„Als wären wir Fünfter“ Czichos wundert sich über Pfiffe
Führung aus der Hand gegeben, Vorentscheidung vertagt. Die Enttäuschung war zwar groß bei den Spielern des 1. FC Köln, die Pfiffe aus der Kurve konnten sie allerdings ganz und gar nicht verstehen. Markus Anfang: „Ich versuche es immer, aber heute war es sehr schwierig mich zurückzuhalten. Ich glaube der HSV hätte zum Zeitpunkt des Tores nicht mehr mit elf Spielern auf dem Platz stehen dürfen. Jung hätte eine klare Gelb-Rote-Karte kriegen müssen. Man darf nicht vergessen, dass wir eine Englische Woche haben. Der HSV hat in der zweiten Halbzeit gut gespielt. Wir hatten zwei klare Elfmeter-Situationen. Wenn wir da das Tor machen, dann wird das Spiel auch leichter für uns. Wir haben es am Ende versucht über die Zeit zu bringen. Im Endeffekt ist nichts passiert. Wir haben seit acht Spielen nicht verloren, haben unseren Vorsprung gehalten und die Spiele werden weniger. In den nächsten zwei Spielen haben wir dann wieder die Möglichkeit zu gewinnen und aufzusteigen.“
Trotz Punkts in Köln: Wolf ist der Geburtstag "schnuppe"
Auch das späte Erfolgs-Erlebnis hatte bei Hannes Wolf keine Lust auf eine große Geburtstags-Party geweckt. "Das ist mir ehrlich gesagt schnuppe", sagte der Trainer des HSV, der am Abend des 1:1 (0:1) im Zweitliga-Topspiel beim 1. FC Köln Geburtstag hatte. "Endlich 38, und weiter geht's", sagte er. Der Grund für Wolfs Ironie: Der späte Punkt durch das Tor von Manuel Wintzheimer war für den HSV ein Erfolg, doch oft folgte solchen beim HSV in dieser Saison Ernüchterung. "Wir bleiben jetzt in diesem Modus, dann können wir uns im Juni zurücklehnen", sagte Wolf. Die Kölner können das wohl früher. Doch Torschütze Drexler (26.) schlug das Remis aufs Gemüt. "Ich wäre gerne der Sieg-Torschütze gewesen. So ist es ein gebrauchter Tag", sagte der Ex-Kieler: "Wir sollten enttäuscht sein und kritisch miteinander umgehen. So ein Spiel aus der Hand zu geben, darf einer Spitzenmannschaft, wie wir sie sein wollen, nicht passieren." Drexlers kurioses Fazit: "Das war die Magie der zwei Halbzeiten. Hätten wir 90 Minuten durchgespielt, hätten wir die Hamburger aufgefressen."
Markus Anfang: "Mein Vater hatte wahnsinniges Glück"
Markus Anfang hat nach dem 1:1-Unentschieden zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV angegeben, dass sich sein Vater auf dem Weg der Besserung befindet. Dieser hatte am vergangenen Spieltag einen Herzinfarkt erlitten. "Er hatte wahnsinniges Glück. Wir hoffen, dass die nächsten Wochen auch gut verlaufen. Dafür brauchen wir noch etwas Stärke, aber die werden wir aufbringen", sagte Anfang im Anschluss an die Partie. Vor dem Top-Spiel gegen den HSV trugen die Effzeh-Profis T-Shirts mit der Aufschrift "Alles Jode, Dieter". Der Trainer bedankte sich: "Es war eine sehr intensive Woche für mich. Und die Jungs haben mir sehr geholfen."
