Europa-Chance nicht genutzt: Effzeh verspielt 2:0-Führung Der 1. FC Köln hat die Chance nicht genutzt ganz nahe an die Europa-League-Plätze heranzurücken. Trotz einer 2:0-Führung gegen den 1. FSV Mainz 05 reichte es im ersten Bundesliga-Spiel nach über zwei Monaten nur zu einem 2:2 (1:0) gegen Ex-Trainer Achim Beierlorzer. Mit nun 33 Punkten bleibt der FC auf Rang zehn und hat weiter zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Es war gespenstisch. Wie auch sonst bei einem Geisterspiel? Auf der Jahnwiese kickten die Hobbyfußballer, sonnten sich die Pärchen, trainierten die Individualisten – und ein paar Meter weiter über die Junkersdorfer Straße spielte der FC erstmals seit 68 Tagen wieder um Bundesliga-Punkte. Das Stadion war abgesperrt wie sonst nur bei Pop-Konzerten, zwischen Nord- und Südkurve gab es kein Durchkommen. Mehrere Fan-Gruppierungen hatten rund um das Stadion Protest-Plakate gegen den Liga-Wiederbeginn aufgehängt. Ansonsten blieb es aber ruhig – natürlich auch im leeren Stadion. Dort richteten sich die Augen schnell auf das Sportliche, auf die Rückkehr von Achim Beierlorzer und die Frage: Würde der 1. FC Köln seinen sportlichen Aufwärtstrend unter Markus Gisdol fortsetzen?
Ausgangslage Gisdol bot dafür eine Mannschaft auf, die er im Vergleich zum Derby gegen Mönchengladbach am 11. März auf vier Positionen veränderte. Benno Schmitz blieb in der Startformation, rückte aber von links nach rechts in der Viererkette und übernahm den Posten von Kingsley Ehizibue. Noah Katterbach rückte dafür wieder in die Startelf, ebenso Sebastiaan Bornauw, der für Jorge Meré spielte. Auf der linken Außenbahn musste zudem Ismail Jakobs nach seiner Covid-19-Infektion passen. Für ihn spielte ein anderer FC-Youngster: Jan Thielmann bekam den Vorzug vor den zahlreichen Alternativen auf den Außenbahnen und sollte mit Florian Kainz, Mark Uth und Jhon Cordoba vorne für die Tore sorgen.
Moment des Spiels Es lief die 72. Minute, der FC führte mit 2:1. Pierre Kunde schnappte sich den Ball kurz hinter der Mittellinie. Der FC ließ den Mainzer kommen. Doch statt ihn irgendwann zu attackieren, ließen die Geissböcke ihn laufen. Bis in den Strafraum. Erst da versuchten sie es noch, doch es war zu spät. Kunde schob den Ball an Horn vorbei zum 2:2-Endstand. Der FC hatte mit Social-Distancing-Verteidigen den Sieg hergeschenkt.
Die wichtigsten Szenen Nur vier Minuten, nachdem der Anpfiff von Schiedsrichter Guido Winkmann im weiten Rund verhallt war, ertönte die Pfeife erneut. Es gab Elfmeter für den FC. Cordoba hatte einen langen Ball auf Uth abgelegt, dieser hatte ihn artistisch mitgenommen und war dann von Niakhaté gefoult worden. Es war überhaupt der erste Elfmeter für die Geissböcke in dieser Saison, und Uth verwandelte präzise ins rechte Eck. Das 1:0 nach sechs Minuten und der perfekte Start für den FC. Mainz zeigte allerdings schnell eine Reaktion. Boetius kam nach einer schönen Aktion von Onisiwo aus zehn Metern zum Abschluss. Nur das lange Bein von Toni Leistern verhinderte den Ausgleich des FSV (12.). In der 29. Minute war es dann Timo Horn, der mit einer Glanzparade den Ausgleich verhindern musste, nachdem Onisiwo gegen Bornauw zum Abschluss gekommen war. Dem FC merkte man die lange Spielpause bei einigen Ungenauigkeiten im Spielaufbau und technischen Schwächen durchaus an. Doch kurz vor der Pause wurde Köln noch mal stärker. Kainz verpasste aus der zweiten Reihe das 2:0 nur knapp (43.). So ging es mit einem 1:0 in die Kabinen.
Zur zweiten Hälfte reagierte Drexler auf die Schwächen bei Ballbesitz. Der spielstärkere Drexler kam für den wenig auffälligen Thielmann. Und dieser war es dann auch, der das 2:0 vorbereitete. Der FC führte einen Freistoß in der gegnerischen Hälfte schnell aus. Drexler auf der rechten Seite flankte scharf auf den langen Pfosten. Dort kam Kainz angerauscht und köpfte den Ball aus fünf Metern über die Linie (53.). In der 57. Minute hätte Skhiri sogar das 3:0 erzielen können, scheiterte aber an Mainz-Keeper Müller. Nur eine Minute später parierte der Torhüter gegen einen Kopfball von Hector. Doch statt die Entscheidung herbeizuführen, kam Mainz nach einer Stunde zurück. Ein Steilpass hebelte die Kölner Abwehr aus. Den Querpass vor das Tor legte der eingewechselte Awoniyi an Horn vorbei (61.). Plötzlich ging es nicht mehr um die Entscheidung, sondern um das Behalten der Führung. Doch das gelang nicht. Pierre Kunde erzielte in der 72. Minute ein Tor, das an den Treffer von Skhiri in Freiburg erinnerte. Der Mainzer durfte über 40 Meter ohne Gegenspieler durch die Kölner Defensive laufen und vor Horn abschließen. Der Ausgleich! Wie würde Köln reagieren? Schindler war bereits für Kainz gekommen, Rexhbecaj ersetzte den Gelb-Rot-gefährdeten Hector. In der 78. Minute verpasste Cordoba nach Schindler-Flanke das 3:2 nur knapp. Es ging nun hin und her. Horn musste nur Sekunden später retten, dann scheiterte Cordoba an Müller, noch in der gleichen Minute musste erneut Horn ran. Anschließend musste Schmitz angeschlagen runter, Ehizibue kam. Und weil auch Terodde für Cordoba kam, schrieb Gisdol Kölner Geschichte: Es war der vierte Wechsel – das hatte es in der Bundesliga zuvor noch nie beim FC gegeben. Die Schlussphase versprach Hochspannung. Leistner köpfte nach einem Uth-Freistoß knapp vorbei (86.) und rettete auf der Gegenseite gegen Quaison (89.). So blieb es am Ende beim 2:2. Der FC verschenkte den Sieg, die Entscheidung im Abstiegskampf und das Heranrücken an die Europa-League-Plätze.
Fazit
Zum Freuen: Nicht verloren nach der schwierigen Zeit.
Zum Ärgern: Social Distancing ist keine Option bei Zweikämpfen.
Stimmung: Stimmung?
Mann des Tages: Toni Leistner rettete mehrfach spektakulär.
Remis beim Neustart - FC verspielt Zwei-Tore-Führung gegen Mainz Leere Ränge, aber viel Spektakel: Der Neustart im Rhein-Energie-Stadion wurde zum Geister-Thriller – und der 1. FC Köln war drauf und dran, mit einem Sieg die Jagd auf die internationalen Plätze zu eröffnen. Doch dann klaute der Mainzer Kunde mit seinem Solo zum 2:2 noch den sechsten Heim-Dreier unter Markus Gisdol (50).
Markus Gisdol möchte nicht hadern Hadern wollte der FC-Trainer aber nicht. Weder mit den Rahmenbedingungen, noch mit dem Ergebnis. Gisdol: „Wir sind froh, dass wir wieder Fußball spielen können, auch wenn das eine Situation ist, an die wir uns gar nicht gewöhnen wollen. Und wir sollten auch so demütig sein, mit einem Punkt gegen Mainz leben zu können. Aber zufrieden sind wir nicht, wir hätten gerne gewonnen.“
Den Torreigen startete einmal mehr Mark Uth. Der Stürmer holte gegen Moussa Niakathé nicht nur den Elfmeter raus, sondern verwandelte ihn auch selbst (6.). Damit war er im achten Spiel in Serie an einem Tor beteiligt, schoss fünf selbst und legte vier auf. So etwas gelang seit Beginn der detaillierten Datenerhebung in der Saison 2004/05 noch keinem Kölner. Als Florian Kainz die Führung per Kopf ausbaute, schien der FC für einen Moment die Partie im Griff zu haben (53.).
Mainz 05 schlägt doppelt zurück Doch dann schlug Mainz zurück. Der eingewechselte Taiwo Awoniyi brachte die Rheinhessen heran (61.). Gisdol: „Der frühe Anschlusstreffer hat uns den Sieg gekostet.“ Denn wenig später schaute seine komplette Defensive zu, wie Pierre Kunde den Ausgleich erzielte (72). Das wiederum freute den Ex-Kölner auf der Mainzer Bank. „Ich kann vor der Moral meiner Mannschaft nur den Hut ziehen. Beide Teams haben das gut hingekriegt, alle Vorgaben umgesetzt und ein richtig gutes Fußballspiel gezeigt“, freute sich Trainer Achim Beierlorzer (52) nach der Rückkehr an seine Wirkungsstätte.
1. FC Köln hätte an internationale Plätze heranrücken können Mit einem Sieg gegen seinen Ex-Coach hätte der FC bis auf vier Zähler an Platz sechs heranrücken können. Uth: „Wenn du 2:0 zu Hause führst, musst du das über die Zeit bringen. Am Ende stand das Spiel auf des Messers Schneide. Wir hatten uns mehr erhofft.“
Vielleicht fehlten dem FC doch wegen der Geisteratmosphäre die letzten Körner. „Wir wissen, was wir an unseren Fans haben. Bei einer 2:0-Führung hätte hier keiner mehr gesessen“, machte Uth klar.
Und trotzdem waren auch die Gastgeber nicht komplett unzufrieden mit dem Remis. Für Gisdol war es „gerecht“ und auch Sportchef Horst Heldt (50) gestand den Mainzern einen „griffigen“ Auftritt zu. „Der Punkt ist wichtig für uns, wir haben einen direkten Konkurrenten auf Abstand gehalten. Es war ein intensives Fußballspiel, das Zuschauer verdient gehabt hätte.“
Unentschieden gegen Mainz - 1. FC Köln gibt 2:0-Führung aus der Hand
Am Ende dieses stillen Sonntagnachmittags in Müngersdorf dachte Mark Uth dann doch noch laut darüber nach, was hätte sein können, wäre diese Partie unter konventionellen Bedingungen durchgeführt worden. 2:0 hatte der 1. FC Köln gegen Mainz 05 im eigenen Stadion nach einer Stunde in Führung gelegen, und „in Köln sitzt keiner mehr, wenn du 2:0 führst“, beschrieb der Stürmer.
Doch die Woge der Emotionen, auf der die Kölner dem Heimsieg entgegengetrieben wäre, sie konnte am Sonntag in Müngersdorf keine Kraft entfalten. Im Gegenteil. Statt unterzugehen, suchten die Gäste ihre Chance und glichen bis zur 72. Minute noch aus, weil Köln die Kräfte schwanden und das vor der zweimonatigen Zwangspause eingeübte taktische Konzept nicht mehr so präsent war wie zuvor. Es war ein ärgerlicher, wenn auch kein unverdienter Punkteverlust der Kölner, die für ihre zarten Träume von der Qualifikation für das internationale Geschäft einen Sieg gut hätten brauchen können. So brachte sich Köln immerhin dem Verbleib in der Liga einen Punkt näher und lief nicht Gefahr, das Selbstvertrauen zu verlieren. „Es war ganz in Ordnung“, sagte Uth, der das 1:0 per Elfmeter in der sechsten Minute erzielt und Kainz’ 2:0 nach 52 Minuten eingeleitet hatte.
Horst Heldt betonte den Wert des gewonnenen Punktes, statt sich über die verlorenen zu ärgern. „Wenn man 2:0 führt, möchte man natürlich gewinnen“, räumte er ein, „aber der Punkt ist wichtig für uns, denn wir haben einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten.“ Dann mahnte der Sportdirektor: „Wir haben in manchen Phasen auch Glück gehabt.“
Die frühe Führung durch Uths Elfmeter hatte tatsächlich ein wenig darüber hinweggetäuscht, dass Gisdols Mannschaft gegen die von seinem Vorgänger Achim Beierlorzer trainierten Gäste einen schwierigen Nachmittag erlebte. Mainz stellte eine außerordentlich körperliche Mannschaft, die früh attackierte und den FC mit schnellen Vorstößen aus der Komfortzone riss. Jonas Hector und Florian Kainz waren schon in der 20. Minute mit Gelb verwarnt, auch Benno Schmitz auf der rechten Abwehrseite wusste sich mehrfach nur mit Fouls zu helfen. Es war ein enges Duell mit leichten Vorteilen für Mainz.
