FC-Trainer in Festtagsstimmung Gisdols Rezepte für Abstiegskampf und Weihnachtsessen
Am Geißbockheim gibt Markus Gisdol in der Kabine die Richtung vor, aber zumindest an Heiligabend ist der FC-Trainer auch in der heimischen Küche der Chef. Und egal ob es um den Kampf um den Klassenerhalt oder den Kartoffelsalat geht: Gisdol hat derzeit scheinbar für alles das richtige Festtagsrezept. In all den Kölner Selbstzweifeln wirkte Markus Gisdol vom Start weg wie ein Fels in der Brandung. „Wenn wir nicht da wären, wo wir sind, dann wäre ich auch nicht hier“, sagte der Coach in den Anfangstagen und brachte seiner Mannschaft die Basics zurück. Doch als der Schlusspfiff gegen Werder Bremen ertönte, da brach die Anspannung noch einmal aus ihm heraus und man konnte spüren, wie viel Kraft die letzten Wochen gekostet haben. Zuhause, bei der Familie, lädt Gisdol nun die Akkus wieder auf. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia und den Kindern Lea und Louis wird in der schwäbischen Heimat Weihnachten gefeiert. „Ich feiere zu Hause, ganz traditionell im Kreise der Familie mit Weihnachtsbaum und allem. Zu essen gibt es jedes Jahr das gleiche: eingedrehte Weinwürste mit tschechischem Kartoffelsalat und danach Vanilleeis mit heißen Himbeeren“, erzählt der FC Coach. Den Kartoffelsalat bereitet er dabei höchstselbst zu, mit Fleischwurst, Sellerie, Essiggurken, Möhren und Eiern. „Der ist einfach unschlagbar, das sagt jeder in meiner Familie.“
Das Rezept hat er von seiner Mutter und von der hat er noch eine zweite Kochkunst mit auf den Weg ins Leben bekommen. „Ich mache das beste Schnitzel, das es gibt. Meine Mutter hat mir gezeigt, wie das geht, ich habe mir alles ganz genau aufgeschrieben. Nur sie kann es noch besser - da muss ich jetzt schon aufpassen, was ich hier sage.“ Und dann lacht der Schwabe. Auch Gisdol hat der dreifache Dreier in der Abschlusswoche sichtlich gut getan. „Das hilft uns, dass wir nach all den Aufgeregtheiten der letzten Wochen etwas beruhigter Weihnachten feiern und die Akkus wieder aufladen können. Aber wir wären hier nicht in Köln, wenn hier der ein oder andere schon wieder an andere Dinge denken könnte. Und da muss ich sagen: Der Abstiegskampf wird noch schwer genug.“ Gestärkt von Schnitzel, Weinwurst und Kartoffelsalat wird Gisdol den angehen. „Das Ziel für den 1. FC Köln kann nur sein, am 34. Spieltag sagen zu können: Wir dürfen ein weiteres Jahr Bundesliga spielen.“ Dafür will Gisdol hart arbeiten. Zumindest im Moment sieht es so aus, als habe er das richtige Rezept dafür!
Der 1. FC Köln hat ein bewegtes Jahr hinter sich. In 2019 stieg der FC wieder in die Bundesliga auf, zerlegte sich politisch aber in alle Einzelteile. Ein Auf und Ab, im Sportlichen wie im Vereinsklima, das vier Profi-Trainer sah, zwei Sportchefs, drei Präsidenten sowie eine Vielzahl an High- und Lowlights. Wer waren die Gesichter der vergangenen zwölf Monate? Wer waren die Gewinner, wer die Verlierer? Jhon Cordoba ist eine Gewinner und endlich angekommen beim 1. FC Köln. Das Jahr 2019 war sein großer Durchbruch bei den Geißböcken. Nach schweren anderthalb Jahren vom Sommer 2017 bis Herbst 2018 ging es erst am Ende der Hinrunde 2018/19 so richtig los. 2019 dann explodierte der Kolumbianer. 13 seiner 20 Saisontore in der Zweiten Liga erzielte er in der Rückrunde. In der neuen Saison sind es neben einem Treffer im DFB-Pokal inzwischen auch vier Tore in der Bundesliga. Überhaupt seine ersten vier Treffer für den FC in Liga eins – alle vier zuhause (Hoffenheim, Augsburg, Leverkusen, Bremen). Sie sollen nur die Ankündigung dessen sein, was Cordoba 2020 mit dem und für den 1. FC Köln erreichen will.
Der größte Verlierer des Jahres ist die Diskussionskultur beim 1. FC Köln. Eine vertrauliche Sprachnachricht des Präsidenten führt zu dessen Sturz. Ein Interimspräsidium dispensiert sich selbst, weil man nicht miteinander in einem Raum sein will. Der Sportchef sagt offen: „Erklären kann ich gerne alles – diskutieren geht mir aber zu weit.“ Und nicht nur beim Thema China scheint es nur noch Schwarz oder Weiß zu geben. Das Motto: „Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich!“ Diese Mentalität verfolgt den 1. FC Köln wie ein böser Geist, doch sie wird von vielen Verantwortlichen im und von Einflussnehmern um den Klub herum seit Jahren vorangetrieben. Horst Heldt und Werner Wolf haben sich auf die Fahnen geschrieben, dies zu ändern. Es wird eine Mammutaufgabe. Passend dazu gehören Markus Ritterbach und Toni Schumacher zu den größten Verlierern des Jahres. Ihr Aus als Vizepräsidenten ist ihres Amtes und ihrer eigentlichen Leistung über viele Jahre für den FC unwürdig gewesen.
1. FC Köln: So fällt das Hinrunden-Zeugnis für die Spieler aus
Der 1. FC Köln beendet eine wechselhafte Bundesliga-Hinrunde auf Platz 15 über dem "Strich". Das Halbjahr lief für einige Spieler richtig gut, für andere dagegen enttäuschend. Die Einzelkritik.
Timo Horn: 3,5 Der 26-Jährige zeigte eine durchwachsene Hinrunde mit einigen Patzern. Zum Ende hin konnte sich Horn wieder etwas stabilisieren. Immerhin dreimal hielt er seinen Kasten sauber. Abstöße und Strafraumbeherrschung bleiben Schwächen. Da Horn alle 17 Spiele machte, kam kein weiterer Torwart zum Einsatz. Meistens saß Thomas Kessler auf der Bank. Die Talente Julian Krahl und Brady Scott wechseln sich im Tor der zweiten Mannschaft in der Regionalliga ab.
Sebastiaan Bornauw: 2,5 Der Belgier erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz in Köln. Nach Stellungsfehlern zu Beginn konnte sich der 20-Jährige steigern und überzeugt durch Schnelligkeit und Zweikampfstärke. Zudem gelangen ihm bereits drei Saisontore.
Rafael Czichos: 3,5 Der Ex-Kieler hat mitunter noch immer Schwierigkeiten mit dem Tempo in der Bundesliga. Auch wenn er durch individuelle Fehler bereits einige Gegentore und Elfmeter verursachte, verleiht er der Kölner Defensive Stabilität.
Kingsley Ehizibue: 4 In vielen Spielen bekamen die Fans den wilden Ehizibue zu sehen. Allerdings ist der Rechtsverteidiger auch schnell und zweikampfstark. Muss aber definitiv an Konstanz und taktischer Reife zulegen.
Noah Katterbach: 3 Der 18-Jährige kam, sah und spielte. Nach seiner Premiere auf Schalke spielte sich der Linksverteidiger im Team fest. Dank seiner Leistungen wird Hector hinten links nicht vermisst.
Jorge Meré: 4 Der Spanier kann mit seiner derzeitigen Situation nicht zufrieden sein. Weder Ex-Trainer Beierlorzer noch sein aktueller Coach Gisdol setzen auf ihn. So verschmort das Potenzial des Innenverteidigers meistens auf der Bank. Bei seinen wenigen Einsätzen spielte Meré auch wegen mangelnder Spielpraxis dann eher schwach.
Benno Schmitz: 5 Der Rechtsverteidiger ist der Backup auf seiner Position. Zum mehr reicht es bei ihm wohl auch nicht. Schmitz verfügt zwar über eine gute Technik, weist jedoch erhebliche Tempodefizite auf.
Lasse Sobiech Er ist nur vierter Innenverteidiger beim 1. FC Köln und kam lediglich im Spiel bei Union Berlin zum Einsatz. Auch Matthias Bader machte nur ein Spiel in der Hinrunde. Die Perspektive beider Abwehrspieler in der Bundesliga beim FC scheint fraglich.
Dominick Drexler: 3,5 Als offensiver Mittelfeldspieler hilft er dem 1. FC Köln am meisten. Drexler steckt nie auf und ist auf dem Platz einer jener "ekligen" Typen, die jede Mannschaft braucht. Könnte seine Effizienz noch steigern.
Jonas Hector: 3 Der Kapitän ging in einigen Spielen mit dem Team unter. Dank seiner Ballsicherheit und Übersicht aber mittlerweile ein wichtiger Faktor im Kölner Mittelfeld. Dazu kommen zwei Tore und zwei Vorlagen.