Ein 20 Jahre alter Nobody hatte Hannes Wolf soeben den Geburtstag gerettet - und nebenbei dem gesamten Hamburger SV im Aufstiegsendspurt der 2. Fußball-Bundesliga neue Luft verschafft. Manuel Wintzheimer verschwand nach seinem Treffer zum 1:1 (0:1)-Endstand beim Spitzenreiter 1. FC Köln in einer blauen Jubeltraube, der Gästeblock bebte. Und der kriselnde HSV glaubte plötzlich wieder an sich. "Wir haben zuletzt nicht viele Punkte geholt, das weiß ich", sagte Trainer Wolf, der am Tag des Topspiels 38 Jahre alt wurde: "Aber heute haben wir gezeigt, dass wir noch leben." Wolfs Team zog sich ausgerechnet beim stärksten Team der Liga am eigenen Schopf aus dem Sumpf. "In der zweiten Hälfte haben wir guten, schnellen Fußball gespielt, und wir sind kaum noch in Konter gelaufen", so Wolf. Und in der 85. Minute schlug Sommer-Zugang Wintzheimer zu.
Der 1. FC Köln steht kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga, doch die Fans pfeifen nach dem 1:1 gegen den HSV. Warum ist das so? Man konnte meinen, der FC würde in einem Loch stecken, so deutlich waren die Pfiffe, mit denen die Kölner Fans ihre Mannschaft am Montagabend in die Katakomben des Rheinenergiestadions schickten. Der „Effzeh“ mag die Tabelle klar anführen und dank seiner herausragenden Offensivkräfte eine beeindruckende Tordifferenz von +39 (75:36) vorweisen, doch Anfang und seine Fußballphilosophie haben die Kölner noch immer nicht vollends überzeugt. Dabei hätte man meinen können, nach der enormen und aufrichtigen Anteilnahme am Schicksals seines Vaters sei der Band zum Trainer inzwischen enger geworden. Die Kölner Pfiffe nach Abpfiff galten nicht nur der Unzufriedenheit über die wirkungslosen Einwechslungen und ausgebliebenen Antworten des Tabellenführers auf die Hamburger Neuordnung, sondern belegen die anhaltende Skepsis am extrem offenen Visier, mit dem Anfang seine Mannschaft Woche für Woche auflaufen lässt. Mit dieser defensiv instabilen Ausrichtung ist Köln in dieser Saison kein einziger Sieg gegen einen Top-Konkurrenten gelungen: weder gegen den HSV, Union Berlin, noch Paderborn.
Unnötiges Unentschieden: „Das ist wie ein Messerstich!“
Der 1. FC Köln gibt nach starker erster Halbzeit gegen den Hamburger SV den Sieg aus der Hand. Eine nicht gegebene Gelb-Rote Karte gegen Gideon Jung, zwei nicht gegebene Elfmeter für den FC, vor allem aber das unnötige Ausgleichstor nach einer passiven zweiten Halbzeit der Geissböcke waren die Gesprächsthemen nach dem 1:1 (1:0) im Topspiel des 29. Spieltags am Montagabend. Rafael Czichos:„Es war eine richtig gute erste Halbzeit von uns, wir waren griffig und hatten uns gut eingestellt. Der HSV hatte nur eine halbe Chance, wir sind in Führung gegangen. Nach dem Seitenwechsel sind wir aber zu passiv geworden und nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen. Wir haben es trotzdem noch einigermaßen vom Tor weghalten können, bis dann ein Standard ping-pong-mäßig hinten reingeht. Das müssen wir besser klären. Nach dem Abpfiff hatte ich das Gefühl, wir sind Fünfter. Das war schon Wahnsinn. Ich finde, zehn Punkte Vorsprung auf Rang drei sind fünf Spiele vor Schluss nicht die schlechteste Ausgangslage.“
Gegen den HSV begann Köln stark und ließ dann noch stärker nach. Der Aufstieg wird dem FC trotzdem gelingen, doch für die Bundesliga muss er sich verbessern - auch personell. Um in der Bundesliga mithalten zu können, wird sich Köln trotzdem verstärken müssen. Spieler wie Torwart Timo Horn, Abwehrspieler Jorge Meré, Hector und auch Modeste in Topform haben bereits bewiesen, wie gut sie auch auf höchstem Niveau spielen können. Doch auf der rechten Seite dürften Christian Clemens und Marcel Risse Schwierigkeiten bekommen, und den Stammspielern Rafael Czichos, Geis und Höger fehlt es an Tempo. Und die Offensive, bislang die große Stärke der Kölner? Drexler ist schon 28 und hat noch nie Bundesliga gespielt, Terodde schon, nur trifft er da deutlich seltener (sieben Tore in 35 Einsätzen). Und Córdoba hat in drei Bundesligaspielzeiten zusammen elf Tore erzielt. Gut möglich also, dass es dann auf den alten Helden ankommen wird, Anthony Modeste. Aktuell ist davon zwar wenig zu sehen, aber bis zum ersten Bundesligaspiel ist ja noch ein wenig Zeit.