FC spielt Konter schlecht aus In der 21. Minute musste Timo Horn gegen Onisiwo eine Glanzparade zeigen, es war eine erste ernsthafte Warnung der Mainzer. „Das Tor hat uns nicht so gut getan, wir waren anschließend etwas passiv“, sagte FC-Trainer Markus Gisdol. Seine Mannschaft spielte ihre Konterchancen schlecht aus, darin hatte zuletzt ihre größte Waffe gelegen. Doch wenig im Kölner Spiel erinnerte an die Abläufe, die in der Phase vor der Corona-Pause so gut funktioniert hatten. „Wir leben natürlich sehr von unseren taktischen Dingen. Die Kraft fehlte dann schnell, das war zusätzlich negativ, weil die Konzentration nachließ. Wir haben längst nicht den Anspruch, dass wir gegen Mainz unbedingt gewinnen müssen. Wir haben einen Punkt gemacht, da sollte man ehrfürchtig genug sein, zu sagen, dass wir gut damit leben können“, sagte Gisdol.
Das Solo von Malong Kunde Das Kölner 2:0 (53.) war überraschend gekommen. Uth passte den Ball auf die rechte Seite, wo Dominick Drexler wartete und präzise auf Florian Kainz passte, der zum 2:0 traf. Mainz gab nicht auf, es blieb ein interessantes Duell. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung traf Taiwo Awoniyi zum Anschluss; zu früh aus Sicht der Kölner, um dieses Spiel über die Zeit zu bringen. Die Kräfte schwanden und damit die Fähigkeit, sich auf die noch immer neuen Strukturen zu besinnen, die Gisdol ihnen vermittelt hat und die offensichtlich noch nicht tief genug sitzen, um in einem Spiel wie dem am Sonntag einfach zu funktionieren. In der 72. Minute nahm Malong Kunde seinen Mut zusammen, zog einen Sprint aus dem Mittelfeld an und marschierte unbehelligt bis in den Kölner Strafraum, wo er den Ball an Timo Horn vorbei ins Tor schob, die Kölner Defensive war in diesem Moment nicht präsent. Beide Teams wollten nun den Sieg, doch es blieb beim Remis, das die Trainer zufriedenstellte. „Wir haben das insgesamt ganz toll hingekriegt, und zwar der 1. FC Köln genauso wie Mainz“, lobte Beierlorzer, und Gisdol befand: „Unterm Strich war es ein wirklich interessantes Spiel. Wir leben mit dem Punkt ganz gut.“
Wechsel-Zoff an der Seitenlinie: FC-Sportchef Heldt und Beierlorzer geraten aneinander Vieles war neu an diesem Geisterspiel-Sonntag beim 2:2 des 1. FC Köln gegen den FSV Mainz 05.
So durften nur vier Balljungen in den Ecken für Nachschub sorgen und mussten bis Anpfiff auf der Südkurve warten. Zumindest die Trainer waren vom Mundschutz befreit. Die Ersatzspieler aber mussten mit Maske auf der West-Tribüne hinter den Bänken Platz nehmen.
1. FC Köln und FSV Mainz 05 wechselten fünfmal Und jene Reservisten betraf auch die einzige wirkliche Regeländerung im Spielbetrieb: Die Möglichkeit beider Trainer, jeweils fünf Wechsel vorzunehmen. „Man hat gesehen, dass nach nur zehn Tage Training einige mit ihren Kräften am Ende waren. Die fünf Wechsel waren bitter nötig“, sagte FC-Coach Markus Gisdol (50). Wann und wie die Wechsel stattfinden sollen – darüber gab es am Spielfeldrand dann durchaus unterschiedliche Interpretationen.
Neue Wechsel-Regel sorgt für Irritationen Achim Beierlorzer (52) wechselte zehn Minuten vor Schluss drei Spieler auf einmal aus – die DFL hatte eigentlich maximal zu Doppelwechseln geraten. Der Ex-FC-Coach zoffte sich an der Seitenlinie kurz mit Kölns Sportchef Horst Heldt (50).
Die Mainzer wiederum hatten selbst etwas zu meckern: Denn der FC hatte seine Wechsel zu vier verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt. Der FSV monierte, dass nur drei erlaubt seien. Aber: Da ein FC-Wechsel in der Halbzeitpause über die Bühne ging, war alles korrekt.
„Das Tor in der Anfangsphase hat uns gar nicht so gut getan“ Der 1. FC Köln hat im ersten Spiel nach der langen Corona-Pause einen Punkt gegen den 1. FSV Mainz 05 geholt. In der Geisterspiel-Premiere von Müngersdorf haben die Geißböcke dabei eine 2:0-Führung binnen elf Minuten aus der Hand gegeben. Mit Zuschauern und ohne die lange Pause hätte der FC diese wohl über die Zeit gebracht, glaubt Innenverteidiger Toni Leistner. Trotzdem zeigten sich die Kölner am Ende weitestgehend zufrieden mit dem Punkt. Die Stimmen zum Spiel:
Mark Uth: „Wenn du hier 2:0 führst, musst du es über die Zeit bringen. Am Ende stand das Spiel auf des Messers Schneide. Es war ein kleines Offensivspektakel, wenig Mittelfeld, es ging hin und her. Wir hatten uns mehr vorgestellt, aber nach der langen Pause ist ein Punkt okay. Wir wissen, was wir an unseren Fans haben. Das trägt uns normalerweise. Wenn du hier vor Zuschauern mit 2:0 führst, sitzt niemand mehr auf den Rängen. Aber für jede Mannschaft sind es die gleichen Bedingungen. Daran müssen wir uns jetzt erst einmal gewöhnen. Dennoch war es für das erste Spiel in Ordnung.“
Toni Leistner: „Wenn man bedenkt, dass wir acht Wochen keinen Wettkampf hatten, war die Intensität sehr hoch. Es war okay, was wir auf den Platz gebracht haben. Am Ende hat noch etwas die Puste gefehlt. Da war die Vorbereitung etwas zu kurz. Wenn die Coronakrise nicht gekommen wäre, hätten wir die 2:0-Führung bei unserem damaligen Lauf wohl noch über die Runde gekriegt. Heute gab es stattdessen ein paar Unaufmerksamkeiten. Nächste Woche gegen Düsseldorf können wir den Vorsprung nach unten noch mal vergrößern. Wenn uns das gelingt, können wir über etwas anderes reden. Erst mal geht der Blick aber weiter nach hinten.“
Horst Heldt: „Wenn man 2:0 führt, möchte man gewinnen. Ich denke aber, dass es ein gerechtes Ergebnis ist. Wir hatten Phasen, wo wir besser waren aber auch welche, in denen wir Glück hatten. Der Punkt ist wichtig für uns. Wir haben teilweise den Abstand auf Mannschaften um einen Punkt vergrößern und einen direkten Konkurrenten auf Abstand halten können. Das Ergebnis ist absolut in Ordnung und wir sollten weiter demütig bleiben. Wir können mit dem Punkt sehr gut leben. Nach vielen Wochen ohne Spielpraxis weiß man nie wirklich wo man steht. Ohne Zuschauer macht es das natürlich besonders schwierig. Es war aber ein gutes und intensives Fußballspiel. Beide Mannschaften wollten gewinnen. Es lässt sich sicherlich darauf aufbauen.“
Markus Gisdol: „Ich glaube unterm Strich war es ein interessantes Spiel heute. Ich habe verschiedene Phasen gesehen. Wir sind mit dem Elfmeter gut rein gekommen, aber irgendwie hat uns das Tor in der Anfangsphase gar nicht so gut getan. Wir waren etwas zu passiv und der Gegner hatte mehr Spielanteile. Wir haben unsere Konterchancen nicht gut ausgespielt, das war über die gesamte Spielzeit ein Manko. Wir hatten richtig gute Möglichkeiten, in denen wir hätten zustechen können. Im zweiten Durchgang führen wir dann 2:0 und kriegen das Anschlusstor etwas zu schnell. Das hat uns am Ende den Sieg gekostet. Es war immer ein Spiel mit einem offenen Visier. Von der Mentalität her haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht, aber mir haben die Abstände in den Mannschaftsteilen nicht gut gefallen. Wir haben dem Gegner zu viel Platz gelassen. Nach acht oder zehn Tagen im Mannschaftstraining darf man aber auch nicht zu viel erwarten. Es gibt jetzt genug Arbeit für uns in der kommenden Woche. Aber wir leben mit dem Punkt ganz gut. Ich weiß ja nicht wie es mit dem Realitätssinn insgesamt aussieht. Aber wir wissen genau wo wir herkommen. Und mit einem Punkt zu starten nach so einer Pause tut uns gut. Ich sage nicht, dass ich zufrieden bin, aber wir können damit leben. Wir sollten demütig genug sein, nach einem Punkt gegen Mainz mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen.“
Achim Beierlorzer: „Ich glaube wir haben das ganz toll hingekriegt. Mit wir meine ich sowohl den 1. FC Köln als auch Mainz 05. Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert und es hat alles geklappt. Alle Vorgaben wurden umgesetzt. Wir haben einen absolut gerechten Ausgang mit dem 2:2. Ich kann nur die Moral meiner Mannschaft loben, so zurückzukommen und noch den Lucky Punch auf dem Fuß zu haben. Daher haben wir uns den Punkt redlich verdient. Es war eine schöne Rückkehr für mich, weil ich eine gute Zeit hier hatte. Jetzt kann man natürlich niemanden drücken und es gab wenig Gespräche, weil alles eng getacktet war. Aber als wir gestern mit dem Bus durch Köln gefahren sind, habe ich mich schon gefreut die Straßen wieder zu sehen. Ich habe hier viele Erfahrungen gesammelt.“
„Das hat uns den Sieg gekostet“ - Die Stimmen zu Kölns Geister-Punkt gegen Mainz Ex-FC-Coach Achim Beierlorzer (52) entführt einen Punkt aus dem Rhein-Energie-Stadion – trotz einer 2:0-Führung der Kölner. Mit dem 2:2 gegen Mainz konnte der FC den FSV zwar auf Distanz halten, verpasste es aber auch, bis auf vier Zähler an Platz sechs heranzurücken.
Was sagen die Spieler und Verantwortlichen zur Premiere nach der Corona-Pause? Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt!