Marco Höger: 5 Der defensive Mittelfeldspieler bekam seine Chancen, konnte diese aber nicht nutzen. Wirkt körperlich nicht (mehr) dazu in der Lage, dem FC in der Bundesliga helfen zu können
Ismail Jakobs: 4 Der 20-Jährige erhielt seine Chance auf dem linken Flügel. Zeigt großen Einsatz und viel Tempo und belohnte sich in Frankfurt mit seinem ersten Saisontor.
Florian Kainz: 4 Hinter dem Österreicher liegt eine wechselhafte Hinrunde. Einen Stammplatz hatte er nicht, kam dafür oft als Joker. Für ihn sprechen insgesamt drei Assists.
Louis Schaub: 4 Gemessen an seinem Potential kam Louis Schaub zu selten zum Einsatz. Auf seiner Position hat derzeit Drexler die Nase vorne. Ob der Österreicher in der Rückrunde öfter seine Finesse und Kreativität einbringen darf?
Kingsley Schindler: 4,5 Der Neuzugang aus Kiel kam als Flügelspieler und Stürmer zum Einsatz. Läuferisch konnte er überzeugen, fußballerisch blieben Fragen offen. Zuletzt setzte Trainer Gisdol nicht mehr auf ihn. Wird sich steigern müssen.
Ellyes Skhiri: 3,5 Der Tunesier kam als Verstärkung für das defensive Mittelfeld. Wurde dieser Rolle zunächst gerecht, bevor seine Leistungen schwankten. Die Winterpause wird dem laufstarken Abräumer gut tun.
Birger Verstraete: 4 Der Mittelfeldspieler zeigte Anpassungsschwierigkeiten an die neue Liga. Danach solide, aber auch verletzt. Derzeit ist der Belgier nur Ersatz auf seiner Position.
Jhon Cordoba: 3 Der Kolumbianer startete mit etwas Verzögerung auch endlich in der Bundesliga durch und ist mit vier Toren der beste Torschütze. Als Anspielstation und Kämpfer in der vordersten Reihe ist er zurzeit im Angriff gesetzt.
Anthony Modeste: 5 Wann findet Anthony Modeste zurück zu alter Form? Der Franzose bekam in der Hinrunde mehrere Bewährungschancen. Ihm gelangen nur ein Tor und ein Assist. Derzeit ist der 31-Jährige ein teurer Joker für den 1. FC Köln.
Simon Terodde: 3,5 Der Zweitligatorschützenkönig erkämpfte sich zwischenzeitlich einen Stammplatz. Terodde machte immerhin drei Tore. Ins aktuelle Kölner Umschaltspiel passt er aufgrund fehlender Dynamik nur als Joker.
Sonstige: Marcel Risse durfte nur fünfmal als Joker ran, legte immerhin zwei Tore auf. Christian Clemens wartet nach seiner Verletzung noch auf seinen ersten Einsatz. Schlecht lief es für Niklas Hauptmann und Vincent Koziello, die noch gar nicht spielen durften.Während Darko Churlinov (19) den FC offenbar im Winter verlässt, durfte mit Jan Thielmann (17) ein weiteres Talent aufspielen. Der Stürmer zeigte auf dem rechten Flügel gute Ansätze.
Bei Schalke 04 hat Mark Uth spätestens seit der Verpflichtung von Michael Gregoritsch einen sehr schweren Stand. Ein Wechsel im Winter könnte näherrücken. Womöglich gibt es ein Wiedersehen mit seinem Jugendklub. Verlässt Mark Uth den FC Schalke 04 im Januar? Möglich ist es, denn seit dem Transfer von Michael Gregoritsch zu den Knappen herrscht in der Offensive ein personelles Überangebot. Hinzu kommt, dass die beiden Linksfüße Gregoritsch und Uth in puncto Spielweise nicht weit voneinander entfernt sind. Der ‚Express‘ bringt den 1. FC Köln als potenziellen neuen Arbeitgeber ins Spiel, möglich sei eine Ausleihe. Horst Heldt hatte bereits durchblicken lassen, den Wintertransfermarkt nutzen zu wollen. Auf welchen Positionen die Kölner nachlegen könnten, ist allerdings noch offen. Uth als sehr flexibler Angreifer mit Zug zum Tor könnte die Qualität im Kader sicherlich noch einmal anheben.
FT-Meinung: Als gebürtiger Kölner und ehemaliger Jugend- respektive Amateurspieler des FC verbindet Uth einiges mit den Geißböcken. Immer mal wieder hatte es in den vergangenen Jahren Gerüchte um eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte gegeben. In diesem Winter könnte die Konstellation passen. Besonders konkret ist das Gerücht jedoch bis dato nicht.
FC: Koziello und Hauptmann ohne Einsatz Wer die Geißböcke im Winter verlassen könnte
In der Winterpause könnten einige Spieler den 1. FC Köln verlassen. Besonders zwei Akteure scheinen keine Perspektive mehr zu haben. Insgesamt setzte der 1. FC Köln in der Hinrunde 24 Spieler ein. Endlich erhielten auch mal wieder Talente aus dem eigenen Nachwuchs eine Chance. Für zwei Spieler blieb jedoch bisher maximal die Bankrolle: Vincent Koziello und Niklas Hauptmann. Die beiden Mittelfeldspieler durften in dieser Saison noch keine Minute Bundesliga spielen, Spielpraxis gab es nur in der Regionalliga. Auch in der Vorsaison lief es für beide Spieler nicht gut. Da auch zwei Trainerwechsel nichts änderten, scheint nun die Zeit für einen Wechsel gekommen. Wie der "Express" berichtete, gibt es bei Koziello schon seit November einen Wechselwunsch. Aber auch andere Akteure könnten vor der Rückrunde eine Luftveränderung anstreben. So spielt Rechtsverteidiger Matthias Bader seit seiner Einwechslung gegen die Bayern im September keine Rolle mehr. Zudem haben die Talente Jakobs und Thielmann das Gedränge im Mittelfeld erhöht. Da der FC offensichtlich auch Verstärkungen plant, sind weitere Abgänge möglich. So steht Darko Churlinov laut Medienberichten vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart. Im Falle von Jorge Meré soll es derzeit keine Wechselgedanken geben.
Exklusiv zu Weihnachten: Kommt die Geissblog-Doku 24/6?
Heiligabend 2019: Auf den Tag genau vor viereinhalb Jahren, am 24.6. im Jahr 2015, wurde der Geissblo.Koeln ins Leben gerufen. Zu Weihnachten 2019 ist es uns daher eine große Freude Euch mitzuteilen, dass der GBK an einer sensationellen Dokumentation mit dem Arbeitstitel 24/6 arbeitet. Sollte sie jemals veröffentlicht werden, versprechen wir Euch exklusive Einblicke hinter die Kulissen unserer Redaktion, wie sie über den 1. FC Köln berichtet – inklusive Starauftritten. Das zeigt bereits dieser erste Trailer zu Weihnachten. Frohes Fest!
Kommentar: Es wartet noch viel Arbeit auf Heldt, Gisdol und das Team
Wenn jemand in Köln nach dem Sieg über Werder und der perfekten Englischen Woche am Samstagabend drohte, vorzeitig abzuheben, dann dürften ihn die Spiele der Konkurrenz am Sonntag schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben. Nach den Siegen von Paderborn und Düsseldorf ist der Abstiegskampf endgültig zum Thriller geworden. Vom SCP bis mindestens Union Berlin auf Platz elf ist beinahe die halbe Liga in der Verlosung. Wo noch vor Wochenfrist das Schlusstrio den Anschluss zu verlieren drohte, finden sich plötzlich Teams wie Eintracht Frankfurt, Mainz 05 und vor allem Werder Bremen in allergrößten Turbulenzen wieder. Dass der FC nach der Super-Serie über dem Strich überwintert, lässt Mannschaft, Verantwortliche und Fans ruhiger schlafen. Aber jedem muss gewiss sein: Es wartet noch mächtig viel Arbeit auf alle Beteiligten. Am 27. Dezember nimmt Horst Heldt die Arbeit wieder auf und muss die Frage beantworten, wo der Sportchef den Kader noch wie nachjustieren will. Ab dem 3. Januar sind dann die Profis gefragt. Sie sollten das Selbstbewusstsein mitnehmen, ohne es in Selbstzufriedenheit kippen zu lassen. Dann wird der 1. FC Köln im Abstiegskampf gute Karten haben.
