berlin Interesse an dem Torjäger geäußert haben und ihn als Nachfolger von Vedad Ibisevic (35) in die Hauptstadt holen wollen. Zudem berichten die „Wolfsburger Nachrichten“, dass Ex-FC-Sportchef Jörg Schmadtke und der VfL Wolfsburg ein Auge auf Cordoba geworfen haben.
Der Stürmer, der in der abgelaufenen Saison 13 Mal für die Geißböcke traf, soll Schmadtkes Wunschkandidat sein, falls Wout Weghorst (27/16 Tore) seine Zelte bei den Wölfen abbricht und dem Ruf aus der englischen Premier League (Arsenal London, Newcastle) folgt. Schmadtke hatte Cordoba 2017 für 17 Millionen Euro aus Mainz als Nachfolger für den China abgewanderten Anthony Modeste nach Köln geholt.
Modernisierung: Dem Ausbau des Geißbockheims wurde zugestimmt
Der 1. FC Köln braucht moderne Infrastrukturen, um vor allem im Nachwuchsbereich auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben. Geschäftsführer Alexander Wehrle kämpft seit Jahren um den Ausbau des in die Jahre gekommenen und zu eng gewordenen Geißbockheim. Vor der Sommerpause hat der Rat der Stadt Köln nach vielen Hindernissen endlich den Ausbauplänen des FC zugestimmt. Der Zug „Geißbockheim-Erweiterung“ ist im Bahnhof also aufs Gleis gesetzt, doch bevor er Fahrt aufnehmen kann, gibt es weitere Fragen zu beantworten.
Alexander Wehrle bleibt optimistisch, dass alles seinen geplanten Weg gehen wird: „Wir müssen auf die Baugenehmigung warten. Die wird, so die Prognose, im Herbst kommen. Dann werden wir intern bestimmen, welche Bauabschnitte in welcher zeitlichen Reihenfolge von uns umgesetzt werden sollen.“ Der FC-Geschäftsführer sieht seinen Club auch auf die zu erwartenden Klagen der Ausbau-Gegner gut vorbereitet: „Aufgrund des Zielabweichungsverfahrens, das positiv im Regionalrat beschieden wurde, sehen wir uns juristisch gut gerüstet. Wenn geklagt wird, müssen wir abwarten, ob es zu einer einstweiligen Verfügung kommt oder nicht.“
Der drohende Rechtsstreit ist jedoch nicht das einzige Problem das auf den Fußball-Bundesligisten zukommt. Der FC steht zudem vor der großen Herausforderung, das 30 Millionen Euro-Projekt finanziell stemmen zu müssen. „Die Planungen laufen, sind durch Corona aber viel komplizierter geworden. Dennoch haben wir unterschiedliche Lösungsansätze, die wir schon länger diskutieren“, sagte Wehrle.
Der Schwabe muss und wird aber im Hinterkopf haben, dass der FC nach der jahrelangen Hängepartie um die Ausbaupläne im Wettstreit mit den modernen Nachwuchsleistungen der Konkurrenz im Kampf um die besten Talente keine Zeit zu verlieren hat: „Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass wir hier nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Das Geißbockheim ist ein Gewölbe unter Denkmalschutz, in dem sich die Jungs unter schwierigen Bedingungen aufhalten müssen. Gerade in Corona-Zeiten ist die räumliche Enge eine große Herausforderung. Deswegen wollen wir möglichst früh in die Bauphase eintreten.“
FC-Kader-Analyse So viele Köln-Profis sollen noch gehen – und kommen
Wenn der 1. FC Köln am 5. August in die Saison-Vorbereitung startet, warten auf Chefcoach Markus Gisdol (50) Stand jetzt 33 Profis. Viel zu viele! Sportchef Horst Heldt (50) wünscht sich eine Kader-Größe zwischen 23 und 26 Spielern, will mit zusätzlichen Transfers zudem „neue Reize“ setzen. EXPRESS nimmt den FC unter die Lupe – so viele Profis sollen gehen und kommen!
Intern sieht man auf fünf Positionen Handlungsbedarf: Eine neue Nummer zwei soll kommen, zudem im Idealfall jeweils eine Verstärkung für die Innen- und Rechtsverteidigung sowie fürs offensive Mittelfeld und die Außenbahn. Macht unterm Strich fünf potenzielle Neuzugänge.
Rechnet man diese auf die 33 aktuell unter Vertrag stehenden Profis drauf, müssten mindestens noch zwölf Spieler gehen, damit Heldt seine Wunsch-Kadergröße erreicht. Eine Mammutaufgabe!
Sportchef Horst Heldt will Kader reduzieren
Kölns Sportboss sagt: „Wir haben ein schmales Budget, das wird nicht einfach. Es gilt, zuerst mal Quantität abzubauen – denn wir haben eindeutig zu viele Spieler – und dann punktuell Ideen zu entwickeln für die neue Saison.“ Bevor Neuzugänge verpflichtet werden können, müssen chancenlose Spieler den Klub verlassen. Es gilt: Ausgegeben werden darf nur das Geld, das eingenommen wird. Finanzchef Alexander Wehrle (45) betont: „Was die kommende Saison angeht, hat Corona unseren finanziellen Spielraum extrem reduziert. Wir können kein Risiko eingehen.“
Bis zum 5. Oktober hat Heldt Zeit, erst dann schließt das Transferfenster. „Unser Gesicht wird sich ein Stück weit verändern, das ist klar“, sagt der Sportboss, der seine Deals gerne weit vor Oktober abschließen würde: „Als persönliches Ziel habe ich mir gesetzt, möglichst viele Personalentscheidungen bis zum Trainingsauftakt zu klären. Bis zum Trainingslager (20. bis 29. August in Donaueschingen) sollten wir dann ein klares Bild von der Mannschaft haben.“
Wer hat eine Zukunft am Geißbockheim?
Tor: Stellvertreter von Timo Horn gesucht
Timo Horn geht als Nummer eins in die Saison. Nach Thomas Kesslers Karriereende wird ein neuer Stellvertreter gesucht. Neben dem ablösefreien Michael Esser (32) ist auch Kevin Broll (24) von Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden im Gespräch. Julian Krahl bleibt die Nummer drei und soll Spielpraxis in der U21 sammeln. Der Vertrag von US-Talent Brady Scott wurde nicht verlängert, da der FC nur noch mit drei Profi-Torhütern plant.
Abwehr: Was wird aus Jorge Meré und Lasse Sobiech?
Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos gehen als Stamm-Innenverteidiger in die neue Saison. Mit Robert Voloder wurde zudem ein U19-Talent mit einem Profi-Vertrag ausgestattet. Neben dem Trio gibt es aber viele Fragezeichen: Es gilt Lösungen für Jorge Meré, Frederik Sörensen, Lasse Sobiech, Joao Queiros und Yann Aurel Bisseck zu finden. Während Bisseck erneut ausgeliehen werden soll, stehen die Zeichen bei Sobiech und dem 2017er-Voll-Flop Queiros auf endgültige Trennung – zumindest wünscht sich der FC das. Merés Entwicklung stagniert (Heldt: „Manchmal ist es richtig, über einen alternativen Weg nachzudenken“), und auch Sörensen, der mit YB Bern noch um die Meisterschaft in der Schweiz kämpft, würde der Klub bei passenden Angeboten gewiss keine Steine in den Weg legen.
Auf den Außen bleiben dem FC Noah Katterbach, Kingsley Ehizibue und wohl auch der flexibel einsetzbare Benno Schmitz erhalten. Bei Jannes Horn hoffen die Verantwortlichen auf eine Einigung mit Hannover 96 oder einem anderen Interessenten. Die Chancen auf einen Verbleib schätzt man intern auf gerade mal zehn Prozent. Ein neuer Rechtsverteidiger wäre eine Alternative für Ehizibue, Schmitz spielte zuletzt vor allem links.
