Jetzt reicht’s! Kölns Abstiegs-Bosse um Präsident Werner Wolf haben den Fans in knapp 6 Jahren Amtszeit schon so einiges zugemutet und dem Verein allein durch den Abstieg, die Transfersperre und die schlimme Kaderplanung unter ihrer Führung immensen Schaden zugefügt. Die Doppel-Entlassung von Sportboss Christian Keller und Trainer Gerhard Struber nur zwei Spieltage vor Saisonende und trotz des greifbaren Aufstiegs und der anstehenden Kader-Arbeit für die Bundesliga aber setzt jetzt allem die Krone auf und darf nur eine Konsequenz haben: Dieser Vorstand, der Kellers Vertrag erst vor 5 Monaten ohne jede Not verlängert hatte, muss sofort zurücktreten! Warum? Weil sonst nur noch mehr kaputt geht. Und weil es ohnehin schon ein Machtvakuum gibt beim FC. Die Tage von Präsident Wolf und seinen Vize-Bossen Carsten Wettich und Eckhard Sauren sind ohnehin gezählt. Im Herbst stehen Neuwahlen an. Der auf allen Ebenen gescheiterte Vorstand tritt nicht mehr an. Das Trio sitzt seine Zeit also nur noch ab. Schlimme Voraussetzungen für einen Klub, der jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Bundesliga-Zukunft stellen und zahlreiche wichtige Personal-Entscheidungen treffen muss, von der Mannschaft bis in die Führungsetage.
Noch schlimmer aber: Präsident Wolf, der bei seinem Dank an Ex-Coach Struber nicht mal dessen richtigen Vornamen wusste, wurde durch den Keller-Rauswurf auch noch enteiert. Nach Informationen der Bild wollte er an seinem Sportboss festhalten, wurde unter anderem aber von den Gremien-Bossen überstimmt und damit kaltgestellt. Das Resultat ist ein Scherbenhaufen. Da sitzt ein Präsident an der Spitze, der auf seine letzten Amtstage offensichtlich nichts mehr zu sagen hat. Und an seiner Seite ein Vize (Wettich), der sich längst abgewandt und für die kommenden Vorstands-Wahlen schon ein eigenes Team zusammengebaut hat. Und diese Herren, die in ihren 6 Jahren ohnehin schon sechs Trainer, fünf Geschäftsführer und einen Sportdirektor verloren haben, sollen jetzt den nächsten Sportboss, einen neuen Marketing-Geschäftsführer (ja, auch der fehlt), einen Chef-Scout und einen Bundesliga-Trainer einstellen, mit denen ihre Nachfolger dann arbeiten und klarkommen müssen? Das kann es nicht sein! Mit Funkel wurde sicher der richtige Endspurt-Trainer geholt. Diese Personal-Entscheidung aber sollte dann auch die letzte der Absturz-Bosse sein. Wolf, Wettich und Sauren sollten ein Einsehen haben und in Absprache mit den Gremien den Weg für einen richtigen und schnellen Neustart freimachen. Denn der muss von oben beginnen – und zwar jetzt!
Zweitliga-Riese entlässt Trainer und Manager Dahinter steckt mehr als Panik
Der 1. FC Köln trennt sich zwei Spieltage vor Schluss von seinem Trainer und seinem Geschäftsführer. Was wie Panik wirkt, hätte schon früher passieren sollen. Als Christian Keller gegen 22.30 Uhr an das Sky-Mikrofon schritt, bekam er relativ deutlich die Meinung einiger Fans über sich zu hören: "Keller raus"-Rufe hallten nach dem 1:1 gegen Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg durch das Kölner Stadion. Doch nicht nur der Geschäftsführer wurde ausgebuht. Auch das Aus von Trainer Gerhard Struber wurde gefordert. Keller stärkte Struber trotz der aktuellen Ergebniskrise und des gefährdeten Aufstiegs den Rücken. "Warum nicht?", fragte er bei Sky, als es um eine Fortsetzung der Arbeit mit Trainer Struber ging. Rund 24 Stunden später war Struber raus. Christian Keller aber auch. In einer Krisensitzung am Sonntagabend beschloss die Vereinsspitze die Trennung. Eine Entscheidung, die von einer gewissen Panik zeugt. Die Entscheidung ist verständlich. Doch der Zeitpunkt zeugt von selbstverschuldeter Panik. Der Klub hätte schon viel früher reagieren müssen. Denn diese Entwicklung war abzusehen.
In einer anderen Saison wäre Struber wohl längst kein Trainer mehr
Zum einen war die Arbeit von Gerhard Stuber alles andere als konsistent. War der Fußball des Österreichers zu Saisonbeginn noch wild, offensiv, aber kaum ertragreich, veränderte er sich im Herbst. Struber stellte um, setzte auf mehr defensive Stabilität – mit Erfolg. Von Platz zwölf nach zehn Spielen ging es bis zur Winterpause an die Tabellenspitze. Doch diesen Trend konnte Köln in den vergangenen Wochen nicht mehr aufrechterhalten. Der eher biedere Fußball war nicht mehr erfolgreich. Nur 15 Tore schoss Köln in 15 Rückrundenspielen, von den vergangenen fünf Spielen konnte der "Effzeh" nur eines gewinnen. Der jüngste Tiefpunkt: das 1:1 gegen die bereits abgestiegenen Regensburger, die bis dahin nur einen einzigen Punkt in der Fremde geholt hatten. Köln ist nach 32 Spieltagen zwar Tabellenzweiter, hat aber nur 55 Zähler auf dem Konto.
Eine Punktzahl, mit der man im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt nur noch eine kleine Chance auf die Relegation gehabt hätte. Gleiches gilt für die Saison 2022/23. Der FC profitiert davon, dass die 2. Liga in der Spitze so schwach ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das verfälscht den Blick auf die Aussagekraft der Tabelle und auf die Leistungen des Teams. In einer anderen Saison wäre Struber wohl schon längst kein Kölner Trainer mehr. An der individuellen Qualität im Kader mangelt es nämlich nicht. Auch wenn die Winter-Transferpolitik von Geschäftsführer Keller wenig erfolgreich war, besteht der Kölner Kader zu großen Teilen aus der Bundesliga-Mannschaft des Vorjahres. Mit Jeff Chabot und Davie Selke haben nur zwei Leistungsträger den Klub verlassen.
Kellers Transferpolitik ist nicht ausreichend
Trotz der wenig begeisternden Kölner Auftritte in den vergangenen Monaten hielt Keller an Struber fest. Auch nach dem enttäuschenden 1:1 gegen das bereits abgestiegene Schlusslicht Regensburg am Samstag antwortete er auf die Frage, ob er mit Struber weitermachen wollte, mit: "Warum nicht?" Der Geschäftsführer Sport wollte die Kontinuität und Ruhe ausstrahlen, von der er selbst im vergangenen Sommer profitiert hatte. Denn trotz des Abstiegs aus der Bundesliga durfte Keller bleiben. Dabei hatten seine Transferpolitik im Sommer 2023 und seine Trainerwahl im Januar 2024 einen gewissen Anteil am Gang in die 2. Bundesliga. Nach einer Transfersperre über zwei Transferperioden konnte er im Winter 24/25 wieder einkaufen. Keller hatte viele Monate Zeit, um sich darauf vorzubereiten und die richtigen Spieler nach Köln zu holen.