Banner-Wirbel beim FC Ultras lassen gegen Bremen Muskeln spielen
Es war ein in den vergangenen Jahren selten gesehenes Bild beim 1. FC Köln: Auf der Hans-Schäfer-Südtribüne wurde beim Heimspiel gegen Werder Bremen beinahe über den kompletten Stehblock eine Choreo enthüllt. Auf der gab es aber keine Anfeuerung für die Mannschaft im Abstiegskampf, gefeiert wurden die „Diffidati Colonia“, die Verbannten Kölns. Dazu war der Schriftzug zu lesen: „Ehre unseren Brüdern vor den Stadiontoren.“ Wen die Ultras damit meinten, war klar: Jene „Mitstreiter“, die wegen des Einsatzes von Pyrotechnik oder schlimmeren Vergehen ein bundesweites Stadionverbot erhalten haben. Allerdings warf die Choreographie die Frage auf, ob beim 1. FC Köln solche Aufführungen inzwischen wieder genehmigt sind. Denn seit den Vorkommnissen um die Choreo zum 20. Jubiläum der Wilden Horde, in deren Folge die Klubspitze sogar vor die Staatsanwaltschaft geladen wurde, gibt es Streit. Der Klub fordert vor Genehmigung einer Choreographie die Unterschrift unter eine Haftungsklausel. Die Ultras lehnen das kategorisch ab.
Vor der Wahl zum neuen Vorstand hatte insbesondere Jürgen Sieger die rechtliche Notwendigkeit der Klausel bezweifelt. Als Vizepräsident brachte er eine externe juristische Prüfung auf den Weg, deren Ergebnis allerdings noch nicht vorliegt. Sieger ist nun weg, sein vom Mitgliederrat entsendete Ersatz Carsten Wettich will das Thema im nächsten Jahr angehen. Es wird auch Zeit. Doch bis dahin lassen die Ultras offenbar die Muskeln spielen. Auswärts haben sie durch den Einsatz von Pyrotechnik schon Strafen im sechsstelligen Bereich verursacht. Nun beim Heimspiel gegen Bremen die wohl nicht genehmigte Fahne. Dabei rückt eins aus dem Fokus: An sich wünschen sich die meisten Fans, dass die Ultras wieder die farbenfrohen und kreativen Choreographien aufführen, die früher das Stadionerlebnis noch bunter gestaltet haben. Ob nun mit Klausel oder ohne.
Zwischenzeugnis für den neuen FC-Vorstand Versöhnung mit den Ultràs in Sicht?
Der neue Vorstand des 1. FC Köln ist nun seit mehr als drei Monaten im Amt. Wir nutzen die Winterpause, um einen Blick auf die wichtigsten Handlungsfelder zu werfen und zu analysieren, wo sich bereits etwas getan hat – und wo nicht. Der erste Text beschäftigt sich mit dem Verhältnis zu den eigenen Fans. Als Toni Schumacher und Markus Ritterbach als scheidende Präsidiumsmitglieder des 1. FC Köln die Bühne der Mitgliederversammlung im Herbst 2019 verließen, war das Tischtuch zwischen ihnen und einem großen Teil der Fans, darunter die aktive Fanszene, gelinde gesagt löchrig bis zerschnitten. In ihren Scheidungspapieren hätten beide Parteien wohl „unüberbrückbare Differenzen“ angegeben. Mehr als zwei Jahre hatte es keinen Austausch mehr zwischen aktiver Fanszene und dem Vorstand des 1. FC Köln gegeben. Daran änderte auch der Rücktritt von Werner Spinner, den die Fans immer wieder gefordert hatten, nichts.
Mit einem Wechsel an der Spitze des Vereins hofften nicht wenige auf frischen Wind im Geißbockheim und auf eine neue Chance der Annäherung zwischen Südkurve und Verantwortlichen. Als die Findungskommission des Mitgliederrates ihr Team im Frühjahr 2019 vorstellte, war klar, dass mit Werner Wolf und Jürgen Sieger alles andere als FC-Neulinge ins Geißbockheim ziehen würden. Beide punkteten mit langjähriger Gremienarbeit und machten sich in der Vergangenheit um den 1. FC Köln verdient. Das Problem: dies geschah eher im Hintergrund und vom Großteil der Mitglieder und Anhänger unbemerkt. Für viele Anhänger der Geißböcke war dieses neue Vorstandsteam gefühlt eine Unbekannte. Trotzdem entschieden sich 78,22 Prozent der anwesenden Mitglieder dafür, dem Team das Vertrauen auszusprechen.
Umso wichtiger war es, dass das Team um Werner Wolf nun bis zur Mitgliederversammlung fleißig Klinken putzte, sich vorstellte und mit Fanclubs zum Austausch traf. Auch dem Zusammenschluss „Südkurve 1. FC Köln e.V.“ stand das Vorstandsteam Rede und Antwort. Auf effzeh.com-Nachfrage heißt es von Fan-Seite: Der Eindruck, den die drei hinterlassen hätten, sei bodenständig, ruhig und gelassen gewesen. Im Vergleich „insgesamt eine Nummer unaufgeregter als der vorherige Vorstand“, so ein Fan-Vertreter. Dass Wolf und Co. in Sachen Investoren und Stadionneubau ähnliche Positionen wie viele der aktiven Fans vertreten, half natürlich dabei. Seit dreieinhalb Monaten leiten Werner Wolf, Jürgen Sieger (seit dem 15.12. Carsten Wettich) und Eckhard Sauren die Geschicke der Geißböcke. Was ist seit der Wahl in Fan-Belangen passiert? Zeit, sie an ihren eigenen Worten zu messen. Im „Schwaadlappe“, dem Kurvenflyer der Wilden Horde, attestieren die Ultras dem neuen Vorstand seine zentralen Wahlversprechen eingehalten zu haben: Es wurden keine Anteile der KGaA verkauft, auch wurde die Kirche im Dorf beziehungsweise das Stadion in Müngersdorf gelassen...
Vier Trainer, zwei Sportchefs Und 2020 wieder ein Team?
Hinter den Profis des 1. FC Köln liegt ein turbulentes Jahr 2019 mit zahlreichen Höhen und Tiefen, die für viele Spielzeiten ausgereicht hätten. Der Klub kam in den vergangenen Monaten nie zur Ruhe, legte sich häufig selbst Stolperfallen und konnte sich auch durch den Aufstieg nicht finden. Der Personalverschleiß spricht eine eindeutige Sprache, und auch auf dem Rasen zeigte die Mannschaft viele Gesichter. Erst am Ende zeigte sich, dass in der Mannschaft doch mehr stecken könnte als lange Zeit befürchtet. Vor einem Jahr erlebte der 1. FC Köln das Weihnachtsfest noch als Tabellenzweiter in der 2. Bundesliga mit einem Zähler Rückstand auf den Hamburger SV und zwei Punkten Vorsprung vor dem FC St. Pauli. Das erste Spiel im neuen Jahr bestritt die Anfang-Elf am 31. Januar bei Union Berlin, die bis dahin noch fünf Punkte Rückstand auf die Kölner hatten. Durch ein Traumtor von Ex-FC-Spieler Marcel Hartel nach nur wenigen Sekunden und dem 0:2 durch Florian Hübner unterlagen die Kölner am Ende trotz 25-minütiger Überzahl. Durch die Niederlage wuchs der Rückstand auf den HSV an, gleichzeitig stärkten die Kölner einen direkten Konkurrenten im Aufstiegskampf....
Kommt der FC 2020 endlich zur Ruhe? Rafael Czichos sprach nach der perfekten Englischen Woche und nun 17 Zählern auf dem Konto vom „Minimalziel“ für die Hinrunde. In einem engen Abstiegskampf meldeten sich die Geissböcke im letzten Moment also noch zurück und stecken nun mit Selbstvertrauen und neuem Glauben an die eigenen Fähigkeiten in einer sogar halbwegs guten Ausgangsposition. Wirklich zur Ruhe gekommen ist der 1. FC Köln im Jahr 2019 aber nie. Vier Trainer und zwei Sportchefs waren in den vergangenen zwölf Monaten bei den Kölnern im Amt. Als wirkliche Einheit präsentierte sich die Profiabteilung nur selten. Erst Markus Gisdol und Horst Heldt schienen im Dezember den richtigen Ton getroffen zu haben. Die Mannschaften scheint gerade noch rechtzeitig verstanden zu haben, welche Tugenden für den Abstiegskampf von Bedeutung sind. Zudem hat der FC den Mut bewiesen und Spielern aus dem eigenen Nachwuchs erstmals seit vielen Jahren wieder das Vertrauen geschenkt. Diese haben es ihrerseits mit guten Leistungen zurückgezahlt. Die Ausgangslage mit nun 17 Zählern, vor allem aber der Trend der letzten Woche gibt für die Rückrunde Hoffnung auf den Klassenerhalt. Damit können die Kölner auf eine ruhige Wintervorbereitung hoffen und, personelle Verstärkungen inklusive, sich auf die schweren nächsten Monate einstellen.
Wer geht, wer kommt? Heldt fahndet nach Verstärkungen
Am 4. Januar reist der FC ins Trainingslager nach Benidorm (Spanien) und bereits zwei Wochen später geht es gegen Wolfsburg wieder um Punkte. Auf die Köln-Spieler wartet eine kurze, aber knackige Vorbereitung auf die Rückrunde! Für Sportchef Horst Heldt könnten die ersten Wochen des Jahres ähnlich intensiv werden. Sowohl auf der Zu- als auch auf der Abgangseite soll sich beim FC im Winter etwas tun. Genauso erging es Vincent Koziello, dessen Berater zuletzt bereits am Geißbockheim vorbeischauten. Auch Lasse Sobiech und Matthias Bader sind weit hinten dran. Vor der Saison undenkbar: Jorge Meré gilt inzwischen ebenfalls als Wechselkandidat. Da für den Innenverteidiger (Ausstiegsklausel 30 Millionen Euro) wohl kaum jemand eine fette Ablöse auf den Tisch legen wird, halten sich Spekulationen um eine Leihe in seine Heimat Spanien. Bislang soll Meré aber keinen Wechselwunsch geäußert haben.