Es hätte eine große Party werden können - doch der späte Treffer von Wintzheimer zum 1:1-Ausgleich für den HSV verdarb den Fans des 1. FC Köln die Feierlaune. Als Schiedsrichter Robert Hartmann am Montagabend das Spiel abpfiff mussten Trainer Markus Anfang und sein Team ein gellendes Pfeifkonzert und Buhrufe über sich ergehen lassen. Die Kritik an der zweiten Halbzeit sei berechtigt, so Drexler: "Da sind wir einfach zu passiv gewesen." Das könnte auch an der fehlenden Kraft gelegen haben. "In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Kräfte schwinden sehen", gab Höger zu Protokoll. Er sei "mit den Kräften am Ende" gewesen. Anfang begründet seine defensiven Wechsel: "Wir haben lange versucht, mit zwei Stürmern weiterzuspielen, aber wenn du vorne keinen Druck erzeugst und immer nur in Umschaltmomente kommst, muss du im Mittelfeld wahnsinnig viel laufen", sagte Anfang nach dem Spiel. Sein Plan: Mit einem Spieler mehr im Mittelfeld den Zugriff zu verbessern. Doch der ging nicht auf: "Dann kriegen wir ein Tor aus einer Standardsituation, das ist ärgerlich", so Anfang.
Anthony Modeste in HSV-Kabine HSV feiert nach Spielende kurios
Das 1:1 gegen den 1. FC Köln war für den HSV ein gefühlter Sieg. Nach einer erschreckend schwachen ersten Halbzeit kamen die Rothosen erstärkt aus der Halbzeitpause, schnürten die Kölner in der Schlussphase regelrecht in der eigenen Hälfte ein. Das Ausgleichstor durch Nobody Manuel Wintzheimer, sein erstes im Profifußball, brachte die Hamburger in Ekstase. Die hielt auch nach Abpfiff an, als die Hamburger in der Kabine laut die Musik aufdrehten – ein Song fiel auf. Der Hamburger Edeljoker Wintzheimer wurde in Köln ganz besonders gefeiert: In der Kabine wurde laut der „Modeste Song“ von Ikke Hüftgold aufgedreht. Wintzheimer kam zu Saisonbeginn aus der Jugend des FC Bayern, hat nun Fiete Arp aus dem Kader gedrängt, der im Gegenzug nach München wechselt.
1:1 gegen HSV: Taktisch aufgegeben… oder wie man sich erfolgreich das Gegentor erbettelt
Gegen den HSV bringt der 1. FC Köln eine Führung nicht über die Runden. Vor allem, weil die „Geißböcke“ in der 2. Halbzeit das Mitspielen einstellen – ein Kommentar von Ralf Friedrichs. „Unser 1. FC Köln spielt 1:1 gegen den HSV, der Punktabstand bleibt…sieben auf den zweiten, zehn auf den Drittplatzierten. Alles gut, was wollen die Kritiker eigentlich? Der Schiedsrichter hat uns ja auch benachteiligt. Und das auch noch in einer unmenschlichen Englischen Woche. Soll der FC alle 34 Spiele gewinnen? Das ist doch gar nicht möglich. Also beruhigt euch mal alle. Wer nur meckert, sollte Fan von Bayern München werden!“ Ihr habt es gemerkt: Das sind natürlich nicht meine Gedanken, sondern die, die ich nun zum Teil auf Facebook lesen muss und die ich einfach für grundfalsch halte. Ich versuche das nun mit Argumenten zu belegen. Wir sind deutlich besser personell aufgestellt als der HSV – mit einer Offensivpower, die in der 2. Liga ihresgleichen sucht. Der FC hat es mal wieder versäumt, die bleierne Stimmung, die um den Verein trotz Tabellenführung herrscht, zu beseitigen.
