FC-Analyse: Der 1. FC Köln verdient sich den Punkt durch eine Leistungssteigerung
Beim Heimdebüt von Trainer Markus Gisdol trennten sich der 1. FC Köln und der FC Augsburg 1:1. Der eingewechselte Jhon Córdoba rettete mit seinem Ausgleich in der 86. Minute den Bundesliga-Aufsteiger. Für Fußball-Ästheten kamen am Samstagnachmittag wahrlich nicht auf ihre Kosten. Über weite Strecken boten beide Mannschaften eine lausige, zerfahrene Partie. Schiedsrichter Tobias Stieler zeigte gleich 13 Gelbe Karten, Kölns Rafael Czichos und Augsburg André Hahn sagen sogar deren zwei und flogen noch in der ersten Halbzeit vom Platz. Dabei war das Spiel nicht mal ausgesprochen unfair, die Kartenflut resultierte eher aus Unzulänglichkeiten. Nach einem schlimmen Auftritt im ersten Durchgang steigerte sich der FC nach der Pause deutlich. Der späte Ausgleich war dann auch verdient. Da Paderborn und Hertha BSC verloren, ist das Unentschieden für die Kölner fast noch als Punktgewinn zu werten. Ärgerlich ist für den FC indes, dass im kommenden Auswärtsspiel am Sonntag bei Union Berlin Czichos und Jonas Hector nach seiner fünften Gelben Karten fehlen werden.
Das war gut: Der FC hätte nach einer furchtbaren ersten Halbzeit erneut ein Debakel erleben können, verhinderte dies allerdings, in dem er sich nach der Pause steigerte und gegen die drohende Niederlage stemmte. Vor allem der eingewechselte Jhon Córdoba brachte mit seiner mutigen, leidenschaftlichen Spielweise Schwung ins Spiel. FC-Torhüter Timo Horn konnte sich freuen, dass er erstmals seit April 2018 wieder einen Elfmeter parierte. Der Keeper spekulierte in der neunten Minute beim - zugegeben unplatzierten - Schuss von André Hahn richtig. Das war schlecht: In der ersten Halbzeit knüpfte der FC nahtlos an seine schlechte Vorstellung beim 1:4 in Leipzig an. Nichts lief. Nach vorne waren die Gastgeber ungefährlich, eine spielerische Linie war überhaupt nicht zu erkennen. Das sagen wir: Der späte Ausgleich ist für den FC am Ende ein Hoffnungsschimmer. Erneut lief fast alles wieder gegen die Kölner, doch diese ließen sich diesmal nicht entmutigen. Es zeigte sich: Wenn die Mannschaft Leidenschaft zeigt und liefert, springt gleich der Funke von den Fans auf den Platz über. Die Zuschauer sind schon dankbar, wenn der FC alles investiert. Diese Fans sind ein Faustpfand, das Keller-Konkurrenten wie Paderborn und Hertha BSC so nicht haben.
FC-Ikone wird nicht als Spieler zurückkommen Fans wollen Poldi, die Bosse nicht
Dieses Spiel war der nackte Wahnsinn! Joker Jhon Cordoba rettet mit seinem späten Treffer zum 1:1 gegen Augsburg die Heim-Premiere von Trainer Markus Gisdol – und zog bei seinem Jubel über sein 2. Saisontor blank. Drexler: „Es tut gut, so ein Monster im Team zu haben, wie Jhon. Er macht das Tor nach einem 80-Meter-Sprint.“ Den Fans reicht‘s aber nach fünf Spielen ohne Sieg. Sie wünschen sich FC-Ikone Lukas Podolski zurück. Auf der Tribüne zeigten sie ein Riesen-Banner: „Lukas Podolski zurück zum 1. FC Köln!“ Wie stehen die Rückkehr-Chancen? Der Stürmer hat nur noch bis Ende Januar einen Vertrag bei Japan-Klub Kobe. Und bei Amtsantritt hatte Sportchef Heldt versprochen, dass er auf Poldis Anruf wartet und ihn auf jeden Fall einbauen will. Nach Informationen von BILD am Sonntag schließen die Bosse eine Spieler-Rückkehr des Weltmeisters aus. Nur ein Job nach der aktiven Karriere ist denkbar.
Cordoba sichert Gisdol mit Striptease-Tor ersten FC-Punkt
Jhon sei Dank! Lange Zeit sah der 1. FC Köln im Abstiegs-Thriller wie der sichere Verlierer aus. Dann kam Joker Jhon Cordoba, nutzte einen Blackout von Augsburg-Keeper Tomas Koubek zum Ausgleich und riss sich die Klamotten vom Leib. Ein Punkt für die Moral, für den Glauben – viel mehr aber auch nicht! Es waren zwei komplett unterschiedliche Hälften, die die 49.200 Zuschauer in Müngersdorf zu sehen bekamen. In den ersten 45 Minuten zeigte sich der 1. FC Köln in einer bedenklichen Verfassung – und Gegner Augsburg in allen Belangen überlegen. Taktisch, technisch, körperlich waren die bayerischen Schwaben von zwei limitierten Bundesliga-Mannschaften die eindeutig bessere. Nur mit Mühe konnte der FC einen frühen Rückstand vermeiden. Augsburg legte sich den FC zurecht, gerade auf der linken Abwehrseite hatte Köln große Probleme, musste sich immer wieder mit Fouls behelfen.
Da die Doppelspitze mit Anthony Modeste und Simon Terodde kaum einen Torschuss produzierte, warf Gisdol bei seiner Heimpremiere Jhon Cordoba ins Rennen – und der brachte Körperlichkeit und Leidenschaft auf den Rasen. „Es tut gut, so ein Monster im Team zu haben“, schwärmte Dominick Drexler. Plötzlich war es ein anderes Spiel: Cordobas Flanke verschaffte Florian Kainz die bis dahin beste FC-Chance (71.). Dann der späte Ausgleich samt Striptease-Jubel: Nach Pass von Hector profitierte Cordoba vom irrlichternden Torwart Tomas Koubek, tanzte diesen aus und schoss durch Gouweleeuws Beine zum Ausgleich ins Tor. Erleichterung pur! Cordoba riss sich Trikot und Unterhemd vom Körper, die Hose hing auf halbmast. Gisdol: „Wir hätten gerne drei Punkte gehabt, aber wir müssen auch die kleinen Dinge mitnehmen. Und da ist dieser Punkt wichtig.“ Jhon sei Dank ein Punkt – und nicht die sechste Pflichtspiel-Pleite in Serie.
Nur Remis gegen Augsburg Aber mehr als nur ein Punkt?
