Angreifer schnell ein gewichtiger Faktor im Kölner Spiel
Einfach Uth! Wie der verlorene Sohn den FC auf ein anderes Level hebt
Es ist die tausendmal erzählte Geschichte vom verlorenen Sohn: Als Schalker Leihgabe blüht Mark Uth (2 in seiner Heimatstadt wieder auf - und hievt den 1. FC Köln auf eine andere Ebene.
Es ist immer der Lauf der Dinge, der die Menschen klüger werden lässt. Das ist im Leben so, in der Politik, auch im Sport. Spottete man vor Wochen noch darüber, dass sich der FC Schalke per Vertragsklausel garantieren ließ, dass Mark Uth nach seinem Wechsel zum 1. FC Köln gegen sein nunmehriges Ex-Team nicht auflaufen darf, ist dem Beobachter mittlerweile bewusst, dass diesem Spielverbot in erster Linie Selbstschutz zugrunde lag. Denn seine bisherige Bilanz legt den Schluss nahe: Mit Mark Uth in der Kölner Offensive hätten die Schalker in der Vorwoche womöglich noch höher verloren als 0:3. Einfach gut - einfach Uth.
...Acht Scorerpunkte (vier Tore, vier Assists) stehen nach sieben Spielen im Trikot der Kölner auf dem Konto - Uth stellt längst einen gewichtigen Faktor im Spiel der Geißböcke dar. ... Es ist die tausendmal erzählte Geschichte vom verlorenen Sohn: Als Schalker Leihgabe blüht Mark Uth (2 in seiner Heimatstadt wieder auf - und hievt den 1. FC Köln auf eine andere Ebene.
Mark Uth Dass er ausgerechnet in der Geburtsstadt aufblüht, ist kein Wunder: Mark Uth.imago images Es ist immer der Lauf der Dinge, der die Menschen klüger werden lässt. Das ist im Leben so, in der Politik, auch im Sport. Spottete man vor Wochen noch darüber, dass sich der FC Schalke per Vertragsklausel garantieren ließ, dass Mark Uth nach seinem Wechsel zum 1. FC Köln gegen sein nunmehriges Ex-Team nicht auflaufen darf, ist dem Beobachter mittlerweile bewusst, dass diesem Spielverbot in erster Linie Selbstschutz zugrunde lag. Denn seine bisherige Bilanz legt den Schluss nahe: Mit Mark Uth in der Kölner Offensive hätten die Schalker in der Vorwoche womöglich noch höher verloren als 0:3. Einfach gut - einfach Uth.
Anzeige Die Zwangspause brachte den Offensivallrounder nicht aus dem Rhythmus. Auch beim 2:1-Erfolg in Paderborn tat er das, was er mit schöner Regelmäßigkeit seit dem Wechsel in seine Heimatstadt tut: Uth schafft Momente, die dem Gegner wehtun und den FC in Position bringen. Beim Mitaufsteiger leistete er zu beiden Treffern die Vorarbeit, zweimal schoss er selbst auf Tor. Acht Scorerpunkte (vier Tore, vier Assists) stehen nach sieben Spielen im Trikot der Kölner auf dem Konto - Uth stellt längst einen gewichtigen Faktor im Spiel der Geißböcke dar.
Es ist die tausendmal erzählte Story vom verlorenen Sohn Dass er sich vor den Spitzenkräften nicht verstecken muss, unterstrich er auch in Dortmund (1:5) und gegen den FC Bayern (1:4), wo den Kölnern die Grenzen aufgezeigt wurden. Seine Geschichte ist bekannt, es ist die tausendmal erzählte Story vom verlorenen Sohn, der heimkehrt und endlich glücklich wird. Sein Werdegang ist auch ein Plädoyer dafür, dass Geduld bei der Entwicklung von Talenten immer eine Rolle spielen sollte, denn wer sie verliert, hat oft das Nachsehen.
Während der Jahre in Heerenveen und Almelo konnte Uth in Ruhe reifen, in Holland fand er Geduld und Verständnis. Er folgte einem Karriereplan mit Leihe und Rückkehr, erhielt immer mehr Einsatzzeiten und zahlte zurück mit Toren. Der Schritt in die Bundesliga nach Hoffenheim fand ebenso fast im Stillen statt. Erst seine Tore weckten die Kölner Verantwortlichen wieder, ein Wechsel scheiterte 2017 an der Ablöse, ein Jahr später war der FC als Zweitligist keine Option mehr, und Schalke griff zu - ablösefrei.
Die "weichen Faktoren" erleichterten den Wechsel Von den schweren Zeiten bei S04 mit einer Verletzungsserie, die ihn fast eineinhalb Jahre seiner Karriere kostete, erholt Uth sich nun beim 1. FC Köln - es ist aktive Erholung der besonderen Art. Uth belegt Spiel für Spiel, dass er nicht einfach gut ist, sondern vor allen Dingen gut für etwas. Es ist auch sein Talent, das den FC gegenüber der direkten Konkurrenz auf eine andere Ebene hievt. Dabei spielt der gelernte Stürmer meist auf der Zehn, mal als Ballverteiler im letzten Drittel wie ein klassischer Regisseur, mal als nachstoßender Zentrumsspieler um die Spitze herum. Er schleicht sich mit Raffinesse zwischen die Ketten und beherrscht den Ball, auch den ruhenden: Seine Ecken sind ebenso gefährlich wie seine Freistöße.
Dass Uth ausgerechnet in der Geburtsstadt aufblüht, ist kein Wunder. Gerade die "weichen Faktoren" sind es, die ihm den Wechsel erleichterten und die Kölner Fans von einer Zukunft mit ihm träumen lassen. Das Gefühl, "daheim zu sein", die hohe Identifikation mit Klub und Stadt und natürlich das Offensivkonzept, das auf ihn zugeschnitten wurde. Markus Gisdol hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie wichtig ihm Uth als Führungsspieler ist. Mehr Vertrauen geht nicht. Kann der FC diesen Spieler fest verpflichten? Schalke wird ihn nicht mehr sehen, das scheint klar. Doch wie viel verlangt S04 für den Spieler, der noch bis 2022 unter Vertrag steht? Stand heute ist die Zukunft ungeklärt, das Gefühl in Köln ist gut, auch bekannt ist, dass Uth die Premier League kennenlernen möchte. Doch zunächst konzentriert er sich auf das, was von ihm und den Kollegen erwartet wird. ... https://www.kicker.de/772495/artikel/ein...eres_level_hebt (Dieser Text erschien erstmals am 9. März in der Print-Ausgabe des kicker)
Auch in schwierigen Zeiten: Fußball ist immer noch wichtig Unser Autor fragt sich, ob es in dieser Situation überhaupt angemessen ist, an Fußball zu denken. Klar, die Lage ist ernst – aber der Fußball gibt vielen Menschen auch Halt, findet er.
Es mutet bizarr an, wenn man darüber nachdenkt, dass die DFL vor einer Woche noch fest darauf bestand, den 26. Spieltag in der Bundesliga durchziehen zu wollen. Vor neun Tagen spielte mit Atletico Madrid eine Mannschaft aus einer stark betroffenen Region in Liverpool, die Bilder des feiernden Diego Simeone hatten damals schon etwas Makabres. Seither ist viel passiert.
Die Pandemie des Corona-Virus und die Maßnahmen zu dessen Eindämmungen sorgen dafür, dass unser aller Leben sich verändert und jetzt plötzlich ganz basale Dinge das Denken bestimmen – die Sicherheit und Gesundheit von Familie und Freunden, genug Nahrungsmittel und ein Dach über dem Kopf zu haben. Das soll nicht heißen, dass sie es sonst nicht tun, nur eben vielleicht nicht ganz so deutlich, weil andere Dinge dominieren – der Stress im Job, Freizeitaktivitäten oder auch Sport und damit schlussendlich auch der Fußball.
Fußball ist als wichtigste Gewohnheit weggebrochen Während vor einer Woche noch die große Frage war, wann der Fußballbetrieb endlich gestoppt wird, machen sich viele in dieser dramatischen Woche Gedanken darüber, wann und ob es überhaupt weitergeht mit diesem Sport. Denn: Fußball war in Prä-Corona-Zeiten die wichtigste Gewohnheit für viele von uns. Der Fußball schwang immer mit, ohne dass wir uns großartig darüber den Kopf zerbrochen hätten. Am Wochenende ist Bundesliga, unter der Woche Champions League, im Mai qualifiziert sich der 1. FC Köln für die Europa League, im Sommer gibt es Transfergerüchte und manchmal ein großes Turnier. Für das Jahr 2020 hat sich das mit der Europameisterschaft nun ja eh schon erledigt, der Rest wohl auch. Ich frage mich, wann das alles wiederkommen wird.
Aktuell sind alle Tage gleich, Normalität wechselt sich ab mit bedrückenden Fragen über das, was als Nächstes kommt. Dabei taucht auch häufig die Frage auf, was denn eigentlich wirklich wichtig ist und ob der Fußball dazugehört – und ob man in diesen Zeiten überhaupt an Fußball denken darf.
Ja, die Lage ist schlimm – und der Fußball fehlt mir Natürlich ist Fußball auch ein Business, und das nicht zu knapp. Es gibt genügend Ansatzpunkte, um sauer über die Entwicklung des Sports zu sein, das bin ich auch. Aber Fußball hat dann doch immer einen zu großen Raum in meinem Leben eingenommen, als dass ich jetzt sagen könnte, ok, dann war’s das halt, mach ich eben was anderes. Fußball ist für uns alle auch Unterhaltung, Ablenkung, Flucht vom Alltag, obwohl ich durch meinen Beruf schon mehr Abstand dazu gewonnen habe. Der Weg zum Stadion, die Flutlichtmasten über der Stadt oder der Geruch von frisch gemähtem Rasen – es sind diese Eindrücke, die den Fußball für uns ausmachen. Es sind die Stunden vor DAZN, weil wichtige Spiele in der Serie A anstehen, es sind die Freundinnen und Freunde, in deren Armen man liegt, wenn ein hoffnungslos überbezahlter junger Millionär in der Nachspielzeit gegen einen anderen Verein per abgefälschtem Distanzschuss ein Tor schießt.
Fußball verschlingt in einer normalen Woche auch mindestens zehn Stunden meiner Zeit, weil ich selbst noch auf dem Platz stehe. Mein Mitspieler Tobias Ahrens hat für 11Freunde aufgeschrieben, warum er es jetzt schon vermisst, gemeinsam mit den Anderen aus unserer Mannschaft auf dem Platz zu stehen – seinen Text lege ich allen wärmstens ans Herz. Das alles heißt: Fußball ist ein kulturelles Phänomen in vielen Ausprägungsformen. Fußball ist eine gemeinsame Sprache, Fußball ist unsere wichtigste Gewohnheit. Der Fußball spiegelt die Welt wider, in der er gespielt wird.
Wann wird es wie weitergehen? Doch je länger die Zeit ohne Fußball nun andauern wird, desto mehr verschwimmen diese Erinnerungen. Unser Interesse gilt momentan zurecht anderen Dingen, auch unsere Gewohnheiten verändern sich. Der Shutdown des gesellschaftlichen Lebens zwingt uns dazu, uns mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Dabei hilft es auch nicht, dass mit Jonas Schmidt-Chanasit gestern ein weiterer Virologe aussprach, was wir alle eigentlich ahnen und befürchten: Im Jahr 2021 wird wohl gar kein Fußball mehr gespielt. „Wir sehen ja, wie die Situation in Europa ist und was uns noch bevorsteht“, sagte er dem NDR. „Und selbst wenn es uns nicht so schlimm treffen sollte, heißt das noch lange nicht, dass der Fußball wieder anfangen darf. Denn das würde natürlich wieder zu einer deutlichen Verschärfung der Situation führen“, ergänzte er. Das klingt logisch, das klingt nachvollziehbar – aber es fällt schwer, es zu realisieren.
Es ist angebracht, sich auch jetzt Gedanken über die Zukunft des Fußballs zu machen Einer, der ein anderes Szenario aufzeichnet, ist Lars-Christer Olsson. Das liegt auch an seiner Tätigkeit, denn der Schwede ist Präsident der European Professional Football Leagues, einem Zusammenschluss der wichtigsten Fußball-Ligen Europas. Am Telefon sagte er europäischen Fußballjournalisten unter der Woche: „Wir müssen uns gegenseitig helfen und den Leuten, die zuhause sitzen, Unterhaltung bringen. Aber das wird von den Regierungen abhängen.“ Sein Anliegen ist verständlich, die Umsetzung wird schwierig – gerade die Landesregierungen sind ihrerseits abhängig von der Ausbreitung der Pandemie. „Es liegt nicht an uns“, lautete die knappe Einschätzung der Lage durch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Wenn es irgendwann in den nächsten Monaten überhaupt mit Fußball weitergehen soll, wird das jede Menge Flexibilität und Anpassungsvermögen brauchen.
Fußball als Sport ist ein wichtiges Kulturgut, das gerade vielen Menschen fehlt, genauso wie die Besuche von Kinos oder Theatern. Als Ersatz kann man natürlich alte Spiele auf YouTube anschauen, aber es ist einfach nicht dasselbe. Und weil es eben so viele Menschen betrifft, glaube ich am Ende schon, dass es angebracht ist, sich über die Zukunft des Spiels zu sorgen.
Und bei all dem treibt mich der Gedanke, wie es wohl sein wird, wenn der FC im ersten Spiel nach der Pause wieder ein Tor schießt. Wenn ich zum ersten Mal selbst wieder auf dem Feld stehe. Es wird anders sein, klar, aber es wird gut. Denn der Fußball gibt uns Halt, er schenkt uns das, was das Leben lebenswert macht. Deswegen ist es nicht egal, was aus diesem Sport wird.
Fußballer erklärt: Zehn Tage ohne Ball „eine Katastrophe“ Der 1. FC Köln hat den Trainingsbetrieb vorübergehend eingestellt. Erst am 27. März will sich die Mannschaft erneut am Geißbockheim zusammenfinden, um wieder mit dem Ball zu trainieren. Bis dahin hat jeder Spieler einen individuellen Trainingsplan an die Hand bekommen, um sich bestmöglich fit zu halten. Doch wie effektiv sind diese Maßnahmen für einen Fußballprofi wirklich?
Toni Leistner trainiert aktuell mit seiner kleinen Tochter im Garten. Dabei absolviert der Kölner Innenverteidiger Kraft- und Stabilisationsübungen auf der Matte oder am Slingtrainer. Auch Florian Kainz erledigt seine Übungen im Garten, hat dabei Fitnessbänder zur Hilfe. Jorge Meré trainiert derweil auf seiner Dachterrasse oder absolviert genauso wie Jhon Cordoba Läufe auf dem heimischen Laufband in der Wohnung. In den sozialen Medien lassen die FC-Profis ihre Fans daran teilhaben, wie sie sich während der trainingsfreien Zeit angesichts der Corona-Krise fit halten. Denn mit dem Ball am Fuß haben die Geißböcke im Grunde seit der Derby-Niederlage im Geisterspiel gegen Gladbach nicht mehr trainiert. Während der Aussetzung des Spielbetriebes in der Bundesliga bis mindestens zum 2. April haben auch die Kölner ihren Trainingsbetrieb bis zum 27. März ausgesetzt. Erst dann will man sich am Geißbockheim wieder treffen. Ob und wie es dann mit dem Mannschaftstraining auf dem Platz weiter gehen wird, dürfte erst die erneute Entscheidung der DFL über die Wiederaufnahme der Spiele in der letzten März-Woche mit sich bringen.
Trainingsbelastung soll Spiele abbilden „Wir alle hätten am liebsten einen normalen Mannschaftstrainingsbetrieb mit Ball und Zweikämpfen, aber das ist momentan nicht möglich“, erklärte Markus Gisdol am Donnerstag über die Vereinskanäle. „Wir müssen unserer Vorbildfunktion gerecht werden, auch wenn unsere Spieler allesamt den Anschein machen, als seien sie gesund. Und wir müssen die Situation ernst nehmen. Das tun wir vollumfänglich. Daher haben wir uns dazu entschieden, dass die Spieler zehn Tage individuell trainieren.“ Jeder Spieler habe einen individuellen Trainingsplan bekommen. Dabei sollen sie Lauf- und Krafteinheiten sowie Stabilitätsübungen eigenständig durchführen, ohne sich in Gruppen dafür zu treffen. Dabei hat jeder Spieler ausgeliehene Spinning-Räder vom DFB erhalten, die diese aufgrund der ausgefallenen Länderspiele nicht benötigen. „Wir haben die Belastung so gewählt, dass die Jungs dabei möglichst Spiele abbilden können. Aber wir wissen auch, dass das nie zu hundert Prozent möglich ist. Dennoch sind wir alle davon überzeugt, dass es aktuell die bestmögliche Variante ist, um Profisportler auf einem vernünftigen Niveau zu halten“, sagte der Trainer hinsichtlich der Belastungssteuerung. Dabei hofft man beim FC, dass die Spieler ihre Pläne diszipliniert und verantwortungsvoll durchführen. „Bisher konnten wir uns immer gut auf unsere Jungs verlassen“, meinte Gisdol diesbezüglich.