Und wer soll kommen? Nach Informationen des Express sucht Heldt nach zwei bis drei Verstärkungen– zumindest ein Offensiv- und ein Defensivspieler sollen ans Geißbockheim wechseln. Kandidaten: In Italien wurde über eine Leihe von Amin Younes (26, SSC Neapel) spekuliert, aktuell soll aber Celta Vigo die Nase vorne haben. Interessant werden könnte auch Mark Uth. Der gebürtige Kölner hat auf Schalke eine schwierige Hinrunde hinter sich, wurde auch von Verletzungen geplagt. 2017 wollte der Stürmer aus Hoffenheim zum FC wechseln, damals scheiterte der Transfer aber. Nun wäre eine Leihe eine Option. Uth könnte Köln nicht nur im Angriffszentrum, sondern auch als Rechtsaußen – aktuell wohl die größte Schwachstelle in der Offensive – helfen. Nach seinem Wechsel aus den Niederlanden nach Hoffenheim hatte er auf der Außenbahn mehrfach sein Können bewiesen. Als Rechtsaußen hatte er 2015 auch seine Bundesliga-Premiere gefeiert – unter Coach Markus Gisdol.
U19-Trainer Stefan Ruthenbeck im Interview „Die wollen einfach jedes Spiel gewinnen!“
Nach seinem halbjährigen Intermezzo als Cheftrainer der Profis ist Stefan Ruthenbeck mittlerweile wieder bei der U19 – und das sehr erfolgreich. Wir trafen den Nachwuchstrainer zum Interview. Stefan Ruthenbeck arbeitet seit Sommer 2017 für den 1. FC Köln. Zuerst stieg er als Cheftrainer der U19 in der Bundesliga West ein, bevor er im Dezember 2017 bei den Profis Interimstrainer wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der Abstieg des FC schon absehbar. Nach diesem Intermezzo rückte Ruthenbeck wieder in die U19, mit der er in der vergangenen Saison fast in die Endrunde der deutschen Meisterschaft eingezogen wäre. Wenig später gewann er mit seiner Mannschaft den FVM-Pokal. Aktuell führt der Cousin des ehemaligen FC-Trainers Markus Anfang mit seiner U19 die Bundesliga West an.
effzeh.com: Zunächst ein Rückblick auf die letzte Saison: Ihre U19 verpasste die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft im letzten Spiel gegen Bayer Leverkusen. Wie schwer war es da für Sie, Ihre Spieler wiederaufzurichten? Ruthenbeck: "Es war gar nicht schwierig. Natürlich ist es für uns wichtig und auch elementar in der Ausbildung, dass man Erfolge feiert, dass man Deutscher Meister wird, ins Halbfinale kommt, aber nichtsdestotrotz sollte immer die Entwicklung der einzelnen Spieler Vorrang haben. Und die Entwicklung der letztjährigen U19 war enorm. Ob das Darko Churlinov war, oder Tomas Ostrak, Noah Katterbach, Dominik Becker, Vincent Müller, man könnte noch so viele Jungs nennen. Das Erreichen der Endrunde wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Aber diese eine Niederlage hat das, was wir in diesem Jahr erreicht haben, nicht geschmälert. Als Trainer im Jugendbereich müssen wir immer das große Ganze sehen, und da haben wir vieles richtig gemacht. Wenn man sich an den Spielverlauf erinnert, sollte es an diesem Tag einfach nicht sein. Wir haben auch die Endrunde nicht aufgrund dieses einen Spiels verpasst, sondern weil wir während der Saison unglückliche Phasen hatten, in denen wir viel liegengelassen haben. Wir hatten Verletzungen und Krankheitsfälle, die wir in diesen Phasen einfach nicht kompensieren konnten. Deshalb sollten wir es nicht an diesem einen Spiel festmachen...
Köln-Stars im Urlaub Wüste wird zum FC-Hotspot Tor-Held macht Kinder glücklich
Es ist an der Zeit, die Akkus aufzuladen. Nach einer turbulenten Hinrunde mit einem versöhnlichen Ende haben sich die Profis des 1. FC Köln eine kleine Auszeit verdient. Dabei könnten die Urlaubspläne der FC-Kicker nicht unterschiedlicher aussehen: Der eine genießt die Sonne am Strand, der andere feiert unter dem heimischen Tannenbaum. Und Kölns Tor-Held nutzt die Pause mal wieder, um in seiner Heimat Gutes zu tun. Türkisblaues Meer, feinster Sandstrand und angenehme 27 Grad – so lässt es sich zwischen den Jahren aushalten. Das dachten sich auch Sebastiaan Bornauw und Freundin Ines und jetteten kurzerhand nach Dubai. Die beiden posteten ein Bild, auf dem der FC-Hüne seine hübsche Freundin Huckepack über den Strand trägt. Im Hintergrund ragt die Skyline von Dubai auf. Keine Lust auf nasskalte Weihnachten hatten auch seine Teamkollegen Rafael Czichos, Dominick Drexler und Christian Clemens. Das Trio hat es ebenfalls nach Dubai verschlagen. Während Czichos bereits Heiligabend mit Freundin Ilona und Söhnchen Ben in der Wüstenmetropole verbrachte, reisten Drexler mit Freundin Jule und Clemens mit seiner Lisa am 2. Weihnachtsfeiertag nach.
Zuvor turtelte „Chrille“ noch mit seiner Liebsten in den schneebedeckten Bergen Österreichs. Noah Katterbach zog es ebenfalls in die Ferne. Der Senkrechtstarter urlaubt mit seiner Familie auf der Kanaren-Insel Fuerteventura. Ganz traditionell hielten es Anthony Modeste, Birger Verstraete und Vincent Koziello. Die drei verbrachten Weihnachten jeweils mit der Familie unter dem heimischen Tannenbaum. Während die meisten nur die Seele baumeln lassen, nutzte Jhon Cordoba die freie Zeit, um Gutes zu tun. Der Stürmer besuchte nach dem Hinrunden-Abschluss wie gewohnt seine kolumbianische Heimat Istmina. „Ich freue mich immer sehr darauf. Die Zeit mit meiner Familie gibt mir sehr viel Kraft und Energie“, sagt er. Doch Cordoba ist nicht nur wegen der Familie da, sondern auch, um die Kinder seines Dorfes mit Spielsachen glücklich zu machen. Er brachte Geschenke für mehr als 300 Kids aus armen Verhältnissen mit. Die Aktion trägt den passenden Namen „Giving Smiles“ und ist mittlerweile Tradition. „Ein weiteres Jahr, in dem ich ein Lächeln verschenken konnte“, so der FC-Stürmer zufrieden.
22 Verletzte im FC-Stadion 35-Jähriger wegen Böllerwurfs angeklagt
Es war ein ohrenbetäubender Knall und nicht wenige im Stadion dachten an eine Bombenexplosion. Die Detonation eines Böllers während des Derbys des 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach im September 2019 sorgte für Entsetzen. Kurz vor dem Jahreswechsel hat die Kölner Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen den mutmaßlichen Böllerwerfer (35) erhoben. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn gegenüber der Rundschau. Dem Mann wird die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und die Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen vorgeworfen. Damit droht dem Beschuldigten eine Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren. Durch den sehr lauten Knall wurden 22 Menschen verletzt. Bisher war von 17 Verletzten die Rede. Die Opfer hatten zum Teil massiven Verletzungen erlitten. „Bis heute leiden Menschen unter Hörschäden“, betonte Oberstaatsanwalt Willuhn. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass der 35-Jährige einen in Deutschland nicht zugelassenen Böller gezündet habe. „Der Sprengkörper landete auf der Tartanbahn im Inneren des Stadions in unmittelbarer Nähe der sich dort aufhaltenden Menschen“, ergänzte der Ankläger.
