Habe lange die Füße stillgehalten, aber so langsam geht einem der Hut hoch. Es macht absolut keinen Spaß mehr hier im Forum zu lesen geschweige denn noch was zu Schreiben !!! Fast jeder Trööt wird hier für irgendwelche Kleinkriege zerschossen- dieser hier, Matchbirds, Early Birds etc. Vielleicht können sich die beteiligten Parteien einen eigenen „gegenseitig in die Eier treten“ Trööt aufmachen, dann muss man nicht etliche Seiten über den Kleinkrieg Mist scrollen bis das man mal wieder was zum eigentlichen Thema liest !!
Mich würde mal interessieren wie groß Eure Fernseher sind. Und die Lautsprecherboxen wie groß sind die und wieviel Watt haben die? Also nicht die aus dem Auto sondern die,die im Wohnzimmer stehen.
Zitat von ma_ko68 im Beitrag #6202Habe lange die Füße stillgehalten, aber so langsam geht einem der Hut hoch. Es macht absolut keinen Spaß mehr hier im Forum zu lesen geschweige denn noch was zu Schreiben !!! Fast jeder Trööt wird hier für irgendwelche Kleinkriege zerschossen- dieser hier, Matchbirds, Early Birds etc. Vielleicht können sich die beteiligten Parteien einen eigenen „gegenseitig in die Eier treten“ Trööt aufmachen, dann muss man nicht etliche Seiten über den Kleinkrieg Mist scrollen bis das man mal wieder was zum eigentlichen Thema liest !!
Mach Dir nichts draus, KINDERGARTEN für Besserwisser und Rechthaber, mehr ist das nicht!
Zitat von Kölsche Ostfriese im Beitrag #6204Mich würde mal interessieren wie groß Eure Fernseher sind. Und die Lautsprecherboxen wie groß sind die und wieviel Watt haben die? Also nicht die aus dem Auto sondern die,die im Wohnzimmer stehen.
Ohne als Angeber gelten zu wollen. Ich glaube, daß ich mehr PS im Scheibenwischer habe, als so mancher unter der Haube.
"Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat." Kurt Tucholsky
Ich mag Menschen, die mir reinen Wein einschenken. Oder Bier. Bier geht auch.
Die Saison lief nach Plan. Nur der Plan war Scheisse.
Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt. (Napoleon Bonaparte)
Da gönnt sich einer einen Audi TT, der Andere ein Familienhaus und einen Diesel Kombi. Ein Anderer schwimmt dazwischen, wirklich spannend! Leute kommt mal runter!
Bei einigen Beiträgen hier, würde selbst Aspirin Kopfschmerzen bekommen! Schließe meine dabei nicht aus!
Denke eines langsamen, schlechten und bis zum Hals vollen Denkers!
Zitat von Kölsche Ostfriese im Beitrag #6204Mich würde mal interessieren wie groß Eure Fernseher sind. Und die Lautsprecherboxen wie groß sind die und wieviel Watt haben die? Also nicht die aus dem Auto sondern die,die im Wohnzimmer stehen.
Nur 50". Da muss ich nachrüsten um mitzuhalten. Aber dafür hab ich ne Teufel Ultima drunter. :)
PS: der thread ist tatsächlich etwas abgedreht.
I have come here to chew bubblegum and kick ass... and I'm all out of bubblegum
Zitat von fidschi im Beitrag #6211Wieder unser Lieblingsthema in diesem Trööt: Im Iran soll es tatsächlich eine 2. Corona-Welle geben (EXPRESS).
War mal wieder ne typische Boulevard Schlagzeile, hier etwas aus dem Text: „Der Anstieg bei den Neuinfektionen könnte damit zusammenhängen, dass mehr Menschen getestet werden, sagte Ministeriumssprecher Kianusch Dschahanpur im staatlichen Fernsehen„
Zitat von fidschi im Beitrag #6211Wieder unser Lieblingsthema in diesem Trööt: Im Iran soll es tatsächlich eine 2. Corona-Welle geben (EXPRESS).
War mal wieder ne typische Boulevard Schlagzeile, hier etwas aus dem Text: „Der Anstieg bei den Neuinfektionen könnte damit zusammenhängen, dass mehr Menschen getestet werden, sagte Ministeriumssprecher Kianusch Dschahanpur im staatlichen Fernsehen„
Mittlerweile gibt es mehr "abgeschlossene" Fälle als aktuell infizierte Fälle, weltweit! Und das, obwohl erheblich mehr getestet wird. Natürlich werden die Tests zuerst nach Europa und USA geschickt, die durften wie immer ihren priveligierten Status ausnutzen. Da muss sich ein Land wie der Iran erstmal hinten anstellen. War leider immer so. Insgesamt ebbt die Welle deutlich ab. Von einer zweiten Welle kann man nichts erkennen. Hoffentlich bleibt sie auch weg. Mittlerweile hat auch der Chef vom Paul Ehrlich Institut gesagt, dass die Impfstofferprobung immer schwieriger wird, da man kaum noch Infizierte hat. Wo und wie will man dann die Wirksamkeit ausprobieren.