Nach GBK-Informationen geht man derweil beim FC davon aus, dass zwei bis drei Wochen lang über ein individuelles Training zuhause das Fitnesslevel der Spieler ohne signifikante Defizite gehalten werden könnte. Anders als in Vorbereitungen oder Sommerpausen sind die Pläne darauf ausgerichtet, dass die Spieler schnellstmöglich wieder einsatzbereit wären, sofern sich eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation in Deutschland ergeben sollte.
"Man verliert recht das schnell das Gefühl für Räume, Zeit und Gegnerdruck" Doch nicht nur die Profiligen sind aktuell von der Aussetzung des Spielbetriebes betroffen. In ganz Deutschland kann aktuell kein Ligabetrieb stattfinden. Damit müssen sich auch die Spieler in den unterklassigen Ligen ohne Ball und geregeltes Training fit halten. Dort teilt man die Einschätzung des FC aber nur geringfügig. „Das Stabilisations- und Dehnprogramm hilft, um ein wenig das Körpergefühl zu erhalten. Aber im Endeffekt ist die Pause eine Katastrophe“, sagte Kisolo Deo Biskup, Spieler des Fünftligisten 1. FC Kaan-Marienborn, dem GEISSBLOG.KOELN. „Zehn Tage ohne Ball, aber vor allem ohne Abläufe und Wettkämpfe sind mies. Es hat also richtig große Auswirkungen“, erklärte der Spieler. Durch das heimische Training können die Profis zwar ihre Kraft- und Ausdauerfähigkeit vorübergehend aufrechterhalten, die fußballspezifischen Abläufe gehen durch die Pause allerdings verloren. Welche Auswirkungen das genau auf einen Fußballer hat, der üblicherweise fast täglich trainiert, erklärt Deo Biskup wie folgt: „Man verliert recht schnell das Gefühl für Räume, Zeit und Gegnerdruck. Das sieht man ja nicht selten bei Spielern, die aus einer Verletzung wiederkommen: Man hat das Gefühl, die Spieler kommen immer einen Schritt später. Der Kopf hat zwar die richtige Idee, aber die motorische Umsetzung dauert zu lange.“
Aktuell gilt: Besser so, als gar nicht Eine Studie von englischen Wissenschaftlern und Trainern um Ryland Morgan zu den Grundsätzen und Praktiken des Fußballtrainings beschreibt zudem die Wichtigkeit des Ausmaßes, in dem der Trainingsreiz dem tatsächlichen Wettbewerb ähnelt und reproduzieren kann. Der Empfehlung nach sollten alle im Trainingsprogramm enthaltenen Übungen für die Anforderungen und Bewegungsmuster des entsprechenden Sports relevant sein. Derzeit lässt sich diese Empfehlung für alle Fußball jedoch nur schwierig bis überhaupt nicht umsetzen. Daher gilt wohl auch in diesem speziellen und so noch nie da gewesenen Fall: Besser so trainieren, als überhaupt nicht.
Aktuell ist noch ungewiss, wann die Liga tatsächlich ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen kann. Auch wenn der Ball vorläufig nur bis zum 2. April ruht, geht man bei der DFL aktuell nicht davon aus, am ersten Aprilwochenende tatsächlich wieder Fußball spielen zu können. Umso schwieriger gestaltet sich dabei auch die Trainingssteuerung für die Profis. „Da man nicht genau weiß wie es weiter geht, ist es schwierig, die Intensität vorzugeben“, erklärt auch Sportwissenschaftler Florian Gauer. „Theoretisch bräuchte man wieder eine kleine Vorbereitung. Es ist schwer vorzustellen, direkt wieder in den Wettkampf einzusteigen.“ Sollte der Spielbetrieb tatsächlich wieder am ersten Aprilwochenende aufgenommen werden, hätten die FC-Profis genau eine Woche, um sich nach knapp zweiwöchiger Pause wieder auf den Wettkampf in der Bundesliga vorzubereiten. Doch davon geht momentan ohnehin kaum jemand aus.
Internat ist dicht: Das passiert jetzt mit den FC-Talenten Das Sportinternat Köln im Schatten des RheinEnergieStadions beherbergt normalerweise bis zu 24 Nachwuchsspieler des 1. FC Köln. Doch nun musste es aufgrund der Coronavirus-Pandemie schließen. Die FC-Talente und anderen Nachwuchssportler mussten zu ihren Familien nach Hause. Doch nicht bei allen war das möglich.
Insgesamt 50 Plätze umfasst das Sportinternat Köln. Es liegt im Sportpark Müngersdorf zwischen Stadion und Sporthochschule. Das Internat wird vom 1. FC Köln, dem Olympiastützpunkt Rheinland und den Kölner Haien betrieben. Junge Sportler aus unterschiedlichen Sportarten – vom Fußball über Eishockey bis hin zu Turnen und Judo – leben in den Räumen, die nun aufgrund des Coronavirus‘ geschlossen werden mussten. Die Talente mussten nach Hause geschickt werden.
„Unsere Mitarbeiter mussten schnell reagieren, weil wir für alle Jugendlichen eine gute Lösung finden mussten. Das hat sehr gut geklappt“, erklärte Matthias Heidrich, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln dem GEISSBLOG.KOELN. Der FC stellt mit bis zu 24 Talenten die größte Gruppe an Sportlern im Internat. Zuletzt waren aber nicht alle Zimmer von den Geissböcken belegt, nachdem Noah Katterbach, Jan Thielmann und Sebastian Müller (wechselte zu Arminia Bielefeld) ausgezogen waren. Dennoch mussten die NLZ-Mitarbeiter teils kreative Lösungen für die FC-Bewohner finden.
Wydra in Österreich, Gastfamilie für Hwang Philipp Wydra, das österreichische Supertalent aus der Kölner U17, konnte nach Wien zurück zu seiner Familie geschickt werden. Bei Jae-Hwan Hwang war dies allerdings möglich gewesen. Der 18-jährige Südkoreaner war erst im Januar aus seiner Heimat zur U19 der Geissböcke gewechselt. Zwar hätte er für die Zeit der Trainings- und Spielpause aufgrund des Coronavirus‘ nach Südkorea zurückkehren können. Doch aufgrund der auch dort grassierenden Pandemie hätte er eine rechtzeitige Rückreise nach Deutschland für den Fall der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs nicht garantieren können. So musste der FC eine andere Lösung finden und brachte den 18-Jährigen über die Koreanische Gemeinschaft vorübergehend bei einer südkoreanischen Gastfamilie unter. Andere Spieler wie Robert Voloder, Sava Cestic oder Max Hagemoser konnten zu ihren Familien zurückkehren.
Wann es für den Nachwuchs des 1. FC Köln mit dem Training weitergeht, steht ebenso in den Sternen wie für die Profis der Geissböcke. Heidrich und seine Mitarbeiter stehen zwar täglich über Video-Konferenzen in Kontakt. Aktuell sind sie aber ebenso wie alle anderen Klubs und sportlichen Bereiche den gesundheitspolitischen Vorgaben der Behörden ausgeliefert. Ein Ende ist noch nicht absehbar.
Hector unterstützt #WeKickCorona – FC hilft Kölner Tafeln Das sich immer weiter ausbreitende Coronavirus hat die Welt und damit auch Deutschland aktuell fest im Griff. Nicht nur der Fußball muss in dieser kritischen Phase ruhen, sondern auch fast alle öffentlichen Einrichtung sind mittlerweile zum Stillstand gekommen. Beim 1. FC Köln versucht man dabei, das gesellschaftliche Leben so gut es geht zu unterstützen. Jonas Hector beteiligt sich derweil an einer von Nationalspielern gegründeten Initiative.
Gespielt werden kann aktuell nicht, helfen will der Fußball angesichts der Corona-Pandemie trotzdem: Die beiden Nationalspieler und Profis des FC Bayern München Leon Goretzka und Joshua Kimmich haben daher die Initiative „We Kick Corona“ ins Leben gerufen. Mit ihrer Spende von einer Million Euro soll karitativen, sozialen oder medizinischen Einrichtungen Unterstützung zukommen. „Als Profifussballer führen wir ein gesundes und privilegiertes Leben“, heißt es auf der eingerichteten Onlineplattform. Weiter sagen Goretzka und Kimmich: „Daher sehen wir uns in dieser schwierigen Zeit dazu verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Geben und gegenseitig helfen ist das Gebot der Stunde. Wir sind nicht nur Profifußballer beim FC Bayern München und in der deutschen Nationalmannschaft, sondern auch Teil unserer Gesellschaft, die mehr denn je aufgefordert ist, zusammenzuhalten und Verantwortung zu übernehmen.“ Gleichzeitig rufen die beiden Profis dazu auf, sich an der Initiative zu beteiligen, um so noch mehr Organisationen, die derzeit auf Hilfe angewiesen sind, unterstützen zu können.
Nach knapp einem Tag sind inzwischen über 1,6 Million Euro an Spenden zusammengekommen. Neben weiteren Nationalspielern wie Leroy Sané oder Julian Draxler hat sich auch FC-Kapitän Jonas Hector bereits an der Initiative beteiligt und Geld für karitative Einrichtungen gespendet. Aus dem eingerichteten Spendenfonds können stark betroffene Einrichtungen nun über die Website www.wekickcorona.com Soforthilfe beantragen. Gleichzeitig kann jeder, der gerne unterstützen möchte, über die Initiative ebenfalls Geld spenden.
FC hilft Kölner Tafeln Währenddessen hat der 1. FC Köln ein umfangreiches Projekt zur Unterstützung der Kölner Tafeln ins Leben gerufen. Zahlreiche Essens-Ausgabestellen der Tafel mussten bereits oder werden in den kommenden Tagen schließen, da sich die zum Teil älteren freiwilligen Helfer selbst vor der Ansteckungsgefahr des Coronavirus‘ schützen müssen. Dabei versucht der Verein, den Ausfall bestmöglich zu kompensieren und Bedürftige weiter zu unterstützen.
Durch die ausfallenden Heimspiele oder die geschlossenen Fanshops sind auch zahlreiche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des 1. FC Köln derzeit ohne Arbeit. Diese sollen nun anstelle die Ehrenamtlichen der Tafel einspringen und sowohl die stationären Versorgungsstellen unterstützen, als auch bei der Auslieferung von Essen mit Vereins-Fahrzeugen helfen. Gleichzeitig stellt die Stiftung des 1. FC Köln 100.000 Euro an finanzieller Unterstützung zu Verfügung. „Die Schwächsten der Gesellschaft sind in der Krise besonders anfällig und auf unsere Hilfe angewiesen. Das wissen wir nicht zuletzt durch die Tafeln Deutschland, für die der FC und die FC-Stiftung sich bereits über die ganze Saison hinweg engagieren. Dieses Engagement weiten wir jetzt im Rahmen unserer Möglichkeiten aus und wollen es schaffen, die Versorgung der Bedürftigen aufrechtzuerhalten“, erklärte Geschäftsführer Alexander Wehrle hinsichtlich des Projekts. Unterstützung erfährt der Verein dabei auch vom Hauptsponsor REWE, die Lebensmittel und Gutscheine zur Verfügung stellen. „Als Vorstandsvorsitzender der REWE Group bin ich besonders stolz auf die enge Zusammenarbeit von Verein und REWE für die Menschen in Köln, die jetzt unsere Unterstützung besonders brauchen. Gemeinsam sind wir stark – nicht nur im Sport, sondern auch für unsere Stadt und ihre Menschen“, sagte Lionel Souque, Vorsitzender des Beirats und Vorstandsvorsitzender der REWE Group.
Kampf um die Talente: Vertragsgespräche laufen auch im Lockdown weiter Auf dem Platz herrscht beim 1. FC Köln aktuell Stillstand. Alle Mannschaften haben angesichts der Coronakrise vorübergehend den Trainingsbetrieb eingestellt. Hinter den Kulissen wird am Geißbockheim aber weitergearbeitet. Im Nachwuchsleistungszentrum bemüht man sich dabei nicht erst seit der Einstellung des Spielbetriebs um die Verlängerung wichtiger Nachwuchsverträge.
Nicht nur der Fußball in der Bundesliga steht aktuell still, auch in den Nachwuchsligen ist der Spiel- und Trainingsbetrieb vorerst eingestellt. Das Kölner Sportinternat mit 24 Nachwuchsspielern des FC musste aufgrund der Coronakrise bereits geschlossen und die Spieler zu ihren Familien nach Hause geschickt werden (hier mehr dazu). Für alle Mannschaften ist aktuell ungewiss, wann es wieder einen geregelten Spielbetrieb geben kann. Umso schwieriger gestalten sich auch die Planungen für die kommende Saison.
Eigener Nachwuchs wird durch Coronakrise noch wichtiger Gerade in der U19 laufen zum 30. Juni einige Verträge hoffnungsvoller Talente aus. Doch vor allem aufgrund der auch finanziell ungewissen Zukunft am Geißbockheim dürfte es für den FC unabdingbar sein, auf seine eigenen Nachwuchsspieler zu setzen. Wie gut das im Zweifel funktionieren kann, haben die Kölner in dieser Saison bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt und mit Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Jan Thielmann drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs nahtlos in die Profimannschaft integriert. Auch für die kommende Spielzeit hofft man, Talente aus den eigenen Reihen den Sprung in die Bundesliga zu ermöglichen. Denn angesichts der klammen Kassen durch fehlende Zuschauer- und möglicherweise auch TV-Einnahmen, dürfte das Transferbudget für die kommende Periode deutlich enger geschnürt werden müssen als zunächst gehofft.
Beim 1. FC Köln ist man sich dabei aber nicht erst seit dem Abgang von Toptalent Florian Wirtz und vor allem nicht erst seit der Coronakrise bewusst, wie wichtig die eigenen Nachwuchsspieler für die Zukunft des Vereins sind. Nach GBK-Informationen befinden sich die Verantwortlichen bereits teilweise seit Ende letzten Jahres in Gesprächen mit ihren größten Talenten. Trotz aller Verunsicherung ist man beim FC dabei zuversichtlich, diese Gespräche zu einem positiven Abschluss zu führen. Während U19-Innenverteidiger Sava Cestic erst im Sommer vom FC Schalke 04 zu den Geißböcken kam und ohnehin noch einen Vertrag über das Saisonende hinaus besitzt, konnte der FC die Verträge von den drei Defensivspezialisten Mathias Olesen, Georg Strauch und Erkan Akalp in den letzten Wochen bereits vorzeitig verlängern und damit erste wichtige Signale senden. Olesen und Strauch sollen in der kommenden Saison ein fester Bestandteil der U21 werden und Akalp durfte bereits zeitweise im Training Profiluft schnuppern. Zudem haben auch Jan Thielmann und Ismail Jakobs Verträge bis 2022, sodass ihre Zukunft am Geißbockheim vorerst geklärt ist. Auch mit Noah Katterbach befindet man sich in den Vertragsgesprächen auf der Zielgeraden, der Gemeinsame Ausschuss hat den bevorstehenden Deal bereits abgesegnet.
Verträge einiger Leistungsträger laufen aus Der Fokus liegt im Nachwuchsleistungszentrum am Geißbockheim daher auf jenen Spielern, deren Verträge am 30. Juni ausläufen. Während in der U17 alle wichtigen Leistungsträger wie beispielsweise Philipp Wydra oder Jens Castrop noch über die aktuelle Saison hinaus an den FC gebunden sind, fallen in der A-Jugend gleich mehrere Spieler in dieses Raster. Schlüsselspieler in der Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck wie Robert Voloder oder Marvin Obuz sollen in jedem Fall gehalten werden. Auch an einer Verlängerung der beiden Abwehrspieler Elias Oubella und Meiko Sponsel arbeitet der FC nach GBK-Informationen. Darüber hinaus will man die beiden Nachwuchsnationaltorhüter Vincent Friedsam und Daniel Adamczyk von einer Zukunft am Geißbockheim überzeugen. Zeit genug für die Spieler, sich darüber Gedanken zu machen, dürfte aktuell angesichts der Trainingspause vorhanden sein. Beim FC wäre man dennoch nicht abgeneigt, schnellstmöglich Nägel mit Köpfen zu machen.
Mitgliederversammlung: Zwingt das Coronavirus den FC zu Veränderungen? Noch geht es beim 1. FC Köln vor allem darum, diese Saison 2019/20 über die Bühne zu bekommen – sportlich und finanziell. Doch im Hintergrund muss bereits geplant werden, denn im September soll die nächste Mitgliederversammlung abgehalten werden. Ob dies möglich sein wird und wenn ja, in welcher Form, ist noch offen. Die Planungen laufen nach GBK-Informationen in verschiedene Richtungen.