Mittelfeld: Rückkehrer Salih Özcan soll sich beweisen
Den Kern bilden weiter Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Ismail Jakobs, Florian Kainz, Dominick Drexler, Jan Thielmann und Elvis Rexhbecaj. Talent Tim Lemperle und Rückkehrer Salih Özcan sollen sich beweisen. Die kölschen Routiniers Christian Clemens, Marcel Risse und Marco Höger spielen sportlich keine große Rolle mehr. Sollte es Anfragen oder Wechselwünsche geben, wird sich der Klub damit beschäftigen – eher unwahrscheinlich.
Auf der Prioritäten-Liste dürften daher andere mögliche Abgänge über ihnen stehen: Kingsley Schindler erlebte eine unbefriedigende Debüt-Saison, der Wunschspieler von Ex-Trainer Markus Anfang (46) sollte genau wie der FC eine Veränderung anstreben. Noch eindeutiger ist die Situation bei Vincent Koziello und Louis Schaub. Beide haben nach ihren Leihen keine Aussicht auf einen Neu-Start, ihnen wird ein Wechsel nahegelegt. Talent Tomas Ostrak (aktuell noch TSV Hartberg) dürfte erneut verliehen werden. Ein offensiver Mittelfeldspieler soll unbedingt kommen, Wunschkandidat bleibt Schalkes Mark Uth.
Sturm: 1. FC Köln will Jhon Cordoba halten
Top-Torjäger Jhon Cordoba (Vertrag bis 2021) soll gehalten werden, Heldt hat ihm ein Angebot zur vorzeitigen Verlängerung unterbreitet. Sollte das misslingen, wäre der FC wohl dazu gezwungen, den besten Torschützen der vergangenen Saison zu verkaufen (Schmerzgrenze 15 Millionen Euro). Neben ausländischen Klubs sollen auch Hertha BSC und Wolfsburg über eine Verpflichtung nachdenken. Bislang verhandelt Cordoba aber lediglich mit dem FC. Er fühlt sich wohl – doch sein Umfeld will einen Wechsel auch nicht ausschließen.
Anthony Modeste nimmt nach einem durchwachsenen Jahr einen neuen Anlauf. Bei Simon Terodde ist der FC gesprächsbereit. Der dreimalige Torschützenkönig der 2. Bundesliga ist unzufrieden mit seiner Spielzeit, steht in der Hierarchie nur auf Platz drei. Wenn ein Klub Interesse bekundet, könnte Terodde noch mal eine neue Herausforderung annehmen. Sturm-Neuzugänge sind nur geplant, wenn einer der drei Angreifer geht.
Der aktuelle Stand beim Kader des 1. FC Köln
Fest eingeplant: Timo Horn (27), Julian Krahl (20) – Sebastiaan Bornauw (21), Rafael Czichos (30), Kingsley Ehizibue (25), Noah Katterbach (19), Benno Schmitz (25), Robert Voloder (19) – Dominick Drexler (30), Jonas Hector (30), Ismail Jakobs (20), Florian Kainz (27), Tim Lemperle (18), Salih Özcan (22), Elvis Rexhbecaj (22), Ellyes Skhiri (25), Jan Thielmann (18 ) – Jhon Cordoba (27), Anthony Modeste (32)
Können gehen: Frederik Sörensen – Christian Clemens (beide 28), Marco Höger (30), Marcel Risse (30) – Simon Terodde (32)
Sollen gehen: Yann Aurel Bisseck (19), Jannes Horn (23), Jorge Meré (23), Lasse Sobiech (29), Joao Queiros (22) – Vincent Koziello (24), Tomas Ostrak (20), Louis Schaub (25), Kingsley Schindler (27)
Sind schon weg: Jan-Christoph Bartels (21, Waldhof Mannheim), Brady Scott (21, vereinslos) – Toni Leistner (29, Queens Park Rangers, Leih-Ende) – Niklas Hauptmann (24, Holstein Kiel, Leihe), Birger Verstraete (26, Royal Antwerpen, Leihe), Mark Uth (28, Schalke, Leih-Ende)
Analyse: Kaderplanung des 1. FC Köln Mut zum Jugendstil
Der 1. FC Köln steht in diesem Sommer vor der Herausforderung, einerseits den Kader zu verkleinern und andererseits Verstärkungen zu holen. Doch ist das überhaupt so einfach möglich? Und wäre ein anderer Ansatz nicht sinnvoller? Unsere Analyse.
Die turbulente Bundesliga-Saison 2019/2020, die zwischenzeitlich durch die Corona-Pandemie unterbrochen werden musste, ist vorbei – nun geht der Blick nach vorne, auch beim 1. FC Köln. In der Domstadt bietet sich trotz aller Herausforderungen auch eine enorme Chance: Durch die finanziellen Zwänge sind Geschäftsführer Horst Heldt, Alexander Wehrle und Trainer Markus Gisdol bei ihrer Aufgabe, den 1. FC Köln konkurrenzfähig werden zu lassen, zu Kreativität verpflichtet. Daraus kann auch eine große Zukunftsvision erwachsen, denn vielleicht sind es die Zustände in diesem Sommer, die dem FC auf den Erkenntnisweg bringen, ein Ausbildungsverein zu sein.
Spielern Zeit geben, sie ausbilden und dann für Geld weiterverkaufen – im Haifischbecken Bundesliga scheint dies aktuell der einzig sinnvolle und identitätsstiftende Weg zu sein, den der FC gehen kann. Zuvor muss sich der Verein mittels Geschäftsführung erstmal seiner personellen Altlasten entledigen. Vertraglich haben Heldt, Wehrle und Gisdol das Mandat dafür: Heldts Vertrag wurde kürzlich bis 2023 verlängert, der von Trainer Gisdol soll ebenfalls ausgedehnt werden. Wehrle, Herr über die Kölner Finanzen, ist ohnehin langfristig an den FC gebunden. Auf alle drei kommt jede Menge Arbeit zu.
Der Juli markiert dabei einen Monat des Übergangs, in dem sich die Vereine ihren Kadern widmen, Transfers andenken und durchführen können. Das entsprechende Transferfenster öffnet am 15. Juli, wegen der Umgestaltung des Terminkalenders der UEFA dürfen Vereine nun bis zum 5. Oktober 2020 Spieler verpflichten oder verkaufen. Das bedeutet, dass die neue Saison, die rund um den 12. September mit den Erstrundenspielen im DFB-Pokal beginnen wird, bereits vier Wochen läuft, bevor sich das Transferfenster schließt. Für die Vereine heißt das: Mehr Flexibilität auf dem Transfermarkt, auch für den 1. FC Köln.
Der 1. FC Köln muss seinen Kader verkleinern
Die Ausgangslage ist dabei nicht einfach: Stand jetzt listet das Portal Transfermarkt 32 Spieler im Kader des FC. Mit den Abgängen von Niklas Hauptmann (per Leihe nach Kiel), Birger Verstraete (per Leihe nach Antwerpen) und Jan-Christoph Bartels (fix nach Mannheim) ist es dem 1. FC Köln immerhin schon gelungen, drei Spieler von der Payroll zu bekommen – wenngleich die dringend benötigte Liquidität dadurch nicht erzielt wird. Aber immerhin die Fixkosten sinken, wenn der Kader kleiner wird.