Der 1. FC Köln hat gegen den FC Augsburg nicht verloren. Die Nachricht des 1:1 (0:1) löste am Samstag in Müngersdorf großen Jubel aus. Nach fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge gelang ein Punktgewinn, der wie ein Sieg gefeiert wurde. Dabei hieß der Gegner eigentlich nur FC Augsburg und nicht FC Bayern. Doch das Unentschieden soll für die Geissböcke mehr als nur ein Punkt sein. Wieder einmal lieferte der 1. FC Köln das eigentlich typische Spiel eines Absteigers ab. Vor heimischem Publikum begann der FC mit dem Mut, den man nach einem Trainerwechsel erwarten darf. Doch ein einziger Fehler brachte die Mannschaft komplett aus dem Tritt. Elfmeter. Dass Timo Horn hielt, war zwar der erste Hinweis, dass etwas anders laufen könnte an diesem Tag. Doch in der Folge brachten die Geissböcke fußballerisch praktisch nichts mehr zustande. Und als Rafael Czichos Gelb-Rot sah und kurz darauf das 0:1 fiel, schien doch alles wie so häufig in den letzten Wochen zu laufen. Zumal der FC keinen guten Fußball spielte. Spielerisch war die erste Hälfte einmal überaus dürftig.
Doch dann sah auch André Hahn Gelb-Rot. Es war ein Geschenk. Erst sein verschossener Elfer, dann die Ampelkarte, die zumindest personell alles wieder auf Null stellte. Doch würde das Geschenk dem FC nützen? In der Tat. Weil Markus Gisdol riskant wechselte, mit Ehizibue und Kainz Tempo und Flanken brachte, dafür die biederen Höger und Verstraete vom Feld nahm. Zwei Wechsel mit Mut, wenngleich erst die Einwechslung von Jhon Cordoba den entscheidenden Funken Hoffnung aufs Feld brachte, die Wucht, die ein solches Spiel benötigt hatte. Cordoba riss die Teamkollegen mit, arbeitete, sprintete, schoss, köpfte – und traf. Der Jubelsturm im Stadion wa eine Kombination aus Erlösung und Erleichterung, aus angestautem Frust und unterdrückter Hoffnung, aus Trotz und „Es geht doch“-Gedanken . Ja, es war nur das Tor zu einem einzelnen Punkt und der Gegner hieß nur Augsburg. Doch der Treffer und das Ergebnis waren unter dem Strich viel mehr als das. Das 1:1 war das Erfolgserlebnis, das eine Mannschaft im Abstiegskampf nach wochenlangem Verlieren braucht, um überhaupt wieder an sich glauben zu können. Beim FC hofft man nun, dass Cordobas Treffer ein Wendepunkt sein könnte. Die Energie, die am Samstag freigesetzt wurde, nährt diese Hoffnung. Bestätigen wird sie sich aber erst am Ende der Saison, sofern der FC tatsächlich die Klasse halten sollte.
Remis gegen Köln für den FC Augsburg "absolut bitter" und "unglücklich"
Hektisch, kämpferisch – und am Ende bitter. Spieler und Trainer des FC Augsburg sind nach dem Unentschieden gegen den 1. FC Köln unzufrieden. Die Stimmen zum Spiel. Philipp Max: "Es war ein hektisches Spiel. Köln hat es uns am Anfang schwer gemacht, aber wir haben vor allem in der ersten Hälfte überlegen agiert. Der Führungstreffer hat uns Sicherheit gegeben, doch nach den zwei Platzverweisen war das Spiel wieder offen. In der zweiten Hälfte müssen wir uns ankreiden, dass wir das zweite Tor nicht gemacht haben. Daher ist der Ausgleich kurz vor Schluss unglücklich, aber wir sind nicht in der Position, dass wir uns nach dem Spielverlauf über einen Punkt in Köln ärgern sollten." Florian Niederlechner: "Absolut bitter, wenn man so spät den Ausgleich kriegt. Aber ich glaub aufgrund der zweiten Halbzeit hat es Köln einfach besser gemacht als wir, hatte mehr Torchancen und hat sich den Punkt gut erkämpft. Aber klar, wenn man 1:0 führt und einen Elfer vergibt und sie in Unterzahl waren - da wollten wir eigentlich schon den Dreier holen."
Martin Schmidt (Trainer FC Augsburg): "Heute ist viel passiert, es waren viele Geschichten in diesem Spiel drin. Nach den Gelb-Roten Karten war es ein unheimlich intensives Spiel. Wir wussten, dass es viel um Kampf gehen wird. Köln hat am Anfang dominiert, wir haben dann peu à peu reingefunden. Köln hatte nach der Pause nichts mehr zu verlieren, wir schon. Der Gegner hatte in der Schlussphase einige Großchancen. Trotzdem ist es bitter, wenn das Gegentor in der 86. Minute fällt. Aber mit etwas Abstand ist das Ergebnis wahrscheinlich gerecht. Es war ein wichtiger Punkt, wir haben Köln auf Distanz gehalten. Jetzt kommt mit Mainz der nächste Kracher." Und FC-Trainer Markus Gisdol : "Ich habe mich für die Mannschaft gefreut. Sie hat sich in der zweiten Halbzeit so präsentiert, wie wir uns das wünschen. Die Mannschaft hat sich gegen alle Widerstände gewehrt. Sie wollte sich unbedingt aus der Situation befreien."
Remis gegen Köln für den FC Augsburg "absolut bitter" und "unglücklich"
Hektisch, kämpferisch – und am Ende bitter. Spieler und Trainer des FC Augsburg sind nach dem Unentschieden gegen den 1. FC Köln unzufrieden. Die Stimmen zum Spiel. Philipp Max: "Es war ein hektisches Spiel. Köln hat es uns am Anfang schwer gemacht, aber wir haben vor allem in der ersten Hälfte überlegen agiert. Der Führungstreffer hat uns Sicherheit gegeben, doch nach den zwei Platzverweisen war das Spiel wieder offen. In der zweiten Hälfte müssen wir uns ankreiden, dass wir das zweite Tor nicht gemacht haben. Daher ist der Ausgleich kurz vor Schluss unglücklich, aber wir sind nicht in der Position, dass wir uns nach dem Spielverlauf über einen Punkt in Köln ärgern sollten." Florian Niederlechner: "Absolut bitter, wenn man so spät den Ausgleich kriegt. Aber ich glaub aufgrund der zweiten Halbzeit hat es Köln einfach besser gemacht als wir, hatte mehr Torchancen und hat sich den Punkt gut erkämpft. Aber klar, wenn man 1:0 führt und einen Elfer vergibt und sie in Unterzahl waren - da wollten wir eigentlich schon den Dreier holen."