Auch einen Tag nach dem letztlich enttäuschenden 1:1-Unentschieden gegen den HSV war Markus Anfang in Erklärungsnot. Streitpunkt: Die defensive Auswechslung von Simon Terodde, für den Lasse Sobiech kam. Mit ihr einher ging eine neue Struktur in der Kölner Defensive, die durchaus Sinn ergab: Der HSV trat in der zweiten Halbzeit dominant auf, hatte mehr Ballbesitz und konnte immer öfter gewinnbringend die Flügel wechseln, weil der Effzeh es nicht mehr schaffte, die Räume auf einer Seite mit den Achtern Hector und Drexler eng zu machen. „Es war so, dass wir mit den Spielern immer wieder Rücksprache gehalten haben. Die Jungs hatten das aktive Verteidigen nicht mehr drin“, so Anfang.
Er musste verletzt raus Das ist der Stand bei Clemens
Es war ein kurzer Griff an den Oberschenkel und das sofortige Zeichen, dass es nicht mehr weitergeht. Christian Clemens musste im Spitzenspiel der 2. Liga zwischen dem 1. FC Köln und dem HSV (1:1) noch in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden. Der FC-Außen wurde von Dr. Peter Schäferhoff und Physio Klaus Maierstein in der 43. Minute in die Kabine gebracht – für ihn kam Marcel Risse. „Er hatte Oberschenkelprobleme, der Muskel hat zugemacht. Deshalb haben wir ihn auswechseln müssen“, sagte Markus Anfang. Am Tag danach ging es für „Chrille“ zum Doc. Die gute Nachricht: Es liegt keine strukturelle Verletzung vor. Anfang hofft daher, dass Clemens rechtzeitig fit für das Dresden-Spiel ist. Denn Anfang wird auch gesehen haben, dass Clemens' Vertreter Marcel Risse sich nach seiner Einwechslung nicht empfehlen konnte.
„Setzen, sechs!“ Veh schüttelt über Schiri den Kopf
Dass sich der 1. FC Köln gegen den Hamburger SV am Montagabend mit einem 1:1 (1:0) zufrieden geben musste, lag in großen Teilen am 1. FC Köln selbst. Doch auch Schiedsrichter Robert Hartmann trug seinen Teil dazu bei. Daran ließen Sportchef Armin Veh und Trainer Markus Anfang nach der Partie keinen Zweifel. „Die Gelb-Rote Karte für Jung in der 62. Minute ist unstrittig. Das hat jeder gesehen, außer den vier Schiedsrichtern“, schimpfte Veh hinterher. „Jetzt sind es schon vier Schiedsrichter auf dem Platz, aber vielleicht hätten es auch sieben nicht gesehen. Wie man das nicht so werten kann, ist mir ein komplettes Rätsel. In der Schule heißt sowas: Setzen, sechs!“ Dass der HSV sich dieses Glücks bewusst war, mit elf Mann weiterspielen zu dürfen, sah man daran, dass Wolf den Mittelfeldspieler nur eine Minute später auswechselte. „Wir hatten Glück, dass Gideon auf dem Platz geblieben ist“, bestätigte Wolf.
Analyse: Remis gegen Hamburg Mauern oder Ballsicherheit?
Der 1. FC Köln fängt sich wie in Duisburg ein spätes Gegentor zum Ausgleich ein und darf durchaus mit sich hadern. Unsere Analyse zum Unentschieden gegen den HSV. Zum Topspiel des 29. Spieltags empfing der 1. FC Köln am Montagabend den Hamburger Sportverein. Die beiden Absteiger aus der Bundesliga begegneten sich erstmalig in der Zweitklassigkeit, weswegen der Rahmen trotz der fragwürdigen Terminierung am Montagabend (450 Kilometer liegen zwischen Hamburg und Köln) durchaus stimmungsvoll war. Mit dem Rückenwind aus sechs Siegen und einem Unentschieden kamen die Gastgeber aus der Domstadt mit breiter Brust in das Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte.