Eigentlich ist es am Geißbockheim jedoch andersherum: Im Juli sind mit Frederik Sörensen, Lasse Sobiech, Joao Queiros, Yann-Aurel Bisseck, Jannes Horn, Salih Özcan, Vincent Koziello, Louis Schaub und Tomas Ostrak gleich neun (!) Spieler von ihren Leihen zurückgekehrt. Sie binden erhebliche Gehaltskosten, ohne dabei allerdings sportlich wirklich weiterzuhelfen – zumindest Stand jetzt. Denn es kommt wie bereits auf die Flexibilität in diesem Transfersommer an. Und da gibt es auch Möglichkeiten, das vorhandene Personal vielleicht besser zu nutzen, als das vorher der Fall war.
Der 1. FC Köln wird zwar nicht umhin kommen, einige dieser Spieler abzugeben, bei anderen bietet sich vielleicht durch die neue Pandemie-bedingte Situation eine Chance. Es ist fraglich, ob Sobiech, Queiros, Bisseck, J. Horn und Ostrak die nötige Qualität mitbringen, um dem FC auf seinem Weg in der Bundesliga zu helfen. Bei Sörensen, Özcan, Koziello und Schaub könnte die Lage vielleicht anders aussehen. Zwar werden alle mehr oder weniger als mögliche Abgänge in der Öffentlichkeit diskutiert, diese Sicht greift jedoch womöglich zu kurz.
Die Corona-Krise als zweite Chance für einige Spieler?
Sörensen hatte seine Bundesligatauglichkeit in den Jahren vor dem Abstieg 2018 unter Beweis gestellt, seine Leihe in die Schweiz verlief zudem einigermaßen erfolgreich. Özcan ist mit seinen 22 Jahren immer noch ein junger und entwicklungsfähiger Spieler. Und auch bei Koziello und Schaub sollten die FC-Verantwortlichen die Hoffnung so schnell nicht aufgeben: Beide gelten im Kader des 1. FC Köln als durchaus talentierte Fußballer, die ihre Stärken vor allem im Spiel mit dem Ball haben.
Da Gisdols Fußball aber sehr stark auf Physis und Dynamik setzt, hatten beide in den letzten Monaten keine Chance und wurden folgerichtig zeitweise abgegeben. Vielleicht könnte ein kreativerer zentraler Mittelfeldspieler wie Koziello aber helfen, die Qualität im Kader zu erhöhen. Ähnlich ist es bei Louis Schaub, der zwar zuletzt beim Hamburger SV auch nicht restlos überzeugen konnte, im bevorzugten 4-4-2 von Gisdol aber möglicherweise ein geeigneter Kandidat sein könnte, um die Zehnerposition zu besetzen – eine Verpflichtung von Mark Uth dürfte sich rein aus finanzieller Sicht schwierig gestalten.
Der Trainer wird daher auch als Pädagoge gefragt sein, um Spieler, die eigentlich schon draußen waren, wieder in den Kader zu integrieren und für sie die richtige Rolle zu finden. Ein ähnlicher Kandidat für diesen Prozess könnte Jorge Meré sein, der sich offenbar schon länger mit Abwanderungsgedanken plagt, aber eigentlich der fußballerisch stärkste Innenverteidiger im Kader ist.
Unabhängig davon, was aus den einzelnen Spielern wird: Vielleicht wird es bis Oktober einfach auch Geduld brauchen, bis ein Abnehmer für mögliche Abgänge gefunden wird. Durch die Dynamik, die sich in den nächsten Wochen auf dem Transfermarkt entwickeln dürfte, könnte es bis zum Schluss zu hartem Taktieren kommen. Vielleicht tritt auch der Fall ein, dass der 1. FC Köln bei einem entsprechenden Angebot einen seiner Leistungsträger aus der vergangenen Saison ziehen lassen muss.
Das könnte vor allem auf Jhon Cordoba zutreffen, dessen Vertrag im Sommer 2021 ausläuft. Will der FC also noch Transfererlös mit dem Kolumbianer erzielen, muss er ihn zwangsläufig in diesem Sommer verkaufen. Auch Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri könnten Kandidaten für einen Wechsel sein, da sie im Kader des FC die höchsten Transferwerte und das meiste Potenzial für eine Weiterentwicklung haben.
Der finanzielle Spielraum ist eingeschränkt
Denn solange der FC keine Transfererlöse erzielt, wird es auf Seiten der Neuzugänge vermutlich keine Bewegung geben. Dazu ist die Geschäftsführung unter Miteinbeziehung der Gremien in den letzten Monaten zu sehr ins Risiko gegangen. Bereits im letzten Sommer hatten die Verpflichtungen von Bornauw und Skhiri, die letztlich entscheidende Figuren im Saisonverlauf wurden, das finanzielle Budget gesprengt, so dass der 1. FC Köln ein negatives Ergebnis in Kauf nehmen musste.
Durch die natürlich unverschuldete Corona-Pandemie, die am Geißbockheim auch negative Folgen hinterlässt, sei der finanzielle Spielraum „extrem reduziert“, wie Finanzchef Wehrle gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zugab. Idealerweise muss der Verein also erstmal Spieler von seiner Gehaltsliste bekommen, dann Transfererlöse erzielen, mit denen dann Neuverpflichtungen getätigt werden können.
Der größte Bedarf liegt darin im Tor, wo sich Timo Horn in den letzten Jahren leistungsmäßig nur eingeschränkt weiterentwickelte und dringend einen Konkurrenten braucht. In der Innenverteidigung ist Gisdols Team gut aufgestellt, wenn Sörensen bleibt und die Rolle einnimmt, die der ausgeliehene Leistner zuletzt hatte. Auf der Position des rechten Verteidigers besteht nach wie vor Bedarf, wenngleich Kingsley Ehizibues Entwicklung höchstwahrscheinlich positiv weitergehen dürfte. Im zentralen Mittelfeld herrscht fast ein personelles Überangebot, wenn Özcan weiterhin ein Kadermitglied bleibt. Da er als Spielertyp stark Rexhbecaj ähnelt, könnte es hier auch noch zu einer Trennung kommen.
In der Offensive läuft die Suche nach einem Zehner, wobei Uth wie erwähnt finanziell nicht darstellbar sein und Schaub nur sehr unwahrscheinlich diese Rolle einnehmen dürfte. Im Sturm erscheint es beim Verbleib von Cordoba sinnvoll, sich entweder von Modeste oder von Terodde zu trennen, um einen Kaderplatz und finanziellen Spielraum zu schaffen. Das Trio bietet zwar auf dem Papier viele Möglichkeiten, zwei der drei Stürmer dürften aber auch in der neuen Saison dauerhaft auf der Bank sitzen und daher nicht in den für sie notwendigen Rhythmus kommen. Hier wäre ein junger entwicklungsfähiger Stürmer vielleicht die bessere Wahl – natürlich bei einem Qualitätsverlust.
Die Jugend als Chance und Lösung?
Vielleicht, und das wäre eigentlich der am meisten wünschenswerte Weg, besinnt sich der 1. FC Köln nachhaltig auf die Talente in der eigenen Jugend und führt sie in der kommenden Saison langsam an den Profifußball heran. Sie versprechen zwar auch nicht sofort konstante Leistungen, das taten aber auch viele der hoch bezahlten Spieler wie Höger, Risse oder Clemens nicht, die in der vergangenen Saison aus verschiedensten Gründen wenig Produktives zum Klassenerhalt beizutragen hatten. Natürlich würde dieser Weg ein enormes Risiko beinhalten, denn auch in der kommenden Saison muss der FC zwingend die 40-Punkte-Marke anpeilen – mehr ist nicht drin.
In diesem Wissen, und vor dem Hintergrund der finanziellen Auswirkungen des Missmanagements in der Vergangenheit und der Corona-Krise, könnte dieser Sommer der Beginn sein, nachhaltig eine Kaderhygiene herzustellen, in der wenig Leistung nicht mehr so fürstlich entlohnt wird wie bisher. Die Triebfedern, mit denen sich dieser Weg auch nach Außen verkaufen lassen könnte, wären die jungen Spieler wie Katterbach, Jakobs und Thielmann, die in der letzten Saison zu Leistungsträgern und wichtigen Bestandteilen der Mannschaft wurden.