Martin Schmidt (Trainer FC Augsburg): "Heute ist viel passiert, es waren viele Geschichten in diesem Spiel drin. Nach den Gelb-Roten Karten war es ein unheimlich intensives Spiel. Wir wussten, dass es viel um Kampf gehen wird. Köln hat am Anfang dominiert, wir haben dann peu à peu reingefunden. Köln hatte nach der Pause nichts mehr zu verlieren, wir schon. Der Gegner hatte in der Schlussphase einige Großchancen. Trotzdem ist es bitter, wenn das Gegentor in der 86. Minute fällt. Aber mit etwas Abstand ist das Ergebnis wahrscheinlich gerecht. Es war ein wichtiger Punkt, wir haben Köln auf Distanz gehalten. Jetzt kommt mit Mainz der nächste Kracher." Und FC-Trainer Markus Gisdol : "Ich habe mich für die Mannschaft gefreut. Sie hat sich in der zweiten Halbzeit so präsentiert, wie wir uns das wünschen. Die Mannschaft hat sich gegen alle Widerstände gewehrt. Sie wollte sich unbedingt aus der Situation befreien."
Kommentar: Die Wende? Zwei Wahrheiten zum Punkt gegen Augsburg
Es mag ja sein, dass im nächsten Mai dieser letzte Tag im November als Wendepunkt gefeiert wird – als der Tag, an dem die Mannschaft bei der Heimpremiere von Markus Gisdol die Serie von fünf Niederlagen stoppte und endlich den richtigen Weg einschlug. Aber die Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich niemand in die Tasche lügt. Die Wahrheit ist: Eine eher biedere Kombo des FC Augsburg war dem FC eine Halbzeit lang in wirklich allen Belangen überlegen, hätte weit höher führen können, wenn nicht müssen. Man konnte den Ärger von Manager Stefan Reuter gut verstehen: Ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit und die Gäste hätten einen deutlichen Sieg davongetragen. Die Wahrheit ist auch: Die Startelf, die Markus Gisdol ins Rennen schickte, war ihrem Auftrag in keinster Weise gewachsen. Das Duo Simon Terodde und Anthony Modeste blieb eine Hälfte ohne Torschuss, ob Youngster Jakobs oder Routinier Höger – alle hatten riesige Probleme.
Es war aber auch nicht so, dass die Wechsel in der Pause einer tieferen Idee geschuldet waren, sondern eher dem Gedanken, nicht noch eine Ampelkarte zu kassieren. Und auch wenn Augsburg aufhörte, Fußball zu spielen: Ohne die kämpferische Initialzündung von Jhon Cordoba wäre der Ausgleich nicht möglich gewesen. Da ein Punkt auch eher den Gästen weiterhilft, wird dieser Tag nur die Wende sein können, wenn man schnell ganz viele Dinge besser macht. Im Spiel gegen den Ball muss man noch viel mehr aus einem Guss agieren. Das Angriffsspiel basiert noch viel zu viel auf dem Faktor Zufall und ist weder zwingend noch effektiv. Aber als Allererstes muss diese Flut an individuellen Patzern, an Elfmetern und Platzverweisen aufhören. Der FC schwächt sich permanent selbst und wenn das nicht aufhört, dann wird diese Saison kein gutes Ende nehmen. Schon nächsten Sonntag bei Union Berlin wird man vieles besser machen müssen, denn eine Niederlage wäre fatal – und der Punkt gegen Augsburg dann nahezu wertlos.
Neue Abwehrsorgen Czichos und Hector fallen in Berlin aus
Der 1. FC Köln steckt in wichtigen Wochen in der Bundesliga und hat sich mit dem 1:1 (0:1) gegen den FC Augsburg zumindest einen Punkt erarbeitet. Wie viel das Unentschieden wirklich wert war, wird sich schon am kommenden Wochenende zeigen. Dann reisen die Geissböcke nach Berlin zum Auswärtsspiel beim FC Union. Nicht mit dabei sein werden allerdings die gesperrten Rafael Czichos und Jonas Hector. Trainer Markus Gisdol hatte nur eine kleine Trainingsgruppe am Sonntag auf dem Rasen am Geißbockheim versammelt. Die nicht eingesetzten Spieler mussten zum Spielersatztraining antreten, die eingewechselten Profis wie Jhon Cordoba kamen nur zeitweise raus an die frische Luft, während die Startelf regenerativ arbeitete. In der kommenden Woche werden ungewohnterweise auch Jonas Hector und Rafael Czichos zu diesem Spielersatztraining antreten müssen. Denn das Duo ist gesperrt.
Czichos sah am Samstag gegen Augsburg in der ersten Halbzeit die Gelb-Rote Karte und ist ein Spiel gesperrt. Gleiches gilt für Hector, der seine fünfte Gelbe Karte sah und damit automatisch ein Spiel zusehen muss. Damit wird Markus Gisdol im so wichtigen Spiel bei Union Berlin auf zwei Abwehrspieler verzichten müssen. „Es wird immer wieder vorkommen, dass wir Spieler ersetzen müssen“, sagte Gisdol. „Wir müssen die Lücken schließen. Das ist unsere Aufgabe. Das müssen wir hinnehmen.“ Gisdol hofft auf Jorge Meré. Der Spanier hatte einen Muskelfaserriss erlitten, in der vergangenen Woche aber immerhin wieder individuell auf dem Platz trainieren können. „Ich hoffe, dass Jorge Meré nächste Woche wieder zur Verfüung stehen wird“, sagte der FC-Coach. Für Hector stünden links hinten Ismail Jakobs und Noah Katterbach bereit, im Mittelfeld ist die Auswahl größer.
1. FC Köln trennt sich 1:1 von Augsburg Viel Kampf, viel Krampf, wenig Ertrag!
Nein, fußballerische Leckerbissen waren die Spiele zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Augsburg nur selten, dafür boten sie so manches Mal dramatische Entscheidungen und reichlich Stoff für hitzige Diskussionen. Auch diesmal war die Begegnung umkämpft, aber arm an Klasse, bot jedoch mit 10 gelben Karten eine Flut an Verwarnungen, zweimal Gelb-Rot, einen von Horn gehaltenen Elfmeter und so manche diskussionswürdige Situation. Nach einem recht schwungvollen Beginn des FC sahen die Zuschauer in der 7. Minute den Augsburger Max auf Niederlechner flanken, der von Rafael Czichos strafstoßwürdig attackiert wurde. André Hahn trat zum Elfmeter an – Timo Horn wehrte den wenig platzierten Schuss ab. Danach wogte das Spiel hin und her, wobei die Augsburger nach 15, 20 Minuten den besseren, weil zielstrebigeren Eindruck machten...
