Kommentar: Der FC muss anders auftreten, sonst bleibt die Saison eine große Quälerei
Es war unerklärlich, wie sich der haushohe Favorit im ersten Durchgang gegen eine der schlechtesten Mannschaften der 2. Liga, die schon Mitte der ersten Halbzeit auf Zeit spielte, präsentierte. Und dies nach der bitteren Niederlage in Paderborn und den mahnenden Worten von Sportchef Armin Veh. Anstatt sich für die bereits sechste Pleite der Saison von Beginn an revanchieren zu wollen, agierten die Kölner gegen Sandhausen wie Sandmännchen: schläfrig, fahrig, uninspiriert. Es hieß zuletzt oft, dass viele Gegner Markus Anfangs System entschlüsselt hätten. Doch in Halbzeit eins war nicht einmal ein System zu erkennen. Viele Fans flüchteten bereits lange vor dem Abpfiff von ihren Plätzen, die Stimmung drohte zu kippen. Immerhin nahm der Trainer in der Pause dringend benötigte Korrekturen vor. Die zweite Halbzeit war besser – was allerdings auch nicht sonderlich schwierig war.
Nachspiel: 3:1 gegen Sandhausen Modeste rettet den 1. FC Köln
Prinzenwetter in Müngersdorf fünf Tage vor Wieverfastelovend. Die Aufgabenstellung war klar, der Zwerg aus Sandhausen soll vom Super-Geißbock im Karnevalstrikot im Vorbeigehen vernascht werden. Besonders im Hinblick auf die „jecke“ Englische Woche über die Karnevalszeit mit dem Nachholspiel in Aue einen Tag vor Weiberfastnacht und dem Spiel am Karnevalssonntag in Ingolstadt. Ob die Betroffenen diese Konstellation verdient haben, mag bitte jeder für sich beantworten. Bei der Platzwahl entschied Jonas Hector sich dafür, auf der schattigen Seite des Stadions stehen zu bleiben, also zunächst auf das Tor im Norden zu spielen. Anscheinend hatten aber auch die Sandhäuser keine gesteigerte Lust auf Sonne, denn sie machten von Beginn an Druck auf den Spielaufbau der Hausherren. Es dürfte inzwischen kein großes Geheimnis sein, dass der effzeh gerade damit arge Probleme hat.
Analyse: Modestes Treffer reißen das Spiel für Köln herum
Der 1. FC Köln bezwang am Samstagnachmittag den SV Sandhausen nach einem frühen Rückstand durch Tore im zweiten Durchgang noch mit 3:1. Das war gut: Keine andere Mannschaft in der 2. Liga ist in der Lage, mit Spielern des Formats von Modeste und Schaub von der Bank aus personell reagieren zu können. Das zahlte sich aus, denn beide entschieden auch das Spiel. Obwohl er diesmal nicht traf, zeigte Córdoba erneut seine Qualität. In der ersten Halbzeit war der Kolumbianer wohl der einzige Kölner Feldspieler in Normalform. Das war schlecht: In der ersten Halbzeit aus Kölner Sicht fast alles. Der FC agierte unkonzentriert und pomadig, im Offensivspiel fehlten gänzlich die Ideen. Der Absteiger stand nach der sechsten Saisonniederlage zuletzt unter gehörigem Druck, und man merkte diesen den Spielern an. Allerdings darf auch der Druck keine Ausrede sein für die geistige Abwesenheit zu Beginn des Spiels. Obwohl sich der FC im zweiten Durchgang steigerte, blieb das Zweikampfverhalten ein Problem. Nur 49 Prozent aller Duelle gewann der Absteiger – für eine deutlich favorisierte Heimmannschaft ist das zu wenig.