Ältere Spieler sind zwar noch vertraglich an den FC gebunden, bieten aber sportlich weniger Mehrwert – außerdem blockieren sie Kaderplätze und Spielzeit für junge Spieler, die sich in der Bundesliga auf höchstem Leistungslevel messen könnten. Die Saison des 1. FC Köln, sie könnte sich zu einem spannenden Experiment entwickeln. Hoffen wir, dass die Geschäftsführung und das Trainerteam sich mit diesem Weg zumindest beschäftigt haben und nicht wie so oft in der Vergangenheit den schnellen, teuren Erfolg dem langfristigen vorziehen.
Timo Horn: Die Gründe für seine schwache Form beim 1. FC Köln
Timo Horn steht nach einer schwachen Saison beim 1. FC Köln vermehrt in der Kritik. Ein Torwart-Experte analysiert für uns, warum das FC-Eigengewächs in den vergangenen Jahren zunehmend schwächelt.
Vor vier bis fünf Jahren galt Timo Horn als eines der größten Talente auf der Torhüter-Position, das der DFB hervorgebracht hat. Zusammen mit Loris Karius, der damals beim 1. FSV Mainz 05 ähnlich gute Leistungen zeigte, galt das Eigengewächs des 1. FC Köln als der Mann, der sich still und heimlich hinter den bereits etablierten Bernd Leno und Marc-André ter Stegen zu einem Nationalkeeper entwickeln sollte. Diese Erwartungshaltung wurde noch einmal durch die Saison 2016/17 befeuert, als Horn mit den „Geißböcken“ sensationell in die Europa League einzogen.
Der FC-Keeper selbst verpasste aufgrund einer Verletzung zwar gut ein Drittel der Saison, war dann aber ein wichtiger Baustein für den Saisonendspurt, als der FC nur drei der letzten elf Partien verlor. Auch wenn in der darauffolgenden Saison für viele Kölner Fans der Traum von Europa in Erfüllung ging, war der Ligaalltag mit dem Abstieg in die 2. Bundesliga eher ein wahrgewordener Albtraum. Im Mittelpunkt stand in dieser Saison, in der die Kölner in 43 Partien insgesamt 80 Gegentreffer kassierten, natürlich auch Timo Horn.
Timo Horn: Die wenigsten Paraden der Saison
Es wäre zu kurz gedacht, dass der ehemalige Junioren-Nationalkeeper seitdem seiner Form hinterherläuft oder sich die Fehler häufen. Im Grunde machte Horn bereits in den „glorreichen Zeiten“, in denen der 1. FC Köln sicher die Klasse hielt oder in die Europa League einzog, die gleichen Fehler wie heute auch. Der feine Unterschied ist, dass die Rheinländer vor allem in der Saison 16/17, wenn Timo Horn im Tor stand, insgesamt nur 91 Schüsse auf das Tor zuließen. Der Schlussmann parierte in dieser Phase 67 Schüsse beziehungsweise wurden diese von den Verteidigern geblockt. Statistisch gesehen war dies eine Abwehrrate von 76,9 Prozent der Schüsse – Horns Bundesliga-Bestwert seit der Datenerfassung durch den Anbieter fbref.com.
Zuvor konnte er zusammen mit der FC-Defensive stets 74 bis 75 Prozent der Schüsse abwehren, die auf das Tor kamen. Seitdem geht dieser Wert mit zunehmender Schussanzahl aber rapide nach unten. In der Abstiegssaison ließen die Domstädter allein in der Bundesliga 197 Schüsse auf das Tor zu. Horn und seine Vorderleute konnten nur noch 68,5 Prozent dieser Schüsse blocken. In der 2. Bundesliga nahmen die Kölner dann nur noch 124 Schüsse auf ihr Tor hin. Horn hielt davon allerdings nur noch 63,7 Prozent der Schüsse, in einer qualitativ schwächeren Liga ohne Bayern, Dortmund & Co. – dafür mit Sandhausen, Aue & Co. (Sorry, liebe Sandhäuser und Auer!).
Was uns zur abgelaufenen Spielzeit bringt, in der der 27-Jährige abermals seinen Schnitt sinken ließ: In der Saison 2019/20 parierte Horn nur 57,2 Prozent der 152 Schüsse auf sein Tor. Um das Ganze einzuordnen: Jiří Pavlenka, der in Bremen ebenfalls keine herausragende Saison spielt, parierte 61,2 Prozent der Schüsse. Die Augsburger Andreas Luthe (65,7 Prozent) und Tomáš Koubek (58,2 Prozent) schnitten ebenso besser ab. Jetzt wäre es natürlich zu einfach, Horns Leistungen lediglich auf die im Schnitt gehaltenen Schüsse herunter zu brechen. Schließlich schnitt beispielsweise ein Manuel Neuer 2018/19 mit 60,8 Prozent gehaltener Schüsse auch nicht viel besser ab.
„Kein Torhüter in den Kernelementen so unsauber wie Horn“
Die Statistik lässt außer Acht, wie gut der Schuss oder aussichtsreich die Schussposition war. Hierfür gibt es seit einiger Zeit eine Formel, die die Paraden von Torhütern in einen Kontext bringen möchte: Wer mir auf Twitter folgt, weiß, dass ich in dieser Saison nicht immer ein gutes Haar an Timo Horn gelassen habe. In meinen Augen ist er seit einigen Jahren kein Bundesliga-tauglicher Torhüter mehr und einer der Gründe, wieso der FC 2018 abgestiegen ist.
Kaderplanung des 1. FC Köln: Mut zum Jugendstil
Sein Spiel auf der Linie ist schlichtweg nicht gut. War es noch nie, nur fällt es mittlerweile mehr auf, da Köln mehr Schüsse als noch zuvor auf das Tor zulässt. Dabei fällt seine Strafraumbeherrschung oder das Spiel mit dem Ball am Fuß bei Weitem nicht so ins Gewicht wie eben jenes Linienspiel. Dies liegt in meinen Augen an drei Faktoren, die Timo Horn und damit auch seine Mannschaft immer wieder unnötige Gegentore fressen lassen. Ich habe mir in dieser Saison so gut wie jedes Gegentor der Kölner und generell in der Bundesliga angeschaut und kaum ein Torhüter war in den folgenden drei Kernelementen so unsauber wie Horn.
Fehlerquelle 1: Die Fanghaltung
Grundsätzlich fangen Keeper den Ball mit den Händen. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich diese mindestens neben dem Körper befinden, idealerweise vor dem Körper, weil der Ball ansonsten ja einfach von der Brust oder dem Bauch abprallen würde. Insofern muss sich ein Torhüter vor einem Schuss bereits in diese Fanghaltung begeben. Nun ist es so, dass viele Schlussleute selbst im Profibereich ihre Arme zum Schwungholen erst nach hinten reißen.
Zunächst einmal ist diese Technik aus kinetischer Sicht wenig zielführend, weil die Energie damit eher in eine Frontalbewegung geht und nicht in die gewünschte seitliche oder vertikale Richtung. Es würde also am ehesten Sinn ergeben, um besonders scharfe Schüsse auf den Oberkörper somit stabiler abwehren zu können. Da diese besonders scharfen Schüsse wie der Name schon sagt, besonders scharf sind, wird sich auch die Reaktionszeit beim Schuss verkürzen. Zeit, die der Torhüter gerade bei Schüssen innerhalb des Strafraumes dringend benötigt.