Doch von seinen drei wichtigsten Deals schlug keiner ein. Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegović (zwei Mio. Euro) galt als Lichtblick, aber seine Leistungen ließen dann zu wünschen übrig. Aktuell ist er verletzt. Der für 2,5 Mio. Euro verpflichtete Innenverteidiger Joël Schmied konnte sich nicht durchsetzen, fiel vor allem durch einen völlig kuriosen Handelfmeter im Derby gegen Düsseldorf auf. Die vergangenen drei Spiele saß er auf der Bank. Stürmer Imad Rondić, für den Keller rund 1,5 Mio. Euro an den polnischen Erstligisten Widzew Łódź zahlte, kommt in neun Einsätzen auf nur ein Tor. Die Eigengewächse Downs und Lemperle bekamen zuletzt den Vorzug. Die Mischung aus der enttäuschenden Leistung der Mannschaft unter Trainer Struber und der mangelnden Entwicklung der Kaderqualität sowie das zu lange Festhalten am Trainer unter Geschäftsführer Keller machen die Trennung von beiden nachvollziehbar. Die Chance auf die Bundesliga ist noch groß. Die finanziellen Schäden wären durch einen Nicht-Aufstieg in jedem Fall noch größer als die Abfindungen für die bisherige sportliche Leitung.
Funkel und Kessler sollen FC-Aufstieg eintüten Ein Duo mit Zukunft?
Der 1. FC Köln setzt bei der Mission Aufstieg in den verbleibenden beiden Spielen auf Friedhelm Funkel und Thomas Kessler. Das Duo soll zunächst bis Sommer übernehmen. Danach werden die Karten neu gemischt. Friedhelm Funkel ist zurück beim 1. FC Köln. Der entscheidende Anruf kam, als der der Trainer-Routinier gerade vom Sport kam. „Ich war Tennis spielen, dann habe ich auf meinem Handy das Klingeln gehört“, sagte Funkel, der den FC zurück in die Bundesliga führen soll, bei seiner Vorstellung am Montag. „Ich habe die Nummer von Thomas Kessler gespeichert – aber ich wusste ja nicht, was er wollte. Wenn der FC anfragt, kann man nicht nein sagen.“Funkel weiß wie kein Zweiter, wie man aufsteigt. „Wir haben in Friedhelm dafür den perfekten Partner“, sagte Kessler, der noch am Sonntag nach Krefeld gefahren war, um dort mit dem Rekord-Aufstiegstrainer alles für die Retter-Mission klarzumachen. Mit Funkel und Kessler ans Ziel – und was kommt dann? Sollte die Rückkehr ins Oberhaus gelingen, wäre das dann ein Duo mit Zukunft am Geißbockheim? „Wir fokussieren uns auf die beiden Spiele, danach gucken wir weiter“, ließ Funkel viel Raum für Spekulationen. Kessler sagte: „Für mich geht es erst mal darum, diese Aufgabe anzunehmen und am Ende erfolgreich zu sein.“
Beide verspüren demnach große Lust, auch über den Sommer hinaus auf ihren Positionen zu bleiben. Zumindest bei Kessler gibt es interne Stimmen, die sagen, dass der ehemalige Torhüter durchaus das Potenzial hat, als Hauptverantwortlicher dauerhaft die sportlichen Fäden in der Hand zu halten. Doch eine endgültige Entscheidung soll erst nach der Saison gefällt werden. Aktuell wird alles dem anvisierten Aufstieg untergeordnet. Gespräche mit potenziellen Nachfolgern von Christian Keller wurden nach Informationen des Express noch nicht geführt. Während Kessler also aussichtsreich im Rennen liegt, wird es bei Funkel wohl bei einem erneuten Intermezzo bleiben. Er soll rein als Feuerwehrmann agieren, im Sommer ist dann ein Neuanfang wahrscheinlich. Die Verantwortlichen haben auf der Trainerposition andere Ideen. Urs Fischer, der schnell in der Gerüchteküche kursierte, gehört allerdings wegen seiner defensiven Spielidee nicht dazu.
Schwierige Sportchef-Suche Das sind Kandidaten des FC für die Keller-Nachfolge
Beim 1. FC Köln gibt es viele offene Fragen. Das gestaltet auch die Suche nach einem neuen Geschäftsführer Sport schwierig. Doch es gibt natürlich Kandidaten. Es war ein Schritt, vor dem die Vereinsführung des 1. FC Köln und seine Gremien gehörigen Respekt hatten. Mag die Demission des schier allmächtigen Sport-Geschäftsführers Christian Keller berechtigt oder sogar überfällig gewesen sein, so wussten auch die Verantwortlichen, dass nach einer Trennung ein Vakuum im sportlichen Bereich entstehen würde. Das ist nun der Fall – in der wichtigsten Phase der Kaderplanung für die kommende Saison. Dazu kommt, dass die Trennung von Keller und die Suche nach einem neuen Sport-Geschäftsführer in eine Phase fällt, in der der aktuelle Vorstand nur noch einer auf Zeit ist. Das Präsidium scheidet in seiner aktuellen Besetzung Ende September definitiv aus dem Amt. Die Nachfolger stehen noch nicht fest, womöglich droht dem Klub ein Machtkampf. Dieser Zustand ist auch ein Ballast für die Gespräche mit möglichen Kandidaten für die Keller-Nachfolge. Der Vorstand sucht zudem einen neuen Geschäftsführer Marketing, denn auch von Markus Rejek, der den Machtkampf gegen Keller verlor, hatte sich der Klub erst im Februar getrennt.
Kessler übernimmt vorerst sportliche Leitung
Thomas Kessler, früherer FC-Torwart und bis dato Bereichsleiter Lizenzfußball, wird vorerst die sportliche Leitung an der Seite des verbliebenen Geschäftsführers Philipp Türoff übernehmen.„Interimsweise“, wie zumindest FC-Präsident Werner Wolf am Montag sagte. Kessler genießt am Geißbockheim einen guten Ruf und gilt als loyal, doch ob ihm die Vereinsführung und die Gremien auch den Job eines Geschäftsführers Sport zutrauen, ist offen. Vorerst hat er die Chance, sich zu bewähren. Und danach? Vieles ist ungeklärt. Jeder mögliche neue Sport-Geschäftsführer des FC will natürlich wissen: Wer sind jetzt und in Zukunft die Entscheider am Geißbockheim? Sucht tatsächlich das scheidende Vorstands-Trio den Sportchef im Alleingang aus? Die Gremien sind der Meinung, dass das nicht mehr der Fall sein darf. Und so gibt es durchaus kluge Gedankenspiele, einen möglichen neuen Vorstand in die Entscheidung mit einzubinden. Das alleinige Vorstands-Vorschlagsrecht obliegt laut Satzung jedoch dem Mitgliederrat, der nach Informationen dieser Zeitung mittlerweile ebenfalls ein Team beisammenhat, das am 12. Mai dem Gremium sein Konzept vorstellen soll. Als Kandidaten auf die Position des Geschäftsführers Sport sollen nach Informationen dieser Zeitung bisher drei Namen eine Rolle spielen: Jonas Boldt, Rachid Azzouzi und Pablo Thiam.
Rosen bleibt bei Burnley, doch über Boldt, Azzouzi und Thiam wird diskutiert
Auch über Alexander Rosen wurde offenbar nachgedacht, doch der langjährige Sportdirektor und Sport-Geschäftsführer der TSG Hoffenheim (bis Juli 2024) steht nach Informationen dieser Zeitung weder für den FC noch für einen anderen Klub zur Verfügung. Erst seit wenigen Wochen ist der 46-Jährige für das international tätige Investorenkonsortium ALK unter anderem als Berater des englischen Championship-Klubs (2. Liga) FC Burnley tätig.In Berlin weiß man auch nichts von einem Kölner Interessen an Oliver Ruhnert (53), den derzeitigen Chefscout und früheren Geschäftsführer von Erstligist Union, der zuletzt mit seiner Kandidatur (für das Bündis Sahra Wagenknecht) für den Bundestag gescheitert war.
