Zitat von smokie im Beitrag #345@Ron Nur mal aus Interesse: Glaubst du, es gibt für die Zukunft irgendeine Lösung, um Bayers, VWs, Hoffenheims oder Bullen zu verhindern? Aus meiner Sicht ist dies nämlich schon verbaut, eben weil die o.g. zugelassen wurden. Und abschaffen kann man sie auch nicht
@smokie Mich freut, dass wir meiner Meinung nach zum Kern der Diskussion vordringen. Denn der liegt tatsächlich darin, wer den Fußball gestaltet und wer ihn gestalten sollte, bzw. wem gehört der Fußball. Die Antwort kann nur lauten, denjenigen die den Fußball lieben. Ich bin ziemlich sicher, dass die Vier, in ihrer jetzigen Form, nicht den Vorstellungen Kremers entsprechen. Ich habe jetzt keinen fertigen Plan in der Schublade, allerdings lautet meine Antwort auf deine Frage:"Ja!".
Du hast Recht, eine Modifikation innerhalb des Systems scheint verbaut. Daher denke ich, dass das System als Ganzes entweder angepasst wird oder durch ein neues System ersetzt wird. Die Bundesliga war ja auch eine neues System, mit Kinderkrankheiten. So bekäme man den notwendigen Spielraum. Die Vier können ja gerne versuchen, eine eigenständige Konkurrenz auf die Beine zu stellen.
Man hat von Seiten DFL bzw. DFB auch deshalb die Konstrukte zugelassen, weil ein gerichtliche Vorgehen der Verhinderten wohl die 50+1-Regel verdampft hätte. Insofern kann man getrost davon ausgehen, dass eine Rolle rückwärts nicht mehr möglich ist. Es ist einfach nicht mehr möglich, das Rad zurückzudrehen, was die unheiligen 4 betrifft. So sehe ich die Sachlage zumindest.
Zitat von Kohlenbock im Beitrag #351Man hat von Seiten DFL bzw. DFB auch deshalb die Konstrukte zugelassen, weil ein gerichtliche Vorgehen der Verhinderten wohl die 50+1-Regel verdampft hätte. Insofern kann man getrost davon ausgehen, dass eine Rolle rückwärts nicht mehr möglich ist.
Nach meiner Meinung hätte man spätestens Matteschitz den Riegel vorschieben können. Bei Kind in Hannover wird die 50+1 Regel vehement verteidigt, das hätte man schon bei Matteschitz und auch bei Hopp so handhaben können.
Der Zweck ist das Wichtige, und nicht, welche Mittel man dafür eingesetzt hat; Auf das Ergebnis kommt es an, nicht, auf welchem Wege man es erreicht hat . Um etwas Gutes zu erreichen, darf man auch etwas Schlechtes tun.
Dies ist die Vorgehensweise und dies darf so niemals sein.
Eine Rückabwicklung wird es ebenfalls nicht geben, dies ist rein rechtlich gar nicht mehr möglich.
Selbst unsere 50+1 Regelung würde vor Gerichten wohl gekippt werden falls es jemand versucht, was auch irgendwann der Fall sein wird.
Eine neue Liga würde international wohl kaum anerkannt werden.
Und implodieren des Systems wird es sicher irgendwann geben, jede Blase platzt irgendwann aber das Ende ist doch noch lange nicht erreicht, hört doch nur mal zu was einem Infantino alles einfällt und was er von sich gibt.
Dieser Weg lässt sich verzögern aber aufhalten lässt es sich nicht mehr, jedenfalls wenn man die global Player versucht einzuschränken.
Fußball, Football, Hockey, Baseball, Motorsport sind Sportarten wo Unsummen umgesetzt werden in ihren bevorzugten Ländern oder gar weltweit und Fußball steht da noch ganz unten in der Geldentwicklung.
Versucht mal für die Lakers Karten zu bekommen, falls es überhaupt möglich ist, 1000 Dollar ist man an dem Tag schnell weg und ich rede nicht von Schwarzmarkt.
Die Buden sind voll bis unters Dach und die Stadien sind keine lanxes Arena.
Was wir sehen bei uns, ist erst der Anfang und wir sind auch an der internationalen Entwicklung gebunden.
So lange wir mit unserem System im Wettbewerb mithalten können haben auch wir Fans die Möglichkeit mitzugestalten, allerdings nur im Dialog und der Bereitschaft die Vereine zu verstehen. Sturheit wird da der falsche Ratgeber sein.
Zitat von Bacardi im Beitrag #353Fußball, Football, Hockey, Baseball, Motorsport sind Sportarten wo Unsummen umgesetzt werden in ihren bevorzugten Ländern oder gar weltweit und Fußball steht da noch ganz unten in der Geldentwicklung.
Ein Bekannter von mir schaut ab und an Eiskockey in den USA. Er meinte, dass man für die Parkgebühren dort eine Stehplatzkarte beim FC kriegen würde.
Ich kann ja verstehen, dass früher angeblich alles besser war. Ist aber vorbei. Die Vereine sind Wirtschaftsunternehmen und der DFB der Dachverband. Entscheidungen, die getroffen wurden, muss man halt schlucken. Und Fußball ist schon lange nicht mehr allein der Sport des Arbeiters. Genausowenig wie Baseball oder Basketball in den Staaten. Da werden in den Stadien auch mehr Geschäfte ausgeklüngelt als in Firmengebäuden. Der VIP Bereich von Bayern, Schalke oder Köln ist mittlerweile auch nicht anders. Interessanterweise sind die erfolgreichsten Vereine in Deutschland ja immer noch FC Bayern und Bor. Dortmund. Denen kann man weder ein 50+1 Vergehen, noch einen Privatinvestor vorwerfen. Die haben einfach viel richtig gemacht!
@Barcadi "Niemals" ist ein Begriff des Extrems. Extreme sind grundsätzlich extrem Fehleranfällig. So auch jetzt. Deine Schlussfolgerung konsequent zu Ende gedacht, wäre viele unmenschliche Ereignisse nie beendet worden. Mit Begriffen wie "Gutes und Schlechtes" ist auch schon extrem viel Schindluder getrieben worden. Es gibt Situationen, die es nicht zulassen, unbefleckt raus zu kommen. Dann ist es tatsächlich eine Frage der Abwägung, die hoffentlich immer richtig ausfällt. Selbst dann, wenn man sich die Hände schmutzig macht und in Teilen höchsten moralischen Ansprüchen nicht genüge tun kann.