Vize-Kapitän Höger bei Comeback maßgeblich am Sieg beteiligt
Gegen diese Qualität von der Bank war Sandhausen am Ende machtlos: Nicht nur Modeste, auch Marco Höger und Louis Schaub hatten bei ihren Comebacks großen Anteil am FC-Sieg. Direkt nach dem Pausenpfiff krallte sich FC-Coach Anfang seinen Vize-Kapitän Höger und sagte ihm, dass er ihn für die zweite Hälfte braucht. Der erste Einsatz des Kölners in diesem Jahr. Und Anfang brachte Höger auf einer ungewohnten Position, ließ den Sechser in der Zentrale der Dreierkette ran. „Von Beginn an zu spielen, da hatte der Trainer noch etwas Bauchweh, weil ich lange raus war. Aber wir hatten schon unter der Woche gesprochen und ich wusste, dass ich auf dieser Position eingewechselt werden könnte“, so Höger später. Er half, die Mannschaft nach der schwachen ersten Hälfte wachzurütteln und kurbelte das Spiel von hinten mit an.
Fünf Erkenntnisse aus Sandhausen-Sieg Heldenfußball aus Hollywood
Der 1. FC Köln schlägt mit viel Mühe Kellerkind Sandhausen mit 3:1. Ein Befreiungsschlag war der hart erarbeitete Heimsieg aber für Trainer und Team nicht. Überzeugend war die Vorstellung der „Geißböcke“ über weite Strecken nicht: Besonders in der ersten Hälfte, als der Tabellenvorletzte es sehr gut verstand, das Spiel des Kölner Aufstiegsfavoriten im Keime zu ersticken, war der Auftritt der Mannschaft von Trainer Anfang eine Zumutung. Die Quittung dafür gab es mit dem Halbzeitpfiff, dem ein gellendes Pfeifkonzert des bis dato angesichts der äußerst bescheidenen Vorstellung erstaunlich ruhig gebliebenen Publikums folgte. Die Erkentnisse:
1. Kein Befreiungsschlag – weder für Trainer noch Team 2. Der 1. FC Köln spielt zunehmend Heldenfußball 3. Anfangs Wechsel saßen endlich einmal 4. Modeste ist zurück: Hollywood lässt grüßen 5. Ein Schritt, doch es braucht mehr für den Aufstieg
Knie verkraftet Training nicht Hauptmann muss unters Messer
Niklas Hauptmann (22) wird dem 1. FC Köln bis auf Weiteres nicht zur Verfügung stehen. Der Ex-Dresdner muss wegen einer Meniskusverletzung unters Messer. FC-Trainer Anfang: „Niklas fehlt uns längere Zeit. Er wird in den nächsten Tagen operiert.“ Eigentlich war Hauptmann vor dem Heimspiel gegen Sandhausen schon wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, doch sein Knie zeigte eine Reaktion. Nun heißt es OP statt konservativer Behandlung. „Haupe“ war vor der Saison von Dynamo Dresden zum FC gewechselt und stand in der 2. Liga bislang zehnmal für Köln auf dem Platz (eine Torvorlage).
Der 1. FC Köln hat zum zweiten Mal in der laufenden Rückrunde gewonnen. Doch gestärkt hat der Sieg gegen den SV Sandhausen Markus Anfang nicht in seiner Position als Trainer. Der Auftritt in Halbzeit eins wirkte auch nach dem 3:1 (0:1) noch wie ein Betäubungsmittel. Echte Freude über einen FC-Sieg wollte einmal mehr in dieser Saison nicht aufkommen. Markus Anfang hat ein Problem. Der Trainer des 1. FC Köln kann in dieser Saison eigentlich nicht gewinnen. Zumindest nicht über die drei Punkte hinaus, die es für einen Erfolg gibt. Gewinnt seine Mannschaft, erfüllt sie gerade so die Erwartungen. Ein 4:1 gegen St. Pauli oder ein 3:1 gegen Sandhausen sind mehr oder weniger nur die Erfüllung der Pflichtaufgabe als haushoher Favorit der Liga. Echten Applaus bekommt der Coach dafür nicht. Da müsste schon ein 8:1 wie gegen Dresden herausspringen.
Der 1. FC Köln wird lange auf die Dienste von Niklas Hauptmann verzichten müssen. Aufgrund einer Meniskusverletzung muss der Mittelfeldspieler nun operiert werden. Zuvor war man von einer konventionellen Behandlung ausgegangen. Der Mittelfeldspieler wird dem FC damit in den nächsten Wochen und Monaten fehlen.Vincent Koziello musste gegen Sandhausen aufgrund einer Platzwunde ausgewechselt werden. Diese musste genäht werden, weshalb der Franzose heute ebenso wie Lasse Sobiech (zuletzt krank) individuell trainierte.