FC-Trainer Markus Gisdol: „Ich glaube unterm Strich war es ein interessantes Spiel heute. Ich habe verschiedene Phasen gesehen. Wir sind mit dem Elfmeter gut rein gekommen, aber irgendwie hat uns das Tor in der Anfangsphase gar nicht so gut getan. Wir waren etwas zu passiv und der Gegner hatte mehr Spielanteile. Wir haben unsere Konterchancen nicht gut ausgespielt, das war über die gesamte Spielzeit ein Manko. Im zweiten Durchgang führen wir dann 2:0 und kriegen das Anschlusstor etwas zu schnell. Das hat uns am Ende den Sieg gekostet. Es war immer ein Spiel mit einem offenen Visier. Von der Mentalität her haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht, aber mir haben die Abstände in den Mannschaftsteilen nicht gut gefallen. Wir haben dem Gegner zu viel Platz gelassen. Nach acht oder zehn Tagen im Mannschaftstraining darf man aber auch nicht zu viel erwarten. Es gibt jetzt genug Arbeit für uns in der kommenden Woche. Aber wir leben mit dem Punkt ganz gut. Ich weiß ja nicht, wie es mit dem Realitätssinn insgesamt aussieht. Aber wir wissen genau, wo wir herkommen. Und mit einem Punkt zu starten nach so einer Pause tut uns gut. Ich sage nicht, dass ich zufrieden bin, aber wir können damit leben. Wir sollten demütig genug sein, nach einem Punkt gegen Mainz mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen.“
FC-Torschütze Mark Uth: „Wenn du 2:0 zu Hause führst, musst du das über die Zeit bringen. Am Ende stand das Spiel auf des Messers Schneide, es ging hin und her. Wir hatten uns mehr erhofft. Läuferisch war es für das erste Spiel ganz gut. Darauf können wir aufbauen. Wir wissen, was wir an unseren Fans haben. Bei einer 2:0-Führung hätte hier keiner mehr gesessen.“
FC-Sportchef Horst Heldt... ...über das Spiel: „Es war ein gerechtes Ergebnis, Mainz hat es gut gemacht. Wir hatten Phasen, in denen wir besser waren – aber auch Phasen, in denen wir Glück hatten. Der Punkt ist wichtig für uns. Wir konnten den Abstand auf die eine oder andere Mannschaft vergrößern und haben einen direkten Konkurrenten auf Abstand gehalten. Nach den Wochen ohne Spielpraxis weiß man nie so genau, wo man steht. Das war vom Gefühl her wie am ersten Spieltag nach dem Sommer. Und dann auch noch ohne Zuschauer, was es besonders schwierig macht. Aber beide Mannschaften haben ihr Bestes gegeben.“
...über die besonderen Bedingungen: „Wir müssen uns mit den Umständen arrangieren. Das können wir nicht beeinflussen. Ich bin froh, dass die Politik entschieden hat, dass wir wieder unserem Beruf nachgehen können. Ich glaube auch, dass die Liga eine Blaupause geschaffen hat. Wir haben große Kritik in Deutschland, aber Bewunderung auf der ganzen Welt erfahren dürfen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das weiter so durchführen. Ich bin optimistisch, dass das klappt. Aber keine Frage: Jedem haben die Zuschauer gefehlt. Trotzdem sind es gute Fußballspiele. Ich hoffe, dass viele Menschen vor dem Fernseher das ähnlich sehen und uns so begleiten können.“
FC-Verteidiger Toni Leistner: „Wenn man bedenkt, dass wir acht Wochen keinen Wettkampf hatten, war die Intensität schon extrem hoch. Was wir auf den Platz gebracht haben, war okay. Am Ende hat ein bisschen die Puste gefehlt. Da hat man gemerkt, dass die Vorbereitung kurz war. Ich denke, wenn es die Corona-Krise nicht gegeben hätte, und wir unseren Lauf fortgeführt hätten, hätten wir das über die Runden gekriegt. Heute gab es nach dem 2:0 einige Unkonzentriertheiten. Jetzt geht unser Blick auf das Spiel gegen Düsseldorf. Da können wir den Vorsprung nach unten noch mal vergrößern. Danach können wir vielleicht über etwas anderes reden. Erst mal geht der Blick weiterhin nach hinten, um das Polster zu vergrößern.“
Mainz-Trainer Achim Beierlorzer: „Das 2:2 war absolut verdient, ich kann vor der Moral meiner Mannschaft nur den Hut ziehen. Es war eine schöne Rückkehr. Ich habe hier viele tolle Menschen kennengelernt. Als wir gestern mit dem Bus durch Köln gefahren sind, habe ich mich gefreut.“
Mainz-Sportvorstand Rouven Schröder: „Das war ein begeisterndes Spiel, es ging rauf und runter. Beide Seiten wollten unbedingt gewinnt. Am Ende war es ein verdientes Unentschieden und für den ersten Spieltag nach acht Wochen echt gut.“
Beierlorzer und Gisdol – die Trainer-PK im Video Nach dem 2:2 im Geisterspiel des 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 fand auch die Pressekonferenz der beiden Trainer unter besonderen Bedingungen statt. Achim Beierlorzer wurde von der Mainzer Sprecherin Silke Bannick moderiert, Markus Gisdol von FC-Sprecherin Lil Zercher. Die Fragen der Journalisten wurden digital eingespielt. Was das Trainer-Duo zum Spiel sagte, wie Beierlorzer seine Rückkehr nach Köln erlebte.
Wegen Quarantäne-Kritik: Sky-Experte Bruchhagen schießt gegen FC-Star Uth „Wir hätten mal gefragt werden können, ob wir das mit der Quarantäne im Hotel wollen.“ Das hatte FC-Star Mark Uth (2 im Vorfeld der Bundesliga-Fortsetzung gegen den FSV Mainz 05 moniert.
Zehn Nächte haben die Kölner Spieler im Dorint-Hotel am Heumarkt verbracht, abgeschottet von ihren Familien. Die Corona-Camps sind Teil des strengen Hygiene-Konzepts der DFL, das für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nötig ist. Einige Spieler hätten sich offenbar mehr Mitspracherecht bei den Maßnahmen der Liga gewünscht.
Heribert Bruchhagen: „Arbeitnehmer muss sich dem fügen“ Sky-Experte Heribert Bruchhagen (71) rügte Uth nun für dessen kritische Worte, sagte im TV-Studio vor Anpfiff des 2:2-Unentschieden gegen Mainz: „Ein Arbeitnehmer muss sich dem fügen, was von den Geschäftsführern, in dem Fall Alexander Wehrle und Horst Heldt, akzeptiert wurde.“ Der Ex-Funktionär (unter anderem Eintracht Frankfurt und Hamburger SV) sagte weiter: „Ich verstehe den Jungen – aber das nützt nichts. Er will ja auch weiter sein monatliches Gehalt beziehen...“
Mark Uth: „Im Endeffekt haben wir nicht viel zu sagen“ Uth hatte über die Zeit in Quarantäne gesagt: „Das ist nicht schön ohne unsere Freundinnen und Familien. Es gibt viele Jungs, die zwei, drei Kinder zu Hause haben oder schwangere Frauen. Gerade die haben es alleine echt schwer.“ Und: „Im Endeffekt haben wir da nicht allzu viel zu sagen. Wir machen das, was uns vorgeschrieben wird. Wir gehen ins Hotel und versuchen, die Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Doch der Offensivmann, der Köln gegen Mainz mit seinem Elfmeter-Tor früh in Führung brachte, machte auch klar, dass er und seine Mitspieler bereit sind, auf vieles zu verzichten, damit die Saison zu Ende gespielt werden kann: „Es geht auch darum, Arbeitsplätze zu sichern. Am Fußball hängen nicht nur die Spieler. Wir machen das auch für den Verein, damit er bestehen bleiben kann. Wir müssen die Situation annehmen und das Beste daraus machen.“
Lothar Matthäus kritisiert Birger Verstraete Ein anderer Sky-Experte hatte zuletzt schon Birger Verstraete (26) für dessen Corona-Aussagen kritisiert. So erklärte Lothar Matthäus (59): „Wenn sich ein Spieler nicht wohlfühlt, dann sollte er offen das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen und nicht über die Medien oder Social Media gehen, sondern mit dem Trainer sprechen, mit den Verantwortlichen sprechen. Dafür sind sie ja da.“
Verstraete hatte nach den drei positiven Corona-Tests beim FC gegenüber belgischen Medien gesagt, es sei „bizarr“, dass nicht der gesamte Kader in Quarantäne muss.
Geister-Stimmung am Stadion: FC-Fans blieben zu Hause – es gab nur stummen Protest Geister-Stimmung herrschte bei der Partie 1. FC Köln gegen Mainz 05 (2:2) nicht nur im Stadion, sondern auch drumherum. Keine Staus auf den Zufahrtsstraßen, gähnende Leere auf den Vorwiesen, kein dichtes Gedränge vor der Südkurve – am Rhein-Energie-Stadion war am Sonntagnachmittag tote Hose.
Fan-Kneipen wie das Landhaus Kuckuck oder Aphrodite auf der Aachener Straße waren dicht. Ein weiträumiger Sicherheitsring sorgte zusätzlich dafür, dass niemand dem Stadion zu nahe kam.
Hennes IX. wurde aus dem Zoo zugeschaltet Die 93 Ordner – an „normalen“ Spieltagen sind es bis zu 400 – hatten aber einen ruhigen Nachmittag. Nur vereinzelt mussten sie Passanten erklären, wie man am Stadion vorbei kommt. Die Stille war so gespenstisch, dass nahezu jeder Mucks aus dem Stadioninneren nach draußen drang.
Die „Rocky“-Musik, mit der Hennes IX. normalerweise einläuft, blieb stumm. Der Geißbock hatte Stadionverbot, dennoch war er beim ersten Geisterspiel dabei. Der FC schaltete sein Maskottchen über einen zum Spielfeld gerichteten Bildschirm via Videoschalte aus dem Kölner Zoo zu.
Szenen wie beim Geister-Derby in Gladbach blieben aus, als hunderte Fohlen-Fans Mitte März beim 2:1-Sieg gegen den FC das Stadion belagerten. „Und hier findet gerade ein Bundesligaspiel statt?“, fragte Sonntagnachmittag ein kleiner Fan ungläubig seinen Papa.
Fan-Szenen wie beim Geister-Derby in Gladbach blieben aus In Köln blieb vor, während und nach dem Spiel alles ruhig. „Unsere Fans sind sehr verantwortungsvoll. Von daher hat es mich nicht wirklich überrascht, dass niemand am Stadion war“, sagte der Fanbeauftragte Rainer Mendel. Für die Polizei war der Dienst daher bereits in der Halbzeit beendet, die Mannschaftswagen zogen um kurz vor halb 5 geschlossen ab.
Die FC-Fans setzten auf stummen Protest in Form von Plakaten, Spruchbändern und eines Sofa, das bis zum Vormittag auf den Vorwiesen stand. Auf dem war zu lesen: „Stadion statt Sofa“.
1. FC Köln reist mit zwei Mannschaftsbussen an Nur wenige Schaulustige sahen, wie der FC und auch Mainz mit jeweils zwei Mannschaftsbussen in die Tiefgarage fuhren. Einige Hartgesottene zückten dann pünktlich zum Anpfiff ihr Handy, um die Hymne mitzusingen und zu filmen. Hauptsponsor Rewe hatte einen virtuellen Chor organisiert. Die Fans konnten sich online einklinken und wurden dann akustisch vom Balkon oder aus dem Garten zusammengeschaltet. Wenigstens virtuell herrschte also etwas Stimmung.
Nach 90 Minuten hatte der Spuk dann ein Ende. Kölns erstes Geisterspiel war lautlos über die Bühne gegangen.
Unentschieden gegen Mainz: Zufriedenheit und Nachholbedarf beim 1. FC Köln Im ersten Spiel nach der Zwangspause in der Bundesliga trennt sich der 1. FC Köln 2:2 vom 1. FSV Mainz 05. Die Kölner zeigen sich trotz der zwischenzeitlichen Führung zufrieden mit dem Ergebnis.
Die Sonne strahlte, der Himmel über Köln war in ein zartes Hellblau getaucht, milde 18 Grad sorgten für eine angenehme Temperatur. All dies hätte zu idealen äußeren Bedingungen für eine spannende Partie zwischen den beiden Clubs aus den Karnevalshochburgen Köln und Mainz geführt, wenn nicht das Coronavirus für ein Geisterspiel und damit für ein gähnend leeres Müngersdorfer Stadion gesorgt hätte.
Der Betrachter musste sich an vieles gewöhnen, an verwaiste Stehplätze, an leere Sitzschalen, an Schutzmasken tragende Ersatzspieler und Offizielle. Vor allem aber an die Abwesenheit von Fans, von Stimmung und Atmosphäre. Auf dem grünen Rasen entwickelte sich dagegen – dem misslichen äußeren Rahmen zum Trotz – ein flottes Spiel, in dem auf Mittelfeldgeplänkel weitestgehend verzichtet wurde, weil beide Teams den direkten Weg zum gegnerischen Tor suchten.
Nach früher Führung war der FC zu passiv Die Schützlinge von Markus Gisdol waren um eine frühe Führung bemüht, ein Unterfangen, das bereits nach fünf Minuten mit Erfolg gekrönt wurde. Jhon Cordoba leitete einen weiten Ball von Toni Leistner per Kopf an Mark Uth weiter, der den Ball gekonnt mitnahm und im Strafraum vom ungeschickt agierenden Niakhaté zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte die Schalker Leihgabe zur Kölner 1:0-Führung.
Wer glaubte, dass die frühe Führung den Geißböcken zu großer Sicherheit und souveräner Spielkontrolle verhelfen würde, sah sich getäuscht. Besonders die Abwehr um Bornauw und Leistner hatte ihre liebe Mühe mit der wuseligen Mainzer Offensive. Vor allem Karim Onisiwo entpuppte sich als ständiger Unruheherd.
Die Mainzer Großchance durch Boëtius in der 12. Spielminute bereitete er vor, eine Viertelstunde später musste Timo Horn sein ganzes Können aufwenden, um den abgefälschten Schrägschuss des Österreichers noch so gerade um den Pfosten zu drehen. Kleinere Chancen blieben hüben wie drüben ungenutzt, und so ging es mit einer knappen Führung für den FC in die Halbzeit.
Schneller Anschlusstreffer nach dem 2:0 Im zweiten Durchgang ersetzte Dominick Drexler den unauffälligen Jan Thielmann. Einen schnell ausgeführten Freistoß verschaffte dem früheren Kieler reichlich Platz auf der rechten Außenbahn, den er zu einer perfekten Flanke auf Florian Kainz nutzte, der per Kopf zum 2:0 einnetzte (53.).
Wer weiß, wie die Begegnung ausgegangen wäre, wenn nur kurz danach Ellyes Skhiris Schuss aus 12 Metern den Weg ins Tor gefunden hätte. So führte jedoch Drexlers Stellungsfehler dazu, dass Baku dem eingewechselten Awoniyi den Ball zum 1:2-Anschlusstreffer auflegen konnte (61.).