Infantino dreht den Hahn noch auf und seine Ideen werden die Blase schneller platzen lassen, als unter seinem Vorgänger.
Zum Thema Lakers, das Staples Center bietet 19.000 Basketball-Fans Platz. Es liegt in einer Stadt mit 4 Mio. Einwohner und knapp 17,8 Millionen in der erweiterten Metropolregion. Damit steht die Greater Los Angeles Area unter den größten Metropolregionen der Welt an 18. Stelle. Bezüglich der Wirtschaftskraft unter den Städten der Welt belegt L.A. den dritten Rang hinter Tokio und New York City. Wohlstand,Angebot und Nachfrage erklären deinen Ticket-Preis.
Zitat von Bacardi im Beitrag #359Ron Du verwirrst mich etwas, Du beantwortest meinen Beitrag ohne selbst klar Stellung zu beziehen.
Also daher direkt die Frage, stehst Du zu dem das der Zweck das wichtigste ist und es egal ist welche Mittel man dafür einsetzt?
@Barcadi Sorry, wollte dich nicht verwirren. Eigentlich hatte ich auch gedacht (,im Kontext meiner vorherigen Beiträge,) dass ich Stellung bezogen habe.Sei´s drum, du bist es wert
Die Berichterstattung ist/war anfänglich sehr manipulativ, denn es werden sofort unzulässige Kausalketten gebildet, an deren Ende das Hochhalten eines Plakats mit dem Aufruf zum Mord gleichgesetzt wird. Das passiert meiner Meinung nach nicht zufällig, weil es einem Ziel dient, nämlich das Anliegen des Hochhaltenden durch Diffamierung der Person(en) ignorieren zu können. Das in dieser Diskussion verschiedenste Ereignisse und Verhaltensmuster reflexartig, nicht nur aber auch von "neutralen Berichterstattern", vermischt wurden, hilft nur, die Emotionen zu bedienen. Hochschlagende Emotionen verhindern ebenfalls eine sachliche Auseinandersetzung. Letzter wurde nachweislich in all den Jahren von der Fanszenen-Vertretung gesucht und die Anliegen in diversen Workshops mit dem DFB/DFL vorgetragen.
Ein Gesicht im Fadenkreuz ist ein Botschaft der Ablehnung, allerdings mit größerem Interpretationsspielraum, als er im ersten Aufschlag medial verbreitet wurde. Die Redewendung:"Ich habe dich im Visier!", bedeutet nicht, ich knall dich ab, sondern, ich beobachte dich und dein Handeln genau. Das mag für den Betroffenen unangenehm sein und ist wohl auch die Absicht dahinter, allerdings nicht die schwärzeste Stunde des Fußballs.
Ich schränke meine Kritik an den Medien ein, weil es tatsächlich differenziertere Herangehensweisen an dieses Thema gab. Nicht so prominent, aber immerhin.
Es graust mich, dass ich das Gefühl habe, mich hier explizit von körperlicher Gewalt distanzieren zu müssen, weil dies eigentlich selbstverständlich ist. Desweiteren kann ich auch Hopps Lebensleistung anerkennen, ohne ihn, in meinem Lieblingshobby, eine aktive und bestimmende Rolle übernehmen sehen zu wollen. Gleichfalls kann ich anerkennen und auf eine gewisse Weise sogar damit sympathisieren, dass sich die aktive Fanszene diverser Vereine seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich dieser Thematik widmet. Aus einem einzigen Grund, es ist ihnen eine Herzensangelegenheit.
Ich bin kein Ultra, dazu bin ich zu altersmilde. Ich hege aber ein gewisses Grundverständnis, ohne jede Aktion relativeren zu wollen. Die Aktion vom Wochenende fand ich verhältnismäßig, angemessen und auch clever. Denn die Aktion war das beherrschende Thema der Woche. Keine Berichterstattung ohne Verweis darauf. Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass sich Leute zusammengeschlossen haben, die sich normalerweise nicht das Schwarze unter den Fingernägel gönnen, darf man ruhig mal zuhören, was sie wollen.
Das ganze passiert in einem größeren Kontext, der mir ebenfalls übel aufstößt. Dabei ist mir klar, dass sich die Zeiten ändern und früher nicht alles besser war. So manche Veränderung geht mir aber richtig gegen den Strich. Dann fühle ich mich manchmal älter als ich bin, weil ich mich nicht dagegen auflehne, sondern mich damit abfinde, weil es die Mühe nicht lohnt. Dann habe ich anschließend zweimal Grund mich, über mich selbst, zu ärgern.
Ich hoffe mein Standpunkt ist deutlich und ich habe klar Stellung bezogen.
Ron, es ging um die Frage heiligt der Zeck die Mittel, die man anwendet, um ein Ziel zu erreichen. Ich war der Ansicht das dies grundsätzlich niemals der Fall sein darf. Du relativierst und begründest es mit Sympathien für die Anliegen der Fans und ihren 10-jährigen Kampf. Sympathien für die Anliegen hege auch ich, nur wird es niemals einen Konsens geben, wenn die Positionen beider Parteien unverrückbar sind. In der Saison 2017/2018 wurden die Verfehlungen (Beleidigung und Fadenkreuz von rd. 30 BVB Fans begangen, hiergegen hatte sich (da widerholt diese Schmähungen auftraten) Herr Hopp gewährt und eine private Klage angestrebt. Das DFB Sportgericht hat dies aufgegriffen und Dortmund zu einer Strafe von 50 K verurteilt mit dem Zusatz einer zweijährigen Bewährung. Hiernach gab es Aussprachen mit Hopp und einigen Fan Vertretern, die sogar in einem Grillabend in Hoffenheim endeten. Die Zivilklagen wurden fallengelassen und es sollte ein Schlussstrich gezogen werden. (so wurde es mir von Freunden aus dem BVB Lager berichtet und es deckt sich mit einigen Aussagen und Presseberichten) Als Symbolfigur gegen den DFB ist Hopp damit verbrannt und taugt in diesem Zwist im Grunde nicht mehr. Es ist natürlich schwierig ein Auto, Medizin oder eine Brause Dose als Symbol zu verwenden, wenn man schon den eigentlichen Adressaten als Symbol für seine Kritik nicht möchte. Die erneute Verfehlung aus dem BVB-Lager (kein Mensch weiß ob es die gleichen waren) zwingt den DFB regelgerecht seine Bewährung zurück zu nehmen und die bereits seid zwei Jahren ausgesprochene Androhung wahr zu machen. Nun zu der Aktion selbst welche absolut eine Straftat darstellt auch wenn sie dafür gedacht war maximale Medienaufmerksamkeit zu erlangen. Der Zweck, diese Medienaufmerksamkeit kann nicht damit begründet werden in dem man die Mutter beleidigt, (jeder von uns würde zur rasenden Wildsau falls jemand unsere Mütter so herabsetzt und da reicht auch kein Hinweis das Prostituierte mittlerweile ein Beruf ist). Ein Konterfei ist ja eine großartige Sache, Che geistert noch heute als solches ja herum aber geschmückt mit einem Fadenkreuz geschmacklos und dürfte vor Gerichten als Aufruf zur Straftat verstanden werden. (Bei Gerichten in Berlin vielleicht nicht aber an den meisten unserer Gerichte schon) Das begehen von Straftaten ist dieser aktiven Fanszene oder zumindest einen teil dieser aber völlig egal und ebenfalls ob hierbei jemand zu Schaden kommt. Die Mittel die ich für meine Ziele einsetze dürfen niemals zu einem Rechtsbruch führen denn sonst verliert man jegliche Glaubwürdigkeit und den Respekt für eine Sache die es sich im Grunde Lohn zu verteidigen und dafür zu streiten.