Die FC-Fans wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Als die Mannschaft ihre Siegerrunde durch das Stadion drehte, schallte es von allen vier Tribünen: „Modeste, Modeste – Anthony Modeste!“ Am Sonntag wurde der Torjäger dann als einziger mit Applaus beim Training begrüßt. Köln feiert das Modeste-Märchen! Würde seine Geschichte verfilmt werden, es wäre ein ziemlich kitschiger Streifen: Erst muss Modeste monatelang auf seine Spielerlaubnis warten, dann schießt er den FC in seinem ersten Köln-Heimspiel seit dem 20. Mai 2017 zum ganz wichtigen 3:1-Sieg gegen Sandhausen. Modeste macht sofort wieder den Unterschied! Modeste verrät auch, wer sein Doppelpack-Karnevalstrikot bekommt: „Meine Mutter“. Eine tolle Geste! Ihren ersten Heimspiel-Tag seit 21 Monaten ließ die Familie dann am Abend mit Kartenspielen ausklingen.
Demo im Grüngürtel Ausbau-Gegner karikieren 1. FC Köln
Mit einer rot-weißen Raupe Nimmersatt hat die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ gegen die Ausbaupläne des 1. FC Köln demonstriert. Rund 100 Teilnehmer schlossen sich am Sonntag der „Protest-Raupe“ an und zogen entlang des Decksteiner Weihers durch den Grüngürtel. Die Demonstranten verteilten Flugblätter mit Infos. Einige Passanten stimmten den Protestlern zu, andere wollten die Info-Blätter erst gar nicht annehmen. Auf den Flugblättern wird dargestellt, dass sich der 1. FC Köln – aus Sicht der Initiative – wie die Raupe Nimmersatt ohne Rücksicht auf Verluste durch den Grüngürtel frisst. Die Initiative hofft, dass der Stadtrat gegen die Ausbaupläne des Fußballclubs stimmt, damit die Grünflächen erhalten bleiben können. Der 1. FC Köln hatte schon mehrfach betont, dass der Verein ohne etwa das geplante Nachwuchsleistungszentrum für die Zukunft nicht wettbewerbsfähig sei.
Mit einem blauen Auge ist der 1. FC Köln noch einmal davongekommen. Beim 3:1 gegen den Abstiegskandidaten aus Sandhausen lieferte der Fußball-Zweitligist bis zur Pause eine Leistung ab, die wie eine Leistungsverweigerung wirkte. Matchwinner war mit zwei Treffern Joker Anthony Modeste. Einzig Jhon Cordoba schien man nicht gesagt zu haben, dass er sein Engagement zurückschrauben sollte. Umso auffälliger war sein Engagement im Vergleich zur planlosen und zweikampfschwachen Vorstellung der Kollegen. Angesichts eines solchen Auftritts, der nach einer halben Stunde mit Pfiffen und zur Halbzeitpause von der Hans-Schäfer-Südtribüne mit „Raus“-Rufen gegen Trainer Markus Anfang quittiert wurde, wird gerne vorschnell behauptet, die Mannschaft spiele gegen den Trainer. Was der wahre Grund für das teils desaströse Auftreten war, beschrieb Marco Höger: „Fußball ist eine brutale Kopfsache. Da geht man schon mental etwas angeschlagen ins Spiel.“
Mehr Fragen als Antworten: Das war gut, das war schlecht
Der 1. FC Köln hat das erste der drei Zweitliga-Spiele in der Englischen Woche mit 3:1 (0:1) gewonnen. Doch der Sieg gegen den SV Sandhausen lässt kaum Schlüsse zu, ob die Spieler verstanden haben, worum es geht. Die 90 Minuten warfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten lieferten. Der doppelte Modeste, sonst hatte der 1. FC Köln am Samstag gegen Sandhausen wenig zu bieten gehabt. Das Team von Trainer Markus Anfang verpasste die Chance, sich neuen Kredit zu erspielen. Exemplarisch für den Totalausfall in den ersten 45 Minuten war Jonas Hector. Der Kapitän, eigentlich ein Muster an Zuverlässigkeit, taktischer Disziplin, Konzentration und Ruhe, verlor sich und sein Team in Raum und Zeit. Fehler en masse, behäbig und uninspiriert, ging von Hector nichts von dem aus, das ihn einst zum Nationalspieler machte. Und so wunderte es nicht, dass sich andere Spieler von Geis über Schmitz bis Jannes Horn und Terodde diesem Niveau anschlossen.