Zitat von Graf Wetter vom Strahl im Beitrag #6156 Doch, im Grunde ist das schon ein bißchen schlimm. Sowas sollte eigentlich zum Schulstoff gehören. Irgendwo 5. - 7. Klasse. Ich erinnere mich noch an diese ebenso geistreiche wie öffentlichkeitsgeile Schülerin vor ein paar Jahren, die maulte, Gedichtanalysen und Logik seien Humbug, man solle ihnen lieber zeigen, wie man eine Steuererklärung ausfüllt oder siczh allein die Schuhe zubindet.
Eine Welt voller praktischer Menschen, die mühelos an den einfachsten Praktiken zugrunde gehen kann, weil sie nicht von der Tapete bis zum Putz zu denken gelernt haben. Die Wirtschaft bekommt natürlich ein feuchtes Höschen bei diesem Gednaken...
Da hast Du natürlich recht. Ich meinte das auch nur im Vergleich zu einer Haltung, etwas auf keinen Fall wissen zu wollen oder sich aktiv dagegen zu wehren, etwas wissen zu können. Etwas nicht zu wissen ist insofern nicht schlimm, als man dieses Wissen ja jederzeit erwerben, kennen lernen, ausbauen kann. Wenn man dagegen etwas einfach nicht wissen will, ist das viel schlimmer. Dann sind wirklich Hopfen und Malz verloren (womit wir endlich wieder beim Thema Corona und Bier wären).
Ja, lieber Hermes, so hatte ich das auch verstanden. Und das ist selbstverständlich völlig richtig, was Du schreibst. Ich mochte nur gern ganz kurz darauf aufmerksam machen, daß in allerweitesten Teilen der Bevölkerung so gut wie gar kein Verständnis davon da ist, was ein Wissenschaftler eigentlich tut. Und wie Wissenschaft auch bloß in groben Zügen "funktioniert".
An fängt das schon mit der unseligen Gegenüberstellung von Theorie und Praxis. So gut wie jeder Mensch in Deutschland schleppt die mehr oder weniger latente Grundüberzeugung mit sich herum, daß Theorie etwas Unnützes sei und praktischer Zugriff auf die Wirklichkeit der einzig sichere Weg etwas zustande zu bringen. Die absurde Pointe liegt aber bereits in der Idiotie, Theorie von Praxis absondern und ihr kontradiktorisch (also als ausschließenden Gegensatz) gegenüberstellen zu wollen. Jedem, aber auch jedem praktischen Verfahren, das wir heute in unserem Alltag anweden, liegen theoretische Vorüberlegungen zugrunde. Auch und gerade den etwas elaborierteren Verfahren, die in Industrie und im Dienstleistungsbereich eingesetzt werden.
Jeder kann einen Computer benutzen, aber die wenigsten könnten einen programmieren. Die "Benutzeroberfläche" unserer gesamten Welt (nicht nur der virtuellen) ist aber immer nur so gut wie die Programme/Verfahren/Systeme, die ihr zugrunde gelegt wurden. Das gilt für alles, für den medizinischen ebenso wie den juristischen Bereich, für Technik und Herstellung, sogar für Handwerk und Unterhaltung. Allem, womit wir täglich umgehen, liegen teils ausgedehnte Vorerfahrungen zugrunde, die selbst wieder auf dezidiert theoretischen Grundsätzen aufbauen.
Total simples und daher vollkommen blödsinnig erscheinendes Beispiel: Um am Zebrastreifen abzubremsen, wenn ein Fußgänger denselben überquert, muß ich nicht nur wissen, daß eines der Pedale im Fußraum meines Fahrzeugs durch einen Mechanismus dafür sorgt, daß das Auto zum Stehen kommen kann, wenn ich es betätige, sondern ich muß auch wissen, daß ein mit ca. 40 km/h daherfahrendes KfZ einen ungeschützten menschlichen Körper beträchtlich beschädigen kann, weil die Materie, aus der das Auto gebaut ist, härter und widerstandsfähiger ist als die, aus der der menschliche Organsimus besteht. Außerdem weiß ich, daß es für mich Konsequenzen zufolge haben wird, wenn ich nicht abbremse und den menschlichen Körper eines anderen mit meinem Auto beschädige. Usw usf. Das geht immer bis zu den elementarsten Sätzen der Physik, Biologie, Chemie, Soziologie. Rechtsiwssenschaft usw.
Natürlich sind die Grundsätze dieser Wissenschaften aus der Erfahrung abgeleitet, aber nicht nur. Es sind auch enorm viel Mathematik und Logik nötig, um die Herleitungsketten lückenlos zu gestalten, und zumindest diese beiden Wissenschaften arbeiten nicht mit Erfahrungswissen im engeren Verständnis, sondern mit rein theoretischem Ansatz. Doch das führt jetzt sicher etwas weit. Fakt ist, daß viele Wissenschaftler, die nicht so privilegiert waren, wie Drosten einen Top-Job zu ergattern, von dauernden wirtschaftlichen Zwängen und Nöten getrieben dazu verdammt sind, ihre eigenbtliche Arbeit (Forschung, Lehre und Entwicklung) zu vernachlässigen, um Drittmittel ranzuwerben, Ausschreibungen zu gewinnen oder Bilanzen zu verschönern. Mit anderen Worten: Der Stellenwert der Wissenschaftler in unserer ausdifferenzierten Gesellschaft geht gegen Versicherungsvertreter. Mach ihnen Druck, und sie liefern. Qualität nebensächlich. Mal ganz abgesehen davon, daß Forschungsinteressen auch und gerade im akademischen Bereich längst durch finanzielle Gewinnmaximierung überlagert werden. Universitäten sind inzwischen Unternehmen und Wissenschaftler werden als Erfüllungsgehilfen von Marktgesetzen mißbraucht.