Die Mitglieder des 1. FC Köln erlebten im vergangenen Herbst 2019 eine denkwürdige Versammlung in der Lanxess Arena. Der Machtkampf zwischen dem alten und dem neuen Präsidium wurde offen ausgetragen, bis sich schließlich Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger klar und deutlich wählen lassen konnten. Inzwischen ist jedoch Sieger längst nicht mehr Teil des Präsidiums, weshalb im Herbst 2020 erneut gewählt werden muss: Ein neuer Vizepräsident wird derzeit gesucht.
Ob dies der aktuelle Interims-Vize Carsten Wettich oder ein anderer Kandidat werden wird, ist offen. Doch genauso offen ist aktuell, ob eine Mitgliederversammlung überhaupt wird stattfinden können. Die Coronavirus-Pandemie macht bekanntlich jede Vorhersage für die kommenden Monate unmöglich. Das weiß man auch beim FC, weshalb man nach GBK-Informationen bereits geprüft hat, ob eine Verschiebung der Versammlung auf einen späteren Zeitpunkt des Jahres oder gar eine Absage rechtlich gestattet wäre. Laut der FC-Satzung soll die Mitgliederversammlung, „sofern dem nicht sachliche Gründe entgegenstehen, alljährlich in den Monaten September, Oktober oder November stattfinden“. Die Pandemie mit behördlichen Verboten wäre freilich ein solch sachlicher Grund. Doch selbst wenn die Behörden eine Versammlung grundsätzlich wieder gestatten würden, wäre es dem Vorstand vereinsrechtlich erlaubt nach sorgfältiger Prüfung der Verhältnismäßigkeit und der Risikoabwägung im Sinne der Mitglieder eine Verschiebung oder gar eine Absage der Versammlung für das laufende Jahr per Vorstandsbeschluss bei entsprechender Protokollierung herbeiführen.
Versammlung im Herbst schon jetzt mit Spannung erwartet Doch dazu soll es möglichst nicht kommen, schließlich steht eine Vorstandswahl an und darüber hinaus wohl auch großer Diskussionsbedarf im Anschluss an die dann hoffentlich überstandene Coronavirus-Krise. Dass der 1. FC Köln von dieser finanziell betroffen sein wird, gilt als unausweichlich. Das Ausmaß jedoch wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Die über 111.000 Mitglieder werden also im Herbst viele Fragen haben, nicht nur im Anschluss an den jährlichen Finanzbericht von Geschäftsführer Alexander Wehrle. Und so dürfte es für den FC eine Herausforderung sein, einerseits die Mitgliederversammlung überhaupt stattfinden zu lassen und andererseits so vielen FC-Fans wie möglich gerecht zu werden, die nach Informationen und einer Diskussion suchen werden.
Bislang nicht vorgesehen ist eine virtuelle Ausrichtung der Mitgliederversammlung. Doch könnte sich dies nun ob der Coronavirus-Pandemie ändern? Ganze Wirtschaftszweige stellen gerade großflächig ihre Betriebe, ihre Kommunikationsstruktur und ihre Mitarbeiterorganisation auf digitale Lösungen um. Dezentrale Wege sind gefragt, wenn Menschen nicht zusammenkommen können, auch im Vereinswesen. Technischen Lösungen werden gesucht, entwickelt und verfeinert, um nicht nur die Kommunikation digital zuverlässig zu ermöglichen. Auch rechtliche und sicherheitsrelevante Fragen müssen geklärt werden, vor allem auch für Vereine, in denen jedes Mitglied den Anspruch hat auf einen Zugang zur Mitgliederversammlung sowie zur Teilnahme an Wahlen und Diskussionen.
FC-Satzung sieht virtuelles Verfahren vor Beim 1. FC Köln ist dies bislang noch ausschließlich auf persönlichem Wege vorgesehen. Zwar sieht die Satzung einen Weg zu einer virtuellen Mitgliederversammlung vor, doch die Skepsis insbesondere im Mitgliederrat ist noch hoch. In Paragraph 13.2. heißt es: „Der Vorstand ist ermächtigt, aber in keinem Fall verpflichtet, vorzusehen, dass Mitglieder an der Mitgliederversammlung mit Hilfe geeigneter Telekommunikationsmittel auch ohne Anwesenheit an deren Ort teilnehmen und sämtliche oder einzelne Rechte ganz oder teilweise ausüben können („Virtuelles Verfahren“). Das Virtuelle Verfahren bedarf der Zustimmung des Mitgliederrats.“ Der Vorstand darf zwar das Rede- und Fragerecht auf die teilnehmenden Mitglieder vor Ort an der Sammlung beschränkt. Dennoch müssten alle Mitglieder, auch jene Teilnehmer am „virtuellen Verfahren“, die Möglichkeit bekommen zu einer Online-Abstimmung bei allen Wahlgängen – und zwar live.
Genau jene Live-Wahl online sieht man beim FC offenbar noch kritisch. Doch die Corona-Krise könnte bei den Geissböcken dazu führen, dass man sich diesem Problem in den kommenden Monaten mit Hochdruck widmet.
„Was ist, wenn wir über vier, fünf oder sechs Wochen reden?“ Markus Daun hat es geschafft, die U17 des 1. FC Köln als amtierender Deutscher Meister trotz eines personellen Umbruchs sofort wieder an die Spitze der B-Junioren-Bundesliga zu führen. Die Coronavirus-Pandemie hat die Jagd nach der Titelverteidigung jedoch jäh unterbrochen. Was die Situation für die FC-Talente bedeutet, wie Daun die Entwicklung seiner Spieler einschätzt und wie er sich darauf einstellen musste, eine Meister-Mannschaft zu übernehmen – der GEISSBLOG.KOELN sprach telefonisch mit dem Ex-Profi.
GBK: Herr Daun, wie gehen Sie im Nachwuchs des 1. FC Köln mit dem Coronavirus um und welche Vorschriften haben Sie Ihren B-Junioren machen können? MARKUS DAUN: „Als wir noch trainiert haben, gab es erste Verbote wie den Handschlag oder Vorschriften in Sachen Hygiene. Nachdem sie nach Hause geschickt wurden und die Schulen zugemacht haben, haben wir ihnen gesagt: Sie sollen, so lange erlaubt, ihre Läufe absolvieren, um ihren Fitnesszustand zu erhalten – aber alleine. Sie sollen sich nicht auf dem Bolzplatz treffen und gemeinsam oder mit Individualtrainern arbeiten. Davon haben wir ihnen dringend abgeraten. Die Jungs müssen konsequent und sich bewusst sein, dass sie dazu beitragen können, dass die Zahl der Neuinfektionen zurückgeht.“
Was ist, wenn es im Familienkreis bei einem Spieler zu einem positiven Fall kommt? Zunächst greifen da ja die behördlichen Vorschriften. Darüber hinaus hat unser Physiotherapeut einen Fragenkatalog erstellt, mit dem die Jungs ihre eigene Gesundheit täglich selbst überprüfen sollen. Sobald sie eine der Fragen mit „Ja“ beantworten müssen, ist eine sofortige Kontaktaufnahme mit uns vereinbart, damit wir die notwendigen Maßnahmen einleiten können. Aber bislang gibt es da zum Glück keine Anzeichen.
Sie haben die individuellen Fitnesspläne schon angesprochen. Wir sprechen ja inzwischen über eine unvorhersehbar lange Unterbrechung. Wie schnell stößt ein solcher Plan an seine Grenzen? Wir haben die Pläne auf Basis unserer Erkenntnisse aus den Sommer-Vorbereitungen erstellt. Im Nachwuchs ist es so, dass wir die Spieler während der Vorbereitung immer noch einmal in eine mehrwöchige Unterbrechung schicken. Der Unterschied zu jetzt ist, dass sie im Sommer einen Trainingsplan bekommen, der einen progressiven Aufbau der Grundlagenausdauer vorsieht. Jetzt ist ihr Fitnesszustand aber nahezu am Limit, wir sind fast auf dem Höhepunkt der Saison. Deswegen geht es jetzt um erhaltende Maßnahmen. Wir kontrollieren ihre Arbeit über die Uhren, die sie beim Training tragen. Die Ergebnisse können wir Trainer zuhause auswerten, weil uns die Daten automatisch übermittelt werden.
Halten sich alle Spieler an die Pläne? Ja, aber so kenne ich meine Spieler auch. Das Problem ist die Zeit. In den ersten ein, zwei Wochen kann man das Niveau halten. Aber was ist, wenn wir über die Wochen vier, fünf oder sechs reden? Erstens wird das Training irgendwann monoton und örtlich eingeschränkt. Zweitens müssen wir die Spieler bei Laune halten. Aktuell helfen uns noch die Challenges, die man ja im Netz verfolgen kann. Da müssen auch wir Trainer mal mit der Klorolle ran. Ich hoffe nur nicht, dass wir uns irgendwann in Woche zehn überlegen müssen, was wir noch machen können.
Die abgesagten Spiele gegen Arminia Bielefeld und Borussia Mönchengladbach waren ihre ersten, die wegen Corona ausgefallen sind. Wie enttäuscht war die Mannschaft vom Zeitpunkt der Unterbrechung? Es war schon sehr schade. Die Situation hätten wir uns nicht schöner malen können. Wir haben zehn Punkte Vorsprung bei noch fünf ausstehenden Spielen. Wir brauchen dank unseres guten Torverhältnisses noch fünf Punkte, um uns für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Mit einem Sieg in Bielefeld hätten wir uns also unser erstes kleines Finale der Saison erarbeiten können, und dann auch noch gegen Gladbach. Das hätten wir gerne gespielt. Jetzt müssen wir warten und geduldig sein.
Es hätte sogar schon gegen Bielefeld klappen können, wenn man in der Woche zuvor gegen den BVB nicht kurz vor Schluss eine 3:1-Führung hergegeben hätte. Dortmund ist so ein Thema in dieser Saison. Im Hinspiel haben wir in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Jetzt das 3:3. Andererseits konnten wir so die Mannschaft danach dafür sensibilisieren, wie wichtig es im Fußball ist, bis zur letzten Minute zu verteidigen, taktisch diszipliniert zu bleiben, klug in den Zweikämpfen. Wir haben zu große Lücken entstehen lassen, sind im Eins gegen Eins zu früh runtergegangen, haben uns nicht mehr gegenseitig abgesichert. Das wird gegen ein Top-Team wie Dortmund bestraft.
Dabei hatte der FC die Dortmunder zweimal am Rande einer Niederlage. Das ist für uns der entscheidende Punkt. Wir waren in beiden Spielen besser. Wie wir gerade im Rückspiel Dortmund mit seinen sechs aktuellen Nationalspielern über 70 Minuten beherrscht haben, taktisch und spielerisch, ist viel wertvoller als das Ergebnis an sich. Das ist unser Maßstab, den wir konstant auf den Platz bekommen wollen. Dahin wollen wir die Spieler entwickeln. Deswegen war die Leistung beeindruckend.
Sie sprechen die Spielerentwicklung an. Wie schwierig war es für Sie als Trainerteam vor der Saison, die richtige Zielsetzung zu finden? Perspektivisch steht die Ausbildung im Mittelpunkt, der FC war aber immerhin amtierender Deutscher Meister. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was ich dachte, als feststand, dass ich die U17 übernehmen würde. Ich war im Sommerurlaub und habe am Pool auf meinem Handy das Finale geschaut.
Es stand schon vor dem Finale fest, dass Sie die U17 übernehmen würden? Ja. Es war klar, dass Martin Heck seine Ausbildung zum Fußballlehrer absolvieren würde. Nach dem Finale habe ich mir also viele Gedanken gemacht, wie meine erste Ansprache aussehen könnte. Letztlich habe ich die Spieler erst einmal gefragt, was sie selbst erreichen wollen.
Lassen Sie mich raten: Sie wollten den Titel verteidigen. Ja und nein. Klar haben einige selbstbewusst gesagt: Deutscher Meister werden. Andere haben gesagt: Ich will erst einmal in die U17 reinkommen. Und andere wissen natürlich, was der Trainer in so einem Moment hören will, weshalb sie gesagt haben: persönlich weiterentwickeln, den Konkurrenzkampf annehmen. Sowas eben.
Was haben Sie den Spielern geantwortet? Dass ich in Bezug auf die Meister-Mannschaft nur einen Anspruch habe: Sie müssen sich als Meister auch meisterlich verhalten. Vor allem in Sachen Disziplin und beim Auftreten neben dem Platz. Wir müssen den Verein 1. FC Köln als Titelverteidiger würdig vertreten. Nicht nur sportlich, sondern auch charakterlich. Jeder soll sagen, dass diese Mannschaft eines Deutsches Meisters würdig ist.
Was zählt für Sie dazu? Das sind einfache Dinge. Wie verlasse ich eine Kabine nach einem Auswärtsspiel? Wie gehe ich mit einer Niederlage um? Benehmen wir uns daneben? Treten wir um uns? Oder können wir mit Rückschlägen umgehen?
Hat es geklappt, die Spieler dafür zu sensibilisieren? Alle haben das angenommen und trotzdem bleiben sie 16-jährige Jungs. Es gibt immer noch Situationen, in denen ich in die Kabine komme und einen kurzen Hinweis geben muss. Dann merken aber alle sofort, was Sache ist.
Auch fußballerisch wird die Mannschaft ihrem Favoritenstatus gerecht. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir nach dem ersten Spieltag bis heute kein Spiel mehr verloren haben. Wir haben ein bisschen gebraucht, um in die Saison zu kommen. Aber wir haben schnell gemerkt, wie schnell unsere Spieler umsetzen, was man ihnen vorgibt.
Woran liegt das? Wir haben überdurchschnittlich viele fußballintelligente Spieler in unseren Reihen. Natürlich wussten wir von vorne herein, dass Spieler wie Wydra oder Castrop das können. Aber dann kamen andere Jungs, die das genauso gezeigt haben. Davon profitieren wir heute, weil wir im Training von Anfang an sehr viel verlangen konnten.
Liebe auf Distanz - Wie der FC seine Fans durch die fußballfreie Zeit begleiten will Es mag banal erscheinen, und beim 1. FC Köln hat man intern tatsächlich darüber diskutiert, ob und wie umfangreich die Nachricht verbreitet werden sollte. Doch am Freitag ist im derzeit geschlossenen Kölner Zoo tatsächlich Historisches geschehen: Ziegendame Ilse brachte zwei kleine weibliche Zicklein zur Welt, der Vater ist das prominenteste Tier der Stadt: Hennes IX., Wappentier des 1. FC Köln.
Nie zuvor hat ein FC-Maskottchen für Nachwuchs gesorgt. Den Vorgängern war das Glück einer Familie stets versagt geblieben. „Hennes IX. ist der Erste, der vielleicht einen echten FC-Geißbock-Stammbaum begründen kann. Dafür wünschen wir ihm viel Erfolg“, sagte Eckhard Sauren, Vizepräsident des 1. FC Köln.
„Der FC fehlt seinen Fans“ Es wäre nun ein Leichtes, die Vaterfreuden eines Geißbocks mit Verweis auf die schwierigen Zeiten als dummes Zeug abzutun. Schließlich „findet der 1. FC Köln momentan nicht statt“, wie Geschäftsführer Horst Heldt in dieser Woche beschrieb. Die Mannschaft spielt nicht, sie trainiert nicht öffentlich – ist nicht zu sehen für ihre Fans.
Doch die müssen nun vorerst eine Fernbeziehung zum Objekt ihrer Anbetung führen. Das ist nicht einfach, und entsprechend dankbar sind die Menschen über jede Meldung aus dem Geißbockheim. Das Echo zu Hennes’ Vaterschaft fiel überwiegend heiter aus. „Der FC fehlt seinen Fans“, sagt Tobias Kaufmann, Leiter Medien und Kommunikation beim FC.
„Wollen nicht so tun, als wäre alles in Ordnung“ Der 1. FC Köln generiert seine größten Reichweiten rund um die Spieltage der Profimannschaft – und die fallen derzeit wegen der Coronakrise aus. Dennoch versucht die Medienabteilung, die übliche Nachrichtenfrequenz zu halten – ohne dabei klamaukig zu werden. Mit Klopapierrollen jonglierende FC-Profis sind bislang noch nicht aufgefallen, das ist Kaufmann wichtig. „Wir wollen eine Art Lagerfeuer in dunklen, kalten Zeiten sein. Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wollen wir unsere Fans nicht allein lassen. Andererseits wollen wir auch nicht so tun, als wäre alles in Ordnung“, sagt der 43-Jährige.
Im Geißbockheim herrscht derzeit wenig Betrieb. Wer kann, arbeitet von zu Hause. Über Beiträge im Klub-internen Netz bleiben die Mitarbeiter informiert. Das Reglement zum Umgang mit dem Coronavirus ist dort schon seit längerer Zeit zu lesen, zumal im Umfeld einer Profimannschaft grundsätzlich noch etwas intensiver als anderswo darauf geachtet wird, dass niemand krank zur Arbeit erscheint. Schließlich will Cheftrainer Markus Gisdol nicht auf Spieler verzichten müssen, weil ein Vereinsmitarbeiter mit Grippe im Geißbockheim umherläuft.