Die Kölner benötigten einige Zeit, bis sie den Schock verdaut hatten. Doch just, als man den Eindruck haben konnte, dass sie wieder Zugriff auf das Spielgeschehen gefunden hatten, schnappte sich Pierre Kunde das Leder kurz hinter der Mittellinie und marschierte auf das Kölner Tor zu. Er schüttelte Jonas Hector und Benno Schmitz ab, stieß durch die von Leistner und Bornauw alleine gelassene Abwehrzentrale und spitzelte den Ball an Horn vorbei zum 2:2-Ausgleich (71.).
In der Schlussphase spielten beide Teams auf Sieg. Leistner und Cordoba vergaben für den FC, der schlussendlich froh sein musste, dass Leistners beherzte Grätsche gegen Quaison den Punkt rettete (88.). Nach dem Schlusspfiff sanken zahlreiche Akteure beider Mannschaften zu Boden, eine über zweimonatige Spielpause hatte hinsichtlich Kondition, Kraft und Konzentration ihren Tribut gefordert.
Die Stimmen nach dem Spiel Markus Gisdol war nicht unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Es war ein interessantes Spiel mit vielen Offensivaktionen und einer Reihe unterschiedlicher Phasen. Nach unserer frühen Führung waren wir etwas zu passiv, dadurch bekam der Gegner mehr Spielkontrolle und einige gute Chancen. In der 2. Halbzeit führen wir dann 2:0, bekommen aber den Anschlusstreffer viel zu schnell. Von der Mentalität her haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Aber wir werden in der nächsten Woche viel zu arbeiten haben.“
Der Kölner Trainer hatte gleichzeitig aber auch Defizite bei seiner Mannschaft ausgemacht: „Die Abstimmung und die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen haben mir nicht gefallen. Andererseits ist dies nach nur 8 oder 9 Tagen Mannschaftstraining auch ein Stückweit normal. Insgesamt können wir mit dem Punkt ganz gut leben.“
Kölns Torschütze Mark Uth ärgerte sich über die verspielte Führung: „Wenn du 2:0 zu Hause führst, musst Du das eigentlich über die Zeit bringen. Die Partie stand mit den vielen Offensivaktionen zum Schluss auf des Messers Schneide. Trotz allem war es aber für das erste Spiel schon ganz gut, auch läuferisch.“
Horst Heldt erläuterte den Wortwechsel, den er kurz vor Schluss mit Achim Beierlorzer hatte: „Es ging darum, dass die Mainzer drei Spieler auf einmal einwechseln wollten, was auch regelkonform ist. Allerdings hatten alle Bundesligisten ein Agreement vereinbart, wonach nicht mehr als zwei Spieler zeitgleich eingewechselt werden können. Schlussendlich war es aber kein Problem.“ Zum Spiel selber sagte er: „Wir hatten Phasen, wo wir besser waren, aber auch welche, in denen wir Glück hatten. Der Punkt ist wichtig für uns. Wir haben teilweise den Abstand auf Mannschaften um einen Punkt vergrößern und einen direkten Konkurrenten auf Abstand halten können.“
Ausblick auf das Heimspiel gegen Düsseldorf Am nächsten Sonntag trifft der 1. FC Köln um 18 Uhr auf Fortuna Düsseldorf. Möglicherweise steht dann Ismail Jakobs wieder zur Verfügung, dessen Tempo dem Kölner Spiel heute gut getan hätte. Es wird abzuwarten sein, inwieweit die von Markus Gisdol erkannten Defizite bis dahin aufgearbeitet werden können. Eine stabile Defensive wird gegen die Landeshauptstädter vonnöten sein, auch wird man daran arbeiten müssen, Kontersituationen besser auszuspielen, als dies gegen Mainz der Fall war. Damit die drei Punkte in Köln bleiben und das Abstiegsgespenst trotz Geisterspiels endgültig vertrieben wird.
Kleines Filmchen zum FC-Spiel(tag): So lief das Geisterspiel: Fan-Proteste und ein abgeriegeltes Stadion Der GEISSBLOG.KOELN hat das erste Geisterspiel in Müngersdorf dokumentiert: Wie sah es rund um das RheinEnergieStadion aus? Wie wurde das Stadion gesichert? Welche Änderungen gab es in den Abläufen? Und gab es einen spürbaren Heimvorteil? Unsere Reporterin Sonja Eich war vor Ort und durfte als eine der wenigen Journalisten das Spiel im Stadion verfolgen:
Fakten zum Remis gegen Mainz: Klassenerhalt für Kölner Kopfballkönige fast sicher Das war ein bitterer Punktverlust für den FC im zweiten Bundesliga-Geisterspiel. Nachdem die Kölner bereits 2:0 vorne gelegen hatten, glich der FSV Mainz in der 61. Minute durch Taiwo Awoniyi (22) und in der 72. Minute durch Kunde Malong (24) aus (hier lesen Sie mehr). So entführten die Rheinhessen einen Punkt aus der Domstadt. Damit steht der FC nach 26 Spieltagen mit 33 Punkten weiter auf Platz zehn.
Die Opta-Fakten zum Spiel gegen Mainz werden präsentiert von DAZN:
1. Der 1. FC Köln verspielt erstmals seit Dezember 2017 in der Bundesliga eine Zwei-Tore-Führung – damals mit 3:4 gegen Freiburg (sogar nach 3:0-Führung).
2. Klassenerhalt so gut wie sicher? Mit mindestens 33 Punkten nach 26 Spielen stieg seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung 1995/96 nur Alemannia Aachen 2006/07 am Saisonende noch ab.
3. Köln teilt erstmals seit dem 1:1 gegen Augsburg am 13. Spieltag wieder die Punkte – und bleibt damit erstmals seit November/Dezember wieder in zwei Spielen in Folge sieglos.
4. Die Rheinländer bleiben gegen Mainz in Heimspielen weiter unbesiegt (vier Siege, fünf Remis). Nur gegen Eintracht Braunschweig spielte der FC im Oberhaus öfter zu Hause, ohne zu verlieren (20 mal).
5. Für Köln stehen nach 26 Spielen 41 Tore zu Buche – das schafften die Rheinländer zu diesem Zeitpunkt zuletzt 2000/01 mit sogar 44 Treffern.
6. Der Effzeh erzielte durch Florian Kainz (27) das zwölfte Kopfballtor in dieser Saison – Ligahöchstwert.
7. Der 1. FC Köln erzielte durch Mark Uth (2 in der sechste Minute sein frühestes Elfmetertor in einem Bundesliga-Heimspiel seit April 1983, als Pierre Littbarski (60, fünfte Minute) gegen Eintracht Frankfurt verwandelte.
8. Uth trat in seinem 114. Bundesligaspiel erstmals zu einem Elfmeter an und setzte seine Serie fort – auch im achten Spiel im Kölner Trikot war Uth an einem Tor direkt beteiligt (fünf Tore, vier Assists).
9. Lieblingsgegner: Uth erzielte in seinem zehnten Bundesligaspiel gegen Mainz sein siebtes Tor – so viele wie gegen keinen anderen Gegner.
10. Kainz erzielte sein achtes Bundesligator und sein erstes per Kopf. Mit drei Toren und sechs Assists ist er zweitbester Kölner Scorer (zusammen mit Uth) hinter Jhon Cordoba (27, zehn Tore, eine Vorlage).
Goethes Geister, ein Ausgleich und ein unerwartetes Bekenntnis Das 2:2 (1:0) des 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 war womöglich kein fußballerischer Leckerbissen. Doch das Spiel war spannend, brachte überraschende Wendungen, wichtige Erkenntnisse und ein unerwartetes Bekenntnis aus der Politik. Dazu gab es Historisches und beinahe eine Parallele zu 2017 – aber nur beinahe. Die Lehren des Spiels.
Geschichte des Spiels: „Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister / Werd‘ ich nun nicht los.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Das Ergebnis: Mark Uth erzielte das 1:0 per Elfmeter. Dessen Entstehung wurde dank einer spektakulären Ballmitnahme des FC-Angreifers zu einem Highlight. Bemerkenswert beim 2:0 durch Florian Kainz war weniger dessen Kopfball und auch nicht die durchaus sehenswerte Flanke von Dominick Drexler. Es war der blitzschnell ausgeführte Freistoß in der Mainzer Hälfte durch Jonas Hector, der das Tor erst ermöglichte. Das 1:2 war eine Produktion zahlreicher Kölner Fehler, zweimal von Sebastiaan Bornauw und dann von der gesamten Viererkette. Und das 2:2?
Szene des Spiels: Als Pierre Kunde zum Ausgleich traf, überschlugen sich die Sozialen Netzwerke. „Der Kunde ist König“, „Social Distancing in der Kölner Defensive“ oder das Bild einer Rettungsgasse auf der Autobahn: Alles hatte seine Berechtigung, denn die FC-Verteidigung in dieser Situation war ein Witz. Andererseits dürfte sich Mainz-Trainer Achim Beierlorzer an ein Tor aus seiner Kölner Zeit erinnert gefühlt haben. Ellyes Skhiri durfte am 3. Spieltag in Freiburg ein fast deckungsgleiches Tor erzielen. Insofern hat sich am 26. Spieltag alles wieder ausgeglichen. Im wahrsten Wortsinn.
Zahl des Spiels: Markus Gisdol hatte vor der Partie erklärt, er sei gespannt, wie sich die Laufleistung verhalten werde. Das Spiel gegen Mainz zeigte, dass der FC nach der Pause erst wieder draufsatteln muss, dass noch nicht wieder die Fitness vorherrscht, die Köln vor der Krise so stark gemacht hatte. 108,5 Kilometer waren nicht gut genug (auch wenn Mainz an diesem Tag ebenfalls nur 109,3 Kilometer unterwegs war). 14 der 18 Erstligisten liefen in ihrem ersten Spiel nach der Pause mindestens 114 Kilometer, Union Berlin gar 123,4 Kilometer. Zwar sind diese Werte auch immer Gegner-abhängig, doch der FC weiß, dass es besser geht. Zum Vergleich: Der nächste Gegner, Fortuna Düsseldorf, spulte gegen Paderborn 119,6 Kilometer ab.
Zitat des Spiels: „Ich weiß ja nicht, wie es insgesamt mit dem Realitätssinn aussieht. Aber wir wissen genau, wo wir herkommen. Nach so einer Pause mit einem Punkt zu starten, tut uns gut. Ich sage nicht, dass ich zufrieden bin, aber wir können damit leben. Wir sollten demütig genug sein, nach einem Punkt gegen Mainz mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen.“ (Markus Gisdol)
Einwechslung des Spiels: Ein bisschen Historie an diesem historischen Tag des ersten Geisterspiels in Müngersdorf. Nicht nur, dass es das erste Bundesliga-Heimspiel des 1. FC Köln ohne Zuschauer war. Als Markus Gisdol nach Dominick Drexler, Kingsley Schindler und Elvis Rexhbecaj auch noch Kingsley Ehizibue und Simon Terodde brachte, war das nächste Kapitel der Vereinsgeschichte aufgeschlagen. Gisdol schöpfte die neue FIFA/DFL-Regel, bis zu fünf Wechsel vornehmen zu dürfen, gleich im ersten Spiel aus.
Bekenntnis des Spieltags: NRW-Innenminister Herbert Reul ist für alles bekannt, nur nicht für seine Liebe zu Fußballfans, geschweige denn Ultras. Doch am Montag überraschte er alle. Er teilte in einer offiziellen Pressemitteilung mit: „Ich muss den Fans ein dickes Lob aussprechen. Das war trotz aller verständlichen Emotionen echtes Fair Play.“ In der Meldung hieß es weiter, Reul beziehe „die Mitglieder der Ultra-Bewegung ausdrücklich mit ein“. „Ich habe die Ultras in der Vergangenheit das ein oder andere Mal kritisiert. Aber an diesem Wochenende haben sie sich wirklich vorbildlich verhalten.“ Es sind wahrhaft verrückte Zeiten, in denen wir leben.
Die unerzählte Geschichte des Spiels: Am 20. Mai 2017 schossen Jonas Hector und Yuya Osako den 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 in die Europa League. Am 17. Mai 2020 verpasste es der FC gegen den FSV bis auf zwei Punkte an Platz sieben und bis auf vier Punkte an Rang sechs heranzukommen. Der Unterschied: In diesem Jahr ist die Saison Mitte Mai noch nicht beendet. Es kann also noch viel passieren. Nur eben nicht mehr gegen Mainz.