Zurück zum Ausgangsthema. Ich finde es, gelinde gesagt, dillettantisch und gefährlich, die Aneignung und Weiterbildung theoretischen Wissens als unnütze Zeitverschwendung und Geldverbrennerei zu brandmarken und auf das Hirngespinst einer theoriefreien Praxis zu setzen (was immer das letztlich sein sollte, meines Erachtens beinhaltet allein der Gedanke einen Widerspruch, der ihn zerplatzen lassen müßte, würde, ja würde man nur genauer darüber nachdenken). Aber Nachdenken ist ja eben das, was man vermeiden möchte. So wird der Widerspruch zum Zirkelschluß und die Welt immer mehr zu einem Ort wirren Herumprobierens ohne Plan und Struktur.
In vielen Berufen des Dienstleistungssektors gibt es heute schon keine eigentliche, zeitlich vorgeschaltete Ausbildung mehr, in der schematisch Operationen nach Fallunterschiedungen eingeübt werden, sondern es wird gleich angefangen zu arbeiten und darauf gesetzt, die Auszubildenden würden sich schon selbst eine Landkarte von Falltypen anlegen, in denen so oder so zu handeln sei. Das ist ... verhältnismäßig optimistisch, wie wir alle täglich sehen, aber eine konsequente Umsetzung des Praxis-über-Theorie-Postulats. "Machen, nicht labern", kann man sogar auf T-Shirts lesen.
Insofern überrascht es nur mäßig, wenn jetzt viele Leute mit ihrem Verständnis von und ihrem Verständnis für Wissenschaft an frühe Grenzen stossen. Sie erkennen dunkel, da sind irgendwelche Labertaschen, die wollen "uns" in unseren Alltag reinreden, ja wo gibt´s denn sowas? Die wissen doch auch nix, die probieren doch auch nur rum. Ja, stimmt, aber leider auf ungleich höherem Niveau als ein desinfektionsmittelinjizierender Donald Trump oder ein virenwegbrutzelnder Attila Hildesheim.
Es ist wirklich erbärmlich, was übrig geblieben ist von einer Gesellschaft, die noch in den 60er und 70er Jahren auf einem ordentlichen Weg war, eine Brücke zu schlagen zwischen abstraktem theoretischem Wissen und seiner Relevanz für das eigene Leben und Selbstverständnis als handelnder, fühlender und eben auchmal denkender Mensch. Die allermeisten Menschen heute können eben nicht noch sonderlich viel Wissen erwerben, weil ihnen nicht einmal die nötigen "Werkzeuge" zum Wissenserwerb zur Verfügung stehen. Und mit "Werkzeuge" meine ich keine Bücher, Computer oder Lehrer, sondern eine Persönlichkeitsstruktur, die nicht von Ablenkung und Imitation geprägt ist, sondern von Konzentrationsfähigkeit und Individualität.
Wenn man mit Medizinern spricht, hört man immer wieder, den meisten Menschen heute gehe sogar das Gefühl für den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse/Warnzeichen/Entwicklungsmöglichkeiten verloren. Mit anderen Worten, die totale Vernetzung von allem mit allem kappt auf der anderen Seite Verbindungen, die lebenswichtig sind. Und zwar gerade auch im Gehirn, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Die Welt, in der ich lebe, ist nicht per se einfach gegeben und muß von mir nur wahrgenommen werden, die Welt, in der ich mich bewege, entsteht und strukturiert sich erst duch meinen Blick auf sie bzw. die vielen abgesonderten Daten und Phänomene, die ich zu einer, meiner Welt zusammenbaue.
In der intersubjektiven Verständigung über die einzelnen "Welten", die da immer wieder im Diskurs aufeinanderprallen, sind vielleicht die allergrößten Löcher zu sehen, welche wir innerhalb weniger Jahrzehnte gerissen haben. Wenn kaum jemand noch weiß oder sich darüber Rechenschaft ablegt, woraus seine höchsteigene "Welt" im Kopf besteht, wenn kaum jemand mehr neugierig ist, die "Welten" anderer kennenzulernen und mit der eigenen abzugleichen, sondern die Konfrontation als Bedrohung statt als Chance ansieht, dann kommt so etwas dabei heraus wie das, was wir jetzt haben.
Bitte nicht falsch verstehen, zu vermutlich jeder Epoche des Menschengeschlechts gab es aller Wahrscheinlichkeit nach viel, viel mehr Kleingeister als Weiterdenker, aber die Absurdität dieses Bildes, das wir heute sehen, macht einen wirklich alle. Da hocken unzählige Neo-Neanderthaler vor fortschrittlichster Technik, nur um ihre allerprimitivsten Triebe zu befriedigen. Was darüber hinausgeht, ist doof, überflüssig oder existiert erst gar nicht.