Wortmeldungen der FC-Profis Solange der Ball nicht rollt, wird der Verein nun versuchen, seine Fans mit Quizzen und Spielszenen aus alten Tagen zu unterhalten. Ganze Partien darf der Klub aus lizenzrechtlichen Gründen nur aus der jüngsten Vergangenheit und nur für registrierte Kunden anbieten. In der vergangenen Woche veröffentlichte der FC Wortmeldungen seiner Profis.
Noah Katterbach etwa rief die junge Generation auf, zu Hause zu bleiben. „Wenn wir auf uns aufpassen und die Welt pflegen, können wir in Zukunft noch genug sonnige Tage genießen“, schrieb der 18-Jährige. Verteidiger Sebastiaan Bornauw erklärte: „Ein Leben ohne Fußball macht keinen Spaß. Für mich nicht, für dich nicht, für die ganze FC-Familie nicht. Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich wieder zusammen Spiele in unserem Stadion spielen und gewinnen können. Aber für den Moment müssen wir das machen, was am Besten für uns und unsere Familien ist.“
Online-Gesprächsrunde Anfang April In der kommenden Woche soll ein Mailservice des Vereins starten. Der FC will zum Beispiel über den Kidsclub Mails gegen die Langeweile des Fan-Nachwuchses versenden. Ausmalbilder, Videos mit Bewegungsspielen; außerdem wird man die Mitgliederdaten durchsehen und Senioren anschreiben, die derzeit zum Selbstschutz daheim bleiben müssen und sich womöglich über Post ihres Vereins freuen.
Anfang April planen dann Vorstand und Geschäftsführung, sich den Fans in einer Online-Gesprächsrunde zu stellen und Fragen zur Lage zu beantworten. Wann es wieder losgeht mit Fußball am Geißbockheim und womöglich im Stadion, ist derzeit völlig offen. Bis zum 27. März pausiert der Trainingsbetrieb am Geißbockheim. Das öffentliche Leben wird vorerst extrem eingeschränkt bleiben. Der prominente Ziegennachwuchs im Zoo hat damit noch ein wenig Zeit, sich auf die kommende Besucherwelle einzustellen.
„Bin richtig fett geworden“ - FC-Profi stand als Nachwuchskicker schon vor Karriere-Aus Beim 1. FC Köln verpasste er in den letzten vier Spielen vor der Corona-Pause keine einzige Minute – doch Toni Leistners (29) Karriere wäre beinahe schon beendet gewesen, bevor sie so richtig begann!
Hintergrund: Als Nachwuchskicker setzte ihn eine Verletzung viele Monate außer Gefecht.
„Dass ich mal mit Fußball meinen Lebensunterhalt verdienen würde, davon war nicht auszugehen“, erzählt Leistner in der aktuellen Ausgabe des „GeißbockEchos“ und erklärt dann: „Als Jugendlicher hatte ich das Morbus Osgood-Schlatter im Knie diagnostiziert bekommen. Das ist eine schmerzhafte Reizung des Patellasehnenansatzes am Schienbein. Ich konnte mehr als ein halbes Jahr keinen Sport machen.“
Toni Leistner mit starker Zweikampfquote beim 1. FC Köln Heute kann Leistner über die schwierige Zeit sogar lachen und sagt: „Ich bin richtig fett geworden. Nach der Pause hat sich mein Körperbau zum Glück gestreckt, sodass sich das zu meinem Vorteil entwickelt hat.“ Das nennt man wohl Glück im Unglück.
Auch beim FC kann die Leihgabe des englischen Zweitligisten Queens Park Rangers durch seine Wuchtigkeit punkten. Der 1,90-Meter-Abwehr-Riese, dessen Waden zu den dicksten der Bundesliga zählen dürften, überzeugt bislang mit seiner resoluten Zweikampfführung und macht einen durchweg souveränen Job.
Toni Leistner im Nachwuchs noch Stürmer Übrigens war Leistner in der Jugend auch am anderen Ende des Platzes im Einsatz: „Ich bin zwischen Sturm und Abwehr hin und her gewechselt. In der U19 habe ich auch noch oft im Sturm gespielt. Bei Borea Dresden wurde ich dann als U19-Spieler einmal bei den Herren in der 5. Liga im Sturm eingewechselt. Da habe ich eine riesige Chance verballert. Im zweiten Jahr U19 habe ich zwar viele Tore vorbereitet, aber selbst nur fünf Tore gemacht. Ab dem Zeitpunkt hat es sich ergeben, dass ich mich auf die Abwehrarbeit konzentriert habe.“
Und das war die richtige Entscheidung, wie mittlerweile klar sein dürfte. Über Dynamo Dresden, den Halleschen FC, Union Berlin und sein England-Abenteuer bei den Queens Park Rangers landete Leistner schließlich am Geißbockheim – vorerst per Leihe bis zum 30. Juni.
Toni Leistner will beim 1. FC Köln bleiben Doch sobald es die Corona-Pandemie wieder zulässt, will er sich auf dem Rasen für ein langfristiges Engagement empfehlen. „Der FC hat bekanntlich eine Kaufoption. Ich werde mit meiner Leistung alles dafür tun, dass der Club die Option zieht. Mehr kann ich nicht tun. Der FC ist ein Club, der in allen Belangen meinen Vorstellungen entspricht. Es macht großen Spaß hier“, so Leistner im „GeißbockEcho“.
Sportchef Horst Heldt (50) hatte seinen dritten Winter-Transfer gegenüber EXPRESS zuletzt gelobt: „Selbstverständlich sind wir mit Toni zufrieden. Er macht das ganz hervorragend.“
Trotz Ausgangsbeschränkung: FC bleibt bei seinem Trainingsplan Leere Straßen, leere Spielplätze, geschlossene Geschäfte und Restaurants: Mindestens in den kommenden zwei Wochen, in NRW bis zum 19. April 2020, haben die Bundesregierung und die Landesregierungen noch striktere Regeln zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie beschlossen. Auch beim 1. FC Köln muss man sich dieser Realität stellen.
Überall in Europa laufen die Gespräche der Fußballligen auf Hochtouren. Verschiebungen des Liga-Wiederbeginns in den Mai oder gar in den Juni werden diskutiert, nur die gänzlichen Absagen der Spielbetriebe bis zur neuen Saison will man noch umgehen. Der Vorstand der Deutschen Fußball Liga wird das nächste Mal am Dienstag konferieren, ehe in einer Woche am 30. März die Vertreter aller Klubs wieder zusammenkommen werden.
Auch beim 1. FC Köln muss man derweil überlegen, wie es in dieser Woche weitergehen soll. Ursprünglich wollte Trainer Markus Gisdol am 27. März, also am Freitag, erstmals wieder mit der Mannschaft zusammenkommen und trainieren. Am Montag hieß es auf GBK-Nachfrage, der FC halte zunächst an diesem Plan fest, da man weiterhin von einer Ausnahmegenehmigung zur Berufsausübung ausgehe. Doch schon am Dienstag könnte dies Makulatur sein, wenn der DFL-Vorstand mit FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle berät und die Grundlagen für eine neuerliche und deutlichere Verschiebung des Bundesliga-Wiederbeginns legt, der aktuell noch auf den 2. April terminiert ist.
Dass die DFL diesen Schritt gehen wird, davon war selbst Liga-Boss Christian Seifert schon in dem Moment ausgegangen, als man den 2. April als nächsten Termin kommuniziert hatte. Der Deutsche Fußball-Bund hat für die 3. Liga längst den 30. April als frühestmöglichen Zeitpunkt eines Wiederbeginns angegeben. Die Premier League sucht nach einem Modell, die restliche Saison vollständig im Juni auszuspielen. Derweil gehen manche Virologen davon aus, dass in diesem Kalenderjahr kein Fußballspiel in Europa mehr vor Zuschauern ausgetragen wird und womöglich selbst Geisterspiele keine Chance haben werden. Doch echte Prognosen fallen selbst den Gesundheitsexperten schwer.
Und so muss sich der 1. FC Köln auch in dieser Woche erst einmal mit den neuen Vorschriften arrangieren. Eine weitere Verschiebung des Trainings und ein neuer Trainingsplan für die Profis daheim gilt als wahrscheinlich. Die positive Botschaft: Am Freitag, wenn man eigentlich wieder zum Training zusammenkommen wollte, läuft die 14-tätige Zeitspanne seit dem letzten Treffen ab und damit jene Periode, in der ein positiver Coronavirus-Test bei einem FC-Spieler zur Quarantäne der gesamten Mannschaft und der Betreuer führen würde. Sollte also bis Freitag kein FC-Profi oder Betreuer positiv getestet werden und bliebe man weiter örtlich voneinander getrennt, hätte man zumindest innerhalb der Profi-Mannschaft eine potentielle Verbreitung des Virus‘ vorerst verhindert.
Zufallsentdeckung Wydra: So kam das Talent zum Effzeh Was macht der Aufstieg dreier Talente des 1. FC Köln zu den Profis mit den anderen Nachwuchsspielern? Wie wirkte sich der Transfer-Wirbel um Florian Wirtz auf die U17 aus? Und wie kam Philipp Wydra zum FC? Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit Markus Daun über die Nachwuchs-Förderung bei den Geissböcken und seine Rolle im Wydra-Deal.
Inwiefern haben die Beförderungen von Jan Thielmann, Noah Katterbach und Ismail Jakobs zu den Profis dafür gesorgt, dass Ihre Spieler einerseits motivierter, aber andererseits womöglich auch etwas ungeduldiger geworden sind? MARKUS DAUN: „Mit Jan Thielmann hat sich etwas verändert. Außer Yann-Aurel Bisseck gab es das jahrelang beim FC nicht, dass ein Talent aus der U17 kommend nur wenige Monate später zu den Profis hochspringt. Darauf muss man die Spieler aber vorbereiten. Wer es schaffen will, muss sich bewusst sein: Absolute Topspieler können mit 17 schon in der ersten Liga stattfinden. Andere benötigen den gängigen Weg über die U19 und U21.“
Was bedeutet das hinsichtlich des Drucks für die Spieler? Natürlich haben 16-Jährige noch Flausen im Kopf. Es geht aber darum, dass sie ihr Hobby in diesem Alter schon so ernst nehmen müssen wie einen Beruf. Wenn ein Thielmann oder ein Katterbach plötzlich bei den Profis spielt oder ein Wydra oben trainieren darf, weckt das Begehrlichkeiten bei den restlichen Spielern. Der Ehrgeiz es zu schaffen ist gut. Trotzdem müssen sie die Grundlage für ihre Karriere weiterhin in der Jugend legen. Sie müssen in der U17 alles dafür tun, dass sie über die U19 zu den Profis herangeführt werden können.
Hat der Fall Florian Wirtz eher abschreckend oder eher als zusätzlicher Ansporn gewirkt? Unabhängig davon, dass wir Florian Wirtz sehr gerne beim 1. FC Köln behalten hätten, war das, was danach passiert ist, für einige Talente ein klarer Hinweis auf das, was sie mal erwarten könnte. Denn in dem Moment, als der Wechsel feststand, ging es nicht mehr um den U17-Spieler oder Schüler Florian Wirtz, sondern um den angehenden Profi. Es wurde über Zahlen spekuliert, über die Gründe für den Wechsel. Das haben alle mitbekommen. Deshalb war das auch ein kleiner Vorgeschmack auf das, was man als Profi aushalten muss.
Kommen wir mal zu Ihnen persönlich: Sie hatten eine schwere Saison 2018/19, wurden als U21-Trainer nach einer enttäuschenden Hinrunde abgelöst. Dann war erst nicht klar, wie es für Sie weitergeht, bis Sie die U17-Meistermannschaft übernommen haben. Sicher kein einfaches Erbe. Wie sind Sie damit umgegangen? Die Zeit bei der U21 bewerte ich heute als sehr lehrreich. Heute würde ich einige Dinge anders bewerten, sie anders angehen und noch mehr durchleuchten, aber sie hat mir sehr viel gebracht. Und natürlich wusste ich im letzten Sommer, dass Druck auf dem Kessel ist. Ich kam als Trainer, der, wenn man es hart formulieren möchte, bei der U21 gescheitert war, aus einer Freistellung zu einer Meister-Mannschaft. Die Frage, woran man jetzt gemessen wird, habe ich mir da natürlich schon gestellt. Entsprechend akribisch bin ich die Arbeit angegangen.
Wie hatten die Monate zwischen der Freistellung bei der U21 und dem Start bei der U17 ausgesehen? Ich wollte in dem freien halben Jahr etwas tun, womit ich bis dato noch nicht so sehr in Berührung gekommen bin. So kam ich zu einer relativ großen Scouting-Tour für den FC-Nachwuchs. Das hat mir extrem geholfen, um unsere Talente im internationalen Vergleich besser einschätzen zu können. Umso schöner war es, dass ich in dieser Zeit einen Jungen wie Philipp Wydra für den FC entdecken konnte, obwohl das gar nicht geplant war.
Wie kam das? Ich war eigentlich wegen eines anderen Spielers in Wien und habe mir sein Spiel angeschaut. Da stand aber schon nach einer halben Stunde fest, dass das keinen Sinn machen würde. Dafür habe ich mich, wenn man es fußballromantisch betrachtet, in den Kicker Wydra verliebt. Er hat Dinge gemacht, eine Idee von Fußball mit Bewegungsabläufen gezeigt, die mich dazu bewogen hat, noch während der ersten Halbzeit zum Handy zu greifen und beim FC anzurufen, dass ich jemanden gefunden habe, den wir unbedingt holen müssen.
Jetzt arbeiten Sie mit Wydra, der bereits bei den Profis reingeschnuppert hat. Ihr eigener Vertrag läuft aber im Sommer aus. Wie geht es mit Ihnen weiter beim FC? Der Verein weiß von mir, dass ich sehr gerne für diesen Klub arbeite und dass ich sehr gerne beim FC bleiben würde. Ich habe meine Familie in dieser Region und schließe eine Arbeit in weiter Ferne von Köln aus. Deswegen habe ich auch einem Zweitligisten als Co-Trainer abgesagt und ein Angebot aus der Schweiz im letzten Sommer abgelehnt. Was bringt mir ein höheres Gehalt, wenn ich dann allein im Hotelzimmer sitze und meine Familie nicht sehen kann? Ich habe das Gefühl, meine Aufgabe beim FC gefunden zu haben und glaube, dass ich aufgrund meiner Erfahrung im Übergang zwischen Nachwuchs und Profi-Bereich viel geben kann. Deswegen glaube ich, dass wir uns zusammensetzen und uns einig werden können.
Star-Anwalt über den 1. FC Köln: Mein Klub muss keine Gehälter mehr zahlen, wenn... Den Fußballfans ist Dr. Stefan Seitz (53) bekannt als Anwalt des 1. FC Köln beim ersten Modeste-Deal oder der Profis der Beratungsagentur „Sports Total“. Doch der Kölner Jurist ist mit seiner Kanzlei als einer der führenden deutschen Arbeitsrechtler derzeit in der tobenden Corona-Krise an vielen Fronten unterwegs.
Dr. Stefan Seitz im EXPRESS-Interview Er kämpft in der drohenden Wirtschaftskrise an der Seite großer internationaler Konzerne und in Schwierigkeiten geratener Mittelständler. Im EXPRESS gibt er einen Einblick in die derzeitige Lage – und macht deutlich, welche Optionen die Klubs der Bundesliga hätten, um der drohenden Pleite im Falle eines Saisonabbruchs zu entgehen. Er macht sogar deutlich: Ist die Existenz bedroht, ist der 1. FC Köln und andere Profiklubs nicht mehr zu Gehaltszahlungen an seine Stars verpflichtet!
Wie stellt sich aus ihrer Perspektive derzeit die Situation in den Unternehmen dar? Stefan Seitz: Es gibt eigentlich derzeit nur zwei Extreme: Es gibt eine Gruppe von Unternehmen wie etwa Edeka und Rewe oder die Uniklinik, die beinahe auf dem letzten Loch pfeifen, weil sie an die Belastungsgrenze kommen oder längst darüber hinaus sind. Und es gibt Unternehmen aus dem Einzelhandel oder der Autoindustrie, bei denen alles stillsteht und die gegen die Pleite kämpfen.
Wie kann denen geholfen werden? Man muss einen sensiblen Mix aus verschiedenen Instrumenten finden. Kurzarbeit ist sicher eins davon, aber auch Entschädigungen aus dem Infektionsschutzgesetz. Werden diese Entschädigungen gezahlt, kann man seinen Arbeitnehmern auch die Gehaltsverluste teilweise wieder ausgleichen. Schnell brauchen die Unternehmen aber auch Soforthilfe, um die Liquidität zu sichern, parallel muss man eine Stundung der Sozialversicherungsbeiträge und der Umsatzsteuer erreichen.