Ich misch mal kurz ein zur Frage, ob der Zweck die Mittel heiligen kann.
Scheinbar schon, denn wie sonst kann es sein, daß Hopp inzwischen 97% iger Anteilseigner in Hoffenheim ist. Wie konnte es passieren, daß über mehrere Jahre das Regelwerk des DFB ignoriert und bewusst ausgehebelt wurde, andere Vereine für kleinere Lizenzierungsvergehen drakonisch bestraft wurden? Wird von uns jemand von der Staatsanwalt gefragt, ob wir uns beleidigt fühlen und ob sie aktiv werden soll? Und für wen wird schon eine Sonderkommission der Polizei ins Leben gerufen, um einem Privatmann Beweise für eine Zivilklage an die Hand zu geben? Richtig, uns sind diese Privilegien verwehrt. Wir spenden einfach zu wenig.
"Toleranz ist der Verdacht, dass der Andere Recht hat." Kurt Tucholsky
Ich mag Menschen, die mir reinen Wein einschenken. Oder Bier. Bier geht auch.
Die Saison lief nach Plan. Nur der Plan war Scheisse.
Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt. (Napoleon Bonaparte)
Es ist richtig das hopp 96 prozentiger Anteileigener ist aber erstens hat der dfb dem zugestimmt und zweitens haben die rd. 11.000 Mitglieder dem zugestimmt.
Warum diese Form so gewählt wurde und die Erhöhung nicht über gewährte Darlehen herbeigeführt wurde kann ich nicht sagen, auch nicht was den dfb dazu veranlasst hat dem zuzustimmen aber in Fall Kind nicht.
Faktisch gesehen war unser Fc nach W.O. auch nicht mehr Herr über seine Anteile.
Wenn man die Bilanz genau betrachtet gehörte unser Fc zu dem Zeitpunkt dem Finanzamt
Bevor es untergeht, die Aktion der Frankfurter Ultras fand ich klasse. "Adi (Hütter) sag Bescheid, wenn du eine Spielunterbrechung brauchst!", war eine gelungene Reaktion. Ich vermute, es wird nicht lange dauern, bis die erste Kurve versucht den Torwart mit A...loch, Wixxer, DFB zu verunglimpfen oder sich Kinder mit "Du Hopp" beleidigen.
Wenn der Kicker eine Überschrift wählt: "Hopp-Anfeindungen: Löw fordert Reaktion "so hart wie es irgendwie geht", dann besteht da wohl Nachholbedarf. Weiter unten im Text ...DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht den "gesamten Fußball und die gesamte Gesellschaft" gefordert, ähnliche Vorfälle in Zukunft zu unterbinden. "Wir müssen uns als Fußball, nicht nur der DFB, auch die Profivereine, die DFL, aber auch die Fans klar dazu bekennen, dass wir solche Plakate, solche Schmährufe nicht haben wollen", sagte er im ZDF. https://www.kicker.de/771290/artikel/hop...irgendwie_geht_
Wohlgemerkt, die Empörung bezieht sich auf die Schmähungen gegen Hopp. Auf Schalke sah der DFB und Neuer selber über die Schmähungen hinweg, mit dem Hinweis, es wäre ein übliches Verhalten. Es waren aber nicht nur die Frankfurter kreativ. Christian Spiller hat in Zeit-online einen Blick in die Kurven gewagt.
...Mit Spruchbändern fing am vorigen Wochenende alles an. Auf ihnen haben einige Ultras des FC Bayern den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp als "Hurensohn" bezeichnet. Es folgten: zwei Spielunterbrechungen, ein solidarisches Ballgeschiebe, pathetische Reden von Vereinsbossen und Journalisten, schiefe Vergleiche und nun bald immerhin ein runder Tisch zwischen Fanvertretern und den Fußballverbänden.
Wer fürchtete, die Lage könnte in den vier DFB-Pokal-Spielen am Dienstag und Mittwoch eskalieren, durfte erkennen: Die Ultras haben ihren Protest verfeinert. Das war auch nicht besonders schwer, zielte er zuvor auf das Prinzip der symbolhaften Maximalbeleidigung, die auch viele andere Fans abgeschreckt hat.
Nun wird ihr Protest konkreter, kreativer, auch Deutschlehrer hätten an ihm ihre Freude. Die jüngsten Beispiele zeigen, dass Spruchbänder schon seit Jahren fester und wichtger Bestandteil und Ausdrucksform der Ultras sind. Ein Kulturgut der Kurve sozusagen. Sie sind nicht immer, aber häufig unterhaltsam, manchmal gar selbstironisch. Mit eigenen Codes, Hervorhebungen und immer unterschrieben von der jeweiligen Fangruppe. Damit senden sich Ultras Botschaften zu und spielen auf Ereignisse in der Szene an. Sie sind, wenn man so will, das Facebook der Ultras.