Zitat von Graf Wetter vom Strahl im Beitrag #6156 Doch, im Grunde ist das schon ein bißchen schlimm. Sowas sollte eigentlich zum Schulstoff gehören. Irgendwo 5. - 7. Klasse. Ich erinnere mich noch an diese ebenso geistreiche wie öffentlichkeitsgeile Schülerin vor ein paar Jahren, die maulte, Gedichtanalysen und Logik seien Humbug, man solle ihnen lieber zeigen, wie man eine Steuererklärung ausfüllt oder siczh allein die Schuhe zubindet.
Eine Welt voller praktischer Menschen, die mühelos an den einfachsten Praktiken zugrunde gehen kann, weil sie nicht von der Tapete bis zum Putz zu denken gelernt haben. Die Wirtschaft bekommt natürlich ein feuchtes Höschen bei diesem Gednaken...
Da hast Du natürlich recht. Ich meinte das auch nur im Vergleich zu einer Haltung, etwas auf keinen Fall wissen zu wollen oder sich aktiv dagegen zu wehren, etwas wissen zu können. Etwas nicht zu wissen ist insofern nicht schlimm, als man dieses Wissen ja jederzeit erwerben, kennen lernen, ausbauen kann. Wenn man dagegen etwas einfach nicht wissen will, ist das viel schlimmer. Dann sind wirklich Hopfen und Malz verloren (womit wir endlich wieder beim Thema Corona und Bier wären).
Ja, lieber Hermes, so hatte ich das auch verstanden. Und das ist selbstverständlich völlig richtig, was Du schreibst. Ich mochte nur gern ganz kurz darauf aufmerksam machen, daß in allerweitesten Teilen der Bevölkerung so gut wie gar kein Verständnis davon da ist, was ein Wissenschaftler eigentlich tut. Und wie Wissenschaft auch bloß in groben Zügen "funktioniert".
An fängt das schon mit der unseligen Gegenüberstellung von Theorie und Praxis. So gut wie jeder Mensch in Deutschland schleppt die mehr oder weniger latente Grundüberzeugung mit sich herum, daß Theorie etwas Unnützes sei und praktischer Zugriff auf die Wirklichkeit der einzig sichere Weg etwas zustande zu bringen. Die absurde Pointe liegt aber bereits in der Idiotie, Theorie von Praxis absondern und ihr kontradiktorisch (also als ausschließenden Gegensatz) gegenüberstellen zu wollen. Jedem, aber auch jedem praktischen Verfahren, das wir heute in unserem Alltag anweden, liegen theoretische Vorüberlegungen zugrunde. Auch und gerade den etwas elaborierteren Verfahren, die in Industrie und im Dienstleistungsbereich eingesetzt werden.
Jeder kann einen Computer benutzen, aber die wenigsten könnten einen programmieren. Die "Benutzeroberfläche" unserer gesamten Welt (nicht nur der virtuellen) ist aber immer nur so gut wie die Programme/Verfahren/Systeme, die ihr zugrunde gelegt wurden. Das gilt für alles, für den medizinischen ebenso wie den juristischen Bereich, für Technik und Herstellung, sogar für Handwerk und Unterhaltung. Allem, womit wir täglich umgehen, liegen teils ausgedehnte Vorerfahrungen zugrunde, die selbst wieder auf dezidiert theoretischen Grundsätzen aufbauen.
Total simples und daher vollkommen blödsinnig erscheinendes Beispiel: Um am Zebrastreifen abzubremsen, wenn ein Fußgänger denselben überquert, muß ich nicht nur wissen, daß eines der Pedale im Fußraum meines Fahrzeugs durch einen Mechanismus dafür sorgt, daß das Auto zum Stehen kommen kann, wenn ich es betätige, sondern ich muß auch wissen, daß ein mit ca. 40 km/h daherfahrendes KfZ einen ungeschützten menschlichen Körper beträchtlich beschädigen kann, weil die Materie, aus der das Auto gebaut ist, härter und widerstandsfähiger ist als die, aus der der menschliche Organsimus besteht. Außerdem weiß ich, daß es für mich Konsequenzen zufolge haben wird, wenn ich nicht abbremse und den menschlichen Körper eines anderen mit meinem Auto beschädige. Usw usf. Das geht immer bis zu den elementarsten Sätzen der Physik, Biologie, Chemie, Soziologie. Rechtsiwssenschaft usw.
Natürlich sind die Grundsätze dieser Wissenschaften aus der Erfahrung abgeleitet, aber nicht nur. Es sind auch enorm viel Mathematik und Logik nötig, um die Herleitungsketten lückenlos zu gestalten, und zumindest diese beiden Wissenschaften arbeiten nicht mit Erfahrungswissen im engeren Verständnis, sondern mit rein theoretischem Ansatz. Doch das führt jetzt sicher etwas weit. Fakt ist, daß viele Wissenschaftler, die nicht so privilegiert waren, wie Drosten einen Top-Job zu ergattern, von dauernden wirtschaftlichen Zwängen und Nöten getrieben dazu verdammt sind, ihre eigenbtliche Arbeit (Forschung, Lehre und Entwicklung) zu vernachlässigen, um Drittmittel ranzuwerben, Ausschreibungen zu gewinnen oder Bilanzen zu verschönern. Mit anderen Worten: Der Stellenwert der Wissenschaftler in unserer ausdifferenzierten Gesellschaft geht gegen Versicherungsvertreter. Mach ihnen Druck, und sie liefern. Qualität nebensächlich. Mal ganz abgesehen davon, daß Forschungsinteressen auch und gerade im akademischen Bereich längst durch finanzielle Gewinnmaximierung überlagert werden. Universitäten sind inzwischen Unternehmen und Wissenschaftler werden als Erfüllungsgehilfen von Marktgesetzen mißbraucht.