FC-Sportchef Heldt: „Große Kritik in Deutschland, aber Bewunderung in der ganzen Welt“ FC-Sportchef Horst Heldt (50) freut sich über den aus seiner Sicht gelungenen Neustart der Bundesliga: „Wir haben die größten Kritiker in Deutschland, aber eine Bewunderung in der ganzen Welt erfahren. Made in Germany war lange Zeit etwas ganz Besonderes“, sagte er nach Kölns 2:2 gegen Mainz: „Die Liga hat eine Blaupause geschaffen.“
Heldt erklärte: „Wir haben es geschafft, mit Unterstützung von vielen Menschen und der Politik ein Konzept auf die Beine zu stellen, das durchdacht und intensiv ist. Jetzt müssen wir gucken, dass wir das weiter so durchführen. Ich bin optimistisch, dass es klappt, wenn wir uns daran halten.“
Internationales Lob für die Bundesliga Javier Tebas (57), Präsident des spanischen Ligaverbandes LFP, nimmt sich die Bundesliga zum Vorbild. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs inmitten der Coronakrise unter strengsten Hygienevorschriften sei „genau das, was wir auch in Spanien sehen werden und möchten“, sagte Tebas bei „Vamos-TV“. Er habe die Verantwortlichen der Bundesliga „beglückwünscht für die ganzen Anstrengungen“.
Und nach dem vorzeitigen Saisonabbruch in der Eredivisie will sich auch Sportdirektor Eric Gudde (66) vom niederländischen Fußballverband KNVB beim Start in die neue Spielzeit an der Bundesliga orientieren. „Wir denken über die Organisation nach. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir nach dem 1. September nach dem Vorbild der Bundesliga ohne Zuschauer den Spielbetrieb wieder aufnehmen“, sagte Gudde in der TV-Sendung „Studio Voetbal“.
Horst Heldt: „Wir waren artig“ Heldt liegt mit seinen Aussagen also goldrichtig!
Die Fans vermisst der FC-Sportchef natürlich dennoch. Genau wie das ausgiebige Jubeln: „Wir waren artig, es gab keine Küsse und Umarmungen. Das fällt einem schwer, denn es bleibt emotional, auch wenn die Zuschauer nicht da sind“, sagte der frühere Mittelfeldspieler. In den kommenden Wochen will Heldt dann den endgültigen Kölner Klassenerhalt artig bejubeln: „Der Punkt gegen Mainz war wichtig für uns. Wir konnten den Abstand auf die eine oder andere Mannschaft vergrößern und haben einen direkten Konkurrenten auf Distanz gehalten.“
Sonntag (18 Uhr, Sky) wartet nun das Derby gegen Fortuna Düsseldorf.
Kommentar zum Bundesliga-Restart: Das Geister-Experiment kann gelingen Nicht schön, nicht stimmungsvoll, dafür praktikabel: Der Neustart der Bundesliga ist geglückt, aber zum Zurücklehnen gibt es keinen Anlass. Weiter ist höchste Disziplin gefordert, dann kann das sterile Experiment gelingen. Ein Kommentar.
Es ist schon einigermaßen skurril, wenn man am Stadioneingang von zwei vermummten Personen empfangen wird, die Personalien aufgenommen und die Körpertemperatur überprüft wird. Ich war einer der wenigen „Privilegierten“, die an diesem Neustart-Wochenende die Show aus dem Stadion verfolgen durften.
Bundesliga Neustart mit Corona-Maßnahmen Mein Urteil? Natürlich ist es nicht mit einem „normalen“ Fußballspiel in einem vollen Stadion zu vergleichen. Natürlich fehlt da das Salz in der Suppe. Diese Geisterspiele sind nicht schön. Aber der Plan der DFL, mit einem Hygiene-Konzept die Saison zu Ende zu spielen – er kann funktionieren.
Zum Zurücklehnen besteht kein Anlass, die Disziplin aller Beteiligten ist noch mehrere Wochen gefragt. Hoffnung aber besteht: Mit ihren engmaschigen Tests hat die Liga die positiven Fälle offenbar vorerst ausgesiebt. Verhalten sich die Spieler nun auch nach Ende der Quarantänemaßnahme in ihren eigenen vier Wänden weiter vorbildlich, dann sollte es auch keine neuen Infektionen geben. Die Woche in der Hotel-Quarantäne dürfte schon langweilig und unangenehm genug gewesen sein. Die Profis wissen nun: Verschlechtert sich die Lage, drohen ähnliche Maßnahmen erneut.
Der Plan der DFL könnte aber nicht nur aus gesundheitlicher Sicht greifen. Bei der derzeitigen Lage des Infektionsgeschehens zu behaupten, die Liga würde irgendwem irgendwelche Tests wegnehmen oder die Gesundheit von Menschen gefährden, ist haltlos.
Bundesliga: Geisterspiele waren bislang keine Gruselkicks Und dazu kommt: Die befürchteten Gruselkicks bei den Geisterspielen blieben weitgehend aus. Vor allem hier in Köln konnte man sich das Spiel gegen Mainz durchaus anschauen, die fehlende Akustik brachte dazu noch ein paar lustige Nebengeschichten zutage. Das alles kann das Spektakel vor vollen Rängen zwar nicht mal im Ansatz ersetzen. Aber die Alternative wäre der Saisonabbruch gewesen und den würde so mancher Verein nicht überleben – wirtschaftlich ein Horrorszenario.
Und so kritisch man dem Neustart auch gegenübersteht: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ein Fußball-Fan wünscht.
Kölns Neustart: Ein hohes Maß an Disziplin ist gefragt Der 1. FC Köln muss sich ein weiteres Mal neu in die Bundesliga-Saison hinein beißen. Das hat der Wiederbeginn gegen den 1. FSV Mainz 05 (2:2) gezeigt. Der Geister-Endspurt der Liga fordert von den Geissböcken ein Höchstmaß an Disziplin in allen Bereichen. Dann kann das Team von Trainer Markus Gisdol Großes erreichen.
Das 2:2 gegen Mainz summierte alle Möglichkeiten, aber auch alle Probleme des 1. FC Köln in einer Nussschale: Sportlich kann die Kölner Mannschaft vieles erreichen, wenn sie konzentriert und giftig verteidigt und zielstrebig angreift. Sie kann aber genauso schnell vieles verlieren, wenn sie in Lethargie verfällt, auf den einen Schritt mehr verzichtet und in Zweikämpfen zurückzieht, statt mit Härte und Entschlossenheit hinzulangen. Dazu kommen die Emotionen, die viele FC-Spieler brauchen und die nun erst einmal nicht mehr von den Rängen zurückkommen werden. Wie häufig haben Markus Gisdol und Horst Heldt von dem Zusammenspiel zwischen Fans und Profis geschwärmt? Der Verstärker, der Multiplikator, der zwölfte Mann – er ist auf unbestimmte Zeit nicht mehr da. Wären die Fans am Sonntag im Stadion gewesen, hätte Köln die 2:0-Führung wohl kaum mehr aus der Hand gegeben.
Organisatorisch erwiesen sich die getroffenen Maßnahmen rund um das Stadion und in der Arena als passend. Man hielt sich an die Vorgaben, lieferte keine Angriffspunkte und zeigte, dass die Bundesliga im Minimalbetrieb funktionieren kann. Mehr natürlich nicht, denn mit den Zuschauern fehlte ein wesentlicher Bestandteil des Erlebnisses. Die Fans jedoch trugen ebenso zum Gelingen des Spiels bei, blieben dem Stadion fern und machten dennoch von ihrer Stimme Gebrauch, indem sie mit Protest-Plakaten ihre Interessen vertraten.
Eine der schwierigsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte Was fehlte, waren die drei Punkte für den FC. Die Geissböcke offenbarten in den 90 Minuten, dass sie noch viel Arbeit vor sich haben. Einmal mehr müssen sich die Spieler also in die Liga beißen – wie schon dreimal zuvor in dieser Saison. Im Sommer unter Achim Beierlorzer – mit dem bekannten Misserfolg. Unter Markus Gisdol nach dessen Übernahme im November, und dann noch einmal nach der Winterpause, als niemand so genau wusste, wo der FC wirklich stand und ob die Erfolge vor Weihnachten nur ein Zufallsprodukt waren. Nun müssen die Geissböcke erneut auf die Zähne beißen, um die letzten acht Schritte bis Saisonende zu gehen.
Dann könnte auf gleich dreifache Weise ein großer Erfolg für den FC stehen. Erstens sind die Kölner auf dem besten Wege den Klassenerhalt zu schaffen – was Anfang Dezember als Tabellenletzter nach dramatisch schlechten Leistungen schier undenkbar schien. Zweitens könnte Köln, Träume von Europa hin oder her, erst zum dritten Mal in nun 28 Jahren einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Gisdol würde gelingen, was seit Jörg Berger 1991/92 nur Peter Stöger zweimal gelang. Und drittens muss die Bundesliga das Experiment der Saison-Fortsetzung erfolgreich weiterführen, denn über den Berg ist unsere Gesellschaft in der herrschenden Pandemie noch längst nicht. Für alle drei Ziele bedarf es Disziplin und Selbstkontrolle. Sollten sie erreicht werden, wäre eine der schwierigsten Spielzeiten in der Vereinsgeschichte des FC noch positiv zu Ende gegangen.
FC-Fahrplan nach Mainz-Punkt: Freier Tag vorm Derby-Countdown Vom gelungenen Klassenerhalt will am Geißbockheim zwar noch keiner sprechen, doch die Statistikbücher meinen es gut mit dem 1. FC Köln. Mit mindestens 33 Punkten nach 26 Spielen stieg seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (1995/96) nur eine Mannschaft noch aus der Bundesliga ab: Alemannia Aachen im Jahr 2007. Das große FC-Ziel ist also so gut wie erreicht!
Horst Heldt: „Der Punkt ist wichtig für uns“ Sportchef Horst Heldt (50) bleibt nach dem 2:2 gegen Mainz dennoch zurückhaltend: „Der Punkt ist wichtig für uns. Wir konnten einen direkten Konkurrenten auf Abstand halten.“
Abwehrmann Toni Leistner (29) sagt: „Jetzt liegt unser Fokus auf dem Spiel gegen Düsseldorf. Da können wir den Vorsprung nach unten noch mal vergrößern. Danach können wir vielleicht über etwas anderes reden. Erst mal geht der Blick weiterhin nach hinten.“
So geht es für den 1. FC Köln weiter Zunächst wartet auf die FC-Profis nach zehn Tagen im Quarantäne-Hotel allerdings ein freier Tag mit der Familie: Nachdem am Montagvormittag noch eine Trainingseinheit für die Ersatzspieler und ein Lauf für die Startelf auf dem Programm standen, ist am Dienstag Entspannung mit den Liebsten angesagt – Trainer Markus Gisdol (50) gibt seinen Jungs frei.
Mittwoch beginnt am Geißbockheim dann die viertägige Vorbereitung auf das Geister-Derby gegen Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 18 Uhr, Sky). Ein Sieg würde auch die letzten Zweifel am Klassenerhalt beseitigen – und den FC wieder in andere Tabellenregionen schielen lassen.
1. FC Köln hat schon Erfahrung mit Geister-Derbys Für Köln ist es bereits das zweite rheinische Duell vor leeren Rängen. Unmittelbar vor der Corona-Pause hatte der FC beim ersten Geisterspiel der Bundesliga-Historie 1:2 bei Borussia Mönchengladbach verloren. Dieses Mal ist die Mannschaft von Markus Gisdol der Favorit. Aktuell trennen Köln und Düsseldorf in der Tabelle zehn Punkte, die Fortuna hängt auf dem Relegationsrang fest. Zuletzt spielte das Team von Uwe Rössler (51) dreimal in Folge unentschieden – am Samstag gegen Schlusslicht Paderborn 0:0.
Für den FC ist zudem Wiedergutmachung angesagt: Die 0:2-Hinrunden-Pleite in Düsseldorf zählte zu den Tiefpunkten dieser Saison.
Beierlorzers Rückkehr: Zoff um Cordoba und mit Heldt Er witzelte vor der Partie mit seinem Nachfolger, doch während des Spiels gab es auch böses Blut mit den Verantwortlichen des 1. FC Köln: Achim Beierlorzer erlebte eine wechselhafte Rückkehr nach Köln. Dass die Fans nicht im Stadion waren, dürfte ihn nur mäßig enttäuscht haben. So war seiner Mannschaft überhaupt ein Comeback beschieden.
Als Jhon Cordoba Mitte der ersten Halbzeit in der Nähe der Mainzer Bank gefoult zu Boden ging, brach es aus Achim Beierlorzer heraus. Hörbar für die Journalisten auf der Pressetribüne sagte der FSV-Coach zu Guido Winkmann, Cordoba könne doch auch an der Seitenlinie behandelt werden. Der Schiedsrichter erklärte daraufhin, er habe es dem Spieler bereits dreimal mitgeteilt. „Aber der versteht doch kein Deutsch“, entwich es daraufhin Beierlorzer.