Auf Fernsehbildern und Fotos waren später Menschen zu sehen, die sich schmerzverzerrt die Hände auf die Ohren drückten, darunter beispielsweise Fotografen, Ordner und freiwillige Helfer. Zu der Tat machte der Beschuldigte keine Angaben. Es gab laut Staatsanwaltschaft kein Geständnis oder eine Erklärung, warum es zu dem Wurf kam. Auch wie der Gegenstand in das Stadion geschmuggelt wurde, blieb unklar. „Wir gehen von einem Einzeltäter aus“, sagte der Ankläger weiter. Verbindungen der Tat in die Hooligan- oder Ultra-Szene gebe es nach derzeitigen Erkenntnissen nicht. Anfangs war auch überprüft worden, ob der 35-Jährige Mitwisser hatte. Bei der Kölner Justiz ist der mutmaßliche Täter allerdings kein Unbekannter. Der 35-Jährige ist wegen des Zeigens des Hitlergrußes zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Zu dem Vorfall war es laut Staatsanwaltschaft im Oktober 2018 bei einer Rechten-Demo vor dem Hauptbahnhof gekommen. Gegen das erstinstanzliche Urteil hatte der Mann Berufung eingelegt. Außerdem erhob die Staatsanwaltschaft drei Anklagen in anderen Fällen. Dabei geht es um Beleidigung, Bedrohung und Widerstand. Weitere Details wurden nicht bekannt. Wann es in dem Böllerwurf-Verfahren ein Gerichtsverfahren geben könnte, ist noch nicht abzusehen.
Nach Gerüchten: Kann Stöger irgendwann zum FC zurückkehren?
Als der 1. FC Köln vor sechs Wochen auf die Suche nach einem neuen Trainer und einem neuen Sportchef ging, sollen sich die Geissböcke angeblich über Peter Stöger ausgetauscht haben. Der 53-Jährige ist seit seiner lange Zeit erfolgreichen Amtszeit zwischen 2013 und 2017 der Rekordtrainer des FC. Gibt es für den Österreicher in Zukunft noch einmal eine offene Tür zurück zum FC? Und wird der FC künftig verstärkt auf die Ausbildung eigener Trainer setzen? Mit vier Jahren, fünf Monaten und 21 Tagen ist Peter Stöger der Rekordtrainer des 1. FC Köln. Nie hielt es einen Coach länger auf der Bank der Geissböcke. Beim FC kommt einem diese Zeit vor wie eine halbe Ewigkeit. Nicht nur, dass sie schon eine solche her zu sein scheint, dabei sind es nur zwei Jahre (in denen der FC vier weitere Trainer beschäftigte). Auch im Vergleich zu den anderen Bundesligisten ist der Trainerrekord der Geissböcke harmlos. Zum Vergleich: Volker Finke blieb in Freiburg über 15 Jahre, Christian Streich ist dort jetzt acht Jahre. Otto Rehhagel und Thomas Schaaf saßen jeweils über 14 Jahre in Bremen auf dem Thron. Jürgen Klopp hält gleich bei zwei Klubs die Rekorde – in Mainz mit fast siebeneinhalb Jahren und in Dortmund mit fast sieben Jahren. Das zeigt zweierlei: Erstens, dass der Trainerjob beim 1. FC Köln schon seit jeher eher ein Schleudersitz denn eine Anstellung mit Perspektive war.
Es wird interessant sein zu beobachten, wie der neue Sportchef Horst Heldt die Trainer-Ausbildung bei den Geissböcken vorantreiben wird. Unter Jörg Schmadtke wollte man beim Effzeh, ähnlich dem Mainzer Vorbild, vermehrt auf Nachwuchstrainer setzen und diese kontinuierlich zu Fußballlehrern ausbilden. Inzwischen trainieren von der U17 (Markus Daun) über die U19 (Stefan Ruthenbeck) bis zur U21 (Mark Zimmermann) drei Trainer mit der höchsten Ausbildung die Jugendmannschaften. Auch U16-Trainer Manuel Hartmann wird hoch angesehen, nicht zu vergessen der angehende Fußballlehrer und U17-Meistertrainer Martin Heck und Profi-Assistent André Pawlak. Der Erfolg im Nachwuchs ist auch eng mit diesen Namen verbunden. Zudem leitet mit Matthias Heidrich ebenfalls ein Fußballlehrer das NLZ. Trainerkompetenz ist im Klub also vorhanden. Ob sie nicht nur genutzt, sondern auch weiter gefördert werden wird, werden erst die nächsten Jahre zeigen. Aktuell hoffen die Geissböcke, dass mit Markus Gisdol im Profibereich der Erfolg zurückkehrt – und das nicht nur kurzfristig.
1. FC Köln: Südkoreanischer U17-Nationalspieler verstärkt die U19
33 Punkte aus 14 Spielen, Platz eins in der A-Junioren-Bundesliga West, 38:7 Tore und nur eine Saisonniederlage. Man würde meinen, bei der U19 des 1. FC Köln wäre man hoch zufrieden. Doch Trainer Stefan Ruthenbeck und der Verein haben größere Ziele. Stefan Ruthenbeck über die Hinrunde: „Die Bilanz fällt positiv aus, auch von den Ergebnissen her. Wir sind aber nicht rundum zufrieden. Wir hatten einige Spiele, in denen wir spielerisch nicht ganz überzeugt haben. Positiv ist, dass wir eine klasse Siegermentalität haben. Die Jungs fighten bis zum Ende um die drei Punkte. Spielerisch ist aber noch Luft nach oben.“ Und über personelle Veränderungen in der Winterpause: „Im Januar kommt der südkoreanische Nationalspieler Jae-hwan Hwang (18 ) von Ulsan Hyundai. Er ist uns bei einem Test gegen die U17 Südkoreas aufgefallen und hat anschließend im Training bei uns überzeugt.“
Zu Toptorjäger Sebastian Müller sagt Ruthenbek: „Er ist ein sehr guter Fußballer, beidfüßig, mit einer unglaublich guten Abschlusstechnik. Außerdem ist er im Mannschaftsrat, ein Leistungsträger, der mit führen soll. Wir werden uns im Januar darüber unterhalten, was für ihn und andere Kandidaten der richtige Schritt ist. Man muss abwägen, ob ihnen der Sprung nach oben gut tut, oder ein Verbleib in der U19 besser für die Entwicklung ist. Sebastian ist jedenfalls einer der Spieler, den man sich in Zukunft oben gut vorstellen kann.“ Und über die Ziele für 2020: „Unser Ziel ist es, so gut wie möglich die Saison abzuschließen. Am meisten würde uns aber glücklich machen, wenn immer mehr Spieler bei den Profis ankommen würden. So wie Noah Katterbach, der in der Bundesliga schon gefühlt Stammspieler ist. Das sind Dinge, mit denen wir uns eher messen lassen wollen. Was ist die Meisterschaft wert, wenn wir keine Spieler entwickeln? Klar, Titel tun gut, wie der U17-Titel letzte Saison, sie zeigen, welche gute Arbeit wir leisten. Aber die Priorität ist, die Profiabteilung so gut zu unterstützen wie möglich. Der Austausch mit Markus Gisdol funktioniert dahingehend richtig gut.“
Drei Siege in einer Woche über Leverkusen, Frankfurt und Bremen sorgten fürs Überwintern auf Nichtabstiegsplatz 15 – besser konnte der Ausklang dieser schwierigen Hinrunde für den 1. FC Köln nicht sein. Und deshalb hatte Markus Gisdol auch ein wunderschönes erstes Weihnachten als neuer Kölner Chef-Trainer. In seiner schwäbischen Heimat lässt es sich Gisdol bei seiner Frau Sylvia und den Kindern Louis und Lea in diesen Tagen gutgehen. Für das Menü am Heiligabend hatte der Coach gesorgt. Wie jedes Jahr gab es im Hause Gisdol eingedrehte Weinwürste und tschechischen Kartoffelsalat. Gisdol tankt im Kreise seiner Liebsten auf und schaltet ab vom Stress im Bundesliga-Abstiegskampf. Viel Zeit zur Besinnung bleibt Gisdol freilich nicht. Schon am 3. Januar nimmt der FC das Training wieder auf, düst einen Tag später ins Trainingslager nach Benidorm (Spanien).
Die U21 des 1. FC Köln blickt auf ein hervorragendes Kalendarjahr 2019 zurück. Auch wenn es mit fünf sieglosen Spielen in die Winterpause ging. Wir haben mit dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums gesprochen. Matthias Heidrich über die Hinrunde des 1. FC Köln II: "Ich will hier mal das ganze Kalenderjahr 2019 in Betracht ziehen: das war ein fantastisches Jahr für den 1. FC Köln II. Unsere U21 war die beste Rückrundenmannschaft in der vergangenen Saison und beendet die neue Serie zur Pause auf Platz fünf. Wir sind hochzufrieden. Dabei muss man bemerken, dass es nach der überragenden Rückrunde nicht selbstverständlich war, dass es die abgelaufene Hinrunde positiv verlaufen würde. Wir haben einen großen Umbruch vollzogen und das komplette Trainerteam ausgewechselt. Alles musst erst einmal ineinander greifen und alle mussten sich kennenlernen. Umso höher ist die gute Hinrunde zu bewerten. Zu der Wahrheit gehört aber auch, dass wir sehr gut durch unsere Jungprofis unterstützt wurden. Ich hoffe, dass auch in Zukunft der Austausch zwischen Profis und der U21 so hervorragend klappt."