Sind das Maßnahmen, die auch den Bundesliga-Klubs helfen könnten? Das kommt auf das Instrument an. Der Kurzarbeit müssten die Arbeitnehmer, also die Spieler, zustimmen. Das würde allerdings nur einen Bruchteil des Gehalts einsparen, lediglich bis zur Beitragsbemessungsgrenze – der Rest müsste von den Klubs weiter beglichen werden, da ansonsten kaum ein Profi der Kurzarbeit zustimmen würde. Das gleiche Problem gibt es bei einer Stundung der Sozialversicherungsbeiträge. Das sind in einem Profikader letztlich Peanuts.
Müssen die Vereine überhaupt die Gehälter zahlen? Schließlich können sie die Leistung der Profifußballer aufgrund einer behördlichen Anordnung nicht abrufen… Dieser Annahmeverzug gehört aber zum Betriebsrisiko. Und das tragen die Vereine als Arbeitgeber. Sie müssen also die Gehälter weiterzahlen. Es gibt aber einen Ausweg.
Welchen? Laut der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts ist die Grenze des Betriebsrisikos die Existenz des Unternehmens. Heißt: Droht einem Klub akut die Pleite, weil keine Spiele stattfinden, müsste er die Gehälter jedenfalls nicht vollständig zahlen.
Gilt das für alle Vereine? Nach allem, was man aus der Liga hört, besteht wohl ein Pleite-Risiko für ein Drittel der Erstliga-Klubs. Und sicher auch einige Vereine aus der zweiten und dritten Liga.
Aber dann könnten die Profis den Klub verlassen? Nein, der Vertrag bliebe davon unberührt.
Die Liga diskutiert über eine Verlängerung der Saison, notfalls über den 30. Juni hinaus. Was ist mit vertragslosen oder ausgeliehenen Spielern wie Mark Uth beim 1. FC Köln? Der Vertrag endet erst einmal am 30. Juni. Aber der FC müsste wohl trotzdem nicht unbedingt auf ihn im Saisonfinale verzichten. Einigen sich die Klubs auf eine längere Spielzeit, kann das eine Anpassung der Geschäftsgrundlage sein. Die Ausleihe sollte ja bis zum Saisonende erfolgen – und so dürfte das dann auch gelebt werden.
FC unter Gisdol dreimal besser - So erklärt sich Ex-Coach Beierlorzer den Köln-Wandel Zumindest auf ein Zahlenwerk können die FC-Bosse aktuell entspannt schauen: die Bundesliga-Tabelle. Mit 32 Punkten belegt Köln während der Corona-Pause Platz zehn.
Am 9. November, dem Tag von Achim Beierlorzers (52) Entlassung, hätten wohl selbst die kühnsten Optimisten einen Sprung ins gesicherte Mittelfeld nicht für möglich gehalten. EXPRESS zeigt, wie viel besser der FC unter Markus Gisdol (50) geworden ist!
Bundesliga-Pause verhinderte Rückkehr von Achim Beierlorzer Am 14. März wäre Beierlorzer mit Mainz ins Rhein-Energie-Stadion zurückgekehrt, hätte die DFL nicht doch noch die Absage des 26. Spieltags beschlossen. Der Franke hatte sich auf „viele Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind“, gefreut – aber seine frühere Mannschaft hätte er womöglich nicht wiedererkannt. Vor allem, was das Selbstbewusstsein betrifft.
1. FC Köln: Markus Gisdol und Achim Beierlorzer im Vergleich Die Zahlen sind deutlich: Der FC ist unter Nachfolger Gisdol (1,79 Punkte im Schnitt) fast dreimal so erfolgreich wie mit Beierlorzer (0,64)! Noch klarer ist der Unterschied in Heimspielen (2,29 vs. 0,6). Tore, Gegentore, Zweikämpfe – überall ist Köln mit Gisdol stärker. So erklärt Beierlorzer den FC-Aufschwung nach seinem Aus: „Die Mannschaft ist kompakt, hat ihr System gefunden und klare Abläufe. Mark Uth hat eine immens starke Quote, kriegt wie ein Ballmagnet jeden zweiten Ball, den Jhon Cordoba vorne festmacht. Dann kommt Köln überfallartig über die schnellen Außen. Bis auf Uth sind es mehr oder weniger die gleichen Spieler, die ich trainiert habe, aber sie haben sich gefunden. Dazu kommt eine enorme Standardqualität.“
Timo Horn: „Das ist der Unterschied zur Hinrunde“ Gisdol übernahm Köln, genau wie Beierlorzer die Mainzer, zum 12. Spieltag. Während der FC fortan 25 Punkte holte, kam Mainz auf 17 Zähler. Beierlorzer musste seinen Ex-Klub dadurch in der Tabelle vorbeiziehen lassen.
Fragt man die FC-Profis nach den Gründen für die Erfolgsserie unter Gisdol, hört man immer wieder dasselbe Wort: Fitness. Torwart Timo Horn (26) erklärte zuletzt nach dem 2:1-Sieg in Paderborn beispielsweise: „Ich glaube, dass wir uns in der Winter-Vorbereitung eine Kondition aufgebaut haben und das Tempo 90 Minuten halten können. Das ist der Unterschied zur Hinrunde und der Weg zum Erfolg.“ Vor allem bei den Sprintwerten hat der FC deutlich zugelegt.
1. FC Köln unter Markus Gisdol viel selbstbewusster Zur Wahrheit gehört auch, dass unter Beierlorzer bei Ballbesitz selten eine Spielidee zu erkennen war. Der Beweis: Köln kam im Schnitt nur zu vier Torchancen pro Spiel (Platz 16). Unter Gisdol sind es sechs – lediglich Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen und Gladbach waren in diesem Zeitraum gefährlicher. Die gestiegene Chancenverwertung (34,4% vs. 21,7%) bedeutet Platz zwei hinter Dortmund und verdeutlicht das inzwischen immense Selbstvertrauen.
Benno Schmitz: „Jeder weiß, was er auf dem Platz zu tun hat“ Abwehrspieler Benno Schmitz (25) sagt: „Jeder glaubt an sich und weiß, was er auf dem Platz zu tun hat.“
Gisdol hat die Stärken und Schwächen der Mannschaft beängstigend gut erkannt. Hoffentlich können die FC-Profis das bald auch wieder auf dem Rasen zeigen...
Staatskanzlei durchkreuzt FC-Pläne - Mindestens vier Wochen kein Training für NRW-Klubs Ein paar Tage hat Sportchef Horst Heldt (50) bei seiner Familie in München verbracht, am Dienstag bricht er aber wieder auf Richtung Köln. Die Arbeit als Geschäftsführer ruht natürlich auch in der Pause nicht.
Wenn das DFL-Präsidium, in dem auch sein Kollege Alexander Wehrle (45) sitzt, eine Entscheidung über den weiteren Umgang mit der Corona-Krise gefällt hat, wird sich Heldt mit seinem Trainerteam um Chefcoach Markus Gisdol (50) absprechen.
Horst Heldt: „Bleibt bei dem Plan“ Er sagt: „Wir werden dann eine Video-Telefonkonferenz abhalten und klären, wie wir weiter vorgehen. Das hängt natürlich auch davon ab, wann es wieder Bundesliga-Spiele geben kann.“ Gerne wäre Heldt am Montag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt: „Wir sind ja keine Freizeitkicker, sondern Berufssportler. Wir hatten den Spielern bis einschließlich Freitag ein Programm mit an die Hand gegeben. Deshalb bleibt es bis auf Weiteres bei dem Plan, dass wir ab Montag wieder ins Training einsteigen.“
Kontaktverbot gilt auch für 1. FC Köln Doch am Abend machte die Staatskanzlei diese Vorhaben einen Strich durch die Rechnung: Das ausgesprochene Kontaktverbot gelte auch für Profimannschaften und Olympiasportler. Heißt für den FC: Vier Wochen kein Training am Geißbockheim!
Der Trainingsbetrieb in der Bundesliga falle nicht unter „zwingende berufliche Gründe“, die eine Ausnahme darstellen würden.
Somit ist ein Training auch in Kleingruppen verboten. „Nach der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Corona-Virus (...) sind jeglicher Sportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen sowie alle Zusammenkünfte in Vereinen, Sportvereinen und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen untersagt“, teilte die Staatskanzlei mit. „Dies ist nun für alle Kommunen in NRW gleichermaßen geregelt, da diese Verordnung allen kommunalen gegebenenfalls abweichenden Allgemeinverfügungen vorgeht. Dies betrifft insofern auch die Fußball-Bundesligavereine.“ Die Verordnung gilt fürs Erste bis zum 19. April.
1. FC Köln seit einer Woche im Homeoffice Vor einer Woche hatten Heldt und Wehrle die FC-Spieler ins „Homeoffice“ geschickt. Danach erklärte der Sportchef: „Man muss immer die Gesamtsituation und neue Hinweise betrachten, aber wir planen nach wie vor, Anfang April wieder zu spielen – wir wollen spielen. Das ist Plan A, an dem wir erst mal festhalten.“
Jetzt ist Plan B gefragt! Will der FC in den nächsten vier Wochen ins Mannschaftstraining zurückkehren, müsste er raus aus NRW – beispielsweise in die Niederlande, wo bislang nicht so strenge Regelungen gelten. Allerdings rückt mit dem Verbot zumindest für alle sieben NRW-Klubs eine Rückkehr zum Spielbetrieb in immer weitere Ferne.
Der europäische Fußball in der Krise: Was lässt sich aus dem Erfolgsmodell NFL übertragen? Wir haben nach dem vorläufigen Abbruch der Bundesliga gefragt, was ihr von uns lesen wollt und wir liefern natürlich auch. Heute: Der Vergleich zwischen europäischem Fußball und dem Erfolgsmodell NFL.
Der American Football und die National Football League (NFL) erfreuen sich in Deutschland und Europa seit einigen Jahren stetig wachsender Beliebtheit. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und werfen gerade in den wirtschaftlich kritischen Zeiten von Corona die Frage auf, ob sich aus der NFL und den anderen großen amerikanischen Profiligen etwas auf den europäischen Fußball übertragen lässt und ob Vereine und Verbände etwas von der NFL lernen können. Denn viele vermeintliche Granden des deutschen Fußballs rufen derzeit wieder verstärkt nach dem Ende von 50+1 und wollen eine Art „amerikanisches Modell“ etablieren. Doch was ist das überhaupt und lässt sich das so einfach bewerkstelligen?
Das europäische Klischee sieht im amerikanischen Sportsystem Franchises, die je nach Gusto des jeweiligen Besitzers durch Land verschoben werden und Fans als willenlose Kunden, die bei Erfolg den Stars artig applaudieren und das Stadion durch den Teamstore verlassen. Wie mit jedem Klischee ist dies nicht komplett falsch, aber die Realität ist dann doch etwas komplexer. Zumal man in den USA nie vergessen darf, dass es auch noch College-Football gibt.
Wie vermarktet sich die NFL? Die großen und berühmten Colleges haben Stadien auf ihrem Campus, die über 100.000 Zuschauern Platz bieten und damit zu größten der Welt gehören. Und das nicht in den großen, sondern in eher kleinen Städten. Die University of Michigan beispielsweise befindet sich in Ann Arbour, einer Kleinstadt mit etwa 120.000 Einwohnern. Das entspricht in etwa der Größe von Koblenz oder Wolfsburg. Das Stadion, „The big house“ genannt, bietet rund 107.000 Fans Platz. Und entsprechend hoch ist die Identifikation zwischen Stadt und College-Team. Wem die NFL zu kommerziell ist, der findet im College-Sport oft einen Platz.
Aber warum entdecken immer mehr Deutsche ihre Liebe zum Football und der NFL? Ein anderes Klischee lautet oft, die Zielgruppe des Sports bestehe in Europa vornehmlich aus Männern, die im Football „richtige Männer beim Vollkontakt sehen wollen“ und keine „verweichlichten Fußballer“. Auch dies mag es natürlich geben, der Erfolg ist jedoch so nicht erklärbar. Die NFL ist ein in sich geschlossenes und funktionierendes Produkt und versteht es obendrein, sich in Deutschland zu vermarkten, indem sie den Erstkontakt mit der Sportart stark vereinfacht hat.
Der Erstkontakt zu Football im Fernsehen So liegt der aktuelle Boom zu einem großen Teil darin, dass seit einigen Jahren während der Saison jeden Sonntagabend zur besten Sendezeit zwei Spiele bei Pro7 maxx im Free-TV gezeigt werden. Die Präsentation der Sportart auf dem Sender ist dabei bewusst nicht nerdig, sondern für Einsteiger gedacht. Entertainment und Spaß stehen neben dem wiederholenden Erklären der einfachen Regeln im Vordergrund. Wer sich tiefer mit dem Sport beschäftigen will, ist bei Pro7 maxx an der falschen Adresse. Als erster Einstieg eignet es sich jedoch bestens.
Zum Vergleich: Die Bundesliga regelmäßig im Free-TV? Derzeit undenkbar. Im Gegenteil ist auch die Champions League aus dem frei empfangbaren Fernsehen nahezu verschwunden. Wer sich Abos der Pay-TV-Anstalten nicht leisten kann, der wird heutzutage Schwierigkeiten haben, auf der heimischen Couch Fußball zu schauen. Einschränkend muss dazu allerdings bedacht werden, dass Deutschland für die NFL ein Wachstumsmarkt ist und die Sportart vergleichsweise neu. Fußball hingegen hat eine komplett andere Verankerung in der Gesellschaft.
Eine andere Vermarktungsschiene als im Fußball Wer sich in Deutschland intensiver mit der NFL und über Pro7 maxx hinausgehend beschäftigen will, für den hält die NFL den hauseigenen Gamepass bereit. Mit diesem kann man alle Spiele einzeln live und on-demand sehen. Mit NFL-Network verfügt man außerdem über einen eigenen Sender, der ausgewählte Spiele zeigt und das Geschehen in der Liga intensiv begleitet.
Was auch auffällt: Die NFL bespielt die sozialen Netze sehr offensiv und verfolgt damit ein anderes Modell als die Bundesliga. Highlight-Spielzüge aus jedem Spiel werden innerhalb von Minuten auf Instagram hochgeladen und sind beim Durchscrollen auf dem second screen jeden Sonntag nicht zu übersehen.
Die Liga hat mit „NFL Films“ eine eigene TV-Produktionsfirma, die in den letzten Jahren mit sehr hochwertigen Produktionen Maßstäbe im Bereich der Sportdokumentationen gesetzt hat. Seien es zum Beispiel die Reihe „A Football life“, in der ehemalige Spieler oder Trainer portraitiert werden oder „hard knocks“, wo, ähnlich zu FC 24/7, ein Team bei der Saisonvorbereitung begleitet wird.
Auch nicht zu unterschätzen ist Folgendes: Die NFL-Teams haben nicht jeweils eigene Klamottenproduktionen, sondern die NFL hat als solche einen Brand entwickelt. In diesem werden dann Mützen, T-Shirts oder Hoodies für die jeweiligen Vereine einheitlich produziert. In deutschen Städten sieht man diese in den letzten Jahren immer häufiger, NFL-Klamotten gelten als „in.“
Das Grundgerüst der NFL Die NFL ist als Profiliga ungleich mehr kommerzialisiert als der oben beschriebene College-Sport, wo die Athleten kein Geld verdienen dürfen. Dennoch: Amerikaner sind sportverrückt und Fans, die „ihr“ Team lieben, gibt es dort genauso wie hier in Europa. Die NFL ist jedoch gänzlich anders organisiert als der europäische Fußball: Die Spieler sind rechtlich nicht beim Verein, sondern bei der Liga angestellt, es gibt es keinen Auf- und Abstieg, die Liga ist eine Art Dachorganisation, die Vereine Franchises. Im Fall der NFL gibt es 32 Franchises, also 32 Teams. Jede Franchise hat einen meist alten, weißen Mann als Besitzer. Die Franchisen sind in der Liga komplett gleich gestellt, jeder hat die gleichen monetären Mittel und so die gleichen Chancen, am Ende das Endspiel, den Superbowl, zu gewinnen.
Diese Unterschiede erlauben es, eine andere Systematik zu etablieren, um die Liga attraktiv zu halten. So ist das Monetäre über den sogenannten Salary Cap geregelt. Dieser legt, vereinfacht gesagt, eine Gehaltsobergrenze fest. So darf jeder Verein in der kommenden Saison insgesamt ca. 200 Millionen Dollar in Spielergehälter investieren. Es ist dadurch ausgeschlossen, dass sich ein Team aus einem großen Markt, zum Beispiel die New York Giants oder die San Francisco 49ers, All-Star-Teams zusammenstellen und Teams aus einem kleinen Markt, beispielsweise die Green Bay Packers, in die Röhre schauen. Wie hoch der Salary Cap ist, hängt unter anderem mit Ticketeinnahmen und TV-Verträgen zusammen. Wächst die Liga, wächst auch der Salary Cap.