Jonas Boldt ist trotz seiner erst 43 Jahre bereits seit knapp zwei Jahrzehnten im Profifußball tätig. Für Bayer 04 Leverkusen arbeitete der in Nürnberg geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Manager in verschiedenen Funktionen von 2007 bis 2019, ab 2014 als Sportmanager und später als Sportdirektor, jeweils unter Rudi Völler. Von 2019 bis 2024 fungierte er zuletzt als Sportvorstand beim Hamburger SV. Er trug maßgeblich zur Konsolidierung des Klubs bei, doch der sportliche Erfolg blieb unter ihm aus. Zu vernehmen ist, dass für Boldt, der zuletzt auch bei Hertha BSC gehandelt wurde, der FC-Job trotz seiner Bayer-Vergangenheit reizvoll wäre.
Genau das dürfte auch auf den erfahrenen Manager Rachid Azzouzi zutreffen. Der 54-Jährige, in Mariadorf bei Aachen aufgewachsen, spielte 1988/89 für den FC in der Jugend und war von 1995 bis 1997 Profi bei Fortuna Köln. Azzouzi ist seit rund 20 Jahren als Manager im Profifußball tätig, war Sportdirektor für den FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf und hat vor allem über eine Dekade für die SpVgg Greuther Fürth gearbeitet, die er zweimal in die Bundesliga führte. Doch Ende Oktober 2024 folgte für den Geschäftsführer Sport das überraschende Aus bei den Franken. Azzouzi war bereits zwei Mal (2012 und 2019) beim FC als Sportchef im Gespräch. Im Interview mit dieser Zeitung sagte Azzouzi im April: „Man empfindet Wertschätzung, wenn dein Name bei einem Klub mit dieser Strahlkraft gehandelt wird. Es gab Anfragen, allerdings beide Male keine konkreten Gespräche.“ Azzouzi verwies darauf, dass er aus Respekt vor dem da noch im Amt befindlichen Keller sich nicht konkret zum FC äußern wolle. Doch er schwärmte auch: „Ich bin im Rheinland groß geworden, habe gerne in Köln gelebt und gespielt. Wenn du vor FC-Heimspielen das Stadion betriffst, bekommst du Gänsehaut – auch als Vertreter des Gegners.“
Der in Bonn geborene Pablo Thiam hat sogar FC-Stallgeruch. Der 51-Jährige begann am Geißbockheim mit dem Fußballspielen, durchlief die Jugendabteilung der Kölner und debütierte 1994 auch als Profi für den FC, für den er bis zu seinem Wechsel 1998 zum VfB Stuttgart (weitere Stationen: Bayern München, Wolfsburg) als Defensivspieler 98 Pflichtspiele absolvierte. Der Ex-Nationalspieler Guineas schlug nach seiner aktiven Karriere in Wolfsburg eine Management-Laufbahn ein, erst als Management-Assistent, dann als sportlicher Leiter der U-23-Regionalliga-Mannschaft. Von 2021 bis 2023 war der Ex-Profi sportlicher Leiter der Fußball-Akademie von Hertha BSC. Bis heute verfügt Thiam über gute Drähte zum FC, beispielsweise zu den aktuellen Vorstandsberatern Frank Schaefer und Erich Rutemöller. Mit Schaefer tauschte er sich noch am Sonntag am Rande des Meisterschafts-Viertelfinals der U19 gegen den HSV aus.
Notwendige Zäsur Warum der FC einen neuen Baumgart sucht
Der 1. FC Köln erlebt einen denkwürdigen 5. Mai 2025. Die Trennung von Christian Keller und Gerhard Struber ist eine Zäsur. Doch sie war nötig. Für Außenstehende mag es kaum zu verstehen sein, dass ein Fußballklub nach 32 von 34 Spieltagen den Sport-Geschäftsführer und Cheftrainer entlässt, obwohl man auf Platz zwei steht und drei Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz hat. Doch der 1. FC Köln ist erstens kein normaler Fußballklub und zweitens liegen die Probleme weit unter der Oberfläche. Die Aufregung nach dem 1:1 gegen Regensburg am Samstagabend war groß. Der FC hatte sich gegen den Tabellenletzten blamiert. Ein Sieg, der möglich gewesen wäre, hätte die Geißböcke der Bundesliga-Rückkehr ganz nah gebracht. Doch stattdessen mussten Christian Keller und Gerhard Struber gehen. Ersterer, weil er Letzteren schützte und nicht entlassen wollte. Also gingen gleich beide.
Klarer Trend zeigte nach unten
Diese Entscheidung ist aus beiden Perspektiven zunächst einmal verständlich. Keller war weiter von Struber überzeugt, weshalb sich der Sportchef für seinen Cheftrainer stark machte und ihm den Rücken stärkte. Der Vorstand aber wollte davon nichts mehr wissen und forderte Keller auf, den Österreicher zu entlassen, um einen neuen Impuls auf der Trainerbank zu setzen. Dieser Weisung widersetzte sich Keller – und so stellte der Vorstand letztlich, am längeren Hebel sitzend, beide frei. Warum aber hatte der Vorstand den Glauben in Struber verloren, obwohl die Tabelle weiter so vielversprechend aussieht? Weil der Trend seit Monaten klar in eine Richtung zeigte: nach unten. Die Ergebnisse stimmten nicht, die Leistungen stimmten nicht, vor allem aber entwickelte sich die Mannschaft zurück und mit ihr zahlreiche Spieler. Kaum ein FC-Profi machte in den letzten Monaten einen Schritt nach vorne. Fast alle Leistungsträger hängen in einem bedenklichen Tief. Und genau dafür ist ein Trainer verantwortlich.
Wie Keller den Rückhalt verlor
Dazu kam, dass Struber es nicht gelang, in die Köpfe der Spieler vorzudringen. Er konnte ihnen die Verunsicherung nicht mehr nehmen, konnte ihnen kein Selbstvertrauen mehr vermitteln, konnte ihnen nichts mehr an die Hand geben, um selbst den abgeschlagenen Tabellenletzten zu besiegen. Wenn ein Trainer so machtlos ist, muss er gehen. Egal, auf welchem Tabellenplatz seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt liegt. Und auch Keller hatte keine Argumente mehr. Der Sportchef vergaloppierte sich am Samstagabend in Durchhalteparolen und in einer unnötigen Fan-Kritik. Damit hatte auch er den Rückhalt von Vorstand und Anhängern gleichermaßen verloren. Nach drei Jahren und einem Monat im Amt, nach einer sportlichen Talfahrt aus Europa in die 2. Liga, die er nicht stoppen konnte, nach drei gescheiterten Trainern und einer großen Zahl misslungener Transfer-Entscheidungen.
Der FC sucht einen neuen Baumgart
Dennoch ist gerade das Keller-Aus für den FC eine Zäsur. Der 46-Jährige hatte den Club in den letzten Jahren saniert, finanziell und infrastrukturell. Viele organisatorische Veränderungen hatte er auf sich und seine Pläne zugeschnitten, hatte personell einen Kahlschlag vorgenommen, viele Vertraute eingestellt, viele langjährige FC-Mitarbeiter entlassen oder verloren. Nun ist auch Keller selbst vom Kahlschlag betroffen. Der FC muss sich neu aufstellen. Wenn es nach dem Präsidium geht, wird die künftige sportliche Leitung Kellers Weg grundsätzlich fortsetzen. Eines muss sich aber ändern: Der sportliche Erfolg muss sich wieder einstellen. Kurzfristig wurde dafür nun Friedhelm Funkel verpflichtet. Langfristig ist der FC wieder auf der Suche nach neuen Gesichtern. Gesucht wird ein neuer Steffen Baumgart. Ein Mann, der den FC wiederbelebt, damit nach einem möglichen Bundesliga-Aufstieg nicht direkt wieder die nächste Krise beginnt.