Kommentar zum baldigen Aufstieg Die FC-Defizite sind unverkennbar
Das Schwergewicht 1. FC Köln wird in einer schwachen 2. Liga den Aufstieg souverän schaffen. Doch die Defizite der Mannschaft sind unverkennbar. In der anstehenden Transferperiode sollten sie beseitigt werden. Gegen die besten vier Klubs der Liga hat Köln nur zwei von 18 möglichen Punkten geholt. Das kann nicht der Anspruch sein. Gleiches gilt für die Leistung gegen eine kriselnde HSV-Notelf. Ohne Notwendigkeit zog sich der FC nach der 1:0-Führung in der zweiten Halbzeit immer weiter zurück, wurde passiv. Statt gegen den HSV ein emotionales Ausrufzeichen zu setzen, was möglich gewesen wäre, baute Köln den bis dato überforderten Gegner selbst auf. Die Wechsel von Trainer Anfang waren dabei auch wahrlich kein Signal der Stärke, sondern des reinen Verwaltens und der Zögerlichkeit. Warum so wenig Mut?
Nachspiel: 1:1 gegen den HSV Der FC belebt den Dino wieder
Der 1. FC Köln gibt einen Sieg gegen den HSV in der Schlussphase aus der Hand. Auf eine ordentliche erste Halbzeit folgte dabei eine katastrophale zweite. Weshalb Anfang ausgerechnet Risse und Sobiech einwechselte, bleibt unverständlich. Mit Koziello und Schaub blieben zwei Spieler außen vor, die für dringend benötigte Entlastung und technische Stärke gestanden hätten. Stattdessen durften wieder einmal Höger und JGeis im Zentrum beweisen, dass sie mindestens für das offensive Spielsystem des Trainers im Grunde zu langsam sind. Die nächsten Wochen werden für Markus Anfang spannend – auch, da er im Vereinsumfeld wesentlich umstrittener ist als im Verein selbst. Er sollte sich nicht auf Kritik am Schiri beschränken, wenn er über Spiele spricht wie das gestrige, sondern in erster Linie auf die eigene Leistung. Und die war wieder einmal gegen einen starken Klub der 2. Liga unterm Strich dürftig.
Machtkampf: Sieger & Rennbahn-Chef als Vize im Mitgliederrat?
Der Kampf um die Macht beim FC. Im Mitgliederrat dampfen seit der Offensive von Wolfgang Bosbach, der für eine Kandidatur als neuer Präsident bei der Wahl im September zur Verfügung stehen würde, die Köpfe. Problem: Der Mitgliederrat hatte sich intern auf Dr. Werner Wolf verständigt. Wie BILD erfuhr, sollen im Rat auch längst Kandidaten für die beiden Vize-Posten im Blickpunkt stehen: Dr. Jürgen Sieger (66), der im April 2016 unter Ex-Boss Werner Spinner (70) als Aufsichtsrats-Boss rausgekegelt worden war. Dazu Eckhard Sauren (47), der Präsident des Kölner Rennvereins. Allerdings soll mittlerweile keine Einigkeit mehr im Rat herrschen, was die Personalvorschläge für das neue Präsidium betrifft. Vor allem, weil Bosbach an der Aufgabe interessiert und bei den Fans beliebt ist. Welche Rolle die bisherigen Vize-Präsidenten Schumacher und Ritterbach in Zukunft spielen, ist weiter offen. Eine Nominierung galt lange als unwahrscheinlich. Klar ist: Bosbach würde beide am liebsten mit in den Vorstand nehmen.