...Saarbrücken:"Zig Tote in Katar, der FCB ist trotzdem da! Ein Mäzen heult los, die Bayern mutieren zum Trauerkloß!" ...Schalke 04: "Dementer Fußball-Bund: Eure Zusage gegen Kollektivstrafen vergessen, versucht ihr nun uns Fans mit Spielabbrüchen zu erpressen!" ...Union Berlin: "Hopp, Hopp, Hopp, der Verband folgt im Galopp" ... Leverkusen:"Der DFB bricht sein Wort: Schützt lieber seine Investoren statt Akteure im Fußballsport! +Torunarigha +Kwadwo"
Das Highlight der Woche war das Spruchband, das die Frankfurter in der zweiten Halbzeit ausrollten. Für das letzte Wort ließen sie sich besonders viel Zeit, viele im Stadion hielten den Atem an ... und dann war zu lesen: "Dietmar Hopp, du Sohn einer Mutter :-)" https://www.zeit.de/sport/2020-03/spruch...r-mutter-ultras
in den letzten Tagen hat deine Person ganz schön Staub aufgewirbelt, zwischenzeitlich hast du gar das Coronavirus als Topmeldung abgelöst. Es ging um Schmähungen gegen Dich, Spielunterbrechungen, Rassismus, sogenannte Fans, Kollektivstrafen und vieles mehr. Du selbst sagst ja, dass du gar nicht verstehst, was für ein Problem die Leute mit dir haben(1).Na dann mach ich mir doch mal die Mühe…
In den vergangenen Jahren hat unsere Kurve eigentlich immer wieder bewusst auf Schmähungen deiner Person verzichtet. Es erscheint zu einfach, eine recht umfassende Kritik an der immer weiter voranschreitenden Kommerzialisierung an einzelnen Ausprägungen wie der TSG Hoffenheim oder Red Bull Leipzig fest zu machen(2). Die Probleme sind doch viel komplexer, ziehen sich durch alle Vereine, die Verbände sowieso und das ganze Fußballgeschäft an sich, als dass man sich an einzelnen Feindbildern abarbeiten müsste. Und ganz nebenbei: auch das Wort „Hurensohn“ ist so gar nicht der Stil unserer Kurve.
Trotzdem bist du natürlich auch bei uns Fans von Mainz 05 nicht gerade beliebt. Wir sind nun mal einer der Vereine, deren Platz und Existenz du mit deinem Engagement bedrohst. Unser Weg in die Bundesliga war verbunden mit harter Arbeit und Begeisterung, solidem Wirtschaften, guten Personalentscheidungen und einigen herausragenden, visionären Persönlichkeiten. Der Weg deiner TSG Hoffenheim verlief hingegen vor allem in großer finanzieller Abhängigkeit zu deiner Person. Wer sich seinen Platz in der Bundesliga durch einen Mäzen erkauft und dabei andere Vereine dank dieser finanziellen Unterstützung rechts überholt, der gewinnt damit vielleicht Spiele aber ganz sicher keine Sympathien. Mit jedem weiteren finanzkräftigen Investor, der das Spielfeld betritt, wird die Luft dünner für Vereine wie Mainz 05.
Bei diesen Voraussetzungen ist es nicht überraschend, dass du regelmäßig Zielscheibe für Kritik und Schmähungen bei nahezu allen Anhängerschaften anderer Vereine bist. Dabei geht sicher vieles über eine normale Kritik hinaus, manches ist derbe, anderes gar niveau- oder geschmackslos. Fankultur ist überhaupt schwer zu fassen. Sie ist häufig provokant und rebellisch; die feine Klinge mit wohlgefeilter Kritik geht hier schon mal Hand in Hand mit plumpen Beleidigungen. Der fast schon pathologische Verteidigungsreflex deiner Unterstützer bei Beleidigungen oder Kritik an deiner Person führt eigentlich immer wieder darauf hinaus, was für ein Ehrenmann du bist, weil du viele karitative Zwecke unterstützt(3). Dem könnte ich jetzt entgegenhalten, dass du laut Footballleaks bei Spielertransfers in Grauzonen mitverdienst(4), seit Jahren einen Betriebsrat bei SAP blockierst(5) und wenn man will, kann man sicher noch viel mehr zumindest Fragwürdiges über dich finden. Darum geht es aber auch gar nicht, die ganze Verteidigungs- bzw. Angriffslinie geht am Thema vorbei. Sonst würde es ja in der Schlussfolgerung bedeuten, dass man sich mit karitativem Engagement einen Freibrief gegen jegliche Kritik erkaufen kann.
Es ist bestimmt nicht schön das zu ertragen, aber dein Umgang damit macht die Sache nicht leichter. Gerade mit den Fans von Borussia Dortmund führst du in den letzten Jahren einen beispiellosen Konflikt. Zur Erinnerung: in Hoffenheim wurden Störgeräusche eingesetzt, um Gesänge gegen dich zu unterbinden(6), du hast Richtmikrofone eingesetzt, um einzelne Fans wegen Gesängen zur Anzeige zu bringen(7) und immer wieder Verfahren durch den DFB angezettelt(8). Und auch die Fans haben sich nicht bitten lassen, die Beleidigungen immer wieder angebracht. Trauriger Höhepunkt aus Fansicht war nun der Widerruf einer Bewährungsstrafe gegen Borussia Dortmund(9) und somit die Wiedereinführung von Kollektivstrafen durch den DFB(10). Dies haben viele Kurven zum Anlass für Protest genommen, der auch immer wieder Beleidigungen deiner Person beinhaltete wie in München oder bereits letzte Woche in Gladbach(11), Beleidigungen gegen den DFB und später gegen dich wie bei Union Berlin(12) oder einfach nur sachliche Kritik wie beim MSV Duisburg(13). Sehr unterschiedliche Formen, die aber alle eine Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter gemein hatten. Das wiederum basiert auf einem 3-Stufen Plan des DFB(14), aber das weißt du sicher selbst, lieber Dietmar.
Also wollen wir mal diese Dinge betrachten und auch versuchen, auf die Rolle des DFB hierbei einzugehen, denn obwohl es ja zunächst scheinbar um Schmähungen und Kritik an deiner Rolle als Mäzen ging, hat der Konflikt nun eine Menge ganz neuer Ebenen hinzubekommen. Plötzlich geht es nun um Grundsatzfragen im Verhältnis kommerzialisierter Fußball vs. Fans. „Was ist erlaubt?“ „Wie wird sanktioniert?“ wären noch die offensichtlichen, aber selbst das wäre extrem verkürzt. Der Konflikt und die gesamte mediale Begleitung hat hier erdrutschartig aufgezeigt, dass Funktionäre, Manager, Spieler und Sportreporter in einer komplett anderen Welt leben als viele Fans und Ultras.