Heidrich zu personellen Veränderungen in der Winterpause: "Ich will hier noch keine Spielernamen nennen, aber die Veränderungen wird es geben. Uns werden mehrere Akteure verlassen und wir planen auch mit Zugängen. Da sind dann auch schon Vorgriffe für den Sommer dabei." Und die Ziele für 2020: "Wir haben keinen echten Torjäger in unseren Reihen. Darko Churlinov, der nur neun Spiele für uns absolvierte, ist mit sieben Treffer unser erfolgreichster Torschütze. Da wollen wir in der Rückrunde schon einen Spieler kreieren, der uns viele Tore schießt. Auf der anderen Seite haben wir eine Menge Spieler, die bereits einen oder mehrere Treffer erzielt haben. Das ist auch gut, weil wir so unberechenbarer sind. Was die Platzierung angeht, da hegen wir keine großen Ambitionen. Die ersten vier Mannschaften sind schon zu weit weg und da schauen wir auch nicht hin. Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen die Jungs einfach nur stetig weiterentwickeln und zu besseren Fußballern machen. Wir fangen am 4. Januar wieder an. Vom 11. bis zum 18.11. geht es ins Trainingslager ins spanische La Manga. Am 27. Januar freuen wir uns dann auf den Ligaauftakt gegen Rot-Weiss Essen vor hoffentlich vielen Zuschauern."
Sörensen, Özcan und Co. Verliehene FC-Stars zwischen Euro-Lust und Bankfrust
Beim FC hatten sie keine Chance (mehr) – und in der Ferne? Sieben Spieler, die noch einen laufenden Köln-Vertrag besitzen, sind aktuell verliehen und wollen bei anderen Klubs Spielpraxis sammeln. Express gibt einen Überblick: So läuft es für Sörensen, Özcan, Horn & Co.! Wenn Sportboss Horst Heldt und sein Team die FC-Zukunft planen, spielen die folgenden Akteure unweigerlich eine Rolle. Der Klub muss bewerten, welche verliehenen Kölner zurück ans Geißbockheim kommen sollen – und für wen ein dauerhafter Abnehmer her muss!
Frederik Sörensen: Der Däne ist der große Gewinner der Leihspieler. Beim FC wurde er aussortiert, stand nach dem Abstieg 2018 nur noch mickrige 46 Minuten auf dem Platz. Ganz anders sieht es bei seinem neuen Klub Young Boys Bern aus: Sörensen (22 Pflichtspiele seit Ende August) ist Stammspieler, war in der Europa League unterwegs – und überwintert in der Schweizer Liga auf Platz eins. Und das, obwohl er beim FC unter Ex-Coach Markus Anfang offenbar als zu schwach für die 2. Liga eingeschätzt wurde. Kann Sörensen in der Rückrunde an diese Leistungen anknüpfen, wird Bern Bock auf eine Weiterbeschäftigung haben. Und Sörensens Interesse an einer Rückkehr zum FC (Vertrag bis 2021) dürfte sich nach dem verschenkten letzten Jahr in Grenzen halten.
Salih Özcan: Er galt lange als das größte Talent im Profi-Kader, reifte beim FC zum Bundesliga-Profi – doch der entscheidende nächste Schritt kam einfach nicht. Özcan brauchte im Sommer eine Luftveränderung. Eigentlich wäre der Vertrag des zentralen Mittelfeldspielers 2020 ausgelaufen und Ex-Sportboss Armin Veh hatte eine Verlängerung bereits aufgegeben – aber dann konnte man sich doch auf einen neuen Kontrakt bis 2021 und eine Leihe zu Zweitligist Kiel einigen. Dort kam Özcan zum Jahresabschluss immer besser in Fahrt, in den letzten fünf Partien gelangen ihm drei Tore und drei Vorlagen. Es scheint, als wäre Kiel genau der richtige Schritt für ihn gewesen. Kann der U21-Nationalspieler sich so auf Umwegen sogar noch beim FC durchsetzen? Özcan steht im Sommer vor einer spannenden Entscheidung, Holstein hat eine Kaufoption.
Jannes Horn: 2017 kam Horn für sieben Millionen Euro aus Wolfsburg mit vielen Hoffnungen nach Köln. Wirklich durchsetzen konnte sich der Linksverteidiger zu keiner Zeit. Und bei Hannover 96 sieht es nicht viel besser aus! Kurz nach Zweitliga-Start wurde Horn (FC-Vertrag bis 2022) zu den Niedersachsen verliehen, seitdem stand er nur fünfmal in der Startelf. Auch bei ihm könnte eine Kaufoption greifen – derzeit gibt es aber kaum Argumente, warum 96 diese ziehen sollte. Immerhin: Kurz vor Weihnachten wurde Horn von Neu-Coach Kenan Kocak auf ungewohnter Position in der Innenverteidigung eingesetzt und bekam Extra-Lob.
Die Youngster: Auch ein Youngster-Quartett soll sich abseits des Geißbockheims weiterentwickeln: Mittelfeld-Regisseur Tomas Ostrak (19, TSV Hartberg, FC-Vertrag bis 2022) zählt zu den größten FC-Talenten und sammelt derzeit in Österreich Bundesliga-Erfahrung (9 Einsätze, 1 Tor). Jan-Christoph Bartels (20, SV Wehen, FC-Vertrag bis 2021) erwischte es ganz bitter. Er erkämpfte sich am 8. Spieltag einen Startelf-Platz im Tor des Zweitligisten aus Wiesbaden, musste aber direkt nach Anpfiff wegen eines Sehnenrisses raus. Yann Aurel Bisseck (19, FC-Vertrag bis 2022) wurde Anfang 2019 zunächst nach Kiel geschickt, wo er aber keine Chance hatte, und zog dann im Sommer zum niederländischen Zweitligisten Roda JC weiter. Die Hälfte der Hinrunde verpasste er verletzt, zuletzt stand der Innenverteidiger zweimal in der Startelf. Joao Queiros (21, FC-Vertrag bis 2022), den Ex-Manager Jörg Schmadtke (55) 2017 für drei Millionen Euro zum FC holte, hat beim niederländischen Erstligisten Willem II keine Chance. Der portugiesische Innenverteidiger kommt nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz.
Zwischenzeugnis für den neuen FC-Vorstand Finanziell auf Horstmanns Spuren?
Der neue Vorstand des 1. FC Köln ist nun seit mehr als drei Monaten im Amt. Wir nutzen die Winterpause, um einen Blick auf die wichtigsten Handlungsfelder zu werfen und zu analysieren, wo sich bereits etwas getan hat – und wo nicht. Der zweite Text beschäftigt sich mit den Finanzen. Zugegeben, eine ganz neue Situation ist es für den Präsidenten nicht. Denn schon einmal fand Werner Wolf den 1. FC Köln finanziell angeschlagen vor, als er die Zügel an der Vereinsspitze übernahm. Das war 2011, nachdem Wolfgang Overath spontan hingeschmissen hatte und Wolf als damaliger Verwaltungsratsvorsitzender interimsweise einspringen musste. Die aktuelle Situation unterscheidet sich leicht davon: Wolf ist seit rund 100 Tagen gewählter Präsident, die Finanzen sehen nicht ganz so dramatisch aus wie vor acht Jahren. Trotzdem klingeln im Umfeld bereits einige Alarmglocken. Wie ist das möglich?
Als Alexander Wehrle den FC-Mitgliedern im September die Zahlen aus dem Jahresbericht der Saison 2018/19 verkündete, war ihm der Stolz deutlich anzumerken: „Unser Ziel war der sofortige Wiederaufstieg. Hätten Sie mich vor der Saison gefragt, wäre ich mit der Zielerreichung Aufstieg auch bereit gewesen, einen kleinen Verlust zu akzeptieren. Aufstieg und positives Ergebnis in Liga 2 sind eine fantastische Leistung auf allen Ebenen” sagte der Geschäftsführer auf der Mitgliederversammlung. Zu den hohen Transferausgaben im Sommer 2019, denen kaum Einnahmen gegenüberstanden, fügte er hinzu: „Etablieren wir uns, lohnen sich die Investitionen. Wir könnten auch einen erneuten Abstieg verkraften.“ Seit der Mitgliederversammlung vergingen jetzt rund 100 Tage. In dieser Zeit tauschte der FC nicht nur hochrangiges Personal für viel Geld aus, sondern geriet auch in Abstiegsnähe. Im Zuge dessen sickerten auch aktuelle Zahlen in der Presse durch, die Wehrles schon damals zweifelhafte Mär vom finanzstarken 1. FC Köln weiter entkräfteten. Viele Fans fühlen sich daher inzwischen an die Ära von Wehrles Vorgänger Claus Horstmann erinnert – und das nicht ganz zu Unrecht...