Der ehemalige FC-Coach dürfte es wissen, und es ist auch am Geißbockheim kein Geheimnis, dass Cordoba auch nach fünf Jahren in Deutschland die hiesige Sprache nicht verinnerlicht hat. Ob es dieser Kommentar jedoch war, der den Kölner Sportchef Horst Heldt auf den Plan rief, ist nicht bekannt. Sichtbar für jeden war jedoch, dass Heldt nur Sekunden später bei Beierlorzer auftauchte und diesem die Meinung geigte. Da Beierlorzer mit der Hand die Zahl drei in die Höhe hielt, ging es offenbar sehr wohl um den FC-Stürmer. Es sollte nicht das einzige Mal bleiben, dass sich Beierlorzer und Heldt verbal austauschten. Nach der Partie waren sie letztmals gemeinsam gesehen, wie Beierlorzer wild gestikulierend auf Heldt einredete.
Besser erging es dem ehemaligen FC-Coach im Gespräch mit seinen einstigen Schützlingen. Ob bei Timo Horn oder Sebastiaan Bornauw, Beierlorzer suchte den Kontakt zu den FC-Profis. Nicht mit allen, so fiel die Begegnung mit Dominick Drexler kühl aus. Der Kölner Offensivmann hatte Beierlorzers Arbeit nach dessen Entlassung kritisiert. Drexler zeigte im Spiel nach seiner Einwechslung eine gute Leistung und bereitete das zwischenzeitliche 2:0 vor. Dass die Partie am Ende Unentschieden ausging, war dann aber wieder zum Gefallen des Mainzer Trainers. Zumal ihm ein kühler Empfang der FC-Fans durch das Geisterspiel erspart geblieben war und das Fehlen der Zuschauer dazu beigetragen hatte, dass Mainz noch einmal hatte zurückkommen können.
„Es war eine schöne Rückkehr für mich, weil ich eine gute Zeit hier hatte“, sagte Beierlorzer hinterher. „Jetzt kann man natürlich niemanden drücken und es gab wenig Gespräche, weil alles eng getaktet war. Aber als wir gestern mit dem Bus durch Köln gefahren sind, habe ich mich schon gefreut die Straßen wieder zu sehen. Ich habe hier viele Erfahrungen gesammelt.“ Auch FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle erklärte, man sei mit Beierlorzer im Guten auseinander gegangen und habe auch in der Woche vor dem Spiel Kontakt gehabt. „Achim hat angerufen und sich erkundigt, wie es uns in der aktuellen Situation geht“, verriet Wehrle. So war es für Beierlorzer unter dem Strich ein positives Erlebnis, was die Kölner aufgrund der verspielten 2:0-Führung nur bedingt behaupten konnten.
Der 1. FC Köln gegen Mainz 05: Normal ist anders Wettkampfniveau bei Trainingsatmosphäre: Der Wiedereinstieg des 1. FC Köln in den Spielbetrieb gestaltete sich aufgrund der Rahmenbedingungen nicht einfach – gegen Mainz war dies in einigen Phasen deutlich zu sehen.
Fußball ist ein komplexes Spiel. Fußball ist auch ein schwieriger Sport, und Fußball ist nicht zuletzt ein bedeutendes Business. Nach dem ersten Bundesliga-Wochenende während der Corona-Pandemie gehen die Einschätzungen nun in viele Richtungen, wie mit der neuen Normalität ohne Publikum in den Stadien umzugehen sei – die einen berufen sich darauf, dass das Spiel wieder zu seiner puren Form zurückkehrt, die anderen schreiben über den Bedeutungsverlust des Spiels, wenn keine Fans auf das Geschehen reagieren.
Dazu gibt es viele Meinungen, nicht alle muss man teilen, aber alle haben den Hintergrund, dass jeder Mensch für sich entscheiden kann, was er oder sie als Fußball versteht. Nicht ganz an den Haaren herbeigezogen ist in jedem Fall die Annahme, dass die überraschend frühe Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga in erster Linie finanziellen Motiven zuzurechnen ist. Dass die sportlichen Belange nicht im Vordergrund standen, wurde bereits ausreichend thematisiert – die Mannschaften starteten ohne großen Vorlauf in die restliche Bundesliga-Saison. Deswegen fällt die Analyse zum Spiel des 1. FC Köln gegen den 1. FSV Mainz 05 auch ein wenig anders aus als sonst.
Den Bundesligisten fehlt die Fußballfitness Die Mainzer, seit November letzten Jahres angeleitet vom ehemaligen FC-Coach Achim Beierlorzer, hatten folgerichtig mit denselben Problemen zu kämpfen – auch hinter ihnen lagen Wochen im Einzeltraining und nur wenige Tage mit Vollkontakt. Als die DFL den Spielbetrieb im März erstmals wegen des grassierenden Virus aussetzte, war noch nicht ganz klar, wie lange die Pause überhaupt dauern würde – die Athletiktrainer der Bundesliga bereiteten Pläne vor, mit denen sich die Spieler zuhause fithalten konnten. In solchen Phasen ist es möglich, sich mithilfe von Trainingseinheiten zumindest das grundlegende Maß an Ausdauer zu erhalten, auch Krafteinheiten sind problemlos machbar.
Die fußballspezifische Athletik, die sich in vielen explosiven Bewegungsabläufen während des Spiels zeigt, konnte allerdings nicht trainiert werden. Auch der Entscheidungsdruck, unter dem Profis auf diesem Niveau stehen, ließ sich nicht simulieren. Kurz gesagt: Athletisch dürften die Spieler nicht viel verloren haben, die „Fußball“-Fitness hingegen hat arg unter der Zwangspause gelitten. Mittlerweile werden Athletik und fußballspezifische Inhalte nicht mehr separat trainiert, wie das vor einigen Jahren noch der Fall war, als viele Waldläufe auf dem Programm standen.
Durch die Verbindung von taktischen, athletischen und technischen Inhalten schaffen Fußballtrainer heutzutage ein komplexes Angebot, mit dem sie viele Spielsituationen abbilden können – das ist auf diese Weise im Home Office einfach nicht möglich. Die Explosivität, die schnelle Entscheidungsfindung, die Frische in Geist und Körper, das alles fehlte den Spielern merklich. Das ist niemandem zum Vorwurf zu machen, schließlich konnten die besten Trainingsplaner nicht absehen, dass es bereits Mitte Mai weitergehen würde. So war es nicht überraschend, dass dem 1. FC Köln in der Schlussphase der Partie ein wenig die Kräfte abgingen. Wechsel, Psychologie, Standardsituationen – auf was es ankommt Von einigen Seiten ist in diesen Tagen zu hören, dass die Profis den Anpassungsprozess in den nächsten Wochen dazu nutzen werden, die benötigte Fußball-Fitness wieder aufzubauen, sodass die Leistungen bald wieder dem ähneln dürften, was man vorher sehen konnte. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass bei steigender Belastung und mehreren Spielen in kurzer Zeit die Ermüdungszustände der Spieler bessere Leistungen verhindern – denn auch athletisch besteht Nachholbedarf. Dass das Verletzungsrisiko steigen dürfte, liegt auf der Hand. Von daher ist es zu begrüßen, dass die DFL in ihrer Sitzung letzte Woche den Beschluss fasste, künftig auch fünf Auswechslungen zu ermöglichen.
Damit steht es den Trainern fortan frei, die Hälfte des Personals im Feld während des Spiels auszutauschen – eine spannende Idee. Markus Gisdol machte von dieser Möglichkeit sofort Gebrauch, er wechselte fünf Mal. Gerade auf laufintensiven Positionen bietet es sich an, die Belastung daher gleichmäßig zu verteilen. So kam bereits in der Halbzeit Dominick Drexler für Jan Thielmann, später noch frische Beine mit Kingsley Schindler, Elvis Rexhbecaj, Kingsley Ehizibue und Simon Terodde. Für die Belastungssteuerung in diesen Wochen ist es auf jeden Fall sinnvoll, die neue Regelung zu nutzen.
Für Spieler kann es auch befreiend sein Ein weiterer Aspekt, der für die Betrachtung des Spiels eine wichtige Rolle spielt, beschäftigt sich mit der Psychologie. Denn auch für die Spieler war es eine Ausnahmesituation, vor leeren Rängen zu spielen – und gleichzeitig unter dem Druck zu stehen, das Hygienekonzept der DFL zu beachten. Zudem war auch für sie lange nicht klar, wann es denn weitergehen würde und wie sie von der neuen Situation betroffen sein würden. Das Fehlen der Zuschauer muss allerdings nicht für alle Spieler etwas Negatives sein, viele von ihnen blühen eventuell auf, wenn sie nicht unter dem unmittelbaren Druck von zehntausenden Menschen stehen, die nach dem dritten Rückpass zu raunen beginnen.
Was auf jeden Fall eine Rolle spielen wird in den kommenden Wochen, ist eine Nivellierung des Heimvorteils. Untersuchungen zeigen, dass Schiedsrichter bei Spielen ohne Publikum weniger dazu geneigt sind, unbewusst das Heimteam zu bevorteilen. Beim Spiel zwischen Köln und Mainz war davon allerdings wenig zu beobachten. Was allerdings zumindest aus Kölner Sicht auffallend war: Die Bedeutung von Standardsituationen. Der FC erzielte seine beiden Tore nach einem Elfmeter und einem schnell ausgeführten Freistoß.
Wettkampfniveau bei Trainingsatmosphäre Zwar ist es noch zu früh, daraus einen Trend zu erkennen, doch bei Wettbewerben ohne große Vorbereitung ist der Anteil von Toren, die durch Standardsituationen erzielt werden, meistens höher. Das beste Beispiel war dafür zuletzt die WM 2018 in Russland. Für die kommenden Wochen wird es interessant zu beobachten sein, wie sich das speziell beim 1. FC Köln entwickelt – das Team von Markus Gisdol ist grundsätzlich torgefährlich vor allem bei Eckbällen.
Mit dem Ergebnis von 2:2 können die „Geißböcke“ in jedem Fall ganz ordentlich leben, weil das Spiel sehr wechselhaft und in Wellen verlief. Für das erste Mal unter den neuen Bedingungen war es schon ganz in Ordnung, wenn man sich nur auf die rein fußballerischen Aspekte auf dem Feld bezieht und die geringe Vorbereitungszeit beachtet. Denn normale Maßstäbe anzulegen, auch beim Textformat der Analyse, wäre in diesen Zeiten ungerecht den Spielern und Mannschaften gegenüber. Sie alle versuchen (rein sportlich) in der Trainingsatmosphäre auf Wettkampfniveau ihre Leistung zu bringen – das wird für alle Beteiligten ein Anpassungsprozess.
Lehren aus dem FC-Start: Ballert sich Uth aus Köln weg? – Stars mit Schwierigkeiten Mehr als zwei Monate ohne ein Pflichtspiel – natürlich gab es rund um den 1. FC Köln viele Fragezeichen vor dem Bundesliga-Restart nach der Corona-Zwangspause. Das 2:2 gegen die Mainzer von Ex-Coach Achim Beierlorzer (52) lieferte am Sonntag die ersten Antworten. Das sind die wichtigsten Lehren aus dem Geister-Start!
Mark Uth wird für den 1. FC Köln immer wertvoller Bärenstark! Mark Uth (2 war bislang in jedem seiner acht FC-Spiele an mindestens einem Treffer beteiligt. Der Elfmeter gegen Mainz war sein fünftes Tor, dazu kommen vier Vorlagen.
Die Schalke-Leihgabe wird für den FC damit immer wertvoller – und teurer! Es ist kein Geheimnis, dass Sportchef Horst Heldt (50) ihn halten will. Doch jeder Uth-Treffer liefert S04 bessere Argumente, auf die festgeschriebene Ablöse von zehn Millionen Euro zu bestehen.
„Ich habe von Schalke noch nichts gehört. Es ist noch früh. Wir werden uns zu gegebener Zeit zusammensetzen und alles Weitere besprechen“, erklärte Uth zuletzt. Wann fällt eine Entscheidung? Nach EXPRESS-Informationen erst nach dem letzten Spieltag! Bevor nicht fest steht, dass die Saison wirklich über die Bühne geht, und auch eine neue Spielzeit in Aussicht ist, kann der FC keinen Millionen-Transfer eintüten.
Der heimliche Held beim 1. FC Köln: Florian Kainz Neben Uth und Torjäger Jhon Cordoba (26) geht er oft unter: Ösi Florian Kainz (27) ist der heimliche FC-Star! Mit drei Treffern und sieben Vorlagen ist er Kölns bester Scorer nach Cordoba. Das 2:0 gegen Mainz war sein erstes Kopfballtor in der Bundesliga. Kainz, lange Zeit nur Reservist, ist mittlerweile unverzichtbar.
Star-Duo und Talente mit Startschwierigkeiten Kapitän Jonas Hector (29) wirkte phasenweise völlig neben der Spur, wurde gegen Mainz verwarnt ausgewechselt. Sturm-Star Jhon Cordoba (27) konnte unterdessen nicht seine gewohnte Gefahr entwickeln. Ebenfalls Anlaufschwierigkeiten hatten Jan Thielmann (17, zur Pause raus) und Noah Katterbach (19).