Die NFL ist durchaus solidarisch, fast kommunistisch Hier offenbart sich schon fast eine Art Solidarsystem. Die Teams aus einem großen Markt nutzen ihre Vorteile nicht, um einen ausgeglichenen Wettbewerb und damit ein gutes Produkt zu gewährleisten. Die NFL ist natürlich durchkommerzialisiert und als solche hochkapitalistisch. Aber in sich, etwas überspitzt formuliert, beinahe kommunistisch organisiert. Gute Teams stehen jede Saison vor der Frage, wie sie ihre Leistungsträger halten, die beim Auslaufen ihres Vertrages mehr Geld verlangen. Gute gemanagte Teams haben mehr Stars, können aber nie alle halten und verlieren diese regelmäßig an schwächere Teams, die mehr Cap Space (nicht geblocktes Gehalt) haben.
Ein guter Manager kann so innerhalb von drei Jahren sein Team vom schlechtesten zum besten Team der Liga machen und den Superbowl gewinnen. Als aktuelles Beispiel darf Tom Brady gelten: Der vermutlich beste Spieler, den die NFL je gesehen hat, wechselt von den New England Patriots, dem erfolgreichsten Team der letzten 20 Jahre mit einem großen Markt, nach Tampa Bay. Das Team hat seit 2007 kein Playoff-Spiel mehr bestritten und seit 2002 kein Playoffspiel mehr gewonnen. Und bespielt zudem nicht gerade den größten Markt. Dass Brady dort Erfolg hat, ist auf dem Papier nicht unwahrscheinlicher als in New England.
Der Vorteil eines guten Drafts Aber auch in Amerika war der Salary Cap nicht immer vorhanden. In den 1940er Jahren zum Beispiel dominierten die Cleveland Browns die All-American Football Conference, eine Vorgängerliga der NFL. Sie verloren in vier Jahren nur drei Spiele und gewannen alle Titel. Kein attraktives Modell, die Liga war nach den vier Jahren am Ende. Der harte Salary Cap (also ohne Ausnahmen) wurde in der NFL schließlich im Jahr 1994 eingeführt.
Neben der Verpflichtung von Spielern, deren Verträge auslaufen, baut man in der NFL seinen Kader über den Draft zusammen. In diesem werden die besten College-Spieler auf die Mannschaften in der NFL verteilt. Und auch hier ist das primäre Ziel, Chancengleichheit zu schaffen: So darf das schlechteste Team der Vorsaison sich den besten College-Spieler aussuchen. Ein enormer Vorteil, wenngleich man hier natürlich auch daneben greifen kann, weil man die Spieler zum Beispiel falsch evaluiert oder sich der Spieler verletzt. Der Vorteil, sein Team primär über den Draft zusammenzustellen: College-Spieler verhandeln nicht über ihr Gehalt, sondern bekommen dieses abhängig von der Position, an der sie gezogen werden. Aber selbst der Spieler, der im Draft als Erstes gezogen wird, verdient nicht extrem viel Geld und belastet den Salary Cap des Teams nur rudimentär. Es ist also ein richtiger Vorteil, wenn man als Team gut draftet. Ein Tarifvertrag zwischen Spielern und Liga Das Grundgerüst der Liga aber ist das Collective Bargaining Agreement, kurz CBA. Dieser ist ein Tarifvertrag zwischen der in Amerika starken Spielergewerkschaft (NFLPA) und der NFL. Beinahe alles in diesem geregelt: Von den großen Fragen wie der Kadergröße über die Frage, wie viele Saisonspiele es gibt und wie viel des jährlichen Umsatzes der Liga in den Salary Cap geht, bis hin zu vermeintlich kleineren Fragen wie dem Konsum von Marijuana. Erst kürzlich wurde der neue CBA verhandelt und schließlich von den Spielern in einer Urabstimmung verabschiedet. Dieser beinhaltet beispielsweise: Ein höherer Salary Cap (mehr Geld für die Spieler) und größere Kader, aber auch 17 statt 16 Spiele und damit ein höheres Verletzungsrisiko.
Am Ende ist die NFL ein funktionierendes Produkt. Der Salary Cap steigt jedes Jahr beträchtlich, die Liga wächst. Die Stadien haben eine hohe Auslastung. Und strukturell hat jedes der 32 Teams die gleichen Chancen, Meister zu werden und den Superbowl zu gewinnen. Es liegt alleine an den Fähigkeiten der handelnden Personen.
Aber was davon wäre in Deutschland und Europa übertragbar? Den Fußball in Deutschland wieder in das Free-TV zu holen und ausgewählte Spiele der Bundesliga sowie Champions League der Masse in irgendeiner Weise live zur Verfügung zu stellen, fällt einem vermutlich als erstes ein und wäre leicht umsetzbar. Und auch viele innerhalb der Fußballbranche betrachten es mittlerweile als Fehler, die Rechte nur an das Pay-TV vergeben zu haben. Gut möglich, dass dieser Schritt bald rückgängig gemacht wird.
Auch ein Äquivalent zu NFL-Films wäre sicher möglich und böte auch Potentiale. Man könnte die Fans noch näher an den Spielfeldrand holen, Produktionen wie FC 24/7 ligaweit vereinheitlichen und legendäre Spieler und Trainer aus der ruhmreichen Geschichte der Bundesliga portraitieren. Die Frage nach der Bezahlung des Ganzen würde sich allerdings früher oder später stellen; hier bräuchte es ein Budget, das im besten Fall von den Vereinen solidarisch getragen wird. Der Fußball macht hierzulande allerdings nicht den Eindruck, solidarisch zu sein. Die Bayern beispielsweise blinken regelmäßig bei der Frage, ob man die Zentralvermarktung nicht aufheben sollte, weil man per Einzelvermarktung mehr Geld generieren könnte. Ein eigenes Network mit eigenen Shows und Studios? Theoretisch natürlich denkbar, praktisch nicht in Sicht.
Viele Dinge sind nicht umsetzbar Auch ein einheitliches Merchandise wäre denkbar, das Geld für alle Vereine einspielt. Kleine Vereine könnten so profitieren. Doch sind die großen Vereine bereit, einen Schritt zurückzutreten? Zweifel daran sind durchaus angebracht. Außerdem würde man die Kurven und Fanszenen wohl kaum damit begeistern – längst produzieren Ultras ihr eigenes, optisch meist viel schöneres Merch und grenzen sich auf diese Weise ganz bewusst zum kommerzgetriebenen Verein ab.
Eine Spielergewerkschaft existiert mit der VDV, der Vereinigung der Vertragsfußballer. Sie versteht sich als Interessenvertretung, hat allerdings bei Weitem nicht die Macht der NFLPA. Hier wären aber vermutlich die Spieler am Zug, sich zu organisieren und untereinander solidarisch zu sein. Dass sie jedoch der DFL irgendetwas in Verträge reindiktiert, scheint utopisch zu sein.
Was wäre garantiert nicht übertragbar? Bei Geschichten wie dem Draft oder dem Salary Cap stößt die Idee, das amerikanische System einfach in den Fußball zu implementieren, endgültig an seine Grenzen. Es gibt kein College-System, das junge Spieler ausbildet, bevor die besten den Weg in die NFL finden und sich die Talente gleichmäßig verteilen. Jeder Verein hat Jugendteams und bildet seine eigenen Spieler aus. Dies ist historisch so gewachsen. Die Internate und Jugendabteilungen der Vereine zu schließen und die fußballerische Ausbildung komplett an Schulen und Universitäten zu übergeben, wird absehbar nicht passieren.
Ein Draftsystem setzt außerdem ein geschlossenes Ligasystem voraus. Auch dieses wäre nicht durchsetzbar. Der europäische Fußball lebt seit Jahrzehnten auch von Auf- und Abstiegen einzelner Vereine und der romantischen Vorstellung, dass jeder Dorfverein irgendwann einmal in der Bundesliga spielen kann, wenn er nur oft genug aufsteigt.
Salary Cap und Draft: Eher in einer Superliga? Einen Salary Cap könnte man zumindest ligenabhängig einführen. In der Bundesliga wäre dieser dann höher als in der 2. Liga und so weiter. Wer auf- und absteigt, läge dann nur noch am Talent der Trainer und Manager und nicht mehr am Festgeldkonto. Aber der SC Paderborn und der FC Bayern auf einmal gleichgestellt? Schwer, sich auch nur vorzustellen wie Watzke und Rummenigge sich mit der Idee eines Salary Caps arrangieren. Zumal es dort auch die europäische Dimension gibt, einen Alleingang der Bundesliga wird es nicht geben.
In einem Gedankenexperiment möglich wären Draft und Salary Cap vermutlich nur über eine geschlossene europäische Superliga. Teilnehmende Mannschaften könnten pro Saison eine Anzahl an günstigen Jugendspielern hochziehen, der Rest der eigenen Kaderschmiede würde in die nationalen Ligen abwandern. Außerdem könnten sich Spieler in den nationalen Ligen für den Draft anmelden. Zum Beispiel Jonas Hector.
Abhängig davon, wo Hector im Draft gezogen werden würde, stünde dem 1. FC Köln dann zum Beispiel eine monetäre Kompensation oder ein Zugriffsrecht für Talente zur Verfügung, die von den Mannschaften in der Superliga nicht hochgezogen wurden. Auf der anderen Seite ließe sich das Gedankenexperiment weiter führen: Liverpool könnte nicht jeden Spieler ihrer derzeitigen Mannschaft halten und würde vielleicht van Djik an Juventus veräußern und im Gegenzug ihre Draftposition erhalten, um Platz beim Gehalt zu schaffen. Einen gewissen Entertainmentfaktor kann man dabei zumindest nicht wegdiskutieren.
Würde ein System wie im Football helfen? Wäre so ein Gedankenexperiment wünschenswert oder der blanke Horror und für viele das Ende „ihres“ Fußballs? Das muss jeder für sich selber entscheiden. Fest steht jedoch, dass eine Liga, in der immer nur die Bayern Meister werden und man als Fan des 1. FC Köln weiß, dass man in seinem Leben nach derzeitigen Umständen niemals mehr eine Meisterschaft feiern wird, am Ende unattraktiv und unvollendet ist. Es müssen irgendwann gegensteuernde Maßnahmen getroffen werden. Keiner will, dass der Meister 10 Mal in Folge derselbe ist. Es tut der Bundesliga nicht gut.
Diejenigen, die heute die Lösung im amerikanischen System sehen und von der Abschaffung von 50+1 als Lösung träumen, sehen jedoch nicht, wie solidarisch und auf Chancengleichheit beruhend die NFL im Kern ist und was es benötigt, um ein funktionierendes System zu etablieren. Einfach nur 50+1 fallen zu lassen und die Tür für noch mehr blinde, egoistische und narzisstische Investoren und Gönner zu öffnen, ist unter Garantie nicht die Lösung. Es würde lediglich mit wenigen Ausnahmen die vorhandenen Verhältnisse zementieren.
Es braucht mehr Chancengleichheit im Fußball Allerdings zeigt sich dieser Tage auch, dass der turbokapitalistische Fußball in seiner derzeitigen Form kaum überlebensfähig ist. Die „Football Leaks“ offenbarten ein fast schon mafiaartiges Business. Die Coronakrise ist dazu in der Lage, Vereine an den Rand der Insolvenz zu treiben und vielleicht werden manche tatsächlich pleite gehen. Lösungen müssen schnell nicht nur gesucht, sondern auch gefunden werden. Das Ende von 50+1 wird vielleicht kurzfristig eine Lösung sein, löst aber langfristig keine Probleme. Irgendwann müssen auch die großen Clubs erkennen, dass es für einen Wettbewerb irgendeine Art Chancenannäherung braucht.
Die erfolgreiche Expansion der NFL in Deutschland ist auch das Ergebnis einer Krise des Volkssports Fußball. Diese ist für den Fußball natürlich nicht existenzbedrohend, aber doch vernehmbar. Wer denkt, mehr Kommerz, Egoismen sowie das Wachstum über noch mehr Wettbewerbe und damit verbunden einem noch engeren Terminkalender würden irgendetwas lösen, der möge sich mal die leeren Stadien ansehen, wenn die Nationalmannschaft spielt.
!!!Kolumne!!! Das Coronavirus und der Fußball: Stirb, Profifußball! In der Corona-Krise fallen die Masken des Profifußballs. Die meisten seiner Protagonisten zeigen, dass sie jede Bodenhaftung verloren haben. Sie tragen ein unmoralisches und teures System. Es ist Zeit für ein neues. Vielleicht gibt es demnächst die Gelegenheit dazu. Eine Polemik.
Heilsame Schocks sind selten. Meistens stammen sie von Erlösungsfantasien, Verschwörungstheorien oder Wochenhoroskopen. Manche deuten den Brexit bis heute als heilsamen Schock für die EU, die letztere angeblich benötigte, um zu überleben. Die Bilder aus Griechenland oder manche autoritären Entwicklungen verhöhnen diese These. Der Brexit war, welch Überraschung, kein heilsamer Schock.
Auch die Corona-Krise löst bei manchem nun den Glauben an einen heilsamen Schock aus: Werden wir danach nicht alle solidarischer sein? Werden “systemrelevante” Bereiche nicht nur Applaus, sondern auch mehr Geld und Personal erhalten? Wird die Krise das Vertrauen in die Wissenschaft wieder stärken? Die Antworten auf diese Fragen kennt niemand. Auch auf die Frage, wie es mit dem Profifußball nun weitergeht. Doch gerade hier sehne ich mich nach einem heilsamen Schock. Denn der Kapitalismus hat hier eine besonders abstoßende Parallelwelt erschaffen.
Ein mit Geld vollgepumpter Gladiatorenzirkus Es gibt kein System, in dem so viele dumme und asoziale Menschen für unnötige Dinge so viel Geld bekommen. Es gibt kein System, in das so viel Geld gepumpt wird, obwohl die Hauptfiguren unprofessionell arbeiten. Es gibt kein System, das sich stärker gegen Externe wehrt, weil das Geld bei den Leuten im System bleiben soll. Wer daran zweifelt, schaue sich eine Folge Doppelpass auf Sport1 an.
Umso stärker empfinde ich Genugtuung für die Hilflosigkeit, mit der die “Bonzen” (O-Ton FC-Ultra Stephan Schell) des Fußballs jetzt staatlichen Eingriffen ausgeliefert sind. Wie sie nun versuchen, der Öffentlichkeit ihre Systemrelevanz aufzuschwatzen und dabei scheitern. Mit jedem Tag wird ihnen klarer, dass ihr luxuriöser Gladiatorenzirkus verzichtbar ist. Die Parallelwelt, in der sie sich jahrelang mit Geld bereicherten, das an anderer Stelle schon immer besser aufgehoben war, bröckelt. Ich hoffe, sie stürzt ein.
Abscheu gegen das System und seine Hauptdarsteller Es sind nicht nur Hans-Joachim Watzke, der in der Sportschau erzählt, dass Covid-19 für seine Sportler keine Gefahr darstelle, oder Amine Harit, der inmitten der Virusverbreitung noch fröhlich Shisha raucht, die in mir Abscheu auslösen. Es ist auch die Geltungssucht, mit der alle ihr ach so soziales Engagement in den Vordergrund drängeln wollen. Dietmar Hopp stellt dabei alle in den Schatten. Er inszenierte sich als Philantrop, der mit einer kleinen, bescheidenen Firma einen Impfstoff für die Menschheit herstellen wolle.
Wie Captain Germany blockierte er die blitzenden Attacken der egoistischen, dummen Amerikaner. War das nicht toll? Endlich wieder eine deutschen Heldensage! Und was für eine: Die Kampagne für Hopps Biofirma war ein voller Erfolg. Er konnte sein Image aufpolieren und seine Firma erhält von der EU nun Fördergelder in Millionenhöhe, obwohl das Werben der USA um die Firma längst nicht so stark war, wie es in Deutschland dargestellt wurde.
Die Profifußballer gehen, wenn nicht in die Shishabar, auf Tauchstation. Ihnen fehlt gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein. In der NBA übernimmt der 19-jährige Zion Williamson die Gehälter der Club-Angestellten, denen nun das Einkommen fehlt. Von seiner Sorte gibt es, gerade in den USA, viele. Es ist kein Zufall, dass kaum ein Fußballspieler unter ihnen ist. Lionel Messi wird schon für einen harmlosen Aufruf zum Zuhausebleiben gefeiert. Cristiano Ronaldo? Funktioniert seine Hotels doch nicht zu Krankenhäusern um. Wieso er als Fußballspieler mehrere Hotels besitzt, wird gar nicht mehr hinterfragt. Hierzulande stellen Leon Goretzka und Joshua Kimmich mit “We kick Corona” nur Ausnahmen dar.