Wie sich das in Zahlen ausdrückt, machte der in diesen Angelegenheiten gut informierte Express kürzlich bekannt: Insgesamt drohe dem effzeh im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 einen Verlust von 20 Millionen Euro – auch wenn die Zahlen erst im nächsten Jahr von Vereinsseite genannt werden dürften. Bereits im vergangenen Winter habe Armin Veh gesagt, der Kader koste 53 Millionen Euro pro Saison, sei aber deutlich überbezahlt. Einen Kurswechsel schlug Veh jedoch nicht ein. Er wurde kaum einen teuren Spieler los, holte dafür aber viele dazu und stattete sie mit langfristigen Verträgen aus. Auf kostengünstige Leihspieler verzichtete er. Gemäß dem Express gab der Club seit Januar 2018 rund 50 Millionen Euro aus – alleine an Ablösesummen. Gehälter muss er schließlich auch noch bezahlen. Nicht nur für die Spieler, sondern auch für die leitenden Angestellten. Dort sollen aktuell Armin Veh (1,8 Mio. €), Horst Heldt (1,5 Mio.), Alexander Wehrle (1,1 Mio.), Achim Beierlorzer (1,5 Mio.), Markus Gisdol (1 Mio.) und Frank Aehlig (400.000 €) zu Buche schlagen. Ein Dementi des 1. FC Köln zu diesen Zahlen gab es nicht.
Dass der 1. FC Köln ins finanzielle Risiko für sportlichen Erfolg geht, ist eine frappierende Parallele zu den Horstmann-Jahren. Eine weitere ist die Verschleierung der schlechten Situation. Sprach Leki damals noch darüber, dass der Plan “nur aufgehen” müsse, sagte Alexander Wehrle etwas verklausulierter zu den Mitgliedern: “Etablieren wir uns, lohnen sich die Investitionen.” Obwohl er betonte, dass der Club auch einen erneuten Abstieg verkraften könne, ist der Umkehrschluss eindeutig: Bei einem Abstieg waren ein Großteil der Investitionen nutzlos. Auch Wehrles Gerede über das hohe Eigenkapital des Clubs, das dem effzeh die hohen Investitionen ermögliche, war eine Nebelkerze. Hohes Eigenkapital bedeutet unter anderem eine hohe Kreditwürdigkeit, aber kein Bankvermögen oder “anfassbares Geld”. Zur Liquidität, die über letzteres Aufschluss gäbe, verlor Wehrle in den letzten Monaten auch auf Anfrage kein Wort. Angesichts der unvorhergesehenen Ausgaben wie den Abfindungen für Armin Veh und Achim Beierlorzer stellt sich auch folgende Frage: Kann sich der effzeh alle regulär anfallenden Kosten noch leisten?
Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten wiegt ein kürzlicher Verlust auf höchster Ebene umso schwerer: Mit Jürgen Sieger trat nicht nur der Vizepräsident zurück, sondern auch derjenige mit dem größten ökonomischen Sachverstand. Es war neben Werner Spinner vor allem Sieger, der die wirtschaftliche Gesundung des Clubs als Aufsichtsratsvorsitzender bis zu seinem Rauswurf 2016 vorantrieb. Weder Werner Wolf noch Eckhard Sauren können eine ähnliche wirtschaftliche Kompetenz aufweisen. Auf Siegers Wissen und Eigenschaften verzichten zu müssen, ist für den FC ein schwerer Schlag, von dem das Umfeld bislang kaum Notiz nimmt. Das gilt jedoch auch für die angespannte finanzielle Lage. Existenziell gefährdet ist der Club bislang zwar nicht. Doch ein erneuter Abstieg, das dürfte allen im Geißbockheim klar sein, würde den 1. FC Köln vor deutlich größere Schwierigkeiten stellen als der letzte. Werner Wolf wird daher entschlossener und überlegter vorgehen müssen als zu seiner Zeit im Verwaltungsrat, wenn er den Verein nicht in eine ähnliche Krise stürzen will. Denn trotz des bisherigen Verzichts auf “ultima ratio”-ähnliche Maßnahmen wie die Veräußerung von Transfer- oder gar Geschäftsanteilen: Die finanziellen Probleme des effzeh können kaum noch verschleiert werden. Auch wenn Wehrle dies kürzlich wieder versuchte. Dem Express sagte er zu möglichen Wintertransfers: “Wir sind voll handlungsfähig.” Kommt das jemandem bekannt vor? Ja? Richtig. Claus Horstmann sagte im Oktober 2011 dasselbe.
„Die Geschichte hat uns tief getroffen“ Stöger redet über FC-Austritt & Köln-Rückkehr
Er prägte die jüngere FC-Historie wie kaum ein anderer: Peter Stöger war von 2013 bis 2017 Kölns Trainer, der Österreicher führte den FC erst zurück in die Bundesliga und dann in die Europa League – bevor in der Saison 2017/18 plötzlich gar nichts mehr funktionierte. Kann er sich trotzdem eine Rückkehr vorstellen? Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht Stöger über eine Rückkehr auf die Trainerbank: „Ich habe wirklich schon in vielen Positionen gearbeitet. Als Sportvorstand kann ich der Austria am besten helfen, die Arbeit macht mir Freude. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr als Trainer arbeiten werde. Denn der ganz enge Kontakt zu den Spielern fehlt mir gelegentlich schon, den vermisse ich.“ Und seine Zeit beim 1. FC Köln: „Die Zusammenarbeit war über eine lange Zeit so super und harmonisch. In der Rückschau macht mich das stolz. Ich denke, wir alle haben über eine lange Zeit beim FC schon viel richtig gemacht. Die Zeit beim FC war schon echt lässig.“
Und zu seinem seinen Austritt aus dem Verein im September sagte Stöger: „Wissen Sie, der FC hat 115 000 Mitglieder, da sind wir zwei nicht so wichtig. Toni (Ex-Vizepräsident Schumacher, d. Red.) hat das auf der Versammlung publik gemacht, das war so nicht mit uns besprochen und auch nicht gewollt. Es war aber irgendwann klar, dass wir diesen Schritt machen müssen.“ Und über die Gründe für seinen FC-Austritt: „Es ging nicht um diese Gesänge einiger Fans beim Spiel in Wolfsburg, auch wenn die natürlich daneben waren. Uns hat eher der Umgang der Verantwortlichen zu dem Thema geärgert und auch traurig gemacht. Seit Monaten kursierten ja in der Kölner Öffentlichkeit, nicht in den Medien, diese Gerüchte (um eine angebliche Affäre von Stögers Lebensgefährtin Ulrike Kriegler mit Ex-Manager Jörg Schmadtke, d. Red.), die einfach nur absoluter Blödsinn waren. Wir hätten uns gewünscht, dass der Verein da mal eingegriffen und gegengesteuert hätte. Die Verantwortlichen haben doch alle gewusst, dass das Schwachsinnsgerüchte sind. Aber für sie war das wohl eine unangenehme Geschichte, die man nicht anpacken wollte. Vom Verein kam da jedenfalls nichts. Und das war schwach. Die Geschichte hat uns tief getroffen.“
Zur Abstiegssaison 17/18 sagte er: „Wir hatten zuvor zusammen unfassbar tolle Momente erlebt. Das waren Höhepunkte für den ganzen Verein, die man wohl nicht toppen kann. Die Erwartungshaltung wurde höher. Aber dann verließ uns im Sommer Tony Modeste, die neuen Transfers waren sicherlich nicht optimal, dazu kamen später unfassbar viele Verletzte. Wir haben zusammen keine Lösungen gefunden, um das irgendwie aufzufangen. Auch ich nicht. Da ist wirklich sehr viel zusammengekommen. Am Ende hat wohl jeder nur versucht, seine eigene Haut zu retten. Den Spielern will ich da keinen großen Vorwurf machen. Die hatten bis zum Schluss alles gegeben, sich aber nie belohnt. Ich hätte sicherlich zuvor hinwerfen können, mir lag damals ein Angebot als Teamchef von Österreich vor. Aber das kam für mich zu dem Zeitpunkt nicht infrage, ich wollte den FC nicht im Stich lassen und den Mist reparieren. Es war aber nicht so, dass Jörg und ich nicht mehr miteinander redeten, meine Güte, wir hatten ja schließlich jahrelang gut zusammengearbeitet. Wir hatten keinen echten Streit, waren aber in einigen Dingen nicht mehr einer Meinung.“ Und eine mögliche Rückkehr zum FC: „Ich kenne den FC im Prinzip so gut wie die Austria. Ich denke nicht jeden Tag darüber nach, aber natürlich ist das in Zukunft nicht ausgeschlossen. Dafür war die Zeit in Köln ja auch überwiegend überragend. Ich denke immer noch gerne an sie.“
Heldt öffnet sein Köln-Album „Litti war mein Papa!“
„Da war ich gerade Profi geworden. Habt Ihr die Socken gesehen. Hammer, oder?“ Sport-Boss Horst Heldt schaut ungläubig und mit einem Lächeln auf eines der ersten Fotos von ihm als FC-Profi. Anfang der 90er Jahre war er damals zu Besuch in der Kölner Bild-Redaktion. Weißes Hemd, schwarze Weste, bunte Socken. „Und die Sonnenbrille könnte ich heute wieder rausholen“, sagt er 19 Jahre später. Mensch Hotte, wie die Zeit vergeht! Kölns Sport-Boss öffnet sein Klub-Fotoalbum, schaut zurück auf seine unvergessliche FC-Vergangenheit und gerät ins Schwärmen – vor allem bei den Fotos mit FC-Legende Pierre Littbarski. „Litti war mein Papa, mein Ziehvater hier in Köln. Der war immer für mich da und hat mir unheimlich geholfen, als ich damals jung dazu kam.“ Bis heute ist eine besondere Beziehung geblieben zwischen den kölschen Ex-Profis.