Am nächsten Sonntag reist der 1.FC Köln zum Mitaufsteiger nach Berlin. Verzichten muss Markus Gisdol in dieser Begegnung auf Kapitän Jonas Hector wegen seiner fünften Gelben und Rafael Czichos nach seiner Gelb-Roten Karte. Die Kölner werden in der Alten Försterei auf einen Gegner treffen, dessen Spiel von hoher Laufbereitschaft, Leidenschaft und Aggressivität geprägt ist und der mit diesen Eigenschaften die beiden hochgelobten Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach niederringen konnte. Dem Team steht in dieser Partie ein Charaktertest höherer Ordnung bevor, nur eine Halbzeit Bereitschaft zu leidenschaftlichem Kampf wird da wohl kaum reichen.
Reanimateur aus Kolumbien Wenn Übermut das Stiefkind des Erfolgs ist, dann ist Übereifer der Vetter des Misserfolgs. Letzteres war am Samstag auf oft gruselige Art in Köln zu beobachten. Im Bestreben, all die schlechten Ergebnisse des ersten Saisondrittels auf einen Schlag hinter sich zu lassen, produzierte der FC gegen Augsburg, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, nach couragiertem Auftakt fast eine Stunde lang so viele Fehler wie andere Teams in einer Halbserie: Kopfball-Kerzen ohne Not, Kurzpässe ins Aus, Harakiri-Rückpässe und Ballannahmen, die sofort zu Ballweggaben wurden. Zwei Spieler verkörperten die Mängel auf exemplarische Weise. Der im Frühling unter großem Jubel aus China heimgekehrte Stürmer Anthony Modeste mühte sich zwar rührig, schaffte aber nichts, im Gegenteil: Mal stand er einem Schützen im Weg, mal nahm er einem besser postierten Mitspieler den Ball vom Fuß.
Und Kapitän Jonas Hector wollte an so vielen Brennpunkten aushelfen, dass er seinen jungen Flügelpartner Ismail Jakobs mehrmals sträflich allein ließ, so auch vor dem 0:1 von Niederlechner (43.). Unter den Fans, die Kölns neuer Sportdirektor Horst Heldt tagelang auf diese Partie eingeschworen hatte, herrschte Entsetzen. Und Schweigen. "Die Hemmschwelle zur Resignation sinkt bei jedem Misserfolg", hatte Heldt im Kölner Stadt-Anzeiger gewarnt: "Wenn du diese Anzeichen der Gleichgültigkeit hast, hilft dir selbst der Karneval nicht mehr." Dieser Moment schien gekommen zu sein. Hahn hielt Köln am Leben, doch drei Kölner hatten auch ihren Anteil am 1:1. Modeste wurde ausgewechselt, sein Ersatz Jhon Cordoba reanimierte mit seiner elektrisierenden Art und seinen Sprints das Publikum, und Hector gelang ein Zuckerpass auf eben jenen Cordoba (86.).
„Kleine Erfolgserlebnisse akzeptieren" FC redet sich Punkt gegen Augsburg schön
Jhon Cordoba riss sich das Trikot vom Leib und rannte jubelnd in Richtung Eckfahne – und alle rannten feiernd hinterher. Der späte Ausgleich zum 1:1 gegen den FC Augsburg sorgte für einen Ausbruch der Emotionen. Dabei war man nur an der ganz großen Katastrophe vorbeigeschrammt. Beim FC redet man sich trotzdem das Remis als Mutmacher schön. Aber wofür ist dieses Pünktchen gut? Eigentlich war ein Heimsieg Pflicht in diesem Duell gegen einen direkten Konkurrenten. Doch nach leidlichem Beginn stand sich der 1. FC Köln einmal mehr selbst im Weg. Wieder gab es einen Strafstoß für den Gegner, erneut war man früh in Unterzahl nach Gelb-Rot gegen Rafael Czichos und hätte der FC Augsburg mehr als nur eins der vielen Geschenke angenommen, dann wäre es wohl erneut ein ganz bitterer Nachmittag in Müngersdorf geworden.
Doch in der Pause ging ein Ruck durch das Team. Keeper Timo Horn: „In der Halbzeit haben wir uns vorgenommen, anzurennen. Mehr kann man von uns in der jetzigen Situation nicht verlangen.“ Trotzdem dauerte es lange, bis der Ausgleich fiel. Gisdol: „Wenn wir das Tor früher machen, können es auch drei Punkte werden. Aber in so einer Situation musst du auch mal mit einem Punkt zufrieden sein – und das sind wir auch.“ Immerhin konnte man so die Serie von fünf Niederlagen beenden, hatte nach der Partie etwas Zählbares in der Hand. „Auch wenn es von der Tribüne manchmal vogelwild aussieht – es hilft jetzt alles nichts“, seufzte Sportchef Horst Heldt. Aber eigentlich war der Punkt viel zu wenig. Nur acht Zähler hat der FC nach 13 Spieltagen auf dem Konto – eine indiskutable Ausbeute. Gisdol: „Sicher hätten wir gerne 15 Punkte mehr, aber dann wäre ich auch nicht hier. Wir werden mit dieser kleinen Punktausbeute leben, diese kleinen Erfolgserlebnisse akzeptieren müssen. Der Punkt gegen Augsburg war ein positiver Ansatz.“
Sturmtalent Churlinov zunächst nur noch in der U21?
Darko Churlinov soll beim 1. FC Köln eigentlich bis zu den Profis durchstarten. Doch aktuell scheint der Mazedonier einen schweren Stand bei den Verantwortlichen zu haben. Aktuell spielt der 19-Jährige keine Überlegungen in den Profi-Planungen. Der Stürmer soll zunächst bei der U21 bleiben. Schon in der vergangenen Woche, nachdem Churlinov eine kurze Krankheit überwunden hatte, trainierte der Linksaußen durchgehend bei der U21 von Trainer Mark Zimmermann. Im Profi-Training unter Markus Gisdol fand der Angreifer nicht statt. Dies wird nun wohl zunächst einmal so bleiben. „Wie es bis Weihnachten weitergeht, werden wir sehen, aber zunächst ist es einmal so, dass er bei uns stattfindet“, sagte U21-Trainer Mark Zimmermann am Sonntag nach dem 1:1 der Regionalliga-Mannschaft gegen Mönchengladbach. Churlinov hatte durchgespielt und eine ordentliche Partie abgeliefert. Erst im Winter, so scheint es, wird man sich entscheiden, wie es mit dem Youngster weitergehen soll. Ob dieser inzwischen seinen Vertrag verlängert hat, wurde bislang nicht bekannt. Andernfalls würde dieser im Sommer 2020 auslaufen.