Als mit Anthony Modestes erstem Treffer endlich die Führung erzielt und der ganze kölsche Jubel-Pulk vor der Südtribüne vereint war, da löste sich auch auf der VIP-Tribüne die Anspannung. Hatte er den Ausgleich durch Drexler noch mit versteinerter Miene verfolgt, reckte Sportchef Armin Veh da die geballte Faust in die Höhe und stieß ein kämpferisches „Jaaa!“ in den Kölner Himmel. Aber dass Veh nach dem Spiel nicht wie üblich ein Fazit ziehen wollte, das zeigte auch: Trainer und Team spielen weiter auf Bewährung. Erst die Spiele in Aue und Ingolstadt werden wirklich Klarheit schaffen, ob man die vielen Probleme in den Griff bekommt. Eine Halbzeit lang wirkte die FC-Truppe nämlich, als habe nur Jhon Cordoba und Timo Horn nicht mitbekommen, dass man gegen den Tabellenvorletzten gar nicht gewinnen wollte. Keine Spielidee, keine Impulse, keine Dynamik, keine Gegenwehr: Sandhausen war das taktisch besser eingestellte Team und hätte höher führen können.
Kommentar zum 1. FC Köln Eine Mannschaft wie ein Hilferuf
Ein Prozess, so sagt es die Definition, ist ein sich über eine gewisse Zeit erstreckender Vorgang, in dem etwas entsteht. Und man nimmt FC-Trainer Markus Anfang gern ab, dass da etwas Entstehen soll beim 1. FC Köln. Und ja, es bedarf einer gewissen Zeit: Denn aus den Trümmern der Abstiegssaison kann kein Trainer mal eben einen Favoriten formen. Am Samstag gegen Sandhausen trat jedoch eine Kölner Mannschaft auf, für die es nicht mehr um taktische Evolution ging. Sondern die sich in höchster Not von Modeste retten lassen musste. Es war ein Team wie ein Hilfeschrei, und nach dem Schlusspfiff sagte Marco Höger: „Wir sind mental angeschlagen ins Spiel gegangen. So eine Woche geht nicht spurlos an einem vorbei.“ Eine konservative Sicht wäre, Höger zu empfehlen, sich nicht anzustellen. Doch weiter Druck auszuüben, hat nicht nur im Fußball selten geholfen. Dennoch gab es in den Tagen vor dem Spiel seltsame Abläufe. Nach dem Paderborn-Spiel richtete Armin Veh den Fokus ohne Not erneut auf die missglückte Auswechslung des Trainers. Und sprach die Mannschaft in Anfangs Abwesenheit scharf auf eine „Spitzel“-Affäre an, die er am Freitag dann allerdings öffentlich „Bockmist“ und „frei erfunden“ nannte. Starkes Krisenmanagement war das nicht, das hat Högers Wortmeldung gezeigt. Mannschaft und Trainer brauchen nun dringend Ruhe. Und einen Geschäftsführer, der dabei eine größere Hilfe ist als zuletzt.