Die Hintergründe zum Personalbeben beim 1. FC Köln
Der 1. FC Köln hat auf seine neuerliche Krise mit einer radikalen Maßnahme reagiert. Darum stimmten die Gremien für ein Doppel-Aus von Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber. Ganz am Ende ist Christian Keller seinen Prinzipien ein letztes Mal treu geblieben. Als die Gremien des 1. FC Köln den Geschäftsführer Sport in einer Krisensitzung am Sonntag zur Trennung von Trainer Gerhard Struber aufforderten, lehnte Keller entschieden ab. Eine Überraschung war das nicht. Zum einen, weil der seit geraumer Zeit ebenfalls massiv in die Kritik geratene 46-Jährige sein Schicksal längst mit dem des Trainers verknüpft hatte. Zum anderen, weil Keller in der aufgeheizten Fußballbranche gerne gegen den Strom schwimmt. „Eine kurzfristige Änderung auf der Trainerposition konnte und wollte ich nicht mittragen, da diese nicht meinen Überzeugungen und Werten entsprochen hätte“, bekräftigte Christian Keller beim Abschied am Montag seine Haltung, die er bereits unmittelbar nach dem blamablen 1:1 gegen Absteiger Jahn Regensburg kundgetan hatte. Das von Keller vorgesehene Festhalten am glücklosen Österreicher hatte nach dem vorläufigen Tiefpunkt der Saison auch hinter den Kulissen für Irritation gesorgt.
Der Gemeinsame Ausschuss sah sich daraufhin gleich doppelt zum Handeln gezwungen und löste mit der Freistellung von Christian Keller und Gerhard Struber ein Führungsbeben am Geißbockheim aus. Nach Rundschau-Informationen stimmten Präsident Werner Wolf, seine Stellvertreter Carsten Wettich und Eckhard Sauren, Aufsichtsratschef Lionel Souque, Klaus Behrenbeck als Vorsitzender des Beirats sowie die Mitgliederratsvorsitzenden Fabian Schwab und Stacy Krott einstimmig für den personellen Kahlschlag kurz vor Saisonende. Auch Co-Trainer Bernd Eibler wurde von seinen Aufgaben entbunden. Mit Friedhelm Funkel (71) soll nun ein Aufstiegsexperte den taumelnden Zweitligisten über die Ziellinie zu der in vielerlei Hinsicht so wichtigen Bundesliga-Rückkehr führen. Der bisherige Lizenzspielerleiter Thomas Kessler (39) wird zum Sportdirektor befördert und übernimmt mit Finanzchef Philipp Türoff – dem einzig verbliebenen Geschäftsführer – die Leitung der Geschicke. Erst im Februar hatten sich die Geißböcke von Marketing-Geschäftsführer Markus Rejek getrennt, der mit Keller nie so recht harmonierte. Gerade mal drei Jahre nach der Installation einer dreiköpfigen Geschäftsführung steht der FC auf operativer Ebene damit erneut vor einem Neuaufbau.
„Unsere Entscheidung ist das Ergebnis einer eingehenden Analyse der sportlichen Entwicklung in den letzten Wochen. Angesichts der noch immer großen Chance auf den direkten Wiederaufstieg müssen wir alles daransetzen, diese Chance auch zu nutzen“, begründete Präsident Werner Wolf und machte deutlich: „Wir können uns nicht auf die Ergebnisse der Konkurrenz verlassen. Das Team muss sich für die letzten beiden Spiele auf die eigene Stärke besinnen. Es braucht dafür jetzt neue Impulse. Die haben wir nicht mehr gesehen. Deswegen haben wir uns nach sorgfältiger Abwägung mit dem Kompetenzteam Sport (Erich Rutemöller und Frank Schaefer; Anm. d. Red.) als Vorstand zu diesem Schritt entschieden.“
Ex-Sportchef Keller leistete in seinem Kerngebiet schwache Arbeit
Der Vorstand bewies auf diese Weise Handlungsstärke, obwohl er nur noch bis Herbst im Amt ist. Wie es danach weitergeht, ist unklar. Mitte April wurde bekannt, dass Vizepräsident Wettich mit Unternehmer Wilke Stroman als Präsident und Ex-FC-Spielerin Tugba Tekkal als Stellvertreterin für das künftige Vorstandsteam kandidieren will. Wen der Mitgliederrat, der über ein Vorschlagsrecht verfügt, ins Rennen schicken wird, ist noch unklar. Schlimmstenfalls droht ein Machtkampf.
Für Christian Keller endet derweil eine dreijährige Tätigkeit im permanenten Krisenmodus. Als der ehemalige Regensburger im April 2022 übernahm, fand er den FC in wirtschaftlich dramatischer Lage vor. Mit einem strikten Sparkurs trug Keller zur finanziellen Gesundung in Rekordzeit bei. Auch schob er eine neue Struktur auf der Geschäftsstelle sowie die jahrelang vernachlässigte Sanierung des maroden Geißbockheim-Geländes an. In seinem Kerngebiet leistete der Sport-Geschäftsführer allerdings schwache Arbeit, weshalb der Club innerhalb von zwei Jahren von der Conference League in die 2. Liga stürzte. Keller misslang der Spagat zwischen Neuordnung der Finanzen und sportlichem Erfolg, was ihn früh ins Zentrum der Kritik geraten ließ. Auf dem Transfermarkt leistete er sich viele Fehlgriffe; bei den Trainer-Entscheidungen lag er nach dem ruhigen Ostfriesen Timo Schultz nun auch mit dem reservierten Österreicher Gerhard Struber daneben. Beide Trainer passten von ihrem Naturell her nicht nach Köln.
Über allem schwebte die einjährige Transfersperre. Bei der verhängnisvollen Verpflichtung des Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik war Keller zwar noch nicht im Amt. Allerdings gelang es ihm später nicht, den Fall vom Eis zu holen. Womöglich, weil er einmal mehr zu sehr an seinen Prinzipien festgehalten hatte. Keller fand zum Abschied dennoch versöhnliche Worte: „Ich wünsche dem gesamten FC, allen voran unserer Mannschaft und allen unseren Mitarbeitenden nur das Allerbeste und bin überzeugt, dass der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelingen wird. Mit dem Rückenwind des Aufstiegs wird ersichtlich werden, dass der Grundstein für eine nachhaltigere FC-Zukunft auf zahlreichen Ebenen gelegt wurde. “
Für Gerhard Struber geht das Kapitel in Köln nach nicht mal einer Saison zu Ende. Im Herbst hatte der Österreicher schon einmal kurz vor dem Aus gestanden, weil trotz eines rasanten Offensivstils die Ergebnisse ausgeblieben waren. In der Not stellte Struber auf einen defensiven Ansatz um und führte den FC mit einer Serie unansehnlicher 1:0-Siege zur Herbstmeisterschaft. In der Rückrunde stimmten aber weder Leistungen noch Ergebnisse. Mit 15 Toren stellen die Kölner im Jahr 2025 die zweitschwächste Offensivreihe der Liga. Nur ein Jahr nach seiner Entlassung bei RB Salzburg als Tabellenführer muss Struber erneut kurz vor dem Ziel gehen. Der 48-Jährige reagierte entsprechend niedergeschlagen: „Ich habe im Laufe der Saison oft von einem Marathon gesprochen, den wir gemeinsam zu gehen haben. Wie hart dieses Rennen für alle Mannschaften ist, zeigt die Tabellensituation. Jetzt, da die Ziellinie vor Augen ist und wir noch dazu aussichtsreich dabei sind, tut die Entscheidung besonders weh.“
Bei Nichtaufstieg steht der FC vor einem personellen Neuaufbau
Präsident Wolf dankte Keller und Struber für ihren Einsatz: „Christian Keller hat den Verein in den vergangenen drei Jahren durch herausfordernde Zeiten geführt und maßgeblich an der strukturellen und finanziellen Gesundung des FC mitgewirkt. Gerhard Struber hat seit seinem Amtsantritt im Juli 2024 mit großem Engagement versucht, die Mannschaft auf Kurs zu bringen und dafür gesorgt, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch im Aufstiegsrennen dabei sind. Dafür gebührt beiden unsere Wertschätzung.“ Bis ein neuer Sport-Geschäftsführer gefunden ist, leitet Thomas Kessler den Bereich. „Für meine neue verantwortungsvolle Aufgabe verspüre ich sowohl ein hohes Verantwortungsgefühl als auch eine große Motivation, gemeinsam mit allen Beteiligten rund um unsere Mannschaft alles dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen“, sagte der Ur-Kölner. Scheitert das Vorhaben, droht der Verlust zahlreicher Leistungsträger. Und ein personeller Neuaufbau.