Durch das unnötige Schwungholen oder Rudern, läuft der Keeper Gefahr, den Ball um Haaresbreite zu verfehlen. Kommentatoren-Sätze wie: „Da reißt er noch gerade so die Arme nach oben“ werden dadurch immer seltener, weil Torhüter dadurch oft die Millisekunde zu spät jene Arme nach oben bekommen. Genau solche „Alibibewegungen“ macht Timo Horn leider öfter als jeder andere Keeper. Bei der Abgabe von Schüssen erlebt man ihn immer wie wild mit den Armen wedelnd. Alleine aus wahllos zusammengesuchten Partien des 1. FC Köln habe ich eine Reihe von Szenen gefunden, wo Horn in einer suboptimalen Fanghaltung zu sehen ist.
Diese Technik ist aber nicht nur ihm zuzuschreiben. Chelseas Kepa Arrizabalaga oder Manuel Neuer tun dies ebenfalls oft genug. Hier fällt es aber nicht so sehr ins Gewicht, weil beide es einerseits nicht so extrem machen und andererseits ein weiterer wichtiger Faktor eine Rolle spielt, bei dem Horn Schwächen zeigt.
Fehlerquelle 2: Der Zwischensprung
In eine ähnliche Kerbe wie das Rudern mit den Armen schlägt der in den letzten Jahren in die Mode gekommene Zwischensprung vor Schüssen. Auch hier versuchen Keeper mit einem Auftaktsprung vor dem Schuss zusätzlichen Schwung zu holen, um dadurch weiter springen zu können. Diese Technik ist jedoch sehr riskant, da sie nur bei perfektem Timing für Erfolg sorgt. Hat der Torwart bei Abgabe des Schusses keinen Bodenkontakt mit beiden Füßen, wird die Parade dem Zufall überlassen. Kommt er nämlich zu spät auf, kann er nur hoffen, dass der Ball in die Nähe des Körpers kommt, um ihn abwehren zu können. Ohne Bodenkontakt kein Abdruck.
Der Torhüter beraubt sich somit einem Großteil seiner Fähigkeiten. Kommt er zum Beispiel zu früh mit dem linken Fuß auf und der Schuss geht auf seine rechte Seite, hat er entweder nicht genug Reichweite im Hechtsprung, weil der linke Fuß de facto weiter von der Ecke entfernt ist als der Rechte. Oder aber er braucht zu lange, um sein Körpergewicht auf den rechten Fuß zu verlagern, was in der Regel zu einem Tor führt.
Insofern ist es in meinen Augen extrem wichtig, dass ein Torhüter beim Schuss sicher und ruhig steht, um eine optimale Vorbereitung auf den Schuss zu haben. Und genau hierin liegt der Hase wieder einmal metertief im Pfeffer. Wenn Timo Horn eines nicht hat, dann einen ruhigen, sicheren Stand vor Schüssen. Daher die Frage an die Leser:innen: Wer macht hier, unabhängig vom Ausgang des Schusses, den gefestigteren Eindruck?
Fehlerquelle 3: Das Zurückfallen
Eins-gegen-Eins-Situationen sind die Königsdisziplin eines jeden Torhüters. Kommentatoren und vermeintliche Experten sprechen hierbei immer von der Wichtigkeit des „Stehenbleibens“ und davon, dass sich der Keeper groß macht. Dabei wird gerne außer Acht gelassen, dass es auch wichtig ist, wohin der Schlussmann abkippt, wenn der Schuss abgegeben wird. Kippt er lehrbuchmäßig diagonal nach vorn ab, um den Winkel für den Schützen zu verkürzen oder setzt er sich regelmäßig auf den Hintern, sobald er ins 1-gegen-1 geht? Dreht er sich gar weg und verkleinert seine Körperfläche?
Letzteres macht Timo Horn ebenfalls sehr häufig zusammen mit dem Zurückfallen auf den Hintern. Bei Schüssen dreht er sich gerne zu seiner rechten Seite und halbiert im Grunde seine Körperfläche. Dass er in diesen Szenen Bälle pariert hat eher mit Glück als allem anderen zu tun. In diesen Szenen kassierte Horn gegen Leipzig einen Gegentreffer. Dass er mit exakt der gleichen Technik gegen Augsburg den Schuss parieren konnte, ist eher dem Zufall zuzuschreiben.
Durch das Nach-Hinten-fallen verringert er die Körperfläche in der Vertikalen zusätzlich. Er ist somit anfällig für Lupfer und ist ebenso angetäuschten Schüssen hilflos ausgeliefert. Der Grund hierin liegt abermals in seiner Vorbereitung. Horn steht oft sehr stark auf dem ganzen Fuß beziehungsweise der Ferse, wodurch sein Körperschwerpunkt eher hinten liegt. Normalerweise sollte ein Keeper verstärkt auf dem Vorderfuß agieren und den Oberkörper leicht nach vorn neigen, um aktiv nach vorn agieren zu können.
Ist Timo Horn noch immer der Richtige für den FC?
All das ist bei Timo Horn nur rudimentär beziehungsweise gar nicht gegeben. Das ist aber nicht erst seit ein paar Jahren so, sondern schon seit jeher Teil seiner Spielweise. Nur fällt es nun stärker auf als in den vergangenen Saison, als der 1. FC Köln insgesamt besser spielte. Auch wenn er innerhalb des Vereins für seine langjährigen Verdienste eine hohe Anerkennung genießt, wäre es zwingend an der Zeit, einen Mann zwischen den Pfosten zu suchen, der Horn Druck macht oder ihn gar als Nummer 1 ablöst.
Thomas Kessler war jahrelang eine solide Nummer zwei, aber keiner, der von hinten für Feuer sorgt. Aus der U23 ist Julian Krahl langfristig zwar eine gute Alternative, für ihn käme der Sprung in die erste Mannschaft des 1. FC Köln aber viel zu früh. Schaut man in die 2. Bundesliga, würde Osnabrücks Philipp Kühn ins Profil passen, der in dieser Saison einer der besten Keeper der Liga war. Leopold Zingerle (SC Paderborn) hat ebenfalls ein enormes Potenzial und ist gerade mit Ball am Fuß ein klares Upgrade. Auch Augsburgs Luthe wäre aufgrund der gewachsenen Konkurrenz einem Wechsel vielleicht nicht abgeneigt. Die Optionen sind in jedem Fall da. Die Frage ist nur, wie viel Horst Heldt & Co. bereit sind, für die Torhüterposition auszugeben. Eine Position, auf der niemand beim 1. FC Köln vor gut fünf Jahren befürchtet hätte, in sie investieren zu müssen.
Lukas Podolski kritisiert 1.FC Köln "Wie ein Absteiger ..."
Rio-Weltmeister Lukas Podolski hat harsche Kritik an der Spielweise seines Stammklubs 1. FC Köln in der Saisonendphase in der Bundesliga geübt. "In den Spielen nach der Corona-Pause hat sich der FC wie ein Absteiger präsentiert", sagte der 35-Jährige dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Podolski weiter: "Im Winter hatten es Markus Gisdol und Horst Heldt geschafft, die Mannschaft aus der Scheiße zu holen. Doch die letzten Spiele des FC – und so ehrlich sollte man sein – die waren nichts mehr." Eine Prognose für die neue Saison wollte "Prinz Poldi" nicht wagen: "Als Fan sage ich: Zuletzt habe ich in der Mannschaft keinen Zusammenhalt, keinen Fight und keinen Spirit gesehen. Man ließ sich gehen, die Stimmung war dementsprechend trostlos." Er traue Heldt und Gisdol in der Analyse aber absolut zu, dass sie das Team wieder in die Spur bringen.