Anfangen muss man sicher nochmal bei dem in diesem Zusammenhang immer wieder aufkommenden Begriff Rassismus. Wenn man sich Definitionen anschaut, geht es verkürzt gesagt bei Rassismus um Menschengruppen, denen aufgrund von Abstammungs- oder Herkunftsgemeinschaften gewisse Merkmale zugeschrieben werden und danach bewertet werden(15). Auf keine der gegen dich geäußerten Beleidigungen trifft das zu, daher ist die Verwendung dieses Begriffs in diesem Kontext einfach nur Quatsch. Diskriminierend hingegen könntest du manche der Beleidigungen durchaus nennen(16), aber dann müsstest du dich in irgendeiner Form als benachteiligte Minderheit sehen. Ob das als in der Gesellschaft sehr privilegierter Milliardär gegenüber tatsächlich diskriminierten Personengruppen nicht etwas weit hergeholt wäre? Musst du selbst wissen…
Was aber gar nicht klargeht, sind hingegen die Verknüpfungen mit den rassistischen Morden von Hanau, wie sie von Max Eberl(17) bis hin zu Alfred Draxler(1 gezogen worden sind. Neun Menschen wurden in Hanau von einem Nazi als „nicht Deutsch“ markiert und deshalb hingerichtet. In Gladbach wurde ein weißer, deutscher Milliardär beleidigt. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun! Diese beiden Dinge in einen Topf zu werfen, stellt nicht nur eine völlig überzogene Skandalisierung des Plakats dar. Vor allem ist es eine unerträgliche Relativierung tödlicher rechter Gewalt(19)!
Überhaupt wird man als Mainz 05-Fan ja hellhörig, wenn aus deiner Ecke Menschen rassistischer oder diskriminierender Äußerungen beschuldigt werden. Das hast du nämlich schon 2007 gemacht, als Christian Heidel eine in jeder Hinsicht sachliche und begründete Kritik an deinem Engagement in Hoffenheim formulierte und du sofort ins oberste Regal gegriffen hast(20). Und wenn wir dann noch mit deiner eigenen Familiengeschichte und deinen Äußerungen(21) dazu anfangen, dann glaube ich ist es besser, wenn du Worte wie Rassismus erstmal nachschlägst, bevor du sie in den Mund nimmst!
Wenn man dann beginnt, tatsächlich über Rassismus zu reden, dann schauen wir doch mal zum DFB, der sich mit diesem Thema in den letzten Jahren doch eher – nun ja, wie soll man sagen – „schwer tut“. Schon in der Debatte um Mesut Özil fand der Verband nicht die richtigen Worte(22), der DFB-Ethikrat verpasste auch gegen Clemens Tönnies ein klares Statement zu setzen(23), seinen Schiedsrichter ließ der DFB den Hertha-Spieler Jordan Torunarigha vom Platz stellen, statt das Spiel zu unterbrechen(24) und ein DFB-Landesverband wertete ein Spiel gegen die B-Jugend von Hertha BSC, nachdem diese wegen rassistischer Beleidigungen den Platz verlassen haben(25). Da geht es nicht darum, dass jemand in einer schwierigen Situation mal falsch entschieden hat, es sind Fehler wie bei Tönnies und der Hertha B-Jugend, bei denen der DFB oft genug Wochen Zeit hatte, sie im Zweifel zu korrigieren. Und das sind nur die bekannteren Vorfälle der jüngeren Zeit. Alles in allem genügt es aber, um dem DFB ein absolutes Armutszeugnis auszustellen und da sind die hanebüchenen Äußerungen von Fritz Keller im ZDF-Sportstudio nicht mal eingerechnet(26).
Nachdem der DFB in all diesen Fällen ohne jede Konsequenz und Linie reagiert hat, wurde nun am Wochenende in aller Härte durchgegriffen, die Sportberichterstattung überschlug sich gegenseitig mit Superlativen und zur Krönung entleerte Mario Basler seinen sexistischen und geistigen Dünnschiss am Sonntagmorgen in der Talkrunde Doppelpass(27). Verhältnismäßigkeit und realistische Einordnung? Keine! Populismus und Doppelmoral? Wo man nur hinschaut! Nachdem all diese Menschen also immer und immer wieder geschwiegen haben, werden nun Beleidigungen wie sie sicher nicht schön sein mögen, die aber gewiss nicht zum ersten Mal vorgekommen sind, plötzlich zum Anlass genommen, eine rote Linie zu ziehen. Nicht wo es einen schwarzen Spieler wie Torunarigha getroffen hat, nicht bei sexistischen Beleidigungen(28), sondern dann, wenn es dich trifft, einen weißen Milliardär, der nebenbei auch noch Premium-Partner des DFB ist(29). Es scheint, als greife beim DFB der Grundsatz: Die Würde des Mäzens ist unantastbar.
Lieber Dietmar, wenn du also für eine Sekunde mal deine eigene Perspektive verlässt, über die Beleidigungen gegen dich hinwegschaust, nur so für einen klitzekleinen Moment, solltest du erkennen, wie sehr hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Wie sich all diejenigen fühlen mögen, bei denen nichts passiert ist? Als viele von denen, die jetzt am lautesten anklagen, die ersten waren, die das Geschehen relativierten(30). All diejenigen in den Kurven, die seit Jahren gegen Kommerzialisierung und ihre Auswüchse protestieren(31), sich nachhaltig gegen Rassismus stellen(32), können sich doch nur vor den Kopf gestoßen fühlen von dieser Heuchelei(33).
Karl-Heinz Rummenigge(34) und der FC Bayern(35), der DFB mit all seinen Machenschaften(36,37,3 sind jetzt die Chefankläger. Sie erheben einen moralischen Zeigefinger, wo sie sonst selbst die ersten sind, bei denen Geld über jede Moral erhaben ist und äußern gegen u.a. einer Ultragruppe wie der Schickeria München, die gefühlt mehr gegen Antidiskriminierung in den letzten Jahren getan hat(39) als sämtliche Vereine und Verbände zusammen, den Vorwurf der Diskriminierung. Auch wenn du, lieber Dietmar, jetzt ins Feld führen magst, das sei ja alles Whataboutism und überhaupt musste da endlich etwas passieren, seien dir die vielen auch guten journalistischen Einordnungen ans Herz gelegt, u.a. von Mara Pfeiffer(40), Marco Fuchs vom Spiegel(41), Christian Spiller von der Zeit(42) uvm., die sich in ihrer Tonalität und Beurteilung sehr deutlich von denen ihrer journalistischen Kollegen vom Sportressort unterschieden. Aber gut, als Sportjournalist legt man sich besser nicht mit Kalle Rummenigge und dem FC Bayern an(43,44).