Entkräftete FC-Profis wollten beim 1:1 gegen den HSV, dass Abwehrspieler Sobiech für Stürmer Terodde eingewechselt wird, um die zwischenzeitliche Führung zu sichern. Hin und her gerissen war das heimische Publikum zwischen Enttäuschung und Entrüstung. Da hatte die eigene Mannschaft zunächst imposant aufgetrumpft, dann trotz nachlassender Spielkontrolle kaum Torschüsse zugelassen, um kurz vor Schluss doch noch den Sieg aus der Hand zu geben. Während Kölns enthusiastische Fans auf der Südtribüne zumeist ernüchtert, aber ruhig aufs Spielfeld blickten, schrillten vor allem von der Haupttribüne Pfiffe auf die Spieler herab. Sportchef Veh ging mit der eigenen Mannschaft nicht so hart ins Gericht, wenngleich auch er beklagte, dass man nach der Pause keinen Zugriff mehr auf die Hamburger bekommen habe. „Am Sonntag in Dresden sollten wir über die gesamten 90 Minuten so Fußball spielen wie gegen den HSV in der ersten Halbzeit.“
Anfang: „Man darf die Gesamtsituation nicht vergessen“
Nach dem Schlusspfiff des Unentschiedens gegen den HSV ertönte ein Pfeifkonzert von den Kölner Rängen. Der 1. FC Köln hatte im Spitzenspiel gegen Hamburg nur 1:1 gespielt. Haben die Pfiffe ihre Berechtigung? Mit ein wenig Abstand zeigte Kölns Trainer Anfang Verständnis für das Pfeifkonzert nach Spielende. „Es ist normal, dass die Fans, wenn du so eine erste Halbzeit hinlegst und dann kurz vor Schluss noch den Ausgleich kriegst, enttäuscht sind. Das müssen wir auch mal akzeptieren, das ist vollkommen in Ordnung“, meinte der Coach einen Tag später in Rückbetrachtung zum späten Ausgleich durch Wintzheimer. Dennoch betonte Anfang: „Man darf die Gesamtsituation nicht vergessen. Wir stehen fünf Spieltage vor Schluss zehn Punkte vor dem dritten Platz und sieben Punkte vor dem Zweiten. Hätte mir am Anfang der Saison einer gesagt, dass das so ist, hätten wir gesagt: Wir sind gut unterwegs.“
FC-Verantwortliche können Reaktion der Fans nicht nachvollziehen
Auch nach dem immer noch unerklärlichen Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit des Spitzenspiels gegen den Hamburger SV (1:1) liest sich die Zweitliga-Tabelle für den 1. FC Köln gut. Und zwar so gut, dass Geschäftsführer Armin Veh am Montagabend eine klare Devise ausgab: „Wenn man fünf Spieltage vor Schluss sieben und zehn Punkte Vorsprung hat, dann sollte man es über die Runden bringen. Sonst hat man es auch nicht verdient.“ Mit „es“ meinte der FC-Sportchef natürlich den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Und der wird – sollte sich nicht doch noch etwas Unvorstellbares ereignen – in Kürze auch besiegelt sein. Vielleicht schon am Sonntag nach dem Spiel des FC bei Dynamo Dresden. Oder womöglich am darauffolgenden Freitag daheim gegen Darmstadt 98.
Diese Probleme hätten andere Vereine gerne. Direkt nach dem 1:1 gegen Hamburg wurden die FC-Stars von den eigenen Fans ausgepfiffen. Dazu gab es Pfiffe gegen Trainer Anfang, weil der mit Sobiech für Terodde einen Abwehrspieler brachte, um den Sieg zu sichern – anstatt einen weiteren Stürmer bringen, um den Vorsprung auszubauen. Köln steht vor dem Aufstieg: Eine richtige Euphorie will aber irgendwie nicht aufkommen! Erwarten die Fans zu viel vom 1.FC Köln? „Es ist normal, wenn du so eine erste Halbzeit hinlegst und kriegst dann kurz vor Schluss das Gegentor. Dass sie dann enttäuscht sind, muss man auch mal akzeptieren“, meint Anfang. „Die Gesamtsituation ist, dass wir fünf Spieltage vor Schluss 10 Punkte vor Platz 3 und sieben vor Platz 2 liegen. Es ist nicht so, dass wir eine schlechte Saison spielen. Ich glaube, da kann sich keiner großartig beschweren.“ Und trotzdem spielt ständig das Gefühl mit, dass die Fans nach wie vor die letzte Saison nicht vergessen oder verziehen haben und die Mannschaft brutal unter Druck steht.