Der große Knall am Geißbockheim Drei Jahre Christian Keller sind vorbei
Sportchef Keller hat viel erklärt und wenig erreicht. Auch er muss gehen. Endlich ein Aufbruch? Warum beim 1. FC Köln wieder alles auf einmal passiert. Fußballsaison rollt ihrem Ende entgegen, allenthalben werden Ziele erreicht oder verfehlt, wird gejubelt, gehofft und gebangt. Wo Träume zerplatzt sind, tagen die Scherbengerichte. Anderswo bricht Euphorie aus, weil plötzlich Großes erreichbar scheint. Und beim 1. FC Köln passiert mal wieder alles auf einmal. Der direkte Wiederaufstieg ist möglich, was eine gewaltige Leistung darstellt angesichts des jahrelangen sportlichen Missmanagements. Gleichzeitig aber spielte die Mannschaft in den vergangenen Wochen derart enttäuschend, dass die Fans am Samstag im wie immer ausverkauften Stadion den Aufstand probten. Weil außerdem der Vorsprung dahinschmolz, sah man sich gezwungen, personelle Konsequenzen zu ziehen.
Beim dreimaligen Deutschen Meister geschieht Epochales
Der Trainer sollte gehen – und als daraufhin der eigentlich allmächtige Sportchef Christian Keller erklärte, das würde nur über seine Leiche gehen, teilten die Gremien mit, dass er das gern haben könne. Im übertragenen Sinne, selbstverständlich. Christian Keller geht es den Umständen entsprechend gut, doch seinen Job ist er los. Die Konsequenz war, dass der 1. FC Köln nun an einem Tag Sportchef und Trainer feuerte. Viel mehr geht sogar beim FC nicht. Einmal mehr ist also Epochales geschehen beim dreimaligen Deutschen Meister. An diesem Dienstagmorgen wird ein 71-Jähriger für eines der größten Comebacks der jüngeren Kölner Sportgeschichte sorgen. Vier Jahre nach seiner erfolgreichen Rettungsmission und 23 Jahre nach seinem ersten Engagement am Geißbockheim wird Friedhelm Funkel die Verantwortung für die Profis des 1. FC Köln übernehmen.
Am Sonntagmorgen hatte noch Gerhard Struber das Training geleitet, nur eine kurze Nacht war da vergangen nach dem blamablen 1:1 gegen Absteiger Jahn Regensburg. Christian Keller stand am Platz, plauderte mit Journalisten. Die Dinge schienen sortiert, für Keller waren sie das wohl auch. Nach dem Remis hatte der Geschäftsführer ein bizarres TV-Interview gegeben, zu Optimismus und, tatsächlich, zur „Freude“ aufgerufen – und etwa auf die Frage, ob es nach den Rückschlägen mit Struber weitergehen könne, mit einer Gegenfrage geantwortet: „Warum nicht?“ Damit hatte Keller sein Schicksal besiegelt. Keine 24 Stunden später war er abberufen. Offenbar hatte er einmal mehr die Stimmung beim FC falsch eingeschätzt. Die Empörung der Fans, die Ratlosigkeit der Spieler auf dem Platz. Die krampfigen Versuche des Trainers, Lockerheit auszustrahlen. Das alles hätten Signale sein müssen, dass eine Veränderung anstehen könnte. Keller ignorierte alle Zeichen. Indem er glaubte, er könne gegen die Stimmung in Verein, Mannschaft und Gremien postulieren, Struber sei weiter der richtige Mann, begab er sich auf die Planke.
Es ist das Ende einer mehr als dreijährigen Dienstzeit voller Schwierigkeiten. Seit Herbst 2021 stand fest, dass Keller den FC übernehmen würde. Jedoch erst im Frühjahr 2022, nach einem Sabbatical, das ihm der Vorstand zugestand, trat er seinen Dienst an. Der Klub hatte in wichtigen Monaten keinen hauptamtlichen Geschäftsführer Sport – was sich als fatal erwies. Wenngleich es mit Keller nicht viel besser wurde, zumindest im sportlichen Bereich. Keller war als Unternehmensberater in den Fußball gekommen und hatte in Regensburg professionelle Strukturen aufgebaut. Wenngleich Regensburg mit Kellers Konzept nicht zum dauerhaften Fußballwunder wurde. 2023 stieg der Klub in die Dritte Liga ab. Am Samstag vollendete sich trotz des 1:1 in Köln der erneute Sturz in die Drittklassigkeit. Personen-unabhängige Strukturen, ein Perpetuum mobile im Profifußball? Auch in Regensburg hat Keller nichts geschaffen, das stärker ist als der Markt.
Christian Keller hatte stets Erklärungen für alles
Dennoch trug Keller seine Vergangenheit beim Jahn vor sich her wie eine Monstranz. Und die Messdiener am Geißbockheim folgten ihm zu gern. Es ist eine fatale Neigung in Köln, vermeintlichen Heilsbringern den Generalschlüssel in die Hand zu drücken, sich anschließend aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen und das als kluge Vereinsführung zu verkaufen. In Kellers Fall kam eine besondere Komponente hinzu: Der 46-Jährige ist ein begnadeter Rhetoriker. Stets hatte er Erklärungen, für alles. Ein Manipulator sei er, sagte einmal einer aus der großen Gruppe jener, die Keller über die Jahre beim FC ausgetauscht hat. Und es waren einige, mitunter langjährige Klub-Mitarbeiter, die unter Keller gehen mussten und dann teilweise durch Weggefährten aus Regensburger Zeiten ersetzt wurden. Der Vorstand ließ Keller gewähren, der Anfang des Jahres zudem aus einem Machtkampf mit Marketing-Geschäftsführer Markus Rejek als Sieger hervorgegangen war. Das alles sorgte für ein Klima des Misstrauens am Geißbockheim.
Kellers Prokura stieß jedoch auch an Grenzen. Die Gremien sahen seine Arbeit deutlich kritischer als der Vorstand. So sollen Klaus Behrenbeck, der Vorsitzende des Beirats, wie auch Aufsichtsratschef Lionel Souque immer wieder Fragen gehabt haben. Denn obgleich Keller stets Erklärungen hatte, waren die Top-Manager Behrenbeck (McKinsey) und Souque (Rewe) schwierig zu blenden. Keller wusste um die Kritik, im Dezember kam es zum Eklat: Da soll Keller den FC-Vorstand aufgefordert haben, Behrenbeck und Souque aus dem Beirat zu drängen. Doch die Mitglieder des Gremiums reagierten empört, drohten ihrerseits mit Rücktritten. Dass Keller überhaupt den Versuch unternahm, unter anderem den Vertreter des Hauptsponsors aus der Vereinsspitze entfernen zu lassen, dokumentiert das Selbstverständnis des Sportchefs. Dass Wolf sich darauf einließ, zeigt außerdem, wie sehr sich der Klub Keller ausgeliefert hatte. Dabei war Kellers sportliche Bilanz, sein eigentliches Kerngeschäft, erschütternd.