Überhaupt merkt man in der ganzen Debatte, wie weit weg Menschen aus dem Sportbereich von gesellschaftlichen Themen entfernt sind, wenn z.B. Freiburgs Nils Petersen Politik lieber ganz aus dem Sport raushalten möchte(45). Oder auch unser Trainer Achim Beierlorzer sich wie so viele an einer Stelle äußerte, an der er sich besser erstmal ein differenziertes Meinungsbild eingeholt oder ein Gespräch mit Fans gesucht hätte(46). In der ganzen Geschichte ist es dir, lieber Dietmar, und deinen Mitstreitern wirklich gelungen, über jeden Kontext hinweg die Deutungshoheit in Gut und Böse zu erlangen. Das alles ist aber erst der Beginn eines Konfliktes biblischen Ausmaßes, der in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren ausgetragen werden wird und dessen Ursachen nur wenig mit deiner Person zu tun haben(47,48). Und wenn ich am Anfang gesagt habe, dass wir dich in Mainz gar nicht als Feindbild sehen oder auch das Wort „Hurensohn“ nicht unbedingt zu unserem Stil passt, mit jedem Statement und jedem Artikel, der diese Sache so maßlos einseitig betrachtet, wächst die Wut auf dich, den DFB und all die Rummenigges dieser Welt. Ihr habt euch selbst zu Symbolbildern dieses Krieges gemacht, ihr steht für Doppelmoral, Bigotterie, Kapital und Heuchelei. Für mich seid Ihr das hässliche Gesicht des Fußballs!
Friede der Loge, Krieg der Kurve DFB-Präsident Keller sucht den Konflikt Ein Kommentar von Christian Bartlau
Fritz Keller sollte den Aufbruch verkörpern beim Deutschen Fußballbund. Doch sein merkwürdiger Auftritt im "Sportstudio" beschädigt den Hoffnungsträger, der in Sachen Rassismus unwissend agiert und den aktiven Fans realitätsfremd vor den Kopf stößt.
Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne. Erst recht, wenn die Vergangenheit schmerzt. Fritz Keller sollte das Gesicht dieses Neuanfangs sein beim Deutschen Fußballbund. Sein Vorgänger Reinhard Grindel war über eine Luxusuhr gefallen und ohnehin an allen Fronten gescheitert: Der Fall Özil, die Nibelungentreue zu Joachim Löw, die fehlende Aufklärung des gekauften Sommermärchens, die wachsende Kluft zwischen Amateuren und Profis, die vergiftete Atmosphäre zwischen Vereinen, Verbänden und Fans - dieses schwere Bündel lastet seit September 2019 auf Kellers Schultern.
Lobeshymnen begleiteten seine Wahl zum DFB-Präsidenten. Glaubwürdig sei dieser Keller, fachlich kompetent, bodenständig, kurz: "Die richtige Wahl", wie Uli Hoeneß es ausdrückte. Doch wer dem Hoffnungsträger Fritz Keller am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" lauschte, dem könnten einige andere Attribute in den Sinn kommen: realitätsfremd, abgehoben, unwissend, bigott. Von Zauber keine Spur. Nur von Vergangenheit.
...Trotzdem, nur zur Einordnung, noch einmal der Sachverhalt: Im Block mit den Fans des FC Bayern hingen Plakate mit Beleidigungen gegen den Hoffenheimer Geldgeber Dietmar Hopp. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Keller stieg jedoch ganz auf die Linie der Fußball-Elite von Karl-Heinz Rummenigge bis Michael Zorc ein: "Ich glaube wir sind wirklich am Tiefpunkt angekommen." Es gehe "nur mit Solidarität" weiter, für die "Sauberkeit im Sport". Nochmal: Es ging um Beleidigungen gegen Hopp. Nicht um die schwarzen Kassen für das Sommermärchen, nicht um die Gauner bei der Fifa, nicht um tote Arbeiter auf den Baustellen für die Winter-WM in Katar. Für den DFB-Präsidenten Keller, der über sieben Millionen Mitglieder vertritt, ist das Maß voll, wenn ein Milliardär beleidigt wird. Ein Mann, der sich die besten Anwälte leisten kann, und das auch tut. Seit Jahren überzieht Hopp Fans mit Prozessen.
Um zu erkennen, wer ihren Chef den Sohn einer Sexarbeiterin nennt, hat die TSG übrigens Richtmikrofone im Stadion installiert. Hopp braucht keinen besonderen Schutz. Jordan Torunarigha hätte ihn gebraucht, bekam aber Gelb-Rot. Der Hertha-BSC-Profi wurde Opfer von rassistischen Beleidigungen. Was aber wäre passiert, wenn er vom Platz gegangen wäre und seine Kollegen gleich mit? Da wurde Keller vom engagierten Antirassisten ("Die dümmste Form von Hass") plötzlich zum Paragrafenreiter: "Es gibt Gesetzgebungen, Verordnungen, Regeln, die von der Fifa gemacht worden sind." Sprich: Niederlage am Grünen Tisch, da kann man leider nichts machen, Pech gehabt.
Überhaupt wurde man das Gefühl nicht los, der DFB-Präsident könnte beim Thema Rassismus ein wenig Nachhilfe gebrauchen: Keller behauptete, England sei weiter im Kampf gegen Rassismus, weil das Problem dort einfach schon viel länger bestehe. Ein Lapsus? Eher nicht, er legte nach: Es wolle ihm nicht in den Kopf, wie so viele Jahre nach dem Krieg Rassismus wieder ein Problem werde in Deutschland. Wieder?