Zurück zum Ausgangsthema. Ich finde es, gelinde gesagt, dillettantisch und gefährlich, die Aneignung und Weiterbildung theoretischen Wissens als unnütze Zeitverschwendung und Geldverbrennerei zu brandmarken und auf das Hirngespinst einer theoriefreien Praxis zu setzen (was immer das letztlich sein sollte, meines Erachtens beinhaltet allein der Gedanke einen Widerspruch, der ihn zerplatzen lassen müßte, würde, ja würde man nur genauer darüber nachdenken). Aber Nachdenken ist ja eben das, was man vermeiden möchte. So wird der Widerspruch zum Zirkelschluß und die Welt immer mehr zu einem Ort wirren Herumprobierens ohne Plan und Struktur.
In vielen Berufen des Dienstleistungssektors gibt es heute schon keine eigentliche, zeitlich vorgeschaltete Ausbildung mehr, in der schematisch Operationen nach Fallunterschiedungen eingeübt werden, sondern es wird gleich angefangen zu arbeiten und darauf gesetzt, die Auszubildenden würden sich schon selbst eine Landkarte von Falltypen anlegen, in denen so oder so zu handeln sei. Das ist ... verhältnismäßig optimistisch, wie wir alle täglich sehen, aber eine konsequente Umsetzung des Praxis-über-Theorie-Postulats. "Machen, nicht labern", kann man sogar auf T-Shirts lesen.
Insofern überrascht es nur mäßig, wenn jetzt viele Leute mit ihrem Verständnis von und ihrem Verständnis für Wissenschaft an frühe Grenzen stossen. Sie erkennen dunkel, da sind irgendwelche Labertaschen, die wollen "uns" in unseren Alltag reinreden, ja wo gibt´s denn sowas? Die wissen doch auch nix, die probieren doch auch nur rum. Ja, stimmt, aber leider auf ungleich höherem Niveau als ein desinfektionsmittelinjizierender Donald Trump oder ein virenwegbrutzelnder Attila Hildesheim.
Es ist wirklich erbärmlich, was übrig geblieben ist von einer Gesellschaft, die noch in den 60er und 70er Jahren auf einem ordentlichen Weg war, eine Brücke zu schlagen zwischen abstraktem theoretischem Wissen und seiner Relevanz für das eigene Leben und Selbstverständnis als handelnder, fühlender und eben auchmal denkender Mensch. Die allermeisten Menschen heute können eben nicht noch sonderlich viel Wissen erwerben, weil ihnen nicht einmal die nötigen "Werkzeuge" zum Wissenserwerb zur Verfügung stehen. Und mit "Werkzeuge" meine ich keine Bücher, Computer oder Lehrer, sondern eine Persönlichkeitsstruktur, die nicht von Ablenkung und Imitation geprägt ist, sondern von Konzentrationsfähigkeit und Individualität.
Wenn man mit Medizinern spricht, hört man immer wieder, den meisten Menschen heute gehe sogar das Gefühl für den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse/Warnzeichen/Entwicklungsmöglichkeiten verloren. Mit anderen Worten, die totale Vernetzung von allem mit allem kappt auf der anderen Seite Verbindungen, die lebenswichtig sind. Und zwar gerade auch im Gehirn, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Die Welt, in der ich lebe, ist nicht per se einfach gegeben und muß von mir nur wahrgenommen werden, die Welt, in der ich mich bewege, entsteht und strukturiert sich erst duch meinen Blick auf sie bzw. die vielen abgesonderten Daten und Phänomene, die ich zu einer, meiner Welt zusammenbaue.
In der intersubjektiven Verständigung über die einzelnen "Welten", die da immer wieder im Diskurs aufeinanderprallen, sind vielleicht die allergrößten Löcher zu sehen, welche wir innerhalb weniger Jahrzehnte gerissen haben. Wenn kaum jemand noch weiß oder sich darüber Rechenschaft ablegt, woraus seine höchsteigene "Welt" im Kopf besteht, wenn kaum jemand mehr neugierig ist, die "Welten" anderer kennenzulernen und mit der eigenen abzugleichen, sondern die Konfrontation als Bedrohung statt als Chance ansieht, dann kommt so etwas dabei heraus wie das, was wir jetzt haben.
Bitte nicht falsch verstehen, zu vermutlich jeder Epoche des Menschengeschlechts gab es aller Wahrscheinlichkeit nach viel, viel mehr Kleingeister als Weiterdenker, aber die Absurdität dieses Bildes, das wir heute sehen, macht einen wirklich alle. Da hocken unzählige Neo-Neanderthaler vor fortschrittlichster Technik, nur um ihre allerprimitivsten Triebe zu befriedigen. Was darüber hinausgeht, ist doof, überflüssig oder existiert erst gar nicht.
O brave new world that has such people in´t.