Podolski: "Entweder passt es - oder eben nicht"
Der Geißbock-Klub will Podolski nach dessen Karriereende in den Verein einbinden. Er wolle später beim FC aber nicht irgendeine Aufgabe, so der Ex-Münchner: "Darauf habe ich keinen Bock. Wir sollten gemeinsam ein Konzept machen. Die Aufgabe muss schon eine sinnvolle sein. Eine, bei der ich dem Verein auch helfen kann. Entweder passt es – oder eben nicht."
Für seinen Nachwuchs-Kurs muss der FC seinen Finanz-Kurs ändern
Der 1. FC Köln will eine Zeitenwende am Geißbockheim herbeiführen. Nach einer aus Sicht der FC-Talente herausragenden Saison 2019/20 wollen die Geißböcke im Profibereich künftig noch stärker auf die besten Eigengewächse setzen. Doch dafür muss der FC zeigen, dass er bereit ist seine Kultur zu verändern. Denn längst geht es schon bei den besten 15- und 16-jährigen vor allem um eines: Geld. Kommentar:
Der 1. FC Köln hat einen Traum. Die Geißböcke wollen jedes Jahr ihre besten Talente zu den Profis befördern, sie dort zu Bundesliga-Spielern machen und ihnen anschließend zwei Möglichkeiten geben: entweder langfristig beim FC bleiben oder für viel Geld zu anderen Klubs wechseln. Doch nicht nur das Beispiel Florian Wirtz zeigt, dass dieser Weg nur dann funktionieren kann, wenn die besten Talente überhaupt bereit sind, bis zu den Profis beim FC zu bleiben. Der FC kann es sich nicht erlauben, seine besten Nachwuchsspieler bereits in der U17 oder U19 zu verlieren.
Can Bozdogan ist ein solches Beispiel. Der FC Schalke 04 bot dem Mittelfeld-Talent deutlich mehr Geld als der FC, sodass das U19-Talent ins Ruhrgebiet wechselte und dort zum Profi wurde. Die Geißböcke bekamen eine sechsstellige Ablöse und künftig womöglich noch mal eine Ausbildungsentschädigung. Die potentielle Millionenablöse für das Talent aber wird Schalke einstreichen. Gleiches gilt für Wirtz, wobei dieser nicht (nur) des Geldes wegen nach Leverkusen ging, sondern weil sich dort die Bosse der Profiabteilung für den Transfer einsetzten, während die Lizenzspielerleitung des FC einen Winterschlaf abgehalten hatte.
Wehrle kündigt mehr Geld an
Aus diesem will man beim FC nun erwacht sein. Alexander Wehrle hat im GBK-Interview bestätigt, dass der FC erstens mit den besten Talenten nun schon früher auf Geschäftsführer-Ebene die Verhandlungen führt. Zweitens will man bereit sein, für seine Top-Nachwuchsleute tiefer in die Tasche zu greifen. Dieser Ansage werden die Kölner Taten folgen lassen müssen – und zwar schon bald, wenn die Verhandlungen mit Jens Castrop und Justin Diehl anstehen. Denn die Summen im Nachwuchs haben sich längst ähnlich umfangreich verändert wie im Erwachsenenbereich. Zweistellige Millionenablösen für U17-Spieler sind längst Realität. Handgelder für Vertragsverlängerungen erreichen bereits siebenstellige Höhen – und das nicht nur bei Europas größten Talenten. Dass der FC so manchen Rohdiamanten im Nachwuchs hat, der selbst international für Interesse sorgt, ist längst bekannt. Florian Wirtz war beileibe keine Eintagsfliege. Doch um diese Talente zu halten, muss der FC seine Strukturen aufbrechen.
Noch immer redet man sich beim FC ein, mit schulischer Bildung für die Talente auftrumpfen zu können. Dabei bieten längst alle Topklubs eine duale Ausbildung an. Moderne Akademien in München, Leipzig oder Hoffenheim geben viele Millionen Euro in eine Rundum-Betreuung ihres Nachwuchs aus. Darüber hinaus erscheint die Schule vielen Top-Talenten nur noch wie ein Nebenprodukt auf dem Weg zu einer möglichst steilen Profikarriere. Sie wollen es nicht nur zum Profi schaffen – sie wollen Geld verdienen, viel Geld. Und ihre Berater ebenfalls. Die Kölner Hoffnung, mit schulischen Angeboten die besten Talente halten zu können, mag ein feiner Zug sein, ist aber ein naiver Trugschluss. Das Angebot ist vornehmlich für jene Talente wichtig, bei denen unklar ist, ob sie es überhaupt zum Profi schaffen werden. Doch mit diesen wird der FC keine Erfolge feiern können – weder sportlich, noch finanziell. Der große Trumpf im Fußballbusiness, das überrascht niemanden mehr, heißt Geld. Das mag mitunter unmoralisch sein, doch wenn Borussia Dortmund für einen 17-jährigen 25 Millionen Euro zu zahlen bereit ist, wenn Florian Wirtz jetzt schon mehr wert ist als das und wenn (Farm-)Teams wie RB Salzburg jährlich mehrere U18-Spieler für zwei bis drei Millionen Euro verpflichtet, muss auch dem FC klar sein: Der Plan, die eigenen Talente erst zu Profis und später zu Geld zu machen, geht nur auf, wenn man in der Lage ist die besten Talente so lange zu halten, bis sie es zu den Profis geschafft haben. Und das geht nur mit mehr Geld als bisher.
Köln wäre bei Quartett um Jorge Meré gesprächsbereit
Der 1. FC Köln würde Gesprächsbereitschaft zeigen, wenn sich Interessenten für Innenverteidiger Jorge Meré (23) melden. Gleiches gilt für Joao Queiros (22), Lasse Sobiech (29) und Youngster Yann Aurel Bisseck (19).
Gerüchte um FC-Stürmer Ist Köln-Torjäger Cordoba der Hertha zu teuer?
Schon im Urlaub schuftet Jhon Cordoba (27) für die neue Saison. Montag postete der FC-Stürmer, der mit seiner Familie nach Barcelona gereist ist, ein Video vom Laufband. Fleißig!
Fraglich ist weiterhin, für welchen Klub er sich hier in Form bringt... FC-Sportchef Horst Heldt (50) hat seinem Top-Angreifer (Vertrag bis 2021) bekanntlich ein Angebot zur vorzeitigen Verlängerung unterbreitet. Mit deutlich verbesserten Bezügen. Ausgang offen.
Liga-Konkurrent Hertha soll ebenfalls ein Auge auf den Kolumbianer geworfen haben. Doch laut „B.Z.“ ist Manager Michael Preetz (52) Kölns Schmerzgrenze – mindestens 15 Millionen Euro – zu hoch. Es heißt, er wolle sich für diese Summe lieber in einer anderen europäischen Top-Liga umschauen. Dabei sollte Preetz wissen, was Cordoba draufhat: Bei Kölns 5:0-Triumph im Olympiastadion an Karnevalssamstag hatte er die Hertha mit zwei Toren und einer Vorlage auseinandergenommen.