Keller ist 62 Jahre alt. Selbst wenn er als Winzer und Gastronom schwer beschäftigt war, wird ihm doch Lichtenhagen etwas sagen? Solingen? Die NSU-Morde? Im Fußball arbeitet er seit 1994. Er muss doch einmal das U-Bahnlied im Stadion mitbekommen haben. Reichskriegsflaggen bei Auswärtsspielen der Nationalmannschaft. Rechte Hooligans bei der WM in Frankreich. Oder will der Präsident des weltgrößten Sportfachverbands so tun, als sei Rassismus in deutschen Stadien im Jahr 2020 ein relativ neues Phänomen? Das würde zwar erklären, warum sich der DFB auf diesem Feld regelmäßig blamiert. Kellers Ernst kann das nicht sein.
Die Erklärung für Kellers merkwürdigen Ansichten liegt wahrscheinlich in der Sichtweise: Wer das Spiel nur vor dem Fernseher oder von den VIP-Bereichen der Bundesliga-Stadien aus betrachtet, hält den Fußball einfach nur für das porentief reine Hochglanzprodukt, das die Werbeträger von Coca Cola bis SAP so gern sehen. Der tiefverwurzelte Rassismus, der vor allem in den unteren Ligen überdauerte und nun einfach wieder lauter wird, lässt sich von den Logen aus so wunderbar übersehen.
Nicht nur das: Was in der Kurve passiert, was die Fans umtreibt, interessiert am Fünf-Sterne Buffet niemanden. Mucken sie auf, werden sie laut und unbequem, verweisen die Funktionäre sie an ihren Platz. Bei Keller klang das im "Sportstudio" so: Die Vereine sollten "überlegen, wem sie Tickets geben". Schließlich handele es sich um "Chaoten, die das Spiel zerstören wollen." Sagt der Mann, der Ende der Woche lächelnd dem Fifa-Boss Gianni Infantino die Hand drückte. Ein Treffen vor dem Prozess um das gekaufte Sommermärchen. Was dort wohl besprochen wurde? Auskünfte dazu gibt der DFB nicht, so weit geht die neue Transparenz nun nicht. Wann es die denn nun gebe, wollte Katrin Müller-Hohenstein im "Sportstudio" wissen. Gegenfrage Keller: "Wie soll ich als einfacher Fußballfunktionär diese Wahrheit herauskriegen?" Tja, wenn man nur als Präsident des DFB irgendetwas tun könnte ... Vielleicht könnte sich der DFB ja, nur so ein Vorschlag, im Prozess um das Sommermärchen nicht so "obskur" verhalten, wie es der in Fifa-Korruptionssachen bestens informierte SZ-Journalist Thomas Kistner ausdrückte.
Wer mit dem Foto des glücklichen Paares Keller und Infantino in der Hand durch die Kurven der Bundesliga laufen würde und die Frage stellte, wer hier das Spiel zerstört, die meisten Menschen dürften mit dem Finger auf den Glatzkopf zeigen. Und wenn Fritz Keller nicht aufpasst, tippen sie danach auch noch auf den DFB-Präsidenten.
Die harte Gangart Kellers im "Sportstudio" gegen die angeblichen "Chaoten" in den Kurven der Liga wirft eine Frage auf: Weiß er schlicht nicht, was Hopp symbolisiert? Weiß er nicht, welcher Stellvertreterkrieg über den Hoffenheimer Boss ausgetragen wird? Eigentlich unmöglich: Die Diskussion um den überbordenden Kommerz, die wachsende Entfremdung der kritischen Teile der Fans - das kann einem DFB-Chef nicht entgehen. Also blendet er diese Perspektive absichtlich aus. Die Sicht der aktiven Fans ist Keller offenbar komplett egal. Und das, obwohl gerade sie es sind, die mit Initiativen gegen Rassismus, Antisemitismus und Homophobie wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet haben. Und leisten mussten, weil der DFB sie lange genug allein gelassen und weggeschaut hat. Bis die Kurven sich den falschen Feind ausgesucht haben. Einen aus den VIP-Logen.
Man kann das alles so machen wie der DFB-Präsident. Aber dann muss man mit dem Vorwurf leben, man sei ein Boss für die Bosse. Als solcher hat Keller den aktiven Fans gestern im "Sportstudio" erklärt, nach welcher Losung der DFB in die Zukunft gehen will: Friede den Logen, Krieg den Kurven.
Ron, ich danke dir für diese 2 Beiträge. Ich muss das ganze echt erstmal verarbeiten. Da werden schon schwere Geschütze aufgefahren, die mich diese ganze Entwicklung um Hopp noch mal überdenken lassen müssen. Das werde ich tun.
Zitat von Ron Dorfer im Beitrag #334@barcadi Ich möchte dir widersprechen. Ich bin kein Ultra und störe mich dennoch daran. Ich kenne eine Zeit, in der es Leverkusen und Wolfsburg in der Bundesliga nicht gab und die Bundesliga ebenfalls funktionierte. Ich bin kein Ultra, könnte aber gut damit leben, wenn diese Zeit eine Renaissance erleben würde. Dies gilt auch für die TSG und am stärksten für RB.
Die vier Genannten stehen für einen Kulturbruch, an dem ich mich störe, so sehr, dass ich mich aufrege. Alle vier vereint, dass die Entscheidungsgewalt darüber, wann, was, wo zu geschehen oder nicht zu geschehen hat, in den Händen von Vereinsexternen (Bayer/VW) oder in den Händen einzelner Personen liegt (Hopp/Mateschitz). Für mich steht dieses Gebaren in einem klaren Widerspruch, zu den Regeln, die sich der Fußball selbst gegeben hat.
Der Fußball war in Deutschland schon immer ein Sport des „einfachen“ Volkes. Seine Popularität verdankt er „Arbeitern“, die sich zur Ausübung zusammenschlossen. Dem damaligen Zeitgeist folgend in Vereinen. Damit liegt schon in der Wiege dieses Sports etwas Revolutionäres, und zwar im Wortsinne. Die Vereinigung und Organisation des „Proletariats“ wurde von den Herrschenden auch als potentielle Bedrohung und Hort der Unruhe empfunden. Nicht ganz zu Unrecht.
Vereine haben etwas Verbindendes, über den Sport hinaus. Ob große oder kleine Vereine, überall gilt, ein Mitglied gleich eine Stimme. Das ist urdemokratisch und wird von den Vieren konterkariert. Die Vorstände von Bayer oder VW entscheiden, ob die beiden „Vereine“ in der nächsten Saison noch Bundesliga spielen. Bei RB ist es Mateschitz. Die TSG mag sich auf dem Papier emanzipiert haben, eine Entwicklung gegen die Interessen von Hopp ist jedoch undenkbar.