Gerangel im FC-Sturm Hat der Cordoba-Auftritt Folgen für die Hierarchie?
Der dritte Trainer, das gleiche Spiel: Auch Markus Gisdol setzte zum Start seiner Zeit in Köln auf Anthony Modeste. Der Top-Verdiener sollte endlich wieder der Goalgetter werden, den der FC so dringend braucht. Doch mit seinem Ausgleichstreffer rückte Jhon Cordoba die Sturm-Hierarchie zurecht – und darf künftig auf einen Startplatz pochen. Zum zweiten Mal in seiner Bundesliga-Karriere gelangen Cordoba zwei Treffer in zwei Einsätzen hintereinander – kurioserweise hießen auch bei Mainz 05 im September 2016 die Gegner Hoffenheim und Augsburg. Am Samstag profitierte der Kolumbianer von einem Blackout des Augsburger Keepers Tomas Koubek. Der Tscheche war nicht in seinen Kasten zurückgewichen, sondern ließ sich aus dem Strafraum locken. Cordoba nutzte das clever zum Ausgleich.
„Jhon hat super reagiert, hat genau die Impulse gegeben, die man sich als Trainer wünscht“, lobt Coach Markus Gisdol den Kolumbianer. Nicht nur für seinen Treffer. Sein Flankenlauf mit der Vorlage für Florian Kainz war der Startschuss zur Offensive, drei von sechs Kölner Torschüssen gingen auf sein Konto, dabei stand er nur 26 Minuten auf dem Feld. Kurios: In der Nachspielzeit gab es noch mal eine ganz ähnliche Szene. Gisdol: „Da hätte er das gleiche Tor fast noch mal gemacht. Schade dass es nicht zu mehr gereicht hat.“ Davon konnte der gefrustete Anthony Modeste nur träumen. Ohne Torschuss, mit lediglich 20 Ballkontakten und ganzen drei gelungenen Pässen zum Mitspieler konnte er sich wie schon in Leipzig nicht aufdrängen. Damit deutet vieles darauf hin, dass sich Modeste schon in Berlin wird hintenanstellen müssen. „Der Einzelne ist nicht wichtig, sondern es ist wichtig wie das Team funktioniert. Auch Tony werden wir in dieser Saison noch brauchen, jeder muss sich einbringen“, philosophiert Gisdol.
Karsten Baumann lästert über Cordobas Jubel „Ball holen und nachlegen“
Sein Tor hauchte dem 1. FC Köln wieder Leben ein: Jhon Cordoba traf gegen den FC Augsburg kurz vor Schluss zum 1:1-Ausgleich – und beendete damit Kölns Pleiten-Serie. Anschließend riss er sich die Klamotten vom Leib, jubelte ohne Trikot und Unterhemd. Der ganze Frust der letzten Wochen musste raus! Nicht nur, dass es beim FC nicht rund lief, zudem musste Cordoba unter Neu-Coach Markus Gisdol auch noch zweimal in Folge auf die Bank. Jetzt zeigte der Kolumbianer, was in ihm steckt! Sein Striptease-Jubel kam allerdings nicht überall gut an. Ex-FC-Profi Karsten Baumann (50/von 1988 bis 1998 mit 247 Pflichtspielen für Köln) reagierte auf Twitter genervt, schrieb: „Da macht der Cordoba das 1:1 und jubelt danach drei Minuten. Ball aus dem Tor holen und nachlegen!“ Von seinen FC-Kollegen wurde der Stürmer dagegen gefeiert. Terodde sagte: „Jhon kann die ganze Mannschaft mitreißen. Das hat er heute eindrucksvoll bewiesen.“ Und Keeper Horn: „Wie Jhon sich reinhaut, ist Wahnsinn. Auch er hatte schwere Wochen. Seit er hier im Verein ist, geht es auf und ab – aber er gibt immer alles. Das ist vorbildlich. Das Tor war auch ein Willensakt.“
Lehren: Gisdol korrigiert seinen Fehler Fans träumen von Podolski
Das Unentschieden des 1. FC Köln gegen den FC Augsburg lässt die Geissböcke im Abstiegskampf nicht wirklich aufatmen. Etwas Hoffnung, aber auch die Erkenntnis, dass vieles weiterhin nicht stimmt – vor allem spielerisch. Deshalb musste Markus Gisdol am Samstag einen personellen Fehler in der Halbzeit korrigieren. Wechsel des Spiels: Man könnte sagen, dass die Einwechslung Cordobas der Schlüssel zum Unentschieden war. Doch schon in der Halbzeit reagierte Markus Gisdol. Denn er wollte wohl nicht nur Marco Höger und Birger Verstraete vor einer Gelb-Roten Karte bewahren. Er dürfte auch eingesehen haben, dass er mit seiner Aufstellung daneben gelegen hatte. Die Unterlegenheit der Geissböcke über weite Strecken der ersten Hälfte war frappant. Und so korrigierte Gisdol und brachte mit Florian Kainz und Kingsley Ehizibue überraschend zwei Flügelspieler für die zwei zentralen Mittelfeldspieler. Eigentlich hätten Ellyes Skhiri und Louis Schaub positionsbezogen besser gepasst. Doch Gisdol setzte auf Tempo und Flanken über die Flügel. Die Umstellung fruchtete in dem Moment, in dem mit Cordoba im Sturm ein lauf- und formstärkerer Spieler als Modeste zu finden war. Insofern waren die Wechsel zur Halbzeit bereits bemerkenswert. Alleine bleibt die Frage, ob Gisdol seine Fehler in der Startformation im nächsten Spiel bereits vor Anpfiff korrigieren wird.
Das Ergebnis: Das 1:1 (0:1) ist, nüchtern betrachtet, nichts mehr als das Minimum, das der 1. FC Köln gegen den FC Augsburg zuhause hätte holen müssen. Der achte Punkt im 13. Spiel ist noch immer viel zu wenig. Doch der Spielverlauf hätte auch ein gänzlich anderes Ergebnis zulassen können, wenn Augsburg in Hälfte eins mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht hätte. Elfmeter, Überzahl, drückende Überlegenheit – erst nach der Halbzeitpause kippte das Spiel. Zitat des Spiels: „In unserer jetzigen Situation müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein“, sagte Markus Gisdol am Tag nach dem 1:1 gegen Augsburg und fügte dann süffisant an: „Wir hätten gerne 15 Punkte mehr. Aber dann wäre ich ja auch nicht hier.“ Wahre Worte vom neuen FC-Coach…
Ein Pünktchen Hoffnung Wie viel ist dieser Köln-Strip wert?