Cordoba-Berater schließt nichts aus
Klingt jedenfalls, als wäre Cordoba nicht die erste Wahl der Hauptstädter, die über rund 50 Millionen Euro Transfer-Budget verfügen sollen. Berater Christian Wein erklärte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass er aktuell nur mit dem FC verhandele. „Wenn es Verhandlungen mit anderen Klubs geben würde, wüsste der FC darüber auch Bescheid. Wir machen keinen Druck, aber auch der FC macht keinen Druck. Es ist nicht so, dass sich seine Zukunft in den nächsten Tagen entscheidet.“
Wein blickt voraus: „Ich kann nicht ausschließen, das Jhon am Ende doch wechselt. Da spielen ja auch finanzielle Gründe eine Rolle. Ich kann aber auch sagen, dass sich Jhon in Köln und beim FC sehr wohlfühlt. Es ist noch alles offen.“
1. FC Köln will mindestens 15 Millionen Euro für Cordoba
Mit einer Ablösesumme jenseits der 15 Millionen Euro könnte sich der FC, der Cordoba 2017 für 17 Millionen Euro aus Mainz verpflichtet hatte, sicherlich anfreunden. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte der externen Plattform Instagram angezeigt werden. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Der Plan von Sportchef Heldt ist allerdings zunächst ein anderer: „Wir sind in guten Gesprächen mit seinem Berater. Es gibt drei Möglichkeiten: Vertragsverlängerung, ihn behalten mit einer Restlaufzeit von einem Jahr oder einen Verkauf. Aktuell fokussieren wir uns auf das erste Szenario. Wir haben ihm dabei nicht die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, er muss sich sofort entscheiden. Er wird sich seine Gedanken machen, das mit seinem Berater besprechen und uns zu gegebener Zeit Feedback geben.“
Heldt sagt aber auch: „Bei Transfers muss man immer flexibel sein. Wenn jemand fünf Millionen für Jhon bietet, antworte ich darauf erst gar nicht (lacht). Bei jedem Spieler gibt es eine Schmerzgrenze. Wir sind Aufsteiger, wir müssen uns mit allem beschäftigten, alles andere wäre fahrlässig. Doch unsere Bestrebungen sind, dass wir Jhon behalten wollen.“
So viel kostet der Abstieg: Künftig über zwei Millionen für FC-Frauen?
Eigentlich wollte der 1. FC Köln in der nächsten Saison so richtig angreifen: Mindestens um einen Mittelfeldplatz wollten die Geißböcke kämpfen. Mit großen Transfers kündigte man die Offensive im Frühjahr an. Doch dann stiegen die FC-Frauen wieder einmal aus der Bundesliga ab. Alte Fehler hat man zu spät korrigiert. Die Zeitdruck wächst, will man sich vor anderen Klubs irgendwann als Erstligist etablieren.
Die Enttäuschung saß tief, als die FC-Frauen am letzten Spieltag trotz eines Sieges über Sand den Abstieg Schwarz auf Weiß hatten. Wieder geht es im Fahrstuhl eine Etage tiefer. Aufstieg 2015, Abstieg 2016, Aufstieg 2017, Abstieg 2018, Aufstieg 2019, Abstieg 2020 – zu gut für Liga zwei, zu schlecht für Liga eins. Dabei hatte Interimsvorstand Stefan Müller-Römer vor einem Jahr noch vollmundig erklärt, man werde die Frauen nun endlich ernst nehmen und eine Bundesliga-taugliche Mannschaft aufstellen. Das Ergebnis ist ein Jahr später ernüchternd.
Auch, weil der FC die Veränderungen zu langsam vorangebracht hat. Zwar agiert Nicole Bender inzwischen als Teammanagerin und seit 2019 hat die erste Frauen-Mannschaft einen eigenen Physiotherapeuten. Darüber hinaus laufen die Kölnerinnen dem Geschehen noch immer weit hinterher. Die FC-Spielerinnen betreiben ihren Sport weiterhin nebenberuflich. Manchen Spielerinnen studieren, anderen wurde vom FC Jobs vermittelt. Während in Wolfsburg oder München praktisch alle Spielerinnen als hauptberufliche Fußballerinnen engagiert sind, täglich ein- bis zweimal trainieren und für ihren Sport leben, war man beim FC auch nach dem dritten Aufstieg im Sommer 2019 noch nicht bereit, seinen Bundesliga-Spielerinnen echte Gehälter und damit mehr als Aufwandsentschädigungen zu zahlen. Darüber hinaus ging man erneut mit Willi Breuer als Cheftrainer in die Saison, weil dieser es noch einmal in der Bundesliga versuchen wollte. Man scheute den vorzeitigen Schnitt mit dem verdienten Coach. Andere Klubs dagegen setzen auf professionelle Trainerteams inklusive Live-Videoanalyse während der Spiele.
Der Abstieg kostet rund 300.000 Euro
Im Winter erkannte man die erneuten Fehler und versuchte sie zu korrigieren: Mit Sascha Glass kam ein neuer Trainer aus Sand nach Köln. Doch personell traute man sich nicht umfassend nachzulegen. Dabei kosten im Frauenfußball Transfers mitunter nur rund 30.000 Euro. Der FC leistete sich diese nicht – und stieg am Ende der Saison einmal mehr ab. In dem Wissen, dass der Abstieg durch fehlende TV-Gelder und Sponsoren-Rückgänge rund 300.000 Euro kosten wird. Kein unbekanntes Problem beim FC, schließlich waren auch die Männer in der Saison 2017/18 sehenden Auges in die Zweite Liga gegangen, anstatt im Januar 2018 noch einmal umfassend nachzurüsten. Die FC-Frauen machten zwei Jahre später den gleichen Fehler und müssen nun in Liga zwei wieder neu beginnen.
Dass die Kölnerinnen dann der Top-Favorit auf den Aufstieg sein werden, steht bereits fest. Schließlich hatte der FC im März und April die Verpflichtung dreier Spielerinnen bekannt gegeben, die zur neuen Saison kommen werden – und eigentlich für die Bundesliga angedacht waren: Mandy Islacker (FC Bayern) sowie Lena Lotzen und Sharon Beck (beide SC Freiburg) unterschrieben jedoch Liga-unabhängig und sollen den FC damit im Unterhaus zum sofortigen Wiederaufstieg führen, wenngleich Lotzen mit einem Kreuzbandriss erst im Winter wird einsteigen können. Darüber hinaus verlängerten die FC-Frauen die Verträge mit Kristina Hild, Karoline Kohr, Carolin Schraa, Theresa Gosch, Yuka Hirano und Pauline Nelles, während man vier Spielerinnen den Laufpass gab und drei Talente zurück in die zweite Mannschaft versetzte. Die nächste Saison soll Trainer Glass dazu nutzen, den personellen Umbruch weiter voranzutreiben, um im Aufstiegsfall ab der Saison 2021/22 endlich in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein.
FC plant künftig mit zwei Millionen Euro pro Jahr
Wie wichtig dies ist, zeigt ein Blick auf Bundesliga-Klubs der Männer, die nun den Frauen-Fußball für sich entdecken. Wolfsburg, Bayern und Hoffenheim haben sich längst etabliert, in Frankfurt übernimmt die Eintracht das Ruder beim 1. FFC, Freiburg hat den erfolgreichen Weg der Männer bei den Frauen etabliert, Leverkusen will ebenfalls nachlegen. Doch darüber hinaus drängen mit RB Leipzig und Borussia Dortmund zwei neue Kräfte in den Frauenfußball, die – wenn sie einmal eine solche Entscheidung getroffen haben – den kürzesten Weg nach oben suchen werden. Viel Geld braucht es dafür im Vergleich zum Männerfußball nicht.
Wolfsburg investiert dem Vernehmen nach pro Saison rund fünf Millionen Euro, die Bayern vier, Hoffenheim drei, die meisten anderen Klubs im Mittelfeld zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro – aus Sicht der Männerabteilungen also Taschengeld. Der 1. FC Köln glaubte es in dieser Saison mit einem Etat zwischen eins und 1,5 Mio. Euro schaffen zu können. Doch einmal mehr ließ man den Worten keine Taten folgen und schaffte keine Grundlagen für den Klassenerhalt. Inzwischen wollen die Verantwortlichen dies erkannt haben und planen für die nächste Bundesliga-Saison – möglichst schon 2021/22 – mit rund zwei Millionen Euro. Jährliche Gesamtbeträge, die sich wie eine Farce ausnehmen im Vergleich zur Lizenzspieler-Abteilung der Geißböcke, wo Spieler wie Timo Horn, Jonas Hector oder Anthony Modeste alleine schon mehr verdienen als die Frauenabteilung pro Jahr kostet. Doch nach drei Aufstiegen und drei sofortigen Abstiegen will man beim nächsten Mal wohl tatsächlich ernst machen. Andernfalls dürften Leipzig und Dortmund den Kölnerinnen zeigen, wie es geht.