Ich bin kein Ultra, aber diese Entwicklung stört mich. Meinem Gefühl für Gerechtigkeit wird massiv widersprochen, wenn man denkt, sich mit den Gegebenheit abzufinden, sei die einzige Lösung. Für mich wäre eine denkbare Lösung, sich die Frage zu stellen und eine konkrete Antwort darauf zu finden, welche Art des (Profi-)-Fußballs wollen wir in Deutschland/Europa. Einen Fußball, in der die enormen Gelder an ausgewählte, geschlossene Zirkel gehen? Oder will die Mehrheit einen „fairen“ Wettbewerb, in dem die Deutsche Meisterschaft ein Traum vieler sein darf?
Mich interessiert die CL überhaupt nicht mehr. Das war nicht immer so. Nur ist es, wie mit einer verflossenen Liebe. Irgendwann ist aus dem Auge, aus dem Sinn. Die Pläne der FIFA, UEFA und auch des DFB und der DFL drehen sich in erster Linie um Gewinnmaximierung. Das ist nach meinem Verständnis nicht der Spirit des Fußballs.
Der Spirit des Fußballs ist die Freude am Spiel, sowohl der Spieler selbst, als auch die der Zuschauer. Ohne Zuschauer würde es den Fußball in dieser Form nicht geben. Es gibt unzählige Sportarten in Deutschland, die genau daran zu knabbern haben. Ohne die Vier würde die Bundesliga mindestens genauso gut, wenn nicht besser dastehen. Mir fallen spontan mehrere Vereine ein, die ich liebend gerne statt der Vier sehen würde. Die Vermischung von diversen, widerlichen Tatbeständen mit den Aktionen am Wochenende halte ich für kontraproduktiv. Ich bin kein Ultra, aber so manche Mixtur regt mich mehr auf, als die Protestaktion. Das Wesen des Protestes ist Aufmerksamkeit. Dieses Primärziel wurde erreicht. Wenn es jetzt noch gelingt, die Diskussion weg von der Empörungshysterie, hin zu einer sachlichen Auseinandersetzung zu führen, dann ist dem Fußball geholfen.
Alles was dem Fußball hilft, hilft auch uns. Wir alle lieben den Fußball. Ohne Fußball kein FC. Ohne Gegner, ohne Schiedsrichter kein Fußball. Ohne die Vier ist Fußball für mich vorstellbar, erstrebenswert und dabei bin ich kein Ultra.
Wenn Regeln oder ihre Umsetzung dem Fußball schaden, ist Protest legitim und notwendig. Denn Regeln dienen dem Fußball, nicht den Vier. Die aktuellen Regeln verhindern nicht, dass es bei den Vier bleibt. Da sympathisiere ich mit einer Regeländerung und dabei bin ich kein Ultra.
Um mich nicht missverstanden zu werden, grundsätzlich habe ich nichts gegen Ultras. Denn die sind eine sehr heterogene Gruppe, die sich vereint haben. Genauso wie wir, oder der Verein 1.FC Köln. Analog, gibt es auch innerhalb der Ultras verschiedenen Ansichten und Strömungen. Hinzu kommt, dass es sich fast ausnahmslos um junge Männer handelt, die innerhalb dieser Szene eine enorme Gruppendynamik erfahren. Viele von denen, lernen dort zum ersten Mal Gesellschaft kennen und wie man sich in Gesellschaft verhält.
Ultras verdienen keine pauschale Vorverurteilung. Denn sie sind die „jeder andere“. Auch sie haben Respekt verdient, ihre Meinung ist genauso relevant, wie die der Vier. Wer die besseren Argumente auf seiner hat, ist erst nach deren Austausch zu entscheiden. Es geht bei dem Thema auch um Deutungshoheit. Dabei herrscht keine Gleichheit der Waffen. Die Vier haben Mittel, die veröffentlichte Meinung zeitweise zu manipulieren und über Bande auch die „Kontrollorgane des Fußballs“.
Die Ultras haben „nur“ die Möglichkeit die Öffentlichkeit auf direktem Wege zu erreichen. Zum Beispiel in dem man ein Plakat hochhält.
Schöner Beitrag, der vieles auf den Punkt bringt, Ron. Vielen Dank!
Ein Ziel, wird immer wieder von mir verlangt, ein Ziel sollte ich haben. Mein Gott, muss ich da fragen, wo soll denn das hinführen? Christof Stählin
Ron, da hast Du wirklich ein paar gute Beiträge eingestellt! Auch von mir vielen Dank! Es geht ja schon lange vielen von uns so, daß uns der immer übler werdende Kommerz ankotzt, oder zumindest nicht amüsiert, auch wenn manche nicht müde werden, zu behaupten, daß die Zeit nicht zurückgedreht werden kann. Die Heuschrecken haben nun mal das Potenzial dieses schönen Sports entdeckt und fressen nun drauflos, so viel sie nur können. Mal sehen, was zum Schluß übrigbleibt. Mir macht diese Entwicklung schon lange keinen Spaß mehr, ich habe sogar fast schon aufgegeben, mich dafür zu interessieren. Vor allem, wenn der FC dann noch so vor sich hin dümpelt, wie vor kurzem noch. Der FC schafft es aber immer noch, mich zu begeistern. Steckt eben tief in mir drin, diese Fußballverrücktheit, die kann man wohl nicht so einfach loswerden. Und ich bin froh, daß sich unser neuer Spodi als eher besonnener Mensch gezeigt hat, der lieber einen Dialog hätte, als einfach mit draufzukloppen, wie es die ganzen bigotten Saubermänner a la Rummenigge und scheinbar geschulte, sehr gut vom System profitierende Spieler und Funktionäre nun tun. Danke dafür an Horst Heldt.
Abschließend noch was zu Hopp: für mich ist das ein ganz armer Mensch mit offensichtlich winzigem Selbstbewusstsein und jedenfalls ohne jede Souveränität. Der könnte sich doch wunderbar zurücklehnen und sich an dem erfreuen, was er sich "so hart" erarbeitet hat. Stattdessen dieser ganze Zirkus....
Ich werde niemals verstehen, wie man Menschen, die man nicht ansatzweise kennt, mit denen man nie ein Wort gewechselt hat, sei es gesprochen oder geschrieben, so abqualifizieren kann.