Timo Horn hält Top-Form im FC-Tor Vor der Corona-Pause spielte er so stark wie seit Jahren nicht – und auch gegen Mainz glänzte FC-Keeper Timo Horn (27) wieder mit Paraden. Ihm scheint die Unterbrechung nicht geschadet zu haben. Gut für ihn: Das Torwarttraining konnte schneller wieder aufgenommen werden.
Toni Leistner kämpft um Zukunft beim 1. FC Köln Toni Leistner (29, ausgeliehen von Queens Park Rangers) macht den Ausfall von Abwehrchef Rafael Czichos (30) vergessen. Gegen Mainz rettete er mehrfach in größter Not und leitete das 1:0 ein. So spricht vieles für einen FC- Verbleib!
Anthony Modeste ist außen vor Er ist nur noch Nummer 17: Fünfmal durfte Markus Gisdol (50) dank der Regeländerung wechseln – für einen Einsatz von Anthony Modeste (32) reichte es trotzdem nicht. Simon Terodde (32) erhielt den Vorzug. Vor der Liga-Pause war Modeste die Nummer zwei im Sturm hinter Cordoba gewesen.
1. FC Köln hat Nachholbedarf bei Gisdol-Qualitäten An zwei Dingen, die Köln unter Gisdol ausgezeichnet hatten, muss das Team nun wieder verstärkt arbeiten: die Fitness und die taktische Disziplin. „Am Ende hat ein bisschen die Puste gefehlt. Da hat man gemerkt, dass die Vorbereitung kurz war“, gab Leistner zu.
Und Gisdol sagte: „Wir haben dem Gegner zu viel Raum gegeben. Wir leben sehr von unseren taktischen Dingen, die wir einstudieren.“
Geisterspiele beim Re-Start der Bundesliga: Wenn nicht jetzt, wandern! Der Re-Start der Bundesliga, er begeistert trotz toller Quoten längst nicht alle Fans. Wie erleben das Anhänger, die nach Jahren beim 1. FC Köln nun nicht mehr schauen? Ein Gastbeitrag.
Wie war er denn so für Euch, der erste Geister-Spilldaach? Wir gehen mal davon aus, dass es niemanden so richtig Spaß gemacht hat. Doch wie jeder einzelne mit der Lage umgeht, ist sicher unterschiedlich. Für manche mag das von allen Beteiligten gerne verbreitete „Endlich wieder Bundesliga“ gelten, für andere der Gegenpol „Schnauze voll“. Wir haben Maik Thesing um seine subjektive Sicht gebeten. Seine Tendenz: Kalter Entzug ist angesagt.
Ich bin einer von 62 Prozent. Einer von denen, die es für falsch halten, dass der Profifußball als einziger die Sonderrolle bekommt, vor dem 31. August Veranstaltungen durchführen zu dürfen. Warum, das soll jetzt mal egal sein, denn die Gründe sind vielfach genannt. Ich vermute nur, die Zahl wäre noch höher, würde man allein die Stadiongänger:innen befragen, also diejenigen, denen das Erlebnis genommen wird, das oft den ganzen Samstag ausmacht. Die sind es schließlich, die jetzt etwas mehr improvisieren müssen. Was tun, wenn das Bahnfahren, das in der Kneipe treffen, gemeinsames ins Stadion gehen und um 17.23 Uhr die Welle machen wegfällt?
All diese Menschen mussten sich vergangenen Sonntag irgendwie neu organisieren und haben sich das alle gut überlegt. Private Coronaparty zu acht auf der Couch? Auf keinen Fall! Sky buchen? Damit macht man die Abhängigkeit des Profifußballs vom Fernsehen ja noch größer. Das ist ja wie Feuer mit Benzin löschen – nee, geht auch nicht. Und für die ersten Spiele irgendwo bei Sendeplatz 427 die zweimal frei übertragenen Spiele suchen…
Siegburg statt Stadion, Sonne statt Sofa Spätestens hier war mir persönlich klar, wohin es für mich am Sonntag ging: Siegburg-Seligenthal. Nicht etwa, um mit dem berühmtesten Bewohner Wolfgang Overath gemeinsam zu schmollen, sondern zur Talsperre. Einmal rum, 24 Kilometer, 700 Höhenmeter, den Toralarm extra ausgestellt – kalter, quälender Entzug, aber Sonne statt Sofa. Das Ergebnis gab es auf der Rückfahrt im Radio.
Das mögen jetzt einige als nicht loyal empfinden. Von mir aus gerne. Beurteilt das aber vor dem Hintergrund, dass der Fußball gerade nur noch für das Fernsehen produziert. Wir Stadionbesucher sind ins zweite Glied gestellt. Auf uns wartet man nicht, bis alle wieder dabei sein können, obwohl man uns jahrelang das Credo „met Dir durch et Füer“ abgerungen hat. „Ävver mir net met Dir“, muss die Antwort wohl lauten und man hört das Geißbockheim fast sprechen. „Und wo wir gerade dabei sind: Wir hätten gerne Eure Eintrittsgelder als Spende und Eure Trikots für die fernsehgerechte Kulisse.“ Nee, Leute. Echt nicht. Sorry. Meine Kontonummer habt ihr ja.
Das Verhältnis Fan/Verein wird ja oft mit zwischenmenschlichen Beziehungen verglichen. Meist ist das abgedroschen, aber lassen wir das Gedankenspiel einmal zu: Wenn der Partner, mit dem Du zwischen Aachen bis Zwickau, Cork und Varna tolle Sachen erlebt hast, nach 27 Dauerkartenjahren lieber auf einer anderen Party tanzt und dort die Kohle einsammelt, für Dich aber „Abstand halten“ gilt, ist es Zeit für getrennte Schlafzimmer.
Einige werden nicht zurückkommen Muss man denn auch immer an der Seite des Fußballs bleiben, wenn das Grundübel – die hauptsächliche Verteilung der meisten Einnahmen auf nur 30 Konten pro Verein – nicht angefasst wird, wenn die Umverteilung im System nicht funktioniert? 20% Gehaltsverzicht von April bis Juni, also 5% im Jahresgehalt, sind zwar eine Geste, aber nicht mehr. Die Branche verteilt auch im Krisen-Mai wieder ein paar Hundert Gehälter in der Größenordnung eines Vorstands eines Dax30-Konzerns, die ja sonst die erste Adresse sind, wenn Gehaltsungerechtigkeiten angeprangert werden. Solange dieser „Puffer“, den es in keiner anderen Corona-geschädigten Branche gibt, eine heilige Kuh ist, wird sich kaum was ändern können.
„Der Fußball muss sterben, damit der Fußball leben kann“
…ist ein Satz, der in der Chatgruppe mit meinen Leuten kursiert. Klingt schon hart nach Che Guevara und bewaffneter Revolution, aber es hat halt diesen Kern Wahrheit. Wenn ich mich so umhöre, vernimmt man mal mehr, mal weniger deutlich den Wunsch, dass radikales Gesundschrumpfen angesagt ist, weil es sonst mit der Nachhaltigkeit nie klappt. Und es sind viele, bei denen die Waage zwischen den eigenen Prinzipien und Vereinsliebe gerade kippt. Manche werden auch nicht zurückkommen. Ob der Schaden dadurch vielleicht sogar größer ist als ein Ausbleiben der letzten Rate der Fernsehgelder? Man weiß es nicht.
Gibt es so etwas wie einen massenhaften Liebesentzug im Fußball überhaupt? Das beste Beispiel bildet die so genannte #DieMannschaft: Man nervt die Fans so lange mit hohen Ticketpreisen, dem Coca-Cola-Klub und kuriosen Marketing, bis erst die Stadien leer bleiben und sich dann die Sponsoren reihenweise durch die Tür machen – obwohl es in den letzten 14 Jahren sportlich ziemlich gut lief. Ist das im Vereinsfußball denkbar? Vermutliche, aber man ahnt schon: Es ist ein langer Weg bis tatsächlich eine emotionale Distanz da ist. In Sachen Fußball & Kommerz Risikogruppe Vorerkrankung Dass das Business krank ist, wussten wir alle vorher. Nur jetzt bekommt es so schön kompakt auf den Tablett serviert, was man scheibchenweise immer noch geschluckt hat. Jahrelang habe ich mir Gedanken gemacht, was bei mir den Bruch mit dem Fußball herbeiführen könnte – und jahrelang dachte ich, es sei der Teil-Verkauf des FCs, denn nicht „50 plus 1“ sondern „100 minus 0“ ist für mich die einzig akzeptable Formel – ich könnte auch nicht Fan eines 20-prozentigen Werksvereins sein. Vermutlich waren wir zum Zeitpunkt der China-Reisen von Spinner und Wehrle schon ziemlich nah dran, ävver et hätt noch immer joot jejange. Und dann kommt dieser dämliche Virus und zeigt, wo die Abkürzung ist.
Okay, er hatte es einfach, denn bei dem Thema bin ich „Risikogruppe Vorerkrankung“. Wer den dezent dreckigen Fußball in den 80ern und 90ern erlebt hat, hat an den klinisch-durchgestylten Events von heute ohnehin weniger Spaß. Vor drei Jahren bin ich mal gefragt worden, warum ich noch hingehe, wenn ich doch über alles motzen würde? „Ähm, ja, also, hmm, ich geh dahin… weil ich da immer hingehe.“ Keine schlüssige Antwort, nicht wahr? Aber ich habe auch keine besseren Gründe mehr. Letztendlich war auf dem gemeinsamen Weg irgendwann die Phase der Empörung vorbei, ich will ja nicht als Fußball-Wutbürger enden. Sarkasmus und Galgenhumor waren zuletzt die Grundhaltung. Anders kann man so was wie die E-„Sport“-Liga auch nicht ertragen.
Den FC von der Festplatte löschen? Nicht möglich! Ob es ein Zurück gibt? Keine Ahnung. War also das Spiel gegen Schalke, 40 Jahre, vier Monate und neun Tage nach meinem ersten Mal im Müngersdorfer, das letzte Mal? Wenn ich jetzt entscheiden müsste: Ja, denn es ist mir fast alles, was gerade passiert, zuwider. Und wenn es in ein paar Monaten wieder richtigen Fußball gibt? Weiß nicht. Hängt davon ab, wie sich die Lage sortiert, ob der Fußball sich nicht nur reumütig gibt, sondern auch was ändert, oder wie wichtig mir dann das Randgeschehen ist.
Denn, ehrlich gesagt, das Quatschen mit 20 Leute, das Begrüßen von 50 anderen und die Freude, dass 300 weitere, die man mehr oder weniger kennt, auch wieder beim Spiel sind, ist nicht erst seit gestern die Hauptsache. Den FC völlig von der Festplatte zu löschen, ist nicht möglich. Man kann nicht mehr nicht über was nachdenken, das täglich da war. Aber ich gehe ohnehin gerne zu den Handballdamen in den Bunker Raderthal. Und tatsächlich kann ich jedem Amateurkick viel abgewinnen – aus zwei Metern Entfernung ist das Spiel mindestens so dynamisch wie Bundesliga aus 20 Metern durch ein Netz – und habe auch einen Amateur-Verein als zweite Heimat.
Wie lange der Fußball also ohne uns weitermacht, wissen wir alle noch nicht. Es ist ihm auch ziemlich wurscht, was ich, der angenervte Typ aus S1, mit meinen paar Auswärtsspielen im Jahr eine Neben-Neben-Figur der Fanszene, denkt. Ich und alle anderen warten dann mal (mit Hoffen oder Bangen) darauf, dass die Blase platzt. Nun hat sie etwas Schonfrist bekommen und dehnt sich noch weiter aus. Die Frage ist nur, ob ich mir das Platzen aus der Nähe oder aus sicherer Entfernung anschauen möchte.
Gegen Bremen: Ex-FC-Talent Wirtz feiert Bundesliga-Debüt Kaum ein Transfer eines Nachwuchsspielers sorgte beim 1. FC Köln für so viel Aufsehen wie der Wechsel von Florian Wirtz im Januar zu Bayer 04 Leverkusen. Nun mussten die Geißböcke am Montagabend dabei zusehen, wie ihr einstiges Mittelfeld-Juwel gegen Werder Bremen zum jüngsten Bundesliga-Profi der Werkself avancierte.
Der Wechsel von Florian Wirtz zu Bayer 04 Leverkusen hatte im Januar nicht nur medial für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch einiges an Verärgerung bei den Verantwortlichen am Geißbockheim gebracht. Der hochveranlagte Mittelfeldspieler, der im vergangenen Sommer als Kapitän der Kölner U17 die Deutsche Meisterschaft feierte, schloss sich dem rheinischen Rivalen aus Leverkusen an. Beim FC hatte man damit, so war es aus dem Umfeld zu hören, eines der größten Talente der letzten Jahrzehnte verloren.