Der heilsame Schock ist ein Wunschtraum Das Gros der Profifußballer sitzt in seiner Villa und wartet, bis es weitergeht. Für Genugtuung sorgt bei mir auch das ungewisse Schicksal all der Speichellecker, Schreihälse und Gesundstoßer, die das Umfeld des Profifußballs prägen. Egal ob sie auf Sky die Fans verunglimpfen, im Kicker oder der Bild fachmännisch (hahaha) ihren Lieblingen Werbetexte spendieren, Profis “beraten” oder im Doppelpass fordern, dass Frauen im Stadion intensiver begrapscht werden sollen. Der Umstand, dass sie, die die Meinung der Herrschenden zur herrschenden Meinung machen, jahrelang so stark am Rockzipfel der Bonzen hingen, könnte ihnen jetzt endlich zum Verhängnis werden.
Wenn Corona den Profizirkus samt seinen Rattenschwänzen dahingerafft haben sollte, stellt sich die Frage: Was nun? Mindestens die Profispieler sind ja noch da. Sie werden auch weiterhin hauptberuflich Fußball spielen, aber vielleicht für weniger Geld. Sie könnten die Freiheit genießen, dass sie nicht ständig von Paparazzi verfolgt werden. Für uns Fans blieben “Nachrichten” über Friseurbesuche Neymars erspart, weil sie in unserer Gesellschaft überflüssig sind.
Wir könnten uns Fußballspiele ohne das Gefühl anschauen, in einer Werbeshow mit Animateuren gelandet zu sein. Die Medien könnten sich auf die Spiele konzentrieren. Sie könnten den Profifußball wieder als Unterhaltung erfassen und auf philosophische Deutungen, intellektuelle Verbrechen und Anstandslosigkeit verzichten. Die Amateurvereine könnten an identitätsstiftender Funktion und Publikum gewinnen. Ganz ohne Fußball ist’s ja schließlich doch scheiße.
Ganz ohne Fußball ist’s schließlich doch scheiße Aber vermutlich muss ich die Hoffnung auf den heilsamen Schock schnell begraben. Wenn die Zeit der Verbote ‘rum ist, wird alles so weitergehen wie vorher. Wahrscheinlich wird es noch schlimmer. Die Branche prostituiert sich noch stärker, die Zeichen erkennen wir schon jetzt. Horst Heldt sinniert bereits über eine Abschaffung von 50+1 – was mir zeigt, dass sich der FC, nein, die DFL im Zweifel auch an China, Saudi-Arabien oder Ölkonzerne verkaufen würde, solange die nur genügend Geld bereit stellen. Und irgendjemand muss ja auch das Gehalt von Marco Höger, Timo Horn oder Anthony Modeste bezahlen, n’est pas?
Meine Hoffnungen werden also leider solche bleiben. Denn heilsame Schocks wird es in diesem von Gier angetriebenen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem kaum geben. Daran ändert auch Corona nichts.
Wieder Gerüchte um Meré: Ex-Trainer buhlt um Spanier Auch wenn national wie international aktuell in allen Ligen aufgrund der Coronakrise der Ball ruht, laufen im Hintergrund bereits die Planungen für die kommende Saison. Dabei tauchen aus Spanien erneut Gerüchte um Jorge Meré auf. Aus Hannover gibt es derweil die Signale, FC-Leihspieler Jannes Horn trotz Zweitligaverbleib halten zu wollen.
Als einer der größten Verlierer unter Trainer Markus Gisdol kursierten schon im Winter immer wieder Gerüchte um Jorge Meré und eine vorzeitige Rückkehr des Innenverteidigers nach Spanien. Seinen Stammplatz beim FC hatte der Spanier bereits zu Beginn der Saison unter Achim Beierlorzer verloren. Nach dem Trainerwechsel fand Meré dann zunächst überhaupt keine Beachtung mehr und saß nach der Verpflichtung von Toni Leister zwei Mal sogar nur auf der Tribüne. Durch die schwere Verletzung von Rafael Czichos und dem zwischenzeitlichen Ausfall von Sebastiaan Bornauw stand Meré in den letzten beiden Spielen vor der Einstellung des Spielbetriebes durch die Coronakrise aber zwei Mal in der Startformation.
Alberto Celades will Meré nach Valencia holen Zwar merkte man dem 22-jährigen die fehlende Spielpraxis gegen den SC Paderborn und Borussia Mönchengladbach durchaus an, trotzdem erledigte der Spanier seine Aufgabe ordentlich. Wie es mit dem Innenverteidiger über die Saison hinaus weitergeht, ist aktuell jedoch genauso ungewiss wie das Ende der Spielzeit selbst. Ohnehin gestaltet sich die Situation in der Abwehrzentrale für Geschäftsführer Horst Heldt in der kommenden Transferperiode schwierig. Zum einen muss die Entscheidung getroffen werden, ob der FC die Kaufoption für Toni Leistner ziehen will. Zum anderen kehren mit Frederik Sörensen, Lasse Sobiech, Yann-Aurel Bisseck und Joao Queiros in der Theorie vier Innenverteidiger ans Geißbockheim zurück. In diesem Entscheidungsprozess, welche Spieler in der kommenden Saison zum Kader der Geißböcke gehören werden, dürfte auch der Wille von Meré zählen, sich einmal mehr dem Konkurrenzkampf beim FC zu stellen.
Dabei dürfte sich im Sommer für den Spanier eine weitere Option auftun. Wie die spanische Zeitung AS berichtet, soll der FC Valencia ein Auge auf den ehemaligen U21-Nationalspieler geworfen haben. Grund dafür sei der aktuelle Trainer des derzeitigen Tabellensiebten der spanischen Liga. Albert Celades ist seit dem vierten Spieltag bei den Spaniern im Amt und kennt Meré noch aus seiner Zeit als spanischer U21-Nationaltrainer. Unter Celades debütierte Meré 2015 als damals 17-jähriger in der Junioren-Auswahl und trug zeitweise sogar die Kapitänsbinde. Schon mehrfach soll Valencia Interesse an einer Verpflichtung von Meré gezeigt haben. Nun, zwei Jahre vor seinem Vertragsende in Köln, könnte dies durch Celades noch einmal intensiviert werden. Dabei berichtet die Zeitung von einer möglichen Ablösesumme im Sommer von rund sieben Millionen Euro und damit jenem Betrag, den der FC vor knapp drei Jahren an Sporting Gijon überwiesen hatte.
Weitere Personalentscheidung: Was passiert mit Jannes Horn? Eine weitere Entscheidung wird Horst Heldt im Sommer in der Personalie Jannes Horn treffen müssen. Aktuell ist der Linksverteidiger an Hannover 96 ausgeliehen. Der Zweitligist signalisierte bereits, den 23-jährigen gerne halten zu wollen. Doch Stand jetzt müsste der ehemalige U21-Nationalspieler im Sommer ans Geißbockheim zurückkehren. Zwar boten die Kölner den Hannoveranern eine Kaufoption sowohl für die Bundesliga als auch die 2. Liga an, der Absteiger soll nach Informationen der Bildzeitung aber lediglich eine Option für den Aufstiegsfall in Höhe von rund drei Millionen Euro abgeschlossen haben. Dies steht nun im Widerspruch zu zuvor anders lautenden Berichten, Hannover hätte nur für den Fall des Ligaverbleibs eine Kaufoption. Mit einem Aufstieg dürften aber selbst die größten Optimisten in Niedersachen nicht mehr planen, denn aktuell liegt Hannover mit zwölf Punkten Rückstand auf Rang drei im trostlosen Mittelfeld der Zweitligatabelle. Im Sommer dürfte es also zu neuen Verhandlungen zwischen Horst Heldt und seinem ehemaligen Weggefährten und guten Freund Gerhard Zuber kommen. Trotzdem dürften die 96er gute Chancen auf einen Verbleib von Horn haben. Denn dass der Linksverteidiger in Köln noch eine Zukunft hat, gilt als unwahrscheinlich.
DFL empfiehlt: Keine Spiele mehr bis zum 30. April Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga hat sich am Dienstag in einer mehrstündigen Videokonferenz hinsichtlich möglicher Szenarien zur Fortführung der Bundesliga und 2. Liga beraten. Dabei sprachen die Verantwortlichen eine Empfehlung an die kommende Mitgliederversammlung aus, im April keine Spiele mehr auszutragen.
Am kommenden Dienstag, den 31. März, findet die nächste Mitgliederversammlung der DFL statt. Dann soll darüber entschieden werden, wann es mit dem Spielbetrieb in der Bundesliga und der 2. Liga weitergehen kann. Bislang sind die Spiele lediglich bis zum 2. April ausgesetzt. Doch schon bei dem Beschluss vom 16. März war man bei der DFL nicht davon ausgegangen, den Spielbetrieb am ersten Aprilwochenende wieder aufnehmen zu können.
Nun empfahl das Präsidium der DFL nach einer mehrstündigen Videokonferenz die Aussetzung für weitere vier Woche. Damit würden auch im April keine Spiele stattfinden. „Mit Blick auf die Folgen des Corona-Virus wurden dabei mögliche Szenarien und denkbare Handlungsoptionen erörtert. Diese sollen im Laufe der Woche weiter strukturiert und dann der Mitgliederversammlung zur Diskussion gestellt werden“, ließ die DFL in ihrer Pressemitteilung verlauten. Das Präsidium sei sich darüber im Klaren, „dass alle Szenarien und Handlungsoptionen auch von externen Faktoren abhängig sind, auf deren Entwicklung DFL und Clubs nur begrenzt oder teilweise gar keinen Einfluss haben: unter anderem die weitere Verbreitung des Virus und die Bewertung der Lage durch die Politik.“ Um die Saison bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen, arbeitet die DFL derzeit an Konzepten, die restlichen Partien mit dem Minimal-Einsatz von Arbeitskräften und ohne Zuschauer durchführen zu können.
"Dafür gibt es unterschiedliche Szenarien" Auch FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle gehört dem DFL-Präsidium an und nahm am Dienstag an der Videokonferenz teil. „Wir haben uns mit der Empfehlung zur Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 30. April eine Atempause gegeben, in der wir nicht ständig nach aktueller Nachrichtenlage reagieren müssen“, erklärte der 45-jährige. Eigentlich hatte man sich am Geißbockheim am Freitag wieder mit Trainern und Spielern treffen wollen. Doch die NRW-Staatskanzlei bestätigte am Montag, dass das Kontaktverbot für mehr als zwei Personen auch für Berufssportler und damit auch für Profifußballer gelte. „Kurzfristig ist an reguläres Mannschaftstraining und damit an einen sportlichen Wettbewerb ohnehin nicht zu denken. Die Gesundheit unserer Spieler, Mitarbeiter und Fans hat Vorrang, da hat der 1. FC Köln mit seinen mehr als 111.000 Mitgliedern auch eine Vorbildfunktion“, sagte der FC-Geschäftsführer diesbezüglich. Dennoch sei man nach wie vor unbedingt gewillt, die Saison zu einem sportlichen Ende zu bringen. „Das gemeinsame Ziel des deutschen Profifußballs, die Saison 2019/20 zu Ende zu spielen, bleibt bestehen. Dafür gibt es unterschiedliche Szenarien, mit denen wir uns nun mit dem nötigen Zeitrahmen und abhängig von der Entwicklung der Situation noch intensiver befassen werden. Das gehört zu der Verantwortung, die wir für unsere Vereine und Millionen von Fans tragen.“
Die legendäre Münze, die eine Holzscheibe war Die Nacht von Rotterdam gehört zu den größten Dramen, die der Fußball je hervorgebracht hat. Das Entscheidungsspiel des 1. FC Köln gegen den FC Liverpool im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister vom 24. März 1965 jährt sich 2020 zum 55. Mal. Es war der Abend, an dem ein Münzwurf über den Sieger entschied, Wolfgang Weber seinen Spitznamen erhielt und der FC eine der tragischsten Niederlagen seiner Vereinsgeschichte hinnehmen musste.
Es war die Saison 1964/65, in der FC-Präsident Franz Kremer einen besonderen Transfer tätigte. Mit Jose Gilson Rodriguez, kurz „Zeze“, wechselte der erste Brasilianer in der Geschichte der Geissböcke zum Effzeh. Die Berichte über die genaue Ablösesumme gehen auseinander, von 60.000 bis 150.000 DM ist die Rede. In jedem Fall sollte Zeze ein Transfer mit Strahlkraft sein, nicht nur dem FC sportlich weiterhelfen, sondern auch als neue Attraktion in der Bundesliga gelten, Zuschauer anlocken. Doch Zeze wurde zum Flop, verließ die Geissböcke nach nur einem Jahr wieder, und so ging der wahre Königstransfer des Sommers 1964 im Trubel um den Brasilianer unter: Aus Saarbrücken kam ein gewisser Hannes Löhr zum 1. FC Köln.
Während Löhr in den folgenden Jahren zur FC-Legende wurde, hatte Zeze nur einen wirklich beeindruckenden Auftritt, und er ist Teil der Geschichte, die sich am 24. März 2020 zum 55. Mal jährt. Denn Zeze gehörte im zweiten der drei Aufeinandertreffen zwischen den Geissböcken und Liverpool zur Startaufstellung des FC in Anfield. Doch dazu später mehr.
Köln in der Liga mit einem Tief Der FC war bekanntlich 1964 Deutscher Meister geworden und ging somit als Titelverteidiger in der Bundesliga und als deutscher Vertreter im Europapokal der Landesmeister an den Start. Hans Schäfer war inzwischen 37 Jahre alt, Wolfgang Overath und Wolfgang Weber gehörten als Jung-Nationalspieler zur nächsten Generation, ebenso Löhr. Christian Müller war Torjäger Nummer eins im Angriff, Karl-Heinz Thielen stand Müller aber in nichts nach. Im Tor hatte Anton „Toni“ Schumacher Fritz Ewert im Tor verdrängt und sollte ebenfalls eine große Rolle gegen Liverpool spielen. In der Liga lief es für die Geissböcke zunächst gut, doch ein Tief zu Beginn des Jahres 1965 mit nur einem Sieg aus sechs Spielen brachte Köln um fast alle Chancen in der Meisterschaft.
Mit diesem Gefühl wollten sich die Geissböcke im Frühjahr gänzlich auf den internationalen Wettbewerb konzentrieren. Zwar fehlte Altmeister Schäfer wegen einer schweren Meniskusverletzung monatelang, doch der FC hatte sich im Europapokal schadlos gehalten. In Runde eins besiegte man Partizan Tirana, im Achtelfinale Panathinaikos Athen. Und so kam es zu jener Auslosung in Wien, die dem FC in der Runde der letzten Acht das Los des FC Liverpool bescherte. Der Deutsche Meister gegen den Englischen Meister – es wurde ein Drama in vier Akten und ein Duell für die Geschichtsbücher.
Sorgte Shankly für die Absage des Rückspiels? Der FC Liverpool mit Manager Bill Shankly musste zunächst beim FC antreten und hatte so das Rückspiel in Anfield in der Hinterhand. Ein Vorteil, den die Reds nutzen wollten, indem man sich in Müngersdorf am 10. Februar 1965 in der eigenen Hälfte einigelte. Unter den Augen von Bundeskanzler Ludwig Erhard war der FC über 90 Minuten die bessere Mannschaft, Liverpool agierte trotz seiner überragenden Stürmer Roger Hunt (245 Tore in 404 Pflichtspielen) und Ian St. John (schottischer Nationalstürmer) überraschend defensiv. Das Spiel, das damals in sieben Länder übertragen wurde, endete 0:0. Löhr erzielte zwar ein Tor, wurde aber wegen Abseits zurückgepfiffen. Thielen traf nur den Pfosten. Dem FC war das Fehlen des Routiniers Schäfer ebenso anzumerken wie jenes des ebenfalls verletzten Heinz Hornig. Liverpool hatte erreicht, was es erreichen wollte, und ging als Favorit in das Rückspiel.
Doch schon mit dem Rückspiel nahm das Drama des Duells seinen Lauf. Tatsächlich wurde die Partie am 17. März 1965 ausgetragen, aber nur, weil das Spiel am 3. März nur wenige Minuten vor dem Anpfiff wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt worden war. Dabei war der FC bereits fünf Tage zuvor nach London gereist, um das Spiel der Liverpooler bei West Ham United (1:2) live im Stadion zu verfolgen und anschließend nach Liverpool weiterzureisen. Dort heftiges Schneetreiben ließ die Partie eine Viertelstunde vor dem geplanten Anpfiff platzen und es heißt bis heute, Shankly persönlich hätte beim dänischen Schiedsrichter Hansen interveniert, um das Spiel abzusagen.