Der nackte Wahnsinn von Kölle. Wer hätte vor der Saison gedacht, dass der FC einen späten Ausgleich zu Hause gegen Augsburg mal so feiern würde. 85 Minuten waren gespielt, als Jhon Cordoba Samstag nach einem 80-Meter-Solo zum 1:1 traf und dann vor der Eckfahne blank zog. Cordoba rettet die Heim-Premiere von Neu-Coach Markus Gisdol (50) und stoppt die Pleiten-Serie (5 Pflichtspiele zuletzt). Trotzdem wartet Köln im Keller weiter auf den ersten Sieg seit 43 Tagen. Wie viel ist dieser Köln-Strip wert? Rein sportlich nicht viel. Denn über weite Strecken war‘s erschreckend schwach, was die Mannschaft und vor allem Profis wie Hector, Drexler oder Höger ablieferten. „Man merkt in vielen Situationen noch, dass der ein oder andere anfängt, nachzudenken“, so Gisdol. Die Verunsicherung ist weiter groß. Cordoba dürfte sie spätestens seit Samstag abgelegt haben.
Rechnerisch war es ebenfalls kein Coup. Köln kommt nicht raus aus dem Keller. Konnte allerdings Schlimmeres verhindern. „Der Punkt ist auch deshalb sehr wichtig, weil die anderen verloren haben“, sagt Keeper Timo Horn mit Blick auf die Pleiten von Hertha und Paderborn. „Es war ein Zähler für die Moral“, bringt‘s Drexler auf den Punkt. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie will, zurückkommen und die Fans noch hinter sich bringen kann. „Sie haben das Spiel gedreht“, sieht Gisdol das Remis als Erfolg. „Aufgrund des späten Tores ist es ein gewonnener Punkt.“ Der kann Gold wert sein, wenn das Spiel den Jungs das Selbstvertrauen gibt, dass sie im Abstiegskampf brauchen. Er gibt die Gewissheit, dass Rückschläge sie nicht umhauen. Der Punkt kann aber auch wertlos sein, wenn die Mannschaft sportlich nicht bald mehr zu bieten hat und Siege einfährt. Gisdol baut auf die kleinen Schritte: „Wir hätten gern 15 Punkte mehr. Aber du wirst diese kleinen Erfolgserlebnisse akzeptieren müssen. Damit du Stück für Stück vorwärts kommst.“
Personeller Umbau geht weiter FC in Fairplay-Statistik auf dem letztem Platz
Ein Trainerwechsel bei einer abstiegsbedrohten Mannschaft während der laufenden Spielzeit ist risikobehaftet. Denn die dadurch erfolgenden personellen und taktischen Änderungen kommen einer Operation am offenen Herzen gleich. Statt in Testspielen vor der Saison müssen neue Systeme in den Meisterschaftsspielen einstudiert, die Mannschaft immer wieder umgebaut werden. So ist es derzeit beim 1. FC Köln zu erleben. Und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, wird sich am Sonntag beim Gastspiel bei Union Berlin fortsetzen. Bei seinem FC-Debüt in Leipzig hatte Markus Gisdol sehr defensiv mit einer Vierer- und einer davor absichernden Dreierkette verteidigen lassen; im Angriff war Anthony Modeste viel auf sich allein gestellt. Nun, im Heimspiel gegen Augsburg, variierte er zunächst mit einer Viererkette, vor oder in der Marco Höger zentral agierte. Zusammen mit Birger Verstraete rechts, Jonas Hector links und Dominick Drexler vorne bildete er häufig eine Raute. In vorderster Reihe bot der Trainer mit Anthony Modeste und Simon Terodde zwei klassische Mittelstürmer auf.
FC-Idol in Saarbrücken gefeuert Beim Pokalsieg gegen Köln war er noch der Held
Trainerhammer in der Regionalliga Südwest! FC-Idol Dirk Lottner und der 1. FC Saarbrücken - das war einmal. Nach dreieinhalb Jahren im Saarland bekam „Lotte" heute den Laufpass. Aber warum eigentlich? Der Traditionsklub steht auf Platz 1 und hat jüngst den FC im Pokal vorgeführt. Express erreichte Lottner am Abend. Der sagt nur: „Die dreieinhalb Jahre waren eine wunderbare Zeit. Wir haben einiges erreicht und klar hätte ich gerne das große Ziel Aufstieg realisiert. Ich bin nicht der einzige Coach, der auf Platz 1 entlassen wurde." Sportlich ist die Entscheidung schwer nachvollziehbar, wenn man auf die Tabelle schaut. Man wolle der Truppe nach der Niederlage gegen Steinbach einen neuen Impuls geben, heißt es im Umfeld. Klar ist: das nächste Spiel steigt gegen den Tabellenletzten Koblenz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Doch Lottner kartet nicht nach: „Ich wünsche den Jungs und den Fans alles Gute!"
Der Verein teilte am Montag mit, „die Entwicklung der letzten Wochen und das Auftreten der Mannschaft in den vergangenen Punktspielen“ seien die Gründe für die Trennung. Saarbrückens Vize-Präsident Dieter Ferner sagte: „Wir bedauern diesen Schritt sehr, jedoch steht über allem der Erfolg des 1. FC Saarbrücken." sowie die Verteidigung der Tabellenspitze in der Regionalliga Südwest bis zum letzten Spieltag und damit gleichbedeutend der Aufstieg in die 3. Liga. Diesem Ziel ist alles unterzuordnen und genau dies sehen wir in der aktuellen Situation extrem in Gefahr durch die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit.“ Saarbrücken hatte am Samstag beim TSV Haiger 0:1 verloren, von den vorangegangenen zehn Pflichtspielen jedoch neun gewonnen, , darunter auch das 3:2 in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten 1. FC Köln.