Kölns Transfer-Nachteil Wertverfall, teure Verträge und die Cordoba-Falle
Dem 1. FC Köln sind die Hände gebunden: Alexander Wehrle und Horst Heldt haben bestätigt, dass die Geißböcke erst in der Lage sein werden auf dem Transfermarkt zuzuschlagen, wenn der Kader deutlich verkleinert wurde. Zwar könnte es noch in dieser Woche zu weiteren Abgängen kommen. Doch der Weg bis zu Verstärkungen für die kommende Saison ist weit – und das Transferfenster weit offen.
Der 1. FC Köln ist im Nachteil. Weil das Transferfenster in diesem Sommer aufgrund der Corona-Krise bis in den Oktober hinein verlängert wurde, droht den Geißböcken eine monatelange Hängepartie auf dem Spielermarkt. Bis zum 5. Oktober können die Deals unter Dach und Fach gebracht werden, also noch geschlagene zwölf Wochen. Zwar beginnt die nächste Bundesliga-Saison erst in zwei Monaten, weshalb der Zeitdruck den FC-Kader zusammenzustellen nicht immens ist. Doch das Warten kostet Geld.
Aktuell liegen dem 1. FC Köln insgesamt 30 Profis auf der Tasche, von denen nur 20 bis 22 Spieler gehalten werden sollen. Acht bis zehn Spieler sollen den Klub noch verlassen. Dazu kommen die beiden Leihspieler Frederik Sörensen und Tomas Ostrak, die jeweils bis Mitte August noch in Bern und Hartberg unter Vertrag stehen. Die Konditionen dieser 30 Verträge liegen problematischerweise weit über dem, was der FC eigentlich in der Lage ist in der aktuell angespannten Situation zu zahlen. Viele Gehälter stammen noch aus der Europa-Zeit, dazu zeigte sich Ex-Manager Armin Veh nicht gerade zimperlich, wenn es um das Verteilen des Lizenzspieleretats ging. Und so tut jedes Monatsgehalt weh, das die Geißböcke für ihren übergroßen Kader zahlen müssen. Doch die Kölner haben noch ein weiteres Problem: Sie sitzen in Transferfragen nur auf dem Beifahrersitz.
Tribünenplätze werden vom FC sehr gut bezahlt
Zwar erklärte Finanz-Boss Alexander Wehrle dem GBK: „Horst Heldt und Markus Gisdol haben mit den betroffenen Spielern schon klare Gespräche geführt. Jeder Spieler hat Klarheit.“ Man werde alles tun, für jene Spieler, die keine Zukunft beim FC mehr haben, „individuell Lösungen zu finden“. Doch Wehrle musste auch eingestehen: „Die Spieler haben bei uns Arbeitsverträge und die werden wir einhalten.“ Und das ist das große Problem: So mancher FC-Spieler hatte auch in der Vergangenheit schon keinen Grund, sich mit seinem Berater ein Bein auszureißen, um einen neuen Klub zu finden. Denn der Tribünenplatz beim FC wird vielen Spielern vom Geißbockheim derart fürstlich bezahlt, dass ein Abgang die Profis deutlich schlechter stellen würde. Spieler wie Lasse Sobiech, Louis Schaub oder Vincent Koziello – selbst Joao Queiros – mögen zwar keine Zukunft mehr beim FC haben. Doch sie kassieren derart gute Erstliga-Gehälter, dass sie praktisch keinen neuen Verein finden werden, der ihnen annähernd das Kölner Gehalt bieten wird, zumal in Corona-Zeiten kaum ein Klub bereit ist sich finanziell weit für Neuzugänge aus dem Fenster zu lehnen.
Der Transfermarkt in diesem Sommer ist noch mehr von einem drastischen Wertverfall jener Spieler geprägt, die bei ihren Klubs auf dem Abstellgleis stehen. Jeder Marktteilnehmer weiß zudem, dass der FC sich diese Spieler eigentlich nicht mehr leisten kann. Und so werden sich die Geißböcke an den meisten Abgängen sogar noch einmal finanziell beteiligen müssen, um die Spieler überhaupt von der Payroll zu bekommen.
Ein Cordoba-Ultimatum würde dessen Marktwert zerstören
Horst Heldt meinte auch jüngst wieder, der FC sei auf dem Transfermarkt in diesem Sommer nicht die treibende Kraft, sondern müsse abwarten. Wie schon im Winter, als man kaum finanzielle Mittel zur Verfügung hatte und erst einmal jene Player im Markt aktiv werden mussten, die über ausreichend Geld verfügen konnten. Erst diese setzten eine Dynamik in Gang, die den FC letztlich ebenfalls ins Spiel brachte. Darauf gilt es aus Kölner Sicht nun erneut zu warten – doch bei dem noch sehr lange geöffneten Transferfenster wird es wohl einige Zeit dauern, ehe die Geißböcke ihren Kader durch Ausleihen und Verkäufe soweit verschlankt haben, um selbst für Zugänge sorgen zu können.
Das beste Beispiel ist Jhon Cordoba: Dessen Berater Christian Wein spielt auf Zeit, denn er weiß um den Wert seines Stürmers und die Begehrlichkeiten im Markt. Will Wein seinen Spieler verkaufen, wird er einen Käufer finden. Das gilt als sicher. Ob das Wolfsburger und Berliner Interesse real ist, spielt dabei zunächst einmal keine Rolle. Denn die Entscheidung wird sowieso nicht in den nächsten Tagen fallen. Aktuell testen die Berater allerorten nur das Wasser. Die Zukunft des Kolumbianers könnte sich womöglich erst im September entscheiden. Ein für die Geißböcke extrem später Zeitpunkt, stehen und fallen doch mit einem Verbleib oder einem Abschied des besten FC-Stürmers die Kölner Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Nur was können die Geißböcke tun? Sie wollen Cordoba halten. Ein Ultimatum im Vertragspoker würde einen Abschied jedoch nur noch wahrscheinlicher machen – und den Stürmer billiger. Das können sich die Geißböcke nicht leisten. Und somit müssen Heldt und Co. in den kommenden zwölf Wochen noch sehr viel Geduld aufbringen müssen, damit der FC nicht zum Spielball der Transferkräfte wird.
Toni Leistner (29) würde gern beim 1. FC Köln bleiben. Gegenüber der ‚Bild‘ erklärt der Innenverteidiger, der in der vergangenen Rückrunde auf Leihbasis in der Domstadt spielte: „Seit dem 1. Juli bin ich wieder bei den Queens Park Rangers und bekomme in London mein Geld. Ich weiß derzeit aber noch nicht, wo ich in der nächsten Saison auflaufe. Ich bin mir mit Köln grundsätzlich einig. Beide Seiten wollen weiter zusammenarbeiten. Aber bisher wurde final noch nichts umgesetzt.“
Das liegt möglicherweise daran, dass die Kölner vor einer Festverpflichtung erst einmal Platz im überladenen Kader schaffen müssen. Leichter gesagt als getan und allzu viel Zeit sollten sich die Geißböcke nicht lassen: „Ich will das in den nächsten zwei, drei Wochen geklärt haben. Ich werde mir wahrscheinlich noch ein paar andere Dinge anhören.“