Als er im April 2022 in Köln übernahm, qualifizierte sich der Verein als Bundesliga-Siebter gerade für die Conference League, war unter Steffen Baumgart Siebter der Bundesliga und beschäftigte Spieler wie Ellyes Skhiri, Jonas Hector und Anthony Modeste. Drei Jahre später stand der Klub zwischenzeitlich auf Rang 12 der Zweiten Liga, hatte nach Kellers verpuffter Rettungsaktion mit Trainer Timo Schultz unter Struber schwierige Zeiten und droht nun, den Wiederaufstieg zu verpassen. Der Kader ist führungslos, nach dieser Saison beendet Mark Uth seine Laufbahn; Tim Lemperle und Dejan Ljubicic verlassen den Verein – ablösefrei. Viele Hoffnungs- oder Leistungsträger hat der Klub nicht mehr – und wer die Mannschaft führen soll, ist ebenfalls unklar. Die Finanzen des FC sind zwar saniert, Keller und sein Mit-Geschäftsführer Philipp Türoff haben den Verein gesunden lassen. Zudem wurde vor allem auf Kellers Betreiben die marode Infrastruktur für rund 15 Millionen Euro modernisiert.
Führungsloser Kader, in dem keine Werte geschaffen wurden
Doch dann folgte der Abstieg. Drei Jahre nach der Übernahme durch Keller ist der Kaderwert zusammengebrochen. Zwar ist die Kassenlage deutlich verbessert. Doch braucht das Team derart viel neues Personal, dass die zur Verfügung stehenden Mittel kaum reichen dürften, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein. Die Führungslosigkeit fügt sich in Kellers Verständnis einer Fußballmannschaft. Das Prämiensystem krempelte er um, beim FC erhalten alle Spieler die gleichen Bonuszahlungen, wenn ein Spiel gewonnen wird. Dabei war Fußball immer ein Heldensport: Es braucht besondere Spieler, die entscheidende Momente herbeiführen und die Dinge in die Hand nehmen. Doch beim 1. FC Köln der Gegenwart gibt es niemanden mehr, der sich dazu berufen fühlt. Das zeigte sich auch am Freitag gegen Regensburg.
Eine schlechte Kaderpolitik, der Abstieg, dazu die vollständige Fehleinschätzung, als es darum ging, die Transfersperre zu verhindern. Als die schließlich abgesessen war, durfte Keller im Januar wieder Spieler verpflichten. Und holte für knapp sechs Millionen Euro Ablöse ein Trio, das bisher alles ist, nur keine Verstärkung. Anschließend musste der langjährige Chefscout Martin Schulz gehen. Für vieles hatte Keller Erklärungen. Opfer der Umstände, Opfer der Vergangenheit, Opfer einer vermeintlich über Jahrzehnte gewachsenen Kultur der Erfolglosigkeit – in einem Verein, der sich im Mai 2017 nach drei Jahren Bundesliga in Folge als Fünfter für die Europa League qualifiziert hatte – mit rund 40 Millionen Euro Eigenkapital in den Büchern.
Am Ende stürzte Keller aber nicht über den sportlichen Niedergang. Es war die Fehleinschätzung, an seinem Trainer festhalten zu können – einem Coach, der ihn nicht einmal selbst begeisterte und bei dessen Wahl er nach Schultz erneut falsch gelegen hatte. Doch die Uhren sind nun zurückgedreht auf die Zeit vor Keller. Wieder muss das Saisonziel gerettet werden. Von Funkel. Über Keller hatte der Altmeister Ende März im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Er ist eloquent, kann vieles gut erklären. Ich frage mich nur: Woher sollte Christian Keller denn auch die Expertise und Erfahrung haben, um bei einem großen Klub wie dem FC auch sportlich die richtigen Entscheidungen zu treffen?“ Diese Frage stellten am Sonntag auch andere. Nun ist Friedhelm Funkel zurück. Und Christian Keller beim 1. FC Köln Geschichte.
Dänische Spieler haben beim 1. FC Köln große Tradition. Aus keinem anderen Land kamen mehr Legionäre an den Rhein. Der 16. Profi könnte ein Torwart werden. Wie das Portal „Tipsbladet“, in Dänemark bei Transfers stets bestens informiert, berichtet, soll der FC im Rennen um Jonathan Fischer (23) sein. Der 1,97 Meter große Keeper spielt seit Februar 2024 in Norwegen bei Fredrikstad BK, sein Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2028. Neben dem 1. FC Köln sollen auch englische Klubs sowie Genk (Belgien) und Lorient (Frankreich) scharf auf eines der größten dänischen Torwart-Talente sein. Ende 2024 gewann er mit Fredrikstad überraschend den Pokal. Fischer wurde im Winter für die Wahl zum Spieler des Jahres in der norwegischen Eliteserien nominiert – als einziger Torwart. Fredrikstad-Sportchef Anders Jensen: „Es ist schwer zu ignorieren, dass Jonathan ein sehr hohes Niveau hat und mit seiner Mentalität in der kommenden Zeit nur noch besser werden wird. Ich möchte mich nicht zu den genannten Vereinen im Einzelnen äußern, aber es ist eine schöne Entwicklung zu sehen, dass größere europäische Vereine immer häufiger unsere Spiele besuchen.“
Ein neuer Torwart beim FC neben Marvin Schwäbe (30) würde Sinn ergeben. Anthony Racciopi (26) ist nur bis Saisonende von Hull City ausgeliehen und wurde zuletzt in die U21 versetzt, wo er enttäuschte. Philipp Pentke steht ebenfalls nur noch bis Saisonende unter Vertrag und ist bereits 40 Jahre alt. Seit seinem Wechsel aus Dänemark absolvierte Fischer 40 Pflichtspiele für Fredrikstad. „Ich hoffe, dass er lange hierbleibt, aber ich fürchte, das wird nicht der Fall sein. Ich weiß, dass es Vereine gibt, die ihn im Auge haben“, sagte Trainer Andreas Hagen zuletzt gegenüber der norwegischen Zeitung „VG“. Fußball-Direktor Joachim Heier ist sich ebenfalls bewusst, dass sein Torwart bald zu einem Transferziel werden dürfte. Denn: „Ich glaube, dass es im norwegischen Fußball in den letzten 10 bis 15 Jahren nur wenige Torhüter gab, die dieses Niveau erreicht haben.“
Christian Keller und der 1. FC Köln Das Ende eines Missverständnisses
Am Sonntagabend endete die dreijährige Dienstzeit von Christian Keller beim 1. FC Köln. Die wirtschaftliche Bilanz ist beeindruckend, die sportliche erschreckend. Der 46-Jährige hat die nötige Balance nicht gefunden und ist am Ende an den eigenen Prinzipien gescheitert. Christian Keller und der 1. FC Köln: Ein Missverständnis. Die Pressemitteilung am Montag fiel dann doch ein wenig länger aus. Zumindest länger, als es in der jüngeren Vergangenheit je nach Themenlage beim FC dann schon mal Usus war. Es gab allerdings auch viel mitzuteilen. Der bisherige Trainer Gerhard Struber sowie die bisherige Sportdirektor Christian Keller wurden von den Aufgaben entbunden, der immer wieder in Köln gehandelte Ex- und Interimstrainer Friedhelm Funkel sowie der bisherige Leiter der Lizenzspielabteilung und Neu-Sportdirektor Thomas Kessler dagegen vorgestellt, das ganze wurde hübsch mit einigen Zitaten der Protagonisten garniert. Und tatsächlich war gerade bei den beiden geschassten Ex-Verantwortlichen eine kleine Enttäuschung zu erahnen. Gerhard Struber fühlte sich offenbar um den möglichen Meistertitel der 2. Bundesliga, mindestens um den Aufstieg gebracht. So kurz vor der Ziellinie täte die Entscheidung daher auch „besonders weh“, so Struber.