Wenn Anthony Modeste (30) als einzelner FC-Spieler beim Gang gestern auf den Trainingsplatz Szenen-Applaus kriegt, sagt das viel aus übers 3:1 am Tag zuvor gegen Sandhausen.Viel Krampf. Viel Unvermögen. Viel Dusel. Am Ende aber ein Modeste-Märchen, das Hoffnung macht. Denn macht der Junge so weiter, jokert er Köln wieder hoch! Eine Woche nach seiner Tor- und Tränen-Rückkehr in Paderborn legte Tony die Doppelpack-Rettung gegen Sandhausen nach. Zweiter Mini-Einsatz. Drittes Tor. Die Fans haben ihren Liebling wieder – und der liefert! „Wenn wir in Aue nicht nachlegen, bringt es alles nichts“, fordert Trainer Markus Anfang. „Ich hoffe, Tony schießt uns auch zum Aufstieg“, geht Keeper Timo Horn sogar noch weiter. Fakt: Modeste will mehr („Ich hätte gern früher gespielt“), wird zunächst aber weiter jokern. Anfang vertraut seinem 34-Tore-Duo Cordoba und Terodde – verspricht aber: „Tony ist wie sie ein Baustein und wir werden auch ihn dazu bringen, dass er von Beginn an 100 Prozent geben kann.“
Torjäger Anthony Modeste muss sich voraussichtlich im Nachholspiel des Zweitligisten 1. FC Köln am Mittwoch bei Erzgebirge Aue weiterhin mit der Rolle als Joker begnügen. Trainer Markus Anfang gibt wohl erneut den beiden anderen Angreifern Simon Terodde (23 Saisontreffer) und Jhon Cordoba (11 Tore) den Vorzug. "Ich habe mit Tony gesprochen und auch mit Simon und Jhon. Wir müssen eine Mannschaft aufstellen, die hundert Prozent geben kann, aber wir müssen auch nachlegen können. Tony will, ist aber auch realistisch", sagte Anfang auf der Pressekonferenz am Montag. Beim 3:1 gegen den SV Sandhausen am vergangenen Samstag hatte Modeste nach seiner Einwechslung einen Doppelpack geschnürt. Kritik an der Leistung der Mannschaft beim schmeichelhaften Erfolg gegen Sandhausen lässt der Coach nicht gelten. "Ich stelle mich zu hundert Prozent vor meine Mannschaft. Das sind meine Jungs", betonte Anfang, "sie dürfen auch mal einen schlechten Tag haben. Entscheidend ist, dass sie gegen Sandhausen trotzdem die Partie gedreht haben. Mit Wille und Leidenschaft."
Anthony Modeste in die Startelf? Das sagt Markus Anfang
Es war keine große Überraschung, dass sich Markus Anfang am Montagmittag öffentlich nicht festlegen wollte, ob er Anthony Modeste nach dessen fulminanten Comeback bei Erzgebirge Aue erstmals von Beginn an aufstellen wird. Aber die Interpretation seiner Aussagen lässt eher den Schluss zu, dass der Stürmer zu Beginn des Nachholspiels am Mittwoch (19.30 Uhr) vorerst erneut auf der Bank Platz nehmen wird. Er habe mit Modeste darüber gesprochen, erklärte der Trainer des 1. FC Köln. Es dürfe aber allgemein nicht so sein, dass ein Spieler nach einem Spiel über die volle Distanz im Anschluss vier, fünf Tage Ruhe brauche. „Mit dem Nachlegen von der Bank hat es mit Tony ja gut geklappt. Es gibt natürlich keinen Fußballer, der nicht gerne spielen will. Aber Tony sieht die Situation schon realistisch“, sagte Anfang über den Angreifer.
Der 1. FC Köln ist gegen Aue genötigt, die peinliche erste Hälfte des Spiels gegen Sandhausen wettzumachen. Am besten, indem man gar nicht mehr an das Chaos denkt, denn "man kann Themen auch verkopfen", so der Trainer. Anfang will bei seiner Truppe keine Zweifel aufkommen lassen. Zweifel daran, dass das große Saisonziel Bundesliga-Aufstieg in Gefahr geraten könnte. Deshalb betont er in seiner öffentlichen Bewertung auch vor allem die Dinge, die positiv waren. "Am Ende des Tages haben wir das Spiel gegen Sandhausen gedreht und dabei Willen und Leidenschaft gezeigt", sagt Anfang. Und auch die statistischen Werte der ersten Spielhälfte, die beinahe alle Zuschauer im Stadion als gruselig empfanden, seien nicht so schlecht gewesen. "Ich stelle mich immer zu 100 Prozent vor meine Mannschaft. Und jeder darf auch mal einen schlechten Tag haben", gibt sich der Trainer verständnisvoll.