Analyse: Unentschieden gegen Augsburg Erst Raute, dann Altbewährtes beim FC
Das erste Heimspiel unter der Leitung des neuen Kölner Trainers Markus Gisdol endet 1:1 – der späte Ausgleich von Jhon Cordoba schenkt dem 1. FC Köln im Abstiegskampf zumindest ein kleines Erfolgserlebnis. Insgesamt war es eine sehr hektische Partie, in der der Bundesliga-Aufsteiger erst gegen Ende seine Bemühungen belohnen konnte. Speziell die erste Halbzeit war dabei allerdings wenig ansehnlich, viele Fouls und Diskussionen prägten die Partie. Für sein Heimdebüt hatte sich Gisdol eine veränderte Herangehensweise im Vergleich zum Spiel in Leipzig überlegt: Der FC agierte im Mittelfeld mit einer Raute, in der Marco Höger den tiefen Part einnahm. Auf den Halbpositionen agierten Birger Verstraete halbrechts und Jonas Hector halblinks. Die Zehnerposition übernahm Dominick Drexler, während das Sturmduo Anthony Modeste und Simon Terodde bildeten. Der grundlegende Gedanke dahinter schien wohl darin zu bestehen, über eine erhöhte Präsenz im Zentrum Torgefahr zu entwickeln. Gleichzeitig zeigte sich, dass eine Raute gerade in der Besetzung der Räume im Verteidigen gewisse Probleme nach sich zieht.
Im bisherigen Verlauf der Saison bestand das Offensivspiel des FC zu großen Teilen aus Flanken der Flügelspieler. Doch weder Verstraete noch Hector interpretierten ihre Position als klassische Außenbahnspieler, darin bestand ihre Aufgabe auch nicht. Beide zog es immer wieder ins Zentrum, sodass die beiden Außenverteidiger Benno Schmitz (rechts) und Ismail Jakobs (links) das Offensivspiel aus diesen Räumen mehr oder weniger alleine ankurbeln mussten. Dadurch dass Verstraete und Hector im Zentrum agierten, ergaben sich notgedrungen immer wieder Situationen, in denen die Augsburger auf dem Flügel jede Menge Platz hatten. Zum Teil reichten einfache Seitenverlagerungen, um das Spiel zu entzerren und die Kölner Bemühungen im Pressing auszuhebeln. Dies führte unter anderem zum Strafstoß nach sieben Minuten, den Timo Horn allerdings parieren konnte. Zuvor hatte Philipp Max, dessen linker Fuß beim FCA häufig Torgefahr erzeugt, geflankt – in der Endverteidigung stellte sich der FC nicht sonderlich clever an, weil Niederlechner den Ball annehmen und dann das Foul von Czichos entgegennehmen durfte.
Eiserne Prüfung für den 1. FC Köln Was für die Wende spricht und was dagegen
Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel? Die Fans des 1. FC Köln tun sich schwer, das Remis gegen den FC Augsburg einzuordnen. Spieler, Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt sehen in dem 1:1 einen Schritt nach vorn - doch ganz so einfach ist das nicht, wie unsere FC-Experten Guido Ostrowski und Alexander Haubrichs analysieren. Der Live-Kommentator von Radio Köln und der Express-Reporter diskutieren über die Rückschläge zu Beginn das Spiels und loben auch die Comeback-Qualitäten. Sie lassen wie üblich die Protagonisten zu Wort kommen, aber auch die Meinung der Fans ist gefragt.
Abwehr-Engpass Meré vor Rückkehr ins Mannschaftstraining
Wenn der 1. FC Köln am Dienstag um 10 Uhr erstmals in der neuen Woche am Geißbockheim trainiert, soll Jorge Meré wieder mit auf dem Platz stehen. Der Spanier hat seinen Muskelfaserriss auskuriert, seine Rückkehr ins Teamtraining wird beim FC mit großer Freude erwartet. Denn in der Abwehr gibt es vor dem Spiel bei Union Berlin am Sonntag einen personellen Engpass. Rafael Czichos und Jonas Hector fallen bekanntlich am Sonntag nach Gelb-Roter respektive fünfter Gelber Karte aus. Beim FC Union müssen also andere Akteure das Tor von Timo Horn verteidigen. In der Innenverteidigung sind die Alternativen jedoch rar gesät. Sebastiaan Bornauw ist gesetzt, Lasse Sobiech hat aber bislang noch keine einzige Pflichtspiel-Minute absolviert. Und bei allen Bekenntnissen der Verantwortlichen zum Kader setzen sie vor dem Spiel am Sonntag ihre Hoffnungen vor allem in eine rechtzeitige Genesung Merés. Für Sobiech würde freilich sprechen, dass der erfahrene Zweitliga-Verteidiger der letzten Jahre sehr genau wüsste, was ihn an der Alten Försterei erwarten würde. Der 28-Jährige wäre eigentlich prädestiniert für die rustikale und kämpferisch anspruchsvolle Aufgabe bei Union.
Zudem zählen weder fehlende Spielpraxis noch fehlendes Tempo im Vergleich zu Meré als Kriterien, denn auch der Spanier hat bislang in dieser Saison nur selten gespielt und noch seltener überzeugt, gilt überdies ebenfalls nicht als sprintstark. Andere Qualitäten, insbesondere im Stellungsspiel und im Spielaufbau, sprechen hingegen klar für den Spanier. Jedoch hat Meré in dieser Saison bislang kaum seinen Leistungszenit erreichen können. Sein bestes Spiel machte er als zentraler Spieler in einer Dreierkette gegen Hoffenheim. Nach seiner Muskelverletzung will er nun unter dem neuen Trainer Markus Gisdol neu angreifen. „Wenn alles nach Plan läuft, wird Jorge am Dienstag wieder mit der Mannschaft trainieren“, sagte Gisdol am Sonntag. „Ob er dann einsatzfähig sein wird, werden wir im Laufe der Woche sehen. Zum Glück haben wir aber eine lange Trainingswoche mit dem Spiel erst am Sonntag.“ Zwei Trainingseinheiten am Dienstag sowie jeweils eine von Mittwoch bis Samstag bleiben Meré, um wieder fit zu werden – und um sich im Zweikampf um den frei gewordenen Platz in der Innenverteidigung gegen Sobiech durchzusetzen.
Früher bei Arsenal FC mit Winter-Interesse an englischem Stürmer?
Legt der FC im Winter noch mal nach? Der FC fahndet offenbar nach Verstärkungen für die lahmende Offensive. Dabei ist Chuba Akpom ins Visier geraten. Der Engländer stammt aus dem Nachwuchs des FC Arsenal, schaffte bei den Gunners aber nie den Durchbruch. Aktuell spielt der frühere U21-Nationalspieler (5 Spiele/ 3 Tore) in Griechenland bei PAOK Saloniki. Weil er beim Tabellen-Zweiten der Super League aber nicht mehr regelmäßig zum Einatz kommt, strebt Akpom einen Wechsel mögichst schon zum Winter ein. Dabei sind neben dem 1. FC Köln auch Stade Reims und Premier-League-Klub West Ham United interessiert am 1.86 Meter großen Stürmer, der in Griechenland noch einen Vertrag bis 2021 besitzt. Akpom ist derweil kein Unbekannter in der Bundesliga. Im Sommer streckten bereits die beiden Liga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt und der FSV Mainz ihre Fühler nach Akpom aus. Der Angreifer mit nigerianischen Wurzel hat einen Marktwert von drei Millionen Euro und dürfte für eine niedrige siebenstellige Summe zu haben sein. Gerade in der Offensive drückt der Schuh beim Tabellen-17. Der FC hat mit zwölf Toren die schlechteste Offensive der Liga.