FC ist wirtschaftlich gesundet
Christian Keller wiederum machte in seinem kurzen Statement keinen Hehl aus seiner Überzeugung. „Eine kurzfristige Änderung auf der Trainerposition konnte und wollte ich in diesem Kontext aber nicht mittragen, da diese nicht meinen Überzeugungen und Werten entsprochen hätte“, ließ sich der 46-Jährige zitieren und verdeutlichte in diesen Worten einmal mehr seine Prinzipien und damit möglicherweise auch einen Grund seines Scheiterns. Keller nutzte die Pressemitteilung aber auch, um noch etwas ganz anderes loszuwerden. „Mit dem Rückenwind des Aufstiegs wird ersichtlich werden, dass der Grundstein für eine nachhaltigere FC-Zukunft auf zahlreichen Ebenen gelegt wurde“, hieß es weiter. Worte, die bei einer anderen Person vielleicht ein wenig nach Nachkarten oder beleidigter Leberwurst geklungen hätten. Bei Keller war es vielleicht eine Mischung aus Rechtfertigung und tiefer Überzeugung.
Als der heute 46-Jährige den FC übernahm, hatte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler das Kernproblem der Geißböcke schnell ausgemacht – zumindest in seiner Wahrnehmung. Der FC sei ein Sanierungsfall, wurde der Sportdirektor nicht müde zu betonen und machte sich direkt ans Werk, die richtigen Stellschrauben zur finanziellen Rettung der Geißböcke zu finden und zu drehen. Kein Wunder, der Schuldenberg soll bei mehr als 80 Millionen Euro gelegen haben. „Wir waren in einer vor allem finanziell äußerst prekären Situation. Wir brauchten Geschäftsführer, die uns bei der Restrukturierung geholfen haben. Das ist uns in einer außergewöhnlichen Weise gelungen. Unsere Zahlen, die wir im Herbst präsentieren, werden beeindruckend sein“, sagte Werner Wolf am Montag. Tatsächlich ist der FC in den drei Jahren unter Christian Keller wirtschaftlich gesundet, und nun wieder an vielen Stellen handlungsfähig.
Keller schafft den Balanceakt nicht
Das ist die eine Seite der Medaille, die andere wurde Keller von vielen Fans immer wieder unter die Nase gerieben. Der Sportdirektor spare den Verein kaputt, spare zumindest an den falschen Stellen. Tatsächlich ist es von außen nur schwer zu beurteilen, wie exzessiv, vor allem aber wie nötig die rigorose Hand des Sparfuchses war. Sichtbar war aber die sportliche Ausbeute. „Ich weiß, ich werde nicht an der Bilanz zum Jahresende gemessen, die beim FC so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr aussah. Ich werde am Platz in der Bundesliga gemessen. Trotzdem kann ich so nicht handeln und sollte einen längerfristigen Blick haben“, sagte Keller einst. „Man muss sich schon fragen, warum sich der FC seit 30 Jahren im Kreis dreht. Warum kommt er nicht nach vorn? Wenn wir das verändern wollen, sollten wir anfangen, die Substanz und das Fundament des FC klar zu verbessern – und nicht nur von der Hand in den Mund leben.“
Eine schwierige Aufgabe für den Wirtschaftsexperten. „Das ist momentan ein brutaler Balanceakt aus einerseits ‚werde gesund‘ und andererseits ‚erhalte die sportliche Wettbewerbsfähigkeit aufrecht‘“, so Keller 2023. Aber genau daran haperte es. Keller gelang eben jener Balanceakt gar nicht. Während der Verein gesundete, stürzte die Mannschaft zunehmend ab. Und das ganz sicher auch, weil Keller im Regalfach der Spieler zu oft danebengriff. Schon in seiner ersten Transferphase verpflichtete der Sportdirektor Ladenhüter, die noch heute beim FC keine Rolle spielen. Die Liste der Fehleinkäufe ist lang. Von Sargis Adamyan, Florian Dietz und Steffen Tigges, über Rasmus Carstensen, Faride Alidou und Jacob Christensen bis zu Imad Rondic und Anthony Racioppi – zahlreiche Transfers funktionierten nicht wie erhofft.
Zu oft das falsche Regalfach
Die Liste der geglückten Transfers ist vergleichsweise klein. Doch auch die hat es in Spielern wie Eric Martel oder Denis Huseinbasic durchaus gegeben. Vor allem aber wurden die Abgänge von Leistungsträgern nicht kompensiert. Weder der von Anthony Modeste (für den im übrigen nicht Sargis Adamyan wie kolportiert als Ersatz verpflichtet worden ist) noch von Ellyes Skhiri oder Jonas Hector. Lücken, die bis heute noch ihre Nachwirkungen zeigen. Dazu das historische Registrierungsverbot, das Keller zweifelsohne nicht zu verantworten hatte, aber eben auch nicht zu verhindern wusste, obwohl er es angeblich gekonnt hätte. Die Folge: Aus dem Conference-League-Teilnehmer ist ein Zweitligist geworden, der trotz des wohl wertvollsten Kaders der 2. Bundesliga seine Schwierigkeiten mit der Rückkehr in die Bundesliga hat.
Zwar haben die Kölner in den vergangenen Jahren zahlreichen Eigengewächsen Spielzeit und Profidebüts ermöglicht, doch zum einen durch die Transfersperre in Teilen notgedrungen, zum anderen ein Stück weit entfernt der Wunschvorstellung eines Entwicklungsclubs. Ablösefreie Abgänge der Eigengewächse entsprechen jedenfalls nicht der Idee. Dass dann doch einige junge Spieler den Verein verlassen, soll auch etwas mit dem Gefühl von mangelnder Wertschätzung zu tun gehabt haben. Auf der anderen Seite wäre es viel zu leicht, Christian Keller die alleinige Schuld für den sportlichen Absturz in die Schuhe zu schieben. Der Sportdirektor hat sowohl bei einigen Spielern als auch bei seinen Wunschtrainern daneben gelegen, auf dem Platz haben aber auch andere Menschen nicht das Maximum abgerufen.
Es fehlte die sportliche Entwicklung
Unterm Strich ist es schon bezeichnend, dass Keller den FC verlassen musste, weil er seine Prinzipien nicht aufgeben wollte. Der Sportdirektor hatte Gerhard Struber sein vollstes Vertrauen geschenkt, wollte dieses nicht brechen, sich vielleicht auch die Fehleinschätzung bei der Besetzung des Trainerpostens nicht eingestehen. Je nach Sichtweise eine Charakterstärke oder vielleicht eine Schwäche. Schließlich drängte sich durchaus der Verdacht auf, dass sich der 46-Jährige dann doch selbst im Weg stand – sei es ein „nicht verbiegen lassen“, sei es Sturheit. Die gescheiterten Vertragsverhandlungen mit Anthony Modeste oder Davie Selke, vielleicht auch der Umgang mit Justin Diehl, sicher aber der Kampf gegen das Registrierungsverbot, möglicherweise wäre davon einiges zu verhindern gewesen – möglicherweise. Am Ende des Tages hat Keller auf der wirtschaftlichen Ebene viel erreicht. Als Geschäftsführer Sport wäre eine Entwicklung im sportlichen Bereich aber ebenfalls nötig gewesen.