FC, das war Pflicht, mehr nicht! Drei Punkte, die Köln Sorgen machen
Die Feierlichkeiten rund um den Doppelpack waren kaum verklungen, da gab es die mahnenden Worte der Führungsspieler. Timo Horn und Marco Höger legten den Finger tief in die Wunde, die eine fürchterliche erste Halbzeit gerissen hatte. Der Sandhausen-Sieg war Pflicht, mehr nicht. Es war ein Auftritt, der Sorgen bereitet.
Punkt 1: Wieder Aussetzer statt 90 Minuten Vollgas Sportchef Armin Veh hatte nach Paderborn noch die schläfrigen Anfangsphasen und die schwachen Schlussminuten kritisiert. Doch nach Anpfiff wirkte es, als sei der FC überhaupt nicht auf dem Platz, man bettelte förmlich um das frühe Gegentor.
Punkt 2: Keine Spielidee erkennbar Solange Sandhausen die Kraft hatte anzulaufen, brannte es beim FC lichterloh. Nach rund einer halben Stunde ging dem Abstiegskandidaten die Puste aus. Es reichte aber trotzdem, Geis zuzustellen, um jeden vernünftigen Spielaufbau zu unterbinden. Das wurde erst mit der Einwechslung des spielstarken Höger besser.
Punkt 3: Reihenweise Profis ohne Form. Starke Individualisten wie Cordoba und Modeste können nicht darüber hinwegtäuschen: Ein großer Teil des Kaders weiß seit Wochen nicht zu überzeugen. Kapitän Hector, Terodde führen das Feld der verunsicherten Profis an, es lässt sich durch Spieler wie Jannes Horn oder Benno Schmitz nahezu beliebig erweitern.
Die Konstellation ist verlockend. Der 1. FC Köln kann mit einem Sieg im Nachholspiel bei Erzgebirge Aue am Mittwoch zum ersten Mal seit dem 11. Spieltag wieder die Tabellenführung übernehmen. Am Mittwoch fehlen Sobiech, Lehmann (beide erkrankt) und Hauptmann, dessen Meniskusverletzung nun doch operativ behandelt werden muss. Trotz der Verletzten kann Trainer Anfang aus dem Vollen schöpfen, zumal die zuletzt gesperrten Kaintz und Czichos wieder ins Team zurückkehren. Die Frage, die alle - Fans und Beobachter - in Köln umtreibt, ist allerdings die nach Anthony Modeste. Beginnt er? Oder kommt er erneut von der Bank? Anfang verrät: "Ich habe mit Tony gesprochen und auch mit Simon und Jhon." Es sieht so aus, als würde der FC in Aue mit dem etablierten Duo Terodde/Cordoba ins Rennen gehen. Am Mittwoch soll der nächste Schritt für den Aufstieg gemacht werden. Egal, wer die Tore schießt.
Der 1. FC Köln wird beim FC Erzgebirge Aue erneut auf Lasse Sobiech verzichten müssen. Der Innenverteidiger weilte zwar am Montag zum individuellen Training am Geißbockheim. Nach seiner Grippe wird er allerdings nicht rechtzeitig fit. Dafür konnte Jorge Meré am Montag mit der Mannschaft trainieren, der im Spiel gegen Sandhausen in der zweiten Halbzeit nach einem Kopfballduell im Mittelfeld unglücklich auf den Rücken gefallen und tags drauf Schmerzen beklagte. Derweil kehren Rafael Czichos und Florian Kainz nach ihren Sperren zurück und werden dem Kader in Aue wieder angehören. Auch Louis Schaub gab eine positive Rückmeldung nach seinem Kurzeinsatz gegen Sandhausen. Allerdings schränkte der Österreicher gegenüber Markus Anfang offenbar ein, noch nicht in Gänze wieder fit zu sein. „Er merkt, dass er noch nicht die volle Distanz drin hat“, verriet der FC-Coach.