Lieber Graf, vielen Dank für diesen Post und die ausführliche Antwort, der ich leider Punkt für Punkt nur zustimmen kann. Das Bedauern bezieht sich dabei natürlich nicht auf Deinen Post, sondern auf die traurige Wirklichkeit, die er beschreibt. Der Post selbst ist nur ein weiteres Beispiel, warum ich Deine Beiträge hier so liebe, diese einzigartige Mischung aus Einsicht in viele (auch weit voneinander entfernte) Fachgebiete, Weitsicht für gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen, die perspektivenreiche Betrachtung komplexer Situationen, ohne den Blick auf den einen oder anderen Aspekt zu verengen und blind für die anderen zu werden, und das alles gepaart mit viel Ironie und Humor. Was Du beschreibst, ist dagegen geeignet, einen hart an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Denn auch die Wissenschaft ist unter den Bedingungen, die Du schilderst, ja nur noch eingeschränkt in der Lage, ihr positives Potential zum Nutzen aller optimal zu entfalten. Besondere Hoffnungen schüren solche Bedingungen jedenfalls nicht... Hoffnung schüren könnte dagegen die aktuelle Diskussion um eine "third mission" der Universitäten, Wissen an möglichst breite Teile der Bevölkerung weiterzugeben und so Bildung und Beteiligung zu fördern.
Und Hoffnung machen natürlich auch Orte wie dieses Forum, wo viele Menschen mit ihrer jeweils eigenen Mischung aus offenen Augen, wachem Verstand und unterschiedlichem Humor zusammenkommen, um sich auszutauschen... Was nicht immer gelingt. Aber häufig eben schon.
Ein Ziel, wird immer wieder von mir verlangt, ein Ziel sollte ich haben. Mein Gott, muss ich da fragen, wo soll denn das hinführen? Christof Stählin
Kölnische Rundschau von heute: Ein britisches Forscherteam vom Imperial College London hat die Maßnahmen und Todeszahlen analysiert und kommt zu dem Schluß, "dass die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus.......allein in elf europäischen Ländern etwa 3,1 Millionen Todesfälle verhindert haben."
Ein zweites Forscherteam berichtet ebenfalls in "Nature", dass die Maßnahmen " bis zum 6.April allein in den Ländern China, Südkorea, Italien, Iran, Frankreich und den USA rund 530 Millionen Infektionen verhindert hätten".
Studienleiter Solomon Hsiang von der UC Berkeley (USA):"Ich denke, kein anderes menschliches Unterfangen hat jemals in so kurzer Zeit so viele Leben gerettet."
Auch das kann ich alles nicht selber überprüfen. Sollten die Schätzungen auch nur annähernd richtig sein, wäre es schon enorm, was gegen Corona geschafft wurde. Ich spreche hier von Menschenleben und nicht Arbeitsplätzen. Doch, wie ein amerikanischer Gouverneur so schön sagte:"Es gibt Wichtigeres als zu leben....!"
Wird bei mir sicherlich wieder Bad Meingarten, warum weit in die Ferne wenn man ein Idylle Zuhause hat? Wenn ich Sandstrand will muss ich mit Fahrrad zum 7 Kilometer entfernten Baggersee, nicht mit dem Flugzeug um die halbe Welt. Den Dümmer See habe ich auch noch in der Nähe, mit Zeltmöglichkeit! Zum Wandern gibt es noch genug Wald hier in der Nähe und den Sexurlaub kann ich in einem der örtlichen Puffs machen! Einzig ein verlängertes Wochenende im Harz könnte ich mir vorstellen, mal wieder mit der Brockenbahn den Berg hoch und zu Fuß zurück hat für mich immer einen Reitz!
Bei einigen Beiträgen hier, würde selbst Aspirin Kopfschmerzen bekommen! Schließe meine dabei nicht aus!
Denke eines langsamen, schlechten und bis zum Hals vollen Denkers!
Trump besucht Fabrik für Wattestäbchen, die zu Corona-Tests produziert werden. Er hat keinen Mundschutz vor seinem Schandmaul. Fabrik muß Produktion vernichten. Trump lobt Ware "Made in USA".
Wenn mir jemand vor fünfundzwanzig Jahren erzählt hätte, ein Staatschef irgendeines europäischen oder nordamerikanischen Landes würde sowas bringen (und evtl. wiedergewählt werden), ich hätte ihm gesagt, er solle nicht so viele Horrofilme gucken und das Abo für die Zeitschrift "Mad" nicht mehr verlängern.
[...] Hoffnung schüren könnte dagegen die aktuelle Diskussion um eine "third mission" der Universitäten, Wissen an möglichst breite Teile der Bevölkerung weiterzugeben und so Bildung und Beteiligung zu fördern.
Und Hoffnung machen natürlich auch Orte wie dieses Forum, wo viele Menschen mit ihrer jeweils eigenen Mischung aus offenen Augen, wachem Verstand und unterschiedlichem Humor zusammenkommen, um sich auszutauschen... Was nicht immer gelingt. Aber häufig eben schon.
Lieber Hermes,
Du hast die Gabe, Dinge in wirklich klaren, gleichwohl immens gehaltvollen Worten auf den Punkt zu bringen. Ich hoffe auch, daß meine obige (Aus-)Sicht der Dinge zu pessimistisch gesehen war und selbstverständlich besteht immer die Möglichkeit das Ruder herumzureissen. Allerdings wohl nicht mehr in allen Bereichen gleichermaßen.