Unterschied zu Köln Darum gewinnt Beierlorzer mit Mainz
Viel Aufregung gab es vor zwei Wochen, als Achim Beierlorzer nach seiner Entlassung beim 1. FC Köln sofort beim 1. FSV Mainz 05 anheuerte. Zwei Wochen später hat der ehemalige FC-Trainer mit seinem neuen Klub zwei Siege gefeiert. In Köln fragt man sich: Warum funktioniert Mainz unter Beierlorzer besser als Köln unter dem 51-Jährigen? Eine Antwort liegt auf der Hand. Achim Beierlorzer lobte seine Mannschaft nach dem 2:1-Sieg über Eintracht Frankfurt am Montagabend euphorisch, nachdem sie gegen die SGE einen 0:1-Rückstand in der zweiten Halbzeit noch zu einem Sieg gedreht hatte. „Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass wir uns wegen des 0:1 keinen Kopf machen müssen“, sagte Beierlorzer. Eine Rote Karte spielte Mainz dann in die Hände. Doch auch ohne die numerische Überlegenheit wusste Mainz zu überzeugen. „Mit der Dynamik und dem Tempo, mit, ich glaube, 312 Sprints – das war schon Wahnsinn“, freute sich der ehemalige FC-Trainer. „Die Mannschaft ist gierig und will.“
In Köln dürfte man gerade diese Sätze mit Interesse verfolgt haben. Denn sie legt den Finger in jene Wunde, die man bei den Geissböcken seit Monaten nicht beheben kann: die Laufbereitschaft der FC-Profis. Gegen die Eintracht lief Mainz in den 90 Minuten über 121 Kilometer und zog über 300 Sprints an, absolute Top-Werte also. Schon in der Vorwoche, als die 05er in Hoffenheim trotz Unterzahl mit 5:1 siegten, lief der FSV trotz 45-minütiger Unterzahl nur zwei Kilometer weniger als die TSG und damit – wären sie mit elf Mann unterwegs gewesen – deutlich mehr pro Spieler als der Gegner. Der läuferische Einsatz stimmte also unter Beierlorzer und wurde mit zwei Siegen belohnt. Während die Mainzer also ihren Gegnern unter dem neuen Trainer mit läuferischer Überlegenheit den Zahn zogen, blieb der FC gegen Augsburg einmal mehr läuferisch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Obwohl nur knapp fünf Minuten in Unterzahl, liefen die Geissböcke zweieinhalb Kilometer weniger als der FCA.
Mögliche Podolski-Rückkehr beim FC Nebelkerze oder verzweifelter Wunsch?
Alle Jahre wieder wird über eine Rückholaktion von Lukas Podolski diskutiert – die Frage ist, wie ernst die Verantwortlichen es dieses Mal meinen oder ob die Debatte nur zur Profilierung dient. An dieser Personalie kommt man als Verantwortlicher beim 1. FC Köln einfach nicht vorbei: Gerüchte über eine mögliche Rückkehr von Lukas Podolski zu seinem Herzensverein beschäftigen die Domstadt eigentlich seit seinem zweiten Abgang im Jahr 2012. Nun, da sich die Karriere des Weltmeisters dem Ende entgegen neigt und sein Vertrag in Japan ausläuft, bekommt das Thema in Köln einen ganz neuen Drive. Der neue Geschäftsführer Horst Heldt befeuerte die Debatte vor kurzem auch bewusst, in dem er bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in Leipzig auf eine Journalisten-Frage antwortete und ein drittes mögliches Engagement von „Poldi“ beim FC zumindest theoretisch nicht ausschloss.
Die Frage, ob Lukas Podolski als Spieler zum 1. FC Köln zurückkehren sollte, vereint also die emotionalen und rationalen Gesichtspunkte, unter denen man das Fußballgeschehen verfolgen kann. Daher ist es berechtigt, sich zu wünschen, dass er nochmal für den FC spielt – gleichzeitig ist es aber auch völlig in Ordnung, wenn es nicht der Fall sein sollte und er „nur“ eine Rolle als Funktionär oder Berater einnehmen würde. Was aber auf gar keinen Fall geht: Weder Präsidium noch Geschäftsführung haben das Recht, auf dem Rücken von Lukas Podolski Stimmung für sich zu machen. Das gilt für Werner Wolf genauso wie für Horst Heldt. Beide haben ihre Ämter erst vor kurzem angetreten, sie müssen mit Sacharbeit überzeugen, statt nun lediglich mit Podolski zu kokettieren und sich dann für eine eventuelle Rückkehr abfeiern zu lassen.
Warum Beierlorzer plötzlich Erfolg hat Der Deckel muss auf den Topf passen
Aus Sicht der FC-Fans ist es wirklich zum Mäusemelken: Nicht nur, dass Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln krachend gescheitert ist. Der Franke löste seinen Vertrag auf, nahm eine Abfindung mit und tauchte wenig später beim FSV Mainz 05 auf. Nein, es kam noch schlimmer: Mit einer Mannschaft, die wesentlich besser für das aktive Pressing-Spiel aus der Leipziger Red-Bull-Schule passt, hat er nun auf Anhieb Erfolg – und zieht mit einem Konkurrenten ausgerechnet seinem Ex-Klub im Abstiegskampf davon. Das ist mehr als bitter, sollte für den FC allerdings mal endlich eine Lehre sein: Bei der Auswahl der Trainer ist es wirklich elementar, dass der Deckel auch auf den Topf passt. Heißt: Ein Coach ist immer nur so gut wie seine Mannschaft und ein Fußball-Lehrer, der einer taktischen Idee verfallen ist, die aber überhaupt nicht zu seinem Kader passt, kann keinen dauerhaften Erfolg haben. Diesen Schluss hätte man schon aus der Geschichte von Markus Anfang ziehen müssen. Umso bitterer, dass die sportliche Leitung mit Armin Veh und Frank Aehlig ein zweites Mal in die gleiche Falle tappte. Vielleicht ist es also gar nicht schlecht, dass sich der neue Coach Markus Gisdol erst einmal an dem orientiert, was ihm zur Verfügung steht und daraus das Bestmögliche formen will. Für alles andere ist derzeit auch überhaupt keine Zeit.