Man stelle sich vor, ein Torjäger erzielt in 21 Ligaspielen 23 Tore und ist in der gefühlten Wahrnehmung trotzdem nur noch Stürmer Nummer drei. Simon Terodde dürfte es beim 1. FC Köln aktuell so oder so ähnlich gehen. Geredet wird nur noch über seine beiden Sturmpartner. Dabei hat der Effzeh dem 30-Jährigen in dieser Saison fast alles zu verdanken. Doch diese außergewöhnliche Leistung scheint aktuell keine Rolle mehr zu spielen. Seit der Rückkehr von Anthony Modeste schien alles nur noch auf den Moment hinauszulaufen, der am Samstag in Müngersdorf wahr wurde. Der FC, spielschwach und in Not, benötigte einen neuen Impuls. Markus Anfang nahm Terodde vom Feld, brachte Modeste – und dieser erzielte die entscheidenden Tore zum Sieg der Geissböcke. Schon in den Wochen zuvor war Terodde kaum mehr gefeiert worden. Jhon Cordoba wurde immer mehr zum Gesprächsthema, der Kolumbianer, der auf dem besten Wege ist, einer der Publikumslieblinge beim FC zu werden.
Erfolgsdruck beim 1. FC Köln: Missachtung der B-Note
Wirklich brilliert hat der 1. FC Köln zuletzt in der zweiten Liga nicht – die Etablierung einer Spielidee stockt. In naher Zukunft geht es aber nur ums Gewinnen. Es darf nicht vergessen werden, dass sowohl Markus Anfang als auch Armin Veh mit der Idee in die Saison gestartet sind, eine nachhaltige und vor allem attraktive Spielidee beim 1. FC Köln zu etablieren, mit der sich Fans und Stadt identifizieren können. Nach etwa zwei Dritteln der Strecke kann festgehalten werden: Der dominante Siegeszug des 1. FC Köln in dieser Saison hat bisher nicht stattgefunden. Dafür waren die Leistungen bei aller Qualität der Mannschaft zu wechselhaft, die fehlende Konstanz verhinderte eine bessere Position in der Tabelle. Eine B-Note für attraktives und flüssiges Offensivspiel gibt es im Fußball sowieso nicht, weswegen das Hauptaugenmerk beim FC momentan darauf liegen sollte, keine einfachen Gegentore zu bekommen. Mit diesem pragmatischen Herangehen fühlt sich die Mannschaft nach den dürftigen Auftritten zuletzt vielleicht etwas wohler, um wieder Sicherheit in die Abläufe zu bekommen. Dabei wird der angestrebte „Konzeptfußball“ zwar auf der Strecke bleiben, das Ziel jedoch erreicht werden. Und danach kann im Sommer immer noch beurteilt werden, welche Schritte der FC unternehmen muss, um bei einem möglichen Wiederaufstieg auch in der Bundesliga zu bestehen. Vorrangig sollte es aber nur um eines gehen: Siege.
Es war der 5. November, als vier Minuten vor Schluss Pierre-Michel Lasogga das Spitzenspiel für den Hamburger SV entschied und die Hanseaten dem Mitabsteiger Köln die Tabellenführung abluchsten. Seitdem ist der FC in der Rolle des Jägers, konnte nie am Ex-Dino vorbeiziehen. Bis jetzt: Nach vier Monaten (genau 114 Tage) winkt bei einem Sieg im Nachholspiel in Aue der Platz an der Sonne! Seit Wochen patzt die Konkurrenz in Serie, sodass sich Trainer Markus Anfang und Co. in einer komfortablen Ausgangssituation befinden: Zwei Punkte hinter Hamburg kann man mit einem Dreier vorbeiziehen und den Abstand auf den Relegationsplatz auf komfortable vier Zähler ausbauen – trotz des miesen Rückrunden-Starts mit drei Niederlagen aus den ersten vier Spielen! „Das wäre natürlich schön für den Moment, aber wichtig ist für uns erst mal, dass wir nachlegen. Entscheidend ist am Ende der Saison, da wollen wir oben stehen“, sagt Anfang.