Was in Hinsicht auf den Stellenwert von Wissenschaft evtl. noch zu leisten wäre, wenn sich genügend Personen im entscheidungsbefugten Rahmen dafür interessieren würden, das scheint an anderer, ungleich bedeutsamerer Stelle bereits verloren. Ich fürchte, die partielle Analphabetisierung weiter Teile der jüngeren Bevölkerung ist ein Prozeß, der sich nicht so leichthin umkehren lassen wird. Mir ist natürlich klar, daß die Anwendung des Begriffs "Analphabetismus" in den zuständigen Wissenschaften (hey, da sind sie wieder!) exakten Kriterien unterliegt, die (noch) nicht überall erfüllt sind. Aber es ist ja kein Geheimnis, daß Lehrerverbände, Linguisten und sonstige Leute, die sich damit beschäftigen, seit einiger Zeit schon darauf hinweisen, daß ein großer Prozentsatz der beschulten Kinder selbst in fortgeschritteneren Klassen nicht über zureichende Kenntnisse im Lesen und Schreiben verfügt.
Es gibt ja den schönen Satz: "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil". Mag sein, aber wer lesen tut, gerät ins Hintertreffen, denn er verpasst im Grunde alles das, was wirklich zählt: Sinnbefreites Rumchillen, achselzuckendes Abhängen, bräsiges Dummschwätzen, was man halt so machen sollte, wenn man jung ist und kein Außenseiter werden will.
Ich möchte mich nicht schon wieder mit langatmigen Detaildiskussionen aufhalten (für die ich in diesem Bereich auch gar nicht kompetent genug bin), sondern lieber gleich in den Stammtischmodus schalten und an den schönen, großen Rädern der Debatten drehen: Was in den vergangenen ca. 25 Jahren angerichtet wurde in Bezug auf Vernachlässigung der Kernkompetenzen junger Menschen, das wird viele Jahrzehnte benötigen, selbst wenn man jetzt sofort gegensteuern würde. Ist ein bißchen wie beim Klima, alle sehen es (okay, fast alle), viele reden drüber, aber keiner tut wirklich etwas.
Und hier geht es echt nicht bloß um Rechtschreibung oder so einen Scheißdreck. Hier geht es darum, daß Kindern u. Jugendlichen (heutigen Erwachsenen teilweise schon) Zugangsmöglichkeiten zu Bildung systematisch erschwert wurden, indem man nicht ansatzweise genügend Sorgfalt darauf verwandt hat, sie in den Stand zu setzen, sich selbständig valide Informationen über ein Thema zu beschaffen oder sogar davon Kenntnis zu haben, daß einige Informationen weniger sicher als andere sind und daß Speichersysteme und überhaupt die Provenienz von Information (also der Ort, an dem sie dargeboten wird) entscheidende Kriterien für den Auswahlprozeß von Informationen darstellen. Ich schreibe "Information" mal im Plural, obwohl es den strenggenommen nicht gibt.
Das Paradox, daß noch nie Information so leicht zugänglich war und es noch nie so schwierig gewesen ist, sie einer Bewertung auf die Relevanz ihres Gehalts hin zu unterziehen, wurde und wird noch immer einfach so hingenommen. Es gibt da draußen Kids, die wissen nicht, wo Afrika liegt, haben aber eine genaue Karte irgendwelcher Fantasy-Reiche im Kopf. Was mal mit dem berühmten "Schwarzen Auge" angefangen hat (einem zugegeben legendären Spiel), hat sich längst zu ganzen Kontinenten an Alternativwelten ausgewachsen, die zum Zweck des Eskapismus (der Wirklichkeitsflucht) gerne aufgesucht und bewohnt werden. Das ist nur ein Beispiel von unzähligen, neulich habe ich ein 15-jähriges Mädchen treffen müssen, das alles über Kosmetik wußte, aber "hübsch" mit "p" geschrieben hat.
Der Punkt bei alledem ist schlicht der, daß keine eingehendere Auseinandersetzung mit der gesamten Welt, in der man wirklich lebt, stattfindet. Die Komplexität scheint so überwältigend, einschüchternd und auch in ihrer ganzen Härte sicher irgendwie abstossend, daß von vornherein klein beigegeben wird. Hier ist das Tor dann sperrangelweit offen für Vereinfachungen und Verzerrungen. Das erleben wir ja gerade und dieses Herunterbrechen von Unübersichtlichkeit auf kindlich naive Plakativitäten hat etwas ebenso Komisches wie Gespenstisches an sich.
Als ich 13 war, wußte ich wenig über die Welt um mich herum. Bei einem Geburtstag meines Vaters kam mein Bruder, der fast 18 Jahre älter ist als ich, hoch in mein Zimmer und fing einfach an, mit mir über den Kalten Krieg zu sprechen, der gerade seinem Ende zuging, und über Entwicklungen in der Atom-Forschung (mein Bruder ist Physiker). Obwohl ich fast nichts davon verstand und gar nichts dazu sagen konnte. Aber er hat mich irgendwie ernst genommen als Gesprächspartner und ich merkte, da ist etwas, das zu wissen sich lohnt. Das schwierig ist, aber groß. Größer als alle WM-Spiele mit Ergebnis auswendig zu können (das hatte ich nämlich damals drauf). Zu meinem nächsten Geburtstag bekam ich den berühmten Fischer Weltalmanach von ihm geschenkt und zur Konfirmation einen programmierbaren Taschenrechner von HP (Ende der 80er noch eine Sensation in der Schule).