Kommentar: Trainer Anfang sendete gegen HSV fatale Signale
Nein, Topspiele sind in dieser Saison Markus Anfangs Sache nicht. Spätestens mit der Einwechslung von Sobiech zog der Coach seiner Mannschaft komplett den Stecker. Mit jeder Minute verlor der FC mehr den Zugriff auf die Hamburger, die ihr Glück kaum fassen konnten. Aus eigener Kraft wären die Gäste nie im Leben zurück ins Spiel gekommen – aber dank der generösen Kölner Gastgeber bekamen sie die Gelegenheit dazu. Dass Anfang und auch später Sportchef Veh die Schuld beim Schiri suchten, ist nicht zielführend. Denn: Der FC wäre gut beraten, trotz Tabellenführung und wohl ungefährdetem Aufstieg die eigenen Defizite zu sehen, die der Grund sind für den Unmut der Fans. Mangelnde Laufbereitschaft wäre so ein Punkt und schlechtes Coaching während des Spiels ein anderer. Natürlich müssen sich auch die Spieler hinterfragen, ob die Fitness fehlt oder der letzte Wille. Aber Anfangs fatale Signale taten ihr Übriges.
Vereinspolitik: Wie sich Mitglieder zu Demokraten entwickeln
Viele Vereinsmitglieder bei Fußballvereinen wollen ihre Vereine vor Autokraten retten. Aber nicht nur das: Sie wollen die Entwicklung ihres Vereins mitbestimmen. Sie agieren dabei wie Demokraten und lernen, dass sie etwas bewirken können. Als das Wahlergebnis auf der Leinwand erschien, brach gewaltiger Jubel aus. Sie hatten einen klaren, unerwarteten Sieg errungen, obwohl ihre Gegner sie zuvor mit wochenlangen Schmutzkampagnen überzogen. Der Despot, den sie mit ihrer Sachlich- und Beharrlichkeit seit Jahren zermürben, hatte verloren. In ihnen erwachte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zum Leben. Was nach einem dramatischen Film klingt, ist ein tatsächliches Ereignis – so geschehen vor kurzem bei einem Bundesligisten aus Niedersachsen. Denn die Kandidaten von “Pro Verein” besetzen nun fünf von fünf Aufsichtsratsposten beim Verein Hannover 96. Ihre Kandidaten gewannen gegen das Lager der Anhänger Martin Kinds mit mehreren hundert Stimmen Abstand. Die Macht Kinds, der weiterhin Geschäftsführer mehrerer Gesellschaften des Vereins ist, bröckelt.
Risse schwächelt Reicht es bis Sonntag für Clemens?
Nach nur 40 Minuten musste Christian Clemens im Topspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem HSV vom Platz. Mit Problemen am Oberschenkel wurde der Rechtsaußen ausgewechselt. Beim FC hofft man, dass Clemens bis zum Spiel in Dresden rechtzeitig fit wird. Auch, weil sein Ersatz derzeit außer Form ist. Ob Clemens bereits morgen wieder am Mannschaftstraining teilnehmen kann, ist zwar noch offen. Bis Sonntag stehen die Chancen jedoch nicht schlecht, dass Clemens am Wochenende mit nach Dresden reisen kann. Für den Effzeh wäre eine schnelle Rückkehr von Clemens wichtig. Denn sein Vertreter Marcel Risse konnte sich sowohl nach seiner Einwechselung in Duisburg, als auch gegen den HSV, nicht für einen Startelfeinsatz empfehlen. Während seine Flanken nicht an die Qualität früherer Jahre herankommen, zeigte Risse vor allem defensiv erhebliche Schwächen. Die fehlende Spielpraxis ist ihm deutlich anzumerken.