Ex-Trainer Morten Olsen hat Kölns heutigen Sport-Boss Horst Heldt geprägt. „Ein Super-Trainer – einer der drei besten, die ich hatte. Ein Wahnsinniger in der Kabine. Da hat er in der Pause immer alles kurz und klein getreten. Aber die Inhalte, die er geliefert und rübergebracht hatte, waren enorm. Und wenn wir um den Weiher gelaufen sind, war er der Erste, der fertig war. Morten Olsen war es auch, der gesagt hat, dass es besser ist, zu gehen. Trotzdem einer meiner besten Trainer aller Zeiten... „Guck' sie dir an“, sagt Heldt und spaziert über das Foto der FC-Mannschaft von 1993. „Was für eine Truppe!“ Heldt erinnert sich: „Hansi Flick, Frank Ordenewitz, Karsten Baumann, Falko Götz, Henrik Andersen, Litti und Anders Giske. Der war ein Vorzeige-Profi, vertrug aber keinen Alkohol. Damals waren wir auf Tour. Er hat ein Bier getrunken und danach den halben Bus auseinander genommen. Das vergisst man auch nicht so schnell. Und mit Hannes Linßen hatten wir damals einen Mega-Co-Trainer.“
Diese Wintertransfers könnten beim 1. FC Köln anstehen
Der gebürtige Kölner und derzeitiger Schalker Mark Uth könnte die Mannschaft des 1. FC Köln verstärken. Ein Wechsel auf Leihbasis wäre möglich. Vier Ersatzspieler könnten den FC hingegen verlassen. Angesichts der lange Zeit schwachen Hinrundenausbeute des 1. FC Köln wurde die Bundesligatauglichkeit des Kaders zunehmend infrage gestellt. Damit einher gingen Forderungen an die Sportliche Leitung, während der Transferzeit im bevorstehenden Januar aktiv zu werden. Der im November ans Geißbockheim gekommene Horst Heldt hatte sich zunächst zurückhaltend geäußert, was Wintertransfers anbelangt. Kürzlich aber sagte der Sportchef, dass man durchaus über Verstärkungen nachdenken. Womöglich erhält darüber hinaus noch das eine oder andere Talent die Chance, sich im Training mit den Profis aufzudrängen. Sava-Arangel Cestic, der 1,92 Meter lange Innenverteidiger der A-Junioren, könnte einer von ihnen sein. Womöglich darf er mit ins Trainingslager nach Benidorm (4. bis 11. Januar) reisen. Auch die Spekulationen um einen Winterwechsel auf Leihbasis bis zum Sommer von Mark Uth nehmen Fahrt auf. Der gebürtige Kölner spielt bei David Wagner keine Rolle. Nur 351 Spielminuten kam er in dieser Bundesligasaison zum Einsatz.
Klaus Fischer, die am Freitag 70 Jahre alt gewordene Schalker Torjäger-Legende – von 1981 bis 1984 auch für den 1. FC Köln aktiv (96 Spiele, 31 Tore) – riet Mark Uth kürzlich in den „Ruhr Nachrichten“: „Je länger Mark sich nicht beweisen kann, desto mehr wird er nachdenken, woran es liegt. Das ist kein guter Zustand. Er muss an sich glauben und Tore schießen. Das hilft vor allem bei Stürmern, um wieder in Tritt zu kommen.“ Nach dem Kölner Abstieg 2012 hatte man Uth den Durchbruch bei den FC-Profis nicht zugetraut. Über den niederländischen Erstligisten SC Heerenveen kam er 2015 nach Hoffenheim. Von dort kennt ihn auch FC-Trainer Markus Gisdol. Neben der Verpflichtung von Spielern plant die Sportliche Leitung die Abgabe von mehreren FC-Profis während der am Mittwoch beginnenden Transferperiode. Denn der Kader ist mit 25 Feldspielern größer als geplant. Zu den Kandidaten, die man abgeben würde, gehört Vincent Koziello. Für ihn auf Leih- oder Kaufbasis einen Interessenten zu finden, dürfte aber nur in Frankreich möglich sein. Ebenfalls keine Rolle spielten in der Hinrunde Matthias Bader, Niklas Hauptmann und Lasse Sobiech.
Mehr Ruhe in 2020? Der FC darf sich nicht weiter lahm legen
Das Jahr 2019 hat gezeigt, wie der 1. FC Köln demokratisch funktionieren kann – und wie nicht. Die vergangenen zwölf Monate zeigten, dass solange sich einzelne Personen zu wichtig nehmen und ihre eigenen Interessen vor jene des Klubs stellen, Machtspiele an der Tagesordnung sind. Es wurde einmal mehr deutlich, dass nicht die Strukturen das Problem des FC sind, sondern die handelnden Personen. Das Jahr 2019 hat politische Ränkespiele beim 1. FC Köln erlebt, die in ihrer Häufung selbst für die Geissböcke erstaunlich waren. Der Sturz Werner Spinners durch Vizepräsidenten, Geschäftsführung und Gemeinsamen Ausschuss. Das unwürdige Schauspiel eines Interimspräsidiums, das sich derart misstraute und verachtete, dass man sich nicht einmal mehr zu dritt in einen Raum setzen wollte. Ein zeitweise praktisch nicht mehr existenter Austausch zwischen Vorstand und Mitgliederrat. Zwei Vizepräsidenten, die lieber mit persönlichen Abrechnungen abtraten als mit einem Signal für eine neue Einheit. Ein neuer Vorstand, der nach drei Monaten schon wieder gesprengt war. Teile des Mitgliederrates, die nach diesen drei Monaten bereits wieder Kritik an jenem neuen Vorstand üben, den sie gerade erst ausgewählt und ins Amt gehoben haben.
All diese Konflikte im Jahr 2019 basierten auf persönlichen Befindlichkeiten. Der 1. FC Köln rühmt sich für eine der demokratischsten Satzungen im deutschen Profi-Fußball. Wer die Vereinsmeierei der letzten Monate jedoch beobachtete, konnte meinen, er habe es mit einem Provinzverein zu tun. Der FC legte sich in 2019 regelmäßig selbst lahm, Verantwortungen mussten neu definiert werden, Personen wurden ausgetauscht, der Fokus der Öffentlichkeit lag erstaunlich häufig nicht eben auf dem Sport, den einen Fußballklub eigentlich ausmachen soll, sondern auf der Vereinspolitik. Ein Umstand, den der Vorstand genauso wie die sportliche Interims-Leitung im November zu spüren bekamen. Mehr oder weniger offen ließen die Verantwortlichen durchblicken, dass sie auf der Suche nach einem neuen Geschäftsführer Sport und nach einem neuen Trainer auf Widerstände gestoßen waren. Widerstände, die sich der Klub selbst zuzuschreiben hatte. Vermeintliche Kandidaten winkten dankend ab ob der politischen Situation am Geißbockheim. Das Jahr 2019 dürfte als eines jener Jahre in die Vereinschronik eingehen als eine Zeit höchster Spannung und tiefer Spaltung im Klub.
Dabei muss der 1. FC Köln in 2020 dringend zur Ruhe kommen. Es geht um das sportliche Überleben in der Bundesliga, um die Ausrichtung des Klubs für die kommenden fünf bis zehn Jahre. Der Ligaerhalt steht über allem, dahinter folgen die beiden Großprojekte Geißbockheim-Ausbau und Stadionfrage. Dafür bedarf es jener Einheit, die Sportchef Horst Heldt zuletzt beschwor. Bis auf die Nachfolge-Regelung für Jürgen Sieger im Herbst 2020 stehen keine politischen Wahlen oder Wahlkämpfe an. Der Verein könnte also nach den kräftezehrenden Wahlen 2018 (Mitgliederrat) und 2019 (Vorstand) endlich mal durchschnaufen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dafür aber müssten alle handelnden Personen ihre Egos und Befindlichkeiten hinten anstellen. Nur dann können die demokratischen Strukturen auch funktionieren.
Derzeit ist beim 1. FC Köln noch Urlaubsstimmung angesagt, doch ab Anfang des kommenden Jahres wird es für die „Geißböcke“ wieder ernst: Im Trainingslager im spanischen Benidorm wird die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol vom 4. bis zum 11. Januar an ihrer Form feilen. Bekannt war bisher, dass der effzeh in diesen Tagen gegen den belgischen Meister KRC Genk (10. Januar) testen wird. Nun ist auch ein zweiter Formcheck offiziell: Der Bundesliga-15. wird am 7. Januar sein erstes Freundschaftsspiel des neuen Jahres gegen den KV Mechelen bestreiten. Das verkündete der belgische Pokalsieger am Freitag auf Twitter. Für die „Geißböcke“, die am 18. Januar mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg in die Bundesliga-Rückrunde starten, gibt es somit im Trainingslager in Benidorm einen Test-Doppelpack gegen Teams aus dem belgischen Nachbarland.