Wirtz nun drittjüngster Bundesliga-Profi der Geschichte Gleichzeitig war der Missmut beim FC groß, da sich Leverkusen nicht an die Vereinbarung gehalten hatte, sich im Nachwuchsbereich nicht gegenseitig die Talente wegzunehmen. Bei Bayer war man jedoch der Ansicht, Wirtz als Lizenzspieler zu verpflichten und damit nicht gegen die Vereinbarung zu verstoßen. Blickt man nun auf das Debüt des jüngsten Profis in der Vereinsgeschichte von Bayer 04, dürfte die Werkself zumindest in diesem Punkt recht behalten haben. Wirtz löste mit seinem Startelfeinsatz am Montagabend gegen Werder Bremen Kai Havertz als jüngsten Bayer-Profi der Vereinsgeschichte ab. Gleichzeitig rutschte er mit seinen 17 Jahren und 15 Tagen an die dritte Stelle der jüngsten Bundesliga-Debütanten – hinter Nuri Sahin (BVB) und Yann-Aurel Bisseck vom FC. Bis zur Corona-Unterbrechung hatte Wirtz für Leverkusens U19 in vier Spielen zwei Tore und drei Vorlagen geliefert. FC-Juwel fehlte sportliche Perspektive In Köln hatte man es seinerzeit augenscheinlich verpasst, dem Junioren-Nationalspieler eine attraktive Perspektive am Geißbockheim aufzuzeigen. Statt Wirtz bereits ein Jahr früher in die U19 hochzuziehen und hin und wieder ins Profi-Training reinschnuppern zu lassen, wollten ihn die Verantwortlichen behutsam aufbauen. So blieb der Spieler zunächst weiterhin bei den B-Junioren und erzielte dort in zehn Spielen acht Treffer. Auch, als das mediale Interesse an dem Mittelfeldtalent immer größer wurde, versuchte man am Geißbockheim den Spieler noch weitestgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung rauszuhalten. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass es bis zu dieser Saison kaum mehr ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs beim FC zu den Profis geschafft hatte, schienen Wirtz eine geeignete Perspektive vermissen zu lassen.
Mit Jan Thielmann hat es bekanntermaßen inzwischen ein ehemaliger Mitspieler von Wirtz aus der U17-Meistermannschaft in den Profi-Kader geschafft. Überhaupt legen Horst Heldt und Markus Gisdol deutlich mehr Wert auf den eigenen Nachwuchs als ihre Vorgänger. Doch da war das Kind bei Florian Wirtz bereits in den Brunnen gefallen. Leverkusen witterte frühzeitig seine Chance, als Wirtz auf dem Markt zu sein schien und zeigte dem jungen Spieler insbesondere in Person von Rudi Völler einen frühzeitigen Weg zu den Profis. Und so konnten sich Leverkusen- wie auch FC-Fans am Montagabend erstmals live ein Bild von dem Talent machen, um das es so viele Streitigkeiten im letzten Winter gegeben hatte. Gut eine Stunde lang beackerte Wirtz in Bremen das Mittelfeld und zeigte insbesondere bei der Ballannahme und Spielübersicht, warum man ihn in Köln nur so ungern hatte ziehen lassen. Für Wirtz hingegen dürfte sein Bundesliga-Debüt nach aller Kritik die Bestätigung gewesen sein, alles richtig gemacht zu haben.
„Hätten uns gewünscht...“ - Wirtz-Debüt für Bayer trifft Kölns Nachwuchs-Bosse hart Er war DIE große Überraschung des 26. Spieltags: Florian Wirtz gab mit 17 Jahren und 15 Tagen sein Bundesliga-Debüt für Bayer Leverkusen. Während Superstars wie Leon Bailey (22) und Karim Bellarabi (30) beim 4:1-Sieg gegen Werder Bremen zunächst auf der Bank schmorten, schmiss Peter Bosz (56) Wirtz ins kalte Bundesliga-Wasser.
FC-Eigengewächs Florian Wirtz löst Kai Havertz ab Der gebürtige Pulheimer löste damit Kai Havertz (20) als jüngsten Bayer-Debütanten der Vereinsgeschichte ab. Ligaweit waren nur Nuri Sahin (16 Jahre, elf Monate und ein Tag) sowie FC-Talent Yann Aurel Bisseck (16 Jahre, elf Monate und 28 Tage) jünger. Der Startelf-Einsatz ist der vorläufige Höhepunkt eines turbulenten Halbjahres für das Kölner Eigengewächs Wirtz. Denn sein Transfer nach Leverkusen hatte zu Jahresbeginn hohe Wellen am Geißbockheim geschlagen.
Florian Wirtz standen beim 1. FC Köln alle Türen offen Wirtz wurde zehn Jahre beim FC ausgebildet, galt als absolutes Ausnahmetalent, dem im Verein alle Türen offen gestanden hätten. Im Klub hatte man sich daher auch mächtig gestreckt, um den Juniorennationalspieler, der auch Angebote von Bayern München und Borussia Dortmund auf dem Tisch hatte, zu halten. Am Ende entschied sich Wirtz wohl wegen der besseren sportlichen und finanziellen Perspektive für Bayer.
Bayer Leverkusen wiedersetzte sich Rheinland-Abkommen Dafür setzte der Werksklubs alle Hebel in Bewegung, missachtete sogar ein Abkommen zwischen Köln, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Dieses besagt, dass sich die drei Vereine im Nachwuchsbereich nicht gegenseitig die Talente wegschnappen. Bayer argumentierte damals, dass es sich bei Wirtz bereits um einen Lizenzspieler handelte und stattete ihn umgehend mit einem Profivertrag aus. So ging der Transfer schließlich mit einem „Geschmäckle“ über die Bühne.
NLZ-Leiter Matthias Heidrich sieht Wirtz-Debüt mit gemischten Gefühlen Ein Stachel, der bis heute tief sitzt im Kölner Nachwuchsleistungszentrum. „Florian ist ein hochtalentierter Fußballer. Aber er hat sich für einen anderen Weg entschieden“, sagt Matthias Heidrich (42). Der Kölner NLZ-Leiter verfolgte das Bundesliga-Debüt seines ehemaligen Schützlings daher „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. „Ich habe mich sehr für Flo gefreut und es macht uns hier alle stolz, wenn es einer unserer Jungs in die Bundesliga schafft. Andererseits ist er in Köln groß geworden, wir haben ihn zehn Jahre lang ausgebildet. Da wünscht man sich natürlich, dass er auch bei uns sein Debüt gibt“, sagte Heidrich gegenüber EXPRESS.
1. FC Köln kann stolz auf seine Jugendarbeit sein Bei all der Enttäuschung kann der FC aber auch mächtig stolz auf seine (Jugend-)Arbeit sein. Denn nach Darko Churlinov (19), Noah Katterbach (19), Ismail Jakobs (20) und Jan Thielmann (17) ist Wirtz der fünfte NLZ-Spieler, der in dieser Saison sein Bundesliga-Debüt feiern dufte. Mit Tim Lemperle (1 und Robert Voloder (19) stehen dazu noch zwei Talente in den Startlöchern, die sich ebenfalls noch Hoffnungen auf Minuten machen dürfen.
Bayer-Reaktionen auf das Debüt von Florian Wirtz Wenn Peter Bosz (56) einen seiner Spieler lobend erwähnt, muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn man sein Debüt macht. Erst recht, wenn man erst 17 Jahre alt ist“, sagte der Bayer-Trainer über Florian Wirtz. „Es war alles in allem eine gute Leistung von ihm, er war nicht nervös, das hat mir gefallen. Er hat bis zu seiner Auswechslung auch gut nach hinten gearbeitet“.
Mit offensichtlich überragenden Trainingsleistungen in der Corona-Pause hatte Wirtz, der formal noch zu Bayers U19 gehört, auf sich aufmerksam gemacht. „Da haben wir uns ein Riesen-Talent geangelt“, jubelte Abwehrchef Sven Bender (31). „Er ist unfassbar weit fußballerisch. Das ist sensationell.“
Torwarttalent Adamczyk verlängert langfristig beim FC Der 1. FC Köln schreitet weiter voran was die Bindung seiner eigenen Talente an den Klub angeht. Nach Noah Katterbach, Robert Voloder und Tim Lemperle hat nun auch U19-Torhüter Daniel Adamczyk seinen Vertrag beim FC langfristig bis 2023 verlängert.
Im vergangenen Sommer feierte Daniel Adamczyk mit der U17 des 1. FC Köln die Deutsche Meisterschaft. Schon früh war den Verantwortlichen am Geißbockheim klar, mit dem Deutsch-Polen ein großes Torwarttalent in den eigenen Reihen zu haben. Im Winter-Trainingslager 2019 auf Mallorca durfte sich der damals 16-jährige bereits bei den Profis und Torwarttrainer Andreas Menger zeigen. Seit vergangenem Sommer spielt Adamczyk für die U19 des FC und hielt dort in 20 Partien 13 Mal seinen Kasten sauber. Nun wurde der Keeper mit einem Vertrag bis 2023 – mit Option für ein weiteres Jahr – belohnt.
"Trauen ihm den Weg zu" „Daniel hat sowohl in der U17 als auch in der U19 eine sehr gute Entwicklung genommen. Er ist extrem fleißig und fokussiert. Mit seinen Leistungen in der vergangenen Saison hatte er einen großen Anteil am Gewinn der Deutschen U17-Meisterschaft. Deshalb haben wir ihn vorzeitig in die U21 hochgezogen und regelmäßig in das Torhütertraining der Profis integriert. Nach seinem erfolgreichen Schulabschluss in diesem Jahr kann er sich jetzt voll und ganz auf seinen Weg in den Profi-Bereich konzentrieren, den wir ihm alle zutrauen“, ist Menger überzeugt von dem Youngster. Auch der Spieler selbst ist froh, den seit 2014 beim FC eingeschlagenen Weg am Geißbockheim fortzuführen: „Ich freue mich sehr darüber, dass der FC mir diese Perspektive aufzeigt und mir nicht nur die Chance gibt, hier Profi zu werden, sondern mich auch entsprechend begleitet. Seitdem ich im Verein bin, werde ich von allen Seiten großartig gefördert, hatte früh die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Profibereich zu sammeln und fühle mich hier deshalb sehr gut aufgehoben.“ Adamczyk durchlief sämtliche Junioren-Nationalmannschaften und steht aktuell für die U18 des DFB zwischen den Pfosten.
„Sehr gute Entwicklung“ - FC verlängert Vertrag von Nachwuchs-Keeper langfristig Der 1. FC Köln macht weiter Nägel mit Köpfen!
Nachdem jüngst bereits die Talente Noah Katterbach (19/ bis 2024), Robert Voloder (19/ bis 2023) und Tim Lemperle (18/ bis 2023 – mit Option für ein weiteres Jahr) ihre Verträge in Köln langfristig verlängert haben, ist die nächste Tinte trocken.
Andreas Menger soll Daniel Adamczyk an die Profis heranführen Der Klub teilte mit, dass Nachwuchs-Keeper Daniel Adamczyk (17) bis 2023 unterschrieben hat. Beim FC stand der U17-Meister von 2019 seit Beginn dieser Saison regelmäßig in der U19 zwischen den Pfosten (20 Einsätze). Bereits im Wintertrainingslager auf Mallorca Anfang 2019 durfte er Profi-Luft schnuppern, war danach immer mal wieder im Training mit Timo Horn und Co. dabei. Mit Hilfe von Torwarttrainer Andreas Menger (47) soll der Deutsch-Pole jetzt sukzessive an den Profi-Kader herangeführt werden.
"Daniel hat sowohl in der U17 als auch in der U19 eine sehr gute Entwicklung genommen. Er ist extrem fleißig und fokussiert. Mit seinen Leistungen in der vergangenen Saison hatte er einen großen Anteil am Gewinn der Deutschen U17-Meisterschaft. Deshalb haben wir ihn vorzeitig in die U21 hochgezogen und regelmäßig in das Torhütertraining der Profis integriert. Nach seinem erfolgreichen Schulabschluss in diesem Jahr kann er sich jetzt voll und ganz auf seinen Weg in den Profi-Bereich konzentrieren, den wir ihm alle zutrauen“, sagt Torwarttrainer Andreas Menger.
Daniel Adamczyk freut sich auf die Perspektive beim 1. FC Köln Der junge Keeper ist indes stolz, dass er seinen Vertrag bei seinem Herzensklub verlängern konnte. „Ich freue mich sehr darüber, dass der FC mir diese Perspektive aufzeigt und mir nicht nur die Chance gibt, hier Profi zu werden, sondern mich auch entsprechend begleitet. Seitdem ich im Verein bin, werde ich von allen Seiten großartig gefördert, hatte früh die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Profibereich zu sammeln und fühle mich hier deshalb sehr gut aufgehoben“, sagt Daniel Adamczyk.