So mussten der FC mit seinen Fans zwei Wochen später nach Anfield zurückkehren, und es wurde ein denkwürdiges Duell. Der Flop aus Brasilien, Zeze, lief völlig überraschend für die Geissböcke auf – in der Bundesliga war es praktisch überhaupt nicht zum Einsatz gekommen, am Ende der Saison standen gerade einmal fünf Einsätze für den teuren Neuzugang zu Buche. Doch FC-Trainer Georg Knöpfle schickte den technisch hoch veranlagten Offensivspieler ins Rennen. Zusammen mit seinen Mitspielern bot er eine kämpferisch überragende Vorstellung, wenngleich Schumacher im Kölner Tor alle anderen Leistungen in den Schatten stellte. Die Reds konnten ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden und so endete auch das Rückspiel torlos.
Das Spiel, das Weber zur Legende machte Es brauchte ein Entscheidungsspiel. Liverpool schlug Glasgow als Austragungsort vor, Köln Rotterdam. Die UEFA entschied für Rotterdam. Offiziell hatten 16.000 FC-Fans in kürzester Zeit Tickets gekauft, letztlich pilgerten jedoch über 20.000 Kölner Anhänger am 24. März 1965 mit dem Auto, dem Zug oder dem Flugzeug nach Rotterdam. Die niederländische Presse schrieb von einer „Invasion der Deutschen für Köln gegen Liverpool“, das Feyernoord-Stadion De Kuip war mit 50.000 Zuschauern fast ausverkauft, fast die Hälfte der Zuschauer war aus dem Rheinland angereist.
Was sie sahen, konnte sie jedoch zunächst nicht erfreuen. Denn schon nach 22 Minuten musste der FC in Unterzahl weiterspielen. Wolfgang Weber musste nach einem Zusammenprall mit Gordon Milne verletzt vom Feld. Er hatte einen schmerzhaften Bluterguss in der Wade erlitten – zumindest lautete so die erste Diagnose. Der FC also mit einem Mann weniger und nur eine Minute später mit dem Rückstand: St. John wurde seinem Ruf gerecht und traf zur Führung der Reds (23.). Die Geissböcke geschockt, und als in der 37. Minute Torjäger Hunt nach einem Lattenschuss zum 0:2 (37.) abstaubte, schien die Partie entschieden. Doch der FC gab sich nicht geschlagen. Nur zwei Minuten später zirkelte Hornig einen Freistoß in den Strafraum, Thielen hielt den Kopf hin – das 1:2 (39).
Keine Rote Karte, kein Tor für den FC Mit Hoffnung ging es in die Pause, und tatsächlich kam nach dem Seitenwechsel Weber plötzlich zurück. Da keine Wechsel erlaubt waren, war dies die einzige Chance für die Geissböcke wieder mit elf Mann anzutreten. Später wurde bekannt, dass Weber in der Kabine als Belastungstest für sein Wadenbein von einer Bank gesprungen war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte Weber also wieder aufs Feld und gab in Mittelstürmer-Position die Rolle des Ballverteilers und Wandspielers. Und tatsächlich: Nur kurze Zeit später wurde Köln belohnt. Hannes Löhr brachte das Stadion zum Kochen, als er nach einem Pass von Thielen den Ball aus 25 Metern flach ins Liverpooler Tor jagte. Der Ausgleich (49.) und das Gefühl für die FC-Fans: Hier ging doch noch was.
Danach rückte der belgische Schiedsrichter Robert Schaut in den Mittelpunkt: In der 70. Minute ahndete er eine Tätlichkeit von Ron Yeats an Löhr nicht mit Rot, in der 74. Minute erkannte er einen Treffer Hornigs nicht an. Die Geissböcke waren außer sich, doch machtlos. So ging es mit 2:2 in die Verlängerung, doch ein Tor fiel nicht mehr. Weil das Regelwerk kein Elfmeterschießen vorsah, gab es nach Hinspiel (0:0), Rückspiel (0:0) und Entscheidungsspiel (2:2) nur noch einen Weg, um die Entscheidung herbeizuführen: ein Münzwurf.
Tränen beim FC Die Münze war eigentlich eine Holzscheibe mit einer roten und einer weißen Seite. Das Bild des Schiedsrichters Schaut, umringt von seinen Assistenten, den beiden Kapitänen, weiteren Spielern und Sicherheitskräften, wurde berühmt. Denn Schaut warf die Münze in den Rotterdamer Nachthimmel – doch sie blieb im tiefen Rasen hochkant stecken. Selbst der Münzwurf endete nicht im ersten Durchgang, sondern musste wiederholt werden – und entschied im zweiten Versuch für Liverpool und gegen den FC. 300 Minuten Fußball hatten keinen Verlierer verdient, doch am Ende mussten die Geissböcke unter Tränen und fassungslos ob des Verlaufs die Heimreise antreten. Der FC Liverpool schied anschließend im Halbfinale gegen den späteren Europapokalsieger Inter Mailand aus.
Für Wolfgang Weber endete die Partie übrigens im Kölner St. Franziskus Krankenhaus. Dort wurde ein Wadenbeinbruch diagnostiziert. Der Abend von Rotterdam bescherte dem Fußball nicht nur eines der kuriosesten und berühmtesten Spiele, sondern Weber auch noch den Spitznamen „Bulle“.
Bis zu zehn Innenverteidiger: Kölns Umbruch in der Defensive Der 1. FC Köln befindet sich in der Warteschleife. Niemand weiß, wann oder wie es mit dem Training, geschweige denn mit der Bundesliga weitergehen wird. Auch Sportchef Horst Heldt muss sich dieser Gegebenheit fügen, wenngleich seine Aufgaben im Sommer keine leichten sein werden, wie auch immer die Saison 2019/20 ausgehen wird. Besonders in der Innenverteidigung könnte viel Arbeit auf den Geschäftsführer Sport zukommen.
In einer Hinsicht kann der 1. FC Köln trotz der Coronavirus-Pandemie durchatmen: In akuter Abstiegsgefahr schweben die Geissböcke dank ihrer Leistungen der letzten Monate nicht mehr. Als Tabellenzehnter befindet sich der FC im gesicherten Mittelfeld. Ein beruhigendes Polster von zehn Punkten auf den Relegationsplatz gibt zumindest eine gewisse Planungssicherheit für die kommende Spielzeit.
Allerdings müssen sich die Kölner aktuell nicht nur mit der Frage befassen, wie die Saison überhaupt noch zu Ende gespielt werden könnte. Es ist auch offen, wie viel Geld der 1. FC Köln im Sommer für potentielle Transfers zu Verfügung haben könnte. Die Kaderplanung ist zwar im Hintergrund schon angelaufen, aber alleine die Position der Innenverteidiger zeigt, wie schwierig und unvorhersehbar sich der Transfersommer gestalten könnte. Kehren alle aktuellen Leihspieler zunächst nach Ablauf der aktuellen Spielzeit vertragsgemäß zu den Geissböcken zurück und bleibt es dabei, dass Cheftrainer Markus Gisdol mit Robert Voloder und Sava Cestic zwei Talente bei den Profis fördern will, hätte Sportchef Horst Heldt im Höchstfall zehn Innenverteidiger als potentielle Kaderspieler für die nächste Saison der FC-Profis zur Verfügung.
Ein Rückkehrer könnte im Sommer alles verändern Da sind zunächst einmal die vier aktuellen Defensivspezialisten: Sebastiaan Bornauw, Rafael Czichos, Jorge Meré und Toni Leistner. Bornauw gilt als gesetzt, wenngleich es im Sommer wohl einige Interessenten an dem Belgier geben dürfte. Da sein Vertrag aber bis 2024 ohne Ausstiegsklausel läuft, wäre ein Abgang nur bei einer extrem lukrativen Transfersumme denkbar. Czichos muss erst einmal wieder fit werden, aber zumindest haben ihm die Ärzte eine vollständige Genesung vorhergesagt, wobei unklar ist, wie lange dies dauern wird. Meré kam zuletzt wieder zu mehr Einsatzzeit, ist aber längst kein Stammspieler. Leistner ist zunächst nur bis zum Sommer ausgeliehen, die Geissböcke haben sich jedoch eine Kaufoption für den robusten Verteidiger gesichert. Bei welcher Höhe diese liegen würde und ob der 29-Jährige langfristig in die Kaderplanung passen würde, ist nicht bekannt.
Neben dem aktuellen Quartett kehrt mit Lasse Sobiech und Frederik Sörensen sowie Yann Aurel Bisseck und Joao Queiros ein Leih-Quartett nach Köln zurück. Ja, auch Queiros hat noch immer einen Kontrakt bis 2021 beim FC, doch es ist kein Geheimnis, dass der Portugiese keine Zukunft bei den Geissböcken mehr hat. Dennoch muss sich Heldt auch mit dem inzwischen 21-Jährigen befassen, der bei Willem II auf der Bank sitzt und für den der FC im Sommer 2017 noch drei Millionen Euro ausgab. Mit Bisseck kehrt ein großes Talent zu den Kölnern zurück, das mit seinen inzwischen 19 Jahren in der zweiten niederländischen Liga gereift ist. Wie sehr, muss sich erst noch zeigen. Doch Bisseck (Jahrgang 2000) könnte sich im Sommer mit Robert Voloder und Sava Cestic (beide Jahrgang 2001) einen Kampf um die Plätze der besten Nachwuchskräfte im Profikader liefern. Während es Queiros und Lasse Sobiech als Rückkehrer schwer haben werden, werden viele Augen auf Frederik Sörensen gerichtet sein. Heldt gilt ein großer Fan des Dänen, hätte den Innenverteidiger gerne schon im Winter aus Bern zurück nach Köln geholt. Nun wird Sörensen im Sommer wieder am Geißbockheim aufschlagen und könnte dort die Lösung sein, die man sich wünscht – auch aufgrund der recht klammen Transfer-Kassen: Sörensen würde neben Bornauw und Czichos wohl sofort zum Kern der FC-Innenverteidigung gehören, sofern der Däne nach seiner recht rüden Abschiebung überhaupt noch Lust haben sollte, erneut für die Geissböcke aufzulaufen.
Merés Zukunft völlig offen Völlig offen ist die Situation von Jorge Meré. Nach viereinhalb Monaten praktisch nur auf der Bank oder Tribüne galt ein Abgang des Spaniers im Sommer als sicher. Zuletzt rückte Meré für Czichos oder Bornauw in die Startelf. Sein Status dürfte sich erst vollständig klären, sofern die Bundesliga-Saison zu Ende gespielt werden wird. Denn dann dürften neben Meré auch Bornauw und Leistner fit sein. Gehört Meré dann zur Stammelf, könnte sich der 22-Jährige noch einmal für einen neuen Konkurrenzkampf beim FC begeistern. Würde er selbst dann auf der Bank sitzen, würden sich die Wege im Sommer trennen. Jedoch könnten auch die Geissböcke von sich aus dem Spieler einen Wechsel ans Herz legen. Alles scheint möglich und durchaus vom restlichen Saisonverlauf abhängig. Zumindest an Angeboten aus seiner Heimat dürfte es Meré nicht mangeln, zuletzt gab es Gerüchte aus Valencia (hier mehr dazu).
Bornauw, Czichos, Meré und Leistner – dazu Sörensen – die Talente Bisseck, Cestic und Voloder – überdies Queiros und Sobiech als fast sichere Abgänge: zehn Spieler, fünf Kaderplätze. Es sieht nach einem Umbruch in Kölns Defensive aus. Horst Heldt wird alleine in der Innenverteidigung eine Menge Arbeit haben, sobald die Transferphase im Sommer beginnt. Wenngleich zur Zeit niemand sagen kann, wann dies sein wird.
DFL-Präsidiumsmitglied Wehrle: „An Training und Wettbewerb ist jetzt nicht zu denken" Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des 1. FC Köln, saß am Dienstag in seinem Büro am Geißbockheim, die anderen acht Präsidiumsmitglieder der Deutschen Fußball-Liga und sieben weitere wichtige DFL-Mitarbeiter in ihren Büros verteilt über das ganze Land. Die von der Politik beschlossene Kontaktsperre und die Ansteckungsgefahr machen auch vor den hohen Herren des deutschen Fußballs nicht halt, in einer viereinhalbstündigen Videokonferenz über Microsoft Teams tagten sie über das weitere Vorgehen in der Coronakrise.
Viereinhalbstündige Video-Konferenz „Das hat alles sehr gut funktioniert“, berichtete Wehrle im Anschluss. Nach der Schalte stand fest: Die Spielpause der Bundesliga und 2. Bundesliga soll vorerst bis zum 30. April verlängert werden. Diesen Plan legte das DFL-Präsidium vor, am Dienstag kommender Woche muss der Vorschlag von den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Liga abgesegnet werden.
Doch das dürfte nur Formsache sein. Ob der Termin aber eingehalten werden kann, erscheint angesichts der noch immer raschen Ausbreitung des Virus und der behördlichen Restriktionen allerdings fraglich.
Das DFL-Präsidium beschloss zudem, die angelaufene Vergabe der Medienrechte für die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 zu verschieben. Statt Anfang Mai soll die Vergabe Mitte Juni erfolgen. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme möglicher Interessenten könnte der Profifußball weitaus weniger einnehmen als erhofft.
Die DFL betonte erneut, die „Saison bis zum 30. Juni zu Ende spielen zu wollen, soweit dies rechtlich zulässig und selbstverständlich gesundheitlich“ vertretbar ist: „Diesbezüglich arbeitet die DFL derzeit unter Hochdruck an Konzepten, Spiele zu gegebenem Zeitpunkt – der Situation geschuldet – auch ohne Stadion-Zuschauer und mit einem Minimal-Einsatz von Arbeitskräften in den Bereichen Sport, Organisation und Medien durchzuführen.“
Man habe sich so „eine Atempause gegeben“, in der man nicht ständig nach aktueller Nachrichtenlage reagieren müsse, fasste es Alexander Wehrle zusammen. „Kurzfristig ist an reguläres Mannschaftstraining und damit an einen sportlichen Wettbewerb ohnehin nicht zu denken. Die Gesundheit unserer Spieler, Mitarbeiter und Fans hat Vorrang, da hat der 1. FC Köln mit seinen mehr als 111.000 Mitgliedern auch eine Vorbildfunktion.“
Ursprünglich hatte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol anvisiert, am kommenden Montag das Training wieder aufzunehmen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, die Profis müssen sich weiter zu Hause fit halten und erhalten modifizierte neue Trainingspläne.
Die neuen Maßnahmen der Regierungschefs der Länder gelten vorerst bis zum 5. April. „Die sind absolut richtig und nachvollziehbar. Jetzt nimmt sich natürlich auch der Profifußball im Sinne aller Mitmenschen mindestens für zwei Wochen zurück, und wir alle vermeiden physische Kontakte“, ergänzte Wehrle.
Kontaktverbot in NRW lässt auch FC-Training nicht zu Dass kurzfristig an ein reguläres Mannschaftstraining nicht zu denken ist, hängt auch mit dem Kontaktverbot für mehr als zwei Personen in Nordrhein-Westfalen zusammen. Das gelte auch für Profisportler aller Art, teilte die NRW-Staatskanzlei mit. Beispielsweise falle der geregelte Trainingsbetrieb in der Fußball-Bundesliga nicht unter „zwingende berufliche Gründe“, die eine Ausnahme darstellen würden.
Somit ist Training auch in Kleingruppen verboten. „Dies betrifft insofern auch die Fußball-Bundesligavereine“, hieß es. Ob dieses Kontaktverbot in NRW, das sogar bis zum 19. April datiert ist, einem Berufsverbot für Profifußballer gleichkommt, darauf wollte Wehrle nicht eingehen. Über den Zeitraum des Verbots ist offenbar auch noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Alle deutschen Profi-Klubs hoffen noch auf ein reguläres Ende der Spielzeit. Doch das hängt auch davon ab, ob die von zahlreichen Verantwortlichen als „letzte Hoffnung“ deklarierten Geisterspiele durchgeführt werden können.
Sofern die Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit untersagt werden, bringt den Klubs auch die Verschiebung der EM-Endrunde ins kommende Jahr nichts. Dann wird die Zeit bis zum angestrebten 30. Juni zu knapp, der Saisonabbruch und eine Pleitewelle drohen. Bei einem möglichen Saisonabbruch wird mit einem Einnahme-Ausfall von rund 770 Millionen Euro kalkuliert.
Die Prognosen über die Zahl möglicher Pleiten als Folge der ausbleibenden Einnahmen schwanken. Dass es sogar ein Drittel der Bundesligisten und die Hälfte der Zweitligisten erwischen könnte, erscheint nicht unrealistisch.
„Wir müssen erst einmal einen Überblick bekommen, wer wie lange ohne Spiele durchhält“, hatte DFL-Boss Christian Seifert zuletzt gesagt und den Vertretern der Vereine „Hausaufgaben“ mitgegeben. Bis zur Sitzung in der kommenden Woche soll darüber Klarheit herrschen, wie es laut Seifert im Falle von „wirtschaftlichen Extremszenarien“ um die Finanzen der Vereine bestellt ist.