FC sorgt bundesweit für Aufsehen Die Wahrheit hinter dem Aus von Keller und Struber
Bundesweit sorgt der 1. FC Köln mit der sofortigen Freistellung von Trainer Struber und Sportchef Keller für Schlagzeilen. Was ist da los beim FC, der auf einem Aufstiegsplatz steht? Rumms! Der 1. FC Köln hat zwei Spieltage vor dem Saisonende auf einem Aufstiegsplatz stehend die komplette sportliche Führung ausgetauscht! Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber wurden freigestellt. Am Montagmorgen nahm dann Feuerwehrmann Friedhelm Funkel das Kölner Angebot an. Wenn er den FC über die Ziellinie und damit in die 1. Liga führt, kassierter rund 250.000 Euro!
Trennung von Struber und Keller keine Kurzschlussreaktion
Der FC hat mit seinem Vorgehen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, Experten wie Lothar Matthäus sind entsetzt. Aber es gibt Gründe für das Aus von Keller und Struber. Der Express erklärt die Wahrheit hinter dem FC-Kahlschlag. Die Freistellung der beiden Protagonisten war auf keinen Fall ein Schnellschuss. Schon in der Hinrunde wurde nach dem 1:5 in Darmstadt und dem 1:2 gegen Paderborn hinter den Kulissen über den Trainer gesprochen. Man war vorbereitet auf eine mögliche Trennung. Struber bekam aber die Kurve, stellte das System um und sorgte mit der Dreierkette für Stabilität und die nötigen Ergebnisse, um die Hinrunde als Tabellenführer abzuschließen. Doch in der Rückrunde wurde es trotz Winterneuzugängen nicht besser, sondern stetig schlechter. 0:3 in Magdeburg, 1:1 gegen Düsseldorf und dann ein 0:1 beim KSC am 1. März 2025. Nach Informationen des Express gab es nach der KSC-Pleite massive Stimmen aus dem Inner Circle, die Struber sofort ersetzen wollten.
Doch Keller stand fest hinter seinem Trainer. Der Vorstand mit Präsident Werner Wolf , Sauren und Wettich blieb ruhig, weil die Mannschaft sich immerhin zu guten Ergebnissen mogelte. Doch auf der Geschäftsstelle soll Keller plötzlich immer mehr die Kontrolle an sich gezogen haben. Er soll sich einen regelrechten Elfenbeinturm gebaut haben, wagte Alleingänge. Geschäftsführer-Kollege Markus Rejek hatte schon vorzeitig seine Tätigkeit beendet, das anfangs gute und kollegiale Verhältnis zu Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff war auch augenscheinlich nicht mehr vorhanden. Keller soll vor allen Dingen gar nicht mehr kritikfähig und bereit gewesen sein, über die sportliche Lage zu diskutieren. Er soll nur darauf beharrt haben, die Sache gemeinsam mit Stuber durchzuziehen. Keller war sich sicher, dass der Aufstieg mit Zusammenhalt gelingen würde.
Längst nicht jeder glaubte beim FC an den Keller-Weg
Andere im Verein sahen das ganz anders, denn Struber verlor große Teile der Mannschaft, fand immer die gleichen Worte, entwickelte keine Spielidee und wirkte zunehmend angespannter und verkrampfter. Nach dem 0:1 in Hannover Ende April wurden die internen „Struber raus“-Gespräche immer intensiver, doch man gab ihm noch eine Chance gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg. Keller setzte da voll auf Sieg, doch nach dem 1:1 brach sein Kartenhaus zusammen. Unabgesprochen mit Vorstand und Führungskollegen gab er unmittelbar nach dem Spiel Interviews, in denen er eine Trennung von Struber kategorisch ausschloss. Das kam gar nicht gut an. Der Vorstand zog nach dem Spiel die eigentlich nach der Saison geplante Analyse vor, wollte von Keller hören, was Sache ist, warum der Kader nicht performt und was denn nun auf der Zielgeraden zu tun sei.
Doch Keller blieb in dem Gespräch am Sonntag aus Sicht des Vorstands wohl viele Antworten schuldig. Er soll wieder nur darauf beharrt haben, dass man es gemeinsam durchziehen müsse. Inhaltlich kam angeblich nicht viel. Eine Vermutung: Keller wählte seine Worte mit Bedacht – in Vorahnung seines unvermeidbaren Endes. Nach dem Gespräch soll Wettich vorangegangen sein, forderte sofortige Konsequenzen. Auch seinen Vorstandskollegen war schnell klar: Keller und Struber müssen sofort gehen, Wolf und Sauren mussten nicht überzeugt werden. Daraufhin holte sich das Präsidium die Genehmigung durch den Gemeinsamen Ausschuss (GA). In diesem Zustimmungs-Gremium sitzen neben dem FC-Präsidium auch Fabian Schwab (Vorsitzender des Mitgliederrats), seine Stellvertreterin Stacy Krott, Lionel Souque (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und Dr. Klaus Behrenbeck (Vorsitzender des Beirats). Das Gremium stimmte der Freistellung zu. Der Express versuchte Keller mit diesen ganzen Vorwürfen zu konfrontieren, er will sich aktuell nicht öffentlich äußern.
Diese Aufstiegsprämie winkt Funkel Erweist Keller Köln einen letzten Dienst?
Der 1. FC Köln setzt im Endspurt um den Aufstieg auf Friedhelm Funkel und lässt sich das auch einiges kosten. Auch der Rausschmiss von Keller und Struber kostet – im Vergleich zu vergangenen Tagen kommt der Klub aber glimpflich davon. Tag eins nach der Tabula rasa beim 1. FC Köln. Friedhelm Funkel leitete am Dienstag seine erste Trainingseinheit als neuer Trainer und bereitet die zuletzt stark verunsicherte Mannschaft auf das schwere Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg am Freitag (9. Mai, 18.30 Uhr) vor. Der Feuerwehrmann peilt seinen siebten Aufstieg in die Bundesliga an. Schon jetzt ist der Krefelder Rekordhalter im deutschen Fußball. Die Rückkehr in die Bundesliga würde sich der FC auch einiges kosten lassen. Dem Vernehmen nach kassiert Funkel eine „Aufstiegsprämie“ von rund 250.000 Euro. Sollte der Trainer-Routinier das erklärte Ziel verpassen, winkt ihm aber immer noch eine knapp sechsstellige Summe. Doch daran glaubt im Klub niemand. Eher daran, dass aller guten Dinge drei sind: Nach dem Aufstieg 2003 und der Rettung 2021 soll Funkel nun den Aufstieg 2025 eintüten.
„Friedhelm hat bewiesen, dass er sehr schnell einen Einfluss auf eine Mannschaft haben kann. Ich bin froh, ihn an meiner Seite zu haben. Er ist der perfekte Partner in dieser Situation“, sagt Thomas Kessler, der nach seiner Beförderung zum Sportdirektor auch den einen oder anderen Euro mehr verdienen dürfte. Apropos Kohle: Die fließt auch weiterhin an Christian Keller und Gerhard Struber. Denn der bisherige Sportboss ist lediglich freigestellt, der FC zahlt das Gehalt (rund 1,2 Mio. Euro jährlich) vorläufig weiter, bis eine Einigung gefunden ist. Denn im Hintergrund wird fleißig an einer Vertragsauflösung gearbeitet. Der Vorstand soll aber zuversichtlich sein, dass man sich gütlich einigt, da Keller für diesen Fall wohl frühzeitig signalisiert haben soll, kooperativ zu sein und im Sinne des Vereins handeln zu wollen. Ex-Trainer Struber hat ebenfalls einen Vertrag bis 2026, auch er kassiert weiter Gehalt. Sollte er bei einer Auflösung auf eine angemessene Abfindung beharren, beläuft sich diese wohl höchstens auf eine mittlere sechsstellige Summe. Der FC kommt daher, anders als in der Vergangenheit, glimpflich und ohne millionenschwere Abfindungen davon.