Ich sag´s mal so: Hätte all´das 10 Jahre später stattgefunden und hätte er mir irgendeinen link geschickt, anstatt sich hinzusetzen, mit mir zu reden, mir ein Buch in die Hand zu drücken und mir ein einfaches Würfelprogramm in polnischer Notation für meinen Taschenrechner beizubringen, ich würde heute vielleicht... ja, was weiß ich, ins Fußballstadion rennen und bierselig einen bescheuerten Verein von grenzdebilen Schwachmaten anfeuern. Äh, streicht einfach den letzten Satz, okay...?
Wo war ich? Ach ja, beim Kalten Krieg. Also, ich finde den Krieg, den wir in den vergangenen Jahrzehnten sozusagen gegen unsere Jugend geführt haben, einen Krieg der Vernachlässigung und der Überforderung durch Unterforderung, auch einen eiskalten Krieg. Einen Krieg, der - wie fast alle Kriege - aus wirtschaftlichem Interesse geführt wurde. Bestimmt habe ich das schonmal hier i.wo geschrieben, es ist ja eine meiner Lieblingsthesen (von der ich immer noch schwach hoffe, daß mir irgendwann widerlegt werden wird): Spätestens in den 90ern begann in großem Umfang ein Krieg gegen das Selbernachdenken und die intellektuelle Mündigkeit der Bevölkerung geführt zu werden. Um Gewinnmaximierung auf breitester Front noch um ein paar Zehntelprozentpunkte nach oben zu schrauben, wurden ganze Industrien der Ablenkung und Selbstreferenzialität geschaffen, Freizeitparks, Fernsehsender, Spielkonsolen etc., die alle den einen Zweck hatten, Menschen in möglichst jungem Alter schon süchtig, passiv, konformistisch und gefügig zu machen.
Wer irgendwelchen Schrott kaufen soll, darf nicht in der Lage sein darüber nachzudenken, ob das, was er kaufen soll, evtl. Schrott sein könnte. Menschen wurden zu regelrechten Reiz-Reaktionsautomaten konditioniert. Wenn ich an die Mittags/Nachmittagstalkshows im Privatfernsehen in den 90ern denke, möchte ich am liebsten die Todestrafe wiedereinführen. Da wurden in erbärmlichster Manier wehrlose Verdummungsopfer aufeinandergehetzt, nur damit der geneigte Zuschauer daheim sich denkt: Mensch, wenn die damit durchkommen, daß sie leben wie Amöben und sich verhalten wie Affen im Zoo, dann komme ich damit vielleicht auch durch.
Hat einer von Euch Freunde, die im Jobcenter oder als Sozialarbeiter oder in der medizinischen Erstversorgung tätig sind? Arbeitslos in dritter Generation und so weiter? Ich höre diese Geschichten immer aus erster Hand, wie zum Beispiel (zartere Gemüter nicht weiterlesen, bitte!) die aus einem Problemstadtteil von Dinslaken, wo Jugendamtmitarbeiter in einer Sozialwohnung standen und fassungslos mitanhörten, wie der Vater einer Familie, der schon morgens auch vor den kleinsten Kindern Pornos laufen ließ, seinen Sohn mit Androhung von Gewalt dazu gezwungen hat, seine eigene Mutter zu penetrieren. Ein Extrembeispiel? Naja, wißt Ihr, wie viele Studentinnen sich ritzen und erniedrigenden Sex mit wildfremden Männern suchen, nur um für einen Augenblick den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen, der aus einer Kindheit in einer vollkommen dysfunktionalen "Patchworkfamilie" herrührt?
Was das alles mit unserem Thema zu tun hat? Wenn es keine Selbstverwirklichungschancen mehr gibt, denen man sich widmen kann, wenn man als Getriebener durch ein unverstandenes und unverstehbares Leben gehetzt wird, bleibt als letzte Option nur noch der eigene Körper. Wie bei anderen Tieren als den menschlichen eben auch, die auch erlernte Hilflosigkeit und sogar selbstverletztendes Verhalten zeigen, wenn sie genügend in die Enge getrieben werden. Und wenn die Brutalität stimmt, mit der Konsum propagiert und durchgepaukt wird, kommen auch solche Devianzen zustande wie oben angedeutet. Und die Brutalität stimmt und hat gestimmt, mit der Konsum durchgepaukt wird und wurde.
Ich meine das vollkommen ernst, da ist kein Fitzchen Ironie dabei: DAS ist die einzige "Verschwörung", die tatsächlich stattgefunden hat in den vergangenen Jahrzehnten. Und drolligerweise sind die allermeisten unterbelichteten Hackfressen, die heute rumkrakeelen, unsere Regierung würde dies und das mit uns anstellen wollen, lupenreine Exponate dieser eigentlichen Verschwörung, der "Arm-dumm-und-krank-aber-glücklich-abhängig"-Verschwörung.
Und da wundern sich die Leute, daß Wissenschaftler kein Standing mehr haben. Ja, seid ihr